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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Magda
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 164 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Wow! Mit diesem Thriller habe ich mir die Nacht um die Ohren geschlagen, weil ich nicht aufhören konnte zu lesen! Ich muss unbedingt auch „Wolfskinder“ lesen, den ersten Thriller der Autorin.
Henrik, Nora und Fynn möchten ihren Urlaub im Haus von Henriks verstorbenem Großvater in Västernorrland in Schweden verbringen. Das Haus liegt mitten im Wald und ist sehr vernachlässigt. Henrik verbindet mit dem Haus Erinnerungen an Ferien in Schweden bei seinem Großvater. Als er im Wald ein Baumhaus entdeckt, kommen Erinnerungen an eine Begebenheit in ihm hoch, die er jahrzehntelang verdrängt hatte.
Als Fynn während eines Spiels mit seinem Vater verschwindet, ist Nora am Boden zerstört. Sie glaubt zu wissen, wer Fynn entführt hat und macht sich deswegen riesige Vorwürfe.
Rosa hat in forensischer Botanik promoviert, im Fokus ihrer Forschung steht die Auswirkung organischer Zersetzung auf die Vegetation, das heißt, sie untersucht wie sich Tierkadaver auf die Bäume in ihrer unmittelbaren Umgebung auswirken. Nachdem sie bei einer Grabung auf menschliche Knochen stößt, bittet die Polizei sie um Hilfe bei der Suche nach weiteren Skeletten, da in der Gegend in den vergangenen Jahren mehrere Kinder verschwunden sind.
Marla ist eins der verschwundenen Kinder. Sie wird von einem Mann in einem Baumhaus gefangen gehalten. Wenn er zu ihr kommt, wird sie einer strengen, beinahe militärischen Ausbildung unterzogen, manchmal nimmt er sie mit auf Elch- oder Bärenjagd.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Rosa, Henrik, Marla und Nora geschrieben. Am meisten mochte ich Rosa, die in ihrer Kindheit aufgrund ihrer seltsamen Art und ihrer morbiden Faszination an allem Totem eine Außenseiterin war. Zusammen mit ihrem Vater pflegt sie ihren Bruder, der nach einem Sportunfall querschnittsgelähmt ist.
Nora war für mich keine Sympathieträgerin. Ich fand es schlimm, dass sie ihrem Mann nicht vertraut und seine Aussagen grundsätzlich ins Reich der Fantasie verfrachtet oder ihn gar des Lügens bezichtigt hatte.
Es war faszinierend mit zu verfolgen, wie Henriks Erinnerungen an das Baumhaus und seinen geliebten Großvater wiederhergestellt wurden.
Die Auflösung war überraschend, der Weg dahin mit unvorhersehbaren Twists gepflastert. Ein spannender Thriller, den ich sehr gern weiterempfehle.

Bewertung vom 18.05.2024
Die Blumentöchter Bd.1 (eBook, ePUB)
Collins, Tessa

Die Blumentöchter Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Das wunderschöne Cover und der Blumenfarbschnitt haben mein Interesse für das Buch geweckt. Die Beschreibung im Klappentext erinnert an Die Sieben Schwestern-Reihe von Lucinda Riley, die ich sehr gern gelesen habe. Leider kann das Buch aber nicht mit der Riley-Reihe mithalten.
Dalia lebt bei ihren Großeltern auf Cornwall. Rose und Albert Carter besitzen eine große Gärtnerei, ihre fünf Kinder haben sie nach Blumen benannt: Camellia, Lilian, Sage, Cedar und Nara.
Camellia ist bei der Geburt ihrer Tochter Dalia gestorben. Dalia (28) ist Graphikdesignerin. Sie genießt das Leben auf dem Anwesen Blooming Hall, bedauert jedoch, dass sie weder ihre Mutter noch ihren Vater kennenlernen durfte.
Nach dem Tod ihrer Großmutter Rose findet sie einen Brief, den ihr Vater Riccardo an Rose geschrieben hat. Daraus geht hervor, dass er glaubt, dass Dalia genau wie ihre Mutter gestorben ist. Dalia fasst den spontanen Entschluss, in Mexiko nach ihrem Vater zu suchen.
Der Roman beschreibt abwechselnd Dalias Suche nach ihrem Vater in der Gegenwart und Camellias Zeit in Mexiko neunundzwanzig Jahre zuvor.
Wir bekommen eine Fülle von Informationen über Mexiko, diverse Maya-Kultstätten, mexikanische Traditionen, Feste, die mexikanische Esskultur und die dortigen Spezialitäten rund um Tortillas, die zu jeder Mahlzeit gereicht werden. „Sie fragte sich, ob sie jemals so viel gegessen hatte und wunderte sich, dass nicht die komplette Bevölkerung des Landes unter extremem Übergewicht litt.“ (S. 303) Stellenweise erinnert das Buch an einen Reiseführer, so detailliert werden die Maya-Stätten und Sehenswürdigkeiten beschrieben.
Camellia verliebt sich in Riccardo, Dalia verliert ihr Herz an Pablo. Dalia fühlt sich in Mexiko von Anfang an sehr heimisch, zumal sie Spanisch spricht und mit ihrem olivfarbenen Haar und den schwarzen Haaren wie eine Mexikanerin aussieht.
Sowohl Camellias als auch Dalias Geschichte sind vorhersehbar und halten kaum Überraschungen parat. Wie bereits erwähnt ist der Schreibstil eher nüchtern und wenig emotional. Leider konnte mich der Roman nicht fesseln, viele der 520 Seiten habe ich ab der Hälfte nur noch überflogen. Ich empfehle das Buch Leser*Innen, die sich für Mexiko und die Maya-Kultur interessieren und/oder Leser*Innen, die sich gern von leichter Frauenliteratur unterhalten lassen.

Bewertung vom 17.05.2024
Krähentage
Cors, Benjamin

Krähentage


ausgezeichnet

Krähentage ist der erste Thriller des Autors und das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Da ich den Thriller sehr spannend fand und den Schreibstil des Autors sehr mochte, freue ich mich schon auf auf seine Normandie-Krimis.
Jakob und Mila sind Teil des neu gegründeten Ermittlungsteams „Gruppe 4“, das sich auf Serienmorde spezialisiert hat. Jakob kehrt nach einer längeren Auszeit ins Präsidium zurück, Mila war vorher bei der Kriminalpolizei in Wien.
Bereits zu Beginn lernen wir den Täter und seine Vorgehensweise kennen. Elias ist ein Verwandlungskünstler, der seine Taten akribisch und detailverliebt vorbereitet.
Jakob und Mila suchen nach einer Verbindung zwischen den Opfern – die betagte Irene Nowak und der Jurastudent Ben Richter, die völlig unterschiedliche Leben an unterschiedlichen Orten führten.
Neben der Jagd nach dem Serienmörder beschäftigt sich Gruppe 4 mit brutalen Überfällen auf junge Frauen, die alle in der gleichen Siedlung wohnen, in der auch Irene Nowak gewohnt hatte.
Irene und Ben wurden von aggressiven Krähen getötet, an beiden Tatorten wird ein Zettel mit der gleichen Botschaft gefunden. Von einem Ornithologen erfahren sie, dass das Verhalten der Krähen von ihrem normalen Verhalten abweicht, es sind eigentlich friedliche Tiere.
Sowohl Jakob als auch Mila hüten Geheimnisse. Das von Jakob wird am Ende des Thrillers enthüllt, das von Mila bleibt noch im Verborgenen. Da der Epilog außerdem einen Cliffhanger enthält, hoffe ich sehr, dass die Reihe fortgesetzt wird.
Ich fand Krähentage sehr spannend. Die Vorgeschichte des Täters ist furchtbar traurig, rechtfertigt aber keineswegs seinen Rachefeldzug. Jakobs Geheimnis hat mich sehr überrascht, eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe. Ich freue mich auf weitere Ermittlungen der Gruppe 4 und bin sehr gespannt, was Milas Geheimnis ist. Krähentage ist nicht ganz so blutrünstig und grausam wie ich erwartet habe, und ich empfehle das Buch allen, die gerne Thriller und Krimis lesen.

Bewertung vom 14.05.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


ausgezeichnet

Was ein schöner und emotionaler Familienroman! Treibgut ist mein erstes Buch der Autorin, ich will auf jeden Fall weitere Bücher von ihr lesen.
Cape Cod, eine Halbinsel in Massachusetts: Der berühmte Meeresbiologe Adam Gardner feiert bald seinen 70. Geburtstag. Die Alterserscheinungen machen ihm zu schaffen, er will sich nicht damit abfinden, dass er nicht mehr der vor Kraft und Potenz strotzende Mann ist, der er früher war und leidet darunter, dass er keinen Enkelsohn hat und der Name Gardner mit ihm ausstirbt. Sein Sohn Ken ist Unternehmer und Lokalpolitiker. Genau wie sein Vater ist er sehr selbstbewusst und selbstsicher im Gegensatz zu früher, als er wegen seiner massigen Statur in der Schule gemobbt wurde.
Abby, 38, ist Kens jüngere Schwester. Die Mutter der beiden ist bei Abbys Geburt gestorben, da war Ken erst drei Jahre alt. Abby ist Lehrerin und eine erfolgreiche Malerin. Die Geschwister haben eine schwierige Beziehung, die von Kens Seite von Neid und Missgunst geprägt ist.
Steph verbringt mit ihrer Frau Toni und dem gemeinsamen Baby ihren Urlaub auf Cape Cod. Während ihrer Schwangerschaft hat sie erfahren, dass sie eine Erbkrankheit hat, die jedoch sonst niemand aus ihrer Familie hat. Sie möchte herausfinden, ob sie wirklich das leibliche Kind ihrer Eltern ist und hofft auf Antworten auf ihre Fragen auf Cape Cod.
Abbys und Kens Kindheit war vom Verlust ihrer Mutter überschattet. Adam verbrachte viel Zeit mit Ken beim Segeln, währenddessen hat sich Abby die Zeit mit dem Sammeln von Treibgut am Strand vertrieben. Adams liebevolle (?) Bezeichnung für seine Kinder war Kleine Monster…, Little Monsters lautet auch der Name der englischen Originalausgabe.
Der rote Faden, der sich durch das Buch zieht, sind die Vorbereitungen von Adams Geburtstagsfeier. Auf der Feier kommt es zu einigen unerwarteten Geschehnissen im Zusammenhang mit den Geschenken, die Adam von seinen Enkeltöchtern und seinen Kindern bekommt. Sowohl Ken als auch Abby haben sehr persönliche Geschenke für ihren Vater vorbereitet, an denen er sich jedoch nur bedingt erfreuen kann.
Ich mochte das Buch sehr, es macht Lust auf eine Reise nach Cape Cod mit Walbeobachtung und viel Zeit im und am Meer. Adam und Ken fand ich sehr unsympathisch, zwei Chauvinisten wie aus dem Bilderbuch. Abby und Steph hingegen sind der Gegenpol zu den beiden Männern, zwei tolle Frauen, die selbstbewusst und beruflich erfolgreich durchs Leben gehen.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so spannend fand ich es, die Geschehnisse rund um Adam und seine Kinder zu verfolgen. Ich empfehle das Buch allen Leser*Innen von tiefgründigen Familien- und Frauenromanen.

Bewertung vom 12.05.2024
In den Augen meiner Mutter
Leevers, Jo

In den Augen meiner Mutter


ausgezeichnet

Da mir schon Café Leben, der Debütroman der Autorin, sehr gut gefallen hat, habe ich mich sehr auf ihr neues Buch gefreut und bin nicht enttäuscht worden.
Es ist die Geschichte einer Mutter, die ihre Familie unter mysteriösen Umständen verlassen hatte und die ihrer Tochter, die diesen Verlust nie verarbeiten konnte.
Georgie ist mit ihrem Lebensgefährten Wilf aufs Land gezogen. Sie wollen in einem neu gebauten Ökohaus mit dem Baby leben, das Georgie in den nächsten Wochen zur Welt bringen wird.
Während Wilf auf einer Geschäftsreise ist, sieht Georgie im Internet ihre seit zwanzig Jahren verschollene Mutter Nancy. Nancy wird als Heldin gefeiert, nachdem sie in Schottland ein Kind gerettet hatte. Georgie bittet ihren Bruder Dan, mit ihr gemeinsam nach Schottland zu fahren und Nancy zur Rede zu stellen. Warum hatte sie damals ihre Kinder verlassen?
Nancy ist entsetzt, als ihr bewusst wird, dass ihr Gesicht im ganzen Land bekannt geworden ist, denn es bedeutet, dass sie wieder fliehen und sich woanders niederlassen muss.
In Rückblicken wird Nancys Geschichte erzählt. Von ihren Eltern hat sie nie echte Zuneigung oder Liebe erfahren. An der Universität verliebt sie sich in Frank, zeitgleich stellt ihr Dozent ihr nach. Mit einundzwanzig wird Nancy schwanger, Frank und sie heiraten. Schon zwei Jahre später kommt ihr Sohn Dan zur Welt. Sie ist unglücklich, hat Depressionen, sucht Trost im Alkohol. Als Georgie zwölf und Dan zehn Jahre alt ist, verlässt Nancy ihre Familie.
Georgie und Dan trauern um den Verlust ihrer Mutter, von der sie bis auf ein Treffen, das beinahe in einer Katastrophe geendet hätte, und eine einzige Postkarte nie wieder was gehört haben. Schon kurze Zeit nach Nancys Verschwinden zieht Irena bei Frank und seinen Kindern ein.
Doch es bleibt nicht bei dem einen Verlust, den die beiden bewältigen müssen. Auch Finn, Dans bester Freund und Georgies früherer Lebensgefährte, stirbt und lässt Georgie und Dan voller Schuld und Trauer zurück.
Auf der langen Reise nach Schottland kommen sich die Geschwister, die sich nach Finns Tod entfremdet hatten, wieder näher. Sie sprechen über ihre traurige Kindheit, Finns tragischen Tod, Dans Partnerschaft, seinen Job.
Ich liebe den Schreibstil der Autorin. Was für eine Geschichte, berührend und tiefgründig! Bei der Schilderung des Geburtsvorgangs, dem Einsetzen der Wehen, der Fahrt ins Krankenhaus hatte ich Gänsehaut, eine unheimlich gute und einfühlsame Beschreibung. Es war tragisch über Georgies Verzweiflung und ihre Schuldgefühle zu lesen. Als ihr Vater sie zur Therapie schickt, glaubt sie, dass ihr diese helfen soll, „damit fertigzuwerden, dass sie so wenig liebenswert war, dass ihre Mutter sie verlassen hatte.“
Das Ende hat mir sehr gut gefallen, endlich wurden die vielen Geheimnisse von Nancy, Frank, Georgie und Dan aus der Welt geschaffen. Gegen Ende gab es eine überraschende Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe. „Letztendlich war es eine Konstellation von Menschen und Ereignissen, die zum falschen Zeitpunkt aufeinandertrafen. Jemand hat einen Fehler gemacht, dann ein anderer und so weiter. Kein Einzelner trägt die alleinige Schuld, und niemand ist gänzlich unschuldig.“ Von mir gibt es eine große Leseempfehlung für diesen einfühlsamen und tiefgründigen Frauen- und Familienroman.

Bewertung vom 11.05.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


sehr gut

Das fast 600 Seiten starke Epos war mein erstes Buch der Autorin. Es ist die Geschichte von Ulysses und Evelyn, die sich zum ersten Mal 1944 in Italien begegnen. Der junge Soldat und die 60jährige Kunsthistorikerin mögen sich auf Anhieb, sie unterhalten sich lange über Kunst und Literatur, erst dreißig Jahre später sollen sie sich wiedersehen.
1953: Ulysses verlässt London und zieht nach Florenz. Cress, einer seiner besten Freunde, und Pegs Tochter Alys begleiten ihn. Die drei leben sich schnell in Italien ein und machen in ihrem Palazzo eine Pension auf. Nebenher beschäftigt Ulysses sich mit der Herstellung von Globen, ein Handwerk, das er von seinem Vater gelernt hatte.
In dem Roman kommt neben sehr vielen Charakteren auch der Papagei Claude vor. Claude gehört Col, dem Besitzer des Pubs Stoat and Parrot. Cress nimmt Claude mit nach Italien, und der Papagei kommentiert alle Geschehnisse mit altklugen Sprüchen, was ich sehr unglaubwürdig fand.
Peg ist Ulysses‘ große Liebe, die beiden sind zusammen aufgewachsen. Während des Krieges verliebt sie sich in Eddy, einen amerikanischen Soldaten. Peg wird Mutter einer Tochter, Alys, und wartet und hofft auf Eddys Rückkehr nach London.
Ich konnte nicht nachvollziehen, warum Peg ihre fünfjährige Tochter mit Ulysses nach Italien gehen ließ. Alys vermisst ihre Mutter ihre ganze Kindheit über, sie fühlt sich ungeliebt und verstoßen.
Alys wird im Buch fast immer nur die Kleine genannt, auch als Erwachsene, was mich ziemlich gestört hat. Warum konnte man nicht einfach den schönen Namen Alys verwenden? Ebenso hat es mich gestört, dass Ulysses‘ Nachbarin immer nur „die betagte Contessa“ genannt wurde.
Nicht gefallen hat mir, dass die gleichgeschlechtlichen sexuellen Begegnungen als schön und erfüllend beschrieben wurden, während das Zusammensein von Peg mit ihren Männern immer nur als belangloses und schnelles Rein und Raus beschrieben wurde.
1966 wurde Florenz überschwemmt, sehr viele Kunstwerke wurden zerstört, Tausende von Einwohnern verloren ihr Obdach. Zu den Aufräumarbeiten kamen Helfer*Innen aus der ganzen Welt, auch die mittlerweile 80jährige Evelyn.
Ich finde, dass es in dem Roman zu viele Charaktere gibt, die den Lebensweg von Ulysses und Evelyn kreuzen: Massimo, Pete, Col, Romy, Jem, Dorothy, Julia, die betagte Contessa, um nur einige zu nennen. Ulysses stand viel mehr im Mittelpunkt als Evelyn, von der wir viel weniger erfahren. Ich mochte ihn sehr, er war sympathisch und ein liebevoller Pflegevater für Alys.
Der Roman hätte mir in einer gekürzten Version besser gefallen, er hat viele Längen. Die Autorin hat in „Das Fenster zur Welt“ ihre Liebe zu Florenz ausgedrückt und die Geschichte des Protagonisten mit der von Florenz in den 1950er bis 1970er Jahren verknüpft. Bis auf die genannten Kritikpunkte hat mir der Roman gut gefallen, und ich empfehle ihn gerne weiter an Leser*Innen von historischen Romanen und alle, die Florenz und Italien lieben.

Bewertung vom 06.05.2024
Die Radleys
Haig, Matt

Die Radleys


ausgezeichnet

Fantasy ist eigentlich nicht mein Genre, aber bei Vampiren kann ich nicht widerstehen. Seit ich „Das Interview mit einem Vampir“ und „Twilight“ gesehen habe, faszinieren sie mich. „Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig war für mich ein Lesehighlight, was ein weiterer Grund für mich war, „Die Radleys“ zu lesen.
Die Radleys, das sind Peter und Helen und ihre Kinder, die 15jährige Clara und der 17jährige Rowan, sie sind Abstinenzler, das heißt nicht praktizierende Vampire. Nach Rowans Geburt haben Peter und Helen beschlossen, ein Leben als eine normale Familie zu führen und ihre Blutsucht zu unterdrücken. Die Folge davon sind häufige Migräne, Unwohlsein, permanente Schwäche, Schlaflosigkeit und bei Rowan kommt noch Hautausschlag hinzu. Tiere ergreifen die Flucht, sobald sie einem der Radleys begegnen, um bei Tageslicht zu überleben, benötigen sie Sunblocker.
Als Clara eines Abends von ihrem Mitschüler Stuart in einen Hinterhalt gelockt und sexuell belästigt wird, beißt sie zu. Nachdem sie Blut gekostet hat, wachsen in ihr unmenschliche Kräfte, sie kann mit dem Blutsaugen nicht mehr aufhören und tötet Stuart. Nach der Tat bittet sie ihre Eltern um Hilfe. Diese kümmern sich um die Beseitigung der Leiche, und es bleibt ihnen nichts Anderes übrig, als den Kindern das Familiengeheimnis zu verraten.
Peter begeht einen großen Fehler, er ruft seinen Bruder Will an, der praktizierender Vampir ist. Seit Peter abstinent lebt, hat er sich von Will distanziert. Will führt ein ausschweifendes Vampirleben, wechselt häufig seinen Aufenthaltsort und hinterlässt überall Leichen. Peters Frau Helen ist Wills große Liebe.
Das Buch ist unterteilt in die Kapitel Freitag – Montag und Wenige Nächte später. Zwischendurch sind Kapitel aus dem Handbuch für Abstinenzler abgedruckt, welches Peters und Helens wichtigstes Nachschlagewerk ist. Ich habe mit den Abstinenzlern gelitten, die nur aus Menschen- oder Vampirblut Kraft schöpfen können und ohne dieses Lebenselixier schwach und antriebslos sind. Die „bösen“ praktizierenden Vampire hingegen sind stark und kraftvoll, können fliegen und bleiben für immer jung.
Der Vampir-/Kriminalroman hat mir sehr gut gefallen, das Ende fand ich äußerst gelungen. Ich empfehle das Buch allen, die gern Vampir- und/oder Kriminalromane lesen, da hier eine gelungene Mischung aus beiden Genres vorliegt.

Bewertung vom 02.05.2024
Das Licht der Fjorde (eBook, ePUB)
Kabus, Christine

Das Licht der Fjorde (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Autorin schreibt vorwiegend Romane, die in Norwegen spielen. Das Licht der Fjorde ist der erste Norwegen-Roman, den ich von ihr gelesen habe. Ein wunderbarer historischer Roman, durch den ich viel über Norwegen im 2. Weltkrieg und in den 1970er Jahren erfahren habe.
Stavanger, 1941: Solveig arbeitet als Übersetzerin für die deutschen Besatzer. Die Norweger werden von den Nazis aufgrund ihres arischen Aussehens relativ gut behandelt. Einige Norweger fügen sich, andere begehren gegen die Besatzer auf, indem sie symbolische Nadeln oder Mützen tragen, Flugblätter drucken oder Waffen schmuggeln.
Solveig verliebt sich in den Ingenieur Roar, der mit ihrem Vater zusammenarbeitet. Schon bald unterstützt sie ihn im Widerstand gegen die Besatzer.
Stavanger, 1971: Der amerikanische Ingenieur Roger Cole wird aus Los Angeles nach Norwegen versetzt, wo er die Arbeiten auf einer Ölbohrinsel beaufsichtigen soll. Seine Frau und die beiden Kinder ziehen mit ihm nach Norwegen. Die 18jährige Lizzy vermisst ihre beste Freundin und die Großeltern, doch schon bald lernt sie Erik, seine Schwester Reidun und seinen Freund Ole kennen. Erik und Ole arbeiten als Taucher auf der Bohrinsel, um sich von dem Verdienst ihren Traum von einer eigenen Flugfirma zu verwirklichen.
In Briefen an ihre Freundin Shirley berichtet Lizzy von ihrem Leben in Norwegen. Aus Liebe zu Erik und um sich schneller einzuleben lernt sie Norwegisch. Was Lizzy sehr belastet, ist das merkwürdige Verhalten ihres Vaters, der kaum noch zuhause und mit den Gedanken häufig abwesend ist. Roger ist gebürtiger Norweger, er ist in den 1940er Jahren nach Amerika ausgewandert. Über sein Leben in Stavanger vor seiner Auswanderung schweigt er sich aus.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Über Norwegen und den Widerstand während der Besatzungszeit wusste ich bisher sehr wenig. So habe ich auch erfahren, dass fast 380.000 deutsche Soldaten in Norwegen stationiert waren. Sehr interessant fand ich auch die Informationen über die Arbeit der Taucher auf der Bohrinsel und das Leben der amerikanischen Einwanderer in den 1970er Jahren in Stavanger. Die Autorin hat einen flüssigen und atmosphärischen Schreibstil, der mir sehr gut gefällt. Ich freue mich auf weitere Norwegen-Romane aus ihrer Feder und empfehle den Roman allen Leser*Innen von historischen Romanen und allen, die Norwegen kennen und lieben oder dieses wunderschöne Land zunächst über die Bücher von Christine Kabus kennenlernen wollen.

Bewertung vom 01.05.2024
Das Mondscheincafé
Mochizuki, Mai

Das Mondscheincafé


ausgezeichnet

Das kleine Büchlein mit 200 Seiten fällt aufgrund seines schönen Covers auf, das im Dunklen leuchtet. Auf dem Cover sieht man den Wohnwagen, in dem Katzen ein Café betreiben. Das Café erscheint in Vollmondnächten und immer nur für eine kurze Zeit.
Mizuki Serikawa schreibt Drehbücher für Videospiele, früher war sie sehr erfolgreich, doch mittlerweile bekommt sie kaum noch Aufträge. Als die Regisseurin Akari Nakayama sie um ein Treffen bittet, setzt Mizuki große Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit. Nach dem Treffen macht sie einen Spaziergang am Ufer des Kamogawa-Flusses und entdeckt einen Wohnwagen, neben dem ein Lampion mit der Aufschrift MONDSCHEINCAFE hängt. Davor stehen ein paar Tische mit Stühlen. Mizuki wird von einem menschengroßen Tuxedo-Kater namens Merkur bedient, der von einer schneeweißen Perserkatze namens Venus unterstützt wird. Der Chef des Cafés, der Meister, ist ein siamesischer Kater namens Saturnus.
Mizuki erfährt, dass sie sich mit ihren 40 Jahren in der Marsperiode befindet. Unsere Lebensphasen sind nach den Planeten des Sonnensystems benannt: Die Mondphase dauert von der Geburt bis zum siebten Lebensjahr, danach folgt die Merkurperiode (8.-16. Lebensjahr), die Venusphase (16.-25. Lebensjahr), die Sonnenphase (26.–35. Lebensjahr), die Marsphase (36.-45. Lebensjahr), Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto.
Es ist wichtig, jede Lebensphase richtig abzuschließen, andernfalls können keine Fortschritte erzielt werden. „Jede Lebensphase hat ihre gewissen Lektionen, und wenn man eine verpasst, dann benötigt man Nachhilfeunterricht.“ (S. 46)
Der Katzenmeister erstellt Mizuki ihr Geburtshoroskop, am Nachthimmel erscheint ihr Geburtsdiagramm, in dem er ihren Lebenslauf erkennen kann. „Das Geburtshoroskop umreißt gewissermaßen das eigene Schicksal. Man kann es auch als Lebenskompass bezeichnen. Aber vor allem zeigt es uns, wer wir selbst sind. Sich selbst zu kennen, ist immer der erste Schritt auf der Suche nach dem persönlichen Weg.“ (S. 200)
Seit etwa zwanzig Jahren leben wir im Zeitalter des Wassermanns, die zweitausend Jahre davor nennt man das Zeitalter der Fische, der Übergang vollzieht sich allmählich. Mizuki erkennt, dass ihre Drehbücher nicht mehr zeitgemäß sind und nicht in das gerade angebrochene Aquarius-Zeitalter passen.
Weitere Kundinnen im Mondscheincafé sind die Regisseurin Akari Nakayama und die junge Schauspielerin Satsuki Ayukawa. Akari ist beruflich erfolgreich, sehnt sich aber nach einem Partner und ist heimlich in den Stylisten Jirō verliebt. Als sie im Gespräch mit ihm erwähnt, dass sie nach einer zweiten Stylistin sucht, empfiehlt er Megumi Hayakawa, eine Sandkastenfreundin von ihm.
Satsuki Ayukawa ist junge Schauspielerin, die einem Shitstorm ausgesetzt wird, der dazu führt, dass sie ihre Hauptrolle verliert.
Mizumoto ist Inhaber einer IT-Firma. Er erstellt eine Website für Megumi, die den Friseursalon ihrer Eltern übernommen hat.
Im Epilog erfahren wir, was die Kunden und Kundinnen des Mondscheincafés verbindet und warum gerade sie dafür ausgewählt wurden, von den Katzen Ratschläge für ihr Leben zu erhalten.
Das Buch ist ein märchenhafter Ausflug in die Welt der Astrologie. Es hat mich auf Geburtshoroskope neugierig gemacht. Ob unsere Schwächen und Stärken und der grobe Lebenslauf tatsächlich schon bei der Geburt vorgezeichnet sind? Die Rahmenhandlung und die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Ich empfehle das Büchlein allen, die gerne japanische Literatur lesen und natürlich allen, die sich für Astrologie interessieren.

Bewertung vom 26.04.2024
The Hike
Clarke, Lucy

The Hike


ausgezeichnet

Auch in diesem Roman geht es wie in "One of the Girls" um mehrere junge Frauen, die gemeinsam ein paar Urlaubstage verbringen. Dieses Jahr geht es für vier Tage nach Norwegen auf den Berg Blåfjell.
Liz, Joni, Maggie und Helena, alle Anfang 30, kennen sich bereits seit ihrer Schulzeit.
Maggie stellt Kunstwerke aus gepressten Blumen her und verkauft sie in ihrem Online Shop. Sie ist alleinerziehende Mutter einer Dreijährigen, die sie bereits am Flughafen vermisst. Sie macht sich Sorgen, ob ihre Kondition für die Wanderung ausreicht, da sie keine Zeit für Fitnessübungen hatte.
Joni ist erfolgreiche Rocksängerin, sie füllt riesige Hallen auf der ganzen Welt. Für den Mädelstrip unterbricht sie ihre Deutschlandtournee und überrascht ihre Freundinnen.
Liz ist Ärztin und hat zwei Kinder, sie ist mit ihrem Jugendfreund Patrick verheiratet.
Helena ist Single, sie betreibt eine Eventagentur, die Großveranstaltungen organisiert. Sie arbeitet fast rund um die Uhr.
In der Pension, in der die Freundinnen die erste Nacht verbringen, erfahren sie, dass Maggie Karin ähnelt, einer jungen Frau, die vor einigen Monaten von einer Wanderung nicht zurückgekommen ist. Sie werden vor dem Aufstieg auf den Blåfjell gewarnt, es sei ein unheimlicher Ort. Zu guter Letzt erfährt Liz vom bevorstehenden Wetterumschwung, was sie jedoch für sich behält.
Das Buch besteht aus mehreren Teilen: Prolog, Ankunftstag, Erster Tag bis Vierter Tag + Danach. In kurzen Kapiteln wird die Wanderung aus der Sicht der vier Frauen und Leif geschildert wird, der parallel auf der Suche nach der verschwundenen Karin ist.
Der Roman ist sehr atmosphärisch und hat mich in die Wildnis Norwegens versetzt. Der Spannungsbogen ist konstant, die vier Freundinnen werden mit Konflikten, Vorwürfen und alten Verletzungen konfrontiert. Das Finale ist purer Nervenkitzel. Ich mochte das Buch sehr und spreche eine große Leseempfehlung aus.