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Prettytiger
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Bewertungen

Insgesamt 82 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2011
Nebelbann / October Daye Bd.2
McGuire, Seanan

Nebelbann / October Daye Bd.2


ausgezeichnet

Ein weiterer spannender Fall wartet auf die Privatdetektivin Toby, als sich Sylvesters Nichte, die Gräfin January von Zahmblitz für längere Zeit nicht bei ihrem Onkel meldet. Er bittet Toby, in Zahmblitz nach dem Rechten zu sehen. Als Begleitung schickt er den unerfahrenen Quentin, der sich einige Tricks von October abschauen soll. Gemeinsam erreichen die beiden die Grafschaft Zahmblitz. Doch dort scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Denn in Januarys Umfeld wurden mehrere Fae ermordet. Alle auf die gleiche grausige Art und Weise. Einstiche in den Unterarmen und am Hals scheinen ihnen die Seele ausgesaugt zu haben. Doch als Toby die Ermittlungen aufnimmt, gerät sie selbst ins Visier des unheimlichen Mörders...

Für mich persönlich stand dieser Roman im starken Gegensatz zum ersten Buch der Reihe. Hatte mich dieser nur gelegentlich fesseln können, so strotzte der zweite Band förmlich vor Spannung und packenden Momenten, sodass es schwer war, das Buch auch nur für kurze Zeit aus der Hand zu legen. Es stellt sich immer wieder die Frage nach dem Mörder und sollte sich im Verlauf der Handlung ein Verdachtsmoment herausbilden, so wurde dieses jedoch erst am Ende des Romans bestätigt. Dadurch wurde die Spannung stetig aufrechterhalten und man konnte nie genau wissen, wer das nächste Opfer sein wird. Auch die Art und Weise der Morde wurde auf spektakuläre Weise dargestellt und es hat wirklich Spaß gemacht, mitzufiebern, und am Ende herauszufinden, wie es der Mörder geschafft hat, die Opfer ihrer Seele zu berauben.

Mit Detailgenauigkeit und liebevollen Beschreibungen schafft es Seanan McGuire dabei, dem Leser die fremdartige Welt der Feen näherzubringen. Besonders schön finde ich persönlich dabei die Vorstellung vom Duft der Magie. Denn jede Fae sondert einen signifikanten Duft ab, sobald sie einen Zauber wirkt. Jeder Geruch ist dabei einzigartig und der Autorin gelingt es, diesen durch das Lesezimmer fluten zu lassen, während man tief in der Geschichte verwurzelt ist. Tobys Magie duftet beispielsweise nach frisch geschnittenem Gras und Kupfer.

Für mich war dieser Roman eine wirkliche Überraschung! Eine Mischung aus Krimi, Thriller und Fantasy, die einfach süchtig macht. Auch der dritte Band wird den Weg in mein Bücherregal sicherlich finden!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2011
Der Abschiedsstein / Das Geheimnis der Großen Schwerter Bd.2
Williams, Tad

Der Abschiedsstein / Das Geheimnis der Großen Schwerter Bd.2


ausgezeichnet

Am Ende des letzten Romans stellte sich heraus, dass der Sturmkönig, ein Abtrünniger des Feenvolkes der Sithi, an den Menschen Osten Ards Rache üben will. Lediglich die drei mythischen Schwerter Leid, Dorn und Minneyar stellen einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Menschheit dar. Denn mit deren Hilfe hoffen sie alle, den Sturmkönig endgültig bannen zu können. Jedoch befindet sich das Schwert Leid bereits in den Händen des Hochkönigs Elias. Um zu verhindern, dass dieser nun auch in den Besitz der anderen beiden Schwerter gelangt, wurden Simon und seine Freunde auf die Suche nach Dorn geschickt. Nach einem schweren Kampf gelingt es ihnen, das Schwert an sich zu bringen, doch geraten sie dabei in die Gefangenschaft der Qanuc. Binabik, der ebenfalls zu deren Volk gehört, soll in seiner Heimat wegen Eidbruch nun jedoch verurteilt werden...

Ohne große Einschübe knüpft der Autor genau am Ende des ersten Bandes an, sodass der Einstieg in die Geschichte besonders leicht gelingen kann. Da der Leser mit allen Figuren schon vertraut ist, beginnen auch schon die ersten Seiten wirklich spannend, denn es muss um das Leben des kleinen Mannes, Binabik, gebangt werden, der dem Leser durch seine herzlichen Ratschläge schon im letzten Band sehr ans Herz gewachsen ist. Auch das Schicksal des Prinzen Josua scheint ungewiss und so ist es schon zu Beginn sehr schwer, das Buch, sei es auch ur für eine kurze Weile, aus der Hand zu legen.

Nicht nur die Handlung schreitet im zweiten Band der Reihe mit Siebenmeilenstiefeln voran, auch die Figuren zeigen an vielen Stellen bisher ungekannte Charaktereigenschaften, die jeden einzelnen von Ihnen einzigartig und realistisch erscheinen lässt. Besonders bei Simon, der im ersten Buch auf Grund seiner Tollpatschigkeit noch des Öfteren als "Mondkalb" bezeichnet wurde, ist die charakterliche Veränderung deutlich spürbar. Denn im zweiten Band hat er sich durch Mut und Tapferkeit den Titel "Schneelocke" errungen, der ihm vom Sithiprinz Jiriki höchstpersönlich gegeben wurde.

Obwohl der Roman wirklich anspruchsvollen Lesestoff darstellt, gelingt es dem Autor, seine Erzählung niemals langatmig wirken zu lassen. Dabei berichtet er stets aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, behält es sich jedoch vor inmitten eines Kapitels die Sichtweise zu verändern, sodass der Leser stets einen guten Überblick beibehält. Mit Simon und Binabik hat der Leser die Möglichkeit bekommen, wahre Freundschaft, sowie Treue unter Kameraden auch in Kriegszeiten kennenzulernen. Doch das Schicksal der beiden ist auch mit Leid, Blut und vielen Grausamkeiten verbunden, die sich an einigen Stellen nur sehr schwer lesen lassen.

Fazit: "Der Abschiedsstein" ist ein wirklich grandioser zweiter Teil der Osten Ard Saga. Liebevoll und detailverliebt erzählt, entführt er den Leser in eine unbekannte neue Welt, voller Spannung und atemberaubenden Nervenkitzel. Ich freue mich deshalb schon wirklich auf den dritten Band, der auch schon in meinem Regal bereitsteht.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2011
Alpengrollen / Exkommissar Max Raintaler Bd.1
Gerwien, Michael

Alpengrollen / Exkommissar Max Raintaler Bd.1


gut

Wieder einmal zieht es den pensionierten Exkommissar Max Raintaler zum Skifahren in die Berge. Um sich dabei selbst einmal etwas Schönes zu gönnen bucht er deshalb einige Tage Wellnessurlaub in einem angesehenen Hotel in Kitzbühel. Den Höhepunkt seiner Reise soll jedoch das Hahnenkammrennen bilden, das er sich dieses Jahr zum ersten Mal live vor Ort ansehen will.

Auch die Tochter von Monis bester Freundin Anneliese macht in Kitzbühel einige Tage Urlaub mit ihren Freundinnen. Als diese sich jedoch einige Tage nicht bei ihrer Mutter meldet, wendet sich diese sofort an Max und ringt ihm das Versprechen ab, nach ihrer Tochter Ausschau zu halten. Von dieser Aufgabe ist er natürlich alles andere als begeistert, denn wer hat nicht im Urlaub besseres zu tun, als einem vorlauten Gör nachzurennen. Doch Max fügt sich in sein Schicksal und begibt sich auf die Suche nach dem vermissten Mädchen...

Ein allwissender Erzähler führt den Leser dieses Romans durch verschneite Winterlandschaften und kleine Bergdörfer, die vom Autor so detailliert beschrieben werden, dass alles genau vorstellbar und greifbar erscheint. Durch die Darstellung der verschiedenen Dialekte entsteht zudem eine heimelige, rustikale Atmosphäre, die zum Wohlfühlen einlädt. Dem Leser wird dabei Einsicht in die Gedanken eines jungen Mädchens gewährt, das von brutalen Männern in einem dunklen Keller gefangen gehalten wird. Bis zum Ende des Romans wird nicht aufgedeckt, wer die Entführte ist. So kommt während dieser kurzen Sequenzen immer wieder Spannung auf, denn man möchte eigentlich von Anfang an wissen, wen ein solch grausames Schicksal ereilt hat. Außerhalb dieser Kapitel plätschert die Erzählung jedoch leider wenig spannend vor sich hin.

Auch die Kriminalfälle wirken leider zu überladen und teilweise aufgesetzt. Zusätzlich schade ist es, dass sich der Klappentext lediglich auf die letzten 50 Seiten des Romans bezieht, wohingegen im Rest des Buches vor allem die vermisste Tochter von Monis Freundin Annie eine wichtige Rolle spielt. Auch der im Klappentext erwähnte "gemütliche[n], wie trinkfeste[n] Kitzbüheler Gendarm" Alois hat lediglich einen Kurzauftritt in zwei Kapiteln und gerät dabei nur rein zufällig in Kontakt mit Max "Ermittlungen". Auch der erwähnte Anschlag auf die Rennstrecke nur nebenbei erwähnt wird und mit dem Fortschreiten der Geschichte kaum etwas zu tun hat.

Fazit: Ein Roman, der durch die Beschreibung der deutschen und österreichischen Lebensart, sowie wunderschöne Landschaftsbeschreibungen Sympathiepunkte beim Leser sammeln kann. Inhaltlich gesehen bleibt der Kriminalroman jedoch leider etwas blass und nur an wenigen Stellen gelingt es dem Autor, wirkliche Spannung aufzubauen.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2011
Drei Wünsche hast du frei
Pearce, Jackson

Drei Wünsche hast du frei


sehr gut

Nach der Trennung von ihrem Freund Lawrence, fühlt sich die 16 jährige Viola für ihre Mitmenschen "unsichtbar", schüchtern und hat nicht mehr das Gefühl wirklich dazuzugehören. Sie wünscht sich jedoch nichts sehnlicher, als anderen Menschen wieder nahe zu sein, etwas mit Freunden zu unternehmen und ihre Leben endlich wieder genießen zu können. Da ihr Wunsch rein ist und aus tiefstem Herzen kommt, wird ein Dschinn mit der Aufgabe Viola drei Wünsche zu erfüllen, aus Caliban zu ihr entsandt. Jedoch ist es alles andere als einfach für den Dschinn, seiner neuen Herrin einen Wunsch abzuringen. Denn Viola möchte sich ihre Wünsche sorgfältig überlegen. So ist Dschinn also dazu gezwungen, auf der Erde zu verweilen. Doch Dschinn bedeutet Viola bald mehr als seine eigene Heimat und er gerät in Konflikt mit dem Rat der Dschinn. Zwischen den beiden bahnen sich jedoch trotz aller Unannehmlichkeiten langsam zärtliche Gefühle an.

Die Sprache der Autorin bleibt während des gesamten Romans stets locker, leicht und flüssig zu lesen, sodass der Lesefluss an keiner Stelle des Romans ins Stocken geraten kann. Meiner Meinung nach drückt die Figur Violas die Gefühle moderner Jugendlicher aus, sodass diese sich wirklich gut mit ihr identifizieren können. Doch auch Dschinn werden durch Viola wichtige menschliche Werte, wie Freundschaft, Zuneigung und Zusammenhalt nähergebracht, die er in der anonymen Welt der Dschinn nicht kennenlernen durfte.

Da das Hauptaugenmerk der Autorin deutlich auf den drei wichtigsten Personen des Romans liegt, bleiben zumeist die anderen Nebencharaktere etwas blass und treten in den Hintergrund zurück. Dadurch erscheint die Geschichte an vielen Stellen vorhersehbar und sehr einfach gestrickt, da die Nebencharaktere kaum etwas zur Handlung beitragen. Im Gesamtbild erschien das aber nicht weiter störend, da vor allem die Gefühle im Vordergrund standen und sich der Leser in diese stets sehr gut einfühlen konnte.

Einen Kritikpunkt liefert jedoch die deutsche Übersetzung, denn dort verwenden alle Jugendlichen wirklich oft das Wort "Yeah", um ihre Zustimmung auszudrücken. An diesen Stellen hätte ich mir persönlich etwas mehr Erfindergeist erwartet, da dieses kleine Wörtchen auf Dauer doch schon sehr störend erscheint und den intelligenten Eindruck, den die Hauptpersonen eigentlich machen schnell wieder zerstört. Neben einer romantischen Liebesgeschichte bietet dieser Roman jedoch auch fesselnde, dramatische Szenen, die das Gesamtpaket gelungen abrunden. Durch diese vielen emotionalen Aspekte vermag die Erzählung den Leser wirklich zu fesseln, sodass die Lektüre einen wahren Genuss darstellt.

Ein Roman, der vor allem junge Mädchen im Alter von 12 - 14 anspricht. Eine wunderschöne Liebesgeschichte, gewürzt mit einem Hauch Dramatik und einem herzerweichenden Happy End, die das Herz vieler Mädchen höher schlagen lässt.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2011
Die Schlacht um das Labyrinth / Percy Jackson Bd.4
Riordan, Rick

Die Schlacht um das Labyrinth / Percy Jackson Bd.4


ausgezeichnet

Der Titan Kronos ist im Begriff, ein Heer zusammenzustellen, um die Macht der Götter endgültig zu untergraben. Doch zunächst will er mit der Hilfe von Luke, einem Sohn des Hermes, das Half Blood Camp vernichten. Um an dessen Sicherheitsvorkehrungen vorbei zu gelangen, hat er sich einen perfiden Plan ersonnen. Das Heer der Titanen soll durch das Labyrinth des Dädalus, das einen direkten Ausgang im Camp hat, geführt werden. Jedoch ist eine Orientierung in diesem sich ständig verändernden Labyrinth ohne den Faden der Ariadne unmöglich. Chiron, ein Mitarbeiter des Half Blood Camps, möchte alles in seiner Macht stehende tun, um die Halbgötter sicher zu wissen. Aus diesem Grund schickt er Annabeth, gemeinsam mit Percy, Tyson und Grover hinab in das dunkle Labyrinth, in der Hoffnung, sie mögenden Faden noch vor Luke und seinen Spießgesellen finden. Es beginnt ein nervenaufreibender Wettlauf gegen die Zeit...

Für mich hat sich der Einstieg in den Roman leider sehr schwer gestaltet, da ich mit dem vierten Band in die Reihe gestartet bin. Ohne weiteres Vorwissen ist ein Quereinstieg deshalb nicht empfehlenswert und man sollte sich entweder ein angemessenes Vorwissen aneignen, oder die vorhergehenden Bände gelesen haben, um den vollen Lesegenuss auskosten zu können.

Während des gesamten Romans wird die Geschichte aus Percys Sicht wiedergegeben, wobei der Leser an vielen Stellen auch persönlich angesprochen wird. Die sprachliche Gestaltung ist stets sehr leicht verständlich und lässt sich flüssig lesen, sodass sie für ein Jugendbuch richtig geeignet scheint. Es kommen weder Schimpfwörter, noch andere obszöne Begriffe vor, sodass Kinder ab etwa 12 Jahren diesen Roman ohne Bedenken lesen können. Das Buch ist wirklich spannend geschrieben und nichts kann den packenden Lesefluss stoppen, jedoch lockern gelegentliche humorvolle Dialoge jede noch so angespannte Situation schnell wieder auf. Der Leser wird so selbst ein Teil der gefährlichen Mission im Labyrinth und kann vollends in Percys Abenteuer eintauchen.

Als gelungen kann auch die Thematik der gesamten Buchreihe angesehen werden. Denn auf fantasievolle Weise gelingt es dem Autor auch den jüngsten Lesern, die Welt der griechischen Mythologie ein Stückchen näher zu bringen. Durch die Erzählung wirkt die Götterwelt des antiken Griechenlands lebendig und der Leser hat die Möglichkeit, viele Heldensagen und Mythen kennenzulernen. Ein ausführliches Glossar erleichtert dabei den Umgang mit den vielen verschiedenen mythischen Wesen.

Ein wirklich schöner Jugendroman, der aber auch viele Erwachsene auf Grund seiner interessanten Thematik sicherlich begeistern kann!

12 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2011
Die Kastellanin / Die Wanderhure Bd.2
Lorentz, Iny

Die Kastellanin / Die Wanderhure Bd.2


sehr gut

Als Kaiser Sigismund die aufkommenden Unruhen im Böhmerland nicht mehr niederzuringen vermag, ergeht der Aufruf an alle Getreuen seines Landes, sich mit Truppen bei Nürnberg einzufinden, um den Kampf des Kaisers zu unterstützen. Auch Michel Adler, vernimmt als treuer Gefolgsmann diese Botschaft und verlässt schon tags darauf die Sobernburg, um sich mit einer kleinen Schar dem kaiserlichen Heer bei Nürnberg anzuschließen. Viele Monate ziehen ins Land, ohne dass Marie Nachricht vom Verbleib ihres Mannes erhält. Marie ist schwanger und die Ungewissheit zehrt an ihren Nerven. Doch noch bevor sie ihr Kind zur Welt bringen kann, erfährt sie von einem Boten, dass ihre geliebter Ehemann bei einem Überfall der Hussiten ums Leben gekommen ist. Doch Marie will sich ihrem Schicksal als Witwe nicht beugen und als ihr Michel im Traum erscheint, weiß sie tief in ihrem Herzen, dass er noch am Leben ist. Gemeinsam mit ihrer Tochter Trudi macht sie sich nun auf die gefährliche Suche nach ihrem Ehemann und schließt sich als Marketenderin dem kaiserlichen Heer an.

Mit ihrem Roman "Die Kastellanin" ist dem Autorenpaar ein nahezu nahtloser Übergang zum ersten Band der Reihe gelungen. Es ist jedoch nicht unbedingt nötig, den ersten Band gelesen zu haben, um die volle Tragweite der Erzählung nachvollziehen zu können. Dennoch ist es natürlich schöner, die Vorgeschichte von Marie und Michel Adler bei der Lektüre im Hinterkopf zu haben.

Realistisch und detailliert wird dem Leser in diesem Fortsetzungsroman die Welt des Mittelalters nahegebracht, ohne dabei auch nur Ansatzweise aufgesetzt zu wirken. Am Buchende befindet sich zudem eine Quelle, die auf die zwischen 1419 und 1439 tobenden Hussitenkriege Bezug nimmt, sodass zumindest dieser Teil der Geschichte einen fundierten historischen Kern aufweist. Hierbei wird jedoch nicht auf die schonungslose Darstellung der Härten und Grausamkeiten des Mittelalters in Zeiten immer wieder aufflammender Kriege verzichtet. Auch an anderen Stellen wirkt der Roman gut recherchiert und glaubwürdig.

Während der gesamten Geschichte bleibt die Handlung stets spannend und fesselnd, wobei sich jedoch im Ablauf deutliche Parallelen zum ersten Band erkennen lassen. Denn wieder ist Marie gezwungen, über die Straßen zu ziehen, erleidet im Verlauf der Geschichte allerlei Ungerechtigkeiten und wird wiederum zum Spielball der Mächtigen. Während der Geschichte schafft es das Autorenpaar jedoch, den Leser mit vielen unvorhersehbaren Wendungen zu überraschen, lediglich das Ende des Romans erscheint leichter vorhersehbar, teilweise auch klischeehaft und es kommt zu einer Anhäufung sehr unwahrscheinlicher Zufälle.

Fazit: Ein wirklich schöner historischer Schmöker, der seinem Vorgänger nur in wenigen Punkten etwas nachsteht.

13 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.01.2011
Der Drachenbeinthron / Das Geheimnis der Großen Schwerter Bd.1
Williams, Tad

Der Drachenbeinthron / Das Geheimnis der Großen Schwerter Bd.1


ausgezeichnet

Einst herrschten in Osten Ard die Sithi, ein Elbenvolk, das jedoch von den Nordmännern mit Eisen gewaltsam aus ihrem Land vertrieben wurde. Es herrschte Krieg unter den Menschen, bis alle Völker unter einem Hochkönig vereint wurden, der Osten Ard den Frieden zurückbrachte. Nach dem Tod des siebten Hochkönigs Johan Presbyter, der einst den Feuerdrachen Shurakai erschlug entbrennt zwischen seinen beiden Söhnen Elias und Josua ein Streit um die Thronfolge. Obwohl Josua als zweitgeborener freiwillig auf den Thron verzichtet, will ihm sein ehrgeiziger Bruder dies auf Anraten des ehrgeizigen Priesters Pryrates, unter dessen Einfluss der junge König Elias immer mehr gerät, nicht glauben. Um seine Stellung im Königreich nachhaltig zu sichern, schließt er sogar mit den Nornen, blassen, grausamen Gestalten aus dem Norden Osten Ards einen Pakt ab und lässt seinen jüngeren Bruder in einem Verlies gefangen halten. Von den Nornen erhält Elias das Schwert "Leid", das einst vom dunklen Sturmkönig Ineluki geschmiedet wurde. Doch im Gegenzug, soll er das Leben seines Bruders opfern.

Unterdessen bekommt der junge Küchengehilfe Simon die Möglichkeit, beim skurillen Professor Morgenes in die Lehre zu gehen. Er lernt dort Lesen, Schreiben und viele Geschichten seines Landes kennen. Doch als er durch Zufall den eingesperrten Prinzen Josua in einem geheimen Kerker findet und diesem zur Flucht verhilft, gerät er unwissentlich in einen unaufhaltsamen Kampf um Leben und Tod, der ganz Osten Ard in den größten Krieg seit langer Zeit stürzen wird.

Während des gesamten Romans bleibt die Sprache des Autors detailliert, aber dennoch leicht verständlich und flüssig, ohne dabei langatmig zu wirken. Der Autor orientert sich dabei in seinem Werk auffällig oft an der Realität. So ist beispielsweise die Religion der Menschen in Osten Ard stark an das Christentum angelehnt, denn wie Jesus ans Kreus genagelt wurde, so wurde Usiris Ädon kopfüber an einem Baum aufgehängt. Auch bei Jahrestagen bzw. Monaten wird die Nähe zur Realität sehr deutlich.

Simons lange Reise ist zudem gespickt mit spannenden Abenteuern, voll wilder Kreaturen und natürlich Magie. So begegnet er riesigen Hunen (eine Art Riesen), Bukken (auch Gräber genannt, kriechen des Nachts aus der Erde, um sich von Menschenfleisch zu ernähren) oder anderen Scheußlichkeiten, die im Schatten der dunklen Wälder des Nordens ihr Unwesen treiben. Doch nicht nur grausame Kreaturen besiedeln Osten Ard. Auch eine Vielzahl Simon freundlich gesinnter Wesen sind der Feder Tad Williams' entsprungen. Wie oben schon erwähnt, wird Simon vom Troll Binabik begleitet, der durch seine geschwollene, humorvolle Redensweise den Leser in vielen Dialogen zum Schmunzeln bringen kann. Jeder Stamm, jedes Volk hat dabei seine eigene Geschichte, die in Form von Liedern, Gedichten, Legenden oder Redensarten im Roman vorgestellt wird. Die Vielfalt ist wirklich enorm, sodass man sich nur schwer "satt" lesen kann.

Abgerundet wird dieser inhaltlich sehr gelungene Roman von der obligatorischen Übersichtskarte zu Beginn des Buches, die dem Leser hilft, Simons Reisen nachzuvollziehen. Ein ausführlicher Anhang, mit zahlreichen übersetzten Sätzen der unterschiedlichen Völker, sowie weiteren Informationen runden das Gesamtpaket des Romans sehr gelungen ab.

Ein wirklich gelungenes Fantasy Epos, das sich hinter Tolkiens "Der Herr der Ringe Trilogie" wahrlich nicht verstecken muss!

10 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.01.2011
Die Wanderhure Bd.1
Lorentz, Iny

Die Wanderhure Bd.1


ausgezeichnet

Die hübsche Bürgerstochter Marie soll dem Advokaten Ruppertus Splendidus zur Frau gegeben werden, der es jedoch nur auf die Mitgift der wohlhabenden Jungfrau abgesehen hat. An einer Hochzeit und inniger Liebe zu Marie ist dem großspurigen Schnösel Ruppert dabei nichts gelegen. Mit Hilfe seiner Handlanger lässt er sie deshalb der Hurerei bezichtigen. Da alles von langer Hand geplant war, erscheint diese schwerwiegende Anschuldigung glaubhaft und Marie wird in ein dunkles Verlies gesperrt. Noch in der selben Nacht wird sie von Rupperts Spießgesellen vergewaltigt, sodass die Witwe Euphemia am nächsten Tag Maries Jungfräulichkeit nicht mehr nachweisen kann. Aus persönlicher Missgunst Marie gegenüber, verschweigt sie zudem die unübersehbaren Zeichen der Vergewaltigung. Auf Grund dieser Verleumdungen wird Marie verurteilt, ausgepeitscht und unter Schmährufen aus Konstanz vertrieben. Niemals wieder darf sie die Stadt betreten und muss von nun an ihr Geld durch Hurerei verdienen, um sich vor dem sicheren Tod zu retten. Doch Marie möchte das Ansehen ihrer Familie wiederherstellen und schwört Rache.

Mit detaillierter und gekonnter Sprache ermöglicht das Autorenpaar dem Leser eine Zeitreise ins Mittelalter. Umgebung, Aussehen der Menschen und viele andere Aspekte, die sich von unserem heutigen Leben deutlich abheben, werden interessant geschildert, sodass man sich alles sehr genau vorstellen kann.

Hauptsächlich lernt man während der Geschichte jedoch die Grausamkeiten des Mittelalters kennen, wo von Machtgier zerfressene Herzöge um die Gunst des Königs buhlen und dabei versuchen, sich gegenseitig durch Intrigen auszustechen, wo für die Gerechtigkeit nur wenig Platz bleibt und die Menschen schon in jungen Jahren von für heutige Verhältnisse harmlosen Krankheiten dahingerafft werden und so niemals die Gelegenheit hatten, ihre zukünftigen Enkelkinder in Armen zu halten. Der gesamte Roman wirkt dabei gut recherchiert und nicht ein einziges Mal überzogen. Besonders die Thematik der Hurerei im Mittelalter wird dem Leser durch Maries Schicksal glaubhaft näher gebracht.

Maries Schicksal geht dabei wirklich unter die Haut und man fiebert stets mit und wünscht ihr von Herzen eine gute Wendung in der Erzählung. Eine solche Ungerechtigkeit wie Marie sie widerfahren ist macht wirklich sprachlos und man schließt sich im Herzen Maries Racheplänen für Ruppertus Splendidus an, gegen den man im Verlauf des Romans eine große Abneigung entwickelt. Ein wirklich schockierender Roman, der unter die Haut geht und die Thematik der Hurerei im Mittelalter anschaulich widerspiegelt.

11 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.