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Benutzername: 
isaba
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Stuhr

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2022
Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Deutsch-Dänisches Ermittlerduo
Dennis Jürgensen hat mit Gezeitenmord einen tollen Auftakt zu einer neuen skandinavischen Krimi-Reihe vorgelegt.

Lykke Teit aus Kopenhagen reist nach Südjütland, um dort zusammen mit dem deutschen Ermittler Rudi Lehmann aus Flensburg in einem Mordfall im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Dänemark zu ermitteln. Die beiden sind sehr unterschiedlich und sich dennoch auf Anhieb sympathisch. Lykke kennt das Mordopfer persönlich und auch die mit dem Fund der Leiche verbundene Entführung verkompliziert den Fall. Schon bald ist klar, dass neben den aktuellen Geschehnissen im Wattenmeer einige bereits länger zurückliegende Fälle von Kindesentführung ebenfalls eine Rolle spielen.

Der Plot ist gekonnt konstruiert, man kann wunderbar miträtseln. Das gesamte Buch ist bis auf einige kurze Ausnahmen aus der Perspektive von Lykke und Rudi geschrieben, so dass man das Gefühl hat, mit den beiden gemeinsam unterwegs zu sein und die Zeugen zu vernehmen. Die Geschichte rund um den rätselhaften Toten im Watt und den verschwundenen Jungen ist kreativ und konsequent bis zur Auflösung durchdacht, wenn auch in Teilen etwas drastisch.

Am besten gefallen aber haben mir die Protagonisten. Lykke Teit und auch Rudi Lehmann sind sehr authentisch gezeichnet und bringen durch ihre schweren Schicksalsschläge viel Persönlichkeit und Tiefe mit in die Geschichte. Zudem ist Lehmann sehr humorvoll, was dem Buch noch mehr Lesefluss gibt. Spannung und Leichtigkeit halten sich hervorragend in Balance. Und auch die Nebenfiguren wie der herrlich grumelige Kleinstadtpolizist oder der nette Gastwirt bereichern die Geschichte.

Da sowohl die privaten Sorgen von Lykke als auch von Rudi nur am Rande in der aktuellen Geschichte erwähnt werden, bin ich sicher, dass noch viel Stoff für weitere gemeinsame Aufgaben des tollen Ermittlerduos zur Verfügung steht.

Mein Fazit: Ein toller Krimi mit kleinen Thrillerelementen und viel Humor. Ich habe "Gezeitenmord" gerne und in einem Rutsch durchgelesen und freue mich sehr auf die Fortsetzung

Bewertung vom 04.03.2022
Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Überzeugender zweiter Fall für das Duo Eberhardt und Jarmer
"Der 13. Mann" ist der zweite Fall für den Rechtsanwalt Rocco Eberhardt und den Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer aus Berlin. Hier führt das Autorenduo Florian Schwiecker und Michael Tsokos die Story um die beiden sympathischen Figuren sehr spannend fort, wobei beide Teile auch unabhängig voneinander gut zu lesen sind.

Nachdem Eberhardt und Jarmer sich in Teil eins der Reihe "Die 7. Zeugin" während einer Verhandlung eher zufällig über den Weg gelaufen sind, arbeiten beide in dieser zweiten Geschichte von Beginn an bewusst Hand in Hand. Eine Journalistin und ein Opfer von Kindesmissbrauch werden in der Kanzlei vorstellig, weil kurz vor Erscheinen der Story über ein Missbrauchsskandal eines der beiden Opfer plötzlich verschwunden ist. Als die Leiche des Mannes gefunden wird, ist allen Beteiligten schnell klar, dass die Verantwortlichen von damals offenbar alles daran setzen, die Aufklärung des sog. Granther-Experiments zu verhindern. Bei diesem waren heute hochrangige Staatsbedienstete daran beteiligt, Kinder bewusst in Obhut von Pädophilen zu geben. Eberhardt und Jarmer versuchen, die Hintergründe aufzudecken und die Verantwortlichen zu überführen.

Die Idee der Story beruht auf wahren Begebenheiten, was die Lektüre mitunter sehr schockiert. Die Autoren schaffen es auch hier wieder hervorragend durch einen präzisen und schnörkellosen Schreibstil mit kurzen Kapiteln den Leser an das Buch zu fesseln. Es liest sich manchmal fast wie ein Drehbuch. Dieser Stil passt für mich perfekt zu einem Justiz-Krimi, bei dem die Täter schnell bekannt sind und sich die Spannung durch die Aufarbeitung des Anwalts und seiner Mitarbeiter ergibt. Die Figuren geben zudem auch kleine private Details preis, diese sind jedoch sehr reduziert. Daher vermute ich, dass noch viele weitere Fälle für das Duo folgen werden.

Insgesamt wurde ich auch in Band zwei nicht enttäuscht, die Story ist spannend und wendungsreich und man fliegt durch die Seiten. Ich bin gespannt auf weitere Fälle des Duos Eberhardt/Jarmer.

Bewertung vom 22.12.2021
Thirteen / Eddie Flynn Bd.4
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


ausgezeichnet

Erstklassiger Gerichtsthriller
Einen Gerichtsthriller mit einer großen Liebe zum Detail legt Steve Cavanagh mit "Thirteen" hier vor. Herausgekommen ist für mich eine Lektüre, die zu meinen Topleseerlebnissen dieses Jahres gehört.

Hier ist von Seite eins an klar, wer der Mörder ist: Joshua Kane brachte eine Schauspielerin sowie deren Bodyguard grausam um und hat den perfekten Plan erdacht, dies dem Ehemann des Opfers Bobby zuzuschieben. Und dazu sorgt er dafür, selbst als Geschworener in der Jury zu sitzen, um den vermeintlichen Mörder zu verurteilen. Dies verhindern kann nur ein Anwaltsgeschwader, allen voran der "kleine" Strafverteidiger Eddie Flynn. Dieser glaubt an Bobbys Unschuld und tut alles, um dies zu beweisen.

Man könnte meinen, dass es dem Buch jede Spannung nimmt, wenn Täter und Opfer gleich zu Beginn bekannt sind. Jedoch merkt man beim Lesen sehr schnell, dass es noch viel spannender sein kann, den Täter zu kennen und mitzufiebern, ob sein Plan aufgeht und dabei immer zu frage: Warum das alles?

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Kane und von Flynn im Wechsel erzählt. Flynn folgt man dabei aus der Sicht des Ich-Erzählers. Dieses Detail sorgt zusätzlich dafür, dass der Leser mit Flynn gemeinsam wünscht, den Schauspieler frei zu bekommen. Steve Cavanagh baute zahlreiche Wendungen und Twists ein, so dass trotz mehr als 500 Seiten in keinem Moment Langeweile aufkommt. Die Figuren sind phantastisch konstruiert und auf Anhieb sympathisch. Zudem gibt Cavanagh interessante Einblicke in Taktiken vor Gericht. Diese runden den perfekten Gesamteindruck ab.

Ich bin absolut begeistert von der Geschichte und habe ich inzwischen erfahren, dass dies nicht der erste Fall für Eddie Flynn ist. Garantiert werde ich die Vorgänger-Romane ebenfalls lesen und freue mich auf weitere Bücher von Steve Cavanagh, denn "Thirteen" war eines meiner Lesehighlights des Jahres.

Bewertung vom 04.12.2021
606
Fox, Candice

606


ausgezeichnet

Filmreife Story
Der Thriller "606" von Candice Fox ist ein spannendes Leseabenteuer mit außergewöhnlichen Figuren und tollen Wendungen, das wunderbar für einen Hollywoodstreifen herhalten kann.

Der Leser wird direkt mit einem höchstdramatischen Gefängnisausbruch in der Geschichte begrüßt. Währenddessen lernt man unter anderem John Kradle kennen, der im Todestrakt sitzt. Er nutzt seine plötzliche Freiheit und macht sich auf, um seine Unschuld zu beweisen. Davon abhalten möchte ihn die Justizvollzugsangestellte Celine, die im Todestrakt arbeitet und trotz vieler Schwerverbrecher eine Fehde mit dem vergleichsweise harmlosen Kradle pflegt.

Die Kapitel werden abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der Figuren erzählt und zu Beginn ist einem keiner der Charaktere wirklich sympathisch. Zudem fehlt jegliches Verständnis dafür, dass die Schließerin ausgerechnet diesen einen der 606 Flüchtigen so unbedingt wieder einfangen will. Es werden nach und nach weitere Nebenplots aufgemacht, die die Story voranbringen und die für Tiefe und Spannung sorgen.

Im Laufe der Jagd wird dem Leser nach und nach klar, warum die Figuren so handeln und man entwickelt doch noch Sympathie. Durch zahlreiche Twists bleibt die Spannung durchgängig hoch und man mag das Buch kaum aus der Hand legen.

Genau diese Tatsache, dass die Figuren mir zu Anfang so fremd waren, macht das Buch für mich so gut. Man ist es als Leser gewohnt, gleich mit der Hauptfigur zu sympathisieren und es ist ganz erfrischend, mal anders an die Geschichte herangeführt zu werden. Schade finde ich nur, dass der Buchtitel ein wenig in die Irre führt, weil die 606 Flüchtlinge eigentlich nicht relevant für die Story sind. Aber das ist vielleicht eher ein Punkt für die deutsche Übersetzung, weniger für die Autorin.

Insgesamt ist das Buch klasse geschrieben und man spielt durchgängig die Story im Kopfkino mit. Der Stoff würde sicherlich auch auf der Leinwand richtig gut ankommen.

Bewertung vom 13.11.2021
Wir sind schließlich wer
Gesthuysen, Anne

Wir sind schließlich wer


ausgezeichnet

Heimatliebe
Mit "Wir sind schließlich wer" hat Anne Gesthuysen einen wunderschönen Roman über Familie, Gemeinschaft und Zusammenhalt geschaffen, der nicht so sehr von der Entwicklung der Story, sondern vielmehr von den tollen Figuren lebt, die in Erinnerung bleiben.

Anna ist als Vertretung in einer katholischen kleinen Dorfgemeinde eingesetzt. Selber adelig, weiblich und evangelisch hat sie es zunächst nich leicht mit der Gemeinschaft. Sie wird in so manches Fettnäpfchen geworfen und die dörfliche Gerüchteküche hat ihre wahre Freude an der neuen Pastorin. Während sie versucht, Fuß zu fassen, wird ihre Familie in einen Strudel schlimmer Ereignisse hineingezogen und Anna versucht, zwischen dem Job und ihrer Familie allen gerecht zu werden.

Mit vielen Rückblenden lernt der Leser Annas Familie kennen. Vor allem Schwester Maria nimmt einen wichtigen Platz ein: Von der Mutter bevorzugt, nimmt sie den familiär gewünschten Platz in der adeligen Gesellschaft ein, indem Sie einen Adeligen heiratet. Schon früh erkennt man als Leser, dass diese Verbindung nur der Fassade dient, die in der aktuellen Zeitschiene komplett auseinander bricht. Erst dann zeigt sich, was Familie und Gemeinschaft wirklich bedeutet.

Durch die wechselnde Perspektive zwischen Gegenwart und Vergangenheit der Schwestern offenbaren sich immer mehr Details aus ihrem Leben, die die Geschichte spannend und flüssig machen. Mich haben jedoch vor allem die Figuren sehr begeistert, die mit so viel Liebe zum Detail gezeichnet sind. Nicht nur Anna und ihre Familie sind sehr lebensecht, auch die Figuren wie zum Beispiel die pastorale Haushälterin, der mitleiderrergende Postbote Martinchen und vor allem Großtante Ottilie, die aus dem Seniorenstift heraus die Geschicke der Familie beeinflusst und als einzige das große Ganze verstanden hat, machen dieses Buch so einzigartig.

Man verliert sich in der Geschichte, die wie ein Film vor dem inneren Auge abläuft. Man schmunzelt, sorgt sich und fiebert mit und bekommt das Gefühl, Teil der Gemeinschaft zu sein. Ein tolles Buch, das Heimat zeigt.

Bewertung vom 06.10.2021
Stadt des Zorns
Meller, Marc

Stadt des Zorns


sehr gut

Starker Teil 2 des Escape Abenteuers

Marc Meller schafft es zum zweiten Mal, einen wahren Pageturner vorzulegen. "Stadt des Zorns" schließt perfekt an den Vorgängerroman "Raum der Angst" an und lässt den Leser erneut in die Welt des Psychopaten Janus eintauchen.

Zum Ende des ersten Escape Spiels konnte Janus entkommen und taucht nun nach 9 Monaten erneut auf, um sein Spiel fortzuführen. Dieses Mal ist nicht nur ein altes Gemäuer, sondern eine ganze Stadt sein Ziel. Auch hier nimmt er Hannah ins Visier, die ihm die Stirn geboten hatte und ihm ebenbürtig scheint. Auch der Ermittler Kappler ist wieder Teil der Story und nimmt dieses Mal eine größere Rolle ein.

Der Leser folgt in kurzen Kapiteln wechselnd Hannah bei ihrem Versuch, Janus´ Spiel zu verstehen und ihn so aufzuspüren und Kappler, der vor allem seinen Schützling Hannah finden will und alles daran setzt, Janus aufzuhalten.

Die Story beginnt ein wenig zaghaft, nimmt dann aber sehr schnell an Fahrt auf. Die Szenerie im lahmgelegten Köln wirkt sehr unheimlich und man fiebert mit den Protagonisten mit. Die Figuren sind sympathisch, allerdings bleiben sie auch ein wenig flach.

Insgesamt bleibt die Spannung über die gesamte Geschichte auf einem hohen Level und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Es geht zwar hier nicht mehr so deutlich um das Prinzip eines Escape Rooms, dennoch macht es Spaß, das Rätselraten von Janus Spielfiguren zu beobachten und mitzufiebern.

Der erste Teil hat mir ein wenig besser gefallen und ich empfehle es, diesen auch vorab zu lesen, um die Stadt des Zorns besser nachvollziehen zu können. Dann macht der Thriller allen Fans des Genres sicherlich viel Spaß und bietet rasante Lesestunden.

Bewertung vom 22.09.2021
Der Gesang der Berge
Que Mai, Nguyen, Phan

Der Gesang der Berge


ausgezeichnet

Vietnamesisches Familienepos
Mit "Der Gesang der Berge" von Nguyen Phan Que Mai ist eine absolute Literaturperle erschienen. Das Buch hat alles, was eine wirklich gute Geschichte braucht, um lange im Gedächtnis zu bleiben.

Die Geschichte wird auf 2 Ebenen parallel erzählt: eine Storyline spielt in den Jahren 1930 - 1965. Die erzählende Protagonstin hier ist die 1920 geborene Dieu Lan. In den Jahren 1972 - 1979 wird die Geschichte von ihrer Enkelin Huong weitererzählt. Beide führen den Leser durch die furchtbaren Jahre des Krieges für das vietnamesische Volk. Das Buch beginnt gleich sehr eindringlich mit der Flucht von den beiden Frauen vor fallenden Bomben auf Hai Noi im Jahr 1972 und führt von da an durch die Wirren der Kriege.

Die Figuren sind sehr detailverliebt und liebenswert gestaltet, so dass der Leser sofort eingenommen ist und mit den Erlebnissen der beiden starken Frauen mitfühlt. Vor allem die Grußmutter hat mich sehr beeindruckt und mitfühlen lassen. Die Geschichte ist getragen von großer Emotion, woran die Protagonisten einen seht großen Anteil haben. So grausam die Kriege das Leben werden lassen, so gefühlvoll und zugleich kämpferisch gehen Dieu Lan und Huong ihren Weg. Die Sprache ist schnörkellos sachlich und doch poetisch. Das ist wirklich große schriftstellerische Kunst.

Darüber hinaus punktet das Buch mit dem Grundthema: Für mich war Vieles aus der vietnamesischen Geschichte ganz neu und ich konnte einige Wissenslücken schließen. Grundsätzlich sind Romane mit historischem Kern immer ein besonderes Leseerlebnis und da hier mal ein ganz anderes Setting hinter der Geschichte steht, steigert dies den Spaß am Buch umso mehr.

Selten bekommt man ein Buch in die Hände, bei dem man ohne große Erwartungen in die Story einsteigt und dann so sehr begeistert wird, wie man es hervor nicht hätte ahnen können. So ein Buch ist "Der Gesang der Berge", eine echte Perle für mich in diesem Jahr.

Bewertung vom 08.09.2021
Pacific Crest Trail Killer (eBook, ePUB)
Piskulla, Christian

Pacific Crest Trail Killer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Menschliche Abgründe auf dem PCT
Mit "Pacific Crest Trail Killer" hat Christian Piskulla einen hochspannenden und vielschichtigen Thriller der Extraklasse vorgelegt, der mich sehr gut unterhalten und zum Nachdenken angeregt hat.

Der Ex-Militärpolizist Mark Stetson erfüllt sich einen Traum und wandert auf dem legendären Pacific Crest Trail durch die amerikanische Wildnis. Zufällig ist er zur falschen Zeit am falschen Ort: Mitten auf dem Trail wird eine verbrannte weibliche Leich gefunden und das hinzugezogene FBI rekrukriert ihn kurzerhand für eine Undercover-Jagd nach dem Killer. Er soll den Weg weiter gehen und den Killer ausfindig machen, der schon bald wieder und wieder zuschlägt.

Im Laufe der Story folgt der Leser diversen Figuren: Mark Stetson, dem Hauptermittler Cortez, dem Killer selbst sowie vielen Wanderern und Ermittlern, die auch außerhalb des Trails unterwegs sind. Die Kapitel sind recht kurz und die Perspektive wechselt häufig. So entsteht eine große Sogwirkung, die den Leser mitzieht und das Gefühl vermittelt, selbst auf dem Trail unterwegs zu sein. Zudem entwickelt sich die Story überraschend vielschichtig, thematisiert viele gesellschaftliche Themen und geht somit weit über einen klassischen Thriller hinaus. Der Autor übt deutliche Kritik am amerikanischen System und gibt dieser in der Geschichte auch sehr viel Raum. Dies stört jedoch den Lesefluss überhaupt nicht, sondern sorgt ganz im Gegenteil dafür, dass sich die Geschichte von anderen abhebt und in Erinnerung bleibt.

Zudem steckt die Handlung voller Wendungen und war für mich immer völlig unvorhersehbar. Der Schreibstil ist bildreich und flüssig und die Figuren kommen für mich sehr authentisch und nachvollziehbar daher.

Für alle Wanderer, Thrillerfans und Leser, die das Besondere in einem klassischen Thriller lieben, empfehle ich den "Pacific Crest Trail Killer" unbedingt. Trotz der teilweise recht heftigen Beschreibungen im Laufe des Buches ist es doch gleichzeitig auch Werbung für die wunderschöne amerkanische Natur und man bekommt Lust, den PCT selbst einmal live zu erleben.

Bewertung vom 30.08.2021
Tote schweigen nie / Raven & Flyte ermitteln Bd.1
Turner, A. K.

Tote schweigen nie / Raven & Flyte ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Cassie Raven ist besser als jeder Cop!
Unfassbar gut! So kann man den Thriller "Tote schweigen nie" an A.K. Turner am allerbesten zusammenfassen. Die Story um die Pathologie-Assstentin Cassie Raven ist mit aller schriftstellerischer Kunst ausgearbeitet und bietet 5-Sterne-Lesefreude. Gerade weil es mal kein Cop ist, der hier "ermittelt", sondern die Geschichte aus einer ganz anderen Perspektive erzählt wird.

Cassie Raven ist jung und außergewöhnlich... und mit ihrer Vorliebe für den Gothic-Look und der Liebe zu ihrem makaberen Job von vielen Mitmenschen sogleich in eine Schublade gesteckt. Sie wächst bei ihrer Oma auf, da ihre Eltern in ihrer frühsten Kindheit bei einem Unfall ums Leben kamen. Zunächst findet sie keinen Weg ins gesellschaftliche Leben in London, bis eine zufällige Bekanntschaft sie dazu bewegt, ihr Leben in die Hand zu nehmen. So folgt sie ihrer Berufung und wird Assistentin der Pathlogie in der Leichenhalle von London Camden. Als besagte Bekanntschaft Geraldine Edwards, von ihr liebevoll Mrs E genannt, in die Leichenhalle gebracht wird, will die sanftmütige Cassie nicht glauben, dass es sich um einen Unfall handelt und beginnt selbst zu ermitteln.

Dies ist der Beginn eines fesselnden Plots, der Cassie Raven als Figur so authentisch und wunderbar zeichnet, dass man kaum aufhören kann zu lesen. Auch die weiteren Charaktere wie ihr Chef und vor allem auch Polizei-Sergeant DS Flyte sind absolut vielschichtig und mit der gleichen Liebe zum Detail erdacht. Gerade die zwischendurch eingestreuten Perspektivwechsel von Cassie zu Phyllida Flyte bringen einen tollen Lesefluss, da jede Figur so ihre Vorurteile gegen die andere hegt und es sehr interessant ist, wie beide sich im Laufe der Geschichte einander immer mehr annähern und Barrieren abbauen.

Doch auch der Fall der verstorbenen Mrs. E selbst reicht aus, um diesen Thriller in den höchsten Tönen zu loben. Die Spurensuche ist wendungsreich und ich konnte zu keinem Zeitpunkt erahnen, wie sich die Geschichte weiter entwickeln könnte. Dazu kommt die wunderbare Beschreibung der Gegend in Camden, in der Cassie unterwegs ist. Man möchte sogleich nach London aufbrechen, um Camden Market einen Besuch abzustatten.

A.K. Turner hat in mir mit diesem Buch einen großen Fan gewonnen und ich hoffe, es folgen noch viele weitere Geschichten um die großartige Cassie Raven. Ich freue mich jetzt schon auf Teil 2. "Tote schweigen nie" kann ich also allen dringend empfehlen, die auch nur im Entferntesten Spaß an Krimis und Thrillern haben. Viel Spaß an alle, die diesen Lesespaß noch vor sich haben.

Bewertung vom 16.08.2021
Löwenherzen
Neitzel, Gesa

Löwenherzen


ausgezeichnet

Wildes Leben einer Rangerin in Afrika

Die Berlinerin Gesa Neitzel hat mit ihrem neuen Buch "Löwenherzen" wieder einmal einen absoluten Volltreffer gelandet. Ihre Erlebnisse als Rangerin im südlichen Afrika sind fesselnd und befeuern die eigene Reiselust.

Nachdem Gesa ihre Ausbildung zur Rangerin beendet hat, hat sie sich mit ihrem Partner Frank im südlichen Afrika niedergelassen und führt nun Touristen durch den Busch. Dabei erlebt sie allerlei Wunderbares, Aufregendes und nachdenklich Machendes, an dem Sie den Leser teilhaben lässt. Wie schon im Debüt versteht sie es meisterhaft, ihre Erlebnisse so bildhaft darzustellen, dass man sich fühlt, als würde man neben ihr durch die Wildnis wandern, immer auf der Suche nach Löwen, Giraffen, Elefanten und Nilpferden.

Ihr Roadtrip durch Sambia, Botswana und Namibia ist immer geprägt von schönen und manchmal nicht ganz ungefährlichen Momenten, jedoch ist die Storyline selbst gar nicht das Highlight des Buches, sondern dass Gesa Neitzel es spielend leicht schafft, den Leser an die Hand zu nehmen, die Perspektive auf die Dinge zu verändern und nebenbei viel Interessantes über die Wildnis und das Leben in Afrika zu vermitteln.

Gesa und Frank sind ein tolles, authentisches Paar, das beim Lesen sofort sympathisch wirkt. Man spürt sofort die große Liebe zu ihrem Leben und der afrikanischen Wildnis.

Wie schon beim ersten Buch "Frühstück mit Elefanten", das eines meiner Lieblingsreisebücher ist, macht die Lektüre große Lust, den Kontinent Afrika selber kennen zu lernen. Am liebsten möchte man sich gleich aufmachen, um eine Safari bei Gesa und Frank zu buchen, um sich von ihnen die Tiere und die Natur näherbringen zu lassen.

Ich freue mich auf noch ganz viele weitere Bücher von Gesa Neitzel, egal ob Reisebericht oder Kochbuch (das ebenfalls sehr lesenswert ist) und empfehle "Löwenherzen" unbedingt jedem Fan von Reiseliteratur und jedem, der sich für die afrikanische Tierwelt begeistert und diese erleben will, ohne den heimischen Lesesessel verlassen zu müssen.