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PoetryandCoffee
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Hannover
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Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Epischer und mitreißender Auftakt

Die Historikerin und promovierte Germanistin Anne Stern nimmt die Lesenden in ihrem Roman "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie" mit auf eine Reise in das Dresden des 19. Jahrhunderts. Vor dem historischen Hintergrund der Semperoper erzählt sie aus dem Leben verschiedener Protagonist*innen, über ihren Triumph, ihr Scheitern, ihre Lieben, gesellschaftliche Konventionen, über Hoffnung und verlorene Träume. Dabei bildet sie einen Querschnitt der Gesellschaft des Dresdens im 19. Jahrhundert ab, der spannend und interessant geschrieben ist. Die Charaktere der Haupt- sowie Nebenfiguren sind komplex und glaubwürdig gestaltet, besonders die Protagonistin Elise Spielmann, deren Liebe zu dem Malergehilfen Christian Hildebrand einen Großteil des Romans einnimmt.

Ich war von Anfang an hingerissen vom Schreibstil der Autorin und habe mich zu keinem Zeitpunkt bei der Lektüre gelangweilt. Anne Stern versteht es, den Zeitgeist und die historischen Fakten mit ihren Figuren lebendig werden zu lassen, so dass ich das Buch bis zum Ende nicht aus der Hand legen konnte. Sehr informativ ist auch die Karte, die die Lesenden im Dresden des Jahres 1841 verortet. Und so habe ich die Sonne auf der Elbe glitzern gesehen, die Musik, den Gesang in der Oper und die Pferdekutschen auf dem Pflaster gehört, war mit hinter den Kulissen und habe mich über jede Figur, die ich im Verlauf des Lesens kennenlernen durfte, gefreut. Sie sind mir alle ans Herz gewachsen und umso gespannter bin ich jetzt auf die Folgebände in diesem fulminanten Dresden-Epos.

Bewertung vom 18.05.2023
Cult Classic
Crosley, Sloane

Cult Classic


sehr gut

Lola liebt

Die 38-jährige Ich-Erzählerin Lola lebt, datet und liebt in New York. Kurz vor ihrer Hochzeit trifft sie merkwürdigerweise in rascher Folge auf sämtliche ihrer Ex-Freunde und findet sich in einem erheblichen Gefühlschaos wieder. Den Grund für diese Treffen und wohin sie Lola führen, erfahren die Leser*innen im Verlauf der Geschichte.

Die Autorin erzählt die Geschichte mit viel Humor, Sarkasmus und Einfallsreichtum. Nichts ist so, wie es zunächst scheint, sondern noch viel ungewöhnlicher und skurriler. Eine überraschende Story über das Daten und Lieben im 21. Jahrhundert und die Macht des Unterbewusstseins. Beim Lesen habe ich mich gewundert, amüsiert, laut gelacht, mitgerätselt und war überrascht. Eine interessante Lektüre, die ich gern weiterempfehle!

Bewertung vom 25.04.2023
Handwerkszeug zur RADIKALEN RESIGNATION 2.1
Paternoster, Eva

Handwerkszeug zur RADIKALEN RESIGNATION 2.1


ausgezeichnet

...ABER die Entscheidung liegt bei mir!

Sich im Alltag oft überfordert fühlen, Gedanken, die in einer nie enden wollenden Spirale um vorhandene Probleme kreisen, innerliche Unruhe, Ängste und sich immer wiederholender Ärger und Frustration, die in einer fest eingefahrenen Verhaltensspur unsere Energie fressen. Diesen Kreislauf kann man unterbrechen.

Bei den ersten Schritten in Richtung mehr Gelassenheit begleitet die Lesenden Eva Paternosters Buch "Handwerkszeug zur Radikalen Resignation 2.1". Auf 140 Seiten erklärt die Diplom-Psychologin und approbierte Psychotherapeutin, wie verschiedene Entspannungstechniken und die ABER-Methode dabei helfen, eigene Gefühle und Gedanken zu erkennen und für unseren Vorteil zu nutzen.

Besonders gefallen hat mir, dass viele Praxisbeispiele die Methode transparent und gut zugänglich machen. Leicht anzuwenden, lassen erste positive Erfahrungen nicht lange auf sich warten. Bald hatte ich die Wahl zwischen dem "Weg des Reinsteigerns" (ich mache meinem Ärger Luft) oder dem "Weg der radikalen Resignation" (ich akzeptiere zunächst die Situation, wie sie ist). Dies führte zu einer Steigerung meiner Energie und Gelassenheit im Umgang mit Alltagsproblemen. Ein hilfreicher Ratgeber, der die Lebensqualität signifikant erhöhen kann.

Bewertung vom 15.04.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


sehr gut

Gesellschaftskritischer Roman zu aktuellen Themen

Die Geschichte beginnt mit dem ersten Urlaubstag zweier etablierter österreichischer Familien in einem exklusiven Urlaubsdomizil in der Toskana. Die vierzehnjährige Tochter ist mit ihrer Schulfreundin Aayana, einem gleichaltrigen somalischen Mädchen, angereist und möchte dieser das Schwimmen beibringen. Noch am ersten Tag kommt es zur schrecklichen Katastrophe und die Ereignisse nehmen ihren Lauf.

Souverän beschreibt der Autor die Protagonist*innen, orientiert sich dabei jedoch an Stereotypen der entsprechenden Personen. Dadurch fehlt es den Charakteren an Tiefe und Mehrdimensionalität. Dies ist besonders schade, da es um die ganz großen Fragen geht, wie zum Beispiel, was ein Menschenleben wert ist und ob der Wert für alle gleich bemessen wird. Ebenso spielen die Medien und ihre Berichterstattung, das geltende Rechtssystem, die Frage nach Schuld und Verantwortung sowie die Rezeption des Geschehens in breiten Teilen der Gesellschaft eine Rolle. Auf 304 Seiten schaut Glattauer hinter die Fassade der privilegierten Gesellschaft und demaskiert nach und nach deren Doppelmoral.

Daniel Glattauers Buch erschüttert und macht nachdenklich, obwohl es sich leicht und stellenweise durchaus humorvoll liest. Ich habe mich trotz der Ernsthaftigkeit der Themen gut unterhalten gefühlt und konnte das Buch bis zum Ende nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte bietet viele Denkanstöße, die mich auch über das Ende des Buches hinaus beschäftigen. Allerdings hätte ich mir eine differenziertere Darstellung der einzelnen Charaktere gewünscht. Letztendlich konnten mich die Figuren nicht vollständig überzeugen und blieben für mich meistens an der Oberfläche. Trotzdem wurden hier aktuelle Themen erzähltechnisch unterhaltend und spannend behandelt.

Bewertung vom 18.03.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


ausgezeichnet

Der Blick auf das Schicksal der Medusa

Natalie Haynes ist eine Geschichtenweberin und so webt sie in ihrem neuesten Buch "Stone Blind. Der Blick der Medusa" ein Netz aus vielstimmigen Geschichten in dessen Mitte sich die der Medusa wiederfindet. Nach der Begegnung Medusas mit Poseidon im Tempel der Athene nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Die Autorin verzichtet jedoch darauf, Medusa als das Monster, darzustellen, das unsere Popkultur heute kennt. Vielmehr öffnet sie den Blick auf ein sterbliches Wesen mit Gefühlen, Wünschen und Sehnsüchten, auf der Suche nach ihrer Identität. Auch ihr Mörder, der vermeintliche Held Perseus, wird anders beschrieben, als die Leser*innen es vielleicht erwarten.

Der durchweg gut lesbare Schreibstil, die wechselnden Perspektiven, Geschichten und Intrigen der Götter sowie der neue Blick auf das Schicksal der Medusa machen das Buch spannend und gut verständlich. Für alle, die in der griechischen Mythologie nicht ganz so bewandert sind, befindet sich am Ende ein Personenverzeichnis, dass die wichtigsten Protagonisten noch einmal kurz erklärt. Alles in allem hat das Buch viele Ebenen, je nachdem mit welcher Intention es gelesen wird. Die emotionale, sensible Sprache der Autorin, wenn sie über einige der Protagonistinnen schreibt, ist so intensiv, dass ich mich den beschriebenen Gefühlen nicht entziehen konnte. Dies gibt der ganzen Nacherzählung einen feministischen Twist und eine Anbindung an aktuelle Diskurse, z. B. die #Metoo-Debatte. Aber auch die Fragen, was ein Monster ist und was ein Held, was eine Familie bedeutet und ein zu Hause, werden behandelt.

Das Buch hat mich bis zur letzten Seite gerührt, überrascht, wütend gemacht und nachdenklich. Ich kann es allen empfehlen, die die Aktualität der alten Geschichten der griechischen Mythologie erleben möchten.

Bewertung vom 28.02.2023
The Love Test - Versuch's noch mal mit Liebe
Howe, Jenny L.

The Love Test - Versuch's noch mal mit Liebe


ausgezeichnet

Wie viele Chancen verdient die Liebe?

Die Literaturliebhaberin Allison hat es endlich geschafft und beginnt mit dem Promotionsprogramm, von dem sie schon immer geträumt hat. Unerwartet trifft sie dort ihren Ex-Freund Colin wieder, der sie vor einiger Zeit verlassen hat und dass, nachdem er ihr einen begehrten Preis für akademische Leistungen vor der Nase weggeschnappt hat. Allison ist alles andere als begeistert, doch jetzt konkurriert sie mit ihm um eine äußerst wichtige Assistentenstelle bei ihrer Mentorin. Hat die Liebe in diesem Umfeld noch eine Chance? Oder vielleicht zwei und noch besser drei?

Das Buch ist witzig und mit viel Esprit geschrieben. Allison entspricht als Plus Size Frau nicht immer dem gängigen Schönheitsideal. Sie ist dennoch selbstbewusst und erkämpft sich ihren Platz in der Welt durch Intelligenz, Scharfsinn, Engagement und Gefühl und dass alles hat auch mit Colin zu tun. Beide entwickeln sich weiter und die Frage lautet: Können sich Menschen grundlegend ändern?

In dieser Rivals-to-Lovers Geschichte geht es aber auch um Trauer, Verlust, persönliches Wachstum und darum, seinen Weg zu gehen und zu sich selbst zu finden. Es ist eine wunderbar prickelnde und herzergreifende Liebesgeschichte, die durch ihren Humor unglaublich viel Spaß beim Lesen bringt. Ich habe jede Sekunde mit diesem Buch genossen und musste oft schmunzeln aber noch öfter laut auflachen. Diese Liebesgeschichte ist genau der richtige Auftakt für den kommenden Frühling und Sommer!

Bewertung vom 08.02.2023
Dämmerblicke
Groß, Sebastian Radu

Dämmerblicke


ausgezeichnet

Die Reise

In dem Buch "Dämmerblicke" von Sebastian Radu Groß verbinden sich Lyrik, Gedichte und Kurzgeschichten zu einer tiefgründigen und berührenden Mischung. Der Autor schreibt in sensiblen und treffenden Worten zu den Themen Leben, Tod und so viel mehr. Er nimmt die Lesenden mit auf eine Reise, an deren Ende jeder für sich nachgedacht, erlebt, erinnert, gehofft und gefühlt hat.

Bewertung vom 15.01.2023
Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?
Weber, Sara

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?


gut

Wichtig und aktuell

Die Journalistin und Digitalstrategin Sara Weber, Jahrgang 1987, nahm die Zäsur der Pandemie zum Anlass, ein Buch darüber zu schreiben, wie wir es schaffen können, die Arbeitswelt für alle besser zu machen. Dabei ergreift sie die Stimme der Millennials und der Gen Z und lässt auf 237 Seiten kein Thema unbehandelt. Im ersten Teil ihres Buches thematisiert sie das kollektive Brunout, die Unlust an der Arbeit, Kündigungswellen, Nachhaltigkeit, Klimawandel und Fachkräftemangel, um dann im zweiten Teil Lösungsstrategien vorzustellen. Dabei schreibt sie über konkrete Beispiele aus Deutschland und den USA.

Das Cover und der Titel des Buches "Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?" haben mich nicht überzeugt. Ich hatte das Gefühl, dass speziell der Titel dem Thema nicht gerecht wird. Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich zu lesen. Die Themen werden gut erklärt, mit Beispielen anschaulich dargestellt und sind solide recherchiert. Das Quellenverzeichnis im Anhang besteht zu fast 99 Prozent aus URLs, was es für die Lesenden leicht macht, sich die Quellen ohne viel Aufwand selbst anzusehen. Sehr hilfreich fand ich auch die Rubrik "Zum Weiterlesen", in der die Autorin deutsche, übersetzte und englische Bücher zur weiteren Information empfiehlt.

Ich habe das Buch als kurzweilig empfunden, an einigen Stellen vielleicht etwas zu larmoyant. Leser*innen, die sich mit dem Thema "Arbeitswelt" schon länger beschäftigen, finden möglicherweise nicht viel Neues. Was dieses Buch jedoch leistet, ist, dass es alle aktuellen und relevanten Themen an einem Ort versammelt und zur weiteren Recherche und Aktivität anregt und auffordert. Wer sich zu diesem Thema informieren möchte, findet hier reichlich Material für weitere Recherchen. Als Impulsgeber und Beitrag zum aktuellen Diskurs ist es sicher geeignet und zu empfehlen.

Bewertung vom 20.12.2022
Anatomy
Schwartz, Dana

Anatomy


sehr gut

Ein Roman, den man nicht so schnell vergisst

Edinburgh zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Lady Hazel Sinnett hat andere Pläne als es ihr die Gesellschaft vorschreibt. Statt einen reichen Mann zu heiraten und fortan ein vorbestimmtes Leben an seiner Seite zu führen, möchte die 17-jährige Chirurgin werden. Auf ihrem Weg dorthin trifft sie Jack Currer, der Leichen ausgräbt und sie zu Lehrzwecken verkauft. Während Hazel sich ohne Unterricht auf die medizinische Prüfung vorbereitet und sie und Jack sich näherkommen, entdecken die beiden an den Leichen immer öfter seltsame Auffälligkeiten und geraten dabei in große Gefahr.

Das Cover des Buches ist außergewöhnlich schön und stimmt direkt auf die Geschichte im Buch ein. Mit "Anatomy" hat Dana Schwartz einen spannenden Roman um die junge Hazel Sinnett geschrieben. Das düstere Setting Edinburghs um 1800 passt zum Plot und detaillierte Beschreibungen tun ein Übriges. Ich habe beim Lesen an der Seite der Protagonistin mitgeschwitzt, -gefiebert, -gebangt und bin ihr schaudernd durch die dunklen Gassen und über die Friedhöfe von Edinburgh gefolgt, mal auf der Spur der Toten und mal auf der der Lebenden. Der Schreibstil der Autorin ließ sogar die Gerüche und Geräusche für mich lebendig werden. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Jede*r, der sich für eine starke Protagonistin, Medizin im Schottland der damaligen Zeit und eine ebenso gruselige wie spannende Geschichte interessiert, ist mit diesem Themen- und Genremix gut beraten. Lediglich das Ende konnte mich nicht vollends überzeugen, da es Fantasy-Elemente enthält, die die Geschichte meines Erachtens nicht gebraucht hätte. Insgesamt aber ein großartiges Buch, dass perfekte Unterhaltung bietet, auch für Leser, die sonst keine historischen Romane lesen.

Bewertung vom 13.11.2022
Teufelskreuz
Prokopetz, Joesi

Teufelskreuz


sehr gut

Teuflisch gut!

Ein neuer Priester in dem kleinen Ort Ursprung, eine Gemeinde, in die ordentlich Bewegung kommt und eine Reihe von Toten. Trotzdem habe ich den Roman nicht als Krimi gelesen, sondern vielmehr als Satire, die durchgängig mit schwarzem Humor geschrieben wurde. Die vorherrschende düstere Stimmung hat mir beim Lesen ein latentes, mehr oder weniger ausgeprägtes Unwohlsein verursacht - und doch habe ich das Buch fasziniert in einem Zug gelesen, was wohl hauptsächlich an der Figur des ungewöhnlichen Geistlichen lag. Intelligent und scharfsinnig nimmt der Autor die Kirche und ihre Würdenträger, aber auch die Mitglieder der Gemeinde aufs Korn. Eine teuflisch gute Geschichte, die dämonisches Lesevergnügen bereitet.