Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
PoetryandCoffee
Wohnort: 
Hannover
Über mich: 
Bücher und Kaffee und das Leben ist schön!

Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


ausgezeichnet

Der Blick auf das Schicksal der Medusa

Natalie Haynes ist eine Geschichtenweberin und so webt sie in ihrem neuesten Buch "Stone Blind. Der Blick der Medusa" ein Netz aus vielstimmigen Geschichten in dessen Mitte sich die der Medusa wiederfindet. Nach der Begegnung Medusas mit Poseidon im Tempel der Athene nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Die Autorin verzichtet jedoch darauf, Medusa als das Monster, darzustellen, das unsere Popkultur heute kennt. Vielmehr öffnet sie den Blick auf ein sterbliches Wesen mit Gefühlen, Wünschen und Sehnsüchten, auf der Suche nach ihrer Identität. Auch ihr Mörder, der vermeintliche Held Perseus, wird anders beschrieben, als die Leser*innen es vielleicht erwarten.

Der durchweg gut lesbare Schreibstil, die wechselnden Perspektiven, Geschichten und Intrigen der Götter sowie der neue Blick auf das Schicksal der Medusa machen das Buch spannend und gut verständlich. Für alle, die in der griechischen Mythologie nicht ganz so bewandert sind, befindet sich am Ende ein Personenverzeichnis, dass die wichtigsten Protagonisten noch einmal kurz erklärt. Alles in allem hat das Buch viele Ebenen, je nachdem mit welcher Intention es gelesen wird. Die emotionale, sensible Sprache der Autorin, wenn sie über einige der Protagonistinnen schreibt, ist so intensiv, dass ich mich den beschriebenen Gefühlen nicht entziehen konnte. Dies gibt der ganzen Nacherzählung einen feministischen Twist und eine Anbindung an aktuelle Diskurse, z. B. die #Metoo-Debatte. Aber auch die Fragen, was ein Monster ist und was ein Held, was eine Familie bedeutet und ein zu Hause, werden behandelt.

Das Buch hat mich bis zur letzten Seite gerührt, überrascht, wütend gemacht und nachdenklich. Ich kann es allen empfehlen, die die Aktualität der alten Geschichten der griechischen Mythologie erleben möchten.

Bewertung vom 28.02.2023
The Love Test - Versuch's noch mal mit Liebe
Howe, Jenny L.

The Love Test - Versuch's noch mal mit Liebe


ausgezeichnet

Wie viele Chancen verdient die Liebe?

Die Literaturliebhaberin Allison hat es endlich geschafft und beginnt mit dem Promotionsprogramm, von dem sie schon immer geträumt hat. Unerwartet trifft sie dort ihren Ex-Freund Colin wieder, der sie vor einiger Zeit verlassen hat und dass, nachdem er ihr einen begehrten Preis für akademische Leistungen vor der Nase weggeschnappt hat. Allison ist alles andere als begeistert, doch jetzt konkurriert sie mit ihm um eine äußerst wichtige Assistentenstelle bei ihrer Mentorin. Hat die Liebe in diesem Umfeld noch eine Chance? Oder vielleicht zwei und noch besser drei?

Das Buch ist witzig und mit viel Esprit geschrieben. Allison entspricht als Plus Size Frau nicht immer dem gängigen Schönheitsideal. Sie ist dennoch selbstbewusst und erkämpft sich ihren Platz in der Welt durch Intelligenz, Scharfsinn, Engagement und Gefühl und dass alles hat auch mit Colin zu tun. Beide entwickeln sich weiter und die Frage lautet: Können sich Menschen grundlegend ändern?

In dieser Rivals-to-Lovers Geschichte geht es aber auch um Trauer, Verlust, persönliches Wachstum und darum, seinen Weg zu gehen und zu sich selbst zu finden. Es ist eine wunderbar prickelnde und herzergreifende Liebesgeschichte, die durch ihren Humor unglaublich viel Spaß beim Lesen bringt. Ich habe jede Sekunde mit diesem Buch genossen und musste oft schmunzeln aber noch öfter laut auflachen. Diese Liebesgeschichte ist genau der richtige Auftakt für den kommenden Frühling und Sommer!

Bewertung vom 08.02.2023
Dämmerblicke
Groß, Sebastian Radu

Dämmerblicke


ausgezeichnet

Die Reise

In dem Buch "Dämmerblicke" von Sebastian Radu Groß verbinden sich Lyrik, Gedichte und Kurzgeschichten zu einer tiefgründigen und berührenden Mischung. Der Autor schreibt in sensiblen und treffenden Worten zu den Themen Leben, Tod und so viel mehr. Er nimmt die Lesenden mit auf eine Reise, an deren Ende jeder für sich nachgedacht, erlebt, erinnert, gehofft und gefühlt hat.

Bewertung vom 15.01.2023
Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?
Weber, Sara

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?


gut

Wichtig und aktuell

Die Journalistin und Digitalstrategin Sara Weber, Jahrgang 1987, nahm die Zäsur der Pandemie zum Anlass, ein Buch darüber zu schreiben, wie wir es schaffen können, die Arbeitswelt für alle besser zu machen. Dabei ergreift sie die Stimme der Millennials und der Gen Z und lässt auf 237 Seiten kein Thema unbehandelt. Im ersten Teil ihres Buches thematisiert sie das kollektive Brunout, die Unlust an der Arbeit, Kündigungswellen, Nachhaltigkeit, Klimawandel und Fachkräftemangel, um dann im zweiten Teil Lösungsstrategien vorzustellen. Dabei schreibt sie über konkrete Beispiele aus Deutschland und den USA.

Das Cover und der Titel des Buches "Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?" haben mich nicht überzeugt. Ich hatte das Gefühl, dass speziell der Titel dem Thema nicht gerecht wird. Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich zu lesen. Die Themen werden gut erklärt, mit Beispielen anschaulich dargestellt und sind solide recherchiert. Das Quellenverzeichnis im Anhang besteht zu fast 99 Prozent aus URLs, was es für die Lesenden leicht macht, sich die Quellen ohne viel Aufwand selbst anzusehen. Sehr hilfreich fand ich auch die Rubrik "Zum Weiterlesen", in der die Autorin deutsche, übersetzte und englische Bücher zur weiteren Information empfiehlt.

Ich habe das Buch als kurzweilig empfunden, an einigen Stellen vielleicht etwas zu larmoyant. Leser*innen, die sich mit dem Thema "Arbeitswelt" schon länger beschäftigen, finden möglicherweise nicht viel Neues. Was dieses Buch jedoch leistet, ist, dass es alle aktuellen und relevanten Themen an einem Ort versammelt und zur weiteren Recherche und Aktivität anregt und auffordert. Wer sich zu diesem Thema informieren möchte, findet hier reichlich Material für weitere Recherchen. Als Impulsgeber und Beitrag zum aktuellen Diskurs ist es sicher geeignet und zu empfehlen.

Bewertung vom 20.12.2022
Anatomy
Schwartz, Dana

Anatomy


sehr gut

Ein Roman, den man nicht so schnell vergisst

Edinburgh zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Lady Hazel Sinnett hat andere Pläne als es ihr die Gesellschaft vorschreibt. Statt einen reichen Mann zu heiraten und fortan ein vorbestimmtes Leben an seiner Seite zu führen, möchte die 17-jährige Chirurgin werden. Auf ihrem Weg dorthin trifft sie Jack Currer, der Leichen ausgräbt und sie zu Lehrzwecken verkauft. Während Hazel sich ohne Unterricht auf die medizinische Prüfung vorbereitet und sie und Jack sich näherkommen, entdecken die beiden an den Leichen immer öfter seltsame Auffälligkeiten und geraten dabei in große Gefahr.

Das Cover des Buches ist außergewöhnlich schön und stimmt direkt auf die Geschichte im Buch ein. Mit "Anatomy" hat Dana Schwartz einen spannenden Roman um die junge Hazel Sinnett geschrieben. Das düstere Setting Edinburghs um 1800 passt zum Plot und detaillierte Beschreibungen tun ein Übriges. Ich habe beim Lesen an der Seite der Protagonistin mitgeschwitzt, -gefiebert, -gebangt und bin ihr schaudernd durch die dunklen Gassen und über die Friedhöfe von Edinburgh gefolgt, mal auf der Spur der Toten und mal auf der der Lebenden. Der Schreibstil der Autorin ließ sogar die Gerüche und Geräusche für mich lebendig werden. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Jede*r, der sich für eine starke Protagonistin, Medizin im Schottland der damaligen Zeit und eine ebenso gruselige wie spannende Geschichte interessiert, ist mit diesem Themen- und Genremix gut beraten. Lediglich das Ende konnte mich nicht vollends überzeugen, da es Fantasy-Elemente enthält, die die Geschichte meines Erachtens nicht gebraucht hätte. Insgesamt aber ein großartiges Buch, dass perfekte Unterhaltung bietet, auch für Leser, die sonst keine historischen Romane lesen.

Bewertung vom 13.11.2022
Teufelskreuz
Prokopetz, Joesi

Teufelskreuz


sehr gut

Teuflisch gut!

Ein neuer Priester in dem kleinen Ort Ursprung, eine Gemeinde, in die ordentlich Bewegung kommt und eine Reihe von Toten. Trotzdem habe ich den Roman nicht als Krimi gelesen, sondern vielmehr als Satire, die durchgängig mit schwarzem Humor geschrieben wurde. Die vorherrschende düstere Stimmung hat mir beim Lesen ein latentes, mehr oder weniger ausgeprägtes Unwohlsein verursacht - und doch habe ich das Buch fasziniert in einem Zug gelesen, was wohl hauptsächlich an der Figur des ungewöhnlichen Geistlichen lag. Intelligent und scharfsinnig nimmt der Autor die Kirche und ihre Würdenträger, aber auch die Mitglieder der Gemeinde aufs Korn. Eine teuflisch gute Geschichte, die dämonisches Lesevergnügen bereitet.

Bewertung vom 02.11.2022
The Dark
Haughton, Emma

The Dark


sehr gut

Dunkel, eiskalt und klaustrophobisch

Die Ärztin Kate North verpflichtet sich nach einem persönlichen Schicksalsschlag für ein Jahr in die Antarktis, wo sie mit zwölf weiteren Personen den Winter in einer UN-Forschungsstation verbringen soll. Kate wurde als Ersatz für ihren bei einem Unfall verstorbenen Vorgänger Jean-Luc rekrutiert. Als Eis und monatelange Dunkelheit die Crew einschließen, wächst in Kate der Verdacht, dass Jean-Luc nicht durch einen Unfall ums Leben kam, sondern dass der Täter unter ihnen ist und die Gefahr zu seinem nächsten Ziel zu werden, mit jedem Tag wahrscheinlicher wird.

Emma Haughton hat mit "The Dark" einen Antarktis-Thriller geschrieben, der einem beim Lesen buchstäblich Kälteschauer über den Rücken jagt. Dunkelheit, tödliche Kälte und ein äußerst begrenzter Raum, auf dem sich die Protagonisten nicht wirklich aus dem Weg gehen können, bildet den perfekten Schauplatz für diesen Thriller. Den Alltag in der Station bestimmen persönliche und zwischenmenschliche Probleme. Alle geraten früher oder später an ihre psychischen Grenzen. Atmosphärisch dicht bleibt die düstere Spannung bis zum Schluss erhalten. Für mich ist es der perfekte Pageturner für die dunkle und kalte Jahreszeit.

Bewertung vom 04.10.2022
Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1
Martin, Pierre

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1


ausgezeichnet

Auftragskiller wider Willen

Lucien Comte de Chacarasse, lebt ein unbeschwertes Leben. Er liebt sein Bistro, gutes Essen, guten Wein und schöne Frauen. All dies hat jedoch ein jähes Ende, als er seinem Vater am Sterbebett das Versprechen gibt, die Tradition der Familie fortzusetzen, und damit zum Auftragsmörder wird. Lucien steckt ab sofort in einem echten Dilemma, denn er möchte nicht töten.

"Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens" ist der Auftakt einer neuen Serie des Bestsellerautors Pierre Martin, die ich sehr gelungen fand. Lucien ist ein äußerst sympathischer junger Mann, der sich zu helfen weiß. Der Schreibstil des Autors liest sich flüssig und der Plot des Kriminalromans ist so angelegt, dass ich das Buch in einem Zug durchgelesen habe, weil ich wissen wollte, wie Lucien sein Gewissen mit seinen neuen "beruflichen Aufgaben" vereinbart. Zum Lesespaß beigetragen haben das südfranzösische Setting, die Beschreibung der kulinarischen Köstlichkeiten und die leichte Ironie, mit der sich die Geschichte entwickelt. Ich habe jede Leseminute mit Lucien genossen und freue mich schon sehr auf weitere Abenteuer mit ihm.

Bewertung vom 28.09.2022
Die Mauersegler
Aramburu, Fernando

Die Mauersegler


ausgezeichnet

Countdown auf das Leben

Auf 830 Seiten beschreibt Fernando Aramburu in seinem Roman "Die Mauersegler" (aus dem Spanischen übersetzt von Willi Zurbrüggen) einen Countdown der besonderen Art. Toni, Mitte fünfzig, Philosophielehrer, geschieden mit einem Sohn, zu dem ihm der Zugang fehlt, lebt allein in Madrid mit seinem Hund und beschließt seinen Freitod. Allerdings nicht in einer übereilten Kurzschlusshandlung, sondern er gibt sich genau ein Jahr Zeit, seinen Entschluss in die Tat umzusetzen. In 365 Kapiteln, eines für jeden Tag, reflektiert Toni seine Kindheit, beginnend im franquistischen Spanien der 70er Jahre, seine Ehe und seine Landsleute. All diese Überlegungen bestärken ihn in seinem finalen Plan, seinem Leben ein Ende zu setzen. Seinen Abschied von dieser Welt plant er akribisch, bis etwas geschieht, dass alles ins Wanken bringt.

Dieser Roman ist traurig und lustig zugleich. Er hat mich auf eine sehr ursprüngliche Weise berührt, da er die großen Themen Würde, Leben und Tod behandelt. Der Protagonist erscheint keineswegs immer sympathisch oder bemitleidenswert. Doch niemals hatte ich das Gefühl, dass der Autor seine Figur aufgibt. Letztendlich konnte ich mich auf einer empathischen Ebene mit Toni identifizieren. Die Geschichte begleitet mich, auch nachdem ich das Buch beendet und geschlossen habe, noch weiter. Ein grandioses Werk über die menschliche Seele und das Leben.

Bewertung vom 24.09.2022
Tarot von A.E. Waite - iCards
Waite, Arthur Edward;Banzhaf, Hajo;Christoph, Noemi

Tarot von A.E. Waite - iCards


ausgezeichnet

Tarot goes digital

Ich war sehr gespannt auf die interaktiven Tarot-Karten aus dem Königsfurt Urania Verlag. Geliefert wurde das Deck in einer schönen Kartonumverpackung und mit einem Poster, dass alle Karten des traditionellen Spiels von A.E. Waite darstellt. Die dazugehörige App habe ich mittels eines QR-Codes fehlerfrei und zügig auf meinem iPad installieren können.

Die App selbst ist intuitiv zu bedienen und ansprechend gestaltet. Das Scannen der gezogenen Karten erfolgt über einen kreisrunden Code, der sich in der rechten oberen Ecke der entsprechenden Karte befindet, jedoch so unauffällig ist, dass die Karten auch ohne App auf die traditionelle Art gedeutet werden können. Die App bietet verschiedene Legesysteme und Features, wie z. B. die Notizfunktion, die sowohl über die Tastatur als auch mit dem Apple Pencil genutzt werden kann. Die "Tarot-Background und Tipps"-Funktion führt kompetent und in verständlicher Sprache in die Welt der Tarotkarten ein. Besonders gefallen hat mir, dass die Texte zu den einzelnen Karten durch die Rubriken "In deinem Leben" und "Deine Selbstfürsorge-Praxis" ergänzt werden.

Nach gut einer Woche Anwendung kann ich sagen, dass mich das Konzept der iCards vollends überzeugt hat. Besonders Anfänger werden davon profitieren, da sie zu allen relevanten Informationen an einem Ort schnell Zugang haben, ohne lange in Büchern nachschlagen zu müssen. Aber ich denke, dass auch geübte Tarotkarten-Leger*innen in der App neue Anregungen finden und wer gewohnt ist, sich Anmerkungen zu seinen Karten zu notieren, den wird die App schon allein dadurch begeistern. Diese unkomplizierte und moderne Methode des Kartenlegens kann ich jeder/-m Interessierten empfehlen. Für die Zukunft hoffe ich, dass der Königsfurt Urania Verlag noch mehr Karten- und Oracledecks mit der digitalen Funktion ausstattet.