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Anonym

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Insgesamt 101 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2024
Die Halbwertszeit von Glück
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück


sehr gut

Drei miteinander verknüpfte Schicksale

Louise Pelt verwebt in „Die Halbwertszeit von Glück“ das Schicksal von drei unterschiedlichen Frauen miteinander. Wie die drei Leben zusammenhängen, wird erst relativ zum Schluss deutlich, sodass man lange Zeit gespannt bleibt. Die Schicksale der Frauen sind ziemlich unterschiedlich, weswegen ich mich z.B. mit Holly einfacher identifizieren konnte, während es mir schwerer fiel mich in das Mädchen, das Johanna findet, hineinzuversetzen. Doch nach und nach wird auch hier herausgearbeitet, was die einzelnen Personen bewegt und wieso sie welche Entscheidungen getroffen haben. Da alle Personen ausführlich charakterisiert wurden, waren sie im Endeffekt doch gut greifbar für mich. Am Ende geht es immer um die große Frage, wie die unterschiedlichen Frauen Glück auffassen. Auch wenn ich ähnliche Geschichten schon öfters gelesen habe, war „Die Halbwertszeit von Glück“ eine gute Unterhaltung für zwischendurch.

Bewertung vom 26.05.2024
Das Schweigen des Wassers
Tägder, Susanne

Das Schweigen des Wassers


sehr gut

Spiel mit der Vergangenheit


In Wechtershagen, einem kleinen Dorf in Mecklenburg, wird Anfanger der 90er Jahre ein Toter im See gefunden. Bei dem Toten handelt es sich um den Bootsverleiher Eck. Während die Polizei von einem Unfall ausgeht, ist Hauptkommissar Groth der Einzige, der nicht an einen Unfall glaubt. Denn Eck hat sich kurz vorher an Groth gewendet, weil er sich verfolgt fühlte. So macht sich Groth an die Ermittlung und kommt dabei auf die Spur zu Regine Schadow, die Kellnerin eines nahegelegenen Ausflugslokals. Was er dabei noch nicht weiß, ist dass ihn dies mitten in einen ehemaligen ungeklärten Fall führt.

Susanne Tägders Schreibstil empfand ich durch ihren prägnanten Stil als sehr angenehm. Sie beschränkt sich auf die wichtigsten Personen und nimmt diese dafür umso genauer unter die Lupe. Dadurch gewinnt man einen guten Überblick über die verschiedenen für die Ermittlung des Falls wichtigen Personen. Warum dies wichtig ist, wird einem später klar. Ganz vorne dabei ist unser Kommissar Groth, der mich mit seinem Durchhaltevermögen dass er trotz vorangegangener Niederschläge behalten hat, überzeugen konnte. Seine Ermittlungen laufen gut strukturiert ab und führen uns langsam tief in die Machenschaften der Stasi. Das Schweigen des Wassers ist ein Krimi für alle, die an wahren Fällen interessiert sind und sich gerne auf den Weg in die Abgründe der DDR begeben möchten. Mir hat dieser eher ruhigere Krimi gut gefallen.

Bewertung vom 21.05.2024
Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
Kvensler, Ulf

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück


ausgezeichnet

Unvorhersehbar


Wie jedes Jahr fahren Anna, ihr Verlobter Henrik und ihre beste Freundin Milena zum Wandern nach Nordschweden. Doch dieses Mal ist etwas anderes: Jakob, Milenas neuer Freund ist dabei und bringt die Gruppe dazu, ihre Pläne kurzfristig über den Kopf zu werfen, sodass sie in den Sarek, einen einsamen Nationalpark wandern. Schnell stellt sich heraus, dass der Ausflug mit Jakob ganz anders werden wird als die Jahre zuvor. Nicht nur wird der Ausflug immer gefährlicher, sondern auch die Stimmung zwischen den dreien verändert sich. Ein Kampf um Leben und Tod beginnt…

Ulf Kvenslers Schreibstil ist direkt zu Beginn einnehmend. Noch vor dem Ausflug lernt man Jacob kennen, bei dem sich einige Ungereimtheiten auftun. So gelingt es Kvenseler, den Leser schon hier dazu zu bringen, Jacob zu hinterfragen. Dementsprechend gespannt war ich darauf, was beim Ausflug passieren wird und habe die vier immer mit einem mulmigen Gefühl begleitet. Auch hier spielt Kvensler mit Psychoelementen, sodass man immer mal wieder Angst um einen der Protagonisten hat. Diesen Abschnitt durchlaufen wir relativ lang. Doch am Ende wird klar, warum dies nötig war. Die Auflösung kommt dann im letzten Drittel und hat mich echt überraschen können. Nicht nur habe ich es überhaupt nicht vorhergesehen, sondern wird damit auch aufgezeigt, wie schnell wir Fehlschlüsse ziehen. Von mir daher eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.05.2024
Eine Fingerkuppe Freiheit
Zwerina, Thomas

Eine Fingerkuppe Freiheit


gut

Eine wichtige Erfindung


Wie wichtig Schrift ist, vergisst man als nicht blinder Mensch schnell. „Eine Fingerkuppe Freiheit“ ist eine tolle Erinnerung daran. Zwerina beginnt seinen Roman damit, uns Louis Braille näher zu bringen. Wer war der Junge, der die Blindenschrift erfand? Wie ist er aufgewachsen? Und warum war er überhaupt blind? All das arbeitet Zwerina sehr detailliert aus, für mein Empfinden etwas zu detailliert. So begleiten wir Braille z.B. ausführlich bei seinem Schulalltag. Doch auch wenn dieser Part durch die vielen Details etwas langatmig war, hat es mir gleichzeitig verdeutlicht, wie schwierig es ohne Schrift ist, sich neue Erkenntnisse anzueignen und mit welchen gesellschaftlichen Vorurteilen Blinde damals konfrontiert waren.

Nach dieser Einführung kommen wir zum entscheidenen Part: Wie kam es zur Erfindung der Blindenschrift und wie funktioniert diese? Auch wenn Louis Braille als Erfinder der Blindenschrift gilt, gab es doch vor ihm schon Personen, die eine Blindenschrift versucht haben zu erfinden. Einer von ihnen ist Charles Barbier, dessen System mit 12 Zeichen aber zu schwer war. Louis Braille vereinfacht die Schrift auf nur noch 6 Zeichen, wodurch eine deutlich einfacherere Handhabung möglich war. Indem die 6 Zeichen auf verschiedene Weisen dargestellt werden, also z.B. oben unten, queer,… lassen sich alle Buchstaben und Zahlen abbilden. Dieser Abschnitt hat mich wiederum sehr überzeugt, weil ich gut nachvollziehen konnte, warum Brailles Blindenschrift sich durchgesetzt hat, wie sehr er dafür aber auch kämpfen musste. Somit würde ich den Roman allen, die ein stärkeres Interesse an Louis Braille haben, empfehlen.

Bewertung vom 19.05.2024
Wo die Asche blüht
Que Mai, Nguyen, Phan

Wo die Asche blüht


ausgezeichnet

Sehr besonderes Buch


Was hat der Vietnamkrieg für amerikanische Soldaten und die vietnamesische Bevölkerung eigentlich konkret bedeutet? Welche persönlichen Schicksale sind daraus insbesondere entstanden? Diesen Fragen geht Nguyễn Phan Quế Mai nach, indem sie sich den Amerasiern, also Kindern von Amerikanern und Vietnamesen widmet.

„Wo die Asche blüht“ spielt zu zwei Zeiten und aus zwei Perspektiven. Zum einen verfolgen wir den amerikanischen Soldaten Dan und die Vietnamesin Trang von 1969-1970. Daneben spielt der Roman aber auch zur heutigen Zeit, in der wir Dan auf der Suche nach seinem Kind begleiten und aus Phongs Perspektive erfahren, wie hart das Leben von Amerasiern war.

Nguyễn schildert Details immer anhand persönlicher Schicksale, wodurch mich das Buch sehr berührt hat. Als Leser durchläuft man die Emotionen der Protagonisten immer hautnah und kann so alle Sichtweisen gut nachvollziehen. Besondere Stärke des Romans sind auch die vielen gut recherchierten Details, die Nguyễn eingearbeitet hat. Neben dem persönlichen Schicksal geht es so auch immer um das Große Ganze, also auch um die Ereignisse während des Vietnamkrieges. Auch hier hat Nguyễn es wieder geschafft, dass man beide Seiten nachvollziehen kann. So berichtet Dan z.B. von seinen Einsätzen als Flugpilot und welche Widersprüche diese in ihm ausgelöst haben.
Insgesamt empfehle ich das Buch allen, die auf der Suche nach einer berührenden Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, sind.

Bewertung vom 17.05.2024
Sorry not sorry
Landsteiner, Anika

Sorry not sorry


sehr gut

Ein wichtiges und bisher wenig beleuchtetes Thema


Warum schämen sich Frauen deutlich stärker und öfter als Männer? Dieser Frage geht Annika Landsteiner mit „Sorry not sorry“ nach.

Nach einer Einführung in das Thema erfahren wir, dass es drei Arten von Scham gibt: Körperscham, Identitätsscham sowie Statusscham. Weil Mädchen anders erzogen werden wie Jungs entwickeln sie dementsprechend häufig auch eine andere Einstellung zum Thema Scham. In welchen Bereichen das besonders spürbar ist, macht Landsteiner mit ihrem Buch klar. Passend zu den drei verschiedenen Arten von Scham hat Landsteiner unterschiedliche Themen behandelt. Dabei gab es einiges was ich dazulernen konnte, einiges war mir aber auch schon bekannt. So fand ich z.B. ihren Blick auf das Thema Altern oder zum Thema Single-Sein sehr überzeugend, während für mich das Kapitel über ungewollte Schwangerschaften eher repetitiv war. Landsteiners Schreibstil hat aber auch die Kapitel, die für mich nichts Neues waren, zu etwas Besonderem gemacht. Denn Landsteiner lässt in die Essays ihre intimsten Erfahrungen mit einfließen, sodass das Buch sehr persönlich und dadurch spannend zum Lesen war. Insgesamt würde ich das Buch aber vor allem als Einstieg in das Thema empfehlen.

Bewertung vom 17.05.2024
Die Spaghetti-vongole-Tagebücher
Maiwald, Stefan

Die Spaghetti-vongole-Tagebücher


sehr gut

Kulinarische Reise durch Italien


Stefan Maiwald nimmt uns bei den „Spaghetti-vongole Tagebüchern“ mit auf eine kulinarische Reise nach Italien. Von Venedig geht es nach Jesolo, Grado und Aquileia. Zentrales Thema des Buches ist das Essen. Es geht um die richtige Zubereitung verschiedenster italienischer Speisen. Dafür trifft Stefan Maiwald an den verschiedenen Orten immer Experten für die jeweilige Zubereitung, die ihm diese dann ausführlich erklären. So finden sich in dem Buch viele Rezepte zum Nachkochen. Hierbei sollte angemerkt werden, dass es sich hauptsächlich um Fleisch- und Fischgerichte handelt. Ansonsten nimmt uns Maiwald aber auch auf eine historische und kulturelle Reise mit. So baut er zur Abwechslung immer mal wieder sehr interessante Einschübe über die Vergangenheit eines Ortes ein. Das diesbezügliche Wissen wurde detailliert und gut recherchiert rübergebracht. Wer also gerne eine kulinarische und kulturelle Reise durch Italien machen will, der sollte sich mal „die Spaghetti-vongole Tagebücher“ anschauen.

Bewertung vom 16.05.2024
Freunde lieben. Die Revolte in unseren engsten Beziehungen
Liebl, Ole

Freunde lieben. Die Revolte in unseren engsten Beziehungen


gut

Die Bedeutung von sexuellen Freundschaften


Ohne Erwartungen ging ich an das Sachbuch „Freunde lieben - die Revolte in unseren engsten Beziehungen“. Da ich mich bisher noch nicht intensiver mit dem Thema Freundschaft + beschäftigt hatte, war Liebls Buch der perfekte Einstieg hierfür. Zunächst zeigt Liebl auf, wie die F+ populär wurde, indem er verschiedene Filme aus den 2010ern analysiert. Er geht aber auch über das reine Thema F+ hinaus, indem er aufzeigt, warum Frauen z.B. eher weniger offen für eine F+ sind und in der Vergangenheit die Ehe aufgrund der Gefahr einer Schwangerschaft bevorzugt haben. Dadurch hat Liebl auch eine feministische Sicht auf das Thema eingearbeitet. Neben den Gefahren, die er offen aufzeigt, geht es ihm aber auch darum, aufzuzeigen welche Vorteile eine Sexuelle Freundschaft, so wie er es gerne nennt, bieten kann.
Sein Buch möchte uns dementsprechend auch dazu bewegen, über unsere Freundschaften nachzudenken und diese stärker wertzuschätzen. Mir persönlich wollte das Buch am Ende zu viel, denn Liebl hat in seinem Buch die verschiedensten Themen, wie z.B. auch Online-Dating oder das Thema Konsens ausführlich behandelt, wodurch mir manchmal der klare rote Faden gefehlt hat. Gleichzeitig sehe ich aber auch, was diese Themen mit der F+ zu tun haben, jedoch kam Liebl dadurch meiner Meinung nach etwas von seinem eigentlichen Thema ab. So hätte ich mir anstatt dessen eher eine ausführlichere Zukunftsanalyse für dieses Beziehungsmodell gewünscht.

Bewertung vom 15.05.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


ausgezeichnet

Reise in die Vergangenheit


Spring Season ist die jüngste von vier Schwestern. Aufgewachsen neben Daffodil Castle, zieht sie schon früh nach London und führt dort ein ungeregeltes Leben bis zu dem Moment, als sie bei Sophia, einer älteren Dame, Sozialstunden leisten muss. Sophia verschont Spring dabei nicht, weswegen Spring zunächst ziemlich genervt über die strenge Dame ist. Doch mit der Zeit lernen die beiden sich besser kennen und was Spring dabei erfährt, lässt ihr keine Ruhe. So machen die beiden sich auf den Weg nach Daffodil Castle, in dem auch Springs Jugendliebe Ethan wohnt…

Erzählt wird Season Sisters aus zwei verschiedenen Zeiten. Zum einen sind wir in der Gegenwart, in der wir Spring und Sophia verfolgen. Daneben geht es aber auch zurück ins 19. Jahrhundert, in der eine toll ausgeklügelte Familiengeschichte erzählt wird. Wie die beiden Perspektiven zusammenhängen, wird nach und nach klar. Mir hat die Mischung aus Historie und Moderne wirklich gut gefallen. So haben wir mit Spring eine sehr aufgeweckte Person, die in ihrem Leben bis jetzt nicht immer die besten Entscheidungen getroffen hat. Dadurch war Spring für mich aber eine sehr greifbare Person, mit der auf realistische Weise aufgezeigt wird, wie es gelingen kann, eine neue Perspektive für das eigene Leben zu finden.

Für mich war die Reise in die Vergangenheit aber das Highlight des Buchs. Denn die Geschichte, die aus der Vergangenheit aufgedeckt wird, war überraschend, wendungsreich und spannend zu verfolgen. Somit hatte der Roman für mich die perfekte Mischung aus Historie, Spannung und Liebe.

Bewertung vom 06.05.2024
Kosakenberg
Rennefanz, Sabine

Kosakenberg


sehr gut

Schön melancholisch geschrieben



Was passiert mit einem ostdeutschen Dorf, wenn nach und nach alle Jungen wegziehen und nur die Älteren zurückbleiben. Davon erzählt Sabine Rennefanz in „Kosakenberg“.

Kathleen, die in „Kosakenberg“, einem ostdeutschen Dorf aufgewachsen ist, hat dieses schon in jungen Jahren verlassen, um nach London zu ziehen. Doch trotz dessen hat „Kosakenberg“ immer noch Einfluss auf sie und so begleiten wir wie sie diesen bei 10 Heimfahrten nach Kosakenberg auf den Grund geht. Über die Jahre erleben wir, wie sich das Dorf verändert, erfahren aber auch mehr über Kathleens dortige Vergangenheit. Dadurch wird deutlich, welche Einflüsse ihr Aufwachsen in einem ostdeutschen Dorf bis heute auf sie hat und wie schwer es ist seine Heimat wirklich zurückzulassen. Rennefanz gelingt es, die diesbezügliche Melancholie perfekt mit ihrer Sprache zu transportieren. Dadurch wird der Schmerz, der damit einhergeht, seine Heimat zu verlassen, toll eingearbeitet. Die dahinterstehenden Fragen, welche Bedeutung unsere Heimat auf uns auch noch hat, wenn wir sie verlassen und welche Zukunft ostdeutsche Dörfer haben, hat mich stark zum Nachdenken angeregt. Insgesamt ein toll geschriebenes Buch, das noch länger nachwirkt.