Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Krimine

Bewertungen

Insgesamt 218 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2021
Das gezeichnete Opfer / Cold Case Bd.2
Frennstedt, Tina

Das gezeichnete Opfer / Cold Case Bd.2


ausgezeichnet

Ein vielschichtiger und angenehm atmosphärischer Kriminalroman

Im Jahr 2004 wurde der vielversprechende Pianist Max Lund mit 24 Messerstichen getötet, als er nach einem Kneipenabend mit dem Fahrrad auf der Route 9 nach Hause fuhr. Sein Mörder wurde nie gefasst und seine Familie blieb mit einer zermürbenden Ungewissheit zurück. 15 Jahre nach dieser grausamen Tat geschieht ein weiterer Mord, der Schwedens Künstlerszene in Angst und Schrecken versetzt. Die Malerin Mischa Lindberg, die durch ihre provokanten Aktionen bekannt geworden ist, liegt erdrosselt am Fuße eine Leuchtturms. An ihrem Körper werden Spuren eines hellen Lehms entdeckt, der auch beim Mord an Max Lund eine Rolle spielte. Doch woher stammt dieser Lehm und was haben beide Fälle miteinander zu tun?

„Cold Case – Das gezeichnete Opfer“ ist nach „Cold Case – Das verschwundene Mädchen“ der zweite Fall für Polizeikommissarin Tess Hjalmarsson, die mit ihrer neu ins Leben gerufenen Abteilung für die Klärung von Altfällen gute Erfolge aufzuweisen hat. Nun aber, nachdem es enorme Probleme mit Bandenkriegen rund um Malmö gibt, sollen ihre Bemühungen auf Eis gelegt werden, damit das kleine Team andere Abteilungen bei der Bekämpfung der Bandenrivalitäten unterstützt. Eine Entscheidung, die Tess nicht gutheißen kann. Nach einem intensiven Gespräch mit ihrer neuen Chefin erhält sie deshalb mit 19 Tagen eine letzte Gnadenfrist, in der sie den Mord an der Malerin aufklären soll. Kein leichtes Unterfangen. Doch Tess kniet sich gemeinsam mit ihren Kollegen tief in den Fall hinein, obwohl sie privat auch Einiges am Laufen hat. Denn die lesbisch veranlagte Ermittlerin möchte aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters ein Kind und sucht deshalb eine Kinderwunschklinik auf.

Basierend auf einem wahren Fall hat die Kriminalreporterin Tina Frennstedt, die in Schweden als Expertin für unaufgeklärte Kriminalfälle gilt, ihren zweiten Kriminalroman rund um das schwedische Cold-Case-Team verfasst. Bereits der Einstieg hat es in sich, der die grauenvollen Geschehnisse in einer regnerischen Nacht im Jahr 2004 erzählt. Danach geht es spannend weiter. Die aktuellen Probleme des zum Scheitern verurteilten Cold-Case-Teams werden benannt, ein merkwürdig in Szene gesetzter Mord an einer bekannten Malerin geschieht und umfangreiche Ermittlungen zum neuen und zum alten Fall in der Künstlerszene werden angestellt. Das alles vor einer Kulisse, die geprägt von der wunderschönen Landschaft Südschwedens atemberaubend ist und dabei gleichzeitig in ihren dunklen Winkeln viel Düsternis und Schrecken verbirgt. Hinzu kommen tiefe Gefühle, lebensechte Figuren und ein Schreibstil, der sich wunderbar flüssig liest.

Fazit und Bewertung:
Ein vielschichtiger und angenehm atmosphärischer Kriminalroman, der schnell in seinen Bann zu ziehen versteht und durch glaubwürdige Ermittlungen unterhaltsame und spannende Lesestunden beschert.

Bewertung vom 20.02.2021
Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1
Wortberg, Christoph

Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1


sehr gut

Ein vielschichtiger Thriller, der eher ein Krimi ist.

Aus einem Münchener Baggersee wir die Leiche eines unbekannten Mannes gezogen, der unter seltsamen Umständen ertrunken ist. Das jedenfalls meint die Münchener Hauptkommissarin Katja Sand, die alleine mit ihrer Meinung dasteht. Denn die zuständige Gerichtsmedizinerin findet keine Verletzungen und stuft den Tod als Selbstmord ein und auch ihr Chef Reinhard Kolle wittert kein Verbrechen, lässt sie aber trotzdem mit ihrem Kollegen Rudi Dorfmüller ermitteln. Und schon bald gibt es einen weiteren Toten, der erstickt in einem Kühlschrank sitzt, während eine vielversprechende Spur auf eine Eliteeinheit der Marine verweist. Was ist dort bei einem Einsatz auf hoher See geschehen und wieso wird Katja während der Ermittlungen mit einem düsteren Geheimnis aus der Vergangenheit konfrontiert?

„Trauma - Kein Entkommen“ ist der Auftakt zu einer Trilogie um die Münchener Hauptkommissarin Katja Sand, die hier ihren ersten Fall bestreiten muss. Dabei gerät sie unweigerlich an ihre Grenzen, da sie ein altes Trauma aufzuarbeiten hat und gleichzeitig Probleme mit ihrer pubertierenden Tochter Jenny bekommt. Doch ihr schlagfertiger Kollege Rudi Dorfmüller ist nicht nur ein perfekter Assistent, sondern auch ein guter und einfühlsamer Freund, der ihr in jeder Lage hilfreich zur Seite steht. Ein vielversprechendes neues Team in der deutschen Krimilandschaft, das trotz enormer Probleme von oben und dem Abbruch ihrer unbequemen Ermittlungen nicht aufgeben will. Von ihnen ist Katja die treibende Kraft und weiß, dass sie sich einhundertprozentig auf den oft unscheinbar wirkenden Kollegen Dorfmüller verlassen kann.

Die Ereignisse rund um drei schreckliche Morde werden in chronologischer Reihenfolge erzählt und nur zu Beginn der drei Buchabschnitte gibt es einen Rückblick in die Vergangenheit. In ihnen wird von einem dreijährigen Kind erzählt, das gemeinsam mit seiner Mutter den gewalttätigen Anfeindungen des Vaters ausgesetzt ist und nicht entfliehen kann. Szenen, die nur schwer zu ertragen sind, während sich der Rest des Buches um die angestellten Ermittlungen und um Katjas Privatleben rankt. Diesbezüglich bleibt ihr empathischer Assistent leider im Hintergrund, was sehr schade ist. Auch hätte der Autor hinsichtlich der Spannung noch eine Schippe drauflegen können. Denn wirklich nervenaufreibend wird es erst zum Schluss. Bis dahin wird der Leser mit einer akribisch geführten und wendungsreichen Mordermittlung gut unterhalten und mit einem Fall, der angenehm undurchsichtig ist.

Fazit und Bewertung:
Ein vielschichtiger Thriller, der eher ein Krimi ist und mit einem brisanten Thema und gut geführten Ermittlungen zu überzeugen versteht.

Bewertung vom 07.02.2021
Flieh, so weit du kannst
Joy, Naomi

Flieh, so weit du kannst


gut

Ein beklemmendes Beziehungsdrama mit Höhen und Tiefen

Die Eventmanagerin Ava hat Probleme mit ihrem gewalttätigen Freund. Deshalb nimmt sie die Hilfe ihres Chefs David dankbar an, der ihr das Haus seiner verstorbenen Tochter als Zufluchtsort zur Verfügung stellt. Aber kaum wohnt Ava dort, merkt sie, dass David mehr als nur ihr Chef sein will und ihr Exfreund Charlie weiterhin auf eine gemeinsame Zukunft hofft. Als sie dann auch noch täglich Drohbriefe von Charlie erhält und David immer besitzergreifender wird, versucht sie die Reißleine zu ziehen. Doch es ist zu spät und schon bald befindet sich Ava in höchster Gefahr.

„Flieh, so weit du kannst“ ist ein Thriller, der voller Intrigen, Neid und Rachegelüste steckt und seine Leser mit einem lange Zeit undurchsichtigen Handlungsverlauf gut unterhält. Dabei spielen Ava und ihre Kollegin Jade als Hauptfiguren eine zwielichtige Rolle in dem verhängnisvollen Geschehen, das hauptsächlich aus ihrer Sicht geschildert wird. Abwechselnd kommen sie zu Wort und berichten über die einstige Freundschaft und ein düsteres Geheimnis, das diese auf dem Gewissen hat, über ausgefochtene Rivalitäten und einen verbissenen Kampf um den Posten als Teamleiterin und über ihre Gefühle, die voller Höhen und Tiefen sind.

Das Debüt der britischen Autorin Naomi Joy ist eher ein unterhaltsamer Beziehungsroman, als ein unheilvoller Thriller. Denn die Spannung, die der Leser hier erwartet, äußert sich in einer zu befriedigenden Neugierde und ist trotz eines immer wieder angedeuteten Geheimnisses und einiger Drohbriefe von einem nervenaufreibenden Geschehen weit entfernt. Es passiert einfach zu wenig und das plötzlich actionreich vonstattengehende Finale reißt nichts mehr raus. Schade. Hier wurde viel Potenzial verschenkt. Wobei unterhaltsam ist der Zickenkrieg zwischen Ava und Jade schon und die Bedrohungen, denen Ava zwischenzeitlich ausgesetzt wird, sind in voller Härte da.

Fazit und Bewertung:
Ein beklemmendes Beziehungsdrama, das mit Spannungsschwächen und Wiederholungen zu kämpfen hat, das aber auch durch die Anfeindungen der beiden Hauptfiguren und ein rasant angelegtes Finale gut unterhält.

Bewertung vom 07.02.2021
So schweige denn still
Clark, Mary Higgins

So schweige denn still


sehr gut

Ein fein gesponnener Thriller mit einem brisanten Thema und leichten Schwächen im Spannungsverlauf

Die investigative Journalistin Gina Kane erhält eine Nachricht, in der es um belastende Anschuldigungen gegen einen großen Nachrichtensender geht. Die Absenderin CRyan hat dort „schreckliche Erfahrungen“ gemacht und soll nach ihren Angaben nicht die Einzige sein. Gina, die eine medienträchtige Story wittert, versucht Kontakt mit ihr aufzunehmen, erreicht aber die unbekannte Schreiberin nicht. Dafür beginnt sie umfangreiche Recherchen anzustellen und erfährt, dass die junge Frau bei einem Jet-Ski-Unfall ums Leben gekommen ist. Ein Zufall zur richtigen Zeit, an den Gina nicht wirklich glauben kann. Deshalb kniet sie sich immer tiefer in ihre Nachforschungen hinein und stößt auf entsetzliche Machenschaften, deren Drahtzieher zu allem entschlossen sind.

„So schweige denn still“ ist ein fein gesponnener Thriller von Mary Higgins Clark, der ein brisantes Thema zum Inhalt hat. Sexuelle Übergriffe auf Frauen am Arbeitsplatz. Mit dem #MeToo werden betroffene Frauen ermutigt, darauf aufmerksam zu machen. CRyan, die im Buch eine tragische Rolle spielt, wählte hingegen eine weniger öffentliche Form und bezahlte ihre Entscheidung mit dem Tod. Eine spannende Geschichte, die Mary Higgins Clark hier in Szene setzt und deshalb fiebert der Leser Seite für Seite mit, ob es gelingt, die Verantwortlichen dingfest zu machen oder ob Macht und Geld wieder einmal stärker ist.

Für den Einstieg in das später immer rasanter werdende Geschehen braucht der Leser ein wenig Geduld. Denn zunächst einmal lernt er die engagierte Journalistin Gina Kane kennen, verfolgt ausgiebig, wie sie für ihre Story recherchiert und welche Rückschläge sie einstecken muss. Dann aber, nachdem ein Rückblick in die Vergangenheit die dubiosen Geschäftsgebaren in dem bekannten Nachrichtensender in allen seinen unschönen Details offenbart, gibt es kein Halten mehr. Ein Verbrechen nach dem anderen wird aufgedeckt, sämtliche Schuldige werden enttarnt und Gina, die einfach nicht locker lassen kann, gerät unweigerlich in Gefahr.

Fazit und Bewertung:
Ein gut geschriebener und mit einem aktuellen Thema daherkommender Thriller, der anfänglich mit Spannungsschwächen zu kämpfen hat, später aber sein volles Potenzial offenbart.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2021
Hexenjäger / Jessica Niemi Bd.1
Seeck, Max

Hexenjäger / Jessica Niemi Bd.1


ausgezeichnet

Ein rätselhafter und spannender Thriller aus dem hohen Norden

Der erfolgreiche Thriller-Autor Roger Koponen befindet sich auf einer Lesung, als seine Frau Maria im gemeinsamen Haus bestialisch ermordet wird. Kriminalhauptmeisterin Jessica Niemi übernimmt den Fall und schnell steht fest, dass die Tat nach dem Vorbild der Besteller-Trilogie ihres hunderte Kilometer entfernten Mannes begangen worden ist. Bald gibt es weitere Opfer und immer wieder fällt am Tatort auf, dass die Frauen sich sehr ähnlich sehen und ihre Tötung nach den mittelalterlichen Methoden aus Roger Koponens Bücher erfolgt. Nur eines wird lange Zeit nicht bemerkt. Dass Jessica Niemi perfekt ins Beuteschema des Killers passt und dadurch selbst enorm gefährdet ist.

„Hexenjäger“ ist ein spannender Thriller aus dem hohen Norden, der als Auftakt einer Trilogie um die selbstbewusste und einzelgängerische Ermittlerin Jessica Niemi angelegt worden ist. Deshalb wundert es nicht, dass neben einem merkwürdigen Fall auch das frühere Leben von Jessica und ein altes Familiengeheimnis eine Rolle spielen. So werden mit einem Rückblick in die Vergangenheit Jessicas Erlebnisse als 19-jährige in Venedig erzählt, während in der Gegenwart eine äußerst brutale Mordserie und die dazu vorgenommenen Ermittlungen im Fokus der Handlung stehen.

Max Seecks Thriller ist nichts für Zartbesaitete, obwohl er keine detaillierte Schilderungen von Tathergängen und durchlittenen Qualen der Opfer enthält. Deshalb findet auch die wahre Hölle im Kopf des Lesers statt, wodurch jeder von ihnen das Grauen in einer anderen Dimension erlebt. Eines aber ist immer gleich. Die Atmosphäre wird als dicht und stimmungsvoll empfunden und ist von einer undurchdringlichen Düsterheit geprägt. Hinzu kommen lange Nächte, frostiges Winterwetter und Gefühle, die oftmals auf dem Tiefpunkt sind sowie ein clever erdachtes und mit vielen überraschenden Wendungen versehendes Geschehen.

Fazit und Bewertung:
Von Beginn an rätselhaft und mit einem Ende, dass viel erwarten lässt, überzeugt der „Hexenjäger“ auf der ganzen Linie. Ein Thriller, der besonders gut für dunkle Winternächte und viel Fantasie geeignet ist.

Bewertung vom 22.01.2021
Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1
Hancock, Anne Mette

Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1


ausgezeichnet

Ein mysteriöser Fall und ein glaubwürdiges Ermittlerteam

Die Kopenhagener Journalistin Heloise Kaldan hat seit einem Artikel mit Falschinformationen Probleme in ihrem Job. Während sie zusehen muss, dass sie den Schaden begrenzen kann, erhält sie einen Brief, der von einer gesuchten Mörderin stammt. Anna Kiel, die vor einem Jahr den Sohn eines prominenten Mannes in Kopenhagen ermordet hat, befindet sich seit dem auf der Flucht. Doch warum nimmt sie Kontakt zu Heloise auf und erwähnt Dinge über sie, die niemand wissen kann? Heloise, die verwundert über die vertraulichen Zeilen ist, stellt umgehend Recherchen an, informiert aber auch die Polizei. Kommissar Erik Schäfer, der erst vor Kurzem neue Hinweise zum Aufenthaltsort von Anna Kiel erhalten hat, beginnt den Fall neu aufzurollen. Dabei stößt er auf Verbindungen zu Heloise und wähnt sie bald in höchster Gefahr.

„Leichenblume“ ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe um die investigative Journalistin Heloise Kaldan und den Kopenhagener Kommissar Erik Schäfer, die sich durch den Fall des ermordeten Anwalts und den Austausch wichtiger Informationen kennenlernen. Schon bald dringen sie gemeinsam immer tiefer in die Vergangenheit ein und decken Machenschaften auf, die ungeheuerlich sind. Dadurch kommen sie sich auch menschlich sehr nah und legen den Grundstein für eine viele Jahre überdauernde Zusammenarbeit. Ein Team, das durch unterschiedliche Interessenlagen und verschiedene Herangehensweisen gut harmoniert, und durch die Tatsache, das jeder von ihnen die berufsbedingten Grenzen des anderen respektieren kann.

In kurzen Kapiteln und aus wechselnden Perspektiven wird die lange Zeit nicht zu durchschauende Handlung erzählt, wobei es immer wieder neue Wendungen und unvorhergesehene Überraschungen gibt. Auch sorgen glaubwürdige Figuren und lebensnahe Dialoge dafür, dass der an sich mysteriöse Fall authentisch in Erscheinung tritt und mit einem packenden Verlauf punkten kann. Erst nach und nach werden wichtige Informationen aufgedeckt oder mittels eingefügter Kapitel aus der Sicht von Anna Kiel dem Leser bekannt gegeben. Damit besitzt er einen klaren Vorteil gegenüber den Ermittlern, die sich jedes Puzzleteil erst erarbeiten müssen, während er bereits Verdächtige in Augenschein nehmen und stichhaltige Spekulationen anstellen kann. Doch wirklich schneller ist er dadurch nicht, dafür aber macht das Miträtseln besonders viel Spaß.

Fazit und Bewertung:
„Leichenblume“ ist der gelungene Auftakt einer Thriller-Reihe, die hoffentlich noch mit vielen verzwickten Ermittlungen aufwarten kann und kriminell ambitionierte Leseabende belebt.

Bewertung vom 10.01.2021
Der Bewohner
Jackson, David

Der Bewohner


ausgezeichnet

Ein fesselnder Thriller, der beim Lesen Unbehagen beschert.

Der Serienmörder Thomas Brogan wird nach dem bestialischen Mord an einem Ehepaar von der Polizei gejagt. Er findet Zuflucht in einem leerstehenden Haus. Seine kurze Inspektion bringt zutage, dass es über den Dachboden mit drei weiteren Häusern verbunden ist. Ein Glückstreffer für Brogan, der nun Tag und Nacht die völlig unterschiedlichen Bewohner besuchen kann. Das streitsüchtige Ehepaar, dessen Hund furchterregend ist, die alte Frau, die hofft, ihren toten Sohn wiederzusehen und Colette, deren Anblick atemberaubend ist. Und umso mehr er über die üppige Schönheit erfährt, umso so sicher ist er sich, dass sie und ihr Ehemann Martyn die idealen Opfer sind. Doch als es soweit ist, hat Colette einen anderen Plan und tut alles dafür, dass sie überlebt.

„Der Bewohner“ ist ein subtiler Thriller, der aus der Sicht des Serienmörder Thomas Brogan geschildert ist und viel über ihn und sein zweites „Ich“ verrät. Denn während er auf der Suche nach Nahrung in den Kühlschränken der Nachbarn wühlt und gleichzeitig ihre tiefsten Geheimnisse herauszufinden versucht, hält er Zwiesprache mit seiner bösen Stimme im Kopf. Immer wieder spornt diese ihn an, nicht so weich und nachgiebig zu sein, sondern mit Nachdruck dafür zu sorgen, dass ein blutiges Todesspiel ihn befriedigen kann. Hin und her gerissen von aufkommenden Gefühlen und der unbändigen Lust zu töten, geschehen bald Dinge, die merkwürdig und gefährlich sind.

Kurze Kapitel, interessante Wendungen und Begebenheiten, die zu keiner Zeit vorhersehbar sind, führen dazu, dass der Leser nur so über die Seiten fliegt. Von Beginn an wird seine Neugierde geweckt und er schaut, genau wie der Killer durch die Dachbodenluken zu, was in den anderen Häusern geschieht. Der besondere Reiz aber daran ist, dass er durch die Gedanken des Mörders weiß, was dieser plant. Dadurch fiebert er dem Ende entgegen und hofft und bangt, dass vielleicht alles gut ausgeht. Ein clever inszeniertes Spiel mit Wahrnehmung und Angst, das nervenaufreibend vonstattengeht und trotz einiger Flauten im Spannungsverlauf nur schwer aus der Hand zu legen ist.

Fazit und Bewertung:
Ein fesselnder Thriller, der beim Lesen Unbehagen beschert und durch seine ganz spezielle Sicht mal etwas anderes ist.

Bewertung vom 03.01.2021
Agatha Raisin und der tote Auftragskiller / Agatha Raisin Bd.15
Beaton, M. C.

Agatha Raisin und der tote Auftragskiller / Agatha Raisin Bd.15


ausgezeichnet

Agatha in Bestform

An einem Wochenende in Paris wird Agatha Raisin das Portemonnaie gestohlen und die zuständige Polizei gibt sich nicht viel Mühe, den Täter zu fassen. Grund genug für Agatha, ihr Hobby zum Beruf zu machen und ein eigenes Detektivbüro zu eröffnen. Personal ist schnell gefunden, nur mit den Aufträgen hapert es noch. Mit entlaufenen Katzen und verschwundenen Teenagern halten sie sich über Wasser bis eine junge Frau eine Todesdrohung erhält und beschützt werden muss. Dass Agatha aber selbst in das Visier eines Killers gerät, hat sie nicht geahnt und vor allem, dass ihr Liebesleben dabei eine große Rolle spielt.

„Agatha Raisin und der tote Auftragskiller“ ist der fünfzehnte Band mit der erfolgreichen Geschäftsfrau Agatha Raisin, die in den Cotswolds ihr Talent für die Jagd nach Mördern entdeckt hat. Schon kurz nachdem sie in dem kleinen Ort Carsley angekommen ist, stirbt ein Preisrichter beim örtlichen Backwettbewerb und ausgerechnet Agathas Feinkost-Quiche ist angereichert mit Gift. Was liegt also näher, den Mörder selbst zu stellen und das eigene Ansehen zu retten. Nur, dass plötzlich ein Verbrechen nach dem anderen in der ansonsten so beschaulichen Gegend geschieht und Agatha ein Mordfall nach dem anderen löst.

Es macht enorm viel Spaß, die rastlose und von Streitlust geplagte Agatha Raisin bei ihren Ermittlungen zu verfolgen. Regelmäßig geht bei ihr etwas schief, kein Fettnäpfen lässt sie aus und ohne ihre treuen Freunde würde sie schlichtweg baden gehen. Deshalb ist auch diesmal ein Angriff auf die Lachmuskeln garantiert, wenn Agatha ihren ersten ernsthaften Fall als Profidetektivin zu lösen versucht, wie auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Dazu lernt der Leser Agathas neue Nachbarin kennen, die bald als ihre Mitarbeiterin fungiert und zu perfekt und Besitz ergreifend ist und stolpert über einen Toten in ihrem eigenen Haus.

Fazit und Bewertung:
Mit viel Trubel und Missverständnissen, mit skurrilen Charakteren und passendem Alltagshumor kommt Agathas neuer Fall daher und sorgt für beste Unterhaltung.

Bewertung vom 01.01.2021
Als die Nacht begann
Hartung, Alexander

Als die Nacht begann


sehr gut

Temporeich mit viel Testosteron und Coolness, aber wenig Realität

In Berlin, am Görlitzer Park, gerät ein junges Ehepaar nach dem Besuch einer Tapasbar in einen Bandenkrieg hinein. Er wird durch einen Kopfschuss getötet, sie kann sich in Sicherheit bringen. Eine Biologiestudentin wird während ihres Einkaufsbummels auf der Friedrichstraße mit einem Kopfschuss regelrecht hingerichtet. Zwei brutale Morde, die öffentlich verübt worden sind und in keinen Zusammenhang stehen. Jan Tommen von der Kripo Berlin übernimmt die Ermittlungen und steht vor einem Rätsel. Denn auch ein dritter Toter auf einer Parkbank am Tegeler See wurde von einem Heckenschützen niedergestreckt. Und noch immer ist nicht klar, wie die Auswahl der Opfer erfolgt. Ein kniffliger Fall, der Tommens ganze Aufmerksamkeit verlangt und ihn nur wenig Zeit für seine geplante Hochzeit lässt.

„Als die Nacht begann“ ist der siebente Fall für den Berliner Kommissar Jan Tommen, der gemeinsam mit der Gerichtsmedizinerin Zoe und seinem besten Freund Chandu auf die Suche nach einem gefährlichen Heckenschützen geht. Dabei spielen Tommens Kollegen zunächst keine Rolle. Im Gegenteil. Hinter ihrem Rücken wird merkwürdig oft illegal agiert. Zeugen werden mit Waffen bedroht, Beweismaterial verschwindet aus der Asservatenkammer und Gegenstände werden heimlich verwanzt. Auch Dienstbesprechungen oder Abstimmungen zu weiteren Fällen gibt es nicht. Tommen und seine Freunde ermitteln allein und erst ganz zum Schluss, wenn es um die Beschattung von Zeugen und die Ergreifung des Täters geht, kommen weitere Polizeibeamte hinzu. Ein Vorgehen, das wenig mit der Realität zu tun hat und eine große Schwäche des ansonsten fesselnden Thrillers ist.

Dafür aber macht Alexander Hartung mit seinem temporeichen und lebendigen Schreibstil vieles wett. Die Handlung ist enorm wendungsreich, immer wieder tun sich neue Verdachtsmomente auf und auch das Motiv für die brutal verübten Morde ist lange Zeit nicht klar. Interessante Figuren, actionreiche Szenen und knapp gehaltene Dialoge lassen nur so über die Seiten fliegen und eine gute Portion Alltagshumor gibt es obendrauf. Eine gelungene Mischung also, die mit kurz gehaltenen Kapiteln, einem gut durchdachten und abwechslungsreichen Fall und einem ideenreichen Kommissar für nervenaufreibende Unterhaltung sorgt.

Fazit und Bewertung:
Viel Testosteron und Coolness, wenig Realität. So präsentiert sich Tommens neuer Fall, versteht es aber, mit einer komplexen Story und ereignisreichen Ermittlungen und einer rasanten Erzählweise zu fesseln.

Bewertung vom 30.12.2020
Der Spiegelmann / Kommissar Linna Bd.8
Kepler, Lars

Der Spiegelmann / Kommissar Linna Bd.8


ausgezeichnet

Ein düsterer und nervenaufreibender Thriller

Die 16-jährige Jenny wird auf dem Weg von der Schule nach Hause von einem Fremden entführt. Eine Schulkameradin konnte zwar den Lkw beschreiben, dessen Fahrer verantwortlich für die Tat war. Und trotzdem aber brachten sofort eingeleitete Ermittlungen keinen Erfolg. Jenny blieb verschwunden und taucht erst fünf Jahre später kopfüber aufgehängt an einem Klettergerüst wieder auf. Kommissar Joona Linna, der mit seinem Team den Fall übernimmt, ist über die Kaltblütigkeit des Täters enorm geschockt. Inständig hofft er, dass ihn ein aufgefundener Zeuge weiterbringt. Dieser allerdings ist seit einem Unfall schwer traumatisiert und schafft es nicht, zu beschreiben, was er gesehen hat. Doch die Zeit drängt, da schon wieder ein Mädchen verschwunden ist.

„Der Spiegelmann“ ist der achte Band der in Stockholm spielenden Joona-Linna-Reihe, die mit ihrem eigenwilligen Ermittler viele Fans unter den Thrillerlesern hat. Kein Wunder. Geht es doch in den von ihm ermittelten Fällen regelmäßig spannend zu und auch der Gruselfaktor wird ausreichend bedient. Wie in Joona Linnas neuem Fall, in dem es um verschleppte Mädchen geht und um einen äußerst brutal verübten Mord. Gewohnt kühl, mit kurzen, schnörkellosen Sätzen und vielen bildhaften Beschreibungen wird die Story von dem schwedischen Autorenehepaar erzählt, während zahlreiche Perspektivwechsel und kurze Kapitel dafür sorgen, dass ein hohes Tempo entsteht.

Interessant sind diesmal die Figuren, die angefangen von dem ermittelnden Kommissar, über den Hauptzeugen des Mordes bis hin zu dessen Ehefrau emotional stark gefordert werden. So plagt sich Jonna Linna mit dem Vorwurf seiner Tochter herum, dass er zu sehr mit dem Bösen verbunden ist und sie ihn deshalb nicht mehr sehen will. Wohingegen der Familienvater Martin nach dem Verlust seiner Tochter Alice schwere Schuldgefühle hat und die meiste Zeit in der Psychiatrie verbringt. Allerdings nicht in der verhängnisvollen Nacht, in der Jenny ermordet wird und er mit dem Hund im Park spazieren geht. Deshalb versucht man nun mit allen Mitteln, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, was ihn nur noch mehr verwirrt.

Fazit und Bewertung:
„Der Spiegelmann“ ist ein düsterer und nervenaufreibender Thriller, der mit einem brisanten Thema und wendungsreichen Ermittlungen zu fesseln versteht, aufgrund der in ihm beschriebenen Gewalt aber nicht für zartbesaitete Gemüter geeignet ist.