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Benutzername: 
Heather_H
Wohnort: 
Braunschweig

Bewertungen

Insgesamt 107 Bewertungen
Bewertung vom 19.01.2023
Der Tote von Wiltshire / Lockyer & Broad ermitteln Bd.1
Webb, Katherine

Der Tote von Wiltshire / Lockyer & Broad ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

*MEINE MEINUNG*
Mit diesem Krimi wagt sich Katherine Webb, bekannt für ihre historischen Romane, in neue Gefilde. Und brilliert. Für mich war es das erste Buch von ihr, aber definitiv nicht das letzte.

Die Erzählweise fand ich super. Wer hier einen bis zum bersten gespannten Spannungsbogen sucht, wird nicht fündig werden. Stattdessen gründliche und beharrliche Ermittlungen, und eine komplexe, gut durchdachte Geschichte, die sich langsam, Stück für Stück, zu einem stimmigen Bild zusammen fügt und mich bis zum Schluss begeistert hat. Ich habe nichts (an Spannung) vermisst - mich hat die Geschichte von Anfang an gepackt und nicht mehr los gelassen, ich habe mit gerätselt und mich über jeden Fortschritt in den Ermittlungen gefreut. Kleine Hinweise habe ich richtig deuten können, bin aber bis zum Schluss nicht hinter alles gekommen, und fand die Auflösung am Ende stimmig und rund.

Neben der tollen Story stehen die beiden Ermittler im Fokus. Katherine Webb nimmt sich neben der Handlung genügend Zeit, den Charakteren Leben einzuhauchen, sie mit Ecken und Kanten zu versehen, und sie einem immer mehr ans Herz wachsen zu lassen. Die beiden Ermittler sind sympathisch und authentisch, wenn man unbedingt etwas kritisieren möchte, vielleicht ein kleines bisschen zu sehr nach Lehrbuch - mir hat es aber sehr gut gefallen. Die beiden haben sich gut ergänzt und als Team sehr gut funktioniert, und ich hoffe sehr, dass es - wie geplant - weitere Bände geben wird. Auch die übrigen Charaktere fand ich gut ausgearbeitet, ich hatte sofort zu allen ein Bild vor Augen, konnte mir vorstellen, wie sie sich geben, ob ich sie sympathisch finden würde, wenn ich ihnen gegenüber stünde. Und die Autorin beschreibt nicht nur die Figuren, sondern auch die Gegebenheiten, die Landschaft, die Orte. Ich konnte mich gut in die englischen Landschaften und Häuser denken, mir die Szenerie vorstellen, die Atmosphäre spüren. Kurzum, der Schreibstil hat absolut meinen Geschmack getroffen.

*FAZIT*
Die beiden Protagonisten sind mir ans Herz gewachsen, den Fall fand ich gut durchdacht und spannend aufgebaut, und der Schreibstil hat mich begeistert. Für mich einer der besten Krimis, die ich gelesen habe.

Bewertung vom 17.01.2023
Skandal & Vorurteil
Quain, Amanda

Skandal & Vorurteil


sehr gut

*MEINE MEINUNG*
Ich bin sonst nicht unbedingt Fan von blumig-romantischen Covern, aber dieses fand ich sehr schön, und die Anspielung auf "Stolz und Vorurteil" hat mich neugierig gemacht.
Amanda Quain holt die Charaktere aus dem Original mit ihrem Debütroman ins heutige Amerika, an eine Elite-Highschool. Protagonistin ist Georgie Darcy, die Schwester von Fitz (Mr.) Darcy, der ebenso wie Lizzie Bennet und die meisten anderen historischen Figuren hier lediglich eine Nebenrolle spielt. Da dieses Buch als "Retelling" bezeichnet wird, hatte ich mir tatsächlich etwas mehr Originalnähe versprochen und war ein wenig enttäuscht, dass nur am Rande darauf eingegangen wurde.

Stattdessen dreht sich ein Großteil um die Gefühle und Gedanken von Georgie. Sie leidet darunter, ihren Bruder enttäuscht zu haben und von ihrer großen Liebe Wickham betrogen worden zu sein, und fühlt sich von ihren Mitschülern ausgegrenzt und allein. Immer wieder grübelt sie und sucht nach einem Ausweg, aber es kam mir vor wie eine sich selbst erfüllende Prophezeihung: Sie erwartet, dass sie versagt - also versagt sie auch (in ihren Augen). Anfangs fand ich das noch gut nachvollziehbar, mit der Zeit und den Wiederholungen aber fand ich es ein wenig anstrengend. Sie drehte sich im Kreis, die Handlung kam nicht wirklich voran, und das hat mich ein wenig ermüdet.

Mit der Zeit schafft sie es, aus dieser Endlosschleife ein wenig heraus zu kommen und macht eine gute Entwicklung - aber mir waren die vielen Passagen und das fast schon Suhlen im Selbstmitleid etwas zu viel. Georgie kam mir häufig sehr naiv vor, so manches Verhalten konnte ich nicht verstehen und ich habe mich gefragt, wieso sie sich nicht einfach mal mit ihrem Bruder und anderen ausspricht, statt zu versuchen, alles mit sich selbst auszumachen.

Auch Fitz fand ich in diesem Buch über weite Passagen eher unsympathisch, konnte sein Verhalten nicht nachvollziehen, und bin nicht wirklich mit ihm warm geworden. Schade, denn Mr. Darcy ist mein Lieblingscharakter im Original.

Zum Ende hin hatte die Geschichte immer weniger mit dem bekannten Vorbild zu tun. Wenn ich das aber ausblende, und an der Buch ohne die Erwartungshaltung heran gehe, dass es sich um ein Retelling handelt, und ohne das Suchen nach Parallelen zur von mir heißgeliebten Story, würde ich sagen, dass es ein schöner und romantischer Jugendroman ist. Auch wenn ich meine Problemchen mit der Protagonistin hatte, kann ich mir vorstellen, dass sie das Gefühlsleben von Teenagern gut trifft und ihnen damit näher sein kann als mir. Und auch wenn mir das Ende ein klein wenig zu schnell ging und ich am Schluss manche Unterhaltungen nicht ganz zu den Charakteren passend fand, wurde ich gut unterhalten und habe die Geschichte gern gelesen.


*FAZIT*
Ein unterhaltsamer und romantischer Jugendroman, den ich aber nicht als Retelling bezeichnen würde. Außer den Namen und manchen Charakterzügen haben die Figuren nichts mit dem historischen Original gemeinsam.

Bewertung vom 16.01.2023
Das kommt von oben, da können wir nichts machen!
Koch, Andreas

Das kommt von oben, da können wir nichts machen!


weniger gut

*MEINE MEINUNG*
Der Autor lässt die Leser an seinem Leben teilhaben, beschreibt seine Laufbahn bei der Polizei und welche Gründe ihn letztlich dazu bewogen, dieser den Rücken zu kehren. Außerdem lässt er sich zur Politik im Allgemeinen und zur Corona-Pandemie im Besonderen aus, beschreibt Zustände, die aus seiner Sicht nicht tragbar sind, und welche unüberwindbare Hürde die Bürokratie manchmal darstellt.

Ich fand das Buch insgesamt sehr negativ. Es kam mir weniger vor wie eine Autobiografie, sondern mehr wie eine Abrechnung mit der Polizei, Behörden und Politik. Er schildert zwar auch manche positive Erlebnisse bei der Polizei, größtenteils aber beschreibt er Situationen, in denen er sich gegängelt, bevormundet und systematisch benachteiligt fühlte. Den titelgebenden Satz habe er so oft gehört, beschreibt aber keine einzige Szene, in der dieser Satz fiel. Stattdessen fühlt er sich benachteiligt, denn "die Mama mit dem mittlerweile schulpflichtigen Kind darf halbe Tage machen, aber der ledige Andreas darf zur Belohnung für seine Halbtagstätigkeit und auf Dauer das Kellerkind mimen." Dass das schulpflichtige Kind vermutlich mittags nach Hause kommt und der Mama gar nichts übrig bleibt als halbtags zu arbeiten; es außerdem in meinen Augen sehr positiv ist, dass hier Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht wird, hat auf der Waagschale natürlich nichts zu suchen.

Nach einer mehrjährigen Fortbildung und einer Stelle, auf der er kreuzunglücklich war, kehrt er in seine neue alte Dienststelle zurück, stellt aber fest: "Was ist bloß aus der guten, alten Polizei geworden, bei der und für die ich so gerne gearbeitet habe?" Den Eindruck, dass er gerne bei der Polizei gearbeitet hat, hatte ich im ganzen Buch nicht. Zwar beschreibt er auch Anekdoten und Erfolge, aber für mich überwogen ganz klar negative Schilderungen.

So beschreibt er auch, wie er neben und nach dem Polizeidienst, zusammen mit seiner Lebensgefährtin, in der Gastronomie immer wieder gegen bürokratische Hürden läuft und mit Menschen zu tun hat, die egoistisch und eigennützig handeln und ihn damit immer wieder vor Probleme stellen.

So setzt es sich im Buch weiter fort, und als er in den letzten Kapiteln zu einem Rundumschlag gegen die Politiker und Politik, ausholt, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu Corona-Maßnahmen als "Farce" bezeichnet, namentlich den "Pandemie-Onkel Lauterbach, der sich in seiner Rolle des großen Mahners und Propheten gut gefällt" verurteilt sowie den Medien einseitige Berichterstattung nicht nur in Bezug auf die Pandemie vorwirft, ist für mich das Fass übergelaufen. Klar darf eigene Meinung in einer Biografie stattfinden, aber in dem Maße, wie hier aus subjektiven Erfahrungen und einzelnen Vorkommnissen ein Systemversagen skizziert wird, konnte ich nicht nachvollziehen, auch wenn ich in einzelnen Punkten der gleichen Meinung bin wie der Autor.

Er hebt seine positiven Eigenschaften Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Geradlinigkeit immer wieder hervor, aber Empathie habe ich in diesem Buch häufig vergeblich gesucht.

*FAZIT*
Für mich ist dies weniger eine Autobiografie, ich hatte vielmehr den Eindruck, als sei dies eine Abrechnung mit der Polizei und Behörden, der Politik und manchen Menschen im Speziellen. Damit konnte mich das Buch leider nicht überzeugen.

Bewertung vom 14.01.2023
Wehrlos
Benrath, Nora

Wehrlos


gut

*MEINE MEINUNG*
Das Cover fand ich sehr stark - die düstere Atmosphäre hat mich sofort neugierig gemacht und die Schaukel deutet ja schon an, worum es geht - Kindesentführung. Auch die ersten Kapitel fand ich toll erzählt. Eine Mutter, die mitansehen muss, wie ihr Kind vom Spielplatz entführt wird, und das nicht vor einem Erwachsenen, vor dem sie immer gewarnt haben, sondern von einem anderen Kind. Da ich selbst Mutter bin, wohl eines der schlimmsten Szenarien, die man sich denken kann, und ich war völlig in der Geschichte drin. Doch nach diesem packenden Beginn hat für mich der Plot und auch der Spannungsbogen leider sehr nachgelassen.

Die Kapitel sind kurz, manche nur gut eine Seite, und von Kapitel zu Kapitel wechselt die Perspektive. Der Erzähler wechselt zwischen der Mutter, dem Ermittler, und auch den Entführern. Dazwischen gibt es einige Nebenstränge. Manche Kapitel sind so geschrieben, dass man anfangs gar nicht erkennt, um welche Person es geht, bzw. der Name wird nicht genannt, und erst mit der Zeit fügt sich das Bild zusammen. Leider hat es mir der ständige Wechsel schwer gemacht, wirklich eine Bindung zu den Figuren zu entwickeln. Kaum habe ich mich auf eine Perspektive eingelassen und rein gedacht, schon war das Kapitel wieder vorbei. Auch fand ich die Figuren zwar authentisch und ihr Handeln größtenteils nachvollziehbar, aber kaum jemanden wirklich sympathisch.

Manche Nebenstränge enden in der Luft, weil sie nicht zuende erzählt werden, manches wird angerissen, viel angedeutet, aber häufig nicht ausgeführt. Einerseits ist das gut, weil es die Fantasie beim Lesen angefacht hat, aber manchmal hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin deutlicher geworden und den Gedanken zuende gesponnen hätte, statt ihn nur anzureißen. So kam es mir stellenweise vor, als sollte mit Gewalt ein Spannungsbogen erzeugt werden, der bei mir aber nicht immer ankam.

In der Mitte fand ich die Geschichte ein wenig zäh - die Ermittlungen kommen nicht wirklich voran, und ich hatte das Gefühl, dass sich einiges wiederholt. Auch das Ende fand ich leider nicht überzeugend. Ich fand es etwas weit her geholt, konnte das Agieren der Ermittler nicht verstehen, und hatte das Gefühl, dass sich die Figuren aus dramaturgischen Gründen unlogisch verhalten.

Schade, denn das Thema fand ich spannend, die Idee - Kind entführt Kind - außergewöhnlich, aber die Umsetzung konnte mich leider nicht ganz überzeugen.


*FAZIT*
Hier wäre definitiv mehr drin gewesen, aber nach einem spannenden Anfang wurde es für mich etwas zäh und manches nicht nachvollziehbar. Schade.

Bewertung vom 12.01.2023
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


sehr gut

*MEINE MEINUNG*
Das Cover hat mich sehr angesprochen, und einen interessanten historischen Krimi versprochen. Das hat der Inhalt auch gehalten, allerdings war es mehr Historienroman als Krimi.

Die Einbettung einer Kriminalgeschichte in das München der 1910er-Jahre fand ich sehr interessant. Die beiden Protagonisten, Anna und Friedrich, werden sehr klar heraus gearbeitet und könnten kaum unterschiedlicher sein. Sie stammen aus verschiedenen Welten - Anna aus einer armen Familie auf dem Land, Friedrich ist verarmter Adel, hat aber in eine reiche bürgerliche Familie geheiratet. Vor allem Anna ist zu Beginn sehr naiv und gutgläubig, lernt aber durch ihre Arbeit und durch Friedrich sehr viel über das Leben und die Menschen und es war sehr spannend, sie auf dieser Reise zu begleiten. Auch Friedrich entwickelt sich im Laufe des Buches, und ich habe gut verstanden, was die beiden am jeweils anderen fasziniert und interessiert.

Vielleicht auch, weil dieses Buch der Auftakt einer Reihe ist, nimmt sich die Autorin für die Charaktere und ihre Entwicklung sehr viel Zeit. Den Beginn, als Anna in der Rechtsmedizin anfängt und man sehr viel über die Arbeit dort und die Herangehensweise der Ärzte erfährt, hat mich gefesselt, aber davon ist im weiteren Verlauf des Buches nur recht wenig zu finden. Vor allem im mittleren Teil ist die Ermittlung, sofern man überhaupt von einer sprechen kann, völlig in den Hintergrund gerückt. Vielmehr geht es um die beiden Hauptfiguren, ihre Unterhaltungen und Unternehmungen. Ich fand den historischen Kontext spannend, die gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenbilder sowie die sozialen und politischen Entwicklungen bis hin zum Ausbruch des ersten Weltkrieges toll dargestellt, und habe sie gern gelesen. Ich hatte aber etwas mehr Krimi und etwas weniger Historienroman erwartet.

Der Schreibstil gefiel mir gut, ich fand ihn dem geschichtlichen Kontext angemessen und flüssig lesbar. Ich konnte mich gut in die Szenerie hinein versetzen und fand vor allem die Stimmungen in der Bevölkerung gut dargestellt-. Auch wenn manche Figuren ein wenig sehr klischeehaft anmuten, glaube ich, dass sie authentisch für die Zeit sind.

Insgesamt wurde ich gut unterhalten, und werde vermutlich auch den zweiten Band lesen - in der Hoffnung, dass der Fokus ein wenig mehr auf dem Kriminalfall, weniger auf den privaten Unternehmungen der Protagonisten liegt.

*FAZIT*
Interessante Protagonisten in einem spannenden Fall, der leider zugunsten der Charakterentwicklung und gesellschaftlichen Ereignisse ein bisschen zu viel zurück tritt.

Bewertung vom 09.01.2023
Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis / Die Polidoris Bd. 1
Fislage, Anja

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis / Die Polidoris Bd. 1


ausgezeichnet

*MEINE MEINUNG*
Das Cover hat mich sehr angesprochen. Es wirkt durch die Glanzelemente und die fühlbare Schrift hochwertig, und es versprach eine spannende und ein wenig gruselige Geschichte. Die Erwartung wurde erfüllt.

Ich habe mich anfangs gefragt, ob es nicht ein wenig zu viele Seiten für die Zielgruppe hat - nach dem Lesen würde ich das aber verneinen. Der Schreibstil liest sich sehr flüssig, die Sprache finde ich angemessen, die ganzseitigen Bilder sind toll, und kleinere Illustrationen am Textrand lockern das Buch auf. Und es gibt ja durchaus auch Kinder, die vor dickeren Büchern nicht zurück schrecken.

Die drei Geschwister, vor allem aber Petronella, aus deren Sicht die meisten Abschnitte geschrieben sind, sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Allein schon die erste Szene, als klar wird, dass die drei vermutlich Waisen sind, hat Mitgefühl in mir geweckt. Alle drei sind aufgeweckt und haben ihre jeweiligen Qualitäten, dadurch ergänzen sie sich gut. Auch wenn es - wie immer zwischen Geschwistern - kleinere Geheimnisse und Reibereien gibt, merkt man immer wieder, dass sie mit- und füreinander alles tun würden. Auch die Nebenfiguren sind glaubhaft und haben liebenswürdige Macken, die manchmal schreiend komisch sind.

Die Handlung fand ich super. Sie ist spannend und stellenweise auch gruselig, dabei aber nicht zu unheimlich. Außerdem hat mir sehr gefallen, wie die drei Kinder mit ihrer Angst umgegangen sind und wie sie sich den Herausforderungen gestellt haben. An vielen Stellen finden sich kleine Weisheiten, und Roberta denkt sehr oft an ihre Lieblingsdetektivin und wie sie sich verhalten hätte - ich denke, dass auch dieses Buch Kinder ermutigen und ihnen Ideen mitgeben kann, wie sie sich in Situationen, die sie ängstigen, verhalten könen. Und dass es sich manchmal lohnt, hinter die Fassade zu schauen und die Beweggründe anderer heraus zu finden.

Band 2 soll im Herbst 2023 erscheinen, und den werde ich sicherlich auch lesen.

*FAZIT*
Individuelle und tolle Charaktere in einer spannenden Geschichte mit Gruselfaktor. Daumen hoch.

Bewertung vom 07.01.2023
Weihrauch
Neeb, Ursula

Weihrauch


gut

*FAZIT*
Ein interessanter Krimi, der mich gut unterhalten hat. Leider hat mich die Protagonistin nicht vollends mitnehmen können, die Geschichte kam mir zu langsam in Fahrt, und ich bin über ein paar Kleinigkeiten gestolpert. Trotzdem ein lesenswerter Krimi, vor allem für True Crime Fans.


*MEINE MEINUNG*
Dieser Krimi ist eine Mischung aus Fiktion und wahren Begebenheiten. Einige Figuren aus dem Buch sind realen Personen nachempfunden, andere frei erfunden. Einige beschriebene Taten tatsächlich passiert, andere hingegen nicht. Diese Mischung fand ich spannend, zumal ich mich sehr für True Crime interessiere, und durch die Einbettung in eine fiktive Geschichte, in Gedanken und Gefühle erdachter Personen, kam ich dem Fall näher, als hätte ich eine sachliche Abhandlung gelesen. Die Autorin lässt die Leser jedoch nicht im Ungewissen: In ihrer Schlussbemerkung löst sie auf, was wahr und was erfunden ist, und welche der Personen im Buch tatsächlich existiert haben.

Ich habe am Anfang jedoch eine Weile gebraucht, bis ich hinein gefunden hatte. Die Protagonistin ist mir anfangs etwas fremd geblieben, bis ich mich in sie hinein versetzen und sie verstehen, ihre Gefühle und Handlungen nachvollziehen konnte. Es wurde dann besser, aber wirklich sympathisch war sie mir nicht unbedingt, und ich habe nicht mit ihr mit gefühlt und gelitten, wie ich es manchmal bei anderen Protagonisten tue.

Ich hatte auch das Gefühl, dass sich die Geschichte anfangs etwas zieht, dass die Vorgeschichte und das Vorstellen der zentralen Akteure zu lange dauerte, es mehr wie ein Roman als ein Krimi anmutete. Vielleicht verrät auch der Klappentext zu viel, da er bereits alles erzählt, das in der ersten Buchhälfte passiert - nachdem die Story dann endlich an Fahrt aufnimmt.

Sprachlich hat mich Ursula Neeb größtenteils gut abgeholt, sowohl der Erzähler als auch die Dialoge passen gut zur beschriebenen Zeit. Sie neigt ein wenig zu Schachtelsätzen, aber ich habe mich sehr schnell in den Schreibstil eingelesen und fand ihn sehr gut und flüssig lesbar. Gestört hat mich aber ein wenig, dass in den Dialogen manchmal Worte vorkamen, die meiner Meinung nach nicht in die Zeit passen. So wurde der neue Freund abfällig als der "Stecher" bezeichnet, oder etwas wird "ums Verrecken nicht" getan. An einigen Stellen wird technischer oder medizinischer Fortschritt wie z.B. Telefone oder künstliche Ernährung erwähnt, und ich war nicht sicher, ob das 1912 tatsächlich so weit verbreitet war. Hier hätte ich mir einen Halbsatz o.ä. gewünscht, in dem es für den unkundigen Leser, wie mich, kurz in den historischen Kontext eingeordnet wird.

Kurzum, die Idee gefiel sehr gut, die Umsetzung hat mich leider nicht gänzlich packen können. Trotzdem habe ich den Krimi gern gelesen.

Bewertung vom 06.01.2023
Autorenwegweiser
Cziehso, Gerrit P.

Autorenwegweiser


ausgezeichnet

*FAZIT*
Ein umfassender und hilfreicher Ratgeber mit vielen Tipps und Links zu Vorlagen, die man herunter laden kann - und damit ein toller Begleiter für alle, die ihren Traum vom Roman schreiben endlich Wirklichkeit werden lassen wollen.


*INHALT*
Schon im Vorwort findet der Autor deutliche Worte:x
"Welches Ziel möchten Sie mit dem Lesen des Autorenwegweisers erreichen? - Wenn Ihre Antwort lautet: Ich möchte mich darüber informieren, wie ich rein theoretisch einen Roman schreiben und veröffentlichen kann, dann sollten Sie dieses Buch sofort wieder aus der Hand legen [...]."

Vielmehr ist es als Begleiter für diejenigen gedacht, die tatsächlich mit dieser Hilfestellung einen Roman veröffentlichen wollen. So fordert Gerrit P. Cziehso seine Leser auch dazu auf, aktiv im und mit diesem Buch zu arbeiten, Klebezettel, Eselsohren und handschriftliche Notizen zuzulassen und es nicht nur zu verschlingen "wie einen spannenden Krimi".

In dreizehn Kapiteln geht es um Ideenfindung und -reifung, den Schreibprozess und die mehrfache Überarbeitung, Veröffentlichung und die Buchpromotion. Dabei geht er beispielsweise darauf ein, wie man von einer ersten Idee zum fertigen Plot (inkl. Kapitelplanung) kommt, wie man Schreibblockaden überwinden kann, und welche Vor- und Nachteile Verlage bzw. Selfpublishing mit sich bringen. Mit konkreten Zahlen und Rechenbeispielen zeigt er Kosten und Gewinnspannen auf und nennt auch Zeiträume, die man für das gesamte Projekt veranschlagen muss.


*MEINE MEINUNG*
Mir hat der Ratgeber sehr gut gefallen. Die konkreten Angaben im Text helfen, nicht mit falschen Erwartungen an das Projekt "Debütroman" heran zu gehen, zeigen klar auf, wieviel Arbeit in welchen Schritten steckt, und was man alles bedenken und berücksichtigen muss. Einiges davon war mir klar, anderes dagegen neu.

Bereits beim ersten Lesen habe ich viel unterstrichen und notiert, bevor ich es jetzt der Reihe nach durch arbeiten werde, da ich eine erste Idee, aber noch keinen fertigen Plot für meinen ersten Roman im Kopf habe.

Sicherlich sind nicht alle Tipps für jeden. Manche brauchen vielleicht weniger Unterstützung, andere mehr, und das Buch ist auch nicht dazu gedacht, wie eine Checkliste abgearbeitet zu werden. Es kann aber im gesamten Prozess und insbesondere bei konkreten Problemen helfen, die Flinte nicht ins Korn zu werfen, sondern dran zu bleiben. Und am Ende tatsächlich den eigenen Roman veröffentlicht zu sehen.

Bewertung vom 06.01.2023
Der geliehene Freund
Käfer, Michael

Der geliehene Freund


ausgezeichnet

*MEINE MEINUNG*
"Es passiert uns häufig, dass uns für den Zeitraum der Vorbereitung ein wahrer Blick in den vertrautesten Familienkreis gewährt wird. Dann werde ich, so bezeichne ich es immer, zum geliehenen Freund. Zu einem Menschen, der eine Zeit lang nah sein darf, aber nach dem Event wieder draußen ist." Dieses Gefühl hatte ich beim Lesen dieses Buches. Der geliehene Freund leiht sich die Leser als Freunde, ermöglicht einen Blick in sein Leben, lässt sie nah an sich heran, aber nach der Lektüre ist man wieder draußen.

Mir gefällt der Plauderton, in dem hier Episoden und Geschichten aus dem Leben von Michael Käfer erzählt werden, außerordentlich gut. Die Kapitel sind weder chronologisch erzählt noch in sich abgeschlossen. Manchmal erstreckt sich eine übergeordnete Geschichte über mehrere Abschnitte, weil sie Anlass für viele andere Geschichten ist, die sich aus ihr ergeben, mit ihr verwoben sind. So wird der Rahmen immer wieder aufgegriffen und weiter erzählt, während dazwischen weitere Begebenheiten Platz finden. Dadurch hatte ich das Gefühl, neben ihm zu stehen, während er erzählt, und dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, weil sich ein Leben eben nicht chronologisch erzählen lässt.

Neben vielen beruflichen Episoden und sehr privaten Momenten finden hier einige Personen Platz, die ihn beeinflusst und inspiriert haben, und aus Michael Käfer den Menschen gemacht haben, der er ist. Er setzt sich mit seinem Verhältnis zu seinem Vater auseinander, widmet ihm immer wieder Abschnitte, bereut, dass zwischen ihnen noch so viel unausgesprochen geblieben ist und er erst (zu) spät versucht, die Perspektive seines Vaters einzunehmen, und immer nur alles aus seiner Perspektive gesehen hat. Er setzt sich mit seiner eigenen Rolle als Vater auseinander, fragt sich, welche Welt er seinen Kindern hinterlassen und welche Werte er ihnen mitgeben möchte. Und er beschreibt sehr deutlich seine Philosophie als Unternehmer, welche Prinzipien für ihn unverrückbar sind und worauf er penibel achtet, nur um ein paar Beispiele heraus zu greifen.

Dabei stimme ich nicht allen seinen Aussagen zu, manches finde ich sogar problematisch, aber das gesamte Buch wirkt authentisch auf mich. Ich nehme ihm ab, dass er tatsächlich so denkt und tickt, und sich nicht verstellt, um in seiner Autobiographie möglichst sympathisch rüber zu kommen. Und interessant finde ich seine Gedanken und Ansichten allemal, auch wenn ich selbst anderer Meinung bin oder manche Darstellungen etwas befremdlich finde.


*FAZIT*
Ich bin wunderbar unterhalten worden und fand die Einblicke in das Leben von Michael Käfer sehr interessant. Klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.01.2023
Disappeared
Tailor, Kathy

Disappeared


sehr gut

*MEINE MEINUNG*
Am Anfang nimmt sich die Autorin ein wenig Zeit, die Figuren einzuführen und vorzustellen, so konnte ich mich gut zurecht finden und mich in die Szenerie denken. Dann nimmt die Geschichte an Fahrt auf, die Kapitel werden kürzer, und die Spannung steigt. Der Erzähler betrachtet nicht nur die Protagonistin, sondern auch andere Personen, so erfährt man auch immer mehr Hintergründe, und durch Cliffhanger wird der Spannungsbogen hoch gehalten. Diese Erzählweise hat mir sehr gut gefallen.

Mir gefiel auch die Idee, Freya neu ans Internat kommen zu lassen, sodass sie keinerlei Hintergründe und Beziehungen kennt und unbefangen an Marias Verschwinden heran gehen kann. Die vielen kleinen und großen Geheimnisse, die sie im Laufe der Zeit aufdeckt, fand ich gut und realitätsnah, die Charaktere authentisch und überzeugend. Bei einer Figur hatte ich sehr früh ein Störgefühl, das sich auch bestätigt hat, andere Wendungen konnten mich überraschen - und so konnte ich gut miträtseln, wie alles zusammen hängt und was dahinter steckt.

Ein Manko: Die beiden im Vermisstenfall ermittelnden Polizisten fand ich so klischeehaft überzeichnet, dass es schon fast weh tat. Das wäre meiner Meinung nach nicht nötig gewesen, auch wenn es erklärt, wieso Freya auf eigene Faust versucht, den Hintergründen nachzugehen.


*FAZIT*
Plot und Figuren haben mich größtenteils überzeugt, das Internat als Szenerie fand ich klasse. Ein spannender Jugendthriller, den ich gern gelesen habe.