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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
calendula48
Wohnort: 
Wiernsheim

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2023
Jetzt ist Sense
Rath, Hans

Jetzt ist Sense


ausgezeichnet

Herrlich, einfach erfrischend herrlich.
Ein typischer Hans Rath Roman; voller hintergründigem Witz und Charme.
Die Psychologin Olivia Bentele lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen, nur ab und zu ein bischen, wenn es zum Beispiel um ihren Ex-Mann und deren Teeni-Tochter geht.
Unschlagbar ist sie allerdings zusammen mit ihrer Freundin Conny. Was den beiden so zusammen einfällt ist schon urkomisch.
Allerdings sollte nicht außer achtgelassen werden, dass es gerade der Sensenmann ist, der da mehr oder weniger überraschend die Bühne des Lebens der Psychologin betritt und immer wieder auftaucht, wenn Frau Dr. Bentele es am wenigsten erwartet; und er hat Therapiebedarf!
Der antike Gott des Todes ist allerdings keineswegs allein unterwegs, er hat schließlich auch Familie, die nicht unerheblich am Geschehen beteiligt ist.
Aber irgendwann ist Sense, nämliche:: Jetzt.

Bewertung vom 22.01.2023
Ohne mich
Schüttpelz, Esther

Ohne mich


gut

Eheaus ist nicht das Ende
Herrlich erfrischen - das Cover dieses Buches wie auch der Roman selber.
Keine große Weltliteratur, aber sehr gute Unterhaltung.
Der Schreibstil gefällt mir, weil er der heutigen Zeit und Sprache entspricht.
Der Inhalt selber gibt einen augenzwinkernden Einblick auf junge Menschen der heutigen Zeit, die ihren Weg in die Zukunft suchen und finden müssen; und es auf ihre Art und Weise tun.
Zu meiner großen Freude und Überraschung finde ich mich in genau dem Münster (und Umgebung) wieder, in dem ich 20 Jahre gelebt habe. Wenn die Autorin von ihrer mobilen Kaffeestation am Kirchplatz schreibt, weiß ich genau, wo sie steht - auf der Hammer Straße.
Alles in allem ein kurzweiliges, humorvolles Buch, das dem Zeitgeist entspricht und generationsübergreifend den einen oder anderen Anstoß zum Verständnis miteinander und untereinander gibt.

Bewertung vom 16.10.2022
Das Zuhause
Coccia, Emanuele

Das Zuhause


ausgezeichnet

Wohnen ist Philosophie
Das Cover dieses Buches ist faszinierend. Schon beim Anblick der 360 Grad Möglichkeiten des Bauens, Wohnens und Lebens geht die eigene Philosophie auf Reisen.
Eine Philosophie des Wohnens? Wohnt die Philosophie wirklich lieber in der Stadt; und was ist mit dem so beschaulichen Landleben?
Wenn in der Philosophie, wie bei Wikipedia erklärt, versucht wird, die Welt und die menschliche Existenz zu ergründen, deuten und verstehen finde ich es schon anmaßend, sie in bestimmte Gegenden und Bereiche zu zwängen
Im Einrichten eines Zuhauses ist es sicher von Vorteil, sich seiner eigenen Lebens- und Wohnphilosophie zu vergegenwärtigen. Das dies weit über drei Zimmer, Küche Bad hinausgeht zeigt dieses kleine feine Buch von Emanuelle Coccia auf.
In manchen Ausführungen des Suchens und Findens eines Wohn- und Lebensortes habe ich mich wiedergefunden; andere sind mir fremd geblieben.
Ich werde dieses Buch sicher ein zweites Mal lesen und dabei noch genauer in mich selber hineinlauschen um herauszufinden, ob ich bereits angekommen bin, oder immer noch und immer wieder nach Veränderungen suche und die Lust des Abenteuers verspüre, meine Art des Zuhauses neu zu schreiben.

Bewertung vom 15.09.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


weniger gut

Neue Welt – Schöne Welt?
„Seestatt“ scheint eher dem Untergang geweiht, als Hilfe zum Überleben zu bieten. Für Yada, die 17jährige Tochter des Gründers soll die Insel ein sicherer Ort sein, der sie vor dem Chaos auf dem Festland schützt.
Trotzdem scheint die Insel sicher zu sein, und die Menschen vor dem Chaos auf dem Festland zu schützen. Gedacht als autarker Lebensraum mitten im Meer.
Doch Yada fühlt sich zunehmend isoliert und einsam. Der Vater ist oft auf Reisen, nimmt sie aber aus nebulösen Gründen nie mit. Es gibt außer Yada keine weiteren Kinder und ihre Mutter ist vor Jahren gestorben. Selbst dazu gibt der Vater nichts Erhellendes von sich. So macht sich Yada
selber auf den Weg, die Geheimnisse ihres Vaters und seiner Vision „Seestatt“ zu erforschen.
Alles nur Utopie – oder vielleicht doch bald mögliche Wirklichkeit?
Schreibstil und Aufbau des Romans haben mich letztendlich nicht überzeugt;. Der ständige Wechsel zwischen Personen macht die Zusammenhänge erst einmal nicht deutlich. Später im Buch wird es zwar besser, aber die Handlung an sich nicht wirklich. Auch, wenn die Autorin an anderen Stellen hochgelobt und ausgezeichnet ist, bin ich mit dieser Geschichte und diesem Buch nicht warm geworden.

Bewertung vom 14.08.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


sehr gut

Ist dick sein ein Problem?
„1980 im Hunsrück“ liest sich schon nach klebrigem Spießertum an.
Kann das Gewicht eines Menschen , hier der Ehefrau und Mutter, ernsthaft im Mittelpunkt eines gemeinsamen Lebens stehen; und was macht das mit der betreffenden Person selbst.
Danach habe ich eine Ahnung, dass es nicht nur um das äußere Gewicht geht, sondern um Macht und darum, den anderen klein zu halten. Ich war gespannt!
Daniela Dröscher zeigt im Roman „Lügen über meine Mutter“, die Perspektive eines Mädchens auf, das ständig zwischen die Auseinandersetzungen ihrer Eltern gerät.
Doch die Mutter ist in der Summe der Ereignisse die Gestärkte und die Schwächen des Vaters treten mehr als deutlich in den Vordergrund.
Wäre das Thema Mobbing in der Familie nicht so vertraut und traurig zugleich, könnte man viel lachen beim Lesen dieses Buches. Für mich erschien das Buch stellenweise näher an der Realität als am Roman.
Erstklassig geschrieben und auf den Fall äußerst lesenswert.

Bewertung vom 25.07.2022
Jahre mit Martha
Kordic, Martin

Jahre mit Martha


sehr gut

Liebe ohne Alter
Mir gefallen gebundene Bücher und Martin Kordics "Jahre mit Martha" lässt schon auf dem Titelbild Vertrautheit erahnen.
Ein 15jähriger Junge verliebt sich in eine Professorin. Reife Frau mit kindlichem Liebhaber war schon immer ein beliebtes Thema der Literatur. Schon Ende der 80iger Jahre hat Leonie Ossowski dieses Thema in „Liebe ist keine Argument“ aufgegriffen; und „Der Vorleser“ ist mir zum Thema auch noch sehr präsent. Das zur Zeit prominente Paar Brigitte und Emmanuel Macron weisen auffallende Ähnlichkeiten zu Jimmy und Martha auf. Hier der 15jährige Schüler, der sich in seine 24 Jahre ältere Lehrerin verliebt; da der 15jährige eingewanderte Schüler, der sich in eine Professorin verliebt.
Offenbar ist allerdings, dass Jimmy, genau wie seine Mutter, bemüht ist ein aufpoliertes Bild abzugeben, um damit einen Ausgleich für seine Herkunft zu schaffen.
Besonders gut hat mir der Vergleich der Schwarzwälder Kirschtorte der Mutter mit dem ausgeleierten Pullover der Professorin gefallen.
Es ist aber nicht nur die drängende Schwärmerei für die reife Frau, bei Jimmy steht auch seine Gier nach Wissen und Zugang zur Bildung ganz weit im Vordergrund.
Martha verschafft ihrem jugendlichen Liebhaber diesen Zugang zu Kultur und Lernmöglichkeiten
Der „zärtliche und mitreißende Roman über Machtverhältnisse und die Frage nach dem Gleichgewicht der Welt“, beweist sich im Laufe der Geschichte.
Jimmy begibt sich in eine emotionale Abhängigkeit zu Martha; oder ist es umgekehrt? Der Leser mag jeweils selbst darüber entscheiden.

Bewertung vom 27.06.2022
Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7
Paulin, Claire

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7


ausgezeichnet

Monet und die Seerosen, wer kennt sie nicht. Aber wer kennt schon Blanche Monet.
Schon als Mädchen ist Blanche Hoschedé fasziniert von den Farben, in die Monet seine Bilder verwandelt. Sie betrachtet, beobachtet und kann sich nicht satt sehen. Es gelingt ihr sogar,
eines ihrer Kleider in genau der Stofffarbe anfertigen zu lassen, das die Frau auf ihrem Lieblingsbild von Monet trägt.
Als der Maler eine Zeit bei Blanches Familie verbringt, brennt das Mädchen darauf, ihn beim Malen zu beobachten und kann mit der Andersartigkeit dieser Bilder nichts anfangen.
Der Sommer ist für das Mädchen ein Auf und Ab der Gefühlte, und besonders die langen Abwesenheiten des Vaters machen ihr zu schaffen.
Aber Blanche findet durch Monet auch zur Malerei, die sie aber immer wieder hinten anstellt, wenn es darum geht, sich familiären Dingen intensiver zu widmen.
Eine besondere Sparte der Literatur, biografische Romane, sind überaus interessant und können ein vielfältiges Bild über die jeweiligen Personen vermitteln.
Blanche Monet – Und das Leuchten der Seerosen ist ein ausgezeichnetes Beispiel hierfür.

Bewertung vom 22.05.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

Schon das Buch in der Hand zu halten ist ein Genuss. Das Cover ist optisch so ansprechend gestaltet, dass ich mich schon hier in das Buch verliebe.
Papyrus ist kein Buch, welches schnell, geschweige denn quer gelesen werden kann; es nimmt den Leser gefangen.
Sicher wäre das Lesen schneller vorangekommen, wenn ich nicht alleine den Prolog zweimal gelesen hätte. Die Sprache und der Schreibstil haben mich fasziniert.
Es ist kaum vorstellbar, auf welche abenteuerliche Weise sich Menschen lange vor Christus auf den Weg machten, um nach dem geschriebenen Wort zu suchen, ja, zu fahnden.
Die Ägypter wussten, wo sie suchen mussten – bei den Griechen; und sie wollten nicht nur einige Schriftstücke, sie wollen alles, waren begierig und hatten stets Angst, ein wertvolles Buch zu verpassen, wie die Autorin Irene Vallejo schreibt.
Sie selber umgibt sich mit dutzenden von Büchern, um für ihr eigenes, nächstes Buch hingebungsvoll zu recherchieren und macht sich das Beginnen nicht leicht.
Lesen und Schreiben von wertvollen Büchern ist so ziemlich das Schönste, was ich mir selber vorstellen kann. Es ist ein großes Geschenk, in einer Zeit zu leben, in der der Zugang zur Literatur so vielfältig, ja schon eher überbordend ist.
Ein Leben ohne Bücher ist möglich, aber letztendlich verlorene Zeit.
Der Diogenes Verlag ist für mich zurzeit herausragend, was seine Neuerscheinungen angeht, und das Buch Papyrus war ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art.
Mehr von solch hervorragender Literatur.

Bewertung vom 22.04.2022
Atlas der Unordnung
Papin, Delphine

Atlas der Unordnung


ausgezeichnet

Was sind Grenzen? Wer zieht Grenzen? Wer muss Grenzen einhalten? Wer nimmt sich das Recht die Grenzen eines Anderen zu überschreiten.?
Diese Buch zeigt nicht nur Grenzen auf, sondern lässt den Leser daran teilhaben, wer wie über Grenzen denkt.
Victor Hugo zieht ein bitteres Fazit über Grenzen: "Wer hat ein Interesse an Grenzen? Könige.
Teile und herrsche! Zu einer Grenze gehört ein Schilderhaus, zu einem Schilderhaus ein Soldat.
Hier kommt niemand durch! – Inbegriff für jedes Privileg, jedes Verbot, jede Zensur, jede Tyrannei. Grenze, Schilderhaus und Soldat sind die Wurzel allen Übels der Menschheit.“
Wie verlogen kommt Wladimir Putin daher, der behauptet:
"Für mich zählen nicht Grenzen und Territorien, sondern menschliche Schicksale.“
Sein menschenverachtender Krieg, den er gerade führt, straft seine Worte Lügen und entlarvt ihn.
Von der Alpenlinie bis zur Zero Linie; von der Grenze staatlicher Hoheiten bis zu den Grenzen, Mauern, Barrieren und Zäune unserer Zeit – scheint das Thema Grenzen ohne Anfang und Ende zu sein.
Dieses Buch ist ein Kleinod für jeden, der sich wirklich mit dem Thema Grenzen und deren Überwindung beschäftigen möchte. Nicht zu lesen wie ein Roman, immer wieder zur Hand genommen und den eigenen Horizont erweitert, möchte es den Leser begleiten.