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westeraccum
Wohnort: 
Sauerland

Bewertungen

Insgesamt 208 Bewertungen
Bewertung vom 27.10.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Daniel Kehlmanns Bücher beschäftigen sich fast immer mit Personen der Geschichte. In diesem Buch hat er sich den heute fast vergessenen Regisseur G.W. Pabst ausgesucht und ihn zur Hauptfigur seines Buches gemacht.
Pabst drehte zuerst Stummfilme, entdeckte Greta Garbo und später auch Tonfilme. Da er als "links" galt, floh er vor den Nazis nach Hollywood, wo er keinen Erfolg hatte. Frustriert kehrte er mit seiner Familie in seine Heimat Österreich zurück und versuchte des Spagat zwischen Anpassung und Widerstand gegen die Nazis. Er konnte ohne das Filmen nicht leben und musste immer wieder Kompromisse eingehen.
Kehlmann zeigt diesen Konflikt großartig auf. In mal feinfühligen, mal bizarren Szenen schildert er die innere Zerrissenheit des Regisseurs und die daraus folgenden Krankheiten. Seine Familie zerbricht fast an der Situation und sein Sohn sucht eine neue Vaterfigur bei den verhassten Nazis. Manchmal blitzt aber auch so etwas wie Schalkhaftigkeit auf, Kehlmann schafft da wunderbare Grenzgänge.
Ich bin von diesem Buch begeistert, es vereint alles, was ein gutes Buch braucht.

Bewertung vom 20.10.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


sehr gut

Wer bei diesem Buch einen Krimi in der Tradition der Harry-Hole-Bücher erwartet, der liegt vollkommen falsch. Schon der Aufdruck "Roman" auf dem Schutzumschlag hätte mir zeigen können, dass es sich hier nicht um einen Krimi handelt, sondern so etwas wie eine abwechslungsreiche Fingerübung des Autors.
Ein Junge wird von einem Telefon eingesogen, ein anderer verwandelt sich in ein Insekt (Kafka lässt grüßen) und Richard gerät unter Verdacht mit dem plötzlichen Verschwinden der beiden Jungen etwas zu tun zu haben.
Das Buch entwickelt sich weiter in Richtung Horrorstory, doch dann ist plötzlich alles anders und das Bild dreht sich vollkommen. Erst im dritten Teil findet man die Auflösung der seltsamen Geschichte und es gibt doch noch einen Twist in Richtung Kriminalfall.
Bei diesem Buch wurde ich im wahrsten Sinne des Wortes "ent-täuscht", denn ich hatte etwas ganz anderes erwartet. Die Geschichte ist ohne Zweifel hervorragend geschrieben, wie alles von Nesbo, und lässt sich gut und flüssig lesen. Auch ist das Buch spannend, denn man möchte ja wissen, was es mit diesen Horrorgeschichten auf sich hat. Aber es ist eben sehr ungewöhnlich und kein "richtiger" Nesbo. Darauf muss man sich einlassen und sollte nicht enttäuscht sein, weil es kein richtiger Krimi ist.

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Bewertung vom 20.10.2023
Kochen für kleine und große Champions
Müller, Thomas;Riedl, Matthias

Kochen für kleine und große Champions


sehr gut

Wer möchte sich nicht gesünder ernähren und dadurch fitter werden? In diesem Buch beschreiben die beiden Autoren leicht lesbar und verständlich die Zusammenhänge von Ernährung und Gesundheit, die ersten 40 Seiten sind der Theorie gewidmet. Und dann folgt ein großer Rezeptteil mit Gerichten für die ganze Familie. Ich habe einige der Rezepte ausprobiert und fand sie einfach nachzukochen und sehr lecker. Sie schmecken nicht zu gesund, was für Kinder sicher wichtig ist, sondern sie sind abwechslungsreich und sehen auch noch gut aus. Viele Rezepte sind vegetarisch, aber es gibt auch einige mit Fleisch und Fisch. Auch an die Schleckermäuler ist gedacht. Eine bunte Zusammenstellung!

Insgesamt fand ich das Buch sehr praxisnah auch für Familien, man muss nicht stundenlang in der Küche stehen und kann viele Gerichte gut vorbereiten. Ob Thomas Müller ein begnadeter Koch ist, kann ich nicht beurteilen und ich hätte jetzt auch keinen Fußballstar als Co-Autoren gebraucht. Aber das Buch kann ich empfehlen!

Bewertung vom 18.10.2023
Die Superkräfte der Vögel
Hartmann, Silke

Die Superkräfte der Vögel


sehr gut

Der Kosmos-Verlag ist bekannt für seine informativen Sachbücher zu Themen aus Natur und Technik. Da passt dieses Buch gut ins Programm.
Auch wenn der Titel etwas reißerisch klingt, hält der Inhalt doch, was der Titel verspricht. Denn Vögel sind ganz unglaublich tolle Lebewesen. 16 Superkräfte schreibt Silke Hartmann den Vögeln zu und sie kann das gut begründen. Schon allein der Vogelzug ist ein Wunder für sich, mit dem man sich eigentlich viel intensiver beschäftigen sollte. Aber auch Fliegen, Singen oder das Sozialverhalten sind bemerkenswert. Nicht zu vergessen tut das Beobachten der gefiederten Freunde uns Menschen einfach gut, das hat sich in einigen Untersuchungen erwiesen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die kleinen Zeichnungen von Vero Mischitz lockern den Text angenehm auf. Das Buch ist auch für Laien gut verständlich. Obwohl ich schon lange Vögel in der Natur beobachte, habe ich doch noch etwas Neues gelernt und viele Dinge wurden mir durch das Buch erst bewusst.
Ein lesenswertes Buch für alle, die sich für die Natur interessieren!

Bewertung vom 18.10.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Walter ist ein alter weißer Mann und entspricht mit seiner Granteligkeit jedem Klischee. Als Postbote hat er mit vielen Menschen zu tun und manchmal flippt er aus, z.B. als er sich mit dem ebenso granteligen Herrn Leyendecker anlegt. Daraufhin wird er zur Strafe in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen versetzt. Er soll Kinderbriefe beantworten und lernt dabei den kleinen Ben kennen, der in echten Problemen steckt. Nach und nach stellt sich heraus, dass Ben sehr einsam ist und seine Mutter an schweren Depressionen leidet. Walter will helfen, aber das gelingt nicht wirklich. Denn auch Walter schleppt eine schwere Bürde mit sich, seit mit seiner Familie alles schief ging.

Das Buch hat mich total überrascht. Ich hatte eine etwas kitschige Weihnachtsschmonzette erwartet, aber ich bekam ein berührendes und tiefgründiges Buch über Aufstieg und Fall, Erfolg und Scheitern, das mich nicht losgelassen hat. Ich konnte es nicht aus der Hand legen und habe es fast in einem Rutsch durchgelesen. Dazu trug der sehr flüssige Schreibstil von Andreas Izquierdo bei, aber auch die abwechslungsreiche Handlung mit den eingestreuten Mails und Briefen. Immer wieder gab es neue Wendungen und Walter wurde nach und nach zu einem Menschen, dem man sich sehr nahe fühlen konnte und dem man viel Glück gewünscht hätte. Er war doch "ein guter Mann", wie sein Schwiegervater anfangs schon bemerkte, aber das Leben war ihm nicht wohlgesonnen.

Eine berührende weihnachtliche Geschichte ohne Kitsch und sehr nah am richtigen Leben!

Bewertung vom 29.09.2023
Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


sehr gut

Der zweite Fall für das Ermittlerduo Hanna Ahlander und Daniel Lindskog ist sehr spannend.
Ein ehemaliger erfolgreicher Skiläufer, Johann Andersen, wird tot aufgefunden, doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig, denn der Mann war überall beliebt. Parallel zu der Mordermittlung wird die Geschichte von Rebecka erzählt, die in einer strengen Glaubensgemeinschaft aufwächst und mit 18 Jahren an einen älteren Hilfspastor verheiratet wird. Nach einer kurzen Zeit des Glücks entpuppt sich ihr Mann Ole Ekvall als brutaler Schläger, der seiner Frau vorwirft unfruchtbar zu sein und sie ständig kontrolliert. Aber wo ist die Verbindung zu Johann?
Dass Viveca Sten schreiben kann, hat sie schon in vielen Krimis bewiesen. Auch dieses Buch ist spannend geschrieben, sehr gut lesbar und die Handlung fesselt von Anfang an. Leider gibt es ein paar Längen, aber insgesamt kann ich das Buch für alle Fans von Skandinavienkrimis ohne Einschränkungen empfehlen.

Bewertung vom 29.09.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


sehr gut

Katrine Engberg kenne ich von ihren vorigen Büchern, die mir sehr gut gefallen haben, und so wollte ich auch die neue Reihe gern lesen.
Die Hauptperson Liv Jensen war Ermittlerin in Nordjütland und dort ist etwas vorgefallen, was mit einem Kollegen zusammenhängt, aber man erfährt nicht viel darüber. Nach diesem Ereignis will sie zurück nach Kopenhagen in den Polizeidienst, muss sich aber erst einmal als Privatermittlerin durchschlagen, bis sie dort eine Chance bekommt. Ihr ehemaliger Chef vertraut ihr einen alten Fall an, der schon eingestellt wurde, und will sie damit ihre Fähigkeiten beweisen lassen. Vor drei Jahren wurde ein Journalist ermordet, seine Frau geriet unter Verdacht, aber es gab keine Beweise. Liv muss weit in die Vergangenheit zurück gehen, um einen Ansatz zu finden.
Mir haben besonders die interessant beschriebenen Personen gut gefallen. Nicht nur Liv ist ein vielschichtiger Mensch, auch die Nebenfiguren sind hervorragend gezeichnet und spannend. Immer wieder geht Engberg zurück in die Vergangenheit der Personen, sie alle haben ihr Päckchen zu tragen und kämpfen mit den Dämonen der vergangenen Jahre.
Das alles liest sich sehr spannend und flüssig und hat mich sehr beeindruckt. Ein guter Anfang für die neue Reihe!
Einen Punktabzug gibt es allerdings für die Übersetzung. Wurde die von ChatGPT gemacht? Immer wieder sind mir schiefe Bilder und falsch übersetzte Worte aufgefallen. Auf Seite 286 z.B. steht ".. schob sie fast zwei Stunden farbige Ikonen...", das waren aber sicher Icons und nicht griechische Kirchenbilder! Oder Seite 403: "...musste er an seine Freisprechung glauben...". Freisprechung gibt es für Handwerker, aber nicht im Knast, es muss sicher "Freilassung" oder "Freispruch" heißen. Solche Fehler gibt es an vielen Stellen. Da hat wohl niemand gegengelesen....

Bewertung vom 18.09.2023
Mord im Christmas Express
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


sehr gut

Bei dreißig Grad einen Weihnachtskrimi zu lesen - das gibt echte Abkühlung, zumal der Zug in den schottischen Highlands in einen Schneesturm gerät und entgleist.
In dem Zug sitzen achtzehn Menschen, die zu Weihnachten in ihre Heimat reisen wollen und dabei von dem Schnee aufgehalten werden. Das alles wäre kein Problem, wenn nicht auch eine bekannte Influencerin mit ihrem übergriffigen Freund dabei wäre und eben diese Frau plötzlich tot in ihrem Abteil läge. Zufällig ist auch Roz, eine Polizistin im Ruhestand, dabei und sie beginnt sofort zu ermitteln. Dabei sorgt sich Roz um ihre Tochter, die gerade ihr Kind zur Welt bringt, und möchte unbedingt bei ihr sein.
Ich fand das Buch sehr spannend. Es ist keine von den üblichen kitschigen Weihnachtsschmonzetten, in denen man schon nach zehn Seiten weiß, wer sich am Ende glücklich in den Armen liegt. Denn das Buch hält einige Überraschungen bereit und thematisiert Gewalt gegen Frauen sehr deutlich.
Ein ungewöhnliches Weihnachtsbuch, das nicht in die Kitschfalle tritt!
Auch das Cover mit dem eher dezenten Weihnachtsmotiv und der Reliefstruktur hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 10.09.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


sehr gut

Paris 1911. Der Louvre ist wie ein Selbstbedienungsladen. Die Wächter sind alt und verschlafen den größte Teil des Tages. Handwerker gehen ein und aus, die Türen sind häufig weit offen. Kein Wunder, dass sich Langfinger immer wieder in den Depots bedienen und wertvolle Kunstwerke mitgehen lassen. Als aber eines Tages die berühmte "La Joconde", die Mona Lisa von Leonardo da Vinci, verschwindet, ist die Aufregung groß und schon bald wird der Direktor des Louvre abgesetzt. Inspektor Juhel Lenoir wird auf den Raub angesetzt, doch Kompetenzwirrwarr und unprofessionelle Arbeit machen die Suche schwierig.
Das Buch beruht auf echten Vorfällen und auch die Rollen, die Picasso, Apollinaire, Isadora Duncan und andere reale Personen spielen, lehnen sich eng an die Realität an. Dennoch hat Hillenbrand seine künstlerische Freiheit genutzt und einen ungewöhnlichen historischen Roman geschrieben. Manchmal geht es etwas zu sehr durcheinander und die Vorfälle verwirren, aber insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Der Schreibstil ist leicht lesbar, die Beschreibungen der Belle Époque lebendig und farbig.
Das Buch ist eine gute Mischung aus Kriminalfall und historischem Roman, darunter leidet natürlich die Spannung etwas. Aber insgesamt eine gute und leichte Unterhaltung!

Bewertung vom 03.09.2023
Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1
Tsokos, Michael

Mit kalter Präzision / Die Sabine Yao-Reihe Bd.1


sehr gut

Als die Frau eines renommierten Berliner Schönheitschirurgen ermordet aufgefunden wird, soll die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao vom BKA die Ermittlungen des LKA begleiten. Schon bald taucht der Verdacht auf, dass der Ehemann mit der Tat zu tun haben könnte, doch er hat ein sicheres Alibi. Doch dann entdeckt Yao eine Möglichkeit, mit der sich der Arzt ein Alibi verschafft haben könnte und es tauchen noch mehr ungeklärte Todesfälle in seinem Umfeld auf. Eine gefährliche Jagd beginnt.
Michael Tsokos ist selbst ein bekannter Rechtsmediziner, der seine Erfahrungen auch in seinen Thrillern verwendet. Wie auch seine anderen Bücher ist auch dieses Buch sehr spannend bis zur letzten Seite. Die Figur der Sabine Yao hat mir gut gefallen, Tsokos hält bei ihr die Waage zwischen fachlicher Kenntnis und privaten Ereignissen und Problemen.
Allerdings darf man für die Bücher nicht allzu zart besaitet sein, denn es werden oft schwierige medizinische und rechtsmedizinische Erkenntnisse beschrieben, die manchmal recht grausam sein können.
Aber ansonsten sehr lesenswert!

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