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Bewertungen
Insgesamt 36 BewertungenBewertung vom 01.05.2024 | ||
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Unter dem Moor verbergen sich Geheimnisse, Mythen und Schicksale, die in Verbindung stehen zu ganz unterschiedlichen Lebensläufen. Mit Spannung und eingehenden sprachlichen Bildern verbindet sich das Schicksal dreier Frauen, die im Leben das Glück suchten. Mehr oder weniger vom Leben gezeichnet und schweren Traumata‘s ausgesetzt, sind diese starken und lebenstüchtigen Frauen einer Männerdomäne ausgesetzt, der ein einfaches und erfülltes Leben entgegensteht. Immer wieder, bis zum heutigen Tage herrscht das Ungleichgewicht der Frauen und sich dem zu widersetzen, prägt bis heute das Zusammenleben. Unter dem Moor ist auch eine Methapher für die Gefühlswelt, die sich unterhalb der Oberfläche abspielt und in dem, wenn man zu graben beginnt vieles zum Vorschein kommt, mit dem nicht zu rechnen war. Ein tolles Buch über Geheimnisse, die Liebe, das Leben und Freundschaft in seiner reinsten Form. |
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Bewertung vom 25.04.2024 | ||
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Die Welt befindet sich im Umbruch, Gehirne verändern sich zunehmend und wir sind mitten im Wandel der Gesellschaftsform. Der Eindruck entsteht, dass das Zusammenleben kälter wird, Familienstrukturen sich wandeln und es an einer gehörigen Portion Nachsicht fehlt. In seinem Buch beschreibt Sina Haghiri viele Beobachtungen und Hilfestellungen, wie das Mit-einander wieder zum Miteinander wird. Warum Streichhölzer gegen unangenehme Klogerüche eingesetzt werden sollen und zeigt uns, dass das Böse um uns herum gar nicht so böse ist. Der Mensch ist im Grunde gut und um das in seiner Wirklichkeit wieder wahrnehmen zu können, braucht es viele Bücher wie dieses, um die Sinne für das Gute zu schärfen und voller Empathie agieren zu können. Wir können davon nur profitieren und die Generationen nach uns nicht mit Ängsten und Mißtrauen aufwachsen zu lassen. |
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Bewertung vom 11.04.2024 | ||
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Im Jahre 1613, in dem das Wort Menschlichkeit eine mindere Bedeutung einnahm und Mißbildungen mit Hexerei gleichgesetzt wurde, erlebten die Hekne Schwestern, was es heisst, anders zu sein. Körperlich untrennbar vereint, entwickelten sie Fähigkeiten, die ihren Mitmenschen ungeheuerlich erschienen und trotz vieler Anfeindungen war ihre Herzensbildung nie verbittert. Nachdem eine schwere Krankheit sie heimsuchte, gingen sie mit viel Liebe und einer innigen Zusammengehörigkeit in den Tod. Ihr Erbe wurde nie vergessen. Ein Bildteppich mit der Darstellung des letzten Tages der bekannten Welt ebensowenig, wie die Schwesternglocken, die jenen Tag einläuten sollten. Lars Mytting verknüpft in seinem Roman die Vorgeschichte zweier untrennbar verbundener Schwestern mit der Geschichte ihrer Nachfahren. Wieviel an Hexerei kann tatsächlich in einen Bildteppich verwoben sein und was bewirkt die Trennung der Schwesternglocken in den Jahrzehnten danach ? Im Leben war den Hekne Schwestern eine körperliche Trennung unmöglich und so ist die Trennung der Glocken umso herzzerreißender. |
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Bewertung vom 05.04.2024 | ||
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Wie es sich anfühlt, wenn ein geliebtes Familienmitglied ins straucheln gerät und man verzweifelt versucht, helfend zur Seite zu stehen, davon kann Emmy ein Lied singen. Sie spürt, welchen Einfluss die Abhängigkeit von Joey, ihrem Bruder, auf ihr eigenes Leben hat. Selbsthass, Verzweiflung und die ständige Annahme nicht dazu zu gehören auf der einen Seite und die Liebe und der unbedingte Glaube daran, den alten Joey wieder an der Oberfläche sichtbar werden zu lassen. Die Bemühungen jedes einzelnen Familienmitgliedes hat eigene Grenzen und Gesetze. Emmys Mutter, die ihre immensen Ängste unterdrückt und mit blindem Aktionismus bisweilen zur Aggressivität neigt. Der Vater, der alte Schuldgefühle über seinen Mangel an Nähe nicht zu unterdrücken vermag. Emmy selbst, die zwischen allen Stühlen steht und Joey, der alles versucht, jedem gerecht zu werden und sich nicht selbst zu verlieren. Für jede betroffene Familie mag es ein literarischer Hilfeschrei sein. Nehmt uns wahr und lasst uns nicht allein. Nur zusammen geht der einzelne nicht verloren. |
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Bewertung vom 01.04.2024 | ||
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Sehr berührend und tiefgründig erzählt Gussie die Geschichte ihres Lebens und ihrer Ehe mit Konrad Adenauer. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der zeitlichen Reihenfolge der Geschehnisse, blieb am Ende des Buches nur Gänsehaut übrig. Die Vorstellung dieses Lebens in der damaligen Zeit des Krieges und der Normen, denen es sich anzupassen galt, ist atemberaubend und erschreckend zugleich. Gussie als junges Mädchen mit Träumen, aufgewachsen in einem Elternhaus voller väterlicher Liebe entschließt sich ihrem Herzen folgend zu dieser Ehe mit Konrad Adenauer und somit zur Mutterschaft seiner Kinder, die Mutterlos daneben stehen. Und obwohl die allumfassende Liebe übergreifend spürbar ist, sind die äußeren Umstände schier unbegreiflich und erschüttern das Familienleben bis aufs äußerste. Ich konnte das Buch bis zur letzten Seite nicht weglegen, da es ergreifend und herzzerreißend, aber auch voller Liebe und Hingabe steckt. |
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Bewertung vom 19.03.2024 | ||
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Wenn die Geborgenheit fehlt, liegt es in der menschlichen Natur, diese innerhalb des Familienverbundes zu suchen. Der Kern der Menschen, aus denen man entstanden ist, die die Vergangenheit kennen und mit geformt haben, die einen hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lassen. Was, wenn ausgerechnet diese Grundmauern durch Misshandlung, Missachtung und Ausgrenzung erschüttert werden. Bergljot findet seit ihrer Kindheit nicht mehr in den familiären Rahmen zurück, der ihr durch die Tat ihres Vaters genommen wurde. Ein lebenslanger Kampf nach Gehör beginnt und für den Leser eine Reise durch ungeahnte Gefühlswelten. Wer selbst nicht betroffen ist fühlt sich durch die Zeilen bisweilen zu sehr gedrängt in eine Dauerschleife aus Anklagen und Vorwürfen. Die sich immerwährende Wiederholung der ungerechten Erbverteilung wirkt zermürbend. Um dieses Leid nur ansatzweise zu verstehen, braucht es sicher diese eindringlichen Zwangsgedanken. |
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Bewertung vom 22.02.2024 | ||
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Die Trophäe ist ein einzigartiges Meisterwerk, welches die unterschiedlichsten Gefühle beim lesen vereint. Das Entsetzen über die Grausamkeiten der Jagd und die Profitgier beim verteilen der Jagdlizenzen wird abgemildert durch den Nutzen, den der Abschuss einzelner Tiere für die ganze Herde bedeutet. Die Schönheit Afrikas wird mit samtweichen Worten aufgesogen, die Leidenschaft für das Töten der Tiere wird nachvollziehbarer, allein durch die detailreiche Beschreibungen. Selbst das Angebot der Big Six erscheint dem Leser ein logischer Aspekt unter diesen Gegebenheiten. Aber eines ist Gewiss, die Gänsehaut die einen bei der Umsetzung der ungeheuerlichen Tat begleitet und bis zum bitteren Ende nicht abebben mag, bleibt einem sehr lange in Erinnerung. Der Begriff des „ethischen Mindfucks“ ist an dieser Stelle goldrichtig. Ein wahres Meisterwerk der schaurigen Leidenschaften. |
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Bewertung vom 22.02.2024 | ||
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Leider viel zu oft, wird die Liebe zu einem Menschen zur Besessenheit und die Verlustangst wird zur Qual. Für Philipp ist Faina der Rettungsanker seiner unsteten Kindheit, sein Fels in der stürmischen Schulzeit, sein Schutz vor der Nähe anderer Menschen, sein Halt, als er mit dem Tod seiner Mutter alles verliert. Faina erkennt aufgrund ihrer Krankheit nicht die Gefahr und in Philipp einen Retter ihrer bipolaren Seele. Lana Lux beschreibt in ihrem Roman mit einfühlenden und sinnbildlichen Worten die Beziehung zweier im Herzen kranker Menschen, die trotz aller Widrigkeiten nichts anderes, als ein intaktes Familienleben anstreben. Für Fainas Tochter und weil einem sonst nichts bleibt, wenn die Gedanken eigene Wege gehen. Die Traurigkeit und Hilflosigkeit, die beide umgeben, überträgt sich beim lesen und man wünscht sich nichts sehnlicher als ein glückliches Ende. Was bleibt ist ein Ende ohne Glück. |
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Bewertung vom 05.02.2024 | ||
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Eine halbe Ewigkeit ist es her, dass wir Cora Hübsch in „Mondscheintarif“ kennenlernen durften. Jung und voller Neugierde auf das pralle Leben, in Abenteuer stürzend, leidend und wieder aufstehend. Das Leben, die Liebe (wenn auch die erste große Liebe nicht zu halten war) Familie, alles hat Cora in vollen Zügen genießen dürfen. Bis zu jenem Abschied von den Kindern, das hinterfragen der Illusion der Liebe bis ans Ende aller Tage und der Wehmut über verpasste Chancen an einem Müllcontainer einen jähen Richtungswechsel einläuteten. Lässt sich das Leben einfach umgestalten ? Kann man Familie hinter sich lassen ohne daran zu zerbrechen? Ist der Mann, der jahrelang diesen Weg geteilt hat, plötzlich nicht mehr gut genug ? Lässt sich Glück neu definieren ? Cora erlebt ein Wochenende, das alles in Frage stellt und doch nichts. Woher weiß man, was man am Ende nicht doch bereut ? Ein wirkliches Muss für alle Zweifler. |
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Bewertung vom 04.02.2024 | ||
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Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen? Hoffnung ja, nur allein das Wort Hoffnung mit zu viel Hoffnung zu verknüpfen, macht nicht mehr Hoffnung. Kurz gesagt, der inflationäre Gebrauch dieses Wortes ist für die vergleichsweise geringe Seitenanzahl ein wenig störend im Lesefluss. Dennoch sind die persönlichen Geschichten in diesem Buch es wert, wertgeschätzt zu werden. Erzählt es doch von Dingen, die uns alle bewegen, Fragen, die wir uns alle mehr oder weniger im Laufe des Lebens stellen. Es ist von großem Nutzen, zu den eigenen Gedanken, auch die Sichtweise des Autors zuzulassen. Gerade in der Zeit großer Hoffnungslosigkeit, kann man Antworten oder zumindest Denkanstöße entdecken, verinnerlichen und verfestigen und in weiteren Gesprächen verbreiten. Bücher wie diese sollten in Lesekreisen Einzug halten und einer breiten Masse zugänglich gemacht werden. Vielleicht trägt es zu mehr Hoffnung bei und vielleicht kann man das Wort Hoffnung nicht oft genug verwenden, damit es wieder Hoffnung gibt! |
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