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Svanvithe

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Insgesamt 152 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2021
Wellenflug
Neumann, Constanze

Wellenflug


sehr gut

„Es war einmal ein armes Waisenmädchen, das lebte am Rande eines großen Waldes bei einem Köhler und seiner Frau. Sie waren hartherzig zu ihm, und es musste den ganzen Tag für sie arbeiten…“ (Seite 13)

Im Gegensatz zum armen Waisenmädchen, deren Geschichte Anna und ihre Schwestern immer wieder aufs Neue fasziniert, wenn der Vater sie erzählt, müssen sich die Töchter des Tuchhändlers nicht sorgen. Sie haben eine behütete Kindheit, Arbeiten wird ebenfalls von ihnen nicht verlangt.

Dass das Leben ungeachtet dessen auch für Anna kein Märchen ist, bekommt sie bald zu spüren. Als Frau ist sie in der großbürgerlichen jüdischen Gesellschaft Regeln unterworfen, die sie nicht aushebeln kann. Sie heiratet Adolph Reichenheim, wird früh Witwe und dann die Frau von Julius, dem wesentlich älteren Bruder ihres verstorbenen Mannes.

Ihr erstgeborener Sohn Heinrich ist ihr Ein und Alles. Doch gerade er entspricht nicht den Normen. Er erliegt den Verlockungen des Berliner Nachtlebens und gerät in einen Strudel von Spiel und Alkohol. Das Fass zum Überlaufen bringt indes die Tatsache, dass er sich in das Garderobenmädchen Marie verliebt. Sie ist nicht nur nicht standesgemäß, sondern auch vermögenslos.

Heinrich wandert zusammen mit Marie nach Amerika aus, wird enterbt und zwar nach Deutschland, aber nie in den Schoß der Familie zurückkehren. Lediglich wenige Mitglieder halten den Kontakt aufrecht, wohingegen andere keinerlei Verbindung wünschen. Heinrichs Mutter Anna ist eine von denen, die bis zu ihrem Tod engstirnig in ihren starren Vorurteilen verharrt und Heinrichs Beziehung weder akzeptiert noch seine Frau achtet. Marie hingegen wird ihren Mann von seiner Spiel- und Trunksucht befreien, seinen unehelichen Sohn Heinz aufziehen und jene liebevolle Ehefrau und Mutter sein, die sich um den Zusammenhalt der kleinen Familie kümmert. Sie wird bis zu seinem Tod an Heinrichs Seite stehen und ihn mit viel Herzenstreue begleiten.


Constanze Neumann beleuchtet in "Wellenflug" mit besonderem Augenmerk auf zwei Frauen die Höhen und Tiefen des Schicksals einer angesehenen und wohlhabenden jüdischen Familie, beginnend in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des zweiten Weltkriegs. Dabei greift sie auf eine gewissenhafte Recherche in der eigenen Familie zurück, hat Briefe, Dokumente und Zeitungsartikel ausgewertet und setzt so gekonnt reale Persönlichkeiten und wahre Begebenheiten detailreich und stimmungsvoll in Szene. Der erste Teil ist Anna gewidmet und folgt einem eher chronologischem Ablauf, wodurch Distanz geschaffen wird. Maries Geschichte wirkt intensiver, im Angesicht der Entbehrungen und dem Ringen um ein einträgliches Dasein eindrucksvoller und manifestiert sich während der Lektüre in der Erinnerung.

Der Autorin entwickelt trotz gelegentlicher berichtender Ausführungen eine anschauliche Darstellung in einem verständlichen Erzählfluss, der mit einzelnen Momentaufnahmen in der Schilderung von Liebe und Verlust zum Nachdenken anregt. Obwohl anzuerkennen ist, dass sich Constanze Neumann hier dem bemerkenswerten Ereignissen innerhalb einer Familie mit äußerst authentischem Engagement widmet, bleiben Gefühle blass und sind (oft) nur zwischen den Zeilen zu empfinden. So gelingt es nicht in Gänze, zum Inneren aller Protagonisten vorzustoßen, wie dies letztlich wünschenswert wäre.

Letztlich imponiert jedoch die stille Menschlichkeit und innige Liebe, mit der Marie das Leben anpackt, Heinrich und Heinz begegnet und ihnen ein wenig Glück beschert. Sie belegt, dass angesichts von Hass und Bösartigkeit stets auch das Gute möglich ist.

Bewertung vom 27.07.2021
Schau, wie niedlich Tiere schlafen gehen
Reider, Katja

Schau, wie niedlich Tiere schlafen gehen


ausgezeichnet

„Schau, wie niedlich Tiere schlafen gehen“ dürfte nicht nur den Kleinen gefallen, sondern trifft mit seiner liebevollen Gestaltung auch den Nerv der Großen. Das Pappbilderbuch von Frauke Weldin (Illustrationen) Katja Reider (Text), das als Gute-Nacht-Geschichte für Zweijährige empfohlen wird, bietet auf gemütliche Weise Einblicke in die Einschlafgewohnheiten verschiedener Tiere. Auf jeweiligen Doppelseiten besuchen die Kinder Otter, Panda, Hamster, Störche, Erdmännchen, Elefanten, Delfine und Schimpansen kurz vor dem Zu-Bett-Gehen und erleben am Ende außerdem bei einem menschlichen Jungen mit, welch behutsame Fürsorge und Zuwendung, Liebe und Geborgenheit alle Eltern ihrem Nachwuchs bieten.

Es sind vor allem die sanften, weich gezeichneten Illustrationen von Frauke Weldin, die schnuffige Kuschelmomente schaffen. Ergänzt wird der herzensschöne Gesamteindruck von Katja Reiders Reimen in harmonischer Sprachmelodie, bei der lediglich wenige Worte unbekannt für die Jüngsten, aber nach Erklärung verständlich sein dürften. Wissenswerte Informationen werden so auf ansprechende, jedoch immer possierliche Art vermittelt.

„Schau, wie niedlich Tiere schlafen gehen“ ist ein Gute-Nacht-Gruß, der jeden zum Träumen einlädt.

Bewertung vom 13.06.2021
Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2
Grünig, Michaela

Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2


ausgezeichnet

„Palais Heiligendamm. Stürmische Zeiten“ besticht durch die prägnante Erzählkunst seiner Autorin. Einmal mit der Lektüre begonnen, ist es fast unmöglich, damit aufzuhören, so sehr fesselt dieser Zeitraum deutscher Geschichte von 1922 bis 1933 im Verbund mit dem Schicksal der Charaktere, die einem aus dem ersten Band vertraut sind und die erstmals auftreten. Michaela Grünig schildert in ihrem historischen Roman die von ihr exzellent recherchierten Ereignisse mit nuancierter Dramatik und ausdrucksstarker Lebendigkeit. Im Verlauf nehmen die verhängnisvolle Düsternis und teilweise Hilflosigkeit zu wie sich Machtbesessenheit und Rücksichtslosigkeit erhöhen.

Die Autorin vermittelt ein überzeugendes Bild der handelnden Personen. Sie weiß deren Höhen und Tiefen mit viel Empathie auszuloten und fördert nicht ausschließlich die guten Seiten zutage. Daneben vermag es Michaela Grünig meisterhaft, Emotionen wie Unbehagen, Abscheu, Besorgnis, Unverständnis und Bedauern einerseits, Freude, Mitgefühl, Hoffnung, Vertrauen und Zuneigung andererseits hervorzurufen.

Michaela Grünig überlässt uns als Leser eine Wertung, wenn sie Umstände und Entwicklungen dank ihrer intensiven Beschreibung offenkundig macht. Da gibt es diejenigen Menschen, die die politische Entwicklung begrüßen und Anhänger von Nationalsozialismus mit der ansteigenden Verachtung und dem fanatischen Antisemitismus werden. Jene, die das Gedankengut kohärent ablehnen. Wiederum solche, die drohende Gefahr und deren Auswirkungen falsch einschätzen oder die Augen davor verschließen. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich. Aber Michaela Grünig demonstriert glaubhaft, dass das Herrschaftsgehabe zur Einschüchterung führt und oft wirtschaftliche Aspekte ursächlich für ein Arrangement mit der nationalsozialistischen Partei sein können.

Das „Palais Heiligendamm“ hat „Stürmische Zeiten“ erlebt, und wir verlassen das Hotel in der Gewissheit, dass vor den Figuren „Tage der Entscheidung“ stehen werden.

Bewertung vom 10.06.2021
Truly, Madly, Whiskey
Foster, Melissa

Truly, Madly, Whiskey


ausgezeichnet

Wenn ein Mann monatelang auf eine Frau wartet, obwohl sie ihn auf Distanz hält, bedarf es eines starken Charakters. Den hat Bear Whiskey zweifellos, und er ist bemerkenswert beharrlich. Weil Crystal Moon keine unbedeutende Frau für ihn ist. Eigentlich gehört sie zu seinen engsten Freunden, aber seit acht Monaten beherrscht sie seine nächtlichen Phantasien. Ihre faszinierend herausforderndes Wesen zieht ihn magisch an. Doch er will sie nicht verschrecken und behutsam vorgehen.

Denn Crystal ist nicht so sicher wie alle glauben. Gerade läuft das Leben der attraktiven jungen Frau in kontrollierten Bahnen. Da sieht sie sich den Avancen des besitzergreifenden und – zugegeben brandheißen – Mannes ausgesetzt. Seine Ausdauer und Hartnäckigkeit nötigen ihr nicht nur Respekt ab, auch seiner Anziehungskraft und Großzügigkeit, Treue und Verlässlichkeit hat sie kaum etwas entgegenzusetzen. Bear verfolgt konsequent sein Ziel, der EINE Mann im Leben von Crystal zu werden, dem sie für immer ihr Herz schenkt.

Die aufkommende Nähe und Leidenschaft sowie erstarkenden Gefühle zwischen ihnen fördern indes Erinnerungen zutage, die Crystal unbedingt tief in ihrem Inneren vergessen wollte. So prallen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander, und es ist an den beiden, sich den Problemen gemeinsam zu stellen.

Melissa Fosters zweiter Band der Reihe „Die Whiskeys: Dark Knights aus Peaceful Harbor“ ist wie gewohnt romantisch und sexy und beweist wieder einmal, dass Liebe alles überwinden kann. „ Truly, Madly, Whiskey. Für immer und ganz“ wird mit leichter Hand in unverwechselbarer Art erzählt. Nicht allein Emotionen spielen eine entscheidende Rolle, sondern ebenso Freundschaft, Familie, Vertrauen, Verständnis und Zusammenhalt sowie die Unterstützung der Schwachen nehmen einen hohen Stellenwert ein. Zudem werden durchaus auch ernste Themen und Konflikte angesprochen, allerdings stets mit der Hoffnung versehen, dass es eine glückliche Auflösung gibt.

Die Autorin bleibt ihrem mit dem ersten Band der Reihe eingeschlagenen Weg treu, zwei konträr wirkende Charaktere aufeinandertreffen zu lassen und stellt mit Bear und Crystal ein erstaunliches Paar in den Mittelpunkt, das trotz aller Gegensätzlichkeit eine besondere Dynamik entfaltet. Ihre Interaktionen sind nach anfänglicher Zurückhaltung intensiv genauso wie ihre Dialoge vergnüglichen Wortwitz enthalten, während Bear mit sanfter Entschlossenheit sein Ziel verfolgt und Crystal ihre sich entwickelnden Gefühle für Bear zu ignorieren versucht.

Der dreiunddreißigjährige eins neunzig große, tätowierte Bar- und Autowerkstattbesitzer zeigt sich als geduldiger, warmherzig, wundervoll einfühlsamer Mann, der es vielleicht manchmal mit seiner Fürsorge und und dem Beschützen übertreibt. In seinem Engagement und der Verantwortung, für die Familie und Freunde einzutreten, hat er nach einem Schlaganfall des Vaters seine Träume mehr oder weniger aufgegeben und im Laufe der Zeit viele Aufgaben übernommen und dabei seine eigenen Bedürfnisse bislang übersehen. Erst als Crystal in sein Leben tritt, ändert sich seine Einstellung.

Crystal hatte keine einfache Kindheit und es trotzdem geschafft, aufs College zu gehen. Sie hat sich etwas Neues aufgebaut und arbeitet zusammen mit ihrer besten Freundin Gemma in deren Prinzessinnen-Boutique „Princess for a Day“. Seit einem traumatischen Ereignis versteckt sich die empfindsame junge Frau jedoch hinter einer Maske. Sie hofft, dass andere nicht erkennen, wie es tatsächlich um sie bestellt ist, und mimt das selbstsichere „Bad Girl“, das One-Night-Stands sammelt und keine feste Bindung eingeht. Als sie Bear kennenlernt, bröckelt die errichtete Fassade. An seiner Seite lernt Crystal, die Bear mit ihrer Klugheit und Dickköpfigkeit gleichermaßen beansprucht, sich zu öffnen und ihre Seele freizulegen.

Wird sie mit mit Vergangenem abschließen können und Frieden finden?

Bewertung vom 25.05.2021
Silvershade Academy 1: Verborgenes Schicksal
Laine, Annie

Silvershade Academy 1: Verborgenes Schicksal


gut

Ihre nächtlichen Albträume sind für die siebzehnjährige Genevieve sehr verstörend, sieht sie doch inmitten von Rauch und Feuer ihren eigenen Tod voraus. Ist das ein Grund, dass ihre Tante sie an die Silvershade Academy schickt? Für Eve ist dies nach unzählbaren Umzügen in zehn Jahren die 24. Highschool. Aber nicht nur die Tatsache, dass sie hier in einem Internat untergebracht ist, auch die anderen Schüler offenbaren sich bald als ungewöhnlich, ja sogar mysteriös. Tatsächlich ist Eve nämlich nicht mehr von Menschen, sondern von magischen Wesen umgeben. Sie selbst ist Nachfahrin eines alten Sehergeschlechts und erhält Dank ihrer Gabe Visionen von der Zukunft.

Mit Hilfe ihrer Großmutter lernt sie, ihre Fähigkeiten zu bündeln und zu beherrschen. Und zum ersten Mal in ihrem Leben hat Eve Gelegenheit, Freundschaften zu knüpfen, so dass sie mit der Zeit die Silvershade Academy als so etwas wie ein Zuhause empfindet.

Allerdings scheint gerade jetzt die Ordnung der gesamten magischen Welt in Gefahr. Überfälle auf andere Schulen und Entführungen von Schülern häufen sich. Eve sieht dies in Visionen, jedoch nicht immer stimmen diese.

Kann sie der Dämon Alistair auf ihrem Weg, Licht ins Dunkel zu bringen, unterstützen, auch wenn sie damit die wichtigste Regel der Schule bricht: „Lass dich nie auf einen Dämon ein!“?


Annie Laine greift in „Verborgenes Schicksal“, dem ersten Band der Dilogie „Silvershade Academy“, auf einen schlichten, gleichwohl ansprechenden jugendlichen Erzählton zurück, und nur wenige Längen – vor allem am Anfang – unterbrechen den ansonsten flotten Leserhythmus. Die Autorin gestaltet die Handlung zunächst bedächtig und fügt oft Eves Albträume ein. Zwar bleibt die magische Welt der Schule (noch) etwas blass, aber die Autorin füllt sie mit einem bunten Reigen magischer Wesen, der nicht allein Hexen und Elfen beinhaltet, sondern auch Sirenen und Dämonen.

Obwohl sich nach und nach mehr Dynamik entwickelt, vor allem zum Ende hin, ist diese weiter ausbaufähig. Ebenso dürfen Überraschungen und Wendungen im kommenden Verlauf optimiert werden.

Annie Laine stellt Eve in den Mittelpunkt des Geschehens und lässt sie die Ereignisse selbst schildern. Damit ermöglicht sie ein hautnahes Miterleben der Gedanken und Emotionen. Das junge Mädchen zeigt sich anfangs sehr verunsichert, nicht nur von ihren Träumen. Bislang hatte sie ihre Tante als alleine Kontaktperson. Neue Verbindungen oder gar Freundschaften konnte sie wegen der ständigen Wohnortwechsel nicht knüpfen. Nun scheint alles anders. Eve findet Freunde, die ihr hilfreich zur Seite stehen.

Das junge Mädchen muss es lernen, mit ihrer Gabe und der damit verbundenen Verantwortung umzugehen. Sie gibt ihr Bestes, überschätzt sich das eine oder andere Mal, versucht indes, aus ihren Fehlern und Schwächen Lehren zu ziehen und sich selbst treu zu bleiben. Das macht sie trotz ihrer magischen Fähigkeiten doch irgendwie menschlich, und sie gewinnt viele Sympathiepunkte.

Mit Alistair hat Annie Laine einen anziehenden Bad Boy kreiert, der es trotz seiner prägnanten Düsternis und seines noch schwer zu durchschauenden Verhaltens schnell in die Herzen der Leserinnen schaffen dürfte, mit der Hoffnung, ihn in der Fortsetzung auf der richtigen Seite anzutreffen.

3,5 Sterne

Bewertung vom 25.05.2021
Nordlichtglanz und Rentierglück (eBook, ePUB)
Woods, Ana

Nordlichtglanz und Rentierglück (eBook, ePUB)


sehr gut

Sechs Wochen vor Weihnachten, der für sie schönsten Zeit des Jahres, wird Zoey Hartford ans Ende der Welt verfrachtet. Und das allein deshalb, weil ihr Vater sich mit den falschen Leuten angelegt hat. Nach der Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm heißt sie nun Cora Bryce.

In Null Komma Nichts aus dem feinen New Jersey ab ins eisige Finnland. Und vor allem: Willkommen in der Realität. Denn hier kann sich die Neunzehnjährige nicht auf die faule Haut legen, den halben Tag verschlafen und erwarten, von vorne bis hinten bedient zu werden. Das wird ihr ziemlich schnell klar (gemacht).

Zugegeben Glitzer gibt es hier auch: aus Schnee. Und heiße Typen ebenfalls. Wenn der nicht nur den Cousin mimen müsste und zudem ständig darauf pochen würde, dass Cora arbeitet und hilft, die Tiere zu versorgen. Denn die Gute ist auf der größten finnischen Rentierfarm gelandet. Und „Cousin“ Shane weiß sehr genau, wie er mit dem Prinzesschen umzugehen hat...


„Nordlichtglanz und Rentierglück“ von Ana Woods ist keine tiefgründige Geschichte, sondern unterhält mit frischen, leicht flapsigem Charme, bei der der Kopf frei wird. Sie versprüht genügend knisternde Winter- und Weihnachtszauber samt Rentieren, Polarlicht und Santa Claus, ohne dabei zu kitschig zu sein (ein wenig ist ja erlaubt).

Eingebunden in eine wunderschöne Schneelandschaft schafft es die Autorin, auf unkomplizierte Weise Bilder und Momente hervorzubringen und mit offensichtlichem Vergnügen Romantik und Krimielemente mit einer Prise Humor zu mischen, kurzweilig darzustellen und Wohlbefinden zu verbreiten.

Bei ihrem entzückenden Paar ist natürlich von Anfang an klar, wohin die Reise geht. Aber es macht Spaß, die Entwicklung der recht streitbaren, wiederum empathischen, begeisterungsfähigen und letztlich liebenswürdigen Zoey zu beobachten, genauso wie Shane mit einem zupackenden Wesen überzeugt. Der junge Mann ist zwar gerade heraus, jedoch auch feinfühlig und in der Lage, Cora aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Im Gegenzug hütet der Zwanzigjährige allerdings seine Vergangenheit, was wiederum die junge Frau anstachelt, diese zu ergründen.

So kabbeln sich die beiden, und fast unbemerkt stellt sich (nicht nur) bei Zoey Zuneigung ein. Für das Land, die Menschen. Für Shane. Nicht zu vergessen für die Mumins...

Bewertung vom 25.05.2021
Sehnsucht in Aquamarin (eBook, ePUB)
Covi, Miriam

Sehnsucht in Aquamarin (eBook, ePUB)


sehr gut

Miriam Covis „Sehnsucht in Aquamarin“ ist ein Liebesroman, der trotz Vorhersehbarkeit hinsichtlich des erwarteten Ausgangs von seinen mit Stärken und Schwächen versehenen Figuren, wortgewandten Dialogen, einer mit Überraschungsmomenten bestückten Handlung und der detaillierten Darstellung des Geschehens profitiert. Einzelbilder von der einprägsamen Landschaft fügen sich zu einem ansprechenden Gemälde, das im „Betrachter“ selbst Sehnsucht entstehen lässt, an den Ort der Ereignisse reisen zu wollen.

Dabei beweist die Autorin, dass eine Geschichte mit durchaus ernsten Themen auch mit Witz, Humor und Augenzwinkern erzählt werden kann, weil sie Tiefen und Höhen mit feinspürigem Geschick ausbalanciert.

Miriam Covi bringt einem ihre Protagonisten sehr nahe und ermöglicht so die intensive Teilnahme an deren Schicksal. Ihr gelingt es, die Vielschichtigkeit ihrer Charaktere auszuloten, die ihnen innewohnenden Emotionen nachvollziehbar zu formulieren. Dies betrifft nicht allein die aus ihrer Sicht federführende Hauptfigur Polly, sondern ebenso die anderen mehr oder weniger im Mittelpunkt befindlichen Personen.

Polly hat sich in ihrem Leben eingerichtet, hängt sehr an ihren Ritualen. Spontan in ein fremdes Land zu fliegen, um eine Person zu suchen, die sie seit fast drei Jahrzehnten nicht gesehen hat, sieht ihr nicht ähnlich, diese Vorstellung macht ihr sogar Angst. Sie fährt eigentlich gar nicht gern in den Urlaub und bleibt lieber in ihrem Zuhause und ihrem vertrauten, sicheren Umfeld.

Die junge Frau lässt sich lediglich auf kurze Affären ein, möchte keine richtige Beziehung oder sich – im schlimmsten Fall – verlieben. Seit Jahren praktiziert sie dies so, ohne darüber nachzudenken warum das so ist. Zugleich versteckt sie ihr Innerstes vor ihrer Umgebung, schottet ihre Empfindungen ab. Niemand soll sehen, wie verletzbar, traurig und ratlos sie manchmal ist. Denn wie sollte sie jemals von jemandem geliebt werden, wenn die eigene Mutter dies nicht konnte? Jedenfalls nicht genug, um zu bleiben.

Bis sie am fast dunklen Atlantikufer einen Wildfremden küsst und Schmetterlinge im Bauch hat. Auch wenn sie die dummen Viecher gar nicht spüren will. Schließlich mag sie keine Insekten.

Aber die Schmetterlinge bleiben, denn Polly trifft Liam, jenen Fremden, wieder. Er ist Ranger im Acadia National Park und arbeitet gemeinsam mit der Mutter von Jette und Polly, Eve Moore. Außerdem erzieht er allein die achtjährige Izzy, die einfach zauberhaft ist und mit ihren oft scharfsinnigen Aussagen, Argumenten und ihrem niedlichen Charme alle um den Finger wickelt und für sich einnimmt. Ein heimlicher kleiner Star der Geschichte.

Liam ist ein attraktiver Mann mit Sex-Appeal . Er ruht in sich, ist verantwortungsbewusst und fürsorglich gleichermaßen. Mit Rücksicht auf seine Tochter will er allerdings keine flüchtigen Bettgeschichte, sondern eine feste Beziehung mit allem Drum und Dran. Ein Dilemma. Für Polly. Oder vielleicht doch nicht. Weil „wenn man sich so ansieht, kann man auch heiraten.“ Ob Izzy Recht hat?

4,5 Sterne

Bewertung vom 21.03.2021
Jedes Jahr im Juni
Louis, Lia

Jedes Jahr im Juni


sehr gut

Mit Sechzehn lässt Emmie Blue auf dem Hof ihrer Schule einen roten Luftballon steigen, der neben ihrer E-Mail-Adresse auch ein Geheimnis enthält, in der Hoffnung, dass ihn jemand findet und ihr antwortet.

Jetzt ist Emmie Blue dreißig, und ihr bester Freund Lucas, der eben jenen Ballon damals an einem Strand in Frankreich entdeckt und ihr geschrieben und sie daraufhin persönlich kennengelernt hat, bittet sie, seine Trauzeugin zu sein. Die beiden verbindet nicht nur eine innige und intensive Freundschaft, sie haben auch am selben Tag Geburtstag. Und Lucas' Eltern und sein drei Jahre älterer Bruder Eliot waren in den letzten Jahren mehr Familie für sie, als es ihre Mutter jemals sein wird. Was Lucas nicht ahnt: Emmie ist verzweifelt in ihn verliebt und hofft und wartet bislang geduldig darauf, dass er erkennt, der Richtige für sie zu sein. Nicht allein für diesen Traum hat sie ihr eigentliches Leben vernachlässigt. Sie fühlt sich winzig klein, bedauernswert, bedeutungslos, arbeitet als unterbezahlte Küchenhilfe in einem Hotel und wohnt zur Untermiete bei einer alten Dame.

Obwohl sie tief in sich drin weiß, dass sie aus hartem Holz geschnitzt ist. Und dass sie ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen muss.

Denn nicht ohne Grund sagt ihr Eliot: „… wenn du … dich stattdessen zurücklehnst und darauf wartest, dass irgendjemand – irgendetwas – sie für dich regelt, bist du irgendwie verloren.“ (Seite 103)


Lia Louis hat es mir mit ihrem Debüt "Jedes Jahr im Juni" am Anfang nicht leicht gemacht. Ihre Heldin, die von der Erfüllung der großen Liebe zu ihrem besten Freund Lucas träumt, zeigt sich allzu unsicher für eine Dreißigjährige, und die Handlung verlor sich ohne deutbare Struktur in den Gedankengängen der jungen Frau.

Doch ich bin froh, dass ich mich vom ersten Eindruck nicht täuschen lassen habe. Letztlich erweist sich die Geschichte von Emmie Blue auf der Suche, die aus ihrer Ich-Position heraus erzählt wird, nicht nur als bezaubernd und gefühlvoll, unbeschwert und zugleich ergreifend geschrieben, sondern ist ebenso ein mit viel Romantik, freundlichem Humor, einem Hauch Melancholie und einer maßvollen Tiefe versehendes Lehrstück darüber, dass das Leben und die Liebe nicht planbar sind und Überraschungen manchmal unerwartet, indes nicht unwillkommen eintreffen.

Emmie Blue hat in den letzten Jahren einiges meistern müssen: Ein traumatisches Erlebnis, das ihre Existenz auch nach vierzehn Jahren immer noch bestimmt. Ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter. Die Suche nach ihrem unbekannten Vater. Trotzdem ist sie äußerst bodenständig und zu jeder Zeit hilfsbereit, besonders wenn Lucas sie braucht. Aber sie muss ihr Selbst finden und ihren Wert erkennen und erst lernen, Dinge einzufordern und mit Enttäuschungen abzuschließen. Nur so wird der Weg frei für die Liebe und das eigene Glück.

Es macht den Reiz der Lektüre aus, Emmie dabei in der Gegenwart und während der Rückblicke in die Vergangenheit zu begleiten. Außerdem entpuppen sich all jene liebenswerten, keinesfalls fehlerlosen Charaktere, die mit Witz und Weisheit Gefährten auf die eine oder andere Art von Emmie sind und werden, als wundervoll. Jeder von ihnen – ob nun Lucas, Eliot, Rosie, Fox oder Louise – füllt eine besondere Rolle aus, die zum Gelingen einer feinsinnig und herzenswarmen Geschichte beitragen.

4,5 Sterne

Bewertung vom 17.12.2020
Zwischen dir und der Dunkelheit (eBook, ePUB)
Neumayer, Antonia

Zwischen dir und der Dunkelheit (eBook, ePUB)


gut

„Hallo, liebe Gruselfreunde, und herzlich willkommen zu einer neuen Folge unheimelig – unserer Videoreihe, in der wir die schaurigen Sagen und verwunschenen Orte unserer schönen bayerischen Heimat näher unter die Lupe nehmen.“

Für ihren Youtube-Kanal begeben sich Sera und ihre Freunde Jo und Mark, die sich auch eine gemeinsame Wohnung teilen, auf den Spuren eines weiteren Mythos' des Nachts in den „Dom zu Unserer Lieben Frau“, besser bekannt als Münchner Frauenkirche. Im Wahrzeichen der bayerischen Landeshauptstadt beginnt plötzlich der Abdruck im Eingangsbereich, der sogenannte Teufelstritt, zu leuchten, die Opferkerzen gehen alle auf einen Schlag aus, und Sera hört jemanden reden. Sie ist sicher, dass sie und ihre Freunde nicht allein in der Kirche gewesen sind. Aber niemand glaubt ihr. Selbst Jo und Mark zögern, weil sie zumindest die von Sera behauptete Erscheinung nicht bemerkt haben.

Als Lilly und Elias auftauchen und die Lösung aller Rätsel versprechen, ist Sera voller Neugierde. Doch kann sie den beiden vertrauen? Oder hat sie sich auf ein (lebens)gefährliches Abenteuer eingelassen?

Antonia Neumayer führt uns mit „Zwischen dir und mir die Dunkelheit“ in einen Wechsel von Licht und Dunkelheit, Gut und Böse, Himmel und Hölle sowie Vergangenheit und Gegenwart. Wenngleich der Erzählton überwiegend verständlich ist, unterstützt durch die Schilderung aus Seras Sicht, verwirren einige Ereignisse und Bilder der Handlung. Mangels Logik werden möglicherweise vor allem diejenigen Leser, die wie ich ohne jeglichen Glauben sind, die Existenz von Himmel und Hölle, Teufel, Dämonen und Engeln in Zweifel ziehen oder gar ablehnen. Bedauerlicherweise führt die Inhaltsbeschreibung den Leser hier etwas in die Irre.

Zwar bekräftigt die Darstellung religiöser Themen die beachtliche Recherche der Autorin. Indes entstehen bei der Auseinandersetzung in der Folge ein paar Längen. Hingegen werden diese teilweise von den effektiv in Szene gesetzten finsteren und unerklärlichen Aspekten aufgefangen. Außerdem punktet die geheimnisvollen Geschichte mit überraschenden Spannungselementen.

Aus den im Großen und Ganzen anschaulich ausgearbeiteten Charaktere ragt Sera heraus. Die sympathische Studentin ist bereits früher durch eine gewisse Andersartigkeit aufgefallen, nahm die Dinge wahr, die für andere Menschen nicht real waren, hatte sehr lebhafte Träume, hörte in der Stille Stimmen und sah Leute, wo gar keine waren. Sera zeichnet sich durch Wissbegierde aus und hat Humor. Verständnis finden auch ihre Zurückhaltung und die zunächst fehlende Selbstsicherheit. Allerdings sind ihre ebenfalls vorhandene Leichtgläubigkeit und Naivität anfangs schwer nachvollziehbar. Wiederum überzeugt ihre von der Autorin im Verlauf des Geschehens dargestellte Entwicklung.

Trotz der angeführten Mängel ist Antonia Neumayer mit „Zwischen dir und der Dunkelheit eine unterhaltsame Lektüre gelungen, die entsprechend interessierte Leser erfreuen dürfte.

3, 5 Sterne