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Paragraphenreiterin

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Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 09.02.2024
OUTLIVE
Attia , Peter

OUTLIVE


ausgezeichnet

Rezension zu "Outlive" von Dr. Peter Attia

Die moderne Medizin wird immer besser. Wir können Verletzungen und Krankheiten mit Leichtigkeit heilen, die vor Jahrzehnten noch Todesurteile waren. Gerade im Bereich der Unfall- und Notfallmedizin werden an Wunder grenzende Taten vollbracht. Dieser Meinung ist auch der Autor dieses Buchs, Dr. Peter Attia. Er ist vom Grundberuf her selbst Chirurg, begann allerdings schon recht früh in seiner Karriere sich mit den Gründen für das Sterben auseinanderzusetzen.
Dabei identifizierte er die (wie er es im Buch nennt) vier apokalyptischen Reiter: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Alzheimer und Diabetes. Das sind also die Krankheiten, die einen als Mensch mit der größten Wahrscheinlichkeit dahinraffen werden und gegen die paradoxerweise die Schulmedizin keine Wundermittelchen parat hat. Weil es hier oft schon zu spät ist, wenn sich die Krankheit im Körper manifestiert hat.

Daher setzt der Autor den Fokus in "Outlive" auf das Gesund- und Aktivhalten des menschlichen Körpers. Das was jede Person selbst dazu tun kann, um möglichst fit alt zu werden. Was in den nächsten Kapiteln dann folgt, ist eine Art Anleitung, welche Knöpfe man dafür (metaphorisch betrachtet) drücken kann und welche kleinen Veränderungen im alltäglichen Ernährungs -, Bewegungs- und Schlafverhalten, großartige Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit haben können.

Besonders gut gefällt mir, dass Dr. Attia seinen Leser:innen die Verantwortung für ihren Körper, ihren Geist und ihr Leben. Das ist ein guter Ansatz, wie ich finde, weil es meines Erachtens gefährlich zu warten bis die Gesundheit aus dem Gleichgewicht ist und dann auf die Göttinnen und Götter in weiß zu vertrauen. Unsere Medizin ist auf das Behandeln von Baustellen zugeschnitten, nicht primär auf die Erhaltung des Wohlbefindens und der Vitalität. Da sollte jeder Mensch selber Seines dazu tun. Dabei die Unterstützung in Form eines so tollen Buches und Ratgebers zu haben, finde ich genial!

Toll fände ich noch einen Bereich für eigene Notizen und Zusammenfassungen am Ende jedes Kapitels. Ich hab mir halt Zetteln reingelegt. Wenn man die Infos im Buch ernst nimmt und sich näher mit den Inhalten und der eigenen Lebenssituation beschäftigen möchte, dann ist es nicht nur Nachschlagewerk, sondern anfangs auch eine Art Arbeitsbuch.

Vom Stil her ist es so geschrieben, dass es auch medizinische Laien verstehen. natürlich auch wichtig, weil es sich ja auch an uns alle richtet. Trotzdem gelingt das nicht immer alles wissenschaftlichen Autor:innen so gut diesen Spagat aus Wissenschaft und populärem Schreiben zu finden. Gefällt mir echt gut.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es im Buch sehr oft um den Tod und das Sterben geht. Ja, wir müssen alle irgendwann sterben und ich will das auch nicht aus dem Leben ausklammern. Aber gerade ängstliche Personen könnten bei der Einleitung, wo es um detaillierte Schilderungen von Sterbevorgängen geht, gleich mal wieder zumachen und das Buch ablehnen. Das fände ich schade und wenn es eigentlich ums "lange Leben" geht, dann hätt man das Thema Tod weniger fokussieren können oder zumindest weniger dramatisch darstellen.

Aber das ist schon mein einziger Kritikpunkt, bei einem extrem dicken Buch, das einen wichtigen Platz in meinem Bücherregal einnehmen wird!

Bewertung vom 19.12.2023
Der Spurenfinder Bd.1
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder Bd.1


ausgezeichnet

Der Titel "Der Spurenfinder" und die Beschreibung der Handlung haben mich ehrlich gesagt noch nicht so vom Hocker gehauen. Aber Marc-Uwe Kling steht für mich einfach für Qualität. Nachdem jedes seiner Bücher mich bis jetzt nicht nur gut unterhalten, sondern immer auch zum Nachdenken gebracht hat, wollte ich auch dieses nicht missen. Und ich wurde nicht enttäuscht!

Im Gegenteil. Ich liebe diesen Roman. Dass er ihn gemeinsam mit seinen beiden Töchtern im Teenie-Alter geschrieben hat, macht das ganze Buch für mich noch um ein Vielfaches authentischer. Denn auch in der Geschichte geht es um einen Vater, der seine beiden Kinder um alles in der Welt zu beschützen versucht. Vor allem vor seiner eigenen Vergangenheit als weltweit bekannter Spurenfinder Elos. Zu diesem Zweck ist er mit ihnen sogar an den langweiligsten Ort der Welt, Friedhofen, gezogen - sehr zum Missfallen der beiden Kids.
Doch wie das Abenteuer so spielt wird Elos bald in einen neuen Fall hineingezogen und als alleinerziehender Vater muss er seine beiden Kinder wohl oder übel mitnehmen. Ein spannendes Rätselraten, Spuren finden und auch ein mitreissender Wettlauf gegen die Zeit beginnen...

Aus meiner Sicht ist das Ganze eher ein Jugendroman oder eben für sehr junggebliebene Erwachsene wie mich geschrieben, die sich unglaublich gern in Fantasiewelten entführen lassen und einen Pageturner mit Humor lesen möchten.

Ich konnte das Buch echt fast nicht aus der Hand legen und es fiel mir manchmal schwer zwischen Realität und Handlung hin und her zu springen. Eben weil einen die Autor:innen total in den Bann ziehen und einem eine andere Welt vermitteln. Monster, Fabelwesen und Zaubertränke mit eingeschlossen.

Ein fabelhaftes Meisterstück und meines Erachtens uneingschränkt empfehlenswert!

Bewertung vom 04.12.2023
Alles Zufall im All?
Bertram, Erik;Wylezalek, Dominika

Alles Zufall im All?


gut

Rezension zu "Alles Zufall im All"

Lasst euch vom (meines Erachtens sehr unansprechenden) Cover nicht abhalten dieses Buch zu lesen. Innen ist es nicht nur schöner, sondern auch mega interessant.

Als jemand, die nicht soviel von Naturwissenschaften versteht (Mathe und Physik war echt nie meins) war ich anfangs relativ nervös. Werde ich das überhaupt verstehen?
Doch das Autorenpaar Erik Bertram und Dominika Wylezalek haben geschafft woran meine Lehrer:innen in der Schule kläglich gescheitert sind: Meine Neugierde für Physik und Mathematik geweckt und mir ein bisschen was über Astrophysik beigebracht haben, das ich zumindest in Ansätzen verstanden habe.

Wie sie das geschafft haben kann ich nur erahnen. Die vielen nahbaren Anekdoten aus ihrem Forscher:innen-Berufsalltag haben mir den Einstieg in dieses Sachbuch jedenfalls sehr leicht gemacht. (Ich hatte am Ende das Gefühl selbst schon mal mit den beiden beim Italiener ums Eck gesessen zu sein) Außerdem fand ich die übersichtliche Gestaltung der einzelnen Kapitel sowie die Schriftart und Schriftgröße angenehm fürs Auge und auch passend zum Thema.
Besonders praktisch fand ich auch die Kurzzusammenfassung nach jedem Kapitel. Das hat zwar bisschen was von Lehrbuch, aber im Grunde ist es das ja irgendwie auch und bei so einem komplexen Thema ist es einfach gut nach jedem Abschnitt nochmal kurz über das Gelesene nachzudenken, bevor es weitergeht.
Auch die Grafiken und Bilder zwischendurch fand ich sehr wichtig fürs Verständnis und hätten für mich gern noch mehr sein können.

In dem Zusammenhang kommen wir auch gleich zum einzigen Punkt, der mir bei diesem Buch nicht so gut gefiel: es ist schon harte Kost für die Freizeit. Aber das liegt natürlich auch an meiner Vorbildung (nämlich null komma null in der Hinsicht). Aber die Autor:innen hätten es wohl nicht einfacher oder lustiger oder interessanter schreiben können. Es ist halt Astrophysik und das ist und bleibt einfach recht kompliziert und teils unverstehbar. Sagen sie dann am Ende des Buchs sogar selbst.
Wahrscheinlich macht grade das die ewige Faszination aus. Schön.

Bewertung vom 03.11.2023
Deine Küche kann nachhaltig!
Hirsch, Verena

Deine Küche kann nachhaltig!


sehr gut

Zugegebenermaßen kannte ich die Autorin vorher noch überhaupt nicht, obwohl ich mich sehr für nachhaltiges Kochen, Essen und überhaupt den wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln interessiere. Dabei sind sowohl ihr Blog allmydeer.com sowie die dazugehörigen SocialMedia-Kanäle durchaus sehens- und lesenswert. Sie strahlen, genauso wie das Buch, Ruhe und Zuversicht aus und überfordern nicht. Das sei mal vorausgeschickt.

Nun zum Buch konkret:
Die optische und gestalterische Aufmachung ist ganz nach meinem Geschmack: aufgeräumt, klar, natürliche Farben, viele Absätze und Fettgedrucktes damit der Blick immer gleich richtig weitergelenkt wird. So macht das Lesen von Sachbüchern Freude! Auf diese Art ist es auch ohne Weiteres möglich mal Kapitel zu überspringen, wenn man grad keine Lust drauf hat oder so.

Grundsätzlich gliedert sich das Buch für mich grob in 3 Teile:

1. Die Einführung plus persönliche Geschichte der Autorin Verena Hirsch:
Sweet! Mehr kann ich da nicht sagen. Zum Glück auch eher kurz gehalten. Von Influencerselbstdarstellungsgeschichten haben wir alle genug und ich bin froh, dass die Autorin das scheinbar auch so fühlt ;-)

2. Allgemeine Infos, Tipps und Tricks:
Hier bekommt man jede Menge praxistaugliche Anleitungen und Ideen zur nachhaltigeren Küchenausstattung, über das Lagern von Vorräten, nachhaltiges Einkaufen, Hintergründe zu Regionalität und Bio und was nun das Bessere ist und und und. Auch wenn da viel Basics dabei sein, kann sich sicher auch noch das abgebrühteste Küchen-Ass (wie ich ;-P) was mitnehmen!

3. Die Rezepte:
Mein Lieblingsteil!!! Da sind so vielen tolle Ideen zum Verwerten von Resten und zum Kochen aus dem Vorratsraum drin. Einfach toll! Meine Lieblinge sind der Brotsalat, die Wrap-Tortillas und das Zero-Waste-Dressing. Oft braucht man doch nur die richtigen Idee! Auch die Pfannkuchen aus 2 Zutaten habe ich (aus der Not heraus) schon probiert --> klappen perfekt!

Alles in allem ein pefektes Starter-Buch, aber speziell der Rezeptteil auch für Fortgeschrittene und Profis ganz interessant!

Bewertung vom 19.09.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


ausgezeichnet

Wolf Haas hat einen neuen Roman geschrieben. Das heißt für mich nicht nur Pflichtlektüre, sondern Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk in Einem. Pure Freude quasi. Die folgende Rezension KANN daher nicht objektiv sein, weil ich dem Autor seit den ersten von ihm gelesenen Zeilen sprichwörtlich zu Füßen liege. Aber ich gebe mein Bestes:

„Eigentum“ spielt während der letzten drei Lebenstage der Mutter des Autors. Er begleitet sie am Sterbebett, beide wartend auf den Tod, und trotzdem noch so viel zu sagen. Nicht zu seiner Mutter, sondern zu uns. Beziehungsweise zu sich selbst. Vor allem so viel aufzuschreiben. Haas möchte über das Leben seiner Mutter schreiben. Er schreibt, während sie stirbt. Ein literarischer Wettlauf mit dem Tod sozusagen.

Ich weiß nicht, ob Teile dieses Buchs autobiographisch sind, aber es würde mich wundern, wenn es nicht so wäre. Es ist eine Liebeserklärung und gleichzeitig eine Kampfansage an die eigene Mutter (Empfinden wir nicht alle ein bisschen so?). Man spürt beim Lesen viel Bewunderung und Respekt für diese Frau. Was sie geleistet hat und wie sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet und gespart hat, um sich irgendwann ein kleines Eigenheim leisten zu können. Gleichzeitig schwingt aber mindestens genauso viel Verwunderung und Genervtheit über Mutters Eigenheiten mit. Mit jedem Satz scheint Wolf Haas sich seine Mutter von der Seele zu schreiben.

Ernüchternd authentisch. Einfühlsam. Heilend. Das ist dieses Manifest.

Geschrieben mit der für den Autor sowas von einzigartigen sprachlichen Finesse und Kreativität. Hier wird kein Beistrich dem Zufall überlassen. Alles ist Ausdruck und Kunstform. Dabei wirkt jeder Text von Wolf Haas so, als wäre er so nebenbei dahin geschrieben worden. Als hätte sich der Autor eine Nacht lang vor seinen PC gesetzt und mal eben 200 Seiten runter getippt. Dabei brütet er wohl über jedem Satz stundenlang, damit er so perfekt ist und sich irgendwann in das Gesamtkonzept seines Buchs optimal einfügt.

Wolf Haas ist eben ein wahrer Künstler!

Bewertung vom 16.08.2023
Nichts in den Pflanzen
Haddada, Nora

Nichts in den Pflanzen


sehr gut

Die Newcomer-Autorin Nora Haddada hat durch ihren Debütroman "Nichts in den Pflanzen" gleich mal einen regelrechten Pageturner hingelegt. Trotzdem ich meiner Lesesucht mehr als nachgiebig fröne, ist es mir nach wie vor ein Rätsel, warum ich mich durch manche Bücher quäle und manche wiederum in Rekordzeit verschlinge. Dieser Roman gehört jedenfalls zur zweiten Sorte.

Es handelt sich um ein extrem kurzweiliges Drama, rund um eine junge Drehbuchautorin, die vom Leben zwar alle Chancen bekommt, die sie sich nur so erträumen kann, aber es leider nicht schafft sie zu ergreifen.
Die Gründe dafür sind vielfältig und mehr oder weniger verständlich. Angst vorm Versagen, übertriebener Perfektionismus, Langeweile, Hedonismus, Bindungsstörungen und nicht zuletzt ein heftiges Suchtproblem.
Je nach persönlicher Lebenserfahrung und Werthaltung schwanken die Lesenden wohl permanent zwischen tiefem Verständnis und Ekel in Bezug auf die Lebensführung und die Entscheidungen der Protagonistin.

Besonders gefallen hat mir die (offensichtliche) Metapher mit den schwarzen Fliegen, die die Autorin immer intensiver davon abhalten sich an die Arbeit zu setzen. Meiner Interpretation nach sollen sie den inneren Schweinehund darstellen, mit dem die meisten Menschen ab und an zu kämpfen haben, wenn sie an einem Projekt arbeiten. Ich kenne auch das Gefühl, dass diese innere Ablehnung immer stärker wird, je länger man das To Do vor sich herschiebt und je näher eventuelle Fristen rücken.
Dass dann irgendwann auch andere Menschen unter so einem Verhalten leiden, liegt auf der Hand und macht die Beziehungsverstrickung der Hauptprotagonistin mit den diversen anderen Figuren im Buch für mich den Reiz und die Tiefe dieses Dramas aus.

Nicht zuletzt hat Nora Haddada es geschafft viel Mitgefühl für ihre Hauptfigur in mir zu wecken. Ich denke jede:r Leser:in findet sich in der einen oder anderen negativen Eigenschaft oder schlechten Entscheidung wieder und fiebert dem Ende des Buchs entgegen, welches für mich ernüchternd realistisch und zeitgleich wahnsinnig authentisch rüber kommt.

Fazit: Klare Leseempfehlung dieses neuen großen Talents der Literatur. Lässt sich leicht und gern an einem Tag (oder eine Nacht) verschlingen. Sehr empfehlenswert für alle, die gerade bisschen "feststecken" in einem beruflichen Projekt - kann nur motivierend sein endlich seinen Allerwährtesten hoch zu bekommen und weiter zu arbeiten ;-)

Bewertung vom 03.07.2023
Wo du mich findest
Barns, Anne

Wo du mich findest


sehr gut

Rezension zu "Wo du mich findest" von Anne Barns

Hach, was war das für ein wundervolles Leseerlebnis! Kennt ihr diese Art von Büchern, die so eine schöne Stimmung und Gefühle in euch verbreiten, dass ihr irgendwie traurig melancholisch seid, wenn ihr sie fertig gelesen habt? Gleichzeitig habt ihr sie aber so schnell durch, weil ihr unbedingt wissen wollt, wie es ausgeht?
Genau so eine Art von Liebesroman ist das. Wobei es, auch wenn es wohl unter dieses Genre fällt, aus meiner Sicht viel mehr ist als ein Liebesroman - wohl eher ein "Lebensroman" (hab ich grad ein Genre erfunden? :-)).

Das Cover hat mich von Anfang an angezogen. Klar, frisch, sommerlich und die hübsche Frau im Retro-Badeanzug dazu. Es passt auch perfekt zum Schreibstil von Anne Barns. Sehr klar und deutlich. Ohne Schnörksel. Ja sogar die Kulisse in der das Buch spielt (eine deutsche Nordseeinsel) spiegelt sich im Cover wieder. Das Meer ist ein wichtiger Teil im Leben der Hauptprotagonistin und hilft ihr (wie wohl vielen anderen auch) dabei Ordnung in ihre Gedanken zu bringen.

Inhaltlich geht es um eine Frau namens Sophie, die sich nach schicksalshaften Umbrüchen in ihrem Leben auf einer Insel einquartiert, um einen Mann zu suchen, dem sie vor Monaten mal Kaffee übers Hemd geschüttet hat. Seitdem geht er ihr nicht nur nicht aus dem Kopf, sondern verfolgt sie bis in ihre Träume. Sie lebt mit ihm sogar eine Art Beziehung in ihren Träumen.
Tatsächlich kann sie ihn sogar ausfindig machen und dadurch wird eine Reihe von Veränderungen in ihrem Leben in Gang gesetzt, die einen selbst beim Lesen zum Träumen anregen.

Ein wunderschön geschriebenes Buch, das Mut macht und Lust auf Meer, Insel, Träumen und das Leben an sich!

Bewertung vom 31.05.2023
Mutterhirn. Was mit uns passiert, wenn wir Eltern werden
Conaboy, Chelsea

Mutterhirn. Was mit uns passiert, wenn wir Eltern werden


ausgezeichnet

Ich vergebe ja selten 5 Sterne. Aber dieses Buch ist mal wieder jeden einzelnen wert.

Die Autorin Chelsea Conaboy hat hier einerseits eine extrem detaillierte, fundierte und auf neuesten Erkenntnissen und Studien beruhende wissenschaftliche Abhandlung über die biochemischen, neurologischen und medizinischen Veränderungen in den Körpern von Eltern geschrieben.
Andererseits hat sie gleichzeitig (und das ist faszinierend) ihre persönliche Geschichte des Mutterwerdens erzählt und plaudert hier sehr einfühlsam und authentisch aus dem elterlichen Nähkästchen.
Diesen Spagat aus zwei verschiedenen Genres hat die Autorin für mich ganz wunderbar gemacht. Auch wenn manche Stellen aufgrund der wissenschaftlichen Tiefe etwas langatmig waren, wurde ich auf einer der nächsten Seiten wieder mit einer guten Portion Humor und Offenherzigkeit abgeholt, sodass ich doch gut dran bleiben konnte.

Besonders gefallen hat mir auch das Eingehen auf beide Elternteile (die ja meist nicht nur aus Frauen bestehen). Denn auch bei den nicht gebährenden Eltenteilen tut sich sehr viel im Gehirn und im Hormonhaushalt.
Wir werden doch alle irgendwie verrückt, wenn wir Kinder bekommen. Anfangs habe ich mich damit oft alleine gefühlt. Bücher wie dieses tragen dazu bei, dass ich mich wieder ganz normal und in bester Gesellschaft fühle :-)

Es war ungemein spannend zu entdecken welche Veränderungen in unseren Gehirnen passieren, wenn wir Kinder bekommen. Dass unser Gehirn eine zweite Pubertät durchleben muss. Mit allen Höhen und Tiefen und Verunsicherungen. All die Sorgen, Panik, Ängste und der Emotions-Wirr-Warr dienen dem alleinigen Zweck unseren Nachwuchs irgendwie durchzubringen. Wir, die Passagiere, sollten uns viel mehr Ruhe, Zeit und Nachsicht damit gönnen. Und solche Bücher am besten schon VOR dem Eltern-Werden lesen.

Leseempfehlung: Das ist nichts für den Strand oder im Zug auf dem Arbeitsweg lesen. Es ist eher was für den großen Ohrensessel und mehrere Stunden ungestörtes Drin-Versinken, denn man muss schon recht konzentriert sein. Einen Faible für die Wissenschaft sollte man auch haben. Dann ist es ein wahrer Genuss.

Bewertung vom 07.05.2023
Sieben Männer später
Vine, Lucy

Sieben Männer später


gut

Rezension zu "Sieben Männer später" von Lucy Vine


Kurz gesagt: Dieses Buch hätte ein Bestseller werden können. Soviel Potential, das leider nicht ganz auf den Punkt gebracht wurde, habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Die Story erinnert an eine Mischung aus "Bridget Jones", "Der Teufel trägt Prada" und "Ein Mann namens Ove". Nur mit viel mehr Freundinnen und Mädelsabenden. Nein, eher ganze Mädelstage. Oder sogar ein Mädelsleben, quasi.
Leider hinkt der Roman "Sieben Männer später" dann aber seinen großen Idolen ein wenig hinterher. Die Autorin wollte meines Erachtens an manchen Stellen zu viele Themen unterbringen. Themen die irrsinnig wichtig sind und unbedingt in so vielen Geschichten wie möglich vorkommen sollten, aber in ihrer Fülle hier dann doch zu unbedacht platziert wurden. Die Rede ist hier zum Beispiel von sexueller Belästigung, LGBTQI+, Missbrauch, Mobbing, Liebe und Sexualität im Alter, Dating und Liebe im digitalen Zeitalter und und und... Alles unglaublich spannend und wichtig, aber die Autorin wollte scheinbar soviel wie möglich davon unterbringen und dabei ist einerseits die notwendige Tiefe nicht erreicht worden, um sich wirklich damit zu beschäftigen. Andererseits wirkte der Weg hin zu den notwendigen SItuationen im Roman leider oft sehr konstruiert und unpassend. Überhaupt fehlt dem Roman sowas wie ein roter Faden.

Positiv aufgefallen ist mir der locker lässige Schreibstil der Autorin Lucy Vine. Eine wahre Wohltat. Sie schreibt ja regelrecht so wie andere sprechen. Sehr angenehm und auch viele witzige Stellen im Buch, bei denen ich herzhaft lachen musste! Es hätte mir gefallen, wenn das Buch kürzer, dafür ein einziges Feuerwerk dieser humorvollen Episoden wäre.
Hätte sich die Autorin dann noch auf weniger der oben genannten Themen fokussiert und dem Buch so eine eindeutigere Richtung gegeben, wäre es perfekt geworden!

Ganz grundsätzlich aber ein unterhaltsamer, kurzweiliger Roman bei dem sicher jede:r Leser:in eine:n Protagonist:in findet, mit der:dem er:sie sich identifizieren kann.

Das Cover ist extrem gut gelungen. Die ins Cover eingebaute Übersicht über die 7 Ex-Freund-Typen war gerade am Anfang des Romans äußerst hilfreich.

Sehr gemocht habe ich auch die Zeitsprünge im Buch! Und zum Schluss (was von Anfang an klar war und daher kein Spoiler) das Friede-Freude-Eierkuchen-Ende 3

Bewertung vom 05.04.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

Rezension zu "Melody" von Martin Suter

Der "Grand Sir" der Belletristik hat es schon wieder getan: Einen spannungsgeladenen Pageturner und gleichzeitig angenehm langsamen Roman geschrieben. Eine Geschichte kreiert, die permanent zwischen Heiterkeit und Horror wandelt. Wohlfühlmomente wechseln sich mit Gänsehaut ab. Daneben (als wäre das heutzutage noch das Selbstverständlichste der Welt) sind die Fakten, Orte und Hintergründe derart akribisch genau, von der Ursprungsquelle weg recherchiert und wahrheitsgetreu widergegeben.
Jeder Roman vom Autor Martin Suter, den ich bis jetzt lesen durfte, wies diese Eigenschaften auf. Es zeugt schon davon, dass Martin Suter sein Handwerk beherrscht - es auch als solches sieht. Hinter seinen Geschichten stehen große Konzepte und so ist es auch kein Wunder, dass er uns Leser:innen immer wieder mit den Plot-Twists und Enden seiner Erzählungen überraschen kann.

Kurz zum Inhalt:
Der spätberufene Jus-Absolvent Tom wird vom ehemaligen Politiker und mittlerweile äußerst wohlhabenden Privatier Dr. Stotz angestellt, um seinen Nachlass zu ordnen, zu verwalten und ins "rechte Licht" zu rücken. Unterkunft in der Villa des alten, leider schwer kranken Herrn und Verpflegung sowie Kamingespräche und jede Menge Alkohol inklusive. Dabei fällt Tom auf, dass es im Leben von Dr. Stotz die meiste Zeit um seine vor langer Zeit verschwundene Verlobte namens "Melody" geht. Doch nach und nach häufen sich Hinweise darauf, dass Dr. Stotz nicht immer ganz die Wahrheit sagt. Oder doch? Was steckt hinter der mysteriösen Dame Melody und wer ist Dr. Stotz wirklich?

Das Cover des Romans passt auch wirklich sehr gut! Wenngleich ich mir Melody ein bisschen anders vorstelle, so ist das Gemälde doch sehr treffend gewählt. Haptik und Größe des Buchs wie immer beim wunderbaren Diogenes-Verlag perfekt.

Zwischenzeitlich konnte und wollte ich "Melody" nicht aus der Hand legen. Am liebsten hätte ich Seiten übersprungen, um herauszufinden wie es denn ausgehen wird!
Gleichzeitig konnte ich so viele Details genießen! Die Kamingespräche mit Dr. Stotz waren so bildschön erzählt, dass ich beinahe meinte selbst dort zu sitzen. Ich habe Tom um seinen Job beneidet und im nächsten Moment Angst um sein Leben gehabt. So vermag es der Autor mit den Emotionen seiner Leser:innen zu spielen.

Besonders hervorheben möchte ich auch noch die Ausarbeitung und Beschreibung der italienischen Küche der Haushälterin und Köchin von Dr. Stotz. Am liebsten wäre mir ein begleitendes kleines Kochbuch zum Roman oder ausgewählte Rezepte am Ende des Buchs (so wie beim Roman "Der Koch"). Ich schwelge noch immer in den wunderbaren Tellern, die ich mir beim Lesen vorstellen durfte....mmmmhhh. Am Ende des Buchs gibt Martin Suter an vor allem vom Kochbuch"La mia cucina" von Patrizia Fontana mit Rezepten versorgt worden zu sein. Das werde ich mir wohl besorgen müssen :-)

Alles in allem ein unvergleichlich schöner Suter-.Roman mal wieder. Ich kann es nicht erwarten weitere zu lesen. Größte Leseempfehlung!