Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sternzauber
Wohnort: 
Düren

Bewertungen

Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 16.09.2024
Die Unmöglichkeit des Lebens
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


ausgezeichnet

Viel Fantasy und Magie, aber auch tiefgründige Lebensweisheiten

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass das Cover von „Die Unmöglichkeit des Lebens“ von Matt Haig nicht so ganz meinem Geschmack entspricht, aber ich finde, dass es hervorragend zur Geschichte passt und daher wunderbar gewählt wurde.

Das Buch erzählt von der ehemaligen Mathelehrerin Grace, die von einer früheren Freundin ein heruntergekommenes Häuschen auf Ibiza erbt und kurz entschlossen beschließt, sich dieses anzuschauen. Da sie Zuhause ohnehin nichts hält und sie die Zeit nur absitzt, bucht sie einen Flug ohne Rückflugticket und macht sich auf die Suche nach Antworten über das Leben und Sterben ihrer Freundin, kommt dabei aber auch sich selber immer näher…

Mir war vor der Lektüre nicht klar, dass sich diese Geschichte weit entfernt von der allgemeingültigen Realität entspinnt und es sehr viele fantastische Elemente gibt. Mit übersinnlichen Stoffen tue ich mich meistens etwas schwer und auch in diesem Buch muss ich gestehen, dass ich teilweise damit gehadert habe, doch ich habe versucht mich darauf einzulassen, ganz dem Zitat entsprechend „Was aussieht wie Magie, ist einfach ein Teil des Lebens, den wir noch nicht verstehen“ - und ich wurde belohnt!

Matt Haig schreibt den Taxt in einer sehr angenehmen und für sich einnehmenden Art und Weise, die mir sehr zugesagt hat und ich mag auch sein Vorgehen im Hinblick auf den Einbau von tiefgründigen Erkenntnissen und Wahrheiten in seine Geschichte. Es gab einen Moment, in dem mich die Handlung fast verloren hätte und für meinen Geschmack eine gewisse Länge aufwies, doch mit dem folgenden Teil konnte er dies für mich alles wieder wett machen. Zum Ende der Lektüre war ich regelrecht berauscht von all den Weisheiten, den lebensbejahenden Erkenntnissen und dem positiven Gefühl, welches der Geschichte letztlich innewohnt – einfach wunderbar!

Das Buch hat mich viel zum Nachdenken angeregt, dafür gesorgt, dass ich Dinge hinterfrage und ich liebe die tollen sprachspielerischen Vergleiche, Metaphern und bildlichen Erklärungen seiner Ansichten. Trotz all der magischen Elemente ist dieses Buch für mich ein seelischer Balsam, der dazu anregt das Leben zu feiern! Viel Freude beim Abtauchen!

Bewertung vom 11.09.2024
Klippo
Goldfarb, Tobias

Klippo


sehr gut

Spannend, abenteuerlich und sehr abwechslungsreich!

Das Cover von „Klippo“ ist einfach unglaublich schön und „live“ überzeugt es, neben der unglaublich schönen und mystisch berührenden doppelebenen Bildgestaltung, auch noch mit einem zauberhaften Schimmer, der die Optik zusätzlich aufwertet. Die einzelnen Kapitelanfänge sind mit kleinen Bildern geschmückt und ein besonderes Gimmick ist ein Daumenkino des Hermelins, das beim Durchblättern der Seiten erlebbar wird – daran werden sicherlich viele (junge) LeserInnen zusätzlich Freude haben!

Die Geschichte erzählt von Klippo, der eines Morgens von seinen Eltern geweckt wird und Hals über Kopf mit ihnen fliehen muss. Doch warum? Er versteht die Erklärung, dass Salpeter und ein gefürchteter Erfinder ihm das Leben nehmen wollen, nicht, denn was haben diese gegen ihn? Auf der Zufluchts-Insel Narom Rok angekommen erwarten ihn noch mehr Fragen und Klippo muss herausfinden, was eigentlich los und wer er selbst wirklich ist!

Tobias Goldfarb ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen eine äußerst spannende Geschichte zu erzählen, die mich vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen hat. Denn der Text startet gleich mit der Flucht und so war ich von Anfang an „ganz mittendrin“ und nah dabei. Klippo war mir gleich sympathisch, wenn er in seinem Charakter auch zeitweise etwas widersprüchlich wirkt, da er einerseits sehr abenteuerbetont kindliche Züge aufweist, andererseits zunehmend auch sehr erwachsen und verantwortungsvoll agiert. Er liebt sein Hermelin Red über alles und es hat mich für ihn eingenommen, wie sehr er auf ihr Wohlergehen bedacht ist. Aber auch die anderen Charaktere haben mich zu einem großen Teil (abgesehen von den Eltern) in ihrer Individualität überzeugt und die Geschichte bereichert.

Die sprachliche Gestaltung der Geschichte mochte ich gerne und durch die Tatsache, dass Tobias Goldfarb sich sehr auf die wesentlichen Aspekte der Geschichte beschränkt hat, entstehen eine mitreißende Dynamik und eine Schnelligkeit im Ablauf, die die Spannung des Buches wunderbar unterstreichen. Teilweise hätte ich mir – als erwachsene Leserin – mehr Informationen über die Gefühle und Gedanken Klippos gewünscht, was der Geschichte meiner Meinung nach noch mehr Tiefe verliehen hätte, aber auch in der vorliegenden Form konnte ich mich in ihn hinein versetzen.

Verpackt in dieser abenteuerlichen Geschichte werden zudem sehr wesentliche Themen angesprochen und in der Gesamtmischung hat mich die Geschichte absolut überzeugt! Ich hatte mit diesem Buch für Kinder ab ca. 10 Jahren eine wunderbare Lesezeit und empfehle sie sehr gerne allen abenteuerlustigen LeserInnen, die Lust auf Spannung, Freundschaft, unerwartete Wendungen und viel Action haben!

Bewertung vom 21.08.2024
Selbstversorgung im Winter
Genrich, Til

Selbstversorgung im Winter


ausgezeichnet

WOW - Was für eine Schatzkiste!

Das Cover von „Selbstversorgung im Winter“ von Til Genrich gefällt mir sehr, denn es macht sofort Lust auf Garten, Natur und eben Selbstversorgung. Außerdem mag ich es, wenn ich bei Büchern, in denen es um eigene Erfahrungen und Wissen geht, auch gleich ein Gesicht zum Autor vor Augen habe.

Das Buch behandelt das Thema Selbstversorgung im Winter unglaublich vielfältig, abwechslungsreich und der Autor vermittelt mir den Eindruck, dass er wirklich weiß, wovon er spricht. Sehr kompetent vermittelt er die einzelnen Möglichkeiten der Selbstversorgung, wirkt dabei auf mich jedoch nicht überheblich oder unangenehm, sondern äußerst sympathisch und wertschätzend. Sein Text, in dem er auch immer wieder von eigenen Erfahrungen berichtet, gibt mir das Gefühl, dass er selbst unglaublich begeistert davon ist, mit der Natur im Einklang zu leben und diese als Nahrungsquelle möglichst umfänglich zu nutzen. Diese Begeisterung ist absolut auf mich übergesprungen und ich habe viele neue Ideen und Möglichkeiten kennen gelernt!

Til Genrich schreibt in sehr absprechender und verständlicher Weise über Anbaumöglichkeiten im Winter (drinnen und draußen), aber auch über das Sammeln von Wildpflanzen und Knospen, das Einlagern, Einkochen, Fermentieren, Einfrieren, Dörren, Einlegen sowie das Veredeln von Lebensmitteln. Ich bin in der Selbstversorgung keine absolute Anfängerin, habe aber dennoch einige neue Dinge kennen gelernt, die ich auf jeden Fall ausprobieren werde! Und für Starter bietet dieses Buch eine unglaubliche Fülle an Neuigkeiten und einen wunderbaren Überblick.

Beim Thema Anbau gibt es sogar Pflanzenporträts und diese hätte ich mir tatsächlich auch für die benannten Wildpflanzen gewünscht, um diese besser erkennen und bestimmen zu können. Ansonsten ist das Buch jedoch wunderschön mit Bildern und Anschauungsgrafiken gestaltet und macht auch ganz generell einen sehr hochwertigen Eindruck. Das matte Papier und der Hinweis darauf, dass aus Umweltschutzgründen keine Folien zum Verpacken verwendet werden, passen für mich sehr stimmig zum Thema Nachhaltigkeit, in der Selbstversorgung eine wesentliche Rolle spielt.

Ich bin restlos begeistert und ganz „angefixt“, so dass ich nach dem Lesen nun gleich ins Planen und Ausprobieren übergehe…. Viel Spaß allen LeserInnen beim Eintauchen und Genießen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.08.2024
Unsere Jahre auf Fellowship Point
Dark, Alice Elliott

Unsere Jahre auf Fellowship Point


ausgezeichnet

Eine ganz besondere Freundschaft und 2 prall gefüllte Leben

Das Cover von „Unsere Jahre auf Fellowship Point“ mag ich sehr, denn das stimmungsvolle Bild von den beiden Frauen, die in den Sonnenuntergang schauen und in der Natur stehen passt hervorragend zum Inhalt des Buches. Ja, die Farben mögen etwas kitschig gewählt sein, aber mich stört das in diesem Fall nicht.

Die Geschichte erzählt von Agnes und Polly – zwei betagte Freundinnen, die ihr ganzes Leben gemeinsam verbracht haben und zwar zu einem großen Teil an einem ganz besonderen Ort: Fellowship Point. Während Polly eine Familie gründet und sich dieser mit all ihrer Kraft widmet, steht für Agnes ihre schriftstellerische Tätigkeit im Vordergrund all ihrer Bemühungen. Als plötzlich die Zukunft des Points mit seiner großartigen Natur auf dem Spiel steht und Agnes ihre Memoiren schreiben soll, geraten viele Dinge in Bewegung und die beiden Freundinnen müssen sich mit ihrer Vergangenheit sowie der Zukunft auseinandersetzen…

Alice Elliott Dark hat ein monumentales Werk verfasst, das über 700 Seiten stark ist und mir sehr gefallen hat. Sie schreibt in flüssiger und angenehmer Art und Weise, unaufgeregt, aber durchaus eindringlich und zeitweise sehr fesselnd. Ihre ProtagonistInnen weisen individuelle Charaktere auf, die sehr interessant sind und es war für mich immer wieder schön zu sehen, wie sich Agnes und Polly – trotz all ihrer Gegensätze – ergänzen und schätzen. Die beiden Freundinnen und ihre Verbindung bilden ganz eindeutig den Mittelpunkt der Geschichte, es gibt jedoch einige weitere Charaktere, die das Geschehen bereichern und abrunden. Die Gefühle und Beweggründe der Handelnden waren für mich nachvollziehbar und ich konnte mit ihnen fühlen.

Als „Leseratte“ mag ich es zudem sehr, dass Bücher, der Schreibprozess und die Entstehung von Literatur eine so große Rolle spielen und auch der Wert von Wort und Buch hochgehalten werden. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven in der dritten Person erzählt, was die Intensität des literarischen Erlebenes sowie die Möglichkeit des Einfühlens noch verstärkt und mir sehr gefallen hat.

Sehr ansprechend finde ich zudem die Natur- und Ortsbeschreibungen sowie die kreierte Atmosphäre der Geschichte, die mich auf subtile Weise in ihren Bann gezogen hat. Für LeserInnen, die viel „Action“ schätzen, ist dieses Buch nicht unbedingt geeignet, aber gerade die ruhige Erzählweise und die Innenschauen sowie die Konzentration auf Hinter- und Beweggründe machen diese Geschichte aus. Gegen Ende gibt es für mich Stellen, an denen einfach zu viele wunderbare Zufälle aufeinander treffen und die Geschichte etwas an Realität verliert, insgesamt hat das meinem positiven Leseerlebnis jedoch keinen Abbruch getan. Ich habe es sehr genossen das Leben der beiden besonderen und individuellen Frauen, mit alle dessen Wendungen und ihren Entwicklungen begleiten zu dürfen! Daher kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen!

Bewertung vom 13.08.2024
Und dahinter das Meer
Spence-Ash, Laura

Und dahinter das Meer


ausgezeichnet

Unaufgeregt, aber fesselnd und sehr berührend!

Das Cover von „Und dahinter das Meer“ gefällt mir sehr und wirkt auf mich unglaublich stimmungsvoll. Zwar verrät es nichts von der tiefgründigen Geschichte des Buches, passt aber dennoch hervorragend zum Inhalt, da das Meer eine sehr wichtige Rolle spielt. Zudem wirkt es sehr wertig und dieses Attribut möchte ich auch dem ganzen Buch bescheinigen.

Die Geschichte erzählt von Bea, die 1940 als elfjährige von ihren Eltern aus London fort und nach Amerika geschickt wird, da in ihrer Heimat immer häufiger Bomben fallen. Als Leserin durfte ich miterleben, wie Bea sich in ihrer Gastfamilie einlebt und sich in Amerika bald heimischer fühlt als in London, aber auch welche Folgen dieses Leben in zwei Welten für ihre Zukunft hat…

Laura Spence-Ash erzählt diese Geschichte meiner Meinung nach unglaublich empathisch und realistisch. Es gelang ihr, mich von Anfang an in das Geschehen hinein zu ziehen und ich habe gleich mit dem kleinen Mädchen, aber auch mit den Eltern gelitten, als sie sich trennen mussten – was für eine Vorstellung! Aber auch insgesamt hat mich die Geschichte erreicht und an vielen Stellen tief berührt, vor allem im Hinblick auf innere Zerrissenheit, (familiäre) Liebe, die eigenen Träume und Lebensvorstellungen. Im Rahmen der Geschichte werden aber auch viele weitere Themen angesprochen, was ihr eine tolle Vielfältigkeit und breite Identifikationsmöglichkeiten bietet.

Die Autorin hat authentische und individuelle Charaktere gezeichnet, in die ich mich wunderbar einfühlen konnte und mit denen ich mich im Laufe der Lektüre immer verbundener gefühlt habe. Immer wollte ich gerne wissen, wie es weiter geht und die Geschichte hat mich gefesselt, obwohl das Geschehen unaufgeregt „nur“ von den Leben der ProtagonistInnen berichtete. Dies ist der Autorin jedoch so eindringlich gelungen, dass es mich wirklich begeistert hat!

Die klare und schöne Sprache gibt der Geschichte einen weiteren wunderbaren Aspekt und so wurde sie für mich zu einem wirklichen Lesehighlight, das mir Einblicke in eine Thematik verschafft hat, mit der ich mich bisher noch nicht intensiver beschäftigt hatte. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.08.2024
Wir treffen uns im nächsten Kapitel
Bickers, Tessa

Wir treffen uns im nächsten Kapitel


ausgezeichnet

Eine buchverliebte Liebesgeschichte mit Tiefgang

Das Cover von „Wir treffen uns im nächsten Kapitel“ begeistert mich sehr, denn ich liebe die tolle „buchgesättigte“ Gestaltung, die harmonischen Farben und das matte Papier. Im Inneren geht es sogar genauso toll weiter, denn der Buchumschlag weist in den Innenseiten die gleiche schöne Optik auf und auch die Kapitelüberschriften sind mit tollen Vignetten verziert.

Das Buch erzählt die Geschichte von Erin. Mit Anfang 30 hat das Leben ihr bisher zeitweise ganz schön übel mitgespielt und sie ist ganz verzweifelt, als sie feststellt, dass sie bei einer Aufräumaktion versehentlich ihr Lieblingsbuch mit einer wertvollen Erinnerung an ihre verstorbene Freundin in einen Bücherschrank gestellt hat. Zum Glück ist das Buch noch da, doch etwas hat sich verändert: ein anderer Leser, hat ihre Randkommentare ergänzt. Er lädt sie ein, den Austausch in einem weiteren Buch fortzuführen und so entspinnt sich eine rege Kommunikation, die Erins Herz berührt und für so manche Erkenntnis sorgt…

Ich mag Tessa Bickers Art diese Geschichte zu erzählen sehr. Ihr sprachlicher Ausdruck ist flüssig, der Text lässt sich leicht lesen und ist gespickt mit vielen lebendigen Dialogen. Ihre Charaktere sind sehr individuell gezeichnet und weisen in ihren bisherigen Erfahrungen eine Tiefe auf, die mich oft überrascht hat. So steht das aktuelle Geschehen ganz klar im Vordergrund, als LeserInnen erfahren wir aber mit zunehmender Lektüre auch immer mehr Details aus der Vergangenheit der ProtagonistInnen und können deren Gefühle, ihr Verhalten und ihre Beweggründe so immer besser verstehen.

Die Liebesgeschichte entspinnt sich an Hand des Bücheraustausches wunderbar zart, aber auch viele andere, oft sehr ernste Themen spielen eine wesentliche Rolle und sorgen für Tiefe. Da geht es zum Beispiel um Mobbing, Verlust, Abschied, Schuldgefühle, zerbrochene Familien, psychische Erkrankungen, Eiversucht und Verantwortungsgefühl, aber auch um Freundschaft, Neuanfänge und die eigenen Träume. Ein weites Feld und ein herrlich buntes Potpourri – so bunt, wie das Leben selbst! Tessa Bickers ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen aus all diesen, und vielen anderen Elementen, eine stimmige Geschichte zu ersinnen, die mir eine wunderbare Lesezeit beschert hat!

Für mich als bibliophile Leserin war es natürlich besonders schön, dass Bücher sowie die Liebe zum Lesen und Schreiben eine so wesentliche Rolle in der Geschichte eingenommen haben und so präsent waren!

Von mir gibt es eine klare Empfehlung für alle bibliophilen LeserInnen, die ernste Themen nicht scheuen und sich auf zarte, buchverliebte Annäherung und die Wiederentdeckung von Klassikern freuen – viel Freude bei der Lektüre!

Bewertung vom 23.07.2024
Alte Eltern
Kitz, Volker

Alte Eltern


ausgezeichnet

Berührend, bereichernd, intensiv und sehr persönlich!

Ich mag das schlichte und einfache Cover von „Alte Eltern“ gerne, obwohl ich nicht genau sagen kann, woran ich das festmache… Die grüne Form stellt in meiner Vorstellung ein Blatt dar, das ich mit dem Kreislauf des Lebens assoziiere und das daher gut zum Inhalt des Buches passt.

„Was bedeutet es, wenn die Eltern alt werden?“ steht auf dem Buchrücken und genau mit diesem Thema befasst sich der Text des Autors Volker Kitz. Ich würde jedoch noch einen Schritt weiter gehen und erläutern, dass er sich vor allem mit der speziellen Situation auseinander setzt, was geschieht, wenn der eigene Vater an Demenz erkrankt und man als Sohn lernen muss, mit dieser neuen Wirklichkeit, mit dieser Verschiebung von Zuständigkeiten und Möglichkeiten zurecht zu kommen.

Meiner Meinung nach ist ihm dabei eine wunderbare Mischung gelungen. Eine Mischung aus persönlichem Erleben - seinen Gefühlen, seinen Sorgen, Ängsten und Hoffnungen sowie seiner Wahrnehmung und Bemühung - aber auch Sichtweisen und Gedanken von anderen Autoren, von Ärzten, Therapeuten und Psychologen sowie wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema. Volker Kitz´ Text liest sich wunderbar flüssig und angenehm, ist eindeutig eine Erzählung, keine fachliche Abhandlung, macht aber immer den Eindruck von Sachkompetenz und großem Bedürfnis, sich dem Thema möglichst umfassend zu nähern.

Mit seiner persönlichen Darlegung des Erlebten, mit den Beschreibungen des Zustands seines Vaters und auch mit den offenbarten Gefühlen hat er mich oft sehr berührt und ich habe inne halten müssen, um das Gelesene zu verarbeiten. Sein Text hat mich aber auch immer wieder zum Nachdenken, zum Hinspüren und Erinnern angeregt, was für mich eine absolute Bereicherung, wenn auch emotional nicht immer einfach, war.

Auch der Aufbau des Buches sagt mir sehr zu und ich mochte es, wie sich im Text Gedanken und Geschehnisse, Erkenntnisse und Gefühle immer wieder die Hand gaben, um gemeinsam ein dichtes, intensives und intimes Zeugnis der Verbindung von Vater mit Demenz und Sohn zu ergeben! Eine schöne Ergänzung war es für mich, dass auch kleine Facetten der Familiengeschichte mit einbezogen wurde und sich das Bild somit klarer präsentierte bzw. an Tiefe gewann.

Ich zolle dem Autor großen Respekt für den Mut, sich und sein Erleben rund um den Abschied von seinem Vater mit diesem Buch derart offen zu zeigen und bin dankbar dafür, dass er mir diesen intimen Einblick gewährt hat. Ich habe für mich persönlich viel aus diesem Text mitnehmen können, hatte eine angenehme, vor allem aber berührende Lesezeit und werde sicherlich noch oft an dieses Buch denken – von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die sich den wichtigen Themen alte Eltern, Demenz und Abschied stellen wollen!

Bewertung vom 17.07.2024
Warte auf mich am Meer
Neff, Amy

Warte auf mich am Meer


ausgezeichnet

Sehr berührend, vielschichtig und eindringlich!

Das Cover von „Warte auf mich am Meer“ mag ich ausgesprochen gerne. Wenn ich es betrachte höre ich nahezu das Rauschen des Meeres und spüre den Wind im Gesicht! Die starken Farben machen das Bild lebendig und die aussagekräftigen Pinselstiche unterstreichen den künstlerischen Charakter – wirklich sehr gelungen!

Das Buch erzählt die Geschichte des gemeinsamen Lebens von Evelyn und Joseph und von ihrer großen Liebe, die sie durch alle Stürme des Lebens getragen hat. Wir begleiten die Beiden durch Höhen und Tiefen ihrer gemeinsamen Zeit, während über allem ihre unglaubliche Ankündigung steht, dass sie in einem Jahr, im Juni, gemeinsam sterben wollen…

Amy Neff ist es meiner Meinung nach wunderbar gelungen diese bewegende und berührende Geschichte in flüssiger und eindringlicher Sprache zu erzählen. Sehr gelungen finde ich auch die Tatsache, dass sie unterschiedliche Sichtweisen und Perspektiven eingebaut hat, denn meist wird aus der Sicht von Evelyn oder Joseph berichtet, aber auch die Kinder der Beiden kommen zu Wort. Für mich etwas ungünstig waren die teilweise sehr langen Kapitel, denn diese entsprechen einfach nicht meiner Komfortzone, dem Leseerlebnis an sich hat das jedoch keinen Abbruch getan.

Die Charaktere dieser Geschichte sind individuell und interessant gestaltet, zeigen ihre ganz eigenen Stärken und Schwächen, hadern, genießen, leben und lieben. Die Liebe ist tatsächlich das präsenteste Thema dieser Geschichte und wird sehr intensiv, sehr stark und sehr umfassend beleuchtet. Aber auch das Ende des (gemeinsamen) Lebens und viele wesentliche Fragen rund um diesen Abschied werden in den Fokus gestellt. Diese haben mich teilweise sehr zum Nachdenken angeregt und ich fand es spannend die unterschiedlichen Reaktionen aus dem Umfeld auf den Plan dieses Paares zu entdecken.

Ehrlich gesagt habe ich mich zwischenzeitlich immer wieder gefragt, wie diese Geschichte wohl ein passendes Ende finden soll und hatte etwas Sorge, dass mich dieses ernüchtert zurück lassen könnte. Doch ohne zu viel verraten zu wollen, habe ich es für mich als sehr stimmig und versöhnlich erlebt – ohne zu viel Kitsch, was für mich wunderbar passte!

Meiner Meinung nach ist Amy Neff ein sehr berührender, eindringlicher, nachdenklicher, aber auch vor Liebe sprühender Roman gelungen, der menschliche Beziehungen und Empfindungen in vielen unterschiedlichen Facetten einfängt sowie wichtige Fragen rund um den Tod originell verpackt und der mir eine sehr anregende Lesezeit geschenkt hat – absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 12.07.2024
Die Türen dazwischen
Scherber, Sarah

Die Türen dazwischen


sehr gut

Außergewöhnlich, fantastisch aber auch realitätsnah und sehr kreativ – wirklich toll!

Das Cover von „Die Türen dazwischen“ finde ich einfach zauberhaft! Es zieht mich mit seiner mystisch traumhaften Atmosphäre regelrecht an und es passt meiner Meinung nach auch hervorragend zur Geschichte.

Das Buch erzählt von Emma, die sich, nun im letzten Schuljahr angekommen, Gedanken darum macht, wie sie ihr Leben weiter gestalten möchte. Als LeserInnen begleiten wir sie bei den alltäglichen Erlebnissen in der Schule, Zuhause und mit Freunden und erleben mit, wie sie eines Tages Eli begegnet. Er hat sich in ihrem Baumhaus einquartiert und erscheint Emma ziemlich seltsam, bis sie herausfindet, dass er kein normaler Mensch ist und eine schwerwiegende Entscheidung getroffen hat. Kann sie ihm helfen und ist sie bereits dafür extrem viel zu riskieren?

Dieses dünne Büchlein von gut 200 Seiten hat mich sehr positiv überrascht sowie einen sehr tiefen und beeindruckenden Nachklang hinterlassen. Der Autorin ist es wunderbar gelungen tolle und authentische Charaktere zu erschaffen, denen ich gerne in die Geschichte hinein gefolgt bin. Vor allem Emma hat mich beeindruckt und ich habe sie sehr schnell ins Herz geschlossen. Das Thema der Selbstfindung, der Zukunftsgestaltung und der Orientierung im eigenen Leben mit all seinen Möglichkeiten wurde für mich sehr positiv aufgegriffen und ich mochte die Dialoge dazu ausgesprochen gern. Neben der realistischen hat uns die Autorin auch noch mit einer fantastischen Ebene beschenkt, die mir wunderbare Bilder und Gedankenanregungen (auch zum Thema Tod) beschert hat – wirklich etwas ganz Besonderes!

Meiner Meinung nach hat Sarah Scherber eine sehr gelungene Mischung zwischen Beschreibungen und fortführender Handlung gefunden und ihr sprachlicher Ausdruck gefiel mir ebenfalls sehr. Der Text lässt sich unglaublich flüssig und leicht lesen, so dass ich regelrecht durch die Seiten geflogen bin und die Lektüre gar nicht unterbrechen wollte. Einzig als schade habe ich es empfunden, dass es an einer sehr wichtigen Stelle, für meinen Geschmack einfach zu wenig Emotionen und nicht so viel „spürbare Dramatik“ gab, wie es der Situation gegenüber angemessen gewesen wäre. Das Ende an sich hat mich dann aber ganz besonders begeistert und ich muss gestehen, dass ich sogar Tränen in den Augen hatte…

Die zwischenzeitlich fehlenden Gefühle haben mich dazu veranlasst der Geschichte „nur“ 4 Sterne zu verleihen (da es eben für mich noch nicht zu 100% perfekt war), aber die kreativen Ideen, das Setting und die anderweitige Umsetzung haben ansonsten von mir glatte 5 Sterne verdient – wirklich eine ganz außergewöhnliche und besonders schöne Lektüre, die ich allen LeserInnen empfehle, die sich auf fantastische Weise gerne zu eigenen Gedanken anregen lassen und tolle Geschichten mögen!!

PS: bei diesem Buch ist auch das Nachwort unbedingt lesenswert, denn es hat mich sehr berührt!

Bewertung vom 08.07.2024
Das Pfauengemälde
Bidian, Maria

Das Pfauengemälde


sehr gut

Eindringlich und berührend!

„Das Pfauengemälde“ von Maria Bidian zeigt ein Cover, das sehr ausdruckstark ist und mich daher neugierig gemacht hat. Ich mag die starke und farbintensive Darstellung des weiblichen Gesichts, wenn ich auch gestehen muss, dass ich den Zusammenhang zum Inhalt des Buches nicht wirklich herstellen kann.

Der Roman erzählt von Ana, die nach dem Tod des Vaters zu ihrer Familie nach Rumänien reist, um das Pfauengemälde entgegen zu nehmen, das ihrem Vater so viel bedeutete. Wie auch vieles andere, hatte die Familie dieses auf Grund der Enteignung während des Kommunismus verloren, aber immer dafür gekämpft ihr Hab und Gut, aber auch ihr Ansehen wieder zu erlangen.

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich mir unter der Geschichte etwas ganz anderes vorgestellt hatte, als mich dann tatsächlich erwartete. Und doch hat mich das Geschehen teilweise sehr berührt und ich habe gemerkt, dass das Gelesene in mir gearbeitet hat. Ich kenne mich mit der rumänischen Geschichte überhaupt nicht aus, der Autorin ist es aber meiner Meinung nach sehr gut gelungen, die Geschehnisse eindrücklich zu schildern und beeindruckend in eine persönliche Familiengeschichte einzubauen.

Den Schreibstil der Autorin mochte ich grundsätzlich gerne, denn der Text ließ sich flüssig und angenehm lesen, manchmal war mir das Geschehen jedoch zu sprunghaft und chaotisch dargestellt. Es fiel mir teilweise einfach etwas schwer auf Anhieb zu unterscheiden, ob Ana gerade nachdenkt, in Erinnerungen schwelgt oder ein aktuelles Geschehen beschrieben wird, so dass es manchmal leicht verwirrend war. Die Personen weisen zum großen Teil sehr individuelle bis skurrile Charaktere auf und verhalten sich meinem Verständnis nach auch nicht immer realistisch. Und trotzdem hat es Spaß gemacht in diese ganz eigene Welt einzutauchen und Ana zu begleiten.

Wie authentisch das Vorgehen von und in Behörden geschildert und die Umstände des Kommunismus, sowie bei Protesten beschrieben wurde, kann ich überhaupt nicht beurteilen, auf mich hat es jedenfalls sehr eindrücklich gewirkt. Die melancholisch-traurige Grundstimmung aus Trauer und Verlusterfahrungen dieser Familie schwebt über allem, es gibt aber auch durchaus heitere Passagen, die die Geschichte auflockern.
Ich habe lange überlegt, ob ich diesem Buch 3 oder 4 Sterne geben soll und bin zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen…. Letztlich vergebe ich aber 4 Sterne, da mich das Geschehen teilweise doch sehr berührt hat. Ich empfehle die Geschichte für politisch interessierte LeserInnen, aber auch für Menschen, die Familiengeschichten und starke Charaktere mögen – viel Freude beim Lesen!