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Test-LR

Bewertungen

Insgesamt 164 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


ausgezeichnet

Die spannende und auch tragische Vorgeschichte von Junis Großvater

Cover:
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Das Titelbild des jungen Mannes, der entspannt aufs Meer hinausblickt, passt sehr gut zum Titel und ebenso zum Buch über Junis Großmutter. Optisch passen die beiden Bände perfekt zusammen. Eine schlüssige und harmonische Covergestaltung.

Inhalt:
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"Wenn der Wind auffrischte und die Wellen weiße Kämme bekamen, nahm Großvater mich gerne mit zum höchsten Punkt der Insel, auf der wir wohnten. Von dort aus sah man in allen Richtungen das Meer. Er erzählte mir, dass wir beim Schlafen im Takt mit den Wellen atmen, die an Land schlagen. »Egal, ob es stürmt oder ganz ruhig ist, die Wellen treffen das Land immer im selben Rhythmus«, sagte er. »Und wenn du Angst hast oder traurig bist, musst du mit dem Meer atmen.«
Ich fragte mich, woher er so etwas wusste, doch wenn ich ihn fragte, sagte er nur lächelnd, dass er das schon vor langer Zeit von jemandem gelernt habe."

Im Buch "Als Großmutter im Regen tanzte" ließ Trude Teige das Mädchen Juni Bjerke die Geschichte ihrer Großmutter Tekla erzählen. In diesem Band widmet sie sich der Geschichte ihres Großvaters Konrad. Dieser war mit seinem Bruder Sverre Seemann auf einem norwegischen Boot, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Das Schiff wurde von Japanern zertrümmert und Konrad von seinem Bruder zunächst getrennt. Dann findet er sich auf einer Krankenstation auf der Insel Java wieder und lernt dort Sigrid kennen, eine Norwegerin, die mit fünf Jahren zusammen mit ihren Eltern nach Java auswanderte. Sie verlieben sich. Doch ihn quälen die Gedanken an Sverre, und dann wird er auch von Sigrid getrennt. Werden sie sich wiedersehen und wird er sich mit seinem Bruder wieder vereinen können?

Mein Eindruck:
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Die Geschichte ist inspiriert von wahren Ereignissen, die sich auf Java während des Zweiten Weltkrieges zugetragen haben. Die Handlung ist in mehrere Schauplätze eingeteilt, sodass der Leser erfährt, in welchen Situationen sich jeweils Konrad, Sverre und Sigrid zur selben Zeit befinden. Die Geschichte las sich sehr spannend, ich habe das Buch an einem Tag verschlungen. Frau Teige versteht es, den Leser mitten in das Geschehen mit hinein zu nehmen. Ich habe mitgefiebert und bei grausigen Szenen auch mitgelitten.
Sigrid war mir sehr sympathisch. Sie ist eine stolze Frau, die ihren eigenen Weg geht. Sie hilft als Krankenschwester überall dort, wo Hilfe notwendig ist und steckt dabei auch selbst zurück. Sie ist für ihre Zeit sehr emanzipiert und hat Ziele für ihr Leben. Auch Konrad gefiel mir. Er hat mit seinem Bruder durch tragische Umstände seine Eltern früh verloren und dennoch meistert er sein Leben mit einem gewissen Optimismus und ist immer für andere da.
Durch die Erzählung erfährt man sehr viel über das Schicksal der ausländischen Kriegsgefangenen auf Java und die Rolle der Japaner im Zweiten Weltkrieg sowie die der einheimischen Bevölkerung. Diese Perspektiven waren mir bis dato unbekannt, und die Autorin hat ihre intensiven Rechercheergebnisse fesselnd in die Handlung eingewoben.
Man kann diesen Roman unabhängig von dem Buch "Als Großmutter im Regen tanzte" lesen. Am Ende erfolgt jedoch eine kleine, lose Verknüpfung, die auf den anderen Part neugierig macht. Ich hatte den Vorgänger bereits mit Begeisterung gelesen und jetzt hat sich mit dem zweiten Teil der Kreis um die Geschichte von Junis Großeltern erfolgreich geschlossen.
Das Nachwort mit einigen Fakten dieser Zeit rundet das Ganze für mich ab. Sehr empfehlenswert!

Fazit:
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Fesselnd geschriebene und sehr aufschlussreiche Liebesgeschichte über die Auswirkungen des 2. Weltkriegs in Java

Bewertung vom 19.06.2024
Valentina Amor. All you need is love (oder so)
Kempen, Sarah M.

Valentina Amor. All you need is love (oder so)


ausgezeichnet

Erste Mission einer chaotischen Liebesgöttin

Gestaltung:
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Das Cover ist sehr ansprechend für einen jugendlichen Liebesroman. Der Farbschnitt des Taschenbuches sticht besonders bunt ins Auge und ist ein Schmuckstück im Regal.

Inhalt:
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Valentina ist die jugendliche Tochter des Liebesgottes Amor.Schon lange möchte sie die Ausbildung zur Liebesgöttin absolvieren wie viele ihrer Bekannten. Doch ihr Vater und ihre Großmutter Aphrodite sind der Meinung, sie sei noch nicht so weit. Passenderweise hatten ihre Eltern jedoch gerade Streit und Amor leidet unter Liebeskummer. Das gibt Valentina die Chance, sich zu beweisen. Von Aphrodite erhält sie zwei Pfeile mit dem Auftrag, den Teenager Philemon zu verlieben.
Sofort stürzt sie sich in das Schulleben und tritt zunächst in einige Fettnäpfchen bei ihren Versuchen, sich in das Teenie-Leben zu integrieren. Und auch das mit dem Verlieben klappt nicht so einfach, wie sie sich das vorgestellt hatte. Wird sie es schaffen, ihre Mission erfolgreich zu beenden, um die Ausbildung zur Liebesgöttin beginnen zu dürfen?

Mein Eindruck:
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"Zur Erklärung: Es gibt viele verschiedene Arten der Liebe, und alle musste man in Betracht ziehen, wenn man jemanden verliebte. Sonst funktionierten die Pfeile nicht, wie sie sollten."

Gleich vorneweg: Dieser Roman ist für Jugendliche ab 14 Jahren gedacht, aber als Erwachsene hatte ich auch jede Menge Spaß beim Lesen!
Die Kapitelüberschriften leiten sich passend zum Untertitel von englischen Liebessongs ab, was ich sehr originell fand. Valentina war mir von Anfang an sympathisch, mit ihrem guten Herz, ihrer erfrischenden Naivität, aber auch ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit, die Mission erfolgreich zu beenden.

Die Handlung ist spritzig und humorvoll erzählt, mit jeder Menge Anspielungen auf Liebesfilme, -lieder und -klischees sowie die jugendliche Welt, bestehend aus diversen Social Media-Kanälen und den typischen Dingen, die zur Pubertät dazugehören.
Ich musste an vielen Stellen schmunzeln und es war spannend bis zum Schluss, denn bei ihrer Mission stolpert Valentina über viele Unwägbarkeiten, lässt sich zusammen mit ihrer neu gewonnenen Menschenfreundin Desirée aber immer etwas einfallen. Und dann ist da noch ihre Möwe "Bussi" (statt einer gewünschten Turteltaube), die immer wieder für lustige Momente sorgt.
Das Ende war grandios und lässt auf eine Fortsetzung hoffen!

Fazit:
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Humorvolle Liebeskomödie mit Anspielungen auf Liebesklischees, griechische Götter und das Teenager-Leben - spannend und unterhaltsam!

Bewertung vom 12.06.2024
Beyond Brave
Briese, Marie

Beyond Brave


gut

Ein Buch über das Mutigsein, jedoch anders als erwartet

Cover:
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Das Titelbild ist sehr inspirierend mit der Frau, die in die Höhe springt. Die Farbgebung des Titels ist in blassen Lilatönen und dürfte wohl eher das weibliche Geschlecht ansprechen, obwohl der Inhalt auch für Männer interessant sein könnte. Dennoch hat mich vor allem dieses dynamische Titelbild angezogen.

Mein Eindruck:
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"Dieses Buch enthält Learnings aus meinen Jahren des Erwachsen- und Mutigwerdens. Erwarte keine Schritt-für-Schritt-Anleitung, mit der du in hundert Tagen zu einem neuen Menschen wirst. Nimm dieses Buch eher als Wegbegleitung auf einer Reise, während du dich, deinen Glauben und Gott besser kennenlernst und dich weiterentwickeln darfst und wirst."

Dieses Buch hat sich anders gestaltet, als ich es erwartet hatte. Vom Titel her hatte ich die Erwartung, eine Art Selbsthilfebuch mit autobiografischen Zügen zu lesen.
Dies ist zwar ein Bestandteil des Inhalts, aber es werden auch andere Aspekte beleuchtet, die ich so nicht erwartet hätte und die meiner Meinung nach vom Kern des Themas wegführten und Wiederholungen beinhalteten, die beim Lesen etwas nervten.
Die Autorin war mir sehr sympathisch, sie wuchs in einer streng gläubigen Gemeinschaft auf und da sie generell eine sehr introvertierte Person ist, traute sie sich lange nicht, ihre Zweifel zu äußern und ihren Weg zu gehen. Teilweise konnte ich mich mit ihr identifizieren. Sie schreibt in diesem Buch über ihren Lebensweg und wie sie es schaffte, mutiger zu sein. Des Weiteren geht sie darauf ein, dass Mutigsein viel damit zu tun hat, zu sich und seinen Werten zu stehen, d. h. ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln. Dass dieser Schritt notwendig ist, ist verständlich. Es gibt auch einige Übungen im Buch, um sich selbst bewusster zu werden und seine eigenen Bedürfnisse zu erkunden. Ich hatte jedoch das Gefühl, die Autorin bleibt an dieser Stelle stecken.

Sie führt einige Beispiele aus der Bibel an zu diesem Thema sowie weitere Beispiele aus ihrem Leben, die sich überwiegend auf ihre Emanzipation aus ihrer vorherigen Glaubensgemeinschaft beziehen. Besonders diese Beispiele waren zwar interessant, aber wirkten auf mich beim Lesen oft ausschweifend. Diese Beispiele waren zwar inspirierend, aber mir fehlten die weitergehenden Schritte und ggf. mehr Beispiele, das praktische Leben betreffen.
Für eine Biografie waren es mir zu wenig Informationen und für ein Buch übers Mutigsein auch. Mir fehlte ein wenig der rote Faden und für die Kernaussage, dass es zum Mutigsein ein gewisses Selbstbewusstsein benötigt und es dafür Vorbilder in der Bibel gibt, waren es zu viele Worte, die sich zu häufig wiederholten.
Ich habe einige Inspirationen aus dem Buch ziehen können und einige Übungen waren hilfreich. Aber das Buch konnte meine Erwartungen leider nicht vollständig erfüllen.

Fazit:
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Ein Buch über das Mutigsein mit Inspirationen und Beispielen aus der Bibel - hätte tiefer gehender und konkreter sein können.

Bewertung vom 11.06.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


sehr gut

Die Rache der Hausmädchen

Gestaltung:
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Das Titelbild ist eher schlicht gehalten, passt vom Bild her aber zu einem Roman, der im viktorianischen England spielt. Im Laden wäre mir das Buch nicht direkt ins Auge gesprungen. Vorne und hinten ist jeweils eine Skizze der Villa und des geplanten Raubzuges abgebildet. Besonders dieses Detail gefiel mir gut, sodass man neugierig wird. Als Hardcover macht das Buch einen wertigen Eindruck.

Inhalt:
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London 1905: Mrs. King ist Hausangestellte in der prächtigsten Villa auf der Park Lane, im "Mayfair House". Leider wurde sie bei einem heimlichen Besuch bei den männlichen Dienstboten erwischt und gekündigt. Doch das stellt kein Problem für sie dar, da sie bereits zusammen mit anderen Dienstmädchen einen Plan ausgeheckt hat, um die komplette Villa leer zu räumen. Und das, während die Hausdame einen Ball gibt und das Haus voller Gäste hat. Wird der Plan gelingen?

Mein Eindruck:
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Es hat eine Weile gedauert, bis ich in der Handlung angekommen war. Besonders die vielen Personen, die anfangs eingeführt wurden, sowie die irritierende Tatsache, dass Mrs. King manchmal mit ihrem Vornamen, manchmal als "Mrs. King" angesprochen wird, obwohl sie mit einigen Personen offenkundig "per Du" ist, haben mich ebenfalls verwirrt. Es passiert anfangs nicht sehr viel und ich musste mich im ersten Viertel zwingen, weiterzulesen.

Aber dann nahm die Geschichte nach und nach Fahrt auf und die Planung des Raubzuges nahm konkrete Gestalt an. Außerdem passierten einige Nebenhandlungen, die Geheimnisse der anderen Frauen aus Mrs. Kings Verbündeten-Kreis zutage fördern.

Die Kapitel sind wie ein Countdown aufgebaut, der zunächst die Zeit abwärts zählt bis zum geplanten Coup und später auch Einblicke in die Ereignisse danach gibt. Die Story wartet immer wieder mit unerwarteten Wendungen auf und nachdem ich einmal in die Geschichte reingefunden hatte, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, da mich die Handlung in ihren Bann gezogen hatte. Ob ein solcher Raub realistisch ist, wage ich zu bezweifeln, aber das gilt auch für andere Gaunerkomödien. Der Ideenreichtum sowie die Ausführungen haben gut unterhalten und das Ende konnte mich überzeugen.

Fazit:
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Clever konstruierte Gaunerkomödie im viktorianischen England: Erst gemächliche dann spannende Handlung mit einer anderen Art "Ganovinnen"

Bewertung vom 28.05.2024
Wenn Erwachsene beten, klingt das langweilig (eBook, ePUB)
Böcking, Daniel

Wenn Erwachsene beten, klingt das langweilig (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kindermund tut Glauben kund

Cover:
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Das Titelbild zeigt den Autor mit seinen vier Kindern in guter Stimmung. Da möchte man gerne mehr erfahren!

Inhalt:
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Der Autor und BILD-Redakteur hat bereits die beiden Bücher "Ein bisschen Glauben gibt es nicht" sowie "Warum Glaube großartig ist" veröffentlicht. In seiner Zeitungskolumne schreibt er über die täglichen Erlebnisse und Gespräche mit seinen Kindern zum Thema Gott. In diesem Buch hat er die besten davon veröffentlicht.

Mein Eindruck:
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"Der Mut, den ich unseren Kindern vorleben möchte, ist die Mitte zwischen Feigheit und Tollkühnheit. Dieser Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst. Er ist das Vertrauen auf das eigene Können, auf die Eltern und auf Gott."

Ich kannte den Autor bisher noch nicht, aber nach dieser Lektüre will ich auch die anderen beiden Bücher von ihm lesen. Er schreibt mit einer herzlichen Offenheit, immer gespickt mit einer Prise Humor. Mittlerweile hat er vier Kinder im Alter von 3-11 Jahren, mit denen er jeden Tag betet, aber auch über ihre Gotteserfahrungen redet und Gespräche über die Bibel führt.
Herausgekommen sind kurze Geschichten, die sich leicht weglesen lassen und einen mal zum Schmunzeln, mal zum Nachdenken anregen.
Besonders gefiel mir, dass der Autor dabei durchaus auch selbstkritisch ist, zum Beispiel die Frage betreffend, ob man Kinder zwingen sollte, Sonntagmorgen in die Kirche zu gehen oder ob es nicht genauso hilfreich für die Gottesfindung sein kann, wenn man stattdessen gemeinsam mit der Familie Zeit verbringt. Oder ob man als gläubiger Christ seinen Kindern gestatten kann, ein heidnisches Fest wie Halloween zu feiern (Spoiler: Ja, man kann!). Dies zu lesen empfand ich als Elternteil, der selbst manchmal unsicher ist, wie das Thema Glaube passend in den Alltag eingebracht werden kann, als sehr beruhigend. Aber auch die Kommentare der Kinder fand ich oft erstaunlich weise und schlagfertig. Besonders gefallen hat mir das ChatGPT-Experiment am Ende. Die Antworten sind nicht ganz ernst zu nehmen, jedoch interessant. Diese besondere Herangehensweise eröffnet neue Perspektiven.

Fazit:
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Mischung aus Alltagserlebnissen und Gesprächen mit Kindern über Gott: Mal humorvoll, mal nachdenklich und auf jeden Fall unterhaltsam!

Bewertung vom 28.05.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


sehr gut

Athena Lius Geist

Gestaltung:
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Das Cover mit den schmalen Augen vor gelbem Hintergrund passt gut zum Titel. Besonders clever ist die Gestaltung hinter dem Schutzumschlag: Man sieht dort "Die letzte Front" (Romantitel der Protagonistin) mit durchgestrichenem Namen der ursprünglichen Autorin. Als Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen ist dies ein wertiges Buch, bei dessen Gestaltung sich der Verlag ein paar Spitzfindigkeiten erlaubt hat. Sehr gelungen!

Inhalt:
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Jane Hayward ist bisher als Autorin nicht so erfolgreich. Umso mehr ihre Freundin vom College, Athena Liu. Athena scheint alles zu gelingen und sie wird von der Presse und den sozialen Medien gelobt und mit Preisen überhäuft. Als sie auch noch einen Netflix-Vertrag für eines ihrer Werke bekommt, feiert sie dies zusammen mit Jane bei einem Pfannkuchenessen in ihrer Wohnung. Leider erstickt sie dabei, während Jane hilflos zusehen muss. Bei dieser Gelegenheit steckt Jane ein Manuskript mit dem Titel "Die letzte Front" von Athena und ein paar ihrer Notizbücher ein. Sie verändert den Text ein wenig, nennt sich ab sofort "Juniper Song" und bringt das Buch als ihr Werk heraus. Ab diesem Zeitpunkt ist sie ein gefeierter Star. Doch es gibt Neider und auch ihr eigenes schlechtes Gewissen lässt sie nicht in Ruhe.

Mein Eindruck:
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"Natürlich fliegen Athena alle guten Dinge zu, denn so läuft es in dieser Branche. Der Literaturbetrieb sucht sich einen Gewinner oder eine Gewinnerin aus – attraktiv genug, cool und jung und, mal ehrlich, wir denken es doch alle, also sprechen wir es doch aus, »divers« genug – und überschüttet diese Person mit Geld und Unterstützung. Es ist so verdammt willkürlich. Oder vielleicht nicht willkürlich, aber es hängt von Faktoren ab, die nichts mit der Qualität des eigenen Schreibens zu tun haben. Athena – eine wunderschöne, internationale, potenziell queere Woman of Color mit Yale-Abschluss – wurde von der höheren Macht auserwählt. Ich hingegen bin nur June Hayward aus Philly, braune Augen, braune Haare – und ganz egal wie hart ich arbeite oder wie gut ich schreibe, ich werde niemals Athena Liu sein."

Der Hype um dieses Buch sowie das interessante Cover haben es mich neugierig aufschlagen lassen. Die Geschichte zog mich direkt in ihren Bann. Zum einen gefiel mir, dass der Text aus der Ich-Perspektive von Jane geschrieben ist und sie häufig den Leser direkt anspricht. Es ist, als würde die Protagonistin einem alles bei einer Lesung im Wohnzimmerformat erzählen. Des Weiteren ist die Geschichte selbst sehr spannend. Neben den skurrilen Gegebenheiten, dass Athena ausgerechnet durch Ersticken an einem Pfannkuchen stirbt bis zu der Tatsache, dass Jane später scheinbar von ihrem Geist belästigt wird, fragt man sich, was denn noch passieren kann und vor allem, ob und wie Jane aus dieser Lügengeschichte wieder rauskommt. Als Leser stolpert man mit Jane von einem Ereignis zum nächsten. Dabei spielt die Autorin mit allen möglichen Klischees aus der Welt des Verlagswesens, Social Media und Themen wie Rassismus und Geschlechtsstereotypen.
Jane aka Juniper spielt außerdem mit den Erwartungshaltungen der anderen und nutzt sie geschickt für sich. So nimmt sie ihren zweiten Vornamen als Künstlernachnamen "Song", der asiatisch klingt, obwohl sie keine asiatischen Wurzeln hat. Einer von vielen Aspekten, die mich nachdenklich gestimmt haben.
Nach dem ersten Drittel hatte die Geschichte für mich ein paar Längen, in denen verstärkt die Social-Media-Kommentare ausgewalzt wurden. Das hätte man meiner Meinung nach etwas kürzen können. Aber dann nimmt die Story wieder Fahrt auf und bekommt noch einige überraschende, teils amüsante und nachdenklich machende Wendungen. Was mich etwas genervt hat, waren die vielen Gendersternchen, die meinen Lesefluss störten, aber leider mittlerweile zu moderner Literatur dazu gehören. Zumindest passt diese Schreibweise in diesem Fall zum Inhalt des Buches.

Fazit:
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Pfiffiger Roman über die Literaturbranche, Social Media und ein Spiegel der aktuellen Gesellschaft.

Bewertung vom 26.05.2024
Tödlicher Stoff / Die Hausboot-Detektei Bd.3
Achterop, Amy

Tödlicher Stoff / Die Hausboot-Detektei Bd.3


ausgezeichnet

Wertvolle Stoffe und ein toter Unternehmer

Cover:
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Das Titelbild passt wieder hervorragend zur Reihe mit dem Hausboot im Vorder- und der Skyline von Amsterdam im Hintergrund. Durch das Eichhörnchen, dem Maskottchen der Detektei, wird außerdem die Aufmerksamkeit geweckt. Vor allem die liebevollen Details machen die Cover dieser Reihe so interessant. Dieses Mal hat Fru Gunilla eine Mütze in der Hand, die mit dem Fall wieder eng verwoben ist. So ist jedes Titelbild auch eine kleine Anspielung auf die Geschichte.

Inhalt:
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Elin ist endlich wieder zurück in den Niederlanden! Aber nicht deshalb hat Arie Schlafprobleme, die ihn zu nächtlichen Spaziergängen verleiten. Bei einem dieser späten Ausgänge sieht er, wie ein Mann, scheinbar betrunken, vor ein Müllauto läuft und überfahren wird. Das Opfer ist ein bekannter Unternehmer, und dessen Tochter glaubt nicht an einen Unfall, sondern an Mord. Die Hausboot-Detektei soll den Mörder finden. Doch wo fängt man an, wenn angeblich der Unternehmer konsequent gegen Drogen war und überall als spendabel und liebenswürdig beschrieben wird? Schon bald geraten sie in einen Fall, der ihnen nicht nur detektivisch, sondern auch moralisch einiges abverlangt.

Mein Eindruck:
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Ich liebe mittlerweile die Reihe rund um Arie und seine unkonventionellen Hausbootdetektive! Man kann theoretisch die Bände einzeln lesen, aber da die Figuren und ihre Beziehungen sich permanent fortentwickeln, empfiehlt es sich, sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Ansonsten versteht man vielleicht nicht, warum sich Arie über seine plötzlich angekündigte Großvaterschaft freut und die Beziehung zwischen Maddie und Jack so kompliziert ist. Und Isa verfolgt weiter ihre Karriere als Modedesignern. In diesem Fall ist das besonders hilfreich, denn das Thema Stoffe spielt in engem und weiterem Sinne bei der Lösung eine entscheidende Rolle. Wieder ist es der Autorin gelungen, den Kriminalfall geschickt mit lehrreichen Details zu einem bestimmten Thema, in diesem Fall aus dem Modebereich, zu verweben.
Bezüglich des Falles ist es auch diesmal ein echter Cosy-Crime mit Humor, Niederlande-Flair und Spannung bis zum Schluss, bei der es für die Hausbootdetektive nicht so leicht ist, zwischen Recht und Unrecht zu entscheiden. Am Ende kündigt sich leider eine Änderung bei der Hausboot-Besatzung an, von der ich hoffe, dass sie nicht von Dauer sein wird. Der Cliffhanger am Ende lässt mich jedoch den vierten Band mit Spannung erwarten!

Fazit:
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Auch der dritte Teil, der in der Modebranche spielt, konnte mich restlos überzeugen!

Bewertung vom 26.05.2024
Tödlicher Grund / Die Hausboot-Detektei Bd.2
Achterop, Amy

Tödlicher Grund / Die Hausboot-Detektei Bd.2


ausgezeichnet

Der erste internationale Fall der Hausboot-Detektei

Cover:
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Auch das Titelbild des zweiten Bandes passt gut in die Reihe mit der "Lakshmi" im Vordergrund der Amsterdamer Skyline und dem Eichhörnchen Fru Gunilla, das mittlerweile das Maskottchen der Detektei ist.

Inhalt:
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Der erste Fall der Hausboot-Detektive liegt schon ein wenig zurück und es mangelt an lukrativen Aufträgen. Selbst für das Heizöl auf dem Boot reicht das Geld kaum noch aus. Da kommt der Auftrag einer reichen Kundin passend, die die Treue ihres Ehemannes testen will. Doch kaum ist dieser Test erfolgreich durchgeführt, liegt die Auftraggeberin ermordet in der Badewanne und ihr Ehemann ist spurlos verschwunden. Ausgerechnet Maddie wird von der Polizei verdächtigt, mit dem Verschwinden etwas zu tun zu haben. Doch das lassen die Hausboot-Detektive nicht auf sich sitzen und beginnen, auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei geraten sie in einen Wettbewerb um Rohstoffgewinnung am Meeresgrund und müssen sogar Elin zu Hilfe bitten, die nach dem ersten Fall in Südamerika untertauchen musste.

Mein Eindruck:
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"Nur ihre Freunde in Amsterdam, diese verrückten Detektive auf dem Hausboot, die vermisst sie manchmal. Genauso wie kühle Herbstluft, die Abenddämmerung, Salzheringe und die Inspiration für den nächsten Krimi. Der erste große Fall der Hausboot-Detektei erscheint in wenigen Wochen unter ihrem neuen Pseudonym Amy Achterop. Eine wahre Geschichte, so absurd, dass alle glauben werden, dass sie erfunden ist."

Ich liebte bereits den ersten Band dieser ungewöhnlichen Detektei. Dieses Mal geht es noch rasanter zu als im Teil zuvor und der Fall wird schnell sehr komplex. Es gibt einen Mord, ein unaufgeklärtes Verschwinden und viele Verdächtige. Der Fall thematisiert das Thema Gewinnung seltener Rohstoffe durch tiefes Graben am Meeresgrund und welche ökologischen Schäden damit verbunden sein können. Dennoch ist das wirtschaftliche Interesse hoch. Neben einem spannend aufgebauten Fall mit mehreren überraschenden Wendungen und internationalem Flair lernt man auf diese Weise noch einiges über ein sehr brisantes Thema dazu. Und auch die Hausboot-Detektive entwickeln sich persönlich weiter. Vor allem Arie kann mit seiner Familie und mit sich selbst ein Stück Frieden schließen. Und auch Maddie und Jack machen Fortschritte. Für amüsante Momente sorgen natürlich wieder Eichhörnchen Fru Gunilla und Elin, mit der sich die Autorin selbst in dem Roman verewigt hat.
Ich habe den zweiten Band sehr genossen und freue mich auf weitere.

Fazit:
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Spannend aufgebauter Fall mit Detektiven in Höchstform und einem brisanten und aktuellen Umweltthema

Bewertung vom 21.05.2024
Jagd nach dem Katzengold / Straßentiger Bd.1
Hüging, Andreas;Niestrath, Angelika

Jagd nach dem Katzengold / Straßentiger Bd.1


ausgezeichnet

Fantasievolles Katzenabenteuer

Gestaltung:
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Bereits das Titelbild weckt große Lust aufs Lesen. Es ist im Comic-Stil gemacht und man sieht aufgrund der Zeichenart schon, dass alles ein wenig überspitzt dargestellt ist. Schön ist auch, dass die Katzen leicht glänzend hervorgehoben sind. Gleich beim ersten Aufschlagen erwartet den Leser eine Karte der Stadt sowie Bilder aller vorkommenden Figuren. Auch im Buch selbst sind viele Schwarz-Weiß-Illustrationen, die Lust auf die Handlung machen. Insgesamt ist die Gestaltung des Hardcovers einfach toll!

Inhalt:
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Der Stubentiger Caruso führt ein wohlbehütetes Katerleben bei seinem Frauchen. Für seinen Geschmack zu behütet und langweilig. Auf der Suche nach Abenteuern springt er aus dem Fenster und macht Bekanntschaft mit den Straßenkatzen Sushi und Puma. Beide gehen auf die geheimnisvolle Schule von Madame Coco. Dort werden die Katzen mit Kampftechniken und Tricks auf ein Räuberleben als Straßenkatze vorbereitet. Doch die Straßentiger sind nicht die einzigen, sondern bekommen ihr Revier von den "Marktmiezen" der berüchtigten Anführerin Donatella streitig gemacht. Caruso muss lernen, sich in dieser harten Welt durchzusetzen, aber auch, dass in Gemeinschaft alles besser geht. Doch welches Geheimnis führt Madame Coco mit sich herum?

Mein Eindruck:
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Dieses Kinderbuch hat mir sehr gut gefallen. Passend zur Zielgruppe für Kinder ab 9 Jahren sind die Kapitel mit Schwarz-Weiß-Illustrationen bestückt, die auf sehr humorvolle Weise das Erzählte veranschaulichen. Die Kapitel sind sehr kurz, was zum einen gut ist, weil besonders Kinder beim Lesen bzw. Erwachsene beim Vorlesen die Handlung in "Häppchen" einteilen können. Für uns waren sie eher zu kurz. Da meine Tochter (10 J.) immer wissen wollte, wie es weiterging, hatten wir das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen.
Die Diebstähle sowie das Geheimnis um Madame Coco verleihen der Geschichte stetige Spannung, wobei zwischendurch auch immer wieder lustige Momente die Situation aufheitern.
Der Vergleich mit "Aristocats" aus der Beschreibung ist sehr passend. Die Katzen werden auch hier stark vermenschlicht dargestellt. Sie können einbrechen, Dosen öffnen und Kampftechniken anwenden. Gerade diese überspitzte Art sorgte für permanenten Humor und Spaß.
Uns gefiel die Mischung aus Freundschaft, Abenteuer, Krimi und den humorvollen Momenten sehr gut. Dadurch, dass am Schluss einige Geheimnisse offen blieben, gibt es noch genug Material für Fortsetzungen. Wir freuen uns darauf!

Fazit:
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Spannendes Katzen-Krimi-Abenteuer mit Humor im Stil von Aristocats - Toller Auftakt!

Bewertung vom 15.05.2024
Thieves' Gambit Bd.1
Lewis, Kayvion

Thieves' Gambit Bd.1


sehr gut

Spiel der Diebe - Wem kann man trauen?

Gestaltung:
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Optisch ist das Buch klasse! Als Farbschnitt mit einem Cover in den Farben Weiß, Rot und Schwarz sowie dem Titel in Gold ist das Buch ein Eyecatcher. Hinzu kommt noch der wunderschöne Farbschnitt mit dem roten Band und den Juwelen. Passend dazu sind die Kapitelüberschriften jeweils mit einem Schmuckohrring geziert. Die Gestaltung dieses edlen Hardcovers gefiel mir sehr gut.

Inhalt:
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Die 17-jährige Rosalyn Quest, genannt Ross, ist die Tochter einer bekannten und berüchtigten Diebesfamilie. Sie bestreiten ihr Luxusleben auf einer Karibik-Insel mit Auftragsdiebstählen in größerem Stil. Zusammen mit ihrer Mutter ist Ross ein unschlagbares Team. Zumindest fast. Als Ross die Familienbindung zu eng wird und sie bei einem Coup ihren Ausstieg plant, wird ihre Mutter entführt. Um das Lösegeld aufzutreiben, nimmt sie an einem Spiel für Diebe teil: dem "Thieves’ Gambit". Dabei wird es nicht nur körperlich, sondern auch für ihr Herz gefährlich. Denn einer der Teilnehmer ist der gut aussehende Devroe. Doch kann sie ihm trauen?

Mein Eindruck:
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"»Ich habe gesagt, so was wie eine Gameshow. Das darfst du nicht verwechseln, es ist keine Diebes-Version von Der Preis ist heiß.« Sie zog eine Nadel aus ihrem Haar und stocherte damit in den Handschellen herum. »Nach allem, was ich gehört habe, kann es für manche blutig werden. Oder sogar tödlich enden."

Der Roman legt ein atemberaubendes Tempo vor. Ein Ereignis jagt das andere. Spannend waren dabei vor allem die Vorgehensweisen bei den Einbrüchen und Diebstählen. Ich bezweifele zwar, dass die Tricks alle real so einfach umsetzbar sind, aber bei James Bond ist auch nicht immer alles realitätsnah. Die Handlung nimmt mehrere unerwartete Wendungen. Der Schluss kam überraschend, konnte mich jedoch weder vollständig überzeugen noch befriedigen. Da fehlten mir noch einige Erläuterungen bzw. ich hätte mir gewünscht, dass die Handlung nicht so abrupt geendet hätte. Durch die hohe Taktzahl an Ereignissen und einigen Cliffhangern an den Kapitelenden konnte ich den Roman kaum aus der Hand legen.
Ross' Charakter gefiel mir sehr gut. Sie ist erzogen worden, niemandem außer der eigenen Familie zu trauen und lernt dennoch durch dieses Spiel, dass nichts so ist, wie es scheint und dass Freundschaft manchmal besser ist, als unbedingt gewinnen zu wollen. Dennoch ist auch sie vor Fehleinschätzungen nicht sicher, was sie noch sympathischer macht. Die aufkeimende Beziehung zu Devroe entwickelte sich m. E. etwas holprig. Mal wurde es relativ schnell kitschig, dann wieder wurde zum Alltag des Spiels übergegangen. Die Gefühlsäußerungen von Ross und Devroe wirkten daher nicht immer authentisch auf mich. Daher und wegen des nicht überzeugenden Endes gibt es von mir einen Punkt Abzug.
Aufgrund des Endes hoffe ich auf eine Fortsetzung!

Fazit:
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Ein sehr spannendes und pfiffig geschriebenes Buch, das nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene zu fesseln vermag.