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Benutzername: 
haberlei
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Wien
Über mich: 
Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 292 Bewertungen
Bewertung vom 26.12.2024
Ach, Johann
Teufl-Heimhilcher, Brigitte

Ach, Johann


ausgezeichnet

Für Vergangenheitsbewältigung ist es nie zu spät

„Ach, Johann“ von Brigitte Teufl-Heimhilcher ist der dritte Band der Reihe „Gestern & Heute“, ein unterhaltsamer Familien-Wohlfühlroman.

Worum geht es?
Der pensionierte Landpfarrer Johann wird von Gisela und Karin als drittes Mitglied in die Senioren-WG aufgenommen. Er ist ein sympathischer Zeitgenosse, vor allem Karin ist sehr von ihm angetan. Doch was seine Familienverhältnisse anbelangt, ist er zurückhaltend. Das reizt die Damen, dem auf den Grund zu gehen.

Das Cover in seiner Buntheit ist sehr ansprechend, lässt italienische Urlaubsgefühle aufkommen, die Handlung spielt jedoch nicht in Italien, sondern hat nur bei Rückblenden Italienbezug. Das Buch erschien 2024, ist in 27 mit treffenden Überschriften versehenen Kapiteln unterteilt. Der Schreibstil ist locker und flüssig, humorvoll. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Wien und Salzburg. Rückblenden sind optisch durch Kursivschrift gut erkennbar.

Mich haben bereits die ersten beiden Bände bestens unterhalten. So freute ich mich über das Wiedersehen mit den mir bereits bekannten Protagonisten. Da jeder Roman ist in sich abgeschlossen ist, kommt man jedoch auch ohne Vorkenntnisse problemlos in die Geschichte hinein. Für Neueinsteiger wäre wohl eine Personenliste hilfreich, um die komplexen Familienverhältnisse rascher zu überblicken.

Das Buch knüpft im Prinzip nahtlos an die Vorgängerbände an und führt den roten Faden weiter. Als Hauptpersonen fungieren Gisela, Karin und als Neuzugang der Priester Johann, die übrigen Familienmitglieder runden die Handlung als Nebenfiguren ab.

Das Motto der Reihe ist „Gestern & Heute“. Mit Hilfe von Gisela und Karin stellt sich Johann seiner Vergangenheit, bewältigt spät aber doch seine Distanz zu seiner Schwester und Stiefmutter, und gewinnt neue Erkenntnisse darüber, was einst geschah.

Die Handlung verläuft ruhig, ist dennoch abwechslungsreich, lebt von den größtenteils sympathischen Menschen, die lebendig und liebenswert beschrieben sind, gut vorstellbar und authentisch wirkend. Sie ist geprägt von Empathie und einem Hauch Romantik, von humorvollen Szenen bzw. Dialogen. Die Lebensgeschichte von Johann ist interessant und birgt so einige Überraschungen und Geheimnisse. Das Buch vermittelt eine angenehme Stimmung, weil es keine wirklich negativen Emotionen gibt. Die Menschen gehen auf einander ein, sind rücksichtsvoll und es herrscht Harmonie. Insbesondere die Idee einer Senioren-WG ist bestechend, klingt durchaus verlockend.

„Ach, Johann“ hat mir wieder vergnügliche Lesestunden beschert. Gerne empfehle ich nicht nur dieses Buch, sondern die gesamte Reihe, weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 25.12.2024
Das Fräulein muss sterben
Grän, Christine;Waldenfels, Marianne von

Das Fräulein muss sterben


ausgezeichnet

Polizeiarbeit und Gesellschaftsbild der 70er Jahre

„Das Fräulein muss sterben“ von Christine Grän & Marianne von Waldenfels ist ein spannender Krimi mit 70er Jahre-Flair, in dessen Mittelpunkt eine der ersten Kriminalbeamtinnen Deutschlands steht.

Worum geht es?
Bonn 1972. Die Journalistin Nelie Hendriks verkehrt in höchsten Kreisen. An ihren wilden, alkohol- und drogenreichen Partys, nehmen namhafte Politiker teil, auch so mancher Spion. Gegen Ende einer solchen Party stürzt Nelie vom Balkon. Unfall, Suizid oder Mord? Kommissarin Clara Frings ermittelt beharrlich weiter, auch als die Vorgesetzten den Fall ad acta legen.

Das Cover mit der Frau im Cabrio passt zu den 70er Jahren. Das Buch erschien 2024 im Droemer Verlag. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und sind teilweise datiert, wodurch der chronologische Ablauf – die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum April 1972 bis Oktober 1974 - gut nachvollziehbar ist. Der Schreibstil liest sich flüssig, die Sprache ist jener Zeit angepasst. Dadurch, dass im Präsens erzählt wird, fühlt man sich mitten im Geschehen. Das Buch verfügt auch über ein amüsant verfasstes Personenverzeichnis, das ich erst nach Beendigung des Krimis entdeckt habe. Vielleicht wäre eine Positionierung am Beginn des Buches sinnvoller. Weiters existiert im Nachhang eine Chronik der vor allem politischen Ereignisse in den Jahren 1972 bis 1974.

Der Fall Nelie Hendriks zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung, denn er kann letztlich erst nach etlichen unerwarteten Wendungen und überraschende Erkenntnissen gelöst werden. Mit hinein verwoben sind einige andere Frauenmorde, bei denen Clara intensiver recherchiert als ihre männlichen Kollegen, die sie als Unfälle taxierten.

Abgesehen vom Mordfall steht vor allem Kommissarin Clara Frings im Mittelpunkt. Sie muss sich nicht nur kriminalistisch bewähren, sondern sich insbesondere im von Männern dominierten Polizeiapparat behaupten. Die Autorinnen zeichnen ein authentisches Bild der damaligen Zeit, mit deutlichem Fokus auf das damalige Frauenbild, die Abhängigkeit der Frauen von den Ehemännern, die bestimmen durften, ob man und welchen Beruf man ausübt, dieses „Frauen-gehören-hinter-den-Herd“-Denken bis zu der übergriffigen und herabwürdigenden Art und Weise, wie sich Männer, auch Kollegen gegenüber Frauen benahmen. Me-Too und Political Correctness gab es noch nicht. Generell ergibt sich ein gut dargestelltes Zeitbild insbesondere der politischen Lage jener Zeit. Geprägt von Alt-Nazis auf Machtpositionen, Kaltem Krieg und reger Spionagetätigkeit. Andererseits ist die Jugend empfänglich für amerikanische Einflüsse und freiere Denkungsart, wie z.B. im Hinblick auf Homosexualität oder Abtreibung.

Wenn ich auch mit den damaligen politischen Konstellationen in Deutschland als Wienerin nicht so richtig vertraut bin, so konnte ich mich doch im Allgemeinen gesehen sehr gut in jene Zeit zurückversetzen, nicht nur in modischer Hinsicht, mir sind Telefonate aus Telefonzellen gut erinnerlich, ebenso dass überall geraucht wurde, und ledige Frauen mit Fräulein angesprochen wurden.

Für mich sind Krimis, die noch zu Zeiten ohne Internetrecherchen spielen, immer sehr reizvoll. Da kommt es noch viel mehr auf den Spürsinn der Ermittler an. Und über den verfügt Clara, die – obwohl man ihr laufend Prügel vor die Füße wirft – beharrlich weiter recherchiert. Clara muss sich nicht nur beruflich durchsetzen sondern auch privat gegen ihren konservativ denkenden Ehemann. Nicht nur Claras Wesenszüge sind gut ausgearbeitet, sondern generell sind die Protagonisten gut vorstellbar dargestellt, wirken authentisch und lebendig, zeigen Stärken und Schwächen sowie Emotionen.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bietet nicht nur ein ausgezeichnetes Spiegelbild jener Zeit und Krimispannung, sondern verfügt auch über eine sehr sympathische Protagonistin. Ich hoffe sehr, dass „Das Fräulein muss sterben“ den Auftakt für eine neue Reihe bildet und es bald noch weitere spannende Fälle mit Clara Frings zu lesen gibt.

Eine unbedingte Leseempfehlung! 5 Sterne.

Bewertung vom 25.12.2024
Die Kraft der Ebbe
Johannsen, Anna;Bergsma, Elke

Die Kraft der Ebbe


sehr gut

Zwei Frauen im Kampf gegen die organisierte Kriminalität

„Die Kraft der Ebbe“ ist der Abschlussband der Trilogie der Autorinnen Anna Johannsen und Elke Bergsma mit den Kommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken; mit ihm endet die Jagd nach dem de Jong-Clan.

Worum geht es?
Die beiden Kommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken haben nur noch ein Ziel: dem de Jong-Clan, d.s. niederländische Kriminelle, die ihr Drogengeschäft immer mehr nach Deutschland verlagern, das Handwerk zu legen, deren Machenschaften ein Ende zu setzen.

Das moderne, stilistische Cover fällt trotz seiner Einfachheit auf, und ist stilmäßig an die Vorgängerbände angelehnt. Ein ausgezeichneter Wiedererkennungseffekt. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in kurze Kapitel, wobei die Geschehnisse abwechselnd aus der Sicht der beiden Kommissarinnen dargestellt werden. Orts- oder Zeitangaben sind nicht vorhanden. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Ostfriesland, wobei das Lokalkolorit nur am Rand gestreift wird. Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend und dialogreich.

Was die geschilderten Kriminalfälle anbelangt, steht jeder Band für sich alleine und ist auch für Quereinsteiger problemlos verständlich. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dennoch rate ich, mit Band 1 zu beginnen, des roten Fadens wegen und auch in Bezug auf die Charaktere und deren Entwicklung.

Erzählt wird im Präsens, wodurch man sich als Leser in das Geschehen involviert fühlt. Der Schwerpunkt liegt in der polizeilichen Routine, der oft mühsamen Ermittlungsarbeit, die dialogreich und dadurch sehr lebendig primär in Befragungen und Teambesprechungen erfolgt. Der Polizeialltag wirkt sehr authentisch, ist geprägt von minutiöser Kleinarbeit, wie Observierungen, Abhören von Telefonaten, Checken von Kfz-Haltern u.v.a.m. Ob dieser Beschreibungen geht zwar stellenweise etwas die Spannung verloren, doch ich fand es sehr interessant zu erfahren, welche Strategie die Polizei verfolgt, wie sie die Aktionen der Kriminellen immer im Auge behält und letztlich erfolgreich zuschlagen kann. Nichtsdestotrotz gibt es Spannungsmomente und Action, vor allem Lina neigt immer wieder zu riskanten Alleingängen. Auch Haukes Undercover-Einsatz birgt immer mehr Risken in sich. Auch die Perspektivenwechsel zwischen Kea und Lina gestalten die Handlung abwechslungsreich, insbesondere weil sie zum Teil auch verschiedene Ziele verfolgen. Denn abgesehen vom Bestreben, den de Jong-Clan zu zerschlagen, beschäftigt auch noch ein rätselhafter Erpresser das Team.

Dadurch, dass Lina und Kea jeweils in Ich-Form erzählen, ist man nicht nur stets am neuesten Stand der Ermittlungen, sondern erfährt auch viel über ihre privaten Gedanken und Gefühle sowie Probleme. Sie sind beide erfahrene Ermittlerinnen, brennen für ihren Beruf mit vollem Einsatz, worunter das Privatleben immer wieder leidet. Vor allem für Kea ist es schwierig, neben dem Beruf ausreichend Zeit für die Kinder zu haben. Auch Lina wäre gerne mehr mit ihrer Partnerin zusammen. Das Privatleben der beiden ist gut dosiert in die Handlung mit verwoben.

Mit „Die Kraft der Ebbe“ ist der de Jong-Fall schlüssig und zufriedenstellend aufgearbeitet, die Trilogie somit beendet. Was für mich aber nicht bedeutet, dass ich nicht gerne noch mehr Fälle mit diesen beiden sympathischen Kommissarinnen lesen möchte. Denn mir hat diese spannungsmäßig eher ruhigere Reihe mit viel Einblick in die Ermittlerarbeit sehr gefallen. Ich empfehle sie gerne weiter.

Bewertung vom 22.12.2024
Lapislazuli & Mr Wichtig - Eine mörderische Bescherung
Kürschner, Marita

Lapislazuli & Mr Wichtig - Eine mörderische Bescherung


ausgezeichnet

Lapislazuli unter Mordverdacht

„Lapislazuli & Mr. Wichtig – Eine mörderische Bescherung“ ist der dritte Katzenkrimi von Marita Kürschner, spannend und liebenswert.

Kurz zum Inhalt:
Die Katze Pam wurde ermordet. Sie war ein bösartiges Tier, das auch Lucy (Lapislazuli) einmal arg mitgespielt hat. Nun steht Lucy unter Verdacht, sich gerächt zu haben, eine Mörderin zu sein. Es erweist sich als gar nicht so einfach, ihre Unschuld zu beweisen.

Das Cover ist passend zu den Vorgängerbänden gestaltet - schlicht, aber doch ins Auge fallend, und mit weihnachtlichem Touch. Auch das Innere ist wieder liebevoll illustriert. Katzenpfoten zieren die Ecken der Seiten und die Kapitelanfänge. Die Kapitel sind kurz gehalten, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Das Buch erschien 2024.

Für mich war es ein beglückendes Wiedersehen mit diesen putzigen Katzen und ihrem tierischen und menschlichen Umfeld. Doch auch ohne Vorkenntnisse kommt man problemlos in die Geschichte hinein. Trotzdem sollte man sich unbedingt auch die früheren Abenteuer dieser entzückenden Katzen gönnen.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und humorvoll, insbesondere die Dialoge zwischen Anton und Lucy lassen einen schmunzeln. Fantasievoll und einfallsreich, aber stets katzengemäß sind Lucys und Antons Abenteuer. Insbesondere die Art der Kommunikation untereinander, aber auch zu auserwählten Menschen, die sich die Autorin ausgedacht hat, ist bezaubernd. Überhaupt sind alle Katzen, nicht nur in ihrem äußerlichen Aussehen, sondern auch in ihrem Wesen facettenreich und lebendig charakterisiert. Von blind rachsüchtig und aggressiv bis passiv zaghaft und schüchtern zeigen sie alle möglichen Eigenschaften.

Es beginnt sehr anheimelnd mit winterlich-weihnachtlichem Flair, das sich durch einen grausigen Fund abrupt ins Gegenteil wandelt. Die schwere Anschuldigung, eine Mörderin zu sein, belastet Lapislazuli schwer. Wenn sie leidet, leidet ihr treuer Partner Mr. Wichtig unweigerlich mit ihr. Und mit ihnen deren Dosenöffnerin. Ihre Unschuld muss bewiesen und der wahre Untäter gefunden werden. Eine abenteuerliche Mörderjagd beginnt, spannend aufgebaut, u.a. durch Perspektivenwechsel, da die beiden Katzen immer wieder alleine unterwegs sind und in prekäre Situationen geraten. Cliffhanger am Kapitelende lassen den Leser um die Katzen bangen und so treibt man sich von Kapitel zu Kapitel, will das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Das Büchlein hat mir wunderschöne Lesestunden beschert. Ich liebe dieses Katzenpärchen und freue mich schon sehr auf ihr nächstes Abenteuer.
5 Sterne und unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.12.2024
Nebel über dem Pfälzerwald
Dornbrach, Astrid Ylva

Nebel über dem Pfälzerwald


ausgezeichnet

Verhängnisvolle Schüsse im Wald

„Nebel über dem Pfälzerwald“ ist Astrid Ylva Dornbrachs Debut-Roman, ein stimmungsvoller Wohlfühl-Regionalkrimi mit Ermittlungen an der deutsch-französischen Grenze.

Worum geht es?
Hauptkommissar Philipp Meinhard wird erschossen knapp hinter der Grenze zum Elsass aufgefunden. Ein Schock für Kommissarin Mara Winter, denn Philipp war ihre Jugendliebe. War es ein Wilderer, den er stellen wollte? Oder war Philipps Affäre aufgeflogen? War es Eifersucht? Mara ermittelt gemeinsam mit ihrem französische Kollegen Yannick Briand.

Das stimmungsvolle Cover vermittelt einen vagen Eindruck der Pfälzer Landschaft. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in kurze Kapitel, die mit Titeln mit kulinarischem Bezug versehen sind – denn es werden u.a. einige für die Gegend typische Gerichte zubereitet. Das Lokalkolorit verdeutlicht sich auch in landschaftlichen Schilderungen und in hie und da eingebautem Dialekt. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend, sowohl was Stimmungen anbelangt als auch die Charaktere. Der Krimi ist (bis auf einen kurzen Rückblick) im Präsens verfasst. Dadurch fühlt man sich besonders gut in die Handlung mit einbezogen.

Mara gehen die Ermittlungen sehr nahe. Sie liebte Philipp, war mit ihm längere Zeit liiert, wollte jedoch ihre Freiheit behalten, und Philipp heiratete eine andere. Nun erfährt sie im Zuge der Recherchen, dass er eine Affäre hatte. Kaum haben sich einige Verdächtige herauskristallisiert, da geschieht ein weiterer Mord. Mara und Yannick verfolgen verschiedene Theorien und Spuren, es gibt jedoch keine konkreten Hinweise. So dauert es Monate, bis die Verbrechen schlüssig aufklärt werden können.

Während dieser langen Zeit der Ermittlungen kommen sich Mara und Yannick näher. Nicht nur deren zarte Annäherung gibt dem Krimi eine wunderbare Wohlfühlnote, sondern es fließt auch noch etwas Weihnachtsflair mit hinein. Mara und Yannick sind beide sehr sympathische Menschen, empathisch, aber auch schwierige Charaktere. Eigenwillige Persönlichkeiten, geprägt durch bisherige Beziehungen. Sie fühlen sich magisch zueinander angezogen, wollen aber nichts überstürzen. Mir hat bei diesem Buch insbesondere gefallen, wie einfühlsam nicht nur die Hauptpersonen mit all ihren Stärken, aber auch Schwächen, wie Unsicherheit, Kummer und Ängsten geschildert werden, sondern auch die Menschen im Umfeld der Mordopfer.

„Nebel über den Pfälzerwald“ ist ein Cosy-Whodunit-Krimi, der nicht so sehr mit Action und fieberhafter Spannung punktet, sondern mit Charakterisierungen, Gefühlen und Stimmungen. Natürlich auch mit der steten Frage nach dem Täter. Denn bis zum Schluss tappt man über den tatsächlichen Tathergang im Dunkeln. Obwohl man meint, Motiv und Täter erraten zu haben, wird man letztlich dann doch überrascht. Ich empfehle das Buch gerne weiter und bin nicht nur neugierig, welche Fälle Mara und Yannick noch zu lösen haben werden, sondern auch, wie es privat mit den beiden weitergeht.

Bewertung vom 06.12.2024
Alstergrab (eBook, ePUB)
Hansen, Leo

Alstergrab (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kriminelle Zukunftsvisionen

„Alstergrab“ von Leo Hansen ist der dritte Fall des Ermittler-Trios Dr. Elias Hopp, Janne Bakken und LKA-Profiler Zillinski.

Worum geht es?
Im Rahmen eines Kongresses in Hamburg werden Wissenschaftler entführt, die zukunftsweisende und bahnbrechende Forschungen betreiben. Das Auffinden und die Befreiung der Geiseln gestaltet sich zu einem Wettlauf gegen die Zeit für Elias, Janne und Zille.

Das Cover zeigt eine Hamburger Häuserzeile und die Türme von zwei Hamburger Hauptkirchen, die sich in der Alster spiegeln. Die Abendstimmung ist ein Eyecatcher. Über die Thematik des Romans sagt es nichts aus. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt 2019 mit Rückblicken auf Geschehnisse in den Jahren 2017 und 2018. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz, nur nummeriert; lediglich die Rückblenden sind datiert und somit gut erkennbar. Hamburger Lokalkolorit ist natürlich eingeflochten, wobei man diesmal ganz besondere, nämlich unterirdische Seiten der Stadt kennenlernt.

Was die geschilderten Kriminalfälle anbelangt, steht jeder Band für sich alleine und ist auch dann problemlos verständlich, wenn man nicht alle Bände kontinuierlich verfolgt hat. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dadurch dass ich Band 1 gelesen hatte, fühlte ich mich relativ rasch im Kreis der Protagonisten wieder heimisch.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Ermittlungen der Polizei, insbesondere des Trios Zille, Elias und Janne, wobei sich als zweiter Handlungsstrang ergibt, dass Elias wegen familiärer Recherchen bedroht wird. Die Szenen- und Ortswechsel, vor allem auch Schwenks zu den Aktionen der Täter, sowie die Rückblenden, gestalten die Handlung nicht nur tempo- und abwechslungsreich, sondern vermitteln dem Leser auch einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern. Jannes Spezialeinsätze würzen das Ganze noch mit Action. Die zugrundeliegende Thematik, nämlich visionäre Energiegewinnungsmethoden, fand ich sehr interessant. Ebenso die Überlegungen, worauf bei einem Zusammenleben in Bunkern zu achten wäre. Das Buch ist von Anfang bis Ende fesselnd, weil es ein Wettlauf gegen die Zeit ist. Man ist mitten im Geschehen, weiß von den Vorhaben der Täter und fiebert, ob und inwieweit es dem Trio gelingen wird, die Opfer rechtzeitig zu retten.

Die Protagonisten wirken lebendig, zeigen Stärken und Schwächen, auch Emotionen. Das Trio arbeitet effektiv und harmonisch zusammen, sie sind befreundet und empathisch einander zugetan. Auch die Täterseite ist anschaulich charakterlich beschrieben.

„Alstergrab“ hat mir – ebenso wie seinerzeit „Alsternacht“ - packende Lesestunden beschert. Ich bin schon sehr neugierig, welchen interessanten Fall das Team im nächsten Band lösen muss und wie es privat mit den Protagonisten weitergeht. Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 5 Sterne!

Bewertung vom 02.12.2024
Sylter Schlüssel
Stefan Wollschläger

Sylter Schlüssel


ausgezeichnet

Schlüssel für Schlüssel zur Lösung

„Sylter Schlüssel“ ist der gelungene Auftakt einer neuen Krimi-Reihe von Stefan Wollschläger, ein Krimi voller Geheimnisse und Überraschungen.

Worum geht es?
Kaum hat Kriminalhauptkommissarin Liv Seemann ihren Dienst bei der Mordkommission in Flensburg angetreten, wird auf Sylt eine Leiche gefunden. Einzige Spur zum Täter bildet ein Schlüsselbund. Es gilt, die dazugehörigen Türen zu finden, um den Mörder aufzuspüren.

Das Cover mit Möwe und Leuchtturm stimmt gut auf den Schauplatz des Krimis ein. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in kurze Kapitel, die mit Titeln versehen sind, die aber nicht viel verraten. Orts- oder Zeitangaben sind nicht vorhanden. Die Handlung spielt in der Gegenwart auf Sylt, wobei das Lokalkolorit nur am Rand gestreift wird. Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend.

Ich fand das Buch von Beginn an sehr spannend. Die Umstände des Mordes sind rätselhaft. Ein mysteriöser Mann mit Narbe, der wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint, ist höchst tatverdächtig. In seinem Hotelzimmer findet sich ein Schlüsselbund mit sieben Schlüsseln. Mit jeder Tür, die die Ermittler entdecken, zu der einer der Schlüssel passt, desto mehr erfahren sie über den geheimnisvollen Mann, sein Leben. Als Leser weiß man sogar noch ein wenig mehr als die Polizei über ihn, durch eingeflochtene Passagen, wo er aus seinem früheren Leben erzählt. Und man rätselt, ob er tatsächlich der Mörder ist. Aber wer sonst? Wenn auch manche Spur in die Irre führt, sich unerwartete Wendungen ergeben, so fügt sich letztlich Puzzlesteinchen zu Puzzlesteinchen – bis zur überraschenden Klärung.

Was die Charaktere anbelangt, so sind die Personen gut vorstellbar, lebendig dargestellt. Liv Seemann und Timo Freitag sind ein sympathisches Ermittler-Duo. Die beiden arbeiten – obwohl sie sich erst kennenlernen müssen – relativ schnell gut zusammen. Liv behauptet sich als Leiterin der Mordkommission, sie strahlt Mut und Kompetenz aus, aber ich hätte noch gerne etwas mehr über ihr Privatleben, ihre Vorgeschichte erfahren. Ebenso über Timo.

Ich bin seit Jahren Fan der Küstenkrimi-Reihe des Autors rund um Diederike Dirks. Mit Liv Seemann kreierte der Autor eine ebenso taffe, sympathische Kommissarin. „Sylter Schlüssel“ hat mir ebenso gut gefallen, der Fall war spannend aufgebaut, ungewöhnlich und hat Lust auf weitere Fälle mit diesem Ermittler-Duo gemacht. Gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 5 Punkte.

Bewertung vom 30.11.2024
Die Gewalt des Sturms
Johannsen, Anna;Bergsma, Elke

Die Gewalt des Sturms


ausgezeichnet

Weiter geht es mit der Jagd nach dem de Jong-Clan

Mit „Die Gewalt des Sturms“ setzt sich die Reihe der Autorinnen Anna Johannsen und Elke Bergsma mit den Kommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken als Protagonistinnen fort.

Worum geht es?
Hauptkommissarin Lina Lübbers, die von Osnabrück in die Polizeiinspektion in Aurich entsandt wurde, um Undercover einen Maulwurf auszukundschaften, war bislang noch nicht fündig geworden. Mittlerweile hat sie sich im Team gut eingewöhnt und auch mit der Leiterin Kea Siefken arbeitet sie gut zusammen. Zwei Tötungsdelikte beschäftigen die beiden. Ein Notar wurde brutal überfallen und ausgeraubt, ein Jogger überfahren. Und wieder dürfte der de Jong-Clan seine Finger im Spiel haben …

Das moderne, stilistische Cover fällt trotz seiner Einfachheit auf, und ist stilmäßig an Band 1 angelehnt. Ein ausgezeichneter Wiedererkennungseffekt. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in kurze Kapitel, wobei die Geschehnisse abwechselnd aus der Sicht der beiden Kommissarinnen dargestellt werden. Orts- oder Zeitangaben sind nicht vorhanden. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Ostfriesland, wobei das Lokalkolorit nur am Rand gestreift wird. Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend und dialogreich.

Was die geschilderten Kriminalfälle anbelangt, steht jeder Band für sich alleine und ist auch für Quereinsteiger problemlos verständlich. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dennoch rate ich, mit Band 1 zu beginnen, des roten Fadens wegen und auch in Bezug auf die Charaktere und deren Entwicklung.

Erzählt wird im Präsens, wodurch man sich als Leser in das Geschehen involviert fühlt. Der Schwerpunkt liegt in der polizeilichen Routine, der oft mühsamen Ermittlungsarbeit, die dialogreich und dadurch sehr lebendig primär in Befragungen und Teambesprechungen erfolgt. Von Beginn an begleitet man zwei Handlungsstränge, denn Kea und Lina bearbeiten zwei verschiedene Fälle mit Todesopfern: ein Notar starb im Zuge eines auf ihn verübten Raubüberfalls und ein Jogger wurde auf einem Feldweg überfahren. Dass die beiden Morde in Zusammenhang stehen, kristallisiert sich erst nach und nach heraus, als die Kommissarinnen wieder einmal auf die niederländische Verbrecherbande de Jong stoßen, die ihnen schon länger ein Dorn im Auge ist, da sie ihre Drogenaktivitäten mehr und mehr auf Deutschland ausdehnt. Nicht unproblematisch gestaltet sich Haukes Lage, eines von Keas Kollegen, der offiziell als Informant des de Jong-Clans fungiert. Abgesehen von den Recherchen zu den Mordfällen hat Lina ihre Kolleg*innen auch im Sinne ihres Undercover-Auftrags im Visier. Letztendlich kommt sie zu einer überraschenden Erkenntnis. Mit grenzüberschreitender Hilfe gelingt es schließlich, einige Täter zu fassen, doch noch blieben die Hintermänner unbehelligt. Auch ihnen das Handwerk zu legen, ist nun das vorrangige Ziel für die Kommissarinnen – das macht neugierig auf Band 3.

Dadurch, dass Lina und Kea jeweils in Ich-Form erzählen, ist man nicht nur stets am neuesten Stand der Ermittlungen, sondern erfährt auch viel über deren Charakter, ihre privaten Gedanken und Gefühle, wie Ärger, Trauer, seliges Verliebtsein, Verletzlichkeit. Sie sind beide erfahrene Ermittlerinnen, brennen für ihren Beruf mit vollem Einsatz, worunter das Privatleben immer wieder leidet. Während Kea geschieden ist und zwei Kinder hat, lebt Lina alleine und ist seit kurzem frisch verliebt in ihre Partnerin Jana. Das in die Handlung verwobene Privatleben ist generell gut dosiert.

„Die Gewalt des Sturms“ ist eine gelungene, spannende Fortsetzung der Reihe, die Handlung ist wohl durchdacht aufgebaut, die zahlreichen Details bilden ein schlüssiges Bild. Mir hat dieser Krimi sehr gefallen. Ich empfehle ihn (ebenso wie den Vorgängerband) gerne weiter und vergebe 5 Punkte.

Bewertung vom 29.11.2024
Perchtoldsdorfer Totentanz
Schleifer, Christian

Perchtoldsdorfer Totentanz


sehr gut

Warum musste Batman sterben?

„Perchtoldsdorfer Totentanz“ von Christian Schleifer ist ein unterhaltsamer Regionalkrimi, bei dem der Mordfall mit dem Privatleben der Protagonisten eng verbunden ist.

Worum geht es?
Während eines privaten Maskenballs wird Batman ermordet, jener Mann, der sich massiv für Fracking in der Perchtoldsdorfer Heide eingesetzt hat. Stressige Zeiten für die ehemalige Polizistin und nunmehrige Winzerin Charlotte. Denn neben den Ermittlungen fordern sie auch familiäre und örtliche Aufregungen, wie Aktionen der Umweltschützer und die Eröffnung eines Nobel-Bordells.

Das Cover mit dem goldbraunen Ahornblatt reiht sich optisch mit starkem Wiedererkennungswert in die Gestaltung der bisherigen Bände. Das Buch, es ist bereits der fünfte Band dieser Reihe, erschien 2024. Der Krimi gliedert sich in drei Teile – Eröffnung, Mitternachtseinlage und Sperrstunde. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, weisen weder Zeit- noch Ortsangaben auf. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Perchtoldsdorf, Niederösterreich. An den eigenwilligen Schreibstil – alle Vornamen sind jeweils mit Artikel versehen – musste ich mich erst gewöhnen. Letztlich störte es mich aber nicht mehr. Generell schreibt der Autor humorvoll, dialogreich und gut beschreibend, insbesondere ist das Ambiente eines Heurigenortes gut getroffen.

Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Allerdings liegt der Schwerpunkt dieser Reihe auf den familiären Ent- und Verwicklungen, sodass mir als Quereinsteigerin – im Gegensatz zu Kennern der Vorgängerbände - trotz diverser Hinweise auf die Vorgeschichte wohl so manche Feinheit entgangen sein wird. Meine Neugier auf die bisherigen Fälle wurde erfolgreich geweckt; ich möchte sie nachlesen. Auf jeden Fall empfehle ich nachdrücklich, bei Band eins zu starten.

Was den Handlungsablauf anbelangt, empfand ich den Mordfall an und für sich fast als Rahmenhandlung. Nach dem Auffinden des Toten gleich zu Beginn setzen Charlottes private Ermittlungen ein, mehr oder weniger en passant im Plauderton mit Freunden und Nachbarn geführt, eng verwoben mit Charlottes Alltag, mit ihrer Arbeit am Weingut und mit allerlei familiären Turbulenzen. Was die Spannung anbelangt, basiert diese – typisch für einen Whodunit-Krimi – auf der Frage nach dem Täter und dessen Motiv. Charlottes Recherchen erweisen sich durchaus als interessant. Je mehr sie über das Privatleben und das Arbeitsumfeld des Opfers erfährt, desto mehr üblen Machenschaften kommt sie auf die Spur. Der Kreis der Verdächtigen ist überschaubar. Trotzdem überrascht, was sich nach einem dramatischen Showdown als Lösung offenbart.

Den Krimi bevölkern – signifikant für einen Wohlfühl-Krimi - primär sympathische, freundliche, gute Menschen. Die Charaktere der Protagonisten sind vielschichtig, sie zeigen Stärken und Schwächen sowie Emotionen. Wie bereits erwähnt, um deren Entwicklung nachvollziehen zu können, sollte man die komplette Reihe verfolgt haben. Im Großen und Ganzen sind die Personen lebendig gezeichnet, gut vorstellbar, nicht nur äußerlich, sondern auch bezüglich spezifischer Merkmale.

„Perchtoldsdorfer Totentanz “ ist zwar ein Krimi, aber mich hat das Buch in erster Linie recht gut unterhalten. So manche Szene voller Situationskomik hat mich zum Schmunzeln gebracht. Ich empfehle diesen Wohlfühl-Krimi gerne weiter.

Bewertung vom 20.11.2024
Tod am Nussdorfer Wehr
Albich, Mina

Tod am Nussdorfer Wehr


ausgezeichnet

Suizid, Unfall oder Mord?

„Tod am Nussdorfer Wehr“, Mina Albichs dritter Kriminalroman, präsentiert sich als gelungene Fortsetzung, kombiniert wiederum einen ebenso spannenden wie rätselhaften Fall mit stimmigem Wiener Ambiente.

Worum geht es?
Ein Toter liegt im Hof, vom Balkon gestürzt. Selbstmord, Unfall oder Mord? Ein kniffliger Fall für Inspektor Grohsman, seine Kollegin Joe Kettler und die Psychologin Nicky Witt.

Das stimmungsvolle Cover ist ein Eyecatcher. Es zeigt die Schemerlbrücke am Nussdorfer Wehr mit den beeindruckenden Löwen. Das Motiv stimmt nicht nur wunderbar auf Wien ein, sondern hat auch einen persönlichen Bezug für Inspektor Grohsman. Zudem passt es optimal zu den Vorgängerbänden. Das Buch erschien 2024, die Handlung spielt in der Gegenwart. Die Kapitel sind - was ich persönlich immer besonders schätze - mit Datumsangaben versehen, sodass man chronologisch einen guten Überblick bewahren kann. Sie umfassen jeweils die Ereignisse pro Ermittlungstag, sind demgemäß unterschiedlich lang, und sind in sich wiederum in Abschnitte, bedingt durch Szenenwechsel, unterteilt. Der Schreibstil ist flüssig, humorvoll und bildhaft, vor allem sprachlich ausgezeichnet nuanciert. Nicht nur das Wienerische ist wohl dosiert eingesetzt, sondern die Sprache ist auch generationsmäßig authentisch. Einfach köstlich, manche Ausdrücke der heutigen Jugendsprache! Tja, das Opfer hatte „Rizz“ … Da hab ich einiges dazugelernt, als Leserin im Oma-Alter.

Nachdem ich auch die Vorgängerbände kannte, fühlte ich mich sofort wieder heimisch mit den handelnden Personen. Meiner Meinung nach kommt auch ein Quereinsteiger in die Geschichte problemlos hinein, da die Fälle in sich abgeschlossen sind. Soweit erforderlich, gibt es Hinweise auf das frühere Geschehen bzw. den Background der Protagonisten. Nichtsdestotrotz, es lohnt sich, mit Band 1 zu beginnen, nicht nur des roten Fadens wegen.

Gleich von Beginn an befindet man sich mitten im Fall. Mit all seinen Rätseln. Der Fokus liegt auf der Ermittlungstätigkeit der Polizei. Mühsame, kaum weiterbringende Befragungen im Umfeld des Opfers. Doch die Orts- bzw. Perspektivenwechsel, insbesondere auch der immer wieder zwischengeschaltete Einblick in die Gedanken des Täters, gestalten die Handlung abwechslungsreich und spannend. Es mangelt nicht an Verdächtigen, an in die Irre führenden Spuren und verwirrenden Zeugenaussagen. Reichlich Gelegenheit zum Mitraten. Der Fall erhält einen zusätzlichen Kick durch Nickys Dilemma. Denn die Psychologin gerät durch das Tatgeständnis eines ihrer Patienten in einen Gewissenskonflikt, denn einerseits ist sie an die ärztliche Schweigepflicht gebunden, andererseits in die polizeilichen Ermittlungen eingebunden. Als Leser hat man – so scheint es – einen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei. Aber die findige Autorin sorgt letztlich für eine überraschende Wendung … schlüssig offenbaren sich Tatablauf und Motiv des Täters. Auch Felix Grohsman kann seinen persönlichen, Jahrzehnte zurückliegenden und bislang ungeklärten Fall, den Tod eines Freundes, geklärt ad acta legen.

Felix Grohsman, der routinierte Kriminalbeamte, und Joe (Johanna) Kettler, jung, strebsam und engagiert, bilden ein zwar konträres, aber sich gut ergänzendes und harmonisch zusammenarbeitendes, sympathisches Ermittler-Duo. Die Protagonisten zeigen Emotionen, Stärken und Schwächen, Vorlieben und Interessen. Ein gut dosierter Einblick in ihr Privatleben, ihre Vorgeschichte und ihre Beziehungen rundet das Charakterbild ab. Nicky stellt mit ihrem Fachwissen nicht nur eine gute Ergänzung des Teams dar, sondern im Rahmen ihrer Tätigkeit werden stets interessante psychologische Störungen thematisiert. Generell skizziert die Autorin nicht nur die Protagonisten sehr lebendig und authentisch, sondern auch die Nebenfiguren, sowohl im polizeilichen Team, im privaten Umfeld als auch im Kreis der Verdächtigen sind gut vorstellbar beschrieben.

„Tod am Nussdorfer Wehr“ war wieder ein Lesegenuss für mich, ein Wohlfühl-Krimi, der einen erfolgreich für einige Zeit vom Alltag ablenkt, eine gut ausgewogene Mischung aus Spannung und zwischenmenschlicher Harmonie.
Unbedingte Leseempfehlung meinerseits und 5 Sterne!