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Hightower667
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Insgesamt 145 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2024
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3


ausgezeichnet

Beste Krimiunterhaltung aus England

Mrs. Potts Mordclub muss wieder ran, nachdem der beliebte Bürgermeister Geoffrey Lushington bei einer Stadtratssitzung zusammenbricht und stirbt. Diesmal sogar offiziell als beratendes Team der Polizei. Die Ermittlungen lassen vermuten, dass der Bürgermeister vielleicht vergiftet worden sei. Da Judith Potts während des Vorfalls an der Sitzung teilnahm, ist es ihr ein persönliches Anliegen die Umstände des Todes zu klären! Und der Fall liegt natürlich wieder völlig anders als zunächst angenommen.

Was für ein Spaß! Im mittlerweile dritten Band der beliebten Serie um die Hobbyermittlerin Judith Potts und ihre beiden guten Freundinnen Becks und Suzie geht es wieder hoch her. Zum Glück nicht in Sachen Mord und Totschlag, sondern in althergebrachter und nie modrig wirkender Detektivarbeit. Hier werden hintereinander alle für den Fall wichtigen Personen befragt und dabei teilweise mit der Tür ins Haus gefallen, wenn es der Umstand benötigt. Dabei kommt es zu manch wunderbar spaßigen Szenen.

Es ist der Schreibstil, der einfach zu gefallen weiß. Im Gegensatz zu vielen Krimis und Thrillern, die auf Gewalt und Geschwindigkeit setzen, handelt es sich hier um einen Kriminalroman im klassischen Sinne, bei dem man als Leser/in immer seinen Ruhepuls behält. Egal was auch passiert. Und dies ist durchaus nicht negativ gemeint.

Neben dem eigentlichen Fall lernt man auch die Hauptprotagonisten immer besser kennen. Ihre schrulligen und manchmal komisch anmutenden Rituale sorgen für zusätzliche Auflockerung bei der Lösung des Falles.

Das Cover ist nicht spektakulär ausgefallen, weiß aber zu gefallen, da es dieses typisch britische Flair versprüht.

Fazit: Auch der dritte Teil der „Mordclub“- Serie ist wieder ein Highlight. Man braucht die Vorgänger nicht gelesen zu haben, um der Geschichte folgen zu können. Autor Robert Thorogood beweist einmal wieder sein feines Gespür für gute Unterhaltung. Für Spannung ist gesorgt, auch ohne dass permanent Blut fließt. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.10.2024
Tiger-Team - Der Schatz des Riesenkalmars
Brezina, Thomas

Tiger-Team - Der Schatz des Riesenkalmars


ausgezeichnet

Das Tiger-Team braucht deine Hilfe!

Es geht wieder los! Patrick, Luk und Biggi aka das Tiger-Team brauchen deine Hilfe bei einem besonders kniffeligen Fall. Dabei geht es um eine Schatzsuche auf dem Meer. Sie sollen helfen, die Schätze eines vor langer Zeit versunkenen Schiffes aufzuspüren und zu bergen. Doch wo liegt das Wrack? Gibt es diese Reichtümer wirklich? Und stimmt es, dass ein Ungeheuer dort unten Wache hält?

Schon das Buchcover mit seinen leuchtenden Farben (vor allem das Rot des Riesenkalmars ist richtig intensiv) lässt das Herz eines jeden Abenteurers höher schlagen. Die gelb strahlenden Augen des Tigers fordern den Leser/in regelrecht auf, dem Team zu helfen.

Und als Leser/in hat man hier auch gleich eine Menge zu tun, um das Team zu unterstützen. Ausgerüstet mit einem Detektiv-Decoder ( eine scheinbar durchsichtige Karte, die man im Buch auf bestimmte Felder legen muss) kann man sogleich testen, ob man auf der richtigen Fährte ist, um den Fall gemeinsam zu lösen.
Die Rätsel sind teilweise schon ein wenig anspruchsvoller. Man muss die Texte schon aufmerksam lesen und sich die Zeichnungen sehr genau ansehen, um auf die Lösung zu kommen. Wenn es gar nicht mehr weitergeht, dann gibt es die Lösungen am Ende des Buches.

Der Schreibstil ist flüssig und sehr spannend gehalten. Man bleibt also dran, da man unbedingt wissen möchte wie es weitergeht. Dabei ist der Text auch für jüngere Leser zum selber lesen gut geeignet.

Die Charaktere sind sehr sympathisch und werden zu Beginn des Buches als Steckbrief vorgestellt. Für einen selbst ist auch noch Platz und so hat man das Gefühl dem Team noch näher und verbundener zu sein. Ziemlich cool.

Die Mischung aus Text und teilweise ziemlich großen Zeichnungen passt hervorragend, da sie sich gerade bei den Rätseleinlagen perfekt ergänzen.

Fazit: Der mittlerweile vierte Fall des Tiger-Teams ist wieder ein echter Knaller geworden. Autor Thomas Brezina macht das was er am Besten kann: Unterhalten. Und das auf sehr hohem Niveau. Kinder, Jugendliche und junggebliebene Erwachsene werden diese Art des Lesens lieben. Die Mischung aus Lesen und Interaktion ist einfach toll und animiert auch Lesemuffel dran zu bleiben. Es lohnt sich. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.09.2024
In einem Boot
Rauhe, Ronald

In einem Boot


gut

Interessanter Einblick in den Kanusport

Kanusportler Ronald Rauhe ist unbestritten einer der größten Athleten seiner Disziplin. Mehrfacher Olympiasieger, dazu unzähliger Welt- und Europameister. Ein Mann, der den Leistungssport braucht wie andere Menschen die Luft zum Atmen.

Mit dem Buch „In einem Boot“, welches er zusammen mit dem Unternehmer und ehemaligen Lokaljournalisten Andreas Matlé geschrieben hat, gewährt er uns Einblicke in einzelne Stationen seines Sportlerlebens und um seinen Kampf, den Gedanken des Leistungssport wieder in die Köpfe der Gesellschaft zu platzieren.

Mission Olympisches Gold 2021 könnte die Überschrift gleich nach dem Titel des Buches einnehmen. Es ist auch wirklich spannend zu lesen wie Rauhe den doch mitunter steinigen Weg bis zum Finale erlebt hat. Während des Buches lernt man Ronald Rauhe auch als Kämpfer und eher unzerstörbaren Charakter kennen.

Doch da liegt auch das Problem. Über den Menschen und Privatmann Rauhe erfährt man fast nichts. Alle finden ihn toll. Keine Spur von Kritik von irgendjemandem. Da trainiert man monatelang von Familie und Freunden entfernt und alle finden das toll? Keiner leidet wirklich darunter?
Wenn es bei der Besatzung der Kanus mal Probleme gab, haben sich alle an ihn gewendet und er konnte die Probleme einfach so aus der Welt schaffen? Da hätten Zitate und Kommentare von Weggefährten auch mal eine andere Perspektive und/ oder Bestätigung bringen können.

Dass man als Kanusportler finanziell deutlich schlechter fährt als zum Beispiel als Fußballprofi sollte längst kein Geheimnis mehr sein, aber wer Geld aus der Sportförderung der Bundeswehr bekommt, steht finanziell bestimmt auch nicht allzu schlecht da. Aktuelle Zahlen könnten hier Aufklärungsarbeit leisten. Spannend wäre es auch gewesen Leistungssportler abseits der Bundeswehr zu befragen.

Neben seiner persönlichen Geschichte möchte Rauhe aber auch aufrütteln. Die Kinder heutzutage seien teils stark übergewichtig und sportlich gar nicht mehr gefordert, da es um nichts mehr ginge. Alle seien gleich gut oder schlecht und einen richtigen Wettbewerb untereinander würde es sowieso nicht mehr geben. Siehe Bundesjugendspiele. Gerade beim Sport sei es aber auch wichtig mal richtig zu kämpfen, hinzufallen und wieder aufzustehen. Nur so würde sich ein Lerneffekt einstellen. Mit dieser Meinung werden natürlich auch wieder einige Menschen Probleme haben.

Fazit: „In einem Boot“ bietet interessante Ansätze zum Thema Leistungssport. Die Geschichte Rauhes ist spannend, den
Privatmann lernt man dagegen fast nie kennen, was wirklich sehr schade ist. So bleibt die Beziehung zwischen Sportler und Leser/in eher distanziert und kühl. Für Fans des Kanusports aber durchaus lesenswert.

Bewertung vom 22.09.2024
Aller Anfang ist böse / The Diviners Bd.1
Bray, Libba

Aller Anfang ist böse / The Diviners Bd.1


sehr gut

Unheimliches im New York der Zwanziger Jahre

Eine furchteinflößende Serie von Ritualmorden erschüttert New York. Mittendrin ist die 17-jährige Evie, die aufgrund eines Vorfalls in ihrer Heimatstadt Zenith, Ohio zu ihrem Onkel Will geschickt wird. Dieser ist Leiter eines Museums, welches sich mit dem Okkulten und nicht Erklärbaren beschäftigt.
Vielleicht kann er auch Evie helfen, denn sie hat eine Gabe, mit der sie die Mysterien eines jeden Menschen aufdecken kann. Dazu braucht sie nur einen Gegenstand der betreffenden Person in der Hand zu halten.

Zusammen mit ihrem Onkel hilft Evie der Polizei bei den Ermittlungen zu den Morden und kommt dem Täter dabei näher als ihr lieb ist. Zusammen mit dem Dieb Sam und Wills Assistent Jericho jagen sie einen Gegner, der einen ganz perfiden Plan verfolgt.

Wenn man nur nach dem Buchcover gehen würde, dann würde man als Leser/in annehmen es hier mit einem seichten Fantasyroman zu tun zu haben, bei dem die romantischen Verwicklungen eher im Vordergrund stehen als die Geschichte. Man würde aber auch so richtig schön daneben liegen.

Denn „Diviners - Aller Anfang ist böse“ der amerikanischen Autorin Libba Bray ist alles andere als romantisch und seicht. Hier geht es eher knallhart zur Sache. Zumindest für ein Jugendbuch! Fantasy- und Horrorelemente vermischen sich mit einer frischen Coming of Age Geschichte, die fast durchgehend zu überzeugen weiß.

Evie ist ein eher unbequemer Charakter mit dem der ein oder andere Leser/in bestimmt so seine Probleme haben wird. Sie ist weit entfernt von der klassischen Heldin. Sie ist eher vorlaut, egoistisch und möchte im Rampenlicht stehen. Daher freut sie sich ja auch auf den Umzug nach New York. Zu Beginn nervt sie schon ein wenig, aber im Verlauf lernt man sie besser kennen und wird Zeuge ihrer Entwicklung. Eine schöne Abwechslung zu anderen Büchern dieses Genres.

Es gibt eine Menge Personen zu entdecken im Buch. Teilweise ist man echt überfordert den Überblick zu behalten. Zumindest zu Beginn. Später ist es leichter, da wir den Charakteren immer wieder begegnen.

Der Schreibstil ist flüssig und von eher hohem Tempo. Einige Kapitel ziehen sich dennoch manchmal ein wenig. Hier hätte man durchaus kürzen können. Dies hätte den Lesefluss verbessert.

Obwohl als Jugendbuch eingeteilt, ist die Erzählung nichts für zarte Gemüter. Manchmal denkt man beim Lesen man wäre in einem Horrorthriller. So intensiv werden die Szenen beschrieben. Auch Gewalt und Tod spielen eine große Rolle. Letztendlich bleiben diese Szenen Geschmacksache. Sie passen aber hervorragend zur Stimmung des Buches.

Fazit: „Diviners“ überzeugt trotz ein paar Längen auf ganzer Linie. Die Geschichte um Evie ist spannend. Ob aus der Einzelkämpferin noch ein Teamplayer wird, bleibt abzuwarten. Obwohl das Buch und der Fall für sich alleine stehen können, bleiben viele Fragen offen, die vielleicht im nächsten Teil beantwortet werden. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.09.2024
Die Gewalt des Sturms
Johannsen, Anna;Bergsma, Elke

Die Gewalt des Sturms


gut

Spannung aus Ostfriesland

Der zweite Band um die beiden Auricher Polizistinnen Lina Lübbers und Kea Siefken startet gleich zu Beginn mit zwei Fällen, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben.

Zum einen wurde der Inhaber einer Anwaltskanzlei ermordet und zum anderen der Besitzer einer kleinen Spedition zu Tode gefahren. Lina und Kea teilen sich mit ihren Teams auf und beginnen zu ermitteln. Schnell tauchen Ungereimtheiten auf und als dann auch noch der niederländische de Jong-Clan auf der Bildfläche erscheint, ist das Chaos perfekt.

Denn Lina sucht immer noch nach dem Maulwurf in den Reihen der Auricher Polizei, die den kriminellen Clan mit Informationen versorgt.

Die Norddeutschen Autorinnen Anna Johannsen und Elke Bergsma haben mit ihrem Kriminalroman „Die Gewalt des Sturms“ einen spannendes und abwechslungsreiches Buch geschrieben. Die Handlung baut auf den Geschehnissen des ersten Bandes auf. Daher wäre es gar nicht schlecht den Vorgänger gelesen zu haben. Zwingend nötig ist dies aber nicht.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich. Die Suche nach dem Maulwurf lädt den Leser zum Mitraten ein. Neben den Ermittlungen lernt man die Charaktere, allen voran Lina und Kea auch privat immer besser kennen. Da passt es natürlich sehr gut, dass die Kapitel abwechselnd sowohl aus Keas als auch aus Linas Perspektive erzählt werden.

Fazit: Solide Krimikost aus dem Norden. Sympathisch, auch wenn das Buch nach dem Lesen nicht lange im Gedächtnis bleiben wird! Anlesen kann nicht schaden.

Bewertung vom 10.09.2024
Sternenschweif, Wimmelbuch, Abenteuer im Einhornland
Chapman, Linda

Sternenschweif, Wimmelbuch, Abenteuer im Einhornland


sehr gut

Ein Muss für junge Einhornfans

Schon das großformatige, bunte Cover sorgt bei Anhängern von Einhörnern und speziell von Sternenschweif für leuchtende Augen. Schon hier gibt es wahnsinnig viel zu entdecken, obwohl es nur die Frontseite ist.

Danach geht es erst so richtig los. Im magischen Land der Einhörner ist was los und es gibt viel zu betrachten und zu bestaunen. Irgendwo passiert auf den Seiten immer etwas was man beim ersten Lesen nicht gesehen hat. So macht das mehrmalige Lesen und Anschauen über einen längeren Zeitraum immer wieder Spaß .

Es gibt auch eine Geschichte, die ganz niedlich ist, aber nie so richtig in die Tiefe geht.

Laura und Sternenschweif wollen dem Einhornfohlen Schimmerhorn helfen, seinen Geburtstag zu erfahren. Es ist nämlich sehr traurig. So startet eine abenteuerliche Reise durch Arkadia auf Hinweise zu Schimmerhorns Geburtstag.

So geht es beispielsweise in den Elfenwald und zu den Trollen. An jeden besuchten Ort gibt es eine Menge zu sehen. Die Orte unterscheiden sich sehr voneinander und sorgen so für eine gelungene Abwechslung. Gerade in Sachen Farbe und Detailtreue bleiben hier keine Wünsche übrig. Anders als bei anderen Wimmelbüchern gibt es hier keine vorgegebenen Objekte, die gesucht und gefunden werden müssen. Das mögen einige vielleicht nicht so toll finden, passt hier aber, da die Augen genug zu tun haben.

Das Buch richtet sich an die jüngeren Leser/innen ab drei Jahren. Ideal zum Vorlesen oder selber entdecken. Gerade in Kitas wird dieses Buch ein Dauerbrenner sein.

Wenn man etwas negatives finden möchte, dann vielleicht, dass das Pappbuch bei häufigem Gebrauch schnell Macken an den Ecken bekommen kann und so ziemlich schnell abgenutzt aussehen kann.

Fazit: „Sternenschweif - Abenteuer im Einhornland“ ist das perfekte Wimmelbuch für alle Einhornfans da draußen. Entdecker kommen hier voll auf ihre Kosten. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.09.2024
Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht
Minnameier, Christoph

Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht


ausgezeichnet

Für Kinder ein Muss!

Lua Luftwurzel ist eine Elfe! Aber keine herkömmliche, denn sie ist eine wertvolle Silberelfe. Sie liebt es den Tieren im Wald zu helfen. Egal ob groß oder klein. Alle Bewohner des Waldes sind ihre Freunde.

Durch einen fiesen Trick wird sie allerdings von der finanziell in Not geratenen Hexe Malicia Warzenbuckel gefangen genommen. Dieser Fang könnte ihre prekäre Situation für die nächste Zeit deutlich entschärfen.

Doch Lua denkt gar nicht daran lange in Gefangenschaft zu bleiben. Schon bald schmiedet sie Pläne das Hexenhaus zu verlassen. Als dann die Hexe auch noch selber in Gefahr gerät, muss Lua sich entscheiden. Abhauen oder helfen!

Schon das Cover macht einiges her. Zusammen mit dem Titel bekommt man richtig Lust auf das Abenteuer, das Lua jetzt erleben wird. Und man wird definitiv nicht enttäuscht. Die Mischung aus Text und Zeichnungen ist hier wirklich sehr gut gelungen und umgesetzt. So nehmen einige Bilder manchmal mehr als eine Seite im Buch ein, so dass auch die Lesemuffel nicht so schnell überfordert werden durch zu lange Texte. Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich. Es wird zeitweise richtig spannend, aber nie gruselig.

Ganz toll sind die total lustigen Zaubersprüche, die in typischer Reimform aufgesagt werden und äußerst kreativ sind.

Mut und Freundschaft sind die zentralen Themen des Buches.

Fazit: Autor Christoph Minnameier und Zeichner Daniel Napp haben mit „Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht“ ein tolles Kinderbuch veröffentlicht. Egal, ob man es selber liest oder vorgelesen bekommt. Hier hat jedes Kind ab zirka sechs Jahren seine helle Freude. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.09.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


ausgezeichnet

Spurensuche

Vor sechzig Jahren starb der Vater der Autorin Zora del Buono bei einem Autounfall in der Schweiz. 1963 war sie acht Monate alt. Sie hat keine Erinnerungen an ihren Vater. Sein Tod war innerhalb ihrer Familie bis heute auch eher ein Tabuthema als dass offen damit umgegangen wurde.
So macht Zora del Buono sich auf, um Antworten auf Fragen zu finden, die sie seit jeher beschäftigen und teilweise quälen. Hätte der Unfall verhindert werden können? Was war der „Töter“ ihres Vaters für ein Typ Mensch? Wie ging das Leben für ihn nach dem Unfall weiter?

„Seinetwegen“, so der Titel des Buches, ist der Versuch der Autorin ihren Vater besser kennenzulernen. Licht ins Dunkel zu bringen. Ihn begreifbar und zum Teil lebendig zu machen. Gibt es Dinge und Eigenschaften, die sie von ihm übernommen hat? Wie war er so als Mensch?

Umso mehr sie von ihrem Vater erfährt, desto intensiver muss sie sich aber auch mit dem Unfallverursacher auseinandersetzen. Auch da setzt eine Entwicklung ein. Sie entdeckt den Menschen hinter der „Tat“. Aus den Initialen eines Namens wird ein Mensch mit einer Geschichte. So lässt sich die jahrzehntelange angestaute Wut auch nicht mehr so einfach erklären und andere Gefühle und Eindrücke erwachen zum Leben.

Zora del Buonos Schreibstil ist beeindruckend. Präzise, ehrlich, humorvoll. Es ist ein großes Vergnügen ihr als Leser/in zu folgen. Ihre Familiengeschichte ist spannender als so mancher Krimi. Es ist immer erstaunlich wie wenig Familien nach einschneidenden Erfahrungen miteinander kommunizieren.

Trotz des ernsten Themas gibt es immer wieder Auflockerungen und kleine Exkurse wie die Gesprächsrunden im Kaffeehaus.
Das Cover zeigt den Vater, dessen Gesicht man nicht auf Anhieb erkennt. Zum Ende hin wird sich das Bild vervollständigen.

Fazit: Ein Unglück, dass einen sein Leben lang verfolgt. Viele Fragen, wenig Antworten. Die sehr persönliche Suche nach Erfüllung überzeugt auf ganzer Linie. Es ist ein Genuss der Autorin bei ihrer Familiengeschichte zu folgen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.08.2024
Haibär Hicks - Ein Kuscheltier hat Schluckauf
Alaska, Nini

Haibär Hicks - Ein Kuscheltier hat Schluckauf


ausgezeichnet

Selma ist der Hammer

Wir alle sind mit ihnen aufgewachsen. Sie haben uns über viele Jahre begleitet, waren unserer bester Freund und haben uns getröstet. Zusammen haben wir viele Abenteuer mit ihnen erlebt. Kuscheltiere!

Auch Selma hat eines! Und es ist ihr allerbester Freund. Haibär Hicks begleitet sie überall hin. Mit ihm erlebt sie die tollsten Abenteuer. Sei es beim Einkaufen, beim Yoga oder im Fahrstuhl. Haibär Hicks ist immer dabei. Da er eine kleine Bauchtasche besitzt, kann er alles darin verschwinden lassen. Sogar den ungeliebten Spinat, den Selma so gar nicht mag. Meist endet dies für ihn in der Waschmaschine. Und da Selma und Haibär einfach zusammengehören, wartet sie natürlich geduldig bis er wieder trocken ist.

Mit „Haibär Hicks - Ein Kuscheltier hat Schluckauf“ hat die Autorin Nini Alaska das vielleicht schönste Kinderbuch des Jahres geschrieben und gezeichnet. Selma kann man einfach nur toll finden. Sie ist kreativ, ist voller Lebensfreude und weiß sich immer irgendwie zu helfen. Man kann ihr auch gar nicht böse sein, wenn sie den armen Haibär wieder mal in ihre spontanen Aktionen einbindet. Der macht halt alles mit.

Der Schreibstil ist leicht verständlich, warmherzig und voller lustiger Momente. Spinat und Farbe sind da nur zwei Stichpunkte, die hier kurz erwähnt werden sollen. Großartig! Meine Tochter und ich haben Tränen gelacht. Wenn sich jemand wie meine Tochter schon am Morgen auf das abendliche Vorlesen im Bett freut, dann hat die Autorin eine Menge richtig gemacht.

Das Highlight sind jedoch die wunderschönen Zeichnungen der Autorin selber. Das fängt beim sofort ins Auge fallendem bunten Cover an und zieht sich bis zum Schluss durch. Teilweise nehmen die Zeichnungen mehr als eine Seite des Buches ein. So wird Selma zu einer Persönlichkeit, mit der sich die kleinen Leser/innen identifizieren können. Natürlich ist Haibär auch so richtig süß geworden.

Die knapp hundert Seiten des Buches sind in verschiedene für sich stehende Kapitel unterteilt. So hat man zwischen zehn und zwanzig Seiten pro Geschichte, was die Kinder beim Vorlesen definitiv nicht überfordern sollte. Im Gegenteil: Die Kinder möchten eher noch eine Geschichte hören.

Fazit: Das bisherige Kinderbuch-Highlight des Jahres! Besser geht es nicht. Hier stimmt einfach alles. Ideal zum Vorlesen zu Hause oder in der Kita. Und wer weiß, vielleicht erleben wir ja irgendwann neue Abenteuer von Selma und Haibär. Doch bis dahin erfreuen wir uns noch lange an diesen Abenteuern. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.08.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


ausgezeichnet

Ein tolles Buch!

Wenn man sich das Buchcover zum ersten Mal anschaut, würde man wohl nie auf die Idee kommen, um was für eine Art von Buch es sich hier handeln könnte.

Und würde damit vielleicht ein ziemlich spannendes und abwechslungsreiches Buch verpassen.

Die britische Autorin Jennie Godfrey hat mit ihrem Roman „Unser Buch der seltsamen Dinge“ nämlich einen wirklich tollen Roman veröffentlicht.

In den 70er Jahren hält eine brutale Mordserie Yorkshire in Atem. Und genau in dieser Zeit lernt der Leser/in die junge Miv kennen. Ihre Freundin Sharon ist ihr ein und alles. Mit ihr bestreitet sie den Großteil ihrer Tage. Seitdem Mivs Mutter die Kommunikation mit der Familie eingestellt hat und sich ihre Tante Jean um den Haushalt kümmert, hat sich die Stimmung innerhalb der Familie stark verändert. Von Umzug ist jetzt sogar die Rede. Zum Schutz vor dem Ripper?

Was wäre, wenn der Mörder gefasst werden würde? Würde dann alles anders werden und die Familie könnte bleiben? Miv und Sharon fangen an ihre Umgebung genauer zu beobachten und erstellen eine Liste mit ihren Erkenntnissen. Sie setzten damit Dinge in Gang, deren Konsequenzen kaum zu überblicken sind.

Hier stimmt einfach alles. Die Geschichte über Freundschaft und Familie in schwierigen Zeiten überzeugt ab der ersten Seite. Es ist ziemlich leicht für den Leser/in eine Verbindung zu Miv zu bekommen. Dies liegt hauptsächlich an dem wunderbaren Schreibstil der Autorin. Präzise, humorvoll und immer die richtigen Worte findend, lernen wir die Welt von Miv kennen. So lernt der Leser/in im folgenden Charaktere aus dem Umfeld von ihr kennen, die auf den ersten Blick gar nichts mit dem Ripper zu tun haben, aufgrund besonderer Umstände aber in ihren Fokus fallen. Das ist spannend und teilweise tragisch zugleich. Denn letztendlich haben alle Menschen Geheimnisse und Bedürfnisse, die man aber erst erkennt, wenn man genauer hinschaut.
Themen wie Rassismus, Kirche und Sexualität werden dabei genau so angesprochen wie die Macht der Freundschaft.

Obwohl sich die Hauptgeschichte hauptsächlich aus der Sicht von Miv erzählt wird, kommen auch andere Personen aus dem Umfeld von ihr zu Wort beziehungsweise lernen wir ihre Gefühlswelt aus ihrer Perspektive kennen. Diese Wechsel passen sehr gut in die Geschichte und vervollständigen das Bild, dass Miv von ihrer Umgebung hat.

Fazit: Ein Leseerlebnis, welches einem nicht allzu oft über den Weg läuft. Die Autorin besitzt das Talent eine tolle Geschichte zu erzählen und das Ganze ohne aufgesetzte Effekthascherei. Das Buch dieses Sommers! Klare Leseempfehlung!