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Benutzername: 
Kwinsu
Wohnort: 
Salzburg

Bewertungen

Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2024
Der König und der Uhrmacher
Indriðason, Arnaldur

Der König und der Uhrmacher


ausgezeichnet

Der isländische Uhrmacher Jón Sívertsen setzt sich in den Kopf, die Uhr des bekannten Uhrenkünstlers Habrecht zu reparieren, welche im Kopenhagener Königspalast sein zerstörtes Dasein fristet. Womit er nicht rechnet, ist, dass er dabei plötzlich von König Christian VII. heimgesucht wird. Dieser wünscht, Jóns Familiengeschichte zu erfahren, denn dessen Vater hat in Island ein tragisches Ende gefunden, woran des Königs Vater seine Mitschuld trug. Zwischen den ungleichen Männern entsteht eine besondere Form der Freundschaft und Jón erzählt in ausführlicher Weise die tragischen Ereignisse aus den isländischen Westfjorden, was den Palast in große Aufruhr versetzt...

Nachdem ich ein großer Fan von Arnaldur Indridasons Krimis - vor allem der Erlendur-Reihe - bin, war ich schon sehr gespannt auf diesen historischen Roman aus seiner Feder. Und auch die Lektüre von "Der König und der Uhrmacher" hat wieder große Lesefreude bereitet. Zwar war mir anfänglich die Figur des Königs Christian VII etwas suspekt - er ist mir mit seinem hochmütigen Gehabe ziemlich auf die Nerven gegangen - aber im Laufe der Geschichte(n) wurden auch diese Vorbehalte beseitigt. Indridason schafft es eine ganz eigene Freundschaft dieser beiden ungleichen Männer sprießen zu lassen, bei der sich erstaunlicherweise immer wieder eine gewisse Augenhöhe einstellt. Die kurzen Kapitel wechseln sich ab: einmal wird über Jón, den König und ihre Interaktion berichtet, das andere Mal erzählt Jón die Geschichte seines Vaters in den isländischen Westfjorden. Besonders in den Island-Kapiteln erzeugt Indridason diese ihm ganz eigene, minimalistische Atmosphäre, die mich emotional direkt in die isländische Landschaft versetzt und mich die Figuren wie eine beobachtende Fliege miterleben lässt. Obwohl man von Anfang an weiß, wie die erzählte Geschichte enden wird, fiebert man bis zum Schluss mit und hofft, dass sie doch noch ein anderes Ende nehmen wird. Aber auch die Szenen in Kopenhagen sind sehr eindringlich und das Kopfkino wird lebendig angeregt. Obwohl nicht viel preisgegeben wird von der Kopenhagener Welt, konnte ich mir doch die Habrechtsuhr, Jóns Werkstatt und einige andere Schauplätze sehr gut vorstellen. Die ganze Geschichte hat trotz einiger Tragik auch ihre humorvollen Seiten. Indridasons Stil empfinde ich eher als kühl und distanziert, so als würde er sich an die Landschaften seiner Erzählung anpassen.

Mein Fazit: "Der König und der Uhrmacher" ist ein großartiger historischer Roman mit ganz eigener Atmosphäre, ohne Pathos und Kitsch, dafür mit viel Glaubhaftigkeit. Der kühle, distanzierte und doch eindringliche Stil ist sicher nicht jedermann's/jederfrau's Geschmack, für mich als Liebhaberin nordischer Literatur ist er Seelenbalsam und Erzeuger von lebhaftem Kopfkino. Kleiner Tipp: um die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten, ist ratsam, sich vorab NICHT mit der Biographie König Christian VII. auseinanderzusetzen, das ist im Anschluss viel erhellender!

Bewertung vom 24.05.2024
Der Junge und die Kakerlake
Maxwell, Matthew

Der Junge und die Kakerlake


ausgezeichnet

Der Junge sieht eine Kakerlake und ekelt sich sehr - er hat gelernt, dass dieses Getier verabscheuungswürdig ist. Doch plötzlich beginnt er zu reflektieren - vielleicht ist nicht die Kakerlake falsch, sondern das, was er glaubt über sie zu wissen. Und er beginnt zu erkennen, dass es sich lohnt, über festgefahrene Glaubenssätze nachzudenken.

"Der Junge und die Kakerlake. Ein Buch für alle, die frei sind und es noch nicht wissen" ist ein sehr spezielles Buch und sicher nicht für jeden und jede geeignet. Es ist für Menschen, die bereit sind, über ihren eigenen Horizont nachzudenken und ihren Blickwinkel zu ändern. Der Junge, der in Wahrheit ein Erwachsener ist, ist geprägt von seinen Erfahrungen und glaubt fest daran, dass alles so ist, wie es ist. Bis er diese besondere Begegnung mit der Kakerlake hat, die ihm vor Augen hält, wie sehr Vorprägungen unser Tun beeinflussen. In kurzen Kapiteln, welche durch eindrucksvolle Illustrationen von Allie Daigle begleitet werden, durchlaufen die Leser:innen alle Ängste und Sorgen, die sich im Laufe des Lebens in dem Jungen (und im Endeffekt in vielen Menschen) angesammelt haben. Zum Ende jedes Kapitels reflektiert der Junge, weshalb er über eine Sache so denkt wie er denkt, erinnert sich an das Bild der Kakerlake und kommt zu dem Schluss, dass es sich lohnt, die Situation neu zu bewerten. Etwas gebetsmühlenartig wiederholt sich die Rekapitulation immer und immer wieder, was für manche Leser:innen etwas mühsam sein könnte, für mich war es aber schön, weil es mir einprägsam vor Augen hält, dass man sich immer an das Positive erinnern sollte, damit man schließlich aus dem vorgeprägten, oft negativen Gedankenkonstrukten entkommen kann. Besonders gut hat mir am Schluss gefallen, wie der Autor Matthew Maxwell in einem Nachwort erklärt, was ihm ein Ansporn für das Verfassen dieses Büchlein gab - es sei so viel verraten, dass er es seinen Kindern und Kindeskindern widmet.

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, welche Zielgruppe der Autor im Kopf hatte - ich finde es ist wichtig, eine gewisse Offenheit und eine Reflektionsgabe mitzubringen, um das Buch verstehen zu können. Wahrscheinlich hatte der Autor auch depressive Menschen im Kopf und es ist ganz klar, dass das Büchlein nur ein kleiner Anstoß sein kann, um aus negativen Gedankenspiralen zu entfliehen. Doch es ist ein guter und sympathischer Versuch, den Teufelskreis der schlechten Gedanken ein wenig zu unterbrechen.

Bewertung vom 21.05.2024
Wo Milch und Honig fließen
Zhang, C Pam

Wo Milch und Honig fließen


ausgezeichnet

Die namenlose Erzählerin befindet sich in einer Zeit, in der ein furchtbarer Smog die Erde überströmt und den Großteil von Flora und Fauna ausgelöscht hat. Die Menschheit überlebt, doch muss sie sich fast ausschließlich von Mungobohnenprotein ernähren. Einzige Ausnahme ist ein Berg in Italien: hier haben sich Superreiche angesiedelt, die neben frischer Luft auch viele Tierarten zur Verfügung haben, welche dort durch ein Labor wieder zum Leben erweckt worden sind. Die Reichen in ihrer Dekadenz essen was ihnen unter die Finger kommt, seien es die letzten noch lebenden Schimpansen oder längst ausgestorbene Mammutüberreste. Die Erzählerin arbeitet dort als Köchin und letztlich auch Schauspielerin, muss sie doch die Frau jenes Mannes mimen, der allen Reichen Investitionen in eine Insel der Seligen abluchsen will. Und sie fängt eine ungestüme Affäre mit dessen Tochter Aida an. Sie arbeitet nur einen Sommer dort, doch dieser sollte den Rest ihres Lebens verändern...

"Wo Milch und Honig fließen" ist eine Dystopie, die dystopischer kaum sein könnte. Doch irgendwie ist sie anders. Die Menschen scheinen kaum Interesse daran zu haben, den Zustand der Erde wieder zu verbessern. Nein, die Reichen wollen unter sich bleiben und alle anderen scheinen sich mit der Situation abgefunden zu haben. Doch die Welt als Gesamtes hat in dieser Geschichte ohnehin nicht viel Bedeutung, viel mehr beschreibt die Erzählerin ihren Alltag am Berg - das Zubereiten von den verschiedensten Tieren, das Verschwenden von Nahrungsmittel, die dekadentesten Abendmahle, das grausamste Gesicht der Menschen, denen es nur um ihr eigenes Wohl geht. Am Berg gibt es ein ganz eigenes System und die Erzählerin passt sich - zwar nicht bereitwillig aber doch - an dieses an, fügt sich, lässt alles geschehen. Zentral ist ihre Beziehung zu Aida, die zerstörerisch, aber leidenschaftlich ist. Schmerzhaft ist die mutmaßliche Empathielosigkeit und Gleichgültigkeit, sowohl von der Erzählerin, als auch von allen anderen beschriebenen Charakteren. Ich konnte das Buch nicht auf einmal lesen, sondern brauchte Monate dafür - so mitgenommen war ich oft von der Dekadenz und der Wurschtigkeit. Aber loslassen konnte ich das Buch trotzdem nicht. Es ist in einer genialen Sprache verfasst und die Charaktere und Atmosphäre sind so speziell, dass sie sich nachhaltig ins Gedächtnis brennen. Die Geschichte plätschert dahin, ist langatmig und der Alltag scheint sich in einem fort zu wiederholen. Doch der letzte Teil ist dann rasant, mit vielen Wendungen und einem grandiosen Finish. Plötzlich versteht man alles und weiß, dass es doch um so viel mehr ging, als nur um den einen Sommer am Berg.

Mein Fazit: "Wo Milch und Honig fließen" ist wahrlich kein einfacher Roman. Es ist eine Dystopie, welche die dunkelsten Seiten der Menschheit aufzeigt. Die Autorin brilliert mit einer ganz speziellen, etwas trägen Sprache und versteht es schräge Charaktere einprägend zu beschreiben. Das Lesen tut oft weh, aber das grandiose Finale belohnt einen fürs Durchhalten. Ein wirklich spezieller Lesegenuss!

Bewertung vom 21.05.2024
Fucking Famous
Hashagen, Anne

Fucking Famous


sehr gut

Lotte fehlt der Kick in ihrem Leben - ihr Bürojob langweilt sie und enttäuscht muss sie feststellen, dass ihr Sachbuch über Tinder floppt. Ihre Freundin Tessa hat die zündende Idee - sie will Lotte zu einer angesagten Influencerin machen. Und tatsächlich gelingt der Plan, wenn auch anders, als Lotte sich das gedacht hat...

Ich bin mir ehrlich gesagt nach wie vor nicht sicher, was ich von diesem Roman halten soll... Den Titel und das Cover finde ich eher furchtbar, nichtsdestotrotz habe ich in das Buch reingelesen und fand den Schreibstil, den Aufbau und das Thema der Geschichte irgendwie reizvoll. Ich habe es gern gelesen, war fasziniert von dieser absurden Influencer-Welt, und bin mir doch nicht sicher, was dessen Kernaussage sein soll (wenn eine solche überhaupt intendiert ist). Nach Beendigung und einigen Tagen des Nachdenkens darüber hab ich immer noch etliche Fragezeichen im Kopf...

Die Protagonistin lässt sich von ihrer Freundin instrumentalisieren und digital bearbeiten - eigentlich ist ihr klar, dass das Online-Ich mit dem realen Ich nur sehr wenig zu tun hat. Sie lässt sich in diese Welt der Oberflächlichkeiten hineinwerfen, spielt mit, hat (wie der Titel schon sagt) doch auch sehr Spaß dabei, reflektiert diese (Schein-)Welt aber auch treffend, teils sarkastisch, und belächelt das ganze. Zudem trinkt Lotte ziemlich viel Alkohol, schießt damit oft über das Ziel hinaus, sodass ich mir nicht sicher bin, ob sie das macht, um tatsächlich den Spaß zu haben, den sie will oder doch um diese jämmerliche Welt von Sein und Schein erträglicher zu machen... Die Freundschaften, die sie hat oder hatte, scheinen ebenso auf Oberflächlichkeiten zu beruhen, anders kann ich mir nicht erklären, weshalb sie diese auch so sang und klanglos vergehen lässt. Andererseits hat Lotte viel Mitgefühl, was ihr nicht so nahestehende Menschen betrifft. Ihre Analysen der Social Media- und Influencer:innen-Welt sind treffend und ihr scheint sehr bewusst zu sein, dass es dort eigentlich nur um Manipulation und Geschäft geht. Schließlich: "Nur Aufmerksamkeit hat noch einen Wert." (S. 292) Trotzdem spielt Lotte mit, lässt sich sogar von ihrer Freundin überwachen, ohne dies groß zu hinterfragen. Kommt schlussendlich in eine äußerst brenzlige Situation, die sie kaum tiefer sinken lassen kann. Doch das Ende ist irgendwie genial und das Ziel der beiden Freundinnen scheint erreicht zu sein...

Der Roman ist eine Mischung aus Gesellschaftsbeobachtung und philosophischen Gedankengängen, gepaart mit einem sich Aneignen und Leben von Oberflächlichkeit und scheinbarer Beliebtheit. So kommen schlaue und schwarzhumorige Aussagen wie "Nein, die Looser [sic!], die Zurückgelassenen, die Ewig-Zweiten, die, die im Schatten stehen, die sind ironisch, nämlich um ihre Position der Schwäche ein wenig erträglicher zu gestalten. Ich verdränge den Gedanken gleich wieder, denn Ironie ist mein Steckenpferd." (S. 86) genauso vor wie irritierende Vorurteile wie "[...] und wir stoßen nochmal an mit den Skinny Bitches. [...] Alkohol, der gut für die schlanke Linie ist, einfach großartig. Ich muss an Adipöse denken, die sich ihren Schokoladenkonsum schönreden, weil Kakaobohnen so gut fürs Herz sind. Jeder lebt in seinem eigenen Märchen." (S. 101)

Genau dieser Wiederspruch zwischen genialen Analysen der (Online-)Gesellschaft und dem mutmaßlichen Anbiedern an Oberflächlichkeit und Ruhm machen "Fucking Famous" für mich so ungreifbar. Und ich frage mich: ist das alles nur ein schlechter Scherz oder doch ein scherzhaft vorgehaltener Spiegel? Eins ist jedoch sicher - so schnell vergessen werde ich dieses Buch sicher nicht!

Bewertung vom 05.05.2024
Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1


gut

Gianna ist Polizeireporterin bei einer Lokalzeitung am Gardasee. Ihr Leben, das vom Verschwinden ihres Vaters vor einem Jahr und dem Zerwürfnis mit ihrer Mutter geprägt ist, nimmt einen unerwarteten Verlauf, als ein junger Mann tot am See aufgefunden wird: mit Filippo hatte Gianna seinen letzten, lebenden Abend verbracht... Nun setzt sie alles daran, den rätselhaften Mord an ihm aufzuklären...

Lenz Koppelstätter startet mit "Was der See birgt" eine neue Krimireihe um die junge Polizeijournalistin Gianna Pitti. Sein Schreibstil ist unterhaltsam und kurzweilig. Die kurzen Kapitel beschreiben abwechselnd die Erlebnisse von Hauptprotagonistin Gianna, aber auch von deren Chefin Elvira und ihrem Onkel, dem Marchese. Besonders am Anfang führt er die Figuren, als auch die Landschaft rund um den Gardasee ausführlich ein, was einem beides sehr gut näherbringt und gut in die Geschichte starten lässt. Der Fall selbst baut sich nur langsam auf, was aber der Lesefreude keinen Abbruch tut. Vor allem der schrullige Onkel von Gianna hat einen einnehmenden Charakter und interessant ist, dass er mit einer beginnenden Demenz zu kämpfen scheint. Gianna wird als ehrgeizige, interessierte und engagierte Journalistin beschrieben, ihre Vorgesetzte Elvira hat zwar eigene Kapitel, kommt aber in der Beschreibung etwas zu kurz.

So nett der Anfang war und sich der Fall entwickelt, so enttäuschend war für mich der Showdown im letzten Drittel. Hier wird verpackt, was nur hineingestopft werden kann, die Ereignisse und handelnden Personen überschlagen sich, es passiert sehr, sehr viel, einiges, was meines Erachtens einer Erklärung bedürfte, wird nur angedeutet, viel zu schnell werden Erklärungen hin geklatscht. Es ist gar nicht so leicht, den Überblick über alles zu behalten, so vieles passiert. Ja, natürlich wird der Fall aufgeklärt, für meinen Geschmack aber viel zu schnell und viel zu dicht. Hier hätte sich der Autor ruhig 100 Seiten mehr Zeit lassen können, sodass die Story eine ordentliche Abrundung erhalten, die die vielen Facetten der Geschichte in Ruhe aufgelöst hätte.

Mein Fazit: "Was der See birgt" ist ein kurzweilig geschriebener Krimi, der seine Charaktere und die Kulturlandschaft rund um den Gardasee eindrücklich einführt. Das angenehm gemächliche Tempo der ersten zwei Drittel geht aber leider in einem viel zu opulent verpackten Showdown komplett verloren und die Geschichte hätte sich nach meinem Dafürhalten noch 100 Seiten mehr verdient. Lust auf den Gardasee und auch auf eine Fortsetzung macht er trotzdem.

Bewertung vom 05.05.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


ausgezeichnet

Odile ist 16 Jahre alt und lebt in einem begrenzten Tal - es ist abgeschirmt durch strikte Grenzzäune und keinem ist es erlaubt, diese zu überschreiten. Außer die Bewohner:innen stellen einen Antrag - meist im Trauerfall. Denn im Westen existiert das selbe Tal, nur 20 Jahre in der Vergangenheit, wohingegen sich im Osten das Tal 20 Jahre in der Zukunft befindet. Alleinig die jeweiligen "Conseils" entscheiden, ob der oder die Antragssteller:in reisen darf. Odile entscheidet sich, an der Aufnahmeprüfung für die Schule der Conseils teilzunehmen, um ihren beruflichen Weg in dieser hochangesehenen Tätigkeit zu bestreiten. Doch ein folgenschweres Ereignis verändert ihre Pläne - und somit auch Zukunft und Vergangenheit...

Der kanadische Autor und Philosoph Scott Alexander Howard präsentiert mit "Das andere Tal" sein literarisches Erstlingswerk. Er besticht durch eine atmosphärische, bildgewaltige Sprache, die einen umgehend in diese ganz besondere Welt versetzt. Howard beherrscht die Kunst, die Erzählung voranschreiten zu lassen, ohne dass geahnt werden kann, in welche Richtung sie sich entwickelt. Dabei begleiten einen stets philosophische Denkanstöße über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Gut und Böse, Recht und Unrecht. Erst im Laufe der Zeit wird einem bewusst, dass es sich bei der hier geschaffenen Welt wohl um eine Diktatur handelt, die unbarmherzig mit ihren Bewohner:innen umgeht. Alle haben ihren vorbestimmten Weg, haben sich an die Regeln zu halten, haben keine zweite Chance verdient. Erstaunlich ist, dass sich scheinbar keiner mit diesem strikten Regelwerk auseinanderzusetzen und widersetzen zu scheint, (fast) alle nehmen ihre Lebensumstände als gegeben hin.

Ein besonderes Highlight ist die Hauptprotagonistin Odile. Sie erzählt in der Ich-Form, man bekommt viele Einblicke in ihre Gedankengänge, bis zum Schluss ist es jedoch nicht möglich, sie zu charakterisieren, geschweige denn einzuordnen. Sie scheint ein sehr regelkonformer Mensch zu sein, der sich seinem Schicksal ergibt - allerdings täuscht man sich hier, wie in einigen anderen Aspekten auch. Was aber feststeht ist, dass sie zäh ist. Ihr Leben entwickelt sich in Richtung Hölle auf Erden, aber aufgeben tut sie nie.

Der Roman spielt in unterschiedlichen Zeitabschnitten. Erst begleiten wir die jugendliche Odile, die mit üblichen jugendlichen Problemen kämpft - Schüchternheit, Freundschaft, komplizierte Beziehung zu den Eltern. Der zweite Abschnitt reist 20 Jahre weiter und zeigt eine hoffnungslose Odile, die sich ihrem Schicksal, das von grauenhaften Begegnungen mit den hässlichsten Seiten der Menschheit geprägt ist, fügt. Doch wie erwähnt kommt es immer wieder zu unerwarteten Wendungen in der Geschichte, die einem die Hoffnung nach dem Guten nie gänzlich nimmt.

In den Diskussionen über den Roman wird immer wieder angemerkt, dass die geschaffenen Zeitebenen - die verschiedenen Täler - und der geregelte Umgang damit, unlogisch seien, vom Autor zu wenig erklärt werden. Für meine Wahrnehmung waren die Erklärungen ausreichend, ich habe mich mit dem vorgegebenen Konstrukt zufrieden gegeben. Viel spannender waren für mich die damit einhergehenden philosophischen Auseinandersetzungen, die mir auch viel Stoff gegeben haben, um Parallelen mit der realen Welt herzustellen.

"Das andere Tal" war für mich ein absolutes Lesehighlight, dass mich auch in den Lesepausen immer wieder fest in Gedanken bei der Geschichte sein ließ. Es ist ein fesselndes Werk, dass immer wieder mit unerwarteten Wendungen aufwartet und die Gehirnwindungen ordentlich arbeiten lässt. Die Atmosphäre - Märchenhaftigkeit gepaart mit trister, grauenhafter Realität, wird mir dieses Buch nicht so schnell vergessen lassen. Gespannt warte ich auch weitere Werke des Autors!

Bewertung vom 05.05.2024
Und alle so still
Fallwickl, Mareike

Und alle so still


ausgezeichnet

Elin, Nuri und Ruth führen gänzlich unterschiedliche Leben. Die eine, Elin, ist Influencerin, die Bestätigung durch Follower:innen und Sex sucht, der andere, Nuri, ein junger Mann in prekären Lebensumständen, der kaum zum Schlafen kommt, weil er durch verschiedene, unterbezahlte Jobs seine Existenz sichern muss. Ruth hingegen ist Pflegekraft und ob der Überlastung des Systems hat sie seit Jahren schon kein Privatleben mehr. Alle hechten durch ihr Leben, bis plötzlich Frauen wahllos beginnen, sich auf die Straße zu legen. Das System beginnt zu bröckeln, rapide und unbarmherzig. Und die drei Protagonist:innen suchen ihren Weg im stillen Aufstand.

Mareike Fallwickls neuer Roman "Und alle so still" wurde, nach dem überwältigen Erfolg des Vorgängers "Die Wut die bleibt", sehnsüchtig von der Lesecommunity, Feminist:innen und Presse gleichzeitig erwartet. Für mich ist es eine Erzählung mit Durchschlagekraft - radikal, atemlos und aufschreiend. Grundsätzlich stehe ich "Hypes" skeptisch gegenüber und nachdem ich von erwähntem Vorgängerroman nicht so angetan (der Gewalt wegen) und die Vorschusslorbeeren enorm waren, machte ich mich mit Skepsis über dieses Leseerlebnis. Die Wucht der Erzählung ereilte mich schon auf den ersten Seiten - die Dichte und Unerträglichkeit der Umstände von den Lebenswelten der Protagonist:innen nahm mir fast den Atem, doch konnte ich kaum zu Lesen aufhören. Die Zeit des Aufstands der Frauen kommt unvermittelt, greift in die Erzählung ein und gibt ihr eine Wendung, die das Erzählte in eine andere, eine kollektivere Richtung lenkt. Schnell stellt sich heraus, dass vieles, fast alles nicht mehr funktioniert, wenn Frauen ihr vermeintliches Soll nicht mehr leisten. Die Gesellschaft kommt zum Erliegen. Des Öfteren musste ich bei der Schilderung des nun auftretenden Ausnahmezustands an "Blackout" denken, wobei ich nicht bezweifle, dass es eine Gesellschaft ohne Frauen wesentlich schlechter träfe als ohne Elektrizität. Immer mehr Frauen schließen sich dem stillen Widerstand an, immer mehr finden sich ein in die sich neu bildende Solidarität unter Frauen (und einiger verbündeter Männer). Natürlich kommt das Erzählte nicht ohne das Aufbegehren der Männer zustande, oft wehren sie sich mit Gewalt gegen die Verweigerung.

Mareike Fallwickl greift vielfältigste, gesellschaftlich relevante Themen auf - allen voran die unbezahlte Care-Arbeit, vorwiegend verrichtet durch Frauen. In einer dystopischen Utopie zeigt sie auf, wohin Ungleichheit, Patriachat, die Geschwindigkeit der Turbogesellschaft - der Kapitalismus - führen - und wie sich stiller Protest dagegen wehren kann. In vielen Besprechungen war zu lesen, dass ihr hier gezeichnetes Bild und die Charaktere unrealistisch seien, keine/r würde so sprechen, keine/r würde so agieren, alles sei vollkommen übertrieben. Natürlich überspitzt sie, verkürzt sie, eskaliert sie. Aber zu was soll Literatur gut sein, wenn sie das nicht darf?

"Und alle so still" ist für mich ein Highlight in dieser Lesesaison und wohl weit darüber hinaus. Der Roman ist rasant, atemberaubend, inspirierend und für viele wohl augenöffnend. Er vermittelt die Hoffnung, dass eine Änderung des Systems möglich ist - wenn wir nur zusammenhalten.

Bewertung vom 17.04.2024
Ein falsches Wort
Hjorth, Vigdis

Ein falsches Wort


ausgezeichnet

Bergljot kämpft mit ihrer Familie. Vordergründig geht es um eine Erbschaft von zwei Ferienhütten, doch der Kampf ist viel komplexer, viel tiefsitzender: sie wurde als Kind von ihrem Vater missbraucht. Doch nicht alle glauben ihr, wollen die Realität nicht anerkennen, verdrängen kontinuierlich - auch weil, das Geschehene lange verdrängt wurde und dann mit voller Wucht wieder ins Bewusstsein rückt. Bergljot nimmt uns mit auf ihren inneren Kampf der Selbstbefreiung von den Fesseln der Familie.

Dieser Roman ist harte Kost, thematisiert er doch das Unaussprechliche. Vigdis Hjorth versteht es, mit ihren klaren Worten, ihren eindringlichen Satzwiederholungen, für die Lesenden eine Ebene zu schaffen, auf der es erträglich ist, den inneren Kampf von Bergljot mitzuverfolgen, wenn auch äußerst herausfordernd. Dieser ist so vielschichtig, dass man ihr jedes Wort glaubt. Es geht hier nicht nur darum den Täter anzuklagen, sondern das ganze System, das ihn stützt. Es geht um Machtmissbrauch, emotionale Erpressung, Vernachlässigung, körperliche Gewalt, der Suche nach Aufmerksamkeit in den unterschiedlichsten Stufen. Die komplexen Beziehungen der Schwestern, des Bruders und vor allem der Mutter zueinander werden aufgedröselt; Hjorth zeigt, dass es niemals eine einfache Antwort geben kann; dass es immer ein System ist, das den Missbrauch stützt. Und über allem steht die Frage des Beweises, die anklagend und mit Fingerzeig auf die Betroffene blickt. Der Roman ist anstrengend zu lesen, es wird einem viel abverlangt, denn das Gedankenkarussell läuft unaufhörlich und scheint nicht aufhaltbar zu sein. Oft wollte ich die Protagonistin packen und schütteln und sie fragen, warum es ihr nicht möglich ist, "einfach" mit der Familie zu brechen, den Kontakt ein für alle mal aufzugeben. Aber die Penetranz und die Verdrängungsgabe besonders der Mutter und der Schwester Astrid sind so stark, dass sie Bergljot nicht loslassen können. Gekonnt werden in die Geschichte Theorien der Psychoanalyse eingeflochten. Es werden auch Bezüge zu Theater oder Filmen hergestellt, allen voran zu dem ersten Dogma 95-Film "Das Fest", in dem es ebenso um Kindesmissbrauch geht, mit dem sich die Protagonistin vergleicht. So krass das Thema ist, umso erstaunlicher ist es, wie subtil Hjorth auch Schwarzhumoriges einfließen lässt, wenn sie über den Gebrauch des Wortes "Inzest" schreibt. Fast ist es unfassbar, wie genial das Thema aufgearbeitet wird, die Komplexität des Geschriebenen ist so tiefgängig, dass man oft vergisst, dass es sich um Autofiktion handelt. Doch mutmaßlich arbeitet Hjorth hier ihre eigene Geschichte auf. Und abgesehen von der Härte der Thematik, ist das Buch einfach eine herausragende Prosa mit schriftstellerischer Brillanz, die sicher eines meiner persönlichen Highlights des Jahres 2024 ist.

Mein Fazit: "Ein falsches Wort" ist ein heftiger Roman, der die Lesenden an ihre Grenzen bringt. Die Autorin schafft es durch ihre feinfühlige Sprache und der Vielschichtigkeit der Aushandlungen innerhalb der Familie, ein Gefängnis nachzuzeichnen, aus dem die Protagonistin nur schwer entkommen kann - jenem der Familie. Ein herausragendes Werk, bei dem es aber aufgrund der Heftigkeit gut überlegt sein soll, ob man sich dem Thema annähern kann oder will.

Bewertung vom 09.04.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


sehr gut

Als Mira Bunting den Milliardär Robert Lemoine kennenlernt, scheint ihr Ziel in greifbare Nähe zu rücken: ihr Guerilla-Gardening-Gruppe Birnam Wood könnte dank der unerwarteten Unterstützung des geldigen Mannes plötzlich rentabel werden und ihre Existenz sichern. In dem kleinen, durch einem Erdrutsch von der Außenwelt beinahe abgeschnittenen Dorf Thorndike gibt er ihnen die Möglichkeit legal an ihrem Projekt zu arbeiten. Doch nichts ist so wie es scheint und auch innerhalb der Gruppe kommt es zu Spannungen, die der Geschichte unerwartete Wendungen bringt...

Nach Beendigung des Buches bin ich immer noch sprach- und ratlos. Einerseits geht von der Kunst der Autorin, die unterschiedlichen Charaktere detailliert zu zeichnen, ihnen durch mannigfaltige, lebensweltliche Anschauungen und kritische Reflexionen auf die Welt in verschiedensten Facetten eine realistische und glaubhafte Lebendigkeit teilwerden zu lassen, eine große Faszination aus. Manche Passagen waren so eindringlich und anregend, dass ich noch Wochen nach dem Lesen darüber nachdenken muss - die gesellschafts- und kapitalismuskritischen Diskussionen waren für mich so bereichernd, dass ich vielem davon zustimmen kann und nun eine bessere Argumentationsgrundlage für persönliche Auseinandersetzungen damit habe. Andererseits rutschte die Geschichte für mich oft in eine extreme Langatmigkeit aus, die es mir schwer machten mich dazu zu überwinden, den Roman weiter zu lesen. Oft las ich den Text und meine Gedanken glitten ob der teilweise unnötig in die Länge gezogenen Gedankengänge und Betrachtungen der Charaktere weit ab, sodass ich die Seiten wieder und wieder lesen musste. Oft kam mir in den Sinn, es einfach gut sein zu lassen und einfach abzubrechen.
Aber immer wieder kamen Aspekte in die Geschichte, die mich einfingen und mich doch nicht aufgeben ließen. Und dann kam das letzte Drittel des Buches, das für mich so unglaublich fesselnd war, dass ich es schier nicht mehr aus den Händen legen konnte. Ich musste mich immer wieder daran erinnern, nicht aufs Atmen zu vergessen - so unglaublich spannend und rapide entwickelte sich die Geschichte und spätestens bei den letzten Seiten fand ich mich in einem manieartigen Zustand wieder. Den Schluss empfand ich dann als ziemlich abrupt, einerseits schlüssig, andererseits unbefriedigend.

"Der Wald" ist für mich ein unfassbares Buch im mehrdeutigen Sinn. Die Autorin weiß durch tiefsinnige Charakterdarstellung und philosophische Gedankengänge zu beeindrucken. Andererseits ist auch die immer wiederkehrende Langatmigkeit unfassbar. Unfassbar ist auch der Abschluss des Buches, der für mich als moralische Komponente zusammenfasst, dass es wohl keine Gerechtigkeit gibt - oder alle Gerechtigkeit der Welt. Ein Buch, das definitiv keine leichte Kost ist, das Durchhaltevermögen erfordert, aber aufgrund der Vielschichtigkeit und Tiefenschärfe eine unheimliche Bereicherung ist.

Bewertung vom 01.04.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


gut

Vier Herzkranke verschiedenen Alters nehmen an einer Medikamentenstudie teil. Plötzlich verschwinden ihre Symptome und es stellt sich heraus, dass durch die Einnahme des Medikaments ein körperlicher Verjüngungsprozess eingesetzt hat. Es ist eine wissenschaftliche Sensation und die ganze Welt reißt sich um dieses Medikament. Doch was passiert, wenn die Menschen plötzlich in der Lage sind, sich stetig zu verjüngen? Diese und viele andere Fragen keimen auf und die Entwicklung nimmt einen Spießrutenlauf, der den Versuchspersonen einiges abverlangt...

Maxim Leo greift in "Wir werden jung sein" ein Thema auf, dass die Menschheit wohl schon bewegt, seit sie sich zu einer Hochkultur entwickelt hat: können wir uns verjüngen und diesen Zustand vielleicht ewig aufrecht erhalten? Der Roman beginnt humorvoll, der Schreibstill ist mitreißend, das Thema spannend. Die Leser:innen folgen insgesamt sechs verschiedenen Charakteren verschiedenen Alters - den vier Teilnehmer:innen der Studie, dem Schöpfer des Medikaments - ein kauziger Wissenschaftler - und einer Ethikerin, welche die Bundesregierung berät. Was zuerst humorig beginnt, stellt sich schon bald als schier unlösbares Gedankenexperiment heraus. Was wird die Entdeckung mit der Menschheit machen? Wird das Medikament nur für die Reichsten zugänglich sein oder wird jeder darauf Zugriff haben? Und wie verändert es die Menschen, wenn sie sich stets erneuern können? Bald aber läuft nicht alles so rund und es stellt sich heraus, dass es auch Komplikationen gibt. Nichts desto trotz gieren viele nach der mutmaßlichen Verjüngungskur.

Leo wägt anhand seiner Charaktere das Für und Wider ausgewogen ab. Ich wurde durch das Lesen des Romans sehr dazu angeregt, über die möglichen Probleme einer solchen wissenschaftlichen Entdeckung intensiv nachzudenken. Nach den ersten hundert Seiten kommt es zu einer Gradwendung, die die Geschichte vorerst auf eine neue Bahn schickt. Die Grundstimmung dreht sich hier von lustig-sensationell auf tendenziell deprimierend und bedrohlich - ein Kunstgriff des Autors, der mich sehr fasziniert hat. Die Protagonist:innen sind unterschiedlich zugänglich, einerseits konnte ich mich mit einigen von ihnen sehr identifizieren, einen anderen fand ich äußerst nervig, andere blieben für mich nicht sonderlich greifbar. Immer jedoch schwingen individuelle Befindlichkeiten mit, die die Figuren mit ihrer Situation unterschiedlich umgehen lassen.

So großartig die Idee und das schreiberische Talent des Schriftstellers sind, so lückenhaft ist für mich die Erzählung der Geschichte. Es sind einige Fakten, die auf den Tisch gelegt werden, die allerdings nicht kongruent auserzählt werden. Beispielsweise wird der Eindruck vermittelt, dass die Proband:innen das Medikament dauerhaft einnehmen müssen und dann genügt es anderen lediglich eine Kapsel zu nehmen, um den Verjüngungsprozess in Gang zu setzen. Die Geschichte nimmt Wendungen, die für mich teilweise nicht nachvollziehbar waren und ich hatte ab und an das Gefühl, dass ein Thema angerissen, aber nicht fertigerzählt wurde. Das Ende der Geschichte wirkte auf mich sehr abrupt - meines Erachtens hätte das Buch 200 - 300 Seiten mehr vertragen, um das Erzählte adäquat abzurunden. Vielleicht wäre es auch einfacher gewesen, sich auf nur zwei oder drei Charaktere zu beschränken, sodass sich für mich alles nachvollziehbarer entwickelt hätte. Was das Medikament körperlich mit den Teilnehmenden macht, wird zwischendurch thematisiert, aber schlussendlich - nach meinem Empfinden - nicht ausreichend fertigerzählt. Zwar wird am Ende ein Abschluss für die einzelnen Figuren gefunden, das macht aber für mich nicht das Manko wett, dass große gesellschaftspolitische Fragen aufgeworfen und auszuverhandeln begonnen wurden, die Idee aber nicht weitergesponnen wurde, sondern zu einem jähen Ende fand. Angesichts der Brisanz und Größe dieses Themas ist es wahrscheinlich grundsätzlich schwer, einen zufriedenstellenden Abschluss oder Ausgang zu finden, ich bin mir aber nicht sicher, ob der Versuch hierzu überhaupt gestartet wurde.

Mein Fazit: "Wir werden jung sein" ist ein Roman, der intensiv dazu anregt, sich über die Frage, ob ewiges Leben oder ewige Verjüngung erstrebenswert ist, Gedanken zu machen. Leider ist er für mich aber zu kurz geraten, da viele Themen zwar angesprochen, aber nicht ausreichend abgerundet werden. Er ist kurzweilig zu lesen, aber die Geschichte lässt für mich zu viele Fragen offen - nicht nur philosophisch, sondern auch figurentechnisch.

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