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Benutzername: 
britta70
Wohnort: 
Mainz

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2014
Mein Sommer am See
Hall, Emylia

Mein Sommer am See


gut

Was bleibt, sind Erinnerungen

Jean Paul wird oft mit den Worten zitiert "Erinnerungen sind das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann". An diesen Spruch musste ich bei der Lektüre des Buches wieder denken. Beth hat ein etwas angespanntes Verhältnis zu ihrem Vater. Als er unerwartet seinen Besuch anmeldet, hofft Beth auf eine schöne gemeinsame Zeit. Sie ist enttäuscht zu erfahren, dass er gekommen ist, um ihr ein Päckchen persönlich zu überreichen. Ein Päckchen, das eine weite Reise hinter sich hat, denn es kommt aus Ungarn. Von dort, wo ihre Mutter Marika zurückgegangen ist, um ihr Glück zu finden, als Beth erst 9 Jahre alt war. Beth wird wider eigenem Willen an eine Vergangenheit erinnert, die sie seit langem erfolgreich verdrängt hat; der Kontakt zu ihrer Mutter liegt seit langem auf Eis. Nun hält sie einen Brief ihres Lebensgefährten Zoltán in den Händen, der sie darüber informiert, dass ihre Mutter verstorben ist. Beigefügt ist das "Album unserer Sommer" von Mutter Marika für ihre Tochter Erzsi (so nannte sie Beth). Dieses Album enthält Bilder ihrer gemeinsam verbrachten Sommer. Gemeinsam mit Beth blättert der Leser dieses Album Seite für Seite, von Sommer zu Sommer durch. So entsteht Schritt für Schritt das Bild eines längst verloren geglaubten Paradieses vor den Augen Beths und dem Leser, das Zeugnis ablegt von einer tiefen Mutter-Kind Liebe ebenso wie Beths Entdeckung der ersten großen Liebe. Doch dann passiert etwas, das den Bruch zwischen Beth und ihrer Mutter Marika herbei führte...

"Mein Sommer am See" ist eine sehr emotionale Mutter-Kind Geschichte, die von Trennung und Schmerz, erster Liebe, Geheimniskrämerei und Vergebung handelt. Die Protagonisten wurden sehr lebendig gezeichnet, besonders Erzsi ist mir ans Herz gewachsen. Als Scheidungskind habe ich ihren Schmerz, ihre Zerissenheit und ihre Sehnsüchte mitgefühlt. Die Berichte über die vielen in Ungarn verbrachten Sommer fand ich zum Teil etwas langatmig, die Lüftung des Geheimnisses und den Schluss hingegen etwas plötzlich. Dennoch hat mir das Buch ein paar unterhaltsame Lesestunden beschert. Es ist eine unterhaltsame Sommerlektüre- nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Bewertung vom 09.04.2014
Morgen kommt ein neuer Himmel
Spielman, Lori Nelson

Morgen kommt ein neuer Himmel


sehr gut

Lebe Deine Träume!

"Morgen kommt ein neuer Himmel" ist eine sehr bewegende Mutter-Tochter-Geschichte. Als Elizabeth den Kampf gegen ihre Krankheit verliert, stürzt Brett in ein schwarzes Loch. Der Schmerz über den Verlust ihrer geliebten Mutter ist schier unerträglich, doch gilt es sich nicht gegen zu lassen, soll sie doch die künftig die erfolgreiche Firma Bohlinger Cosmetics leiten - denkt sie zumindest. Doch überrascht muss Brett bei der Testamentseröffnung zur Kenntnis nehmen, dass ihre Mutter als neue Geschäftsleitung Catherine, ihre Schwägerin, vorgesehen hat. Brett glaubt ihren Ohren nicht zu trauen, doch kommt es noch dicker: Während die anderen Familienmitglieder ihr Erbe sofort antreten können, soll sie erst 10 Punkte auf einer Wunschliste abarbeiten, die sie als 14jähriges Mädchen einmal verfasst hatte. Brett schäumt vor Wut. Wird sie diesen letzten Wunsch ihrer Mutter folgen? Und falls sie sich darauf einlässt: Wie soll sie innerhalb von nur einem Jahr zum Beispiel den Richtigen finden, wo sie doch in einer Beziehung ist? Wie soll sie bis dahin ein Kind bekommen oder das Verhältnis mit ihrem Vater bereinigen, der auf dem Friedhof begraben liegt? Fragen über Fragen...

Von Anfang an zog mich die Geschichte in ihren Bann. Ich habe erst mit Brett getrauert, gemeinsam mit ihr die massive Verletzung und auch Wut bei der Testamentseröffnung gespürt und schließlich begonnen darauf zu vertrauen, dass ihre Mutter Elizabeth es letztlich gut mit ihr meint und nur ihr Bestes will. Die Geschichte hat mich sehr berührt, ist das eigentliche Thema doch das Leben der eigenen Träume sowie das besondere Band, das Mutter und Tochter über den Tod hinaus verbindet. Die Charaktere fand ich sehr authentisch dargestellt, nicht nur aber insbesondere die Hauptprotagonistinnen Elizabeth und Brett. Wunderschön fand ich, wie Spielman hier die Fortführung des Mutter-Tochter-Dialoges inszeniert hat. Natürlich ist die Idee eines Vermächtnisses mit Aufgaben nicht neu, doch die Aurorin schafft es, der Geschichte ihre eigene Note zu geben. Gerne empfehle ich das Buch all denjenigen, die gerne ihr Leben reflektieren oder einfach etwas für's Herz lesen möchten.

Bewertung vom 19.01.2014
Ganze Tage im Café
Jónsdóttir, Sólveig

Ganze Tage im Café


gut

... Oder wird die Liebe vom Winde verweht?

In ihrem Roman "Ganze Tage im Café" schildert die Autorin das Leben vierer Frauen, das einige Parallelen aufweist. Hervõr, Mia, Silja und Karen - allesamt wurden sie von ihren Männern im Regen stehen gelassen und müssen nun damit zurechtkommen, dass sie verlassen wurden. Jede auf ihre Weise und doch gibt es viele Überschneidungen. Parallelen im Umgang mit dem Verlust, aber auch auf der Ebene realer Begegnungen. Denn ihre Schicksale kreuzen sich. Wird ihnen ein Neuanfang gelingen und steht am Ende tatsächlich die Erkenntnis, dass es im Leben - wie es im Klappentext heißt - Wichtigeres gibt als die große Liebe?

Solveig Jónsdóttir widmet den vier Hauptprotagonistinnen jeweils mehrere Kapitel. Die Geschichte lässt sich in ihrer Mischung aus Traurigkeit und Heiterkeit gut lesen, hat mitunter aber auch Längen. Die Charaktere sind lebendig und authentisch gezeichnet. Was mir neben dem abrupten Ende, was ein wenig wie 'aus dem Hut gezaubert' wirkt, nicht so gut gefallen hat sind stereotype Denkweisen, die immer wieder Einzug erhalten. Sei es das von der verlassenen Frau, die in Kummer und Selbstmitleid zu ertrinken droht, der ewig Alkohol konsumierende Isländer oder andere. Alles in allem eine kurzweilige Lektüre, die mich persönlich jedoch leider nicht ganz überzeugen konnte.