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Calendula

Bewertungen

Insgesamt 96 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2024
Elyssa, Königin von Karthago
Vallejo, Irene

Elyssa, Königin von Karthago


ausgezeichnet

DIe Geschichte basiert auf Virgils "Aeneis" und erzählt die von Aeneas, den es nach dem Sturz Trojas mit einigen Getreuen an die Küste Karthagos verschlägt. Er wird dort von Königin Elyssa zunächst gefangen genommen, erweist dort jedoch seine Treue, so dass ihm nicht nur jede Hilfe zum Aufbau seiner Schiffe zuteil wird, er und Elyssa verlieben sich zudem ineinander.

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Die Geschichte liest sich wunderbar, die Sprache ist sehr bildhaft ohne dabei aber ins Kitschige abzudriften. Dazu hat der Stil eine ganz eigene Leichtigkeit, eine ausgewogene Balance zwischen den kriegerischen Handlungen und den ruhigen Momenten. Und obwohl an sich gar nicht so viel passiert, passiert zwischen den Figuren doch jede Menge. Die Darstellung eben jeder Figuren hat mir sehr gefallen. Elyssa ist einerseits eine starke und abhängige Frau. Dies muss sie sein um sich in einer Männerwelt als Königin zu behaupten, um ihren Platz zu verteidigen. Als sie sich in Aeneas verliebt, wird aber gleichzeitig auch sichtbar, wie überbordend ihre Zuneigung sein kann, wie sehr sie damit die geliebte Person auch quasi überrollen kann. Ich mochte es, dass es hier einen ein wenig vorbelasteten Helden gibt. Den der erlebte Krieg und die Gräueltaten noch immer belasten, der sich für getane Dinge seiner Vergangenheit schämt, der von Alpträumen geplagt wird und erkennt, dass Kriege für ein Volk nicht sehr nützlich sind.
Und wenn es schon um Mythologie geht, dann darf es natürlich nicht fehlen, dass sich eine Gottheit einmischt. Eros selbst versucht sich hier daran, das Schicksal der beiden ein wenig zu beeinflussen. Diese Kapital waren für mich die wirklichen Highlights des Buches. Charmant, mit viel Wortwitz und sehr treffsicher beobachtet, schildert der Gott die Eigenheiten der Menschen. Es gibt auch einige Kapitel, die dem Dichter Virgil in den Mund gelegt wurden. Hier fand ich nur sein letztes Kapitel wirklich gelungen, in dem ihm quasi die Erleuchtung für sein Epos kommt. Auch hier wird es sehr sprachgewaltig und philosophisch, es fallen einige wirklich sehr schöne Sätze. Die anderen Kapitel um ihn hätte ich nicht so wirklich gebraucht. Aber sie sind recht kurz und unterhaltsam und passen gut ins Gesamtgefüge.

Es ist nicht das actionreichste Buch, aber diese Entwicklung zwischen den Protagonisten ist so fesselnd und einnehmend, die Sprache für mich so schön, dass mir das Lesen einfach nur sehr viel Spaß gemach hat.

Bewertung vom 18.02.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


weniger gut

Ich bin absolut keine Kunstkennerin, aber ich finde die Geschichte hinter Kunstwerken und den jeweiligen Personen immer sehr faszinierend. Daher sprach mich der Klappentext hier auch sofort an. Leider konnte mich das Buch letztendlich nur bedingt überzeugen.
Die Idee, die Geschichte von Johanna van Gogh-Bonger zu erzählen, die die Gemälde ihres Schwagers Vincent zu Weltruhm bringt, finde ich toll. Ein für mich bis dato völlig unbekannter Aspekt.
Parallel dazu wird die Geschichte der jungen Kunsthistorikerin Gina erzählt. Für eine Uni-Arbeit schreibt sie über Jo van Gogh-Bonger. Während ihrer Recherchen setzt sie sich auch vermehrt mit ihrer eigenen Familie und vor allem sich selbst auseinander.

Es wird sehr viel über Jos Zeit vor der Hochzeit mit Theo van Gogh erzählt. Die vielen Briefe der beiden, die lange Werbungszeit, das enge Verhältnis der beiden Brüder. Hier wird schnell klar, dass Jo eigentlich zwei Männer geheiratet hat, denn den einen gibt es nicht ohne den anderen. Jo ist keine klassische Frau ihrer Zeit. Sie ist eher in der Welt der Bücher und der Philosophie zu Hause, weniger Dingen wie Haushaltsführung. Das führt bei Jo zu einer fast schon verzweifelten Zerrissenheit, die ihrem Theo einerseits die von ihm gewünschte Ehefrau sein möchte, andererseits aber feststellen muss, dass sie ihre Träume begraben muss.
Dieser Part hat sehr viel Platz eingenommen und wurde mit der Zeit doch etwas langatmig. Jos zweite Karriere als Verwalterin des Familienerbes dagegen eher recht kurz abgehandelt. Für meinen Geschmack zu kurz. Hier hätte ich mir vieles auserzählter gewünscht. Leider verliert man ab hier als Leser auch ziemlich viele Sympathien für Jo. Sie erscheint besessen, herrisch, hart, getrieben. All das wird sicherlich irgendwo auch begründet liegen - man erfährt als Leser nur leider nicht so recht, warum.
Der Gegenwartspart hat mich eher weniger berührt und ich fand die surreale Vermischung aus Jos und Ginas Geschichte nicht bereichernd. Ginas Geschichte allein war für mich leider auch relativ langweilig, ich habe weder zu ihr noch zu ihrem Vater eine Beziehung aufbauen können.

Das Buch liefert durchaus interessante Einblicke in die Gesellschaft um die Jahrhundertwende, die Zeit der Jahrhundertausstellung in Paris, allgemein in die Arbeit van Goghs und in die Schaffensgeschichte anderer bekannter Künstler dieser Zeit. Es gibt ein paar interessante Anstöße, bei denen es sich mit Sicherheit lohnt sich weitere Literatur zu besorgen. Das Buch war nur leider nicht ganz das, was ich mir erwartet hatte.

Bewertung vom 08.02.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


weniger gut

Die Idee zu der Geschichte gefällt mir richtig gut, eine Familiengeschichte mit einem großen Geheimnis im Hintergrund. Klingt spannend und verspricht für mich viel Lesespaß.
Leider hat mich das Buch letztlich nicht überzeugen können. Der Anfang hat mir noch sehr gut gefallen. Sofia war, obwohl zu Beginn eher abweisend, doch eine Figur, die mir dennoch auf Anhieb irgendwie sympathisch war. Man konnte schnell erahnen, dass sich hinter der etwas unhöflichen Fassade eine verletzte Frau verbirgt. Spring ist, geschuldet ihrer familiären Vorgeschichte, ein skeptischer Mensch, unstetig, ohne Träume oder Perspektiven für ihre Zukunft. Verbunden mit ihren schwarzen Kleidern und dem dazu passenden Make Up, muss sie für Sofia wie ein Bewohner von einem anderen Planeten erscheinen. Aber die Freundschaft, die zwischen den beiden entsteht, fand ich sehr schön zu lesen.

Leider schafft die Story es danach nicht mehr mich zu packen. Den Vergangenheitsteil, der den Einstieg in das Familiengeheimnis liefert, empfand ich als zu lang, da war wenig Spannung, da passierten auch zu viele Sachen gleichzeitig. Dabei fand ich es gar nicht mal so schlimm, dass man sich als Leser das Geheimnis recht schnell zusammenreimen kann. Ich fand es einfach langweilig. Ich habe hier auch recht viel quer gelesen.

Der Strang in der Gegenwart wird leider auch nicht besser. Die Liebesgeschichte zwischen Spring und Ethan ist zwar nett, kommt aber unheimlich überstürzt daher. Allgemein ist mir das Ende zu unausgereift, zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen. Nachdem die vorherigen Seiten bzw. allgemein das große Familiendrama herrschte, fühlt sich dieses Ende besonders unlogisch an.

Bewertung vom 01.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Die Hauptfigur heißt passenderweise Hunter White. Der Name ist Klischee und Programm zugleich. Hunter stammt aus einer Familie von Jägern, ist nach einem Jäger benannt und benimmt sich mit jeder Faser seines Wesens wie ein weißer Jäger. Ob beruflich oder privat, für ihn ist alles eine Jagd. Er scheffelt eine Menge Geld mit diversen Investments um sich Lizenzen für den Abschuss seltener Wildtiere in Afrika zu kaufen. Und er beglückt mit diesen Trophäen auch seine Frau, die scheinbar ebenfalls von ausgestopften toten Tieren sehr angetan ist. So ist die aktuelle Trophäe als Geschenk zum Hochzeitstag eingeplant. (Da fragt man sich schon ein bisschen, wann der gute alte Blumenstrauß so sehr aus der Mode gekommen ist...) Und so stampft Hunter durch Afrika und stellt sich als Krone der weißen Schöpfung dar. Klüger, schneller, überlegener. Der sich gerne in inneren Monologen über die Jagd allgemein, Männlichkeit und der guten alten Zeit nachtrauen, als man noch alles wegballern konnte was einem vor die Flinte kam. Und überhaupt Afrika. Kurzum: so ein richtig schön unsympathischer Mensch.
Blöd nur, dass sich Afrika als wesentlich komplexer darstellt, als Hunter sich das vorgestellt hat. Über Themen wie Natur- und Artenschutz, Schutz von Lebensraum für Ethnien, Vertreibung, die Auswirkungen von Kolonialisierung bis heute, Moral - da gehen dem guten Hunter dann doch ganz schön die Augen auf. Gelegentlich blitzen bei ihm Gedankengänge auf, die ihn ein bisschen weniger überheblich erscheinen lassen.

Das Buch hat mich gleichzeitig fasziniert und schockiert. Ich fand den Stil wunderbar. Leise erzählt, ohne Hektik, aber mit sehr viel Spannung und sehr gut platzierten Details. Da gibt es z.B. eine Szene, in der ein Nashorn einfach nur an einem Strauch steht und frisst. Aus dieser an sich banalen Szene hat die Autorin etwas wunderschönes geschaffen, das innehalten lässt, dass einem direkt dieses Tier in all seinen Facetten vor Augen führt. Als betrachte man ein Gemälde. Diese sehr detaillierten Szenen sind nicht überladen und in der gesamten Geschichte genau an den richtigen Stellen positioniert. Ich finde das toll gemacht und es hat dem Buch das gewisse Etwas gegeben.
Die Handlung selbst ist schockierend. Die Aussagen und auch Reaktionen von Hunter sind schockierend, selbiges von seinem Jagdveranstalter. Es verschlägt einem oft einfach nur die Sprache und manchmal musste ich Stellen nochmals lesen, weil ich mir nicht sicher war, ob das wirklich so geschrieben stand, wie ich es gelesen habe. Obwohl das Buch nicht sonderlich umfangreich ist, ist es doch komplexer als man es auf den ersten Blick vermutet.
Mir hat das Buch unheimlich gut gefallen, weil es so viele unterschiedliche Themen behandelt und auch, weil es zu Abwechslung mal einen Hauptcharakter hat, den man so wirklich aus tiefster Seele verabscheuen kann.

Bewertung vom 20.01.2024
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


ausgezeichnet

Das Buch war eine Empfehlung meiner Lieblingsbuchhändlerin, als ich auf der Suche nach einer schön erzählten Geschichte für die grauen Januartage war. Und es war ein absoluter Volltreffer! Ich habe dieses Buch so gerne gelesen. Es ist warmherzig, liebevoll und vor allem charmant geschrieben. Wie eine schöne, warme kuschelige Decke in Buchform.

Jenny und Bernie habe ich sofort ins Herz geschlossen. Zwei Protagonisten, die man einfach gern haben muss und von denen man sich ein bisschen wünscht, sie wären die eigenen Großeltern. Mit hat die Idee, dass Jenny sich mit ihren 77 Jahren zu einer TV-Backshow anmeldet sofort gefallen. Ich schaue solche Sendungen selbst sehr gerne und wie vor dem heimischen TV habe ich auf Jennys Weg durch die Sendung mit gefiebert.
Mit hat vor allem sehr gefallen, mit welchem Verständnis und Fingerspitzengefühl die Autorin Jennys Leben erzählt. Nicht nur die guten und heiteren Momente, sondern auch die dunklen und verzweifelten Zeiten. Es fiel mir sehr leicht mich in ihre Gefühlswelt hineinzuversetzen. Und so habe ich durchaus das ein oder andere Tränchen verdrückt, mich sehr für sie freuen können und habe im Geiste all die gebackenen Leckereien verputzt.

Ein für mich richtig gut gelungenes Buch und ein erstes Highlight in diesem Jahr.

Bewertung vom 13.01.2024
Austrian Psycho Jack Unterweger
Herwig, Malte

Austrian Psycho Jack Unterweger


gut

Das Cover des Buches zeigt eine Bildcollage, ein zersplittertes Foto von Jack Unterweger. Darauf wirkt die Person verzerrt und abstrakt, es ist durchaus eine unheimliche Darstellung. Die Innenseite des Buches zeigt ein schwarz-weiß Foto von Unterweger, dieses Mal aber freundlich lächelnd im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Beide Bilder zeigen auf sehr anschauliche Weise die beiden Seiten des Mannes, um denen es im Buch gehen wird.

Es ist für mich kein schlechtes Buch, aber auch nicht ganz das, was ich erwartet habe. Erwartet (oder vielleicht auch etwas erhofft) hatte ich mir eine Auseinandersetzung des Falles Unterweger mit der österreichischen Gesellschaft, insbesondere mit der Literaturbranche von einem Außenstehenden. Das ist nur zum Teil der Fall. Es ist eine Mischung aus erzählender Reportage und Kritik. Wobei letzteres eher zögerlich und oft nur widerwillig durchkommt. Malte Herwig ist in diesem Fall eher ein Herausgeber, den eigentlichen Text hat ein anonym bleibend wollender Autor verfasst. Dieser gibt unumwunden zu, sich an der „Befreiungsaktion“ für Unterwegs beteiligt gewesen zu sein und aus der Literaturbranche zu kommen. Herwig konfrontiert den unbekannten Autor mit den Fakten des Falles, lässt ihm Akten, Briefe, Tonbandmitschnitte und aufgezeichnete Interviews zukommen. Der unbekannte Autor gibt sich teilweise durchaus Mühe auch die „andere Seite“ des Falles zu betrachten. Von Verstehen würde ich an dieser Stelle nicht sprechen, denn meiner Meinung nach ist der unbekannte Mann davon meilenweit entfernt die Wahrheit, die Fakten auch nur verstehen zu wollen. Der Autor verfällt in eine Art Verteidigungsmodus. Die Erkenntnis, dass Unterweger alle getäuscht hat, indem er den unterschiedlichen Gruppen genau das vorgespielt hat, was diese hören bzw. sehen wollten und ihm nützlich war; dagegen sträubt er sich mit aller Macht. Er wirft auch Herwig auch immer wieder vor, ihn von seiner gefassten Meinung abbringen zu wollen. Der unbekannte Autor geht an diesen Stellen wenig schmeichelhaft mit dem Herausgeber um.
Manchmal wirkt der Text etwas wirr, dann springt er zwischen Reportage und eigenen Gedanken hin und her. Das ist mitunter gar nicht so leicht zu lesen, vor allem wenn Interviewausschnitte mit Unterweger integriert werden. (Was für ein Schwätzer dieser Mann war! Unglaublich.)

Am Ende wird der Autor dann doch ein wenig nachdenklich und stellt seine Rolle und die anderer Autoren in Frage. Dieser Moment dauert allerdings auch nicht lange und die Selbstkritik ist auch eher sehr sehr dünn. Am meisten negativ aufgestoßen ist mir, dass Unterwegers Opfer für ihn gesichtslose „Etwasse“ sind. Er blendet sie aus, als hätten sie nie existiert. Als wären sie eine reine Erfindung der Medien um einem beliebig ausgewählten Menschen Verbrechen anzulasten. Es wirkt auf mich so unglaublich empathielos.

Eine umfassende und abschließende Analyse des ganzen Falles wird vermutlich nie möglich sein. Daher war das Buch durchaus ein interessanter Einblick in die Gedanken eines Beteiligten und seine Beweggründe. Über das Ausmaß kann man eigentlich nur den Kopf schütteln und hoffen, dass wir als Gesellschaft heute, nach so vielen Jahren, weiter sind.

Bewertung vom 01.01.2024
Essex Dogs
Jones, Dan

Essex Dogs


sehr gut

Ich mag die Sachbücher von Dan Jones sehr gerne, denn er schafft es auch sehr trockene Themen anschaulich und unterhaltsam zu erzählen. Aber ein Roman ist ja bekanntlich noch einmal eine ganz eigene Kategorie. Dementsprechend war ich sehr gespannt auf die "Essex Dogs". Und ich bin auch nicht enttäuscht worden.

Jones erzählt eine Episode aus dem 100jährigen Krieg, von der Anlandung Edwards III. in Frankreich bis zur Schlecht von Crécy. Man man merkt hier schon deutlich den Historiker heraus, das Lagerleben die Schlachten, Plünderungen, die Gewalt sind detailliert (aber nicht überbordend) erzählt. Man bekommt ein Gefühl vermittelt, wie sich die Männer vor den Schlachten gefühlt haben müssen, wie sie sich in Wartezeiten die Zeit vertrieben haben und welche Spannungen es unter den jeweiligen Adligen gegeben hat. Insgesamt finde ich die Darstellungen der unterschiedlichen Personen gut gelungen. Ich finde es amüsant mir vorzustellen, dass William de Bohun seine Truppenansprache mit äußerst kreativen Flüchen versehen gehalten hat oder den Prince of Wales wie einen kleinen Jungen behandelt hat, der nicht einmal einen Eimer Wasser alleine umkippen kann. Diese ganzen historischen Persönlichkeiten sind nicht einfach nur Namen, sie sind lebendig und lassen die Geschichte nachvollziehbarer werden.
Die "Essex Dogs" habe ich dann wirklich noch irgendwie gern gewonnen. Jones lässt hier unterschiedliche Charakter miteinander kämpfen, vom Teenager bis zum erfahrenen Söldner. Jeder mit einem eigenen Schicksal, Wünschen, Ängsten und Erfahrungen. Nach außen hin raubeinig, aber sie stehen doch für einander ein, kümmern sich um einander und genau dafür mochte ich die Männer dann schon. Das Ende riecht für mich nach Fortsetzung. Vielleicht erleben wir noch ein weiteres Abenteuer mit den Essex Dogs.

Bewertung vom 28.12.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Ich bin ja in der Regel immer sehr vorsichtig, wenn Bücher so sehr beworben oder gefeiert werden und sich gefühlt die halbe Welt einig ist, dass es sich um DAS Buch der Stunde handelt. Deshalb bin ich auch recht lange um das neue Buch von Daniel Kehlmann herumgeschlichen. Am Ende war ich dann aber doch einfach zu neugierig, um es nicht doch zu lesen. Am Ende hat mich das Buch sehr begeistert und es hat sich zu einem meiner Jahreshighlights entwickelt.
Wie genau allerdings die historischen Details sind vermag ich nicht zu beurteilen. Dazu sind meine Kenntnisse über Filmgeschichte einfach zu gering.
Mir haben die verschiedenen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird, sehr gut gefallen. Dadurch ergaben sich für mich immer wieder neue Blickwinkel. Ein wirklich toller Erzählstil. Prägnante Szenen, die auf den ersten Blick unglaublich leicht erscheinen. Und hinter aufgesetzter und natürlich gekünstelter Heiterkeit verbergen sich menschliche Abgründe, NS-Ideologie, Macht und blanker Hass. Da ist zum Beispiel die schon vorab häufig besprochene Szene in Goebbels Büro. Jeder wird beim Lesen unweigerlich Goebbels' Gesicht vor Augen haben und seine fanatischen Reden. Und dieses skurrile Gespräch, in dem nicht einmal explizit gedroht wird. Und doch spürt man sofort mit welchen Machtbefugnissen Pabst' Gegenüber ausgestattet ist, kleine Machtspielchen werden vor seinen Augen durchgeführt und man weiß als Leser sofort, welche Konsequenzen es jetzt hätte, würde Pabst an dieser Stelle ablehnen.
Szenen wie diese finden sich immer wieder im Buch und ich finde sie unheimlich gut geschrieben, ich musste mehrfach tief durchatmen. Manchmal sind diese Momente auch eher subtil untergebracht und fast überliest man sie. Aber irgendwie bleibt man dann doch dran hängen, hält Inne und wird sich dann erst der ganzen Bedeutung einzelner Sätze bewusst.

Am Ende kann ich die Hauptfigur des G.W. Pabst für mich persönlich noch immer nicht einordnen. Er verlässt Hollywood vordergründig aufgrund seiner Erfolglosigkeit. Aber ist das wirklich alles? Ist die Sorge um seine Mutter wirklich so groß, wie er es überall verlauten lässt? Oder ist nicht doch das angekratzte Ego des großen und genialen Regisseurs ausschlaggebend, der Wunsch als große Persönlichkeit gesehen zu werden? Er ist für mich eine ambivalente Figur, schwer zu erfassen und manchmal auch schwer zu verstehen. Wenn er seine Umgebung in Kameraeinstellungen wahrnimmt, habe ich mich schon gefragt, ob neben seinen Filmen noch Platz ist für andere Dinge oder Menschen. Eine Mischung, die mich immer wieder dazu gebracht hat meine Sicht auf Pabst und sein Handeln zu überdenken.

Es wimmelt nur so von Namen anderer Regisseure, Drehbuchautoren und Schauspielern. Und ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß dabei, nebenher Personen und deren historische Einordnung nachzuschlagen. Für mich ist "Lichtspiel" ein rundum gelungenes Buch.

Bewertung vom 30.11.2023
Psyche und Eros
McNamara, Luna

Psyche und Eros


sehr gut

Mir hat das Buch gut gefallen. Bei einer Neuerzählung einer Sage besteht ja doch ein bisschen die Gefahr, dass es am Ende so klingt wie ein aufgehübschter Wikipediaartikel. Das ist hier zum Glück nicht passiert, die Autorin hat für mich aus einer eigentlich kleinen und in eine andere Geschichte eingebettete Erzählung eine tolle und interessante eigenständige Geschichte gemacht. Eros und Psyche stehen deutlich im Vordergrund, doch verschiedene Götte und ihre Beziehungen zueinander werden ebenso eingebettet. Die Dynamik der einzelnen Geschichtenteile passt gut zusammen und es macht nicht nur Spaß Psyche beim Aufwachsen und während ihrer Ausbildung zu begleiten, sondern auch die unterschiedlichen Streitereien der Götter untereinander zu verfolgen. Mythos und Romantik passen hier sehr gut zusammen und werden modern und aus neuen Blickwinkeln erzählt.
Es ergibt für mich insgesamt ein rundes und stimmiges Gesamtbild. Es war unterhaltsam und ja, durchaus auch spannend zu lesen. Es hat tatsächlich mehr Tiefe, als man auf den ersten Blick annehmen würde, das war eine angenehme Überraschung für mich. Ich finde, es ist Luna McNamara durchaus gelungen etwas Neues aus etwas Altem zu machen.

Bewertung vom 18.11.2023
Der Spurenfinder
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder


sehr gut

„Der Spurenfinder“ ist insgesamt eine nette und unterhaltsame Geschichte. Fantasy, Krimi, Humor – von allem ist so ein bisschen dabei. Wobei der Klingsche Humor bei mir leider immer noch nicht zündet. Die als witzig gedachten Stellen habe ich als solche vermutlich auch nicht richtig wahrgenommen. Der Schlagabtausch zwischen Elos und den beiden Geschwistern wiederholt sich als System für meinen Geschmack etwas zu häufig und läuft sich einfach tot mit der Zeit. Es klang für mich auch immer etwas sehr gekünstelt.
Dafür lässt sich die Geschichte unheimlich gut und leicht lesen. Man findet schnell einen Einstieg in diese eher übersichtliche Fantasywelt, die doch immerhin so ausgearbeitet ist, dass man ihr einen gewissen Charme nicht absprechen kann und man sich Orte, Figuren und Lebewesen gut vorstellen kann. Die wirklich schönen Illustrationen unterstreichen das noch. Gelegentlich habe ich mich an Walter Moers erinnert gefühlt, wenn auch diese Stellen bei Kling nicht so ausgefeilt sind.
Toll finde ich, dass es nicht nur ein Buch für Erwachsene ist. Ich sehe hier durchaus auch Kinder (vielleicht ab 10 Jahren?) ihren Spaß haben.
Auch wenn ich in diesem Leben nicht mehr der größte Fan des Autors werde, hat mich der „Spurenleser“ doch positiv überrascht und ich mochte das Buch ganz gerne.