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Benutzername: 
sunmachinery
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Hessen

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Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2012
Alpha Noir
Moonspell

Alpha Noir


weniger gut

"Opium" vom zweiten Album "Irreligious" liegt wie ein dunkler Schatten über der Karriere der Portugiesen von MOONSPELL. 1996 war der Song ein riesiger Hit, und MOONSPELL wurden damals als neue Hoffnung des Gothic Metal (in seiner ursprünglichen Definition; ich meine nicht das unerträgliche Operettengeflöte, dem heutzutage der Stempel Gothic aufgedrückt wird) gehandelt, nachdem die einstigen Könige der Szene, PARADISE LOST und TIAMAT, ihren Thron freiwillig aufgegeben hatten. Aber auch MOONSPELL gingen den Weg ihrer Vorgänger, fingen an, ihren Sound zu erweitern und zu experimentieren, und bekamen dafür von ihren Fans, die nach einem zweiten "Opium" verlangten, eine fürchterliche Klatsche. Eigentlich schade, denn ich fand Alben wie "Sin/Pecado" trotz (oder gerade wegen) der Soundexperimente sehr gelungen. Und ich habe den Eindruck, dass MOONSPELL spätestens seit dem 2003er Album "The Antidote" krampfhaft versuchen, wieder an "Irreligious" anzuknüpfen; was natürlich zum Scheitern verurteilt ist. Mir kommt es nun so vor, als ob sich MOONSPELL auf ihrem zehnten Studioalbum "Alpha Noir" immer noch nicht von ihrer Vergangenheit lösen können und nun versuchen, eine gewissen Richtungslosigkeit durch brachiale Härte und (fast) durchgängige Death Metal Growls zu kompensieren. Der düstere Opener "Axis Mundi" kann zwar durchaus noch punkten, aber die nachfolgenden "Lickanthrope" und "Versus" sind einfach nichts sagend. Erst das Titelstück lässt wieder aufhorchen, und mit "Opera Carne" ist MOONSPELL tatsächlich ein großer Wurf gelungen, der noch Hoffnung auf die letzten 3 Songs des Albums aufkeimen lässt. Aber nein, auch hier regiert leider wieder das Mittelmaß, was mich als Zuhörer nach dem Albumdurchlauf doch etwas ratlos zurücklässt. "Alpha Noir" hat seine erhabenen Momente, gar keine Frage. Ich habe nichts gegen Growls, brachiale Härte und Schädelspalterriffs, wenn das ganze effektvoll dosiert und eingesetzt wird, aber wenn sich der Ideenreichtum einer Komposition größtenteils aus diesen Komponenten zusammensetzt, die auch (bis auf wenige Ausnahmen) auf Albumlänge exerziert werden, so ist mir persönlich das im Endeffekt zu wenig - vor allem, wenn man es mit einer Band zu tun hat, die schon seit fast 20 Jahren im Geschäft ist und schon mehr als einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, dass sie es auch anders kann. Mag sein, dass MOONSPELL "Alpha Noir" nur zu einem Zweck aufgenommen haben: um kräftig Arschtritte zu verteilen. Gut, wenn dem so ist, dann hat das Album seinen Zweck erfüllt. Nicht mehr, nicht weniger.