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Lesegenuss
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Freiburg

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Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2023
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


ausgezeichnet

Die Protagonistin June flieht auf die kleine norwegische Insel, wo einst ihre Großmutter Tekla als auch der Opa lebte. Nach dem Tod der beiden gehörte es ihrer Mutter Lilla. Nach deren Tod ging es in den Besitz von June. Erst einmal brauchte sie Ruhe, Abstand von ihrem bisherigen Leben. Dann wollte sie entscheiden, was hiermit geschehen sollte. In ihrer Nachbarschaft lebte so lange sie sich erinnern konnte, Alfred der Krabbenfischer. So beginnt June mit Aufräumarbeiten. Dabei entdeckt sie ein Foto von Tekla mit einem deutschen Soldaten. Fragen über Fragen. Doch Alfred, der mehr wissen könnte, hält sich bedeckt. June ist derzeit krank geschrieben und war vor ihrem Mann hierher geflohen. Immer wieder war er gewalttätig geworden. June hatte zu ihrer Mutter Lilla kein gutes Verhältnis gehabt. Was auch mit daran lag, dass sie ihr nicht preisgeben wollte, wer der leibliche Vater war.
Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Gegenwart aus der Ich-Perspektive von June. Sie findet auch Briefe von Tekla und dem unbekannten Deutschen. Die Vergangenheit, das Fortgehen von Tekla mit dem Soldaten als auch ihr weiterer Weg, ihr Überleben ist teils sehr dramatisch. Von ihrer Familie war Tekla verstoßen. Sie war eine Tyskerjente („Deutschenmädchen“). Durch ihre Heirat verlor sie ihre norwegische Staatsbürgerschaft.
Die Handlung springt zwischen den Zeiten, aber dennoch verliert sich nicht der Überblick. Es fügt sich eins zum anderen zusammen.
Bei einem Buch fällt der erste Blick immer auf das Cover. Und das hier hat mich wirklich fasziniert. Man fühlt sich direkt selbst dort vor Ort, auf dem Stein sitzend, auf das Wasser schauen.
Diese Verbindung zwischen dem historischen Hintergrund, dem Familiengeheimnis und der Liebesgeschichte hat die Autorin sehr gut umgesetzt. Es ist eine bewegende Zeitreise, auf die man sich begibt. Aber auch eine Reise auf der Suche nach den Wurzeln, um vieles zu verstehen.
Letztendlich gibt es auch die Antwort, warum Großmutter im Regen tanzte ♥♥♥
Ein Roman #gegendasvergessen.

Bewertung vom 01.03.2023
Zuckerjahre - Die Frauen der Backmanufaktur / Die Backdynastie Bd. 2
Bast, Eva-Maria

Zuckerjahre - Die Frauen der Backmanufaktur / Die Backdynastie Bd. 2


ausgezeichnet

Mit "Zuckerjahre" setzt sich die Reihe "Die Frauen der Backmanufaktur" fort.
Handlungsort ist Bielefeld.
Dort ist der Stammsitz des Unternehmens der Familie Meister. Seit der Erfindung des Backpulvers durch Carl Meister floriert die Firma.
Der Roman beginnt im Mai 1914, in drei Teile aufgeteilt, und endet 1919. Der Sohn der Familie, Julius, kehrt nach erfolgreichem Abschluss in Chemie aus Berlin zurück und bringt seine Verlobte Lotte mit. Julius steigt in das Unternehmen ein, heiratet seine Liebe. Doch es bleibt nicht lange heile Welt. Der Erste Weltkrieg bricht aus und auch Julius wird eingezogen. Lotte ist schwanger.
In diesem Band steht im Vordergrund Lotte Meister und ihre Stellung in der Familie. Über die ganze Handlung ist ihre Entwicklung von einer schüchternen jungen Frau bis hin zu einer starken Persönklichkeit. Diese Charakterentwicklung ist gut gelungen. Der Krieg macht sie schon früh zur Witwe. Ihr Kind hat den Vater nie kennengelernt. Doch die Meister-Frauen, sei es Lottes Schwägerin wie auch die Schwiegermutter Josephine, stellen sich all den Schwierigkeiten, die nicht nur der Krieg mit sich bringt. Denn da ist noch Franz, Friederikes Mann. Dieser ist für ein abgezweigtes Unternehmen der Meisters verantwortlich. Und bringt alles in eine fatale Situation. Immer wieder wird hervorgehoben, dass er sich als Versager fühlt, da er nicht zum Krieg eingezogen worden war. So geht das die ganze Zeit. Auch hat er so seine Schwierigkeiten mit seiner emanzipierten Frau. Diese setzt sich für die Frauenrechte ein, so auch das Wahlrecht für Frauen wird mit eingebunden.
Die damaligen Lebensumstände werden wieder sehr authentisch geschildert. Die Charaktere als auch Nebencharaktere sind gut aufgestellt, so dass man sie sich gut vorstellen kann.
Die Geschichte basiert auf in der Vergangenheit lebende Personen aus eines großen deutschen Lebensmittelherstellers. Natürlich gehört die literarische Freiheit des Schriftstellers dazu, einen rundum gelungenen Roman zu schreiben.
Das Cover spricht sofort an, auch durch die gewählte Farbkombination.
Für mich eine gut gelungene Fortsetzung. Im September erscheint "Zimtträume". Man darf gespannt sein, denn das Ende in "Zuckerjahre" baut Spannung auf.
Eine gelungene Fortsetzung der historischen Familiensaga

Bewertung vom 24.02.2023
Miss Bly und die Wette gegen Jules Verne
Bast, Eva-Maria

Miss Bly und die Wette gegen Jules Verne


ausgezeichnet

Zu ihrem Roman "Miss Bly und die Wette gegen Jules Verne" hat sich die Autorin Eva-Maria Bast von der Lebensgeschichte Nelly Blys inspirieren lassen.
Es war im Herbst 1887, als Elizabeth Cochrane, genannt Nellie Bly, mit 23 Jahren von Pittsburg nach New York kommt. Sie hat einige Träume und einer davon ist für eine New Yorker Zeitung zu schreiben. Im New Yorker Zeitungsviertel Manhattan war auch das Haus der New York World. Nelly hatte schon daheim Erfahrung als Journalistin, doch als Frau in der damaligen Zeit war das nicht so einfach. Das hatte ihr auch der Chef der World klar gemacht. Und einstellen wollte er sie auch nicht. Doch mit einem Trick schafft sie es und er gibt ihr den Job. Sie soll in New York recherchieren, Misstände aufdecken.
Zwei Jahre später. Nelly Bly war durch ihre erste Geschichte berühmt geworden. Und es folgten weitere Geschichten. Als sie jedoch vor einem Jahr den Vorschlag machte, eine Reise um die Welt weniger als in 80 Tagen anzutreten, wurde das abgelehnt, Als Herausforderung an Jules Vernes Romanfigur Phileas Fogg war es gedacht. Und nun stand sie vor dem Chef, der ihr klar machte, dass sie in zwei Tagen startklar sein müsse für diese Weltumrundung. Mithilfe der Telegrafie würde sie dann für ihre Leser berichten. Das war für die Zeitung enorm wichtig.

Am 14. November 1889 beginnt in New York die Reise mit einem Dampfer. Die vordere Klappenbroschur innen mit der Reiseroute Nelly Blys bedruckt. So kann man die einzelnen Stationen schauen.
Für Nelly beginnt nun eine aufregende Zeit. Mit wenig Gepäck reisen, gut durchdachte Kleidung, das alles hat die Autorin klasse beschrieben. Was die Reise betrifft, ist es erstaunlich, wie die Menschen daran teilnehmen und ihr jedwede Hilfe zukommen lassen. Auf ihrer Reise macht sie auch die Bekanntschaft mit Jules Verne. Auch wenn ihr auf den einzelnen Stationen wenig Zeit bleibt, entdeckt sie für sich Länder, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Dsas auch sie auf dieser Reise die Bekanntschaft mit zwei interessanten Männern macht, bringt die Romantik in die Handlung.
Druck für den Erfolg baut sich auf, als sie von einer Konkurrentin erfährt. Trotz der Spannung bleibt die Autorin bei ihrem Stil, alles in dem bis dahin gewohnten wunderbaren Schreibstil weiter zu führen. Die Protagonistin ist gut dargestellt. Auch wenn man sie hier in den nur wenigen Wochen der Reise kennenlernt. Nelly Bly hat mit ihrer Reise klar gestellt, dass Frauen ebenso gleichwertiges leisten wie Männer.
Das vorliegende Buch hält was es verspricht. Mir war bis dato Nelly Bly nicht präsent. Umso mehr war ich positiv überrascht, Neues aus der Vergangenheit zu erfahren. Good luck. Nelly Bly.

Bewertung vom 14.02.2023
Jeder Moment für uns / Firefly Creek Bd.4
Kaliner, Lilian

Jeder Moment für uns / Firefly Creek Bd.4


ausgezeichnet

Der vierte und (leider) vorletzte Teil der Firefly Creek Reihe um die Familie Bennet handelt von River, einem der Zwillingsbrüder. Die Geschichte beginnt wieder mit einem Prolog, 24 Jahre zuvor. Über Nacht hatte sich die Mutter der Zwillinge, Maggie, fortgemacht und nur einen Zettel zum Abschied hinterlassen. Nun stand Harry allein damit sechs Söhnen, einer Farm die bewirtschaftet werden mußte.
In der Gegenwart ist Anne, die ehemalige Kollegin von Ethan, aus Sydney, auf dem Weg durch die südaustralische Pampa zur Taufe von Charlie, der einjährigen Tochter von Ethan und Liz. Im Ort macht sie die Bekanntschaft von River, der aufgrund seiner Arbeitsüberlastung die Nacht in der Werkstatt verbracht und leider etwas zu viel Bier getrunken hatte. Sein Chef war krankheitsbedingt zur Kur. Nun kam er in einem nicht besonders guten Zustand in der Kirche an. Der erste Eindruck auf Anne war also schon mal nicht gut. Da Annes Auto auf der Fahrt Probleme gemacht hatte, kommt es in die Werkstatt von River.
Anne hat eine Woche Urlaub, ehe sie wieder zurück muss. Sie ist nicht mehr glücklich in ihrem Job. Selbst hier in der freien Zeit nimmt ihr Chef keine Rücksicht darauf und fordert Aufgaben ab. Und genau in diese Woche fällt der "Run-away-day". Das war der Tag vor vierundzwanzig Jahren, als Maggie die Farm und ihre Kinder verlassen hatte. River war der sensible der Zwillinge und litt auch noch heute darunter. Quentin hingegen war stabil und kam damit besser zurecht. Hinzu kam, dass River sich in Anne verguckt hatte. Doch er wußte auch, in ein paar Tagen war sie wieder fort, zurück in Sydney. Aber auch Anne hegt Gefühle für ihn. Das, obwohl er einige Jahre jünger war. Anne kündigt ihren Job und zieht zu ihrer Mutter. Diese trägt sich schon länger mit dem Gedanken, dass Haus der Großmutter in Tasmanien zu verkaufen. Hier tut sich nunmehr eine neue Perspektive für Anne auf. Zwischenzeitlich erfährt Anne, dass Maggie auf der Farm aufgetaucht war. Es hat den Anschein, genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn River steht vor der Entscheidung, die Werkstatt seines Chefs zu übernehmen. Doch tief in seinem Herzen wollte das nicht. Seine Leidenschaft gehörte den Bikes. Aber irgendwie fühlte er sich verpflichtet. Im Gegensatz zu Quentin tut sich River schwer damit, sich der Vergangenheit und Maggie zu stellen.
Auch in diesem Band ist sehr schön zu lesen über den Zusammenhalt der Familie. Denn es gibt erneut Probleme mit Richard, dem Erzfeind von Harry. Aber auch hier bleibt offen, was zwischen den beiden vorgefallen ist.
Auch mit dem vierten Band "Jeder Moment für uns" schafft es die Autorin Lilian Kaliner, den Leser abzuholen und auf eine wunderbare Lesereise nach Australien, nach Firefly Creek zu den Bewohnern und der Bennett-Familie mitzunehmen.
Ende April 2023 kommt der Abschlussband, wo es um Quentin geht. Eine Leseprobe im Buch.
Band 4 der Reihe ist ein Wohlfühlroman, den ich wie die anderen Bände zuvor sehr gern empfehle.

Bewertung vom 10.02.2023
Ein Neuanfang für uns / Die Frauen vom Lindenhof Bd.1
Oswald, Katharina

Ein Neuanfang für uns / Die Frauen vom Lindenhof Bd.1


sehr gut

Zwei Autorinnen, Andrea Bottlinger und Claudia Hornung, schreiben unter dem Namen Katharina Oswald. Nunmehr ist der erste Band der Lindenhof-Saga erschienen. "Die Frauen vom Lindenhof - Ein Neuanfang für uns" beginnt zur Adventszeit im Jahr 1953. Derzeitiger Handlungsort ist der kleine Ort Hohenlohe.
Hier lebt Marianne Wagner mit der Mutter, dem Opa, ihrer vierzehnjährigen Schwester Henriette und der jüngsten, Lotte in 1944 geboren. Der Vater war im Krieg geblieben. Die familiengeführte Schreinerei verfiel. Der Lindenhof geriet irgendwie in Vergessenheit.
Zitat S. 5
Im Dach der Schreinerei klaffte ein Loch, dort arbeitete schon seit Jahren niemand mehr.

Mehr recht als schlecht kommt die Familie über die Runden. Doch Marianne gibt nicht auf. Die Schreinerei, das Holz, es lag ihr im Blut. Der Opa, seit seiner Entlassung aus dem KZ Buchenwald, sprach seitdem nicht mehr. Er saß den lieben Tag vor sich und schnitzte. Marianne vertraut sich ihm an. Es waren die kleinen Gesten, Bewegungen, Antworten für Marianne. Er sollte ihr zeigen, wie man richtig mit Holz arbeitete. Wie eben das Schnitzen. Was wäre, wenn sie anstatt großer Teile, wie Tische o.a. dieses in klein herstellen könnte? Also Puppenhausmöbel.
Als Marianne erfährt, dass für überlebende Opfer des Nationalsozialismus eine Entschädigung gezahlt wird, schöpft sie Hoffnung. Im neuen Jahr fährt sie mit ihrer zweiten Schwester nach Schwäbisch Hall. Henny geht zu Tante Käthe, Marianne aufs Amt. Bei Tante Käthe will Henny bald eine Lehre anfangen und in der großen Stadt leben.
Und von dem Geld an den Opa darf Marianne den Neustart wagen. Hilfe erhält sie durch Wanderarbeiter. So auch Alaexandre. Welches Schicksal er mit sich trägt, wird stückweise offenbart. Sein malerisches Talent hilft Marianne, ihre Puppenmöbel geschickt zu vermarkten. Doch eine Frau als Chefin? Ihr werden mehr als nur große Felsbrocken in den Weg gelegt. Doch sie hat liebe Menschen, die an ihrer Seite stehen. Und dann ist da die noch immer offene Fehde zwischen dem Holzlieferant Hartmann, dessen Sohn Marianne angeblich in den Tod getrieben hat. Ebenso eine bösartige Figur ist der neue Freund von Henny.
Jede der dargestellten Personen sind gut erkennbar. Hervorzuheben eben Marianne aber auch der Opa, obwohl immer im Hintergrund spielt er eine wichtige Rolle.
Die zweite Schwester Henny, hier hat mich verwundert, dass sie man gerade mit 15 Jahren schon einen Freund an ihrer Seite hat, um etliche Jahre älter. Zwischen Marianne und Alexandre hat es gefunkt. Doch seine innnere Unruhe treibt ihn für das Jahr nach Paris, ehe er wieder zurückkommt.
Es sind die Nachkriegsjahre, die in diesem Band gut mit ihren Ereignisssen einfließen. Man erinnert sich ☺
Höhepunkt ist für Marianne die Teilnahme auf der noch jungen Nürnberger Spielwarenmesse.

Bewertung vom 11.01.2023
Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson
Feyerabend, Charlotte von

Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson


sehr gut

Die Autorin Charlotte von Feyerabend zeigt dem Leser mit ihrem Roman über Selma Lagerlöf eine mir bislang unbekannte Seite auf der Frau, der wir die Geschichte von Nils Holgersson verdanken. Als das Buch meine aktuelle Leselektüre war, lief an vier Tagen im Fernsehen die Verfilmung von "Nils Holgersson". Was für ein Zufall ☺
Wer aber war Selma Lagerlöf? Über ihre Kindheit, ihr verlorenes Zuhause, ihr Leben und den Werdegang, dieses kann man in dieser Art Romanbiografie lesen. Vor allem zeigt sich immer wieder sehr stark ihr Glaube daran, dass sie schon von je her Schriftstellerin werden wollte.
So setzt sie sich über gesellschaftliche Konventionen hinweg. Als sie Sophie Elkan kennenlernt, fühlt sie sich zu ihr hingezogen. Aber es bleibt lange Zeit mehr platonisch. Sophie geht mit Selma auf Reisen. Als Selma den Auftrag für ein Schulbuch erhält, bereisen sie Schweden, lernen die verschiedenen Gegenden, Leute kennen.
Besonders berüht war Selma von den Lappen:
Ziat S. 216
Die Laute flüssen direkt hinter Selmas Augen und stießen Fenster auf, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierten. Wärme durchfloss Selma, und sie sah zum Lager der Lappen.
S. 217
Der Klang legte sich um die Natur, damit diese nicht ergaß, dass es auch bald wieder dunkler werden sollte. Eine Sehnsucht erfüllte Lema, eine Liebe zu diesem Land und eine fließende Dankbarkeit.

1907 erschien das Schulbuch für die schwedischen Schulen. Nils Holgersson erobert das Ausland.
1909 erhält Selma endlich den Nobelpreis für Literatur. Mit Valborg Olander, der anderen Frau in ihrem Leben, war Selma schon in Stockholm. Auch Sophie kommt zur Verleihung.
Den Preis erhielt Selmna für "Gösta Berlin" und zugleich wurde sie als erste Frau Mitglied der Schwedischen Akademie.
Über diesen historischen Roman bzw. Romanbiografie kann man endlos seine Gedanken für eine Rezension aufschreiben. Kann man, braucht es aber nicht. Lest das Buch!
Es hat mir wirklich Freude gemacht, dies zu lesen. Man spürt es, wie die Autorin - Schlusswort - sich intensiv mit dem Leben von Selma Lagerlöf auseinandergesetzt hat.
Als kleines Schmankerl gibt es auch noch zwei Rezepte.
Und so schließe ich meine Rezension aus dem Schlußwort S. 345
"... will ich mit den Worten abschließen, mit denen Selmas Großmutter auch ihre Geschichten beendete: Und das alles ist so wahr, wie dass ich dich sehe und du mich siehst! Nur so!

Bewertung vom 06.01.2023
Der kleine Laden zum Glück
Linfoot, Jane

Der kleine Laden zum Glück


sehr gut

Bei dem neuen Roman von der Autorin Jane Linfoot "Der kleine Laden zum Glück" brauchte ich ein bisschen um in die Geschichte hineinzufinden. Hier geht es um drei Freundinnen, Izzy, Luce und Dida, die sich zusammen getan haben, um in einem leeren Kino einen Vintage Laden zu betreiben. Der Beginn der Story ist das dreijährige Jubiläum. Hier erfährt man kurz wie es zu dem Kauf des Gebäudes kam durch Didas Ehemann. Und eben das es ein Erfolg wurde. Bis dahin waren aber viele, viele Steine im Weg, die es galt zu überwinden. Doch der Tag endet nicht gut, denn da wird ein Verkaufsschild angebracht. Dida steht kurz vorm Explodieren. Bei allen blieb die Erkenntnis, dass das "Vintage at the Cinema" in ernsten Schwierigkeiten steckte. Im Prinzip handelt die Geschichte um die Freundschaft dreier Frauen, die sich durch nichts von ihrem Weg abbringen lassen wollen.
Jede einzelne lernt man mit ihrem Umfeld, ihrer Geschichte im Lauf der Handlung besser kennen. So kann man manches gut nachvollziehen.
Dida, verheiratet mit Aidie, reicher Mann, Mutter. Aidie ist ein Kontrollfreak, dem diese Entwicklung seiner Frau so gar nicht passt. Dnan ist da Luce, die alleinerziehende Mutter. Und Izzy, die auf Xander trifft.
Dida ist die Älteste der drei Frauen, als sie mit über Dreißig Izzy und Luce, beide damals achtzehn Jahre, an der Kunstakademie kennen lernt.
Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive der drei Protagonistinnen. Doch je länger man die Geschichte liest, kristallisiert sich die Person Izzy mehr denn je heraus.
Man erfährt viel von allen drei Frauen, sei es über ihre Ängste wie z. B. Izzy, die aus der Vergangenheit heraus der Liebe keine Chance geben will. Oder Luce, die immer noch an Izzys Bruder denkt und hofft. Dida, die einen exzentrischen Mann an ihrer Seite hat.
Zusammenhalt ist alles und so kämpfen sie um ihr Projekt zu retten.
Diese drei Geschichten der Freundinnen, so unterschiedlich sie auch sind, bilden das stabile Gerüst für eine anfänglich eher scheinbar dahinplätschernde Geschichte. Letztendlich laufen die gewebten Fäden zu einer Einheit zusammen und das Ergebnis ist mehr als ein unterhaltsamer Frauenroman.

Bewertung vom 30.12.2022
Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1
Roth, Charlotte

Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1


sehr gut

Es ist das Berlin Anfang der Zwanziger Jahre, in welches uns der Auftaktband der Trilogie "Die Wintergarten-Frauen" von Charlotte Roth mitnimmt auf eine ganz besondere Lesereise. "Der Wintergarten", er entführt aus dem Alltag wie ein Kaleidoskop von Geschichten, von Wundern.
Der Auftakt des Romans beginnt 1917 im Ersten Weltkrieg. Auf dem Gut Neu-Mahlen bei Templin in der Uckermark. Dort wartet die Familie von Veltheim auf den Vater. Besonders Nina, die Tochter. Doch es kommt anders.
Vier Jahre später geht es weiter. Die Familie unterstützt Nina, genannt Pippa, mit der Verwirklichung ihres Traums,. Berlin, wo Theater und Kino wie Pilze aus dem Boden schießen. Dorthin, wo sie all ihre Energie, ihre Fantasie ausleben kann. Besonders ihr Zwillingsbruder Carlo, denn hier auf dem Land würde Nina "eingehen". Denn es war klar, sie musste, nein sie wollte den Sprung in diese Welt schaffen.
Allein das Cover ist traumhaft gestaltet und lässt ahnen, welche fantastische Geschichte hier erzählt wird.,
Die Handlung spielt über zwei Jahre von 1921 bis 1923. In Berlin hat es Nina nicht leicht. Doch als sie dann Jenny mit ihrem Sohn kennenlernt, sowie Sonia, die in der Stammkneipe jeden Tag sitzt und zeichnet, formt sich in ihr ein Gedanke. Sie wollen ein eigenes Programm erschaffen.
Die Zeit davor hatte Nina als Regieassistentin in einem Theater gearbeitet. Hier hat sich nach dem Eklat der Schauspieler Anton Wendland sich ihrer angenommen. Er ist es auch, der mit ihr in den Wintergarten geht und Ninas Wunsch, hier selbst einmal aufzutreten, wird immer größer.
Es wird für die drei Frauen ein schwerer Weg. Hunger beherrscht mehr denn je ihr Leben. Denn hier in der Handlung wird auch klar der Unterschied zwischen Arm und Reich aufgezeigt.,
Während Nina als Charaktere so manches Mal durch ihre funkensprühende Art den Nerv raubt, ist Jenny eine Charaktere, die mehr als das nüchterne Leben zeigt. Sonia ist die Dritte im Bunde. Bei ihr zeigt sich die Zurückhaltung und dennoch spürt man ganz viel Wärme, die von dieser Charaktere ausgeht.
Nicht unerwähnt halt die politischen Verhältnisse, die in der Handlung mit eingebaut sind. So wird mehr denn je verständlich, wie das Leben sich damals abspielte. Für die einen der tägliche Kampf ums Überleben, für die anderen das Leben im Überfluss.
"Der Traum beginnt" ist ein solider Einstieg in die Wintergarten-Trilogie. So gebe ich gern meine Leseempfehlung und warte gern auf die beiden Folgebände.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2022
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

1943 in Leipzig. Der zehnjährige Junge lebte fast sein ganzes Leben in einem Raum - mit Büchern - mit wenig Kontakt zu Menschen. Nur die, die ihn versorgten. Ein Raum voller Bücher. In dieser Nacht fallen die Bomben, erschüttern die Stadt, die Mauern und machen ihm den Weg frei aus dem Kerker. Den Gang rüber hatte er noch in Erinnerung. Doch die Villa, in die er sich retten wollte, brannte lichterloh. Das ganze Graphische Viertel brannte. Leipzig brannte. Da wurde er von einem Maskenmann gepackt. Seine Rettung?
Dieser drückt ihm eine Gasmaske auf und zerrt ihn zu der ziemlich zerstörten Bibliothek der Villa. Alles war eingestürzt. Durch einen Spalt in einer Mauer sollte der Junge durch und nur ein bestimmtes Buch holen. "Das Alphabet des Schlafs." Für den Mann war es ein sehr kostbares, wichtiges Buch.
In 1971 setzt sich die Geschichte fort. Der erwachsene Junge war mit Marie zum Barockschloß der Familie Pallandt in der Nähe von München. Die einunddreißigjährige Marie Ludwig war von dem Erben des Verstorbenen eingestellt, um die vorhandene Bibliothek aufzulösen, zu verkaufen. Das war keine normale Bibliothek, es war die eines Sammlers, keines Lesers. Dort hatte sie etwas ganz besonderes entdeckt. Damit meinte sie nicht die Mumie im offenen Sarkophag, die dort stand. Obwohl, ungewöhnlich war das schon. Was es damit auf sich hat, erfährt der Leser so ziemlich am Ende. Sie gehört zur Geschichte. Doch wie gesagt, das war es nicht. Marie hatte in einem Glasschrank ganz besondere Bücher gefunden. Wertvoll gebunden, Handarbeit. Und es waren alles Steinfelds. Bücher aus der Buchbinderwerkstadt von Robert Steinfelds Vorfahren. Robert, der Junge aus dem Krieg. Seinen Vater Jakob Steinfeld hatte er nie kennengelernt. Robert wußte, dass das Verlagshaus der Pallandts direkt neben der Werkstatt seines Vaters gestanden hatte. Doch bei dem Luftangriff auf Leipzig wurde alles zerstört. Also 1943.
Doch wie konnte es angehen, dass etliche der Bücher eine neuere Steinfeld Prägung hatten?
So begeben sich beide auf Spurensuche, Roberts Geschichte, seine Wurzeln, aufzudecken.
Es ist nicht nur die Handlung, die mich als Leser direkt in die Geschichte hinein katapultiert hat. Es ist u.a. das Rätsel um das anfangs erwähnte Buch. Was hatte es damit auf sich?
Die gesamte Handlung ist in drei Zeitebenen aufgeteilt. 1933, als die Nationalsozialisten mehr und mehr die Macht ergreifen. 1943, als der Junge aus seinem "Kerker" kommt und wie es dann mit ihm weiter geht. Wer war dieser Maskenmann? 1971, als Robert zusammen mit Marie in die Vergangenheit reist.

Mit diesem Roman hat der Autor einen großartigen, sehr spannenden Roman geschrieben. Es ist egal, an welchen Ort die Handlung gerade spielt. Man hat direkt Bilder vor den Augen. Sehr interessant fand ich den Aufenthalt im Graphischen Viertel.
Ich möchte aber nicht mehr spoilern. Das Buch sollte man lesen. Es ist eine spannende, hochinteressante Geschichte. Seid neugierig!

Bewertung vom 08.12.2022
Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1


sehr gut

Mit "Die Töchter der Ärztin - Zeit der Sehnsucht" knüpft das Autorenduo Helene Sommerfeld an die Reihe um die Ärztin Ricarda Thomasius an. Die Trilogie habe ich sehr gern gelesen, spannend und interessant. So erging es mir ebenso auch mit der Reihe um die Polizeiärztin Magda Fuchs, ebenfalls von dem Autorenduo.
In dem vorliegenden Buch geht es um Ricarda Thomasius Töchter Henny und Antonia, genannt Toni.
Es beginnt im Jahr 1927. Die gesamte Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von gut zwei Jahre. Handlungsorte sind Berlin, Ostafrika als auch Freystetten. Wer die Reihe um die Ärztin Ricarda gelesen hat, wird sicherlich einige Erinnerungen in dem Buch wieder finden. Wer diese noch nicht kennt, vielleicht ist er jetzt auf den Geschmack gekommen. Lesen!
Henny hat sich in Berlin mit einer Praxis für Onkologie selbständig gemacht. Am heutigen Tag soll nun endlich das Röntgengerät geliefert werden. Und sie wartet auf Toni. Henny wünscht sich, dass diese bei ihr in der Praxis mit einsteigt. Auch Mutter Ricarda war weiterhin in ihrem Beruf tätig, hatte sie doch vor längerer Zeit die Praxis der damaligen Polizeiärztin Magda Mehring/Fuchs übernommen. Doch Toni hatte ihren eigenen Kopf. Ihr Vater Siegfried verstand sie nur zu gut. Toni wollte in die weite Welt, nach Afrika. Dort wo sie als Kind einige Jahre verbracht hatte. Sie wollte über ihr eigenes Leben bestimmen und so war es für sie beschlossene Sache. Sie würde in dem Krankenhaus arbeiten, welches ihr Vater damals geleitet hatte. Nur waren dort jetzt nicht mehr die Deutschen, sondern die Kolonie gehörte zu England.
Ergänzend zu Henny sei gesagt, dass sie eine neun Jahre alte Tochter hat. Victoria, genannt Vicky. Aus der Ehe mit Victor, mit dem sie damals nach Amerika ging. Doch die Ehe hielt leider nicht. Unerwartet erfährt Henny, dass Victor wieder in Berlin ist. Sehr zur Freude von Vicky, doch was war mit Henny?
Für Toni wird die Zeit in Afrika unvergessen bleiben. Mit ihrer Hilfsbereitschaft überschreitet sie Kompetenzen, die schon auf der Überfahrt auf dem Schiff beginnen. Dort begegnet sie zum ersten Mal Ben und kann ihn nicht so schnell vergessen. Immer wieder taucht er auf, doch hat ihre Verliebtheit eine Zukunft?
Auch Freystetten bleibt von Problemen nicht verschont. Der Sohn Franz von Freystetten weigert sich zu heiraten, um die Erbfolge zu sichern. Und dann ist da Frieda, seine Schwester. Sie liebt das Leben in freien Zügen. Bis sie die Hilfe ihrer Familie bracht. Wie schon so oft ist es Ricarda, ihre Tante, die vermittelt.
In wechselnder Erzählweise wird der Leser in die Geschichte eingebunden. Sicher überwiegt Tonis Leben in Afrika. Hier ist es nicht nur die Beschreibung der Orte, sondern es wird auch klar gestellt der Unterschied der weißen Bevölkerung zu den Einheimischen. Welche Prioritäten gesetzt werden. Was ich toll fand, dass Toni Karen Blixen kennenlernt.
Kurz bevor Toni nach Hause fährt, erledigt sie zusammen mit Ben noch einen Auftrag. Doch dann ist sie auf einmal verschwunden. Die Familie versucht alles aus der Ferne.
Doch lest selbst.
Für mich ist "Zeit der Sehnsucht" ein gut gelungener Anschluß an "Die Ärztin"-Reihe.
Der Folgeband zu den Töchtern "Zeit der Hoffnung" erscheint im November 2023. Schon die Leseprobe macht neugierig und man möchte es sofort lesen.