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Benutzername: 
tstone
Wohnort: 
Landau

Bewertungen

Insgesamt 88 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


sehr gut

Familiengeschichte

Der Autor, der eigentlich in der Musikszene zu Hause ist, versucht mit diesem Buch seine Familiengeschichte aufzuarbeiten. Er nimmt dabei in eine dunkle Vergangenheit mit: Die Wurzeln der Familie sind jüdisch, und Großeltern und Eltern geraten in die Mühlen der Nazidiktatur. Das Buch erzählt Episoden aus deren Leben und zeichnet Stationen und Orte nach. Gleichzeitig versucht der Autor seinem Vater näher zu kommen, der schon verstorben ist als sein Sohn erst zwölf Jahre alt war.
Und natürlich spielen folgende Fragen eine wesentliche Rolle: Wie konnte es so weit kommen, warum haben so viele Deutsche weggesehen und wurden damit zu Mittätern, wie wurde im Nachkriegsdeutschland mit Tätern und Opfern umgegangen? Eine Lektüre, die viele starke Passagen hat, die zum Nachdenken anregen, leider aber auch einige Längen aufweist und den Leser stark fordert.

Bewertung vom 26.01.2024
Die Spiele
Schmidt, Stephan

Die Spiele


ausgezeichnet

Zwischen den Genres

Der Verlag bezeichnet das Buch auf dem Cover als "Kriminalroman". Irgendwie ist es das auch, aber erst in zweiter oder dritter Linie. Der Mord an einem IOC-Funktionär bildet zwar den Rahmen, ist aber irgendwie sekundär. Viel spannender sind die Dinge, die man über die ehemalige DDR, über Afrika und vor allem über China und die Chinesen erfährt. Und man bekommt auch eine Ahnung davon, wie Politik funktioniert... Hier bietet das Buch mehr als manches Sachbuch.
Mich hat die Lektüre fasziniert, auch wenn der Autor es mit den Zeitsprüngen und Ortswechseln etwas übertreibt, das macht es manchmal ein bisschen schwer, der Geschichte in allen Facetten zu folgen.
Und in welches Genre würde ich persönlich das Buch einordnen? Schwierig, aber "Politthriller" trifft es vielleicht am besten. Für Sachbuchanhänger ist es auch bestens geeignet, Krimifans werden sich wahrscheinlich ein bisschen schwertun.

Bewertung vom 07.01.2024
InnenLeben
Pütz, Britta

InnenLeben


ausgezeichnet

Gutes Debüt

Eine Affinität zum Schreiben hatte die Autorin schon immer, bis jetzt hat sie diese aber „nur“ im beruflichen, nicht-künstlerischen Kontext genutzt. Nun also dieses Buch mit kurzen Texten, in der Mehrzahl Gedichte, aber auch einige kleine Prosastücke mit lyrischem Charakter sind dabei.

Beim Lesen wird der autobiografische Hintergrund deutlich, wesentliche Episoden aus dem Leben der Autorin laufen vor dem Auge des Betrachters ab, viele nachdenklich, ernst, manchmal sogar traurig, aber auch Optimismus, Spaß und Freude kommen nicht zu kurz.

Der Band ist auch für „Lyrik-Anfänger“ geeignet, also Belletristik Fans: Traut Euch!

Und zum Abschluss:
- Autorin und Verlag haben das Buch sowohl optisch als auch haptisch sehr sorgfältig gestaltet, es macht Freude,
den Band in die Hand zu nehmen.
- Meine Lieblinge sind „Wer bist Du?“ und „Fußball“.
Ich bin gespannt auf Eure!

Bewertung vom 05.01.2024
Essex Dogs
Jones, Dan

Essex Dogs


sehr gut

Im Krieg

Wie kann man sich den Ablauf eines 100jährigen (!) Krieges im 14. Jahrhundert vorstellen? Dieser Roman versucht darauf eine Antwort zu geben, in dem er einige Wochen aus der Sicht einer auf englischer Seite beteiligten Söldnergruppe schildert. Wir lernen die Essex Dogs (fiktiv) kennen, aber begegnen auch vielen historisch verbürgten Persönlichkeiten. So oder so ähnlich könnte es damals gewesen sein...
Der Autor ist als Historiker und Journalist bekannt und hat bisher Sachbücher verfasst. Dies merkt man dem Roman auch an, so ganz ist Dan Jones noch nicht im neuen Genre angekommen. Die Hauptfiguren werden authentisch und gut beschrieben, aber die Nebenfiguren bleiben teilweise seltsam blass.
Insgesamt lässt sich das Buch aber dennoch gut und flüssig lesen, die Story ist schlüssig und über die damaligen Zeiten erfährt der Leser so ganz "nebenbei" eine ganze Menge. Hat Spaß gemacht und ich freue mich auf den zweiten Band der Trilogie.

Bewertung vom 24.12.2023
Agonie / Milosevic und Frey ermitteln Bd. 2
Adam, Lea

Agonie / Milosevic und Frey ermitteln Bd. 2


sehr gut

Mordserie

Eine Serie von Morden in kürzer werdenden Abständen, diese werden offensichtlich von derselben Täterin begangen. In deren Seelenleben erhalten wir auch früh Einblick, aber das Motiv bleibt erst einmal verborgen. Auch für die Ermittler, die sich schwertun, Gemeinsamkeiten bei den Opfern zu entdecken und so bei der Tätersuche lange im Dunkeln tappen.
Gute Story, detailreich (nichts für empfindliche Gemüter...) erzählt, es bleibt bis zum Schluss recht spannend und die Auflösung ist in sich schlüssig.
Ein bisschen überflüssig hingegen sind die Ausflüge ins Liebesleben der Ermittler, diese tragen nichts zum Fortgang der Geschichte bei. Diese Nebenhandlungen hätten sich die Autorinnen besser gespart.
Trotzdem dieses kleinen Minuspunkts hat es insgesamt Spaß gemacht, das Buch zu lesen, und auf den dritten Band der Reihe darf man gespannt sein.

Bewertung vom 11.12.2023
Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen
Engel, Henrike

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen


ausgezeichnet

Perfekt zum Schmökern

Ich kenne die ersten drei Bände der Reihe nicht, aber der Einstieg ist mir problemlos gelungen und ich hatte auch keine Verständnisprobleme, Verweise auf die Vergangenheit gibt es nur wenige.
Die Story ist gut und flüssig erzählt und es gibt eine ganze Reihe von gut beschriebenen Charakteren, egal, ob sympathisch oder unsympathisch. Allen voran natürlich Anne, Berthold und Helene, deren Wege sich sowohl privat als auch beruflich immer wieder kreuzen. Nebenbei erfährt man auch einiges über das Leben in Hamburg Anfang des 20. Jahrhunderts, und besonders interessant fand ich die Schilderung des Alltags der Inselbewohner damaliger Zeiten, welch ein Unterschied zu heute!
Es macht Spaß, das Buch zu lesen, nahezu perfekt für lange Winterabende. Das Ende ist schlüssig und lässt eine Fortsetzung der Reihe offen, ohne dass ich von einem klassischen "Cliffhanger" sprechen würde.

Bewertung vom 29.11.2023
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


gut

Anspruchsvoll..

Laut Covertext geht es in dem Buch um Sri Lanka, das Leben nach dem Tod und über das Menschsein inmitten von Krieg und Gewalt. Und das ist auch so, aber das alles ist ein bisschen viel auf einmal. Vielleicht hätte der Autor seinen Fokus etwas enger fassen sollen.
So ist die Lektüre komplett verwirrend und das Ganze äußerst schwierig zu lesen, ich war mehrmals kurz davor aufzugeben und das Buch aus der Hand zu legen. Ich habe "durchgehalten" und frage mich nun, was mir von der Geschichte im Gedächtnis bleiben wird: Letztlich wahrscheinlich ein gewachsenes Verständnis der Zerrissenheit Sri Lankas, mit all den Konflikten zwischen Singhalesen und Tamilen und den wechselseitigen Grausamkeiten, die beide Seiten jeweils aneinander verüben. Die eigentliche Geschichte und die Hauptperson werde ich vermutlich schnell vergessen.
Fazit: Ich war mit diesem Buch überfordert.

Bewertung vom 01.11.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


sehr gut

Buddenbrooks 2.0?

Das Buch spielt im Lübeck um das Jahr 1900. Nicht ganz zufällig der Ort und die Zeit, in dem auch die Buddenbrooks angesiedelt sind: Die Manns und ganz besonders Thomas spielen eine nicht ganz unwesentliche Rolle. Im Mittelpunkt steht jedoch eine andere bürgerliche Familie: Die Lindhorsts mit all ihren Freunden, Bekannten und Bediensteten. In vielen verschiedenen Handlungssträngen, die uns an unterschiedliche Orte und in unterschiedliche Jahre führen, verfolgen wir das Schicksal der beteiligten Personen. Das Ganze ist ruhig in einer sehr angenehmen Sprache erzählt (Kompliment auch an die Übersetzung) und man folgt der Geschichte gerne. Aber ein bisschen fehlt der rote Faden und manchmal ist es etwas anstrengend, sich im Dickicht der Personen, Orte und Zeiten zurechtzufinden. Trotzdem eine lohnende Lektüre, die Spaß macht, aber natürlich nicht an das "Original" von Thomas Mann heranreichen kann.

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Bewertung vom 22.10.2023
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


ausgezeichnet

Horse

Eine Geschichte über ein Pferd?
Ja, natürlich, das ist dieses Buch, aber es ist tatsächlich sehr viel mehr. Lexington, eines der berühmtesten Rennpferde aller Zeiten ist zwar die "Hauptperson", aber nicht nur über ihn erfahren wir etwas: Um ihn herum rankt sich eine beeindruckende Schilderung der Lebenswirklichkeit der Schwarzen in den Südstaaten des 19. Jahrhunderts.
Und wieviel hat sich seitdem wirklich geändert? In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts? Heute?
All dies verknüpft die Autorin zu einer faszinierenden Geschichte, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Pflichtlektüre für Pferdeliebhaber, (Kunst-) geschichtlich Interessierte und vor allem für Liebhaber brillanter Belletristik.
Wenn es um die Auswahl zum "Buch des Jahres" geht ist "Das Gemälde" für mich ganz oben dabei!
Zum Schluss dann aber doch noch ein ganz kleiner Kritikpunkt: Den deutschen Titel finde ich nicht wirklich gelungen, da passt das Original wesentlich besser.

Bewertung vom 13.10.2023
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


sehr gut

Träume...

Man ist nie zu alt, sich Träume zu erfüllen. Oder doch? Jennifer Quinn entschließt sich, es auszuprobieren. Solange sie denken kann, war das Backen ein wesentlicher Bestandteil ihres Lebens. Also macht sie bei einer TV-Backshow mit, und das mit überraschendem Erfolg. Aber so mutig, das Ganze mit ihrem Mann zu teilen ist sie zunächst nicht. Und da ist ja auch noch ein anderes Geheimnis aus ihrer Vergangenheit...
Die Autorin lässt uns teilhaben am jetzigen und auch am vergangenen Leben der Mrs. Quinn. Dabei begegnen wir auch einer ganzen Reihe weiterer sympathischen und authentischen Personen, so dass es nie langweilig wird, der Geschichte zu folgen. Wir fiebern mit Mrs. Quinn und ihren neuen Freunden mit, und sind gespannt, ob das Finale den krönenden Abschluss bilden wird. Tut es, aber etwas anders als gedacht und hier sehe ich auch die einzige Schwäche des Buches, irgendwie passt das Ende nicht so richtig.
Trotzdem ist das Buch ein großes Lesevergnügen!