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Buchkathi

Bewertungen

Insgesamt 164 Bewertungen
Bewertung vom 10.05.2024
Das Haus der Wiederkehr
Moyes, Jojo

Das Haus der Wiederkehr


gut

Hat mich leider nicht überzeugt und wenig berührt

Das Haus der Wiederkehr von Jojo Moyes beginnt in den 1950er Jahren in einem Haus im beschaulichen Küstenstädtchen Merham. Dort lebt Celia mit ihrer Familie, die die gleichaltrige Lottie bei sich aufgenommen haben, sodass die beiden Mädchen wie Schwestern aufwachsen. Sie sind gute Freundinnen, bis Celia ihren Verlobten mit nachhause bringt und Lottie in ihm die Liebe ihres Lebens findet. Doch es kommt anders, als es sich zunächst anhört und wir finden uns im zweiten Abschnitt viele Jahre später wieder im gleichen Haus mit anderen Bewohnern ein, um zu erfahren, wie es ausgegangen ist.
Prinzipiell bin ich ein großer Fan von Jojo Moyes. In diesem Roman konnte sie mich jedoch nicht packen. Noch nicht mal die schöne Vertonung der Hörbuchsprecherin, die sich wirklich bemüht hat, konnte mir die Geschichte schmackhafter machen. Denn der erste Teil kam mir unheimlich langatmig vor, bis das erste Mal der Verlobte Guy auf die Bildfläche tritt. Und auch im zweiten Abschnitt dauert es eine ganze Weile, bis aufgelöst wird, dass sich bei der älteren Dame um Lottie handelt und wie es ihr damals ergangen ist. Vielleicht wäre mir die Geschichte runder erschienen, wäre sie in der Vergangenheit geblieben und man hätte anders aufgelöst, wie es mit Lottie weitergegangen ist. Der Sprung in die Gegenwart jedenfalls war mir zu verwirrend und beinhaltete für mich zu viele Personen. Letzteres mag vielleicht in der Buchausgabe im Vergleich zum Hörbuch einfacher gewesen sein, aber hat mich dennoch nicht überzeugt.
Die große Liebesgeschichte mit den bahnbrechenden Emotionen, die auf den Leser überschwappen und die ich sonst immer bei Jojo Moyes bekommen habe, blieben hier ebenfalls aus und ich muss sagen, ich bin leider überhaupt nicht überzeugt.

Bewertung vom 09.05.2024
That Girl
Santos de Lima, Gabriella

That Girl


gut

Interessante Idee zu Datingerfahrungen, Umsetzung war nicht meins

Liebesgeschichten gibt es viele. Und auch der Klappentext von That Girl hört sich nach einer klassischen Geschichte à la Sie liebt ihn – er liebt sie an. Doch der ausdrückliche Hinweis, es sei kein Liebesroman, gibt den Einblick, wie die Geschichte verlaufen könnte.
Die Protagonistin Tess ist Influencerin und Buchautorin. So wie wir sie kennenlernen, achtet sie sehr auf ihre Ernährung, ihre Gesundheit und positive Routinen, was sie mit ihren Followern teilt. Doch trotzdem wirkt sie von Seite eins an nicht glücklich, sondern fast zwanghaft. Sie scheint nach Liebe zu suchen, doch macht immer wieder schlechte Erfahrungen und wird von Erinnerungen daran in ihrem täglichen Leben heimgesucht.
Mir kommt der Erzählstil sehr modern vor, da die Geschichte nicht klassisch in Szenen erzählt wird. Innerhalb der einzelnen Kapitel nimmt man zwar an Gesprächen und Erlebnissen teil, die Beschreibungen sind aber nicht so ausführlich, dass man als Leser selbst ins Erleben einsteigen kann. Es ist viel mehr eher angerissen mit einzelnen Ausschnitten. Auch die Übergänge zwischen den Kapiteln haben unterschiedlich große Zeitsprünge, sodass es mir schwergefallen ist, in der Geschichte gefesselt zu bleiben. Die Kapitel, die in Form von Chat- oder Whatsapp-Nachrichten geschrieben sind, fand ich ganz kreativ und abwechslungsreich. Da sie sich aber nicht immer direkt auf beschriebene Szenen beziehen, war auch hier der Lesefluss nicht immer ganz einfach.
Was ich ganz spannend fand, war wie Tess mit der Liebe umgeht. Sie ist stets skeptisch aufgrund ihrer negativen Erfahrungen, aber gibt Leo und ihren Gefühlen doch eine Chance. Sie ist sehr mit dem Kopf bei der Sache und kann sich emotional gar nicht so richtig darauf einlassen. Durch diese Unsicherheit konnte ich zumindest eine kleine Verbindung zu ihr aufbauen. Auch dass sie sich solche Gedanken um Cora, ihre Freundin mit der unglücklichen Beziehung macht, und wie sich um sie kümmert, hat sie sympathisch gemacht. Im Verlauf der Geschichte habe ich den Eindruck, dass sie sich weiterentwickelt und mehr für sich einsteht. Das soll vermutlich auch die Botschaft der Geschichte sein. Doch trotz dieser guten Botschaft konnte mich die Geschichte nicht überzeugen, da sie sich für mich nicht stringent angefühlt hat und mir die Spannungsbögen fehlten. Vor allem aber war mir die Spannung zu düster. Natürlich macht jeder mal schlechte Erfahrungen beim Dating. Man macht allerdings auch viele gute und nur, weil es nicht immer ein Happy End gibt, ist dazwischen trotzdem nicht alles schlecht und dunkel.

Bewertung vom 09.05.2024
Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5
Benedict, Marie

Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5


gut

Konnte mich nicht wirklich in der Geschichte gefesselt halten

Rosalind Franklin ist Wissenschaftlerin durch und durch. Sie forscht an der Struktur der DNA, wobei sie durch ihren Ehrgeiz und ihr Durchhaltevermögen ziemlich erfolgreich ist. Doch trotz der guten Ergebnisse hat sie einiges durchzustehen in der männerdominierten Forschungswelt ihrer Zeit. Denn nach dem zweiten Weltkrieg bekommen immer wieder ihre männlichen Kollegen den Vorzug.
Wir begleiten Rosalind Franklin von ihren forscherischen Anfängen in Paris im Labo bis hin zurück nach London ans Kings College und nach Birbeck, ihrer letzten Station als Wissenschaftlerin. Dabei macht sie ganz unterschiedliche Erfahrungen: Die fast familiäre Atmosphäre und ihre ersten Erfahrungen mit der Liebe in Paris, die starke Rivalität am Kings College und dann die Gemeinschaft mit bahnbrechenden Erkenntnissen in Birbeck, die sich aber vielen Anfeindungen stellen muss. All das ist chronologisch erzählt und mutet fast ein bisschen wie Briefe an, die die wichtigsten Erlebnisse der Tage enthalten. Obwohl ich die Geschichte der Forscherin wirklich spannend fand und ich es mochte zu erfahren, wie sich eine Wissenschaftlerin in dieser Zeit gegen die Männer behaupten musste, war ich nicht restlos begeistert. Mir haben die erzählerischen Elemente und das Miterleben von Szenen gefehlt. Dadurch fühlte sich die Geschichte nicht so lebendig an. Für mich konnte ich somit nicht gut in die Geschichte einfinden und mich nicht richtig mit Rosalind identifizieren. So war es zwar wissenschaftlich interessant, aber nicht wirklich spannend.
In Summe konnte mich dieser historische Roman daher leider nicht überzeugen, auch wenn ich viel über die Struktur der DNA und die Forschungsmethoden erfahren durfte.

Bewertung vom 09.05.2024
Blind Date mit Möwe
Struck, Yvonne

Blind Date mit Möwe


sehr gut

Liebe, obwohl man sich nicht gesehen hat

Wie könnte es wohl sein, wenn man nur die inneren Werte einer Person kennenlernen könnte? Funktioniert das überhaupt, Gefühle für jemanden zu entwickeln, den man noch nie sehen konnte – noch nicht mal auf einem Foto?
Wenn man Blind Date mit Möwe vertrauen möchte, dann funktioniert das sogar hervorragend, bietet jedoch auch Potenzial für gewisse Konflikte. Schließlich können die liebenswerten inneren Werte ja zu einer Person gehören, die gerade deinen geliebten Arbeitsplatz abreißen will. Hört sich ziemlich skurril an, aber Lisa ergeht es in dieser Liebesgeschichte so. Sie hat die Nase voll von den klassischen oberflächlichen Dates und versucht es mit The Voice of Love, wo man seinen Datepartner nur bei 5 Telefondates via Stimme kennenlernen kann. Datepartner Jonas ist dabei kein geringerer als derjenige Architekt, der Lisas Naturschutzstation zugunsten eines Influencer-Hauses abreißen soll. Und trotz der Sympathie gibt es daher erst einmal nur Probleme, als die beiden sich im echten Leben treffen.
Eine Liebesgeschichte, die am Meer spielt und auch noch so eine originelle Geschichte hat, hat bei mir direkt Pluspunkte gesammelt. Auch die Protagonisten vor allem Lisa mochte ich sehr. Denn Lisa ist keine perfekt, wunderschöne, immer starke Frau, sondern zweifelt auch mal an sich. Sie spricht sich aber selbst Mut zu, beweist Stärke und wächst im Verlauf des Buches sogar über sich hinaus. Denn sie trau sich nicht nur, ihrem Exfreund endlich mal die Meinung zu sagen, sondern steht auch bei ihrer WG-Mitbewohnerin und bei Jonas für ihre Interessen ein. Bei Jonas mochte ich besonders seinen Umgang mit seiner pubertierenden Tochter, die mich das ein oder andere Mal zum Schmunzeln gebracht hat.
Der Schreibstil der Autorin hat mir auch sehr gut gefallen und ich konnte schnell in die Geschichte hineinfinden. Im Mittelteil allerdings, als die beiden sich das erste Mal in live sehen, wurde es mir etwas zu ausschweifend und hat leicht die Spannung verloren. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass man über so einen langen Zeitraum und so intensiv jemanden vermissen kann, mit dem man nur 5 Mal telefoniert hat. Das ist aber nur ein kleines Manko für mich und könnte etwas gestrafft werden. Alles in allem konnte mich die Geschichte aber mitnehmen und ich hatte ein schönes Leseerlebnis. Vor allem das Happy End hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 07.04.2024
Fensterbrettgarten
Haßler, Deike

Fensterbrettgarten


ausgezeichnet

Gut geschrieben, schön bebildert – es kann losgehen!

Ach, ich hätte so gerne einen Garten, mit Tomaten und Gurken und Bärlauch, aber ich habe ja leider nur einen Balkon. Das war mein Standardsatz – jahrelang. Denn ich habe wirklich gedacht, dass meine Liebe zu Pflanzen und mein kleiner Balkon nicht zusammenpassen, zumindest nicht, wenn ich wirklich Gemüse oder Kräuter anbauen möchte. Doch dieses Buch hat mit meinem Irrglauben aufgeräumt und auch direkt alle weiteren potenziellen Ausreden abgeschafft.
Denn wer gerne Gärtnern will und außer diesem Willen noch nichts zur Zielerreichung vorbringen kann, der ist bei diesem Buch genau richtig! Ich möchte zwar nicht sagen, es wäre für Dummies beschrieben, aber eigentlich ist genau das zutreffend. Positiver formuliert, würde ich sagen, dass dieser Ratgeber auch die letzten Anfänger wie mich dort abholt, wo sie stehen: Nämlich am Anfang. Und so startet das Buch mit den Basics. Sie reichen vom Standort zur Ausstattung, zu Töpfen, Scheren, der richtigen Erde bis hin zu vielen nützlichen Tipps, die beim Loslegen helfen. Danach geht es hilfreich weiter mit weiteren Hinweisen zu Lichtverhältnissen, dem richtigen Gießen, dem Düngen und allem, was man unbedingt wissen muss. Hier hat mich am meisten erstaunt, dass es Pflanzen gibt, die nicht zusammen wachsen oder besonders gut zusammen gedeihen. Und das ist auch die perfekte Überleitung zu den beiden letzten Kapiteln, die einmal potenzielle Draußenpflanzen fürs Fensterbrett einzeln vorstellen und natürlich auch solche für drinnen. So gibt es leicht verständlich alle Hinweise zu diesen Pflanzen und zu einigen neben guten Tipps auch Rezepte wie beispielsweise zum Chilliöl.
Mir haben die einfachen Texte und die Bebilderungen sehr gut gefallen und mich total überzeugt. Auch die Tabellen und Schaubilder helfen beim Textverständnis. Mir hat das Buch wirklich gut geholfen und ich bin so begeistert, dass ich es uneingeschränkt weiterempfehlen möchte. Als einzigen Optimierungspunkt würde ich die Schriftgröße anbringen, die für meinen Geschmack gerne etwas größer sein dürfte.

Bewertung vom 07.04.2024
Ohne Befund
Bihl, Lou

Ohne Befund


sehr gut

Viele Geschichten zum Nachdenken aus dem Gesundheitswesen

Den Alltag im Gesundheitswesen – egal ob Krankenhaus oder Arztpraxis – stelle ich mir sehr bedacht, rational und manchmal bedrückend vor. Irgendwie habe ich auch an eine Welt in Schwarzweiß geglaubt, in der etwas entweder richtig oder falsch ist, aber keinen Raum für moralische Überlegungen oder Zwischentöne lässt. Dieses Buch mit seinen 10 Kurzgeschichten aus dem Gesundheitswesen hat mich da eines Besseren belehrt und dabei sehr gut unterhalten. Denn es hat mich überrascht und das durchaus positiv.
Nach dem Klappentext hatte ich mit den klassischen Schilderungen von Patientenfällen gerechnet und wie Ärzte damit umgehen. Vor allem hatte ich aber die ein oder andere lustige Stelle aufgrund von skurrilen Patientenanliegen erwartet. Doch die Geschichten haben mal feine humoristische Perspektiven aufgezeigt und mal zum Nachdenken angeregt, um zu beweisen, dass es nicht nur Richtig und Falsch, sondern auch Abwägungen gibt. Das war also ganz anders als ich es nach dem Klappentext erwartet hatte und trotzdem hat es mir gut gefallen. Denn der Schreibstil hat mich nur so durch die Seiten fliegen lassen und auch die Abwechslung der Geschichten, die mal aus Arztsicht und mal aus Patienten- oder Angehörigenperspektive geschrieben sind, haben den besonderen Reiz ausgemacht.
Mein besonderes Highlight war die Geschichte einer ehemaligen Ärztin, die nun selbst als Krebspatientin im Krankenhaus verstorben ist. Die Geschichte weckt am Anfang eine Idee, was passiert sein könnte und endet dann komplett anders. Sie lässt aber auch das Fragezeichen im Raum stehen, ob man selbst mit dem Wunsch der Patientin einverstanden wäre und wie man ihre Sicht bewertet. Diese Anregung zum Nachdenken hat mir sehr gefallen und hat für mich persönlich ein ganz anderes Licht auf das Thema Tod geworfen.
Wer Geschichten zum Nachdenken mag und gerne die eigene Sicht auf die Welt hinterfragt, ist hier genau richtig. Natürlich gibt es an der ein oder anderen Stelle auch etwas zum Schmunzeln, aber hauptsächlich klingen hier die ernsteren Töne. Lasst Euch also nicht vom Klappentext beirren, denn hier geht es nicht um lustig, skurrile Patientenfälle, aber unterhaltsam ist es dennoch. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Empfehlung!

Bewertung vom 18.03.2024
Nordseesterne / Nordsee-Reihe Bd.1
Merburg, Marie

Nordseesterne / Nordsee-Reihe Bd.1


sehr gut

Liebe an der Nordsee gefunden – zum Kochen und zum Koch

Eine falsche Entscheidung und ein zweites Mal nicht sofort gesagt, was man denkt, und schon steht man knietief in einem Problem, das man so schnell nicht wieder loswird. Das kenne ich! Und wer kennt das bitte nicht? Doch dass es dabei um eine ungewollte Verlobung mit einem Mann geht, den man eigentlich auf den Mond schießen wollte, dürfte wohl weitaus dramatischer sein, als die Probleme, an die wir gerade gedacht haben.
Luisa geht es leider so. Blöderweise ist dieser Mann auch noch der Geschäftsführer in dem Unternehmen ihrer Mutter und gleichzeitig auch noch ihr Kollege. Und als dann Luisas Mutter auch noch schwer erkrankt und sie bittet, mit ihr einen Urlaub an der Nordsee zu machen, rückt das Problem auf der Prioritäten-Liste weit nach hinten. Aus den Augen aus dem Sinn! Nur als Luisa dann in Greetsiel immer tiefere Gefühle für den sympathischen Koch Holger entwickelt, verselbständigt sich das Problem und das Gefühlsschlamassel nimmt seinen Lauf.
Obwohl sich Luisa in manchen Situationen nicht wie eine erwachsene Frau verhält und die Probleme lieber vor sich herschiebt, als sie offen anzusprechen, mag man sie direkt. Sie vermittelt eine unheimliche Energie und eine Leidenschaft zum Kochen, die fast ansteckend ist. Daher glaubt man ihr sofort, dass sie keine Sekunde zögert, Holger, der in seiner Küche eine Aushilfe benötigt, in ihrem Urlaub zur Seite zu springen. Auch die Gefühle, die sich zwischen den beiden entwickeln, fühlen sich super leicht und luftig an. Für meinen Geschmack kam das Knistern zwischen den beiden anfangs etwas zu plötzlich und unerklärt, aber das hat dem Leseerlebnis kaum Abbruch getan. Denn nach diesen ersten Seiten fühlt es sich sehr realistisch und authentisch an. Sie haben mich zum Lächeln gebracht und mir dieses wohlige Liebesroman-Gefühl gegeben. Auch die Dates der beiden und diese Beschreibungen von Situationen an Meer, haben mich richtig in Urlaubsstimmung versetzt.
Für die nötige Spannung in dem Buch sorgt dann Luisas Mutter, die mit eiserner Hand die Firma lenkt und auch Luisas Leben in die von ihr geplanten Bahnen pressen möchte. Sie hat für mich auch die deutlichste Wandlung hingelegt: Denn am Anfang wirkt sie einfach nur kalt und unsympathisch. Im Verlauf der Geschichte und durch ihre Erinnerungsbriefe verstehen wir aber ihre Beweggründe für das Einmischen und das macht sie direkt nahbarer, sodass ich sie am Ende sogar fast mochte. Solche Entwicklungen gefallen mir immer sehr und schaffen für mich eine Tiefe der Handlung auch im erweiterten Personenkreis, wodurch es dann nicht nur um das Liebespaar geht.
Alles in allem ein sehr schöner Leseurlaub, der mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 18.03.2024
The Breakup Tour - Der Sound unserer Liebe
Wibberley, Emily;Siegemund-Broka, Austin

The Breakup Tour - Der Sound unserer Liebe


gut

Eine beginnende Liebe voller Fehlinterpretationen und Sorgen

Wenn ich in einem Satz beschreiben sollte, was alle Protagonisten meiner Lieblingsbücher gemeinsam haben, würde ich sagen, sie sind so wie ich oder wie ich gerne sein würde. Das hört sich komisch an, oder? Es sorgt aber dafür, dass ich mich mit ihnen und ihrer Geschichte identifizieren kann, dass ich nicht mit dem Kopf schütteln muss und mich frage, warum macht die oder der das bloß so. Mit den Protagonisten der Breakup Tour hatte ich nämlich genau dieses Problem: Sie haben sich so ganz anders verhalten, als ich es tun würde und ihre Art war einfach nicht meine. Daher konnte ich auch all die Gefühle und das Knistern nicht richtig genießen.
Riley ist das, was man einen echten Popstar nennen würde. Sie ist die Queen der Trennungssongs und gleichzeitig die der großen Gefühle. Doch mit ihrem neuen Album, auf dem sie jedem ihrer Ex-Partner einen Song gewidmet hat, kommt ein Problem auf. Ihr Exmann will sich in ihrem Ruhm sonnen und gleich den berühmtesten Song für sich beanspruchen. Und das kann Riley nicht hinnehmen. Denn dieses Lied ist für ihre Jugendliebe Max, den sie nie so richtig vergessen konnte. So beschließt sie kurzerhand, ihn aufzusuchen, woraus die Vereinbarung entsteht, dass Max mit auf Tour kommt und sie genau bei diesem Titel am Klavier begleitet.
Eine gute Story für eine Liebesgeschichte finde ich. Doch die Umsetzung war nicht so, wie es sich für mich authentisch angefühlt hätte. Es gibt für mich zu viel hin und her und zu viele Gedanken, die sich Riley und Max jeweils für sich machen. Man könnte fast sagen, sie sind total in ihren eigenen Interpretationen und Mutmaßungen gefangen. Darin liegt auch der Grund, warum ich es als unrealistisch empfinde. Schließlich sollen beide Figuren in dem Buch um die dreißig Jahre alt sein und ich in ihrer Situation würde das Gespräch suchen und versuchen, Klarheit zu bekommen. Wie Oma schon sagte: Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Das machen aber weder Riley noch Max, sodass es immer wieder hin und her geht zwischen Nähe, Knistern und falschen Interpretationen oder Angst vor Zurückweisung. Dass es dann am Ende aber doch anders kommt und sie doch miteinander sprechen, hat es für mich noch unrealistischer gemacht, weil Max und Riley dann komplett anders handeln, als auf den Seiten zuvor. Und man bekommt keine richtige Erklärung, warum sie es nun doch wie Erwachsene besprechen.
Außerdem habe ich dank der Breakup Tour festgestellt, dass ich Liebesromane bevorzuge, indem sich die Liebe und das Kennenlernen leicht anfühlt. Ich mag es total, wenn das Kennenlernen und die ersten Gefühle mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Natürlich muss es dann auch Herausforderungen und Probleme geben, damit es spannend wird, aber bitte in ausgewogenem Verhältnis. Bei diesem Liebesroman überwiegt die Sorge der Protagonisten und die Gefühle haben sich für mich eher nach einer Belastung angefühlt. Das konnte ich nicht wirklich genießen, weil ich mehr Leichtigkeit erwartet hatte.
Alles in allem muss ich leider sagen, dass die Breakup Tour trotz guter Story und großen Gefühlen nicht zu meiner Vorstellung von einem perfekten Liebesroman passt. Aber letztendlich liegt das mehr an meinen Erwartungen als an dem Buch selbst, denn es ist wirklich gut geschrieben und bedacht aufgesetzt. Wer aber ähnliche Ansprüche an Liebesromane hat wie ich, wird mit diesem Roman vermutlich nicht glücklich.

Bewertung vom 11.03.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Definitiv ein Lese-Highlight!

Wie wäre es wohl, wenn wir mit einer einzigen Pille wieder jung werden könnten? Auf der Zunge liegt mir da eine sehr positive Einschätzung. Denn wer würde nicht gerne nochmal die besten Jahre durchleben wollen. Wenn man aber den gesamtgesellschaftlichen und politischen Blick auf diese Möglichkeit wirft, kann eine solche Pille doch für Angst und Schrecken sorgen. Eine Rundumperspektive auf eine solche Verjüngungstablette und ihre Geschichte ermöglicht Maxim Leos Roman Wir werden jung sein und unterhält dabei wirklich sehr gut.
An der Charité wird eine kleine Medikamentenstudie durchgeführt, die herzkranke Probanden heilen soll, indem man ihre Herzmuskelzellen dazu bringt, sich zu erneuern. Professor Martin Mosländer ist sehr bemüht um seine Patienten und muss nach einiger Zeit mit Erschrecken und Faszination feststellen, dass sich die Studie nicht nur auf die Herzen der Teilnehmenden auswirkt, sondern deren Körper komplett verjüngt. Die vier Patienten: Ein Schüler, eine Leistungsschwimmerin, ein Großunternehmer und eine Lehrerin. Sie lernen wir je in eigenen Kapiteln kennen, erfahren ihre Krankheitsgeschichte, wie sich die Studie auf sie und ihr Umfeld auswirkt und wie sie die Verjüngung selbst empfinden.
Das Besondere an diesem Buch war für mich, dass es sich zunächst nach Science Fiction anhört, aber immer realistischer wird, je weiter man liest. So dachte ich beispielsweise zunächst, dass noch gar nicht ernstzunehmend zur Zellverjüngung geforscht wird. Ich musste aber erschreckt feststellen, dass für das Phänomen der Zellverjüngung tatsächlich ein im Buch genannter Wissenschaftler den Nobelpreis erhalten hat. Und so ging es mir im Leseverlauf immer wieder: So abstrus sich der Klappentext anhört, so naheliegend ist das Setting und so möglich im echten Leben kam mir alles vor. Natürlich könnte auch die Verjüngung als Zufallsbefund aus einer Medikamentenstudie herauskommen. Mit den unterschiedlichen Hauptfiguren gibt der Autor im Lesefluss auch die unterschiedlichen Perspektiven auf die Frage nach der Verjüngung mit: Ein alternder Unternehmer, der sein Lebenswerk nicht aus der Hand geben kann, symbolisiert die alternde Bevölkerung, die einfach länger leben will. Die Lehrerin, die unbedingt schwanger werden will, wo es aber erst nach der Verjüngung klappt, symbolisiert für mich, dass eine solche Verjüngung verpasste Chancen wiederbringen kann. Die Leistungsschwimmerin geht für mich in die gleiche Richtung und zeigt, dass mehr Zeit auch mehr Zeit für Selbstverwirklichung bedeutet. Der Teenager steht für mich für die Jugend, der viele Möglichkeiten geraubt werden, wenn jeder so lange leben kann wie er will. Und Professor Mosländer steht für mich für die Wissenschaft, die nur das Beste will, aber dennoch neue Probleme durch neue Möglichkeiten hervorbringt.
Lustigerweise mochte ich alle diese Figuren und konnte mich in jeden hineinversetzen. Vermutlich fiel mir das auch deswegen so leicht, weil das Buch trotz des schwierigen Themas so leicht und mit einer Prise Humor geschrieben ist, sodass man nur so durch die Seiten fliegt. Stellenweise fand ich es sogar wirklich lustig. Doch auch die Frage schwingt permanent mit, was man als Leser selbst für die richtige Antwort auf die Frage hält, ob es eine solche Verjüngungspille geben darf. Hier fand ich insbesondere die Kapitel aus der Sicht von Professor Holstein, die die Bundesregierung in ethischen Fragen berät, sehr bereichernd. Denn sie löst die Frage vom eigenen Schicksal und zeigt auf, was das für die Gesellschaft bedeuten würde. Das hat mich auf eine sehr leichte Art zum Nachdenken angeregt, die auch durchaus unterhaltsam geschrieben war.
Alles in allem fand ich dieses Buch wirklich hervorragend: Die Geschichte ist so genial wie realitätsnah und die Umsetzung ist grandios unterhaltsam. Und ganz unterschwellig regt das Buch noch zum Nachdenken an, ob es denn nun gut oder schlecht wäre, mit einer Pille jünger werden zu können. Von mir gibt es eine fette Empfehlung!

Bewertung vom 09.03.2024
Was die Sterne dir schenken
Atkins, Dani

Was die Sterne dir schenken


sehr gut

Für alle, die Liebe, Spannung, Verwirrung und Angst auf einmal spüren möchten

Wahrscheinlich kennt jeder von uns diese Art von Träume, in der alles total verwirrend und beängstigend ist, man aber einfach nicht daraus wach wird, bis man schlussendlich doch vom Wecker erlöst wird. So ähnlich geht es Lexi in dem Roman Was die Sterne dir schenken. Der einzige Unterschied ist jedoch, dass es sich bei ihr nicht um einen Traum handelt, sondern um ihr Leben, das mit einem Mal Kopf steht und ihr Angst macht.
Denn Lexi bekommt in New York die schockierende Nachricht, dass man ihre Schwester nachts alleine am Strand gefunden hat, dass sie mehr tot als lebendig war und dass sie besser schnell nachhause zu ihr nach England kommen sollte. Als Amelia dann endlich aus dem Koma erwacht und auf dem Wege der Besserung scheint, beginnt die Verwirrung aber so richtig: Sie denkt, sie wäre verheiratet und würde mit einem Sam zusammenleben. Egal, wie Lexi auf sie einredet, sie bleibt bei ihrer Vorstellung. Doch als Lexi einem Mann namens Nick begegnet, der dem eingebildeten Ehemann zum Verwechseln ähnlich sieht, fühlt man sich als Leser so durchgerüttelt wie in einer Zentrifuge. Die Emotionen schwanken zwischen Verwirrung, Misstrauen, dem Knistern zwischen Nick und Lexi, kaum auszuhaltender Spannung, zerreißenden Streitigkeiten zwischen den Schwestern und einem Hauch von Übernatürlichem.
Das Buch konnte mich durch diesen wilden Gefühlsmix total fesseln und ich hatte keinerlei Vorahnung, wie es wohl weitergehen könnte. An manchen Stellen war ich mir nicht mal sicher, ob wir nicht gerade das Genre wechseln und die nächsten Seiten einen Twist zum Psychothriller hinlegen könnten. Das hat für mich den besonderen Reiz von was die Sterne dir schenken ausgemacht. Denn es fühlt sich wirklich wie ein verwirrender Traum an, bei dem man allerdings die Chance auf Auflösung hat und von Seite zu Seite fliegt, um alles erklärt zu bekommen. Dabei sind die Emotionen so greifbar, dass man nicht anders kann, als komplett in die Geschichte einzutauchen, und sich von Liebe, Verwirrung und Spannung komplett tragen zu lassen. Und natürlich mochte ich das heftige Knistern zwischen Nick und Lexi, das auch gleichzeitig etwas Verbotenes mit sich bringt. Dahinter steckt einfach eine wunderschöne Liebesgeschichte, die ich in der Form auch noch nicht gelesen habe.
Und obwohl ich von der Geschichte und den Emotionen total begeistert bin, liegt ein kleines Manko für mich am Ende des Romans. Denn, ohne Spoilern zu wollen, muss ich sagen, ich hatte mit einem ganz anderen Ende gerechnet. Entweder hätte es den Zeitsprung nicht gebraucht, oder ich hätte mir gewünscht, dass sich Lexi in Bezug auf das Testergebnis anders entscheidet. Dies kam mir nicht logisch vor, weil sie sich im Verlauf der letzten Seiten schon ganz anders positioniert hatte. Dennoch muss ich das Buch, weil es so außergewöhnlich ist, unbedingt weiterempfehlen. Vielleicht geht es mit dem Ende ja nur mir so.