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Produktliebe20
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Brandenburg
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Booklover & Mama von 5

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2023
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


sehr gut

Mitreißend, emotional und äußerst authentisch

Die Geschichte um den kleinen Jungen der weder weiß, wer er ist, noch woher er kommt und bald den Spitznamen Sperling verpasst bekommt hat es in sich.
Der kleine Junge wächst in einem Bordell in Carthago Nova auf und bekommt von Anfang an die Härte des Lebens zu spüren. Euterpe, eine der "Wölfinnen" wird eine Art Ziehmutter für den kleinen Waisen & wappnet Ihn für die Zukunft in dem Sie ihm lehrreiche Geschichten erzählt. So erfährt der Junge zumindest etwas Geborgenheit & Zärtlichkeit inmitten des Harten Sklaven Lebens, das von Qual und Gewalt bestimmt ist. Später macht Sperling selber Bekanntschaft mit dem Bordell.

Obwohl die Geschichte im 4. Jahrhundert spielt, hat man den Eindruck vor Ort zu sein & die damaligen Verhältnisse & Lebensweisen gut nachzuvollziehen. Beim Lesen durchläuft man sämtliche Emotionen, da es doch immer wieder zu derben Textstellen kommt, in denen unter anderem Gewalt beschrieben wird.
Die ehrliche, authentische Art von Sperling sein Leben wiederzugeben, hat mich fasziniert. Jedoch war das Buch thematisch für mich im Nachhinein nicht ganz das Richtige. Das mindert jedoch nicht die Qualitäten des Autors.

Bewertung vom 07.09.2023
Wie ein Stern in mondloser Nacht
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


ausgezeichnet

Emotional packende Story, die mir gut gefallen hat

Die junge Hebamme Henni Bartholdy ist mutig, zielstrebig und ihrer Zeit weit voraus. Sie will dem ein Ende setzen, dass von Verzweiflung getriebene Mütter ihre Babys irgendwo aussetzen oder gar töten. So entsteht die Idee der ersten Babyklappe, die Henni auch umsetzt obwohl sie sich damit gleichzeitig in Gefahr bringt und gegen geltendes Recht verstößt. Die Erzählung beginnt jedoch schon früher als Henni noch Zuhause mit kränklichem Bruder & der Mutter lebt, dessen Putzjob sie häufiger übernimmt. Dabei lernt sie Ed kennen und lieben. Jedoch steht ihre Liebe unter keinem guten Stern, da Ed's Eltern äußerst einflussreich sind.

Es gibt immer wieder Zeitsprünge zu Liv, dessen Geschichte aus dem Jahr 2000 aufgegriffen wird. Sie ist eine junge Frau & Journalistin, auf der verzweifelten Suche nach der eigenen Identität. Von Henni erhofft sie sich Informationen. Liv's Interview mit der inzwischen alten Hebamme läuft jedoch nicht wie erhofft. Wird sie je die Möglichkeit haben herauszufinden woher sie kommt wenn die eigenen Adoptiveltern schweigen?

Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen. Unglaublich toller Schreibstil, der mich tief in die Geschichte hat eindringen lassen.
Henni empfand ich als absolut liebenswert & sympathisch wohingegen mir Ed mit seiner unentschlossenen Art manchmal regelrecht unsympathisch war. Jeder einzelne Charakter toll dargestellt, sodass man sich jeden bildlich vorstellen konnte.
Dieses berührende & emotionale Thema um nicht gewollte Babys und der Verzweiflung die dahinter steckt, hätte nicht besser dargestellt werden. Das drumherum mit Henni & Ed ist das i-Tüpfelchen gewesen. Ich fand das Buch sehr lesenswert.

Bewertung vom 31.08.2023
Tasmanien
Giordano, Paolo

Tasmanien


ausgezeichnet

Spannend & tiefgründig, gleichzeitig aber leider zu oberflächlich

Cover & Klappentext haben mich sofort überzeugt. Es hat sich gut gelesen, ich hätte mir aber mehr Tiefgang gewünscht.

Paolo & seine Frau werden endgültig kein Kind bekommen und somit beginnt für Paolo eine Zeit der Umtriebigkeit. Da er als Journalist tätig ist, bietet es sich an immer wieder weg von Zuhause zu reisen & somit auch den eigenen Problemen und Sorgen aus dem Weg zu gehen. Er pflegt eine eigenwillige Freundschaft zu dem noch eigenwilligeren Novelli, der sich mit Wolken befasst.
Gleichzeitig steht er einem alten Freund in einer bedeutenden Phase seines Lebens bei. Paolo fasziniert sich für die Auswirkungen der Atombomben & hat generell Interesse daran, von den unschönen Erlebnissen zu berichten, die auf unserer Welt vor sich gehen.

Die einzelnen Charaktere werden so dargestellt, dass man ein gutes Bild von ihnen bekommt und Sympathie oder Abneigung für die jeweilige Figur entwickelt. Novelli beispielsweise war mir von Anfang an nicht sonderlich sympathisch. Giulio erschien mir unaufrichtig aber dennoch nett und Hilfebedürftig. Allesamt super abgebildet und in einen grandiosen Schreibstil gebettet.

Es hat mir zwar Spaß gemacht dieses Buch zu lesen, ich habe aber etwas anderes erwartet. Ich hätte mit weniger Schwermut gerechnet. Die Vorfälle mit denen sich Paolo befasst sind ebenfalls eher düster und unerträglich. Ich hätte damit gerechnet, dass noch mehr auf die Ehe mit Lorenza eingegangen wird und wie sie die Problematik überwinden. Das Buch ist lesenswert, überrascht einen nach dem Klappentext unter Umständen.

Bewertung vom 31.08.2023
Diese paar Minuten
Habringer, Rudolf

Diese paar Minuten


sehr gut

Kurzgeschichten mit viel Spielraum für Interpretationen

Zu Beginn fiel es mir schwer, mich auf die Kurzgeschichten einzustellen, da ich solche sonst nicht lese. Jedoch regt jede einzelne sehr zum Nachdenken an.
Es geht um schicksalhafte Momente, die ganze Leben radikal verändern und um einzelne Personen die eigentlich nicht viel gemeinsam haben. Zumeist sind es eher düstere Geschichten, schwere oder traurige Momente in denen Einblick gewährt wird.
Sie haben keinen direkten Bezug zueinander. Der aufmerksame Leser wird aber Parallelen entdecken. Die Kurzgeschichten lassen viel Spielraum für eigene Gedankengänge und enden oft abrupt. Mich persönlich stellt das nicht so zufrieden, da ich nicht gerne darüber spekuliere, wie die Geschichte wohl weiter bzw. zu Ende geht. Jedoch wird genau das gewollt sein. Der Leser soll zum Nachdenken angeregt werden & gleichzeitig wird genug Spielraum für eigene Interpretationen gelassen.

Für mich war das Buch ein angenehmer Zeitvertreib aber nicht so packend, dass ich es zu 100% empfehlen könnte.

Bewertung vom 31.08.2023
Simone
Reich, Anja

Simone


ausgezeichnet

Ein Buch das unter die Haut geht

Ein Buch welches einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen wird.
Anja Reich begibt sich auf die Reise in die Vergangenheit, um das Leben ihrer Freundin Simone zu rekonstruieren, die sich damals mit nur 27 Jahren das Leben genommen hat als die DDR nicht mehr existierte. Was sie dazu antreibt? Viele offene Fragen nach dem Warum.

Man bekommt einen tiefen Einblick in Simones bewegtes Leben. Mit all ihren Ängsten, Sorgen und auch mit den Depressionen mit denen sie immer wieder kämpfte, sodass man ihr häufig am liebsten persönlich Trost spenden möchte.

Anja Reich lässt einige Weggefährten von Simone zu Wort kommen, die ihren Teil zur Geschichte beitragen und nochmal ein anderes Bild von Simone zeichnen.
André & die Eltern von Simone verarbeiten jeder auf ihre Weise den Verlust der Schwester & Tochter aber jeden von ihnen wirkt einem irgendwie nah.

Die Art von Anja Reich unverblümt und offen zu schreiben gefällt mir sehr gut. Ich lese sie einfach gerne & habe Seite um Seite verschlungen.
Das Buch ist definitiv keine leichte Kost mit der Thematik um psychische Erkrankungen &
dem Suizid. Ich empfinde es aber als sehr lesenswert.

Bewertung vom 31.08.2023
Eigentum
Haas, Wolf

Eigentum


sehr gut

Wolf Haas verbringt letzte intensive Tage am Sterbebett seiner 95 jährigen Mutter. Er arbeitet ihre Vergangenheit auf und die Mutter selbst streut immer wieder Teile bei, so ergibt sich ein Bild davon, wie sehr ihr Leben von Arbeit geprägt war. Das Motto hieß sparen, sparen und nochmals sparen um irgendwann den Wunsch eines Eigenheims zu erfüllen. Dieser erfüllt sich jedoch erst spät und in anderer Form als gedacht.
Wolf Haas führt sehr humorvoll, manchmal beinahe rüde durch die Geschichte. Es macht nicht den Eindruck als wäre die Beziehung zur Mutter Marianne sonderlich positiv. Die hatte sowieso zu vielen Menschen ein angespanntes Verhältnis & war eher fleißig als freundlich.

Das Buch ließ sich flott in einem Rutsch durchlesen, da es relativ wenig Seiten hat und einen wirklich angenehmen Schreibstil aufweist. Schade war nur, dass sich viele Textpassagen quasi gedoppelt haben, sodass zu viele Zeilen verschenkt waren. Das sollte wahrscheinlich die Schusseligkeit der älteren Dame widerspiegeln, ich empfand es dennoch als teilweise zu viel.

Alles in allem ein recht gelungenes Buch, welches zum Nachdenken anregt und gewisse Parallelen zu älteren Menschen in der eigenen Umgebung haben kann.