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reisende
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frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2022
Düstermühle / Hauptkommissar Hambrock Bd.5
Holtkötter, Stefan

Düstermühle / Hauptkommissar Hambrock Bd.5


weniger gut

Zäh und ohne jede Spannung werden die Ermittlungsarbeiten eines Verbrechens beschrieben, dessen Grund weit in der Vergangenheit liegt. Dazu eine große Menge an Namen und Familienverstrickungen, dass man kaum folgen kann und mag. "Atmosphärisch geschrieben" wird im Klappentext angekündigt. Die Atmosphäre besteht gefühlt auf jeder Seite aus Frost: angekündigter, herannahender, klirrender, weißer, kalter, eisiger... Spannend wird es erst im letzten Viertel des Buches.

Bewertung vom 12.08.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


ausgezeichnet

Ein kluges Buch!
Das Cover hat mich zunächst etwas irritiert: Erinnert es doch stark an die Schinken in Großmutters Bücherschrank. Erstmal in der Hand finde ich es einfach stark in der Gestaltung. Retro ja, aber eindringlich und gut gemacht.
Es war eine reine Freude die Geschichten der zwei unterscheidlichen Frauen im Wechsel zu lesen. Zwischendurch das "Archiv", welches deutlich macht, wie leichtgläubig und voller Hoffnung sich Menschen an Versprechen klammern und Wahnsinnigen folgen - und was daraus wird. Den Hype um Personen, die plötzlich aus dem Nichts durch soziale Medien aufsteigen, und was daraus entstehen kann, wird auch mit der Protaginistin deutlich vorgeführt. Das Archiv liefert die Parallelen zu der Entwicklung von Seestatt. Seestatt wurde von Menschen mit Visionen einer besseren Welt und Heilsversprechen gegründet. Nach und nach wird deutlich, dass es genau die gleichen Problemen gibt, wie auf dem Festland, welches angeblich im Chaos versinkt. Aber was haben die zwei unterschiedlichen Frauen miteinander zu tun? Das ist die überraschende Wendung in diesem Roman. Zum Ende hin bekommt jeder der Protagonisten ein Kapitel, auch das hat mir sehr gut gefallen, kann man doch so die Motivation jeder Person sehr gut nachvollziehen. Und die Politik bekommt auch noch ihr Fett weg. Für mich jetzt schon das Lesehighlight 2022!

Bewertung vom 18.07.2022
Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1
Erler, Lukas

Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1


sehr gut

Der Titel und die Cover-Gestaltungen passen gut: Geht es doch um ein Grab auf dem Frankfurter Hauptfriedhof. Sehr temporeich geschrieben, die Geschwindigkeit der Ereignisse lässt nicht nach - selbst örtliche Beschreibungen werden rasant wiedergegeben. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss erhalten. Super! Das Thema: Der Handel mit Raubkunstschmuggel und eine detaillierte Beschreibung, wer da alles mit drin hängt: Galerien, Auktionshäuser und Museen und wie viel Geld man damit machen kann. Das ist sehr interessant und wirkt gut recherchiert. Die Kreise ziehen sich von Frankfurt bis in die Türkei.
Bis auf die Hauptperson, die Anwältin Carla, waren alle Protagonisten nachvolllziehbar beschrieben: Der grantige Professor, die zickige Sekretärin, die ermittelnden, die ruhig gestellten und auch die korrupten Beamten in der Türkei. Nur bei Carla wurde arg dick an Coolness aufgetragen, sodass für mich einige Handlungen nicht verständlich waren und ich so gar keinen Zugang zu ihr finden konnte. Dann bin ich über den Anruf bei Carlas Helfer in der Türkei von der Tochter eines Partners ihres Ex-Mannes gestolpert, der ist so offensichtlich konstruiert und ohne jegliche Erklärung, wie der Kontakt zustande kam, doch für die weitere Handlung wichtig - wie so manches andere. Bei den brisanten Situationen hätte ich am liebsten gerufen: Nothilfe! Das ist Nothilfe und keine Notwehr. Auch die Romanze gegen Ende hätte man sich sparen können. Ansonsten: Klare Leseempfehlung, schon alleine für die ausgesprochen gute Story.

Bewertung vom 13.07.2022
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Bervoets, Hanna

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ausgezeichnet

Bereits beim Titel wird klar, um was es geht. Dieser Roman hat es in sich: Die Protagonistin berichtet einem Anwalt in der Ich-Form über ihre Arbeit bei "Hexa". Es wird mit jeder Seite beklemmender: Die Beschreibung von abartigen Arbeitsbedingen, das Beurteilungssystem von Beiträgen die überprüft werden müssen - und bei jedem Satz weiß man: Genauso ist es. Denn natürlich hat man schon einiges über die Arbeit der Menschen, die solche Beiträge überprüfen gehört oder gelesen, allerdings hat die Autorin für dieses Buch sehr genau recherchiert und das Erkennen, das es noch Schlimmer ist, als man es sich vorstellen konnte, lässt einen Ratlos zurück. Den einen oder anderen kranken Beitrag hat man vielleicht selbst schon gesehen und vielleicht auch gemeldet, man kennt die Antworten. Selbst einige wenige Beiträge, die man kurz gesehn hat, sind unvergessen, haben vieleicht schockiert, erschreckt, verwundert. Die psychischen Belastungen, welche die "Content-Manager" ausgesetzt sind, kann man sich nicht vorstellen. Wie das Geschehen im virtuellen Raum im realen Leben Einzug nimmt, wie es die Sichtweisen verändert, was es mit der Persönlichkeit macht, das wird in diesem Buch sehr gut beschrieben. Hoffentlich hilft das Buch dabei, die sozialen Medien kritisch zu hinterfragen.

Bewertung vom 22.06.2022
Butter
Yuzuki, Asako

Butter


ausgezeichnet

Eine gelungene Melange aus der Schilderung über japanischer Traditionen, welche erschreckend ein Bild auf das Schönheitsideal der Frauen wirft, dem auch wir unterliegen; der tiefen Freundschaft zwischen zwei Frauen und dass diese Freundschaft auch zwischen Mann und Frau funktionieren kann - nebst Getratsche von Kollegen; Feminismus immer noch (oder wieder) am Anfang steht; wie schnell man im Mittelpunkt von Kritik und Hetze gerät; das zu sich selbst finden und zum Schluss die Befreiung von Zwängen. Dies alles ist wunderbar verwoben mit der Story über die, wegen Mordes angeklagten Kajie, welche mit der ehrgeizige Journalistin Rika spielt, ihr dabei allerdings die Genussfreuden näherbringt. Und bei allem spielt Butter eine große Rolle: erst der Verzicht und dann der Genuss.
Was mich gestört hat, war, dass nicht alles auserzählt wurde, zum Beispiel, was mit der Freundin Reiko in dem verwarlosten Haus eigentlich passiert ist.

Bewertung vom 29.03.2022
Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
Mattera, Julia

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach


ausgezeichnet

Der gute Titel und das schöne Cover versprechen mehr als sie halten. Der Protagonist, ein einsamer und eigenbrötlerischer Mann über 50, der grantelt und brummig ist - aber dann doch immerzu lächelt, seinen Neffen und seine Nichte über alles liebt und ihnen verständnisvoll jeden Schabernack verzeiht. Das sind die ersten Widersprüche: Entweder der Mann ist ein Grantler, wie ständig wiederholt wird, oder aber ein liebevoller und verträumter Mensch. Die Beschreibung der Kinder ist genauso unglaubwürdig wie die Dialoge mit der Kinderfrau. Der Protagonist ist menschenscheu und will seine Ruhe - und doch lässt er plötzlich Menschen in sein Leben und veranstaltet er Showgärtnern für Touristen. Er verliebt sich sehr vorhersehbar in Maggie. Das ist schmerzhaft seicht. Robert will auf keinen Fall aus der Sicherheit des geschützten Lebens der Auberge und doch verlässt er den Hof im Elsass, um Maggie in London zu besuchen.
Zunächst glaubt man, Robert sei ein Autist, da die Symptome genauso beschrieben werden. Schnell wird jedoch klar, dass es so nicht ist, sondern ein Trauma zu Grunde liegt. Schade, dass dies alles nur oberflächlich angeritzt wird.
Was mir anderseits sehr gut gefallen hat, ist die Wertschätzung und der Respekt, die dem Gemüse und den Tieren zuteil wird. Auch wie die Natur beschrieben wird, ist absolut zauberhaft. Besondere Freude hat mir die Beschreibung der liebevollen Zubereitung der Gerichte gemacht.
Außergewöhnlich auch, dass eine starke, laute und erfolgreiche Frau die Retterin für den zurückgezogen lebenden und schwach wirkenden Mann ist.
Vielleicht hätte es einfach mehr Zeit (und mehr Seiten) gebraucht, um eine nachvollziehbare Entwicklung der Figuren zu erzählen.

Fazit: Die Geschichte ist nett, einfach geschrieben und einigermaßen unterhaltsam zu lesen, dabei allerdings unglaubwürdig, die Handlung ist nicht nachvollziehbar und ohne jede Spannung. Wer eine unaufgeregte Lektüre braucht, liegt mit diesem Buch richtig.

Bewertung vom 03.02.2022
Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1
Schoch, Julia

Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1


gut

In dem Roman "Das Vorkommnis" berichtet die Protagonistin, eine Schriftstellerin, in der Ich-Form wie sie auf einer Lesung von einer Fremden angesprochen wird, die vorgibt ihre Halbschwester zu sein. Nach dieser Begegnung kommt es zunächst zu keinem weiteren Treffen. Trotzdem wirft dieses Vorkommnis eine ganze Reihe von Fragen auf, trügerische Erinnerungen werden geschildert, genauso die Beziehungen zur leiblichen Schwester, die Geschichte der Eltern und Großeltern. Auch die verlebte Kindheit in der DDR wird angerissen. Die meisten Kapitel spielen jedoch in Bowling Green, einer Kleinstadt in den USA, in der die Protagonistin als Dozentin arbeitet.Ihre Mutter und ihre Kinder sind dabei, ihr Mann bleibt in Deutschland zurück und spielt nur eine Nebenrolle.

Die Kapitel sind episodenhaft. Viele Gedanken sind absolut nachvollziehbar, viele aber auch unerklärlich - wie das Misstrauen ihrem Mann gegenüber. Es bleibt so vieles "in der Luft hängen", es wird in der Zeit mehrfach hin- und her gesprungen. Es fehlt dem Buch eine nochvollziehbare Handlung. Die Gefühle der Ich-Erzählerin, sind sie auch noch so irritierend, werden dafür absolut eindrücklich geschildert.
Die weiteren Personen werden nur "Mutter" "Mann" "älteres Kind" "Schwester" genannt, deshalb bleibt man distanziert als Zuschauerin und kann keinerlei emotionale Bindung aufbauen. Das ist sicher so gewollt, aber für meinen Geschmack bleibt man irgendwie außen vor. Für mich war das eher ermüdend. Die Gedanken der Protagonistin sind beeindruckend in Worte gefasst, aber es wird keine runde Geschichte daraus. Es ist nicht fertig erzählt und das lässt mich irgendwie unzufrieden zurück.

Bewertung vom 31.01.2022
Create Content!
Berens, Andreas;Bolk, Carsten

Create Content!


ausgezeichnet

Nachdem ich mich kurz eingelesen hatte, war ich schnell im Thema Content Kreation drin. Besonders gut gefällt mir, dass sehr viel mit anschaulichen Beispielen erklärt wird. Das macht die Lektüre sehr lebendig.
Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von gutem Content. Mit Hilfe der Autoren Andreas Berens und Carsten Bolk ist das mit diesem Buch kein Problem mehr. Die Beiden nehmen einen an die Hand und gehen step by step bei der Erstellung für Content vor. Hier hat man ein ausführliches Standartwerk in der Hand, welches angenehm und verständlich zu lesen ist.

Werbung und Marketing ist neu geschrieben. Dieses Buch ist für alle Werbetreibenden, auch für Instagramer, YouTuber, Tik-Toker geeignet. Ebenfalls für Autorinnen und Autoren, die sich ja mittlerweile (fast) alle selbst bewerben müssen, eine gute Hilfe.
Bemerkenswert gut hat mir die Content-Marketing-Strategie, die Übung „mit den vier F zu wertvollem Content“ und die 20 Masterplots gefallen. Alles ist in nachvollziehbaren und verständlichen Häppchen präsentiert. Dazu gibt es noch viele praktische Tipps für das Fotografieren und Filmen. Man bekommt einleuchtend erklärt, wie man Social Media strategisch nutzen für sich kann.
Mit 26 Buchstaben ist es hier gelungen, die ganze Welt der Content Creation zu erklären und Freude und Spaß an guten Inhalt zu haben. Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen!

Bewertung vom 12.01.2022
Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest
Kehl, Thomas;Linke, Mona

Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest


ausgezeichnet

Sehr informativ! Wer sich davor drückt, sich mit dem leidigen Thema Finanzen zu beschäftigen und weiß, wieviel Schwierigkeiten sich da auftun können, für den ist dieses Buch genaus richtig. Der Autor Kehl und die Autorin Linke haben sich diesem Thema angenommen und erklären in einer leicht verständlichen Sprache sehr unterhaltsam alles zu diesem Thema. Es gibt anschauliche Beispiele, zum Beispiel auch über Miete vs. Kauf einer Immobilie und welche Faktoren Einfluss haben können.
Wer schon mal versucht hat, ein Buch über Finanzen oder Vermögensaufbau zu lesen und daran gescheitert ist: Das wird bei diesem Buch nicht passieren! Es ist klar strukturiert und zeigt Schritt für Schritt einen gangbaren Weg - ganz ohne "Fachchinesisch". Angefangen bei dem Überblickgewinnen der eigenen Finanzen mittels einfachen Instrumenten wie ein Haushaltsbuch, dann
(Spar-)Ziele zu formulieren und konkrete Beispiele, wie man sich ein Vermögen aufbauen kann. Wer in ETFs investieren möchte, bekommt auch hier schon mal eine gute Einleitung. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.11.2021
Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
Rygiert, Beate

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher


sehr gut

Der Titel ist wunderschön mit Golddruck im Stil der 20er Jahre gestaltet. Es geht um zwei glamouröse Damen, die sehr unkonventioll leben. Rosalie mit einem Leben zwischen Paris, Berlin und der ganzen Welt, dazu einen Liebhaber und Vicky, die trotz Ehe und Kinder in ungewöhnlicher Freiheit und beruflicher Tätigkeit beim Ullstein-Verlag sehr erfolgreich ist. Rosalie heiratet den mächtigsten Mann des Verlages. Unweigerlich findet man sich in einem Strudel aus Feindschaft, Machtkämpfe und Intrigen wieder. Die Charaktere sind alle fein gezeichnet, das Handeln der Protagonisten gut nachvollziehbar. Das Leben zu dieser Zeit wird detailliert dargestellt, auch der technische Fortschritt und die damaligen kritischen Stimmen dazu. So gibt es Einblick in den Rototionsdruck und den Buchdruck, auch das Fotografieren und Entwickeln von Fotos wurden genau recherchiert. Der Kampf um Arbeit und die einfachen Lebensverhältnisse kleiner Arbeitnehmer wird mit den Protagonisten Lilii und Emil wiedergegeben. Die gesellschaftlichen Normen werden wunderbar und von leichter Hand beschrieben. Ebenfalls die wachsende Bedrohung durch Nazis, die Brutalitiät gegen Andersdenkende, das beginnende Auswandern der Intellektuellen nach Amerika. Man fliegt nur so über die Seiten! Einzig die vielen vielen Namen der großen Ullstein-Familie und die Verwandschaftsverhältnisse waren nicht mehr nachvollziehbar. Da hätte es ein Flipchart gebraucht. Nur deshalb ein Sternchen Abzug (1/2 geht ja leider nicht) Ein top Gesellschaftsroman - für alle Büchermenschen ein Muss. Absolute Leseempfehlung!