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trebor
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Willich

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Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 24.11.2023
Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte
Hacke, Axel

Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte


ausgezeichnet

Mit feinem Humor und Tiefgang durch die Kulturgeschichte

Bereits im Titel seines neuesten Buches „Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte“ deutet Axel Hacke an, dass es eben k e i n heiteres und k e i n leicht zu konsumierendes, sondern vielmehr ein sehr komplexes Werk für Menschen sein wird, die sich zuweilen gerne in tiefgründigen Gedanken verlieren.

Der Begriff Heiterkeit ist seit geraumer Zeit aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden, insofern wird das Buch besonders diejenigen Lesenden besonders ansprechen, die lebendige Assoziationen an das Heitere aus der eigenen Kultur- und Lebensgeschichte abrufen können : heiter bis wolkig, heiteres Beruferaten usw.

So setzt der Autor mittels der Heiterkeit vielfältige Erinnerungen frei, die eine Reise durch die Kulturgeschichte und das Lebensgefühl insbesondere der 70er und 80er Jahre streift und konterkariert sie mit den ernsten Seiten des Lebens. Bevorzugt bedient er sich der Genres Literatur, Philosophie, Psychologie, Theater, Film und Fernsehen. Für seine Zeitgenossen und -genossinnen ein Genuss.

Bewertung vom 15.10.2023
Das Buch der Phobien und Manien
Summerscale, Kate

Das Buch der Phobien und Manien


ausgezeichnet

Menschsein

Das aufwändig gestaltete sowie hochwertig wirkende Werk „Das Buch der Phobien und Manien“ der Britin Kate Summerscale lädt geradezu ein, die kurzen Kapitel kreuz und quer zu lesen, je nach Lust und momentanem Interesse.
Somit war für mich das doppelseitige Inhaltsverzeichnis, in dem die 99 Phobien und Manien nicht nur mit dem jeweiligen Fachbegriff alphabetisch, sondern auch deren inhaltliche Bedeutung kurz aufgeführt werden, das wichtigste Instrument beim Lesen.

Natürlich habe ich als erstes geschaut, welcher Manien und Phobien ich selbst verfallen sein könnte, dann die meines nahen sozialen Umfeldes.
Überrascht war ich zum einen, daß einige Marotten, die ich zuvor nur mir zugeschrieben hatte, viele Menschen betreffen und zum anderen, wie weit einige Phänomene und Erscheinungsformen in vergangene Jahrhunderte zurückreichen.
Somit hat die Autorin eine soziokulturelle Bestandsaufnahme geschaffen, deren Erweiterung sich bereits jetzt erahnen läßt.

Dieses Buch führt uns geradewegs auf unser Menschsein zurück, denn es zeigt einmal mehr, und das auf wunderbare Weise, wie sehr wir psychische Wesen sind. In gewisser Hinsicht tröstlich.

Bewertung vom 04.10.2023
Das NABU-Vogelbuch
Mullen, Peter;Karwinkel, Fabian

Das NABU-Vogelbuch


ausgezeichnet

Vögel erkennen lernen mittels Aussehen, Verhalten und Stimme

Mit dem NABU-Vogelbuch ist dem Autorenteam Peter Mullen und Fabian Karwinkel ein hervorragendes Nachschlagewerk sowohl für den täglichen Gebrauch als auch für ein vertiefendes Studium unserer heimischen Vögel geglückt.

Auch wenn das Werk ob seiner anspruchsvollen Texte kein Kinderbuch ist, so erschließt es sich Kindern dennoch mittels umfangreicher bildnerischer Darstellungen.
Darüber hinaus läßt der übersichtliche Aufbau in kleinen Textabschnitten oder beschriebenen Merkmalen, die Abbildungen zugeordnet werden, auch selektives Informieren zu.
Somit könnte es ein Buch werden, welches bis ins Erwachsenenalter hinein Verwendung findet.

Besonders hilfreich ist der Steckbrief zu Beginn jeder Seite, der einen Überblick zu Gattung, Familie, Größe, Vorkommen, Zugverhalten, Brutzeiten und zur Art des Nestes liefert.
Ganz wunderbar, die zugehörige KOSMOS-PLUS-App, über die sämtliche Stimmen der im Buch vorgestellten Vögel kostenfrei abrufbar sind !

Bewertung vom 23.09.2023
Nie gut genug
Curran, Thomas

Nie gut genug


sehr gut

Gut genug - geht das ?

Der Psychologieprofessor Thomas Curran befaßt sich in seinem Werk "Nie gut genug" mit dem Zeitgeistphänomen Perfektionismus in all seinen Facetten.

Der Autor unterscheidet zwischen selbstorientiertem, fremdorientiertem und sozial vorgeschriebenem Perfektionismus.
Hilfreich für das Verständnis dieser Theorie eines 3-Facetten-Modells ist eine grafische Darstellung im 2. Kapitel. Auch weitere wichtige Studienergebnisse werden im Verlauf des Buches mittels Diagrammen veranschaulicht.
Um zu unterscheiden zwischen Perfektionismus und lediglich einem außerordentlich hohen Anspruch ( an einen selbst oder an andere ) ist ein defizitäres Grundgefühi, also nicht gut genug zu sein, welches mittels Perfektionismus ausgeglichen werden will.

Der Autor befaßt sich außerdem damit, wie sehr Perfektionismus uns krank machen kann, und zeigt ein komplexes Gefüge von Ursachen auf. Besonders aufschlussreich fand ich hierbei das Kapitel zum Zusammenhang von Social Media und Perfektionismus.
Gegen Ende des Buches beschreibt er Gedankenmuster, wie wir der Perfektionismusfalle entkommen können.

Es ist kein üblicher oberflächlicher Ratgeber mit schlauen Sprüchen, sondern eine komplexe und tiefergehende wissenschaftliche Auseinandersetzung, die überraschende Erkenntnisse zu bieten hat.

Einziges Manko, die meisten Erfahrungsberichte und Studien beziehen sich auf Großbritannien oder USA, was den inhaltlichen Thesen allerdings keinen Abbruch tut.

Bewertung vom 12.09.2023
12 Gesetze der Dummheit
Beck, Henning

12 Gesetze der Dummheit


ausgezeichnet

Mit Optimismus und tiefem Denken in die Zukunft

Dieses Buch zeigt wieder einmal, und das auf sehr anschauliche und unterhaltsame Weise, wie sehr wir doch um uns selbst kreisen.
Henning Beck ist Neurowissenschaftler und hat sich dem Thema Dummheit verschrieben, so heißt auch der Titel seines Buches „Die 12 Gesetze der Dummheit - Denkfehler, die vernünftige Entscheidungen in der Politik und bei uns allen verhindern“.

Und mit Dummheit meint der Autor, nicht die der anderen, sondern die, die in uns allen schlummert. Er erklärt uns genau, wie wir Menschen ticken und warum, und das nicht nur aus neurologischer und psychologischer Sicht. Er bezieht ebenso historische und gesellschaftliche Bezüge sowie aktuelles Zeitgeschehen in seine Überlegungen mit ein und am Ende verstehen wir sogar, wie soziale Netzwerke funktionieren und was genau unsere Demokratie ins Wanken bringt.

Um seine Thesen zu belegen, bedient sich der Autor sowohl älterer klassischer neurowissenschaftlicher Studien als auch vieler neuerer aus den letzten 3 Jahren, deren Quellen er am Ende des Buches als Anmerkungen auflistet.

Es fällt leicht, sich selbst im Buch wiederzuerkennen und mit den zahlreichen Beispielen zu identifizieren. Wenn man sich der beschriebenen Denkmuster bewusst wird, könnte dies tatsächlich ein erster - nicht einfacher - Schritt sein, weniger häufig in die eine oder andere Denkfalle reinzutappen.

Bewertung vom 09.08.2023
Lenny Hunter - Die magische Sanduhr (Bd.1)
Thilo

Lenny Hunter - Die magische Sanduhr (Bd.1)


ausgezeichnet

Nervenkitzel mit Humor, Hirn und Herz

Ein sehr aufwändig gestaltetes großformatiges Kinderbuch durfte das Autorenteam Thilo ( Texte ) und Silvio Neuendorf ( Illustrationen) mit „Lenny Hunter - Die magische Sanduhr“ verwirklichen.
Der Genuß beginnt bereits auf dem Cover im Glanz - Matt - Kontrast mit fühlbarem Reliefdruck und setzt sich ohne Pause im Inneren des Buches fort. Denn die Charaktere der Geschichte werden bereits steckbriefhaft auf den beiden Vorsatzseiten vorgestellt.

Die vielen ganzseitigen und teilweise auch doppelseitigen Zeichnungen beeindrucken durch ihren Detailreichtum, so ist es auch möglich für Vorschulkinder, den Inhalt der Geschichte zu erahnen, ohne den Text lesen zu können.
Der volle Genuss entsteht natürlich beim Lesen der spannenden Texte, da hier der feine Humor zum Tragen kommt, der die Erlebnisse begleitet.
Ein Werk voller Phantasie, origineller Ideen, überraschender Details, hervorragend gezeichnet, anspruchsvoll, intelligent und bereichernd. Ein Nervenkitzel der besonderen Art.

Bewertung vom 08.08.2023
Mattanza
Fabiano, Germana

Mattanza


gut

Thunfische und Harmonie

Der Roman "Mattanza" von Germana Fabiano ist ein schön geschriebenes Dokument, welches den traditionellen Thunfischfang auf einer kleinen italienischen Insel namens Katria anschaulich beschreibt.
Auch wenn die Thunfischjagd nur einmal im Jahr stattfindet, so ist alles Leben und Treiben die ganze verbleibende Zeit auf diesen Moment, der Versorgung und Einkommen der Inselbewohnenden sichert, ausgerichtet.

Ich hatte gehofft, ganz nebenbei so etwas wie eine Kulturgeschichte der Thunfischjagd vorzufinden mit noch detaillierteren Schilderungen der jährlichen Vorgänge. Die Skizze der Tonnara am Schluß des Buches ist sehr aufschlußreich, mehr in der Art hätte das Buch bereichert.

Die Charaktere des Buches werden zwar lebendig beschrieben, aber eine Naturverbundenheit, die ich bei diesem Thema erwarte, spüre ich nicht. Insbesondere angesichts der ökologischen und wirtschaftspolitischen Veränderungen im beschriebenen Zeitraum zwischen 1960 und 2012.

Insgesamt ist mir die Geschichte zu harmonisch trotz radikaler Veränderungen, die schicksalsergeben hingenommen werden. Weder äußere Konflikte noch innere Kämpfe werden in diesem Werk ausgetragen.

Bewertung vom 02.08.2023
Der Trost der Schönheit
Arnim, Gabriele von

Der Trost der Schönheit


ausgezeichnet

Zum Einverleiben

Gabriele von Arnim erzählt in ihrem neuen Buch "Trost der Schönheit" von der Gleichzeitigkeit der Ereignisse, den Schrecklichen und den Schönen.
Sie findet immer wieder den Trost in der Schönheit, den sie sowohl bezieht aus kulturell Geschaffenem, aus der Natur oder aus Erlebnissen und alltäglichen Beobachtungen in endlosen Beispielen, die nie langweilig werden.

Ihre eigenen klugen Gedanken, Wortschöpfungen, Beobachtungen, Erkenntnisse und poetischen Umschreibungen werden verflochten mit Zitaten aus Literatur, bildender Kunst, Musik, Film und Naturwissenschaft, die allesamt inspirierend sind.
Prima, am Ende des Buches werden die entsprechenden Quellen fein säuberlich aufgeführt.

Es ist ein sehr persönliches, ja beinahe intimes Buch, eng verwoben mit der eigenen Familiengeschichte, den Verletzungen und Demütigungen aus Kindheitstagen, ihrem Aufbegehren und Loslösen. Ihr heutiges Ich, ihre Zweifel und ihre Zuversicht, ihre gnadenlose Offenheit, ihre Ängste und ambivalenten Gefühle berühren sehr.

Ein Werk, welches man lesend verschlingen möchte, um wieder und wieder zu lesen.

Bewertung vom 23.07.2023
Mieko tanzt
Miyata-Jancey, Mariko

Mieko tanzt


sehr gut

Plädoyer für Eigenwilligkeit

"Mieko tanzt" ist ein Plädoyer dafür, bereits im frühen Kindesalter ganz eigene Wünsche und Vorstellungen entwickeln zu dürfen, um später eigene Wege im Leben gehen zu können.

Ein besonderes Buch, auch grafisch sehr eigenwillig, hat die norwegische Autorin Mariko Miyata-Jancey zusammen mit der Illustratorin Marianne Gretteberg Engedal da geschaffen.
Somit spiegelt sich die Botschaft des Werkes in der Darstellungsweise wieder. Pastellig zart und bunt zugleich, die Bilder brechen jegliche Regeln, mal perspektivisch, mal flächig und das innerhalb einer Zeichnung, wir treffen auf Menschen mit merkwürdigen Gummiarmen und verkorksten Proportionen. Irgendwie ist alles falsch und doch alles richtig : die Gefühlswelten.
Die Gefühle von Beklemmung und Freiheit, von Lebensfreude und Verliebtsein, von Enttäuschung, Wut und Zweifel werden deutlich herausgearbeitet.

Dieses Buch kann sicherlich dabei helfen, ein gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln sowie Vielfalt zu erkennen, zuzulassen und Toleranz zu vermitteln.

Bewertung vom 05.07.2023
Träumer
Janssen, Mark

Träumer


ausgezeichnet

Ein bildgewaltiges Feuerwerk der Phantasie hat Mark Janssen, der zugleich Autor und Illustrator seines Werkes "Träumer" ist, für den Ravensburger Verlag geschaffen.

Bereits das aufwändig gedruckte Cover mit Metalleffekten, einem großen Glanz-Matt-Kontrast sowie einem fühlbaren Lackrelief, gibt einen Hinweis darauf, dass die Gestaltung eine wichtige Rolle im Buch spielen wird.
Im Innenteil wird das Versprechen tatsächlich eingelöst, meine Erwartungen wurden sogar übertroffen. Doppelseitige naturalistische Naturdarstellungen werden gekonnt mit Phantasiewesen in unterschiedlichen Darstellungstechniken vermischt. Ihren optischen Höhepunkt finden die Bilder, wenn Aron, der kleine Hauptdarsteller, auf mehreren Seiten seiner Phantasie freien Lauf geben kann.

Die zugrundeliegende Vater & Sohn-Geschichte wird sehr sensibel aus der Perspektive des Sohnes erzählt.
Die eigentliche Botschaft des Werkes wird erst im Nachwort des Buches auf den Punkt gebracht : Träumer sind Weltverbesserer.