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EOS
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Siegen

Bewertungen

Insgesamt 208 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2023
Refugium / Stormland Bd.1
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


gut

Spannung leider Mangelware
Olof Helander hat zu einer Mittsommerparty in sein Luxusanwesen auf einer Schäreninsel eingeladen. Lustig und ausgelassen feiern seine Gäste mit ihm in Wassernähe, als sich plötzlich ein Boot nähert und zwei Killer alle Gäste brutal ermorden. Nur Helanders Tochter überlebt, schwer traumatisiert.
Dies alles passiert bereits im Prolog, so dass dieser unsagbar spannend war, ein gut herausgearbeiteter Kontrast zwischen der Ausgelassenheit der Feiernden und dem brutalen Attentat.
Dann passiert erstmal nichts, was mit dem Fall zu tun hat, aber es wird jedoch keineswegs langatmig, im Großen und Ganzen habe ich zunächst immer gern weiter gelesen. Das lag sicher auch an den kurzen Abschnitten, die stets zum Weiterlesen reizten, aber auch an den Hauptfiguren, die dort vorgestellt werden, wobei ich Kim Ribbing interessanter als Julia Malmros finde. Die eingestreuten Passagen über seine Kindheit und Jugend, geprägt vom sadistisch veranlagten Großvater, sind horrormäßig. Allerdings entwickelt sich Kim im Laufe des Buches immer mehr zum Superman, was dann sehr unrealistisch erscheint
Julia ist mir dagegen nicht sehr sympathisch. Sie ist selbstverliebt, erfolgsverwöhnt und kann Frustrationen nur mit viel Alkohol ertragen. Für eine 50-jährige intelligente Frau handelt sie sehr unbesonnen.
Mit der Zeit ließ die Spannung sehr nach, es gab viele langatmige Passagen, in denen wirtschaftliche oder politische Zusammenhänge geschildert wurden, die zwar den Hintergrund beleuchteten, aber die Krimihandlung nicht weiter brachten. Die Krimihandlung bzw. die Ermittlungen wurden weitgehend Kommissar Zufall überlassen, wirkten sehr konstruiert und sorgten nicht für die erwarteten Thrill-Momente.
Der Schreibstil des Autors gefällt mir, er ist locker und detailgetreu, allerdings verfällt die Geschichte bisweilen in uninteressante Nebensächlichkeiten, was dann recht zäh wirkt.
Dies erlebt man dann am Ende nochmal im besonders langatmigen und seitenlangen Epilog, der wohl neugierig machen soll auf die Folgebände, bei mir aber eher das Gegenteil auslöst. Schade, ich hatte mir mehr versprochen nach der Leseprobe und den großartigen Ankündigungen.

Bewertung vom 14.07.2023
Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1
Perbandt, Anna

Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1


sehr gut

Frei - stark - unbesiegbar
Das sind die Attribute, die die Hauptpersonen in diesem Buch sich für ihr Leben wünschen, darum wollen sie kämpfen und sich gegenseitig darin unterstützen. Darauf inszenieren sie einen Schwur, den sie eines Nachts im Garten des Pensionats am Holstentor leisten. Damit beginnt der kurzweilige Prolog dieses Buches.
Hauptperson ist Nora von Jagow, 16 Jahre alt, die ihrem Bruder Henry unterstellt ist, da ihre Mutter krank und ihr Vater berufsmäßig ständig unterwegs ist. Sie lebt ein herrlich ungezwungenes Leben auf dem elterlichen Gutshof, bis ihr Bruder beschließt, dass nun eine Lady aus ihr werden sollte und sie ins Pensionat nach Lübeck schickt. Nora sträubt sich dagegen, fügt sich aber schließlich, da ihre heimliche große Liebe Karl, ein Stallbursche, auch nach Lübeck geht.
Auf weitere Einzelheiten möchte ich hier nicht eingehen, aber das Buch präsentiert uns ein veritables Abbild der damaligen Zeit, der Wende zum 20. Jahrhundert. Besonders die damals übliche Bestimmung für die Frau wird realistisch dargestellt.
Dieses Buch präsentiert leichte Unterhaltung, die man sich auch am Strand vornehmen kann. Der Schreibstil der Autorin ist einfach, schnörkellos und gut verständlich. Man liest das Buch ohne Unterbrechung, um z.B. über irgendetwas nachdenken zu müssen. Schnell fühlt man sich in einer Atmosphäre der Vertrautheit, gerade so als würde man ein stiller Beobachter im Pensionat sein.
Und nicht nur die Umgebung wird einem vertraut, sondern auch die Personen. Allen voran Eleonore, genannt Nora, die so voller Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben ist, fernab von Maßregelung durch andere. Aber auch Gesche Petersen gefällt mir, denn für die damalige Zeit zeigt sie sehr emanzipatorische Züge und bringt alle Voraussetzungen mit, um eine starke Frau zu sein. Nicht vertraut wurde ich mit Frau Eggers, der Leiterin des Pensionats, die ihr starres Regelsystem für unumgänglich hält. Auch Küppers missfällt mir sehr, er steht als Symbolfigur für damaliges Kolonialdenken und sammelt Tiertrophäen, einfach nur abstoßend. Und seine Tochter kann mir nur leid tun.
Mir war nicht klar, dass es sich bei diesem Buch um den Auftakt zu einer Serie handelt, aber gegen Ende wird es dem Leser spätestens bewusst. Denn viele Handlungsstränge bleiben offen, die man gerne für sich geklärt hätte. Also bleibt die Vorfreude auf eine Fortsetzung.
Alles in allem kann ich das Buch als einfache Lektüre sehr empfehlen. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und das Lesen gestaltete sich kurzweilig.

Bewertung vom 04.07.2023
Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1
Wacker, Florian

Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1


gut

Außergewöhnlicher Ermittlungsbereich
Dieser Kriminalroman spielt im Schmugglermilieu, was mich gereizt hat, denn bislang fand ich Schmuggeldelikte immer nur im Nebenschauplatz meiner gelesenen Bücher. Hier steht ein Schmuggelnetzwerk im Zentrum der Ermittlungen, was meinen Erfahrungshorizont erweitert hat.
Hauptperson ist Greta Vogelsang, eine Staatsanwältin im Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte. Sie wird eines Nachts zum Mainufer gerufen, wo die Leiche des Zollfahnders Mathissen gefunden wurde, der offensichtlich einem Schmugglerring auf die Spur gekommen war, aber von seinen Kollegen nicht ernst genommen wurde. Auch Vogelsang hat seine Emails ignoriert. Nun plagt sie ihr Gewissen, und sie muss erstmal beweisen, dass es sich wirklich um ein Verbrechen handelt und nicht um einen unglücklichen Unfall. Es geht um das Schmuggeln von seltenen Glasaalen. Dieser Themenbereich war auch neu für mich und deshalb sehr informativ.
Was ich an diesem Krimi vermisst habe, war ganz einfach Spannung. Ich liebe es mitzurätseln, was hier nicht möglich war, da von Anfang an die Täter feststanden. Es ging nur darum, sie zu erwischen und aus dem Verkehr zu ziehen. Z.B. hätte ich mehr Spannung erwartet, als Vogelsang auch privat von den Tätern bedroht wird und eindeutige Warnungen bekommt. Aber dies verläuft dann irgendwie im Sande. Es gibt keine großen Überraschungen, und in die Irre geführt wird man auch nicht. Besonders die letzten Seiten fand ich sehr langatmig. Der Fall ist abgeschlossen, die Kollegen treffen sich und stoßen darauf an, aber es passiert nichts Spektakuläres mehr. Diese Seiten hätte der Autor zumindest kürzen sollen. Ich fand sie einfach uninteressant.
Greta Vogelsang ist mir nicht sehr nahe gekommen, sie ist mir weder sympathisch noch unsympathisch. Am besten gefallen mir ihre beiden Katzen und ihre skurrilen Namen. Ihr Privatleben spielt manchmal eine zu große Rolle, etwas mehr Spannung in ihrem Berufsleben hätte mir besser gefallen.
Der Schreibstil des Autors liest sich gut, es gibt keine Missverständnisse oder Unklarheiten. Manchmal fand ich das Vokabular etwas merkwürdig (z.B. 'es roch nach Männerfurz'), was ich irgendwie unpassend fand. Man hatte das Gefühl, dass der Autor durch diese legere Ausdrucksweise den Text auffrischen wollte.
Es wird wohl weitere Bände geben, und man kann nur hoffen, dass diese spannender gestaltet werden. Denn das Ermittlungsumfeld ist wirklich interessant, man könnte mehr daraus machen.

Bewertung vom 22.06.2023
Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
Ironmonger, John

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen


ausgezeichnet

Wir sind es unseren Kindern schuldig...
Dies scheint mir die Botschaft dieses Buches zu sein, denn es beschäftigt den Leser auch über die Lektüre hinaus. Es geht um den Klimawandel und wie die Menschen damit umgehen. Auf der einen Seite sind diejenigen, die ihn deutlich erkennen und versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Stellvertretend für diese Gruppe steht der junge Tom Horsmith. Auf der anderen Seite stehen die Klimaleugner, hier federführend von dem Politiker Monty Causley. Dazwischen jede Menge Menschen, die gleichgültig bleiben.
In einem kleinen Fischerdorf in Cornwall kommt es im Pub eines Abends zu einer außergewöhnlichen Wette zwischen einem Umweltaktivisten und einem Klimaleugner. Hierbei geht es um den Anstieg des Meeresspiegels, und die Wette ist auf viele Jahre hinaus ausgelegt.
Und immer wieder treffen die Wettpartner aufeinander, in ganz verschiedenen Positionen und Situationen. So ist das Buch auch auf verschiedenen Zeitebenen geschrieben, wobei sich die jeweiligen Zusammenhänge schnell verfolgen lassen.
Der im Titel erwähnte Eisbär, der ja auch auf dem Cover des Buches zu sehen ist, hat zwar keine Hauptrolle, aber eine Schlüsselfunktion.
Das Buch will aufrütteln, die Gefahren aufzeigen und motivieren, sich zu engagieren, um unseren Kindern noch eine Welt zu bieten, die lebenswert ist.
Der Autor hat intensive Recherchen zum Klimawandel betrieben, und ich konnte noch einiges lernen, Zusammenhänge erkennen und meinen Horizont erweitern. Auf der anderen Seite beschreibt der Autor auch die Schönheiten und die Faszination der Natur und stellt klar, was wir verlieren könnten, was wir aber bewahren sollten.
Es ist sehr wichtig, dass solche Bücher geschrieben werden und immer mehr Menschen erreicht werden, um endlich etwas zu unternehmen, obwohl es schon fast zu spät ist.
Der Autor hat seine Botschaft in eine schöne Geschichte verpackt, die viele Elemente enthält (romantisch, informativ, sachlich, ermahnend, dystopisch....). Teilweise verläuft die Geschichte recht unrealistisch, aber das gehört zur Fiktion dazu.
Ich habe das Buch gern gelesen, ich empfehle es gern weiter, denn es ist unterhaltsam und erweitert auf der anderen Seite den eigenen Horizont. Es mahnt zu mehr Rücksicht auf unsere Welt.

Bewertung vom 30.05.2023
Die Verborgenen
Geschke, Linus

Die Verborgenen


sehr gut

Unerbetene Gäste
Ich habe in diesem Buch einen 'Berufsstand' kennengelernt, von dem ich bisher nie gehört habe, den sogenannten Phrogs. Ausführlich beschreibt der Autor in diesem Buch ihre Verhaltensweisen, ihre Intentionen und ihre Überlebensstrategie. Trotzdem hatte ich bisweilen ein Gefühl der Unglaubwürdigkeit.
Immer wieder gibt es deutliche Anzeichen für die betroffene Familie, dass jemand in ihren Alltag eingedrungen ist, aber sie suchen schlichtweg die Schuld daran in der eigenen Familie, was überraschende und schockierende Einblicke in das soziale Miteinander der Familie Hoffmann ermöglicht.
Der Schreibstil des Autors ist überaus spannend, was durch den ständigen Perspektivwechsel noch verstärkt wird. Er versteht es durch plötzlich eingestreute Hinweise oder Vorfälle die Spannung bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Und dabei passiert nicht wirklich viel, es ist kein ereignisreicher Kriminalfall. Zusätzlich finden sich zahlreiche Cliffhanger an den Enden der Kapitel, die den Leser reizen, doch noch ein Kapitel zu lesen. Dann kommt jedoch wieder ein Perspektivwechsel und man liest und liest, weil das Geschehen so fesselnd ist.
So handelt es sich hier um eine ganz spezielle Art von Thriller, da zwar ein Mord passiert, dieser aber eher eine Nebenrolle spielt. Das Hauptaugenmerk des Thrills liegt auf dem Phrogging und den daraus folgenden Enthüllungen. Meiner Meinung nach ist es eher ein Psychothriller.
Was ich vermisst habe, ist irgendetwas total Schockierendes, das keiner erwartet hätte, wie z.B. in 'Das Loft', was einen die Luft anhalten lässt und noch lange in Gedanken beschäftigt. Darauf habe ich bis zum Ende gewartet, aber es kam nichts. Ich war ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht.
Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt und möchte das Buch weiter empfehlen.

Bewertung vom 25.04.2023
Einfach leben / Glückstöchter Bd.1
Schuster, Stephanie

Einfach leben / Glückstöchter Bd.1


gut

Zwei Frauen und ihr Aufbruch in ein neues Leben
In diesem Buch geht es um Anna und Eva, zwei Frauen, die ein ausgeglichenes Leben führen, bis plötzlich etwas eintritt, das das bisherige Leben aus den Fugen reißt.
Anna von Quast lebt Anfang des 20. Jahrhunderts und ist eine begeisterte Naturliebhaberin. Ihr Vater ist verwitwet und hat seine Tochter mit Hilfe einer Gouvernante großgezogen. Annas heile Welt ändert sich schlagartig, als ihr Vater ihr plötzlich seine neue Frau vorstellt.
Die andere Frau, um die es in diesem Buch geht, ist Eva Klein. Sie ist Studentin der Pharmazie in den 70ern und hat einen besonders ausgeprägten Geruchssinn. Sie lebt geborgen in ihrer Familie, bis sie plötzlich durch Zufall erfährt, dass sie adoptiert wurde. Dadurch wird ihr bisheriges Leben auf den Kopf gestellt.
Ich bin mit großen Erwartungen an diese Lektüre gegangen, da ich Stephanie Schusters Reihe über die Wunderfrauen einfach fesselnd fand und nur so verschlungen habe. Leider wurde ich vom Auftakt dieser neuen Reihe enttäuscht, obwohl der Prolog sehr vielversprechend war. Viele Passagen in diesem Buch fand ich langatmig und ohne Bezug zum Leitthema. Ich habe längere Lesepausen eingelegt, weil mir eine durchgehende Spannung im Buch fehlte. Einige Seiten habe ich auch nur überflogen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen und leicht verständlich. Die Autorin gibt dem Leser das Gefühl, in der jeweiligen Situation als Beobachter dabei zu sein. Sehr geschickt fand ich die Einflechtungen in Bezug auf die Wunderfrauen, das ließ mich schmunzeln. Dennoch konnte ich mich nicht in die Lebensschicksale der beiden Frauen einfinden, so dass sie mir irgendwie fremd blieben. Beide Frauen wurden keine wirklichen Sympathieträger für mich, am ehesten noch Anna. Evas ausschweifendes Leben hingegen war zu überladen mit Klischees.
Viele Fragen ergaben sich, die in diesem Band nicht beantwortet wurden und die wohl in den nächsten Bänden wieder aufgegriffen werden, wobei mir im Moment noch nicht klar ist, ob ich diese Schicksale weiter verfolgen möchte.

Bewertung vom 16.04.2023
Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1
Raabe, Marc

Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Fesselnder Reihenauftakt
Nach dem Ende der Reihe um Tom Babylon, von der ich alle Teile regelrecht verschlungen habe, war ich sehr gespannt, ob die neue Thrillerserie damit Schritt halten kann. Sie kann!!! Das Buch ist von Anfang bis Ende äußerst fesselnd, für mich ein regelrechter Pageturner.
Der Schauplatz ist auch hier wieder Berlin. Nahe der Siegessäule passiert ein Auffahrunfall, was sicher häufiger passiert, aber diesmal ist alles anders. Der Fahrer eines Kleinlasters, der in den Unfall verwickelt ist, flieht, und als die Journalistin Frida Wilke in den Wagen hineinschaut, entdeckt sie die nackte Leiche einer Frau. Der Unfall nimmt ganz andere Dimensionen an, als sich herausstellt, dass es sich bei der Frau um Marietta Althauser handelt, die Frau des Gesundheitsministers. Auf ihren Körper ist die Privatadresse des Bundeskanzlers geschrieben, wodurch sich ein hochbrisanter Fall entwickelt, denn Berlin steht kurz vor dem G20-Gipfel....
Der Schreibstil des Autors lässt sich flüssig lesen und ist von Anfang an äußerst spannend. Schon der Prolog zieht den Leser in ein fesselndes Geschehen, das man atemlos verfolgt. Und es gibt sogar noch einen Vor-Prolog mit geheimnisvollen Andeutungen....Diese Hochspannung bleibt bis zum Ende erhalten, wobei Raabe immer wieder überraschende Wendungen einbaut und schließlich eine überzeugende Auflösung bietet.
Der Leser trifft in diesem Thriller auf zwei Zeitebenen. Da ist zum einen die aktuelle Ermittlung, die sich aus dem folgenschweren Unfall ergibt, aber es erfolgen auch immer wieder Rückblicke in die 90er Jahre. In den Rückblicken werden die Personen nicht mit ihren korrekten Namen benannt, sondern tragen Spitznamen. Da aber klar wird, dass diese Personen auch in der Gegenwart eine Rolle spielen, ist man versucht, die Identitäten für sich zu klären, was aber nicht so einfach ist, wie man zunächst denkt. Ich fand beide Zeitebenen spannend und mitreißend, wobei ich immer auf die Zusammenführung gewartet habe, was dann auch wieder hochinteressant war.
An das Ermittlerteam Art Mayer und Nele Tschaikowski musste ich mich zunächst gewöhnen, anfangs fand ich sie beide nicht sehr sympathisch. Mayer hat den Dienst vor kurzem quittiert, weil er eine Auseinandersetzung mit dem Polizeipräsidenten hatte, er erschien mir als unfreundlicher Querulant. Er ist Diabetiker, schert sich aber nicht darum und spielt den coolen Helden. Sein Verhalten anderen gegenüber ist teilweise arrogant. Erst nach und nach wurde er mir durch Einblicke in sein Leben und Handeln sympathischer. Nele ist Berufsanfängerin und erschien mir anfangs überkorrekt und rechthaberisch, wodurch sie ihren Ehrgeiz befriedigt. Aber andererseits kann man das auch verstehen, wenn man als Neuling mit 'alten Hasen' zusammen arbeiten will. Auf jeden Fall haben sich beide zu einem effektiven Ermittlerpaar entwickelt, das bei mir im Laufe des Buches immer mehr Pluspunkte sammelte.
Alles in allem hat mir das Buch hochspannende Unterhaltung geschenkt, die mich teilweise nicht zur Ruhe kommen ließ, und ich freue mich bereits jetzt auf den Folgeband.

Bewertung vom 15.04.2023
Das Wiegenlied: Thriller
Shepherd, Catherine

Das Wiegenlied: Thriller


ausgezeichnet

Serienmorde - damals und heute
Dies ist bereits der 13. Thriller aus der Zons-Reihe, die mir besonders gut gefällt. Seit ich einmal dieses Städtchen am Rhein besucht und das mittelalterliche Flair empfunden habe, gefällt mir die Reihe noch besser und beim Lesen der Bücher fühlt man sich dorthin versetzt.
Inhaltlich geht es um zwei Mordserien, die eine hochaktuell, und die andere liegt Jahrhunderte zurück. Beide weisen jedoch deutliche Gemeinsamkeiten auf. Gibt es einen Verknüpfungspunkt? Sowohl damals wie auch heute werden die Morde von einem bekannten Wiegenlied begleitet....
Der erste Mord in der Vergangenheit erfolgt auf der Klosterwiese, wo eine Nonne brutal erstochen aufgefunden wird. Zu aller Entsetzen wurde sie mit einem Teufelssymbol gebrandmarkt. Der sympathische Stadtsoldat Bastian Mühlenberg ermittelt mit den Methoden, die damals zur Verfügung standen. Doch bevor er auch nur eine hoffnungsvolle Spur findet, wird die nächste Nonne ermordet....
In der Gegenwart wird ein Ehepaar in seinem Haus brutal ermordet aufgefunden, und auch hier wurde das Teufelssymbol hinterlassen, eingebrannt auf der Handfläche. Oliver Bergmann ermittelt und hat schon bald einen Verdächtigen gefunden, der jedoch nicht lange der einzige bleibt.
So spielt dieser Thriller auf 2 verschiedenen Zeitebenen, die sich bezüglich Spannung die Waage halten, beide sind äußerst verzwickt und fesselnd.
Catherine Shepherd versteht es meisterhaft, eine Verbindung zwischen beiden Zeiten herzustellen, die man anfangs nicht erahnen kann. Die Spannung hält durchgehend an, so dass man das Buch nicht weglegen möchte, bis man die nächsten Hinweise erhält. Ein Pageturner wie gewohnt! Die Autorin heizt die Spannung bereits im Prolog an und hält sie durch zahlreiche Cliffhanger im Gang. Auf diese Weise kann man wunderbar miträtseln, auch wenn man immer wieder einsehen muss, dass man sich getäuscht hat.
Die beiden Hauptprotagonisten gefallen mir sehr gut. Da ist zum einen der Stadtsoldat Bastian Mühlenberg in der Vergangenheit, der sehr ruhig, zuverlässig und hilfsbereit auftritt und immer noch zu seiner alten Liebe Anna eine gedankliche Verbindung hat. Von allen respektiert führt er seine Ermittlungen durch. Auch Oliver Bergmann in der Gegenwart ist ein ehrgeiziger, intelligenter und trotzdem ruhiger Ermittler, kein actiongeladener Superheld, der ständig in Schlägereien verwickelt ist. Wir erfahren zwar einiges über das Privatleben der beiden, jedoch steht dies nicht im Mittelpunkt, sondern ist nur unterhaltsame Ergänzung. So sollte es sein!
Alles in allem hat mich das Buch sehr spannend unterhalten und ich spreche eine klare Leseempfehlung aus. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Zons-Thriller.

Bewertung vom 08.04.2023
Das Schweigen der Klippen / Guernsey-Krimi Bd.2
Corbet, Ellis

Das Schweigen der Klippen / Guernsey-Krimi Bd.2


sehr gut

Schwierige Mordermittlung auf Guernsey
Dies ist der zweite Guernsey-Krimi der Autorin und entführt den Leser wieder auf die malerische britische Kanal-Insel, über die man auch sehr viel erfährt. Das Lokalcolorit sorgt dafür, dass man dort gern einmal Urlaub machen würde.
Nun aber zurück zum Krimi. Inhaltlich geht es um den Fund einer Leiche am Strand unter den Klippen. Dort liegt eine alte demente Frau, Odile, tot im Sand. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich bald als Mord.
Die Ermittlungen gestalten sich sehr schwierig, was dazu führt, dass die Spannung passagenweise abnimmt. Es gibt aber auch sehr spannende Szenen, die für Kehrtwendungen und Überraschungen sorgen. Der Fall in sich ist schlüssig und gut konstruiert, obwohl er in einigen Bereichen ein wenig unrealistisch erscheint, weil Kommissar Zufall sich öfters breit macht.
Miträtseln kann man in diesem Krimi wunderbar - und muss immer wieder umdenken. Mir hat das gut gefallen.
In einem zweiten Handlungsstrang geht es um die Zeit im Zweiten Weltkrieg, als Guernsey von den Deutschen besetzt war. Odile hatte sich in einen Deutschen verliebt, was zu einer immensen Einsamkeit für die Frau führte. Die historischen Hintergrundinformationen fand ich hochinteressant.
Kate Langlois ist eine ruhige Ermittlerin. Blutrünstige Actionszenen gibt es hier nicht, aber genau das macht den Charme dieser Krimireihe aus. Ihre Beziehung zu dem Archäologen Nicolas kommt nur langsam voran, was mir auch gut gefällt, denn ich möchte einen Krimi lesen und keinen romantischen Liebesroman.
Das Cover ist auch diesmal wieder sehr schön gestaltet, denn außer der idyllischen Szene am Meer sind am Himmel in den Wolken die Umrisse der Insel Guernsey zu erkennen. Das finde ich einfach herrlich.
Alles in allem hat mir das Buch durch den flüssigen Schreibstil unterhaltsame Lesestunden bereitet und ich würde mich über einen dritten Fall für Kate Langlois und ihr Team sehr freuen.

Bewertung vom 13.03.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


ausgezeichnet

Was geschah damals in Klotten?
Fallanalytiker Max Bischoff wundert sich sehr, als Kriminalrätin Eslem Keskin, die ihn bislang immer ihre Verachtung spüren ließ, ihn um Hilfe bittet. Sie bittet ihn, nach Klotten an der Mosel zu kommen, um dort private Ermittlungen aufzunehmen. Keskins Freundin ist dort vor kurzem an Krebs gestorben und hat ein Tagebuch mit merkwürdigen Andeutungen zurückgelassen. Bischoff soll herausfinden, was vor 20 Jahren in Klotten passierte, wofür Keskins Freundin sich die Schuld gab.
Bischoff stößt in dem kleinen Weindorf überwiegend auf Ablehnung, aber nach und nach gelingt es ihm, an die Umstände des Cold Case heranzukommen. Plötzlich geschieht jedoch ein Mord, der offensichtlich auch mit den alten Vorfällen zu tun hat.
Das Buch war vom Prolog an spannungsgeladen, denn dort begegnet uns ein Mensch, der von tiefem Hass erfüllt ist, und natürlich möchte man gern mehr über die Gründe wissen. So rätselt man das ganze Buch hindurch, wer denn nun der Mörder ist und was sich damals abgespielt hat. Im letzten Drittel war ich überzeugt, den Täter zu kennen, aber schon wieder lag ich voll daneben.
Dieser Thriller präsentiert sich auf zwei Erzählebenen, da sind einerseits die Ermittlungen und andererseits die geplante Rache des Mörders. Beide fand ich gleich stark. Die Gedanken des Mörders erscheinen in Kursivdruck. Etwas irritierend fand ich, dass auch die Gedankengänge von Max in Kursivdruck auftreten, wenn er sich in andere Personen hineinversetzt. Aber durch den inhaltlichen Zusammenhang wusste man sofort Bescheid.
Dieses Buch ist ein solcher Pageturner, dass man es am liebsten nicht aus der Hand legen möchte, man muss sich regelrecht dazu zwingen. Bei jeder Lesepause habe ich noch kurz in das nächste Kapitel hineingelesen, um zu sehen, worum es sich dreht. Immer wieder gab es Wendungen im Geschehen und neue Erkenntnisse.
Die einzelnen Charaktere werden detailliert beschrieben. Man kann ihren Gedanken folgen, ihre Gefühle nachvollziehen und sich gut in sie hineinversetzen. Sehr interessant und tiefgründig fand ich Marvin Wagner, seine Kommentare und Spitzfindigkeiten haben mich manches Mal zum Schmunzeln gebracht.
Alles in allem ist dies ein Buch, das ich gern weiter empfehle, da es die Spannung über 300 Seiten aufrechterhält und mich sehr gut unterhalten hat.