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Anna La

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 30.03.2024
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


sehr gut

Nachdem ich Nathan Hills Debütroman "Geister" 2017 sehr mochte war ich gespannt auf sein neues Werk.
Auch in "Wellness" bleibt er seinem Stil treu, sowohl inhaltlich als auch stilistisch.
Hill schreibt einen Beziehubgs- und Gesellschaftsroman über die Fragen unserer Zeit, die sich wahrscheinlich jedes Paar irgendwann stellt. Warum sind wir zusammen, ist es das was ich möchte? Was treibt uns an, was wartet noch auf uns?
Jack und Elizabeth stellen sich genau diese Fragen. Als sie sich mit Anfang 20 kennenlernen ist die Brille rosarot, das Leben scheint unbeschwert und voller Möglichkeiten. Im Laufe der nächsten 20 Jahre schleicht sich allerdings der Alltag,ä ein, sie kaufen eine Wohnung, bekommen ein Kind, leben nebeneinander her, verlieren sich aus den Augen. Ist die Liebe vielleicht nur eine biochemische Reaktion, ein Placebo Effekt mit dem sich Elizabeth auch beruflich ausführlich beschäftigt?

Hill greift so viele Themen in diesem Buch auf und schafft es trotzdem mit einem roten Faden durch die Geschichte zu führen. Auch wenn er wieder sehr metaphorisch und vor allem sehr ausführlich In die Tiefe geht, gelingt es ihm immer wieder zum Ausgangspunkt zurückzukommen. Sämtliche Details, die scheinbar nichts mit der Geschichte zu tun haben, ergeben am Ende Sinn und sind nötig für den Zusammenhang und das Verständnis. Das ist die große Stärke des Autors. Es hätten zwar auch 200 Seiten weniger sein können, jedoch macht es unterm Strich großen Spaß Jack und Elizabeth über so langen Zeitraum zu begleiten.

Bewertung vom 27.01.2024
Wieso? Weshalb? Warum?, Band 26: Komm mit zum Schwimmen
Erne, Andrea

Wieso? Weshalb? Warum?, Band 26: Komm mit zum Schwimmen


ausgezeichnet

Wieder sehr gelungen

Wie alle anderen Büchern der Serie Wieso Weshalb Warum lieben wir auch "Komm mit zum Schwimmen" sehr. Auf kindgerechte und einfache Art und Weise liefert es viele Informationen zu einem alltäglichen Thema das alle Kinder früher oder später betrifft: Schwimmen lernen. Wir begleiten eine Familie ins Schwimmbad, erfahren etwas über Schwimmabzeichen, Schwimmregeln und die unterschiedlichen Gewässer wie Schwimmbad, Meer und Seen. Welche Wassersportarten gibt es und welche Tiere leben im Meer? All das können Große und kleine Leser*innen auf bunten Seiten mit kurzen Texten entdecken. Die Texte eignen sich sowohl zum vorlesen als auch zum selber lesen für ältere Kinder.
Da es ein Pappbuch ist verbergen sich unter Klappen noch weitere spannende Informationen.
Fazit: ein Wieder rund um gelungenes Buch für die ganze Familie zu einem spannenden Alltagsthema.

Bewertung vom 24.01.2024
Himmelwärts
Köhler, Karen

Himmelwärts


ausgezeichnet

Karen Köhler, Autorin von "Miroloi" und "Wir haben Raketen geangelt", hat ihr erstes Kinderbuch geschrieben und meiner Meinung nach hat sie das ganz zauberhaft gemacht. Sie erzählt von Toni und YumYum, zwei zehnjährigen Mädchen, die eine innige Freundschaft verbindet. Toni macht gerade eine schwere Zeit durch da sie vor kurzem ihre Mutter verloren hat und Yum Yum ist zuverlässig wie ein Fels in der Brandung an ihrer Seite. Natürlich ist sie deshalb auch direkt Feuer und Flamme als Toni versuchen will mit einem selbstgebastelten Funkgerät Kontakt zu ihrer Mutter aufzunehmen.

"Himmelwärts" wird getragen von der besonderen Beziehung der beiden Mädchen. Auf jeder Seite spürt man was Freundschaft in so jungem Alter Menschen bereits bedeuten kann.
Tonis Trauer um ihre Mutter nimmt natürlich großen Raum ein und ist das zentrale Thema der Geschichte ohne dabei jedoch zu schwer und deprimierend zu wirken. Immer wieder blitzen Erinnerungen auf, schöne Momente die sie als Familie erlebt haben und die Toni sicher im Herzen verwahrt. Komplizierte gefühle wie Trauer, Wut und Angst werden auch für Kinder nachvollziehbar erklärt und mit eingebunden.
Der freche Schreibstil, Wortneuschöpfungen, interaktive Elemente wie z.b ein Freundschaftsbuch und nicht zuletzt die wunderschönen Illustrationen von Bea Davies, die sich teilweise mit dem Text verbinden, machen Himmelwärts zu einem ganz besonderen Leseerlebnis für Leser*innen ab ca. 10 Jahren.

Bewertung vom 23.01.2024
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen


sehr gut

Emily Henry schreibt in "Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen" über die Literaturagentin Nora Stephens, die von ihrer Schwester Libby in den beschaulichen kleinen Ort Sunshine Falls verschleppt wird um dort nochmal Urlaub zu machen bevor Libbys 3. Kind auf die Welt kommt. In Sunshine Falls trifft Nora zufällig wieder auf Charlie Lastra, einen Lektor den sie bereits aus New York City kennt und den sie eigentlich so gar nicht leiden kann.

Und damit sind wir auch schon mitten drin in der klassischen aber doch sehr süßen und auch spannenden Enemies-to-Lovers Geschichte denn natürlich ist Charlie irgendwann doch nicht mehr so doof wie Nora anfangs dachte und obwohl ihre Liebesgeschichte zu Scheitern verurteilt scheint mochte ich es sehr die beiden beim Kennenlernen zu begleiten. Und auch Libbys Geheimnis und der wahre Grund für ihren Besuch in Sunshine Falls war spannend zu verfolgen und war ein Grund dafür dass Book Lovers zwar anfangs sehr vorhersehbar schien, ich aber dennoch immer wissen wollte wie es weiter geht und die Geschichte mich richtig gefesselt hat. Das lag auch an den durchweg sympatischen Charakteren die man einfach mögen muss und nicht zuletzt am angenehmen Schreibstil und an den lockeren und witzigen Dialogen. An dem Punkt auch ein ganz großes Lob an die Übersetzerin Katharina Naumann.

Fazit: eine süße und überraschend tiefgründige Geschichte über Familie, Großstadtleben vs. Kleinstadtidylle und die Frage wie weit stelle ich meine eigenen Bedürfnisse hinten an um Menschen die ich liebe glücklich zu machen? Und schon alleine für ihre Liebe zu Büchern muss man die Protagonist*innen lieben.

Bewertung vom 22.01.2024
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


sehr gut

Die 36 jährige Clover wurde schon früh mit dem Tod konfrontiert. Als Fünfjährige sieht sie zum ersten Mal wie ein Mensch stirbt, mit sechs verliert sie ihre Eltern bei einem Unfall. Daraufhin kommt sie zu ihrem Großvater, der sie liebevoll großzieht. Als dieser Jahre später alleine stirbt während sie im Ausland ist beschließt sie Sterbe - Doula zu werden und Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Manche nur einige Stunden, manche wochenlang. Dann lernt sie Claudia kennen, eine lebensfrohe aber todkranke ältere Dame und Clover lernt, dass es nie zu spät ist um Träume zu verwirklichen.

"Dieses schöne Leben" von Mikki Brammer, übersetzt von Carolin Müller, besticht durch ein buntes, fröhliches Cover das so gar nicht zum Inhalt zu passen scheint. Der klingt nämlich erstmal recht düster. Doch die Autorin schafft es relativ schnell durch einen lockeren Schreibstil, dem Thema die Schwere nehmen. Ich konnte beim Lesen schon sehr schnell eine Verbindung zu Clover aufbauen und auch alle anderen Charaktere sind so liebevoll gezeichnet dass man sie einfach mögen muss. Clover ist relativ einsam und durch Rückblenden in ihre Vergangenheit erfährt man auch warum es ihr schwer fällt sich Menschen zu öffnen. Im Laufe der Zeit gelingt es aber auch ihr Vertrauen zu fassen und mutig zu sein. Auch wenn mir die Geschichte anfangs etwas vorhersehbar erschien gab es einige Twists und Überraschungen und vor allem immer wieder die Erinnerung jeden Moment auszukosten, Chancen zu nutzen um am Ende des Lebens möglichst wenig zu bereuen.

Bewertung vom 22.01.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


ausgezeichnet

Lev und Kato. Kato und Lev. Als Kinder lernen sie sich kennen und sind fortan eng miteinander verbunden. Auch wenn sie sich zwischendurch immer mal wieder kurz aus den Augen verlieren, Missverständnisse dazwischen kommen und nicht zuletzt die politischen Umstände in ihrem Land. Denn beide wachsen auf im Rumänien der 1980er Jahre. Während u.a. auch Levs Großvater die Gelegenheit zur Flucht nutzt gibt es für Lev keinen Grund zu gehen.

"Man ist, einmal gegangen, immer ein Gehender." (S. 27)

Kato dagegen sieht wie so viele vor ihr die einzig logische Konsequenz im Gehen. Die stille aber selbstbewusste Kato, Freigeist und Künstlerin, will weg aus der Enge ihrer Heimat und nutzt die Gelegenheit als sie Tom kennenlernt. Mit ihm reist sie quer durch Europa, immer in Gedanken an Lev dem sie Postkarten schreibt mit Grüßen, oft belanglosen Beobachtungen bis sie ihm eines Tages die Frage stellt: "Wann kommst du?"

Iris Wolff erzählt in ihrem Roman "Lichtungen" die Geschichte von Lev und Kato rückwärts, beginnend am Ende, was vielleicht noch gar nicht das Ende ist. Sehr poetisch, sehr bildhaft schildert sie eine ganz besondere Beziehung die alle Widrigkeiten überdauert.

Ähnlich wie ihre Protagonistin Kato, die ihr Geld mit Straßenmalerei verdient, zeigt sich Iris Wolff als Künstleri der Sprache denn aus scheinbar alltäglichen Worten zaubert sie Sätze die mich beeindruckt haben.
"Er wartete in einer Schlange auf Butter und Brot. Er wartete auf den Frühling, auf den Regen, auf das Ende seiner Einsamkeit." (S.94)

Vieles scheinbar Wichtige wird nur angedeutet während an anderen Stellen winzige alltägliche Beobachtungen sehr eindrücklich beschrieben werden. Genau das machte für mich den Reiz der Geschichte aus.

Ein ruhiges, intensives Buch das mich auch ohne großen Spannungsbogen gefesselt und vor allem sprachlich überzeugt hat und schon jetzt im Januar eins meiner literarischen Highlights ist.

Bewertung vom 22.01.2024
Not Your Business, Babe!
Bogner, Verena

Not Your Business, Babe!


sehr gut

In "Not your Business, Babe!" beschäftigt sich Verena Bogner mit der Arbeitswelt aus Sicht von FLINTA* und nimmt die immer noch vorherrschenden patriarchalen Strukturen unter die Lupe.
Woran merkt man das weiblich gelesene Personen in der Arbeitswelt immer noch diskriminiert werden? Was passiert im besten und im schlechtesten Fall wenn unterschiedliche Generationen im Job aufeinander treffen? Und warum kann die Bezeichnung "girlboss" so problematisch sein?
Auf humorvolle, oft auch sarkastische Art und Weise zählt sie Fakten und geschichtliche Hintergründe auf, erläutert den gender pay gap, Sexismus am Arbeitsplatz und den Begriff hustle culture.
Wer in der Vergangenheit schon ein paar feministische Bücher gelesen hat dem*der dürften einige Themen und Ausführungen bekannt vorkommen. Dennoch ist "Not your Business, Babe!" schon alleine durch den lockeren und frechen Schreibstil eine Bereicherung und liefert zu guter Letzt eine großartige Playlist empowernder Songs von Frauen für Frauen.

Bewertung vom 29.12.2023
Der Spurenfinder
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder


gut

Ich mag Marc Uwe Kling normalerweise sehr und sowohl seine Känguru Chroniken als auch das Klugscheißerchen trifft genau meinen Humor. Jetzt hat er zusammen mit seinen Töchtern eine Fantasy-Krimi-Komödie geschrieben und genau das war ein bisschen das Problem für mich. Ich hatte das Gefühl, dieses Buch will zu viel und kann sich nicht richtig entscheiden was es denn eigentlich ist.

Story: Elos von Berge hat seine früheres Leben als spurenfinder an den Nagel gehängt und wird doch noch mal aktiv als ein Wort geschieht.

Die Grundidee ist gut, das Buch ist voller typischem Wortwitz und Humor.
Ein paar Seiten weniger hätten der Geschichte sicherlich auch nicht geschadet, es gab doch einige Längen. Insgesamt eine unterhaltsame Geschichte, flüssig zu lesen und vielleicht müssen Geschichten sich ja nicht immer in eine Schublade packen lassen

Bewertung vom 28.12.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


sehr gut

Ich habe dieses Buch beendet und dachte: Boah, was war das denn?!?! von Nesbø habr ich vor einigen Jahren mehrere Harry Hole Thriller gelesen und fand die immer solide unterhaltsam und spannend. Wer jedoch hier einen klassischen Nesbø erwartet wird eines Besseren belehrt. Ich musste beim Lesen an Kafka denken aber vor allem an Stephen King, wobei Nesbø es erfreulicherweise schafft sich mit 288 Seiten vergleichsweise kurz zu fassen. Und dabei konstruiert er gekonnt mit einer Mischung aus Grusel, Mystery und Roman einen absoluten Pageturner an dessen Ende eine für mich absolut schlüssige und glaubwürdige Auflösung steht die ich beim Lesen vor allem nach Ende des ersten Teils nicht erwartet habe. Am besten beschäftigt man sich im Vorfeld gar nicht so viel mit dem Buch sondern beginnt einfach und lässt es auf sich wirken, dann entfaltet es sein volles Potenzial.

Bewertung vom 28.12.2023
Die Lügnerin
Karig, Friedemann

Die Lügnerin


sehr gut

Sie sagt sie heißt Clara Konrad, doch schon da müssen wir als Lesende zweifeln ob es die Wahrheit ist. In einer Klinik führt sie Gespräche mit ihrer Psychologin, erzählt von ihrem bewegten Leben. Wenn es denn wahr ist was sie erzählt. Was davon ist wirklich so geschehen und was hat sie nur erfunden? Was erzählt sie so lange bis es vielleicht sogar wahr wird?
Das neue Buch von Friedemann Karig ist ein äußerst spannendes Experiment was Wahrheit und was Fiktion ist. Die Grenzen verschwimmen und stellen uns Lesende immer wieder vor die fast unlösbare Aufgabe den Unterschied herauszufinden.
Die Aura die Clara Konrad umgibt habe ich so selten bei einer Protagonistin erlebt; gleichzeitig bleibt sie herrlich konturlos und entgleitet immer wieder.
Wahrsagerei, Nachkriegszeit und eine potenzielle Liebesgeschichte spielen auch noch eine Rolle und machen die Geschichte dadurch zu einem thematisch wilden Ritt, welcher immer wieder mit plötzlichen und unvorhergesehenen Twists daherkommt. Ein forderndes und auf gute Weise anstrengendes Buch das volle Aufmerksamkeit braucht und nicht einfach nebenbei gelesen werden sollte.