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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
CCK
Wohnort: 
Aachen

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 25.04.2022
Der Tote aus Zimmer 12
Horowitz, Anthony

Der Tote aus Zimmer 12


ausgezeichnet

Das dunkelblaue Cover ziert eine aufwendig gestaltete Eule. Diese steht sowohl für Griechenland, wo Susan mittlerweile mit ihrem Lebensgefährten ein Hotel betreibt, als auch für Klugheit. Und die braucht Susan, um einen Mord aufzudecken, der einem Autor, den sie als Lektorin betreute, wohl als Vorlage für ein Buch diente.
Zumindest vermutet das das Ehepaar Treherne. Ihre Tochter ist spurlos verschwunden, nachdem sie ihnen von diesem Buch berichtet hat. Sie schien eine Verbindung zwischen dem Roman und dem Mord, der am Tag ihrer Hochzeit im familieneigenen Hotel passierte, zu sehen.
In bester englischer Krimitradition sammelt Susan Aussagen und Fakten von diesem Vorfall und lernt die Familie und die Angestellten des Hotels kennen.
Ein besonderer Clou des Romans ist das Buch im Buch: mitten im Krimi ist der oben erwähnte Krimi integriert, ohne dass für den Leser zunächst die Zusammenhänge erkennbar wären.
Erst auf den letzten Seiten werden alle Rätsel aufgedeckt. Vorher betreten Susan und auch die Leser einige Nebenpfade und werden auch auf falsche Fährten gelockt.
Unbedingte Leseempfehlung an alle, die klassische Krimis schätzen.

Bewertung vom 20.03.2022
Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein wilder Tanz / Die Polizeiärztin Bd.3


ausgezeichnet

Dem Autorenpaar ist ein überzeugender Abschluss der Trilogie um die Polizeiärztin Magda Mehring gelungen.
Diesmal springt die Erzählung nur zwischen zwei Hauptsträngen, die jedoch viele Berührungspunkte haben:
Magda und ihr Mann, der Polizeikommissar Kuno, haben einen neuen Fall: eine Frau, die zunächst verletzt aus einem Hafenbecken gerettet wurde, wird kurze Zeit später tot auf einer Parkbank gefunden. Es stellt sich heraus, dass es sich um eine sehr reiche Holländerin handelt. die bereits vermisst gemeldet wurde.
Celia Fahrland verliert kurz nach der Hochzeit ihren Schwiegervater, so dass ihr Mann Edgar die gesamte Verantwortung für das Familienimperium tragen muss. Es wird immer deutlicher, dass vor allem die Schwiegermutter nicht einverstanden ist mit den Vereinbarungen der Frischverheirateten, was ihren Lebensmittelpunkt und Celias Medizinstudium angeht.
Der Roman entführt wieder in die quirlige Großstadt Berlin in den 1920ern und es begegnen den Leser*innen viele interessante Persönlichkeiten. Teilweise sind sie schon aus den beiden vorherigen Bänden bekannt - es kommen aber auch einige neue dazu. Auch der erstarkende Nationalsozialismus wirft erste Schatten auf den "wilden Tanz".
Ohne die beiden Vorgängerbände ist allerdings der Lesespaß sicher nur gering.
Ich empfehle den Band uneingeschränkt - vor allem allen, denen (wie mir) der zweite Band nicht ganz so zugesagt hat.

Bewertung vom 13.03.2022
Vertrauen
Mishani, Dror

Vertrauen


gut

Ruhig und unaufgeregt schildert dieser Band zwei Fälle, mit denen sich der Inspektor Avi Avraham in Tel Aviv auseinandersetzen muss.
Während er auf der Suche nach einem verschwundenen französischen Touristen dem Geheimdienst Mossad in die Quere kommt, versucht seine Kollegin Esthi Wahabe die Mutter eines im Einkaufszentrum ausgesetzten Säuglings zu finden und muss sich dabei mit einer fundamentalistischen, jüdischen Frau auseinandersetzen, die ihr fast wahnhaft eine Lüge nach der anderen erzählt. Beide Fälle führen Avi nach Paris, aber eine weitere Verbindung ist nicht erkennbar.
Der Roman ist sehr dialoglastig, viele Vernehmungen werden ausführlich wiedergegeben. Obwohl es subtile Drohungen des Mossad gibt, sich nicht weiter mit dem Fall auseinanderzusetzen, kommt keine wirkliche Spannung auf.
Der Inspektor ist viel mit sich selbst beschäftigt. Er hat vor kurzem geheiratet, in der selben Zeit ist seine ehemalige Vorgesetzte verstorben und er fragt in einer Art Midlife-Crisis nach weiteren Karrieremöglichkeiten.
Obwohl es sich um den vierten Band der Reihe "Avi Avraham ermittelt" handelt, kann man ihn durchaus unabhängig von den Vorgängern lesen.
Empfehlenswert für alle, die lieber gesellschaftskritische und tiefgängige Krimis ohne viel Gewalt lesen. Mir fehlte allerdings die Spannung und eine richtige Auflösung der Fälle am Ende.

Bewertung vom 07.03.2022
Flüchtiges Glück
Mothes, Ulla

Flüchtiges Glück


ausgezeichnet

Milla wird von ihrem Verlobten Navid auf Geheimnisse in der Vergangenheit in ihrer Familie gestoßen. Die Klärung erfordert Mut und verursacht zunächst auch Leid bei denjenigen, die die Vergangenheit lieber ruhen lassen möchten.
Der Autorin gelingt ein spannender Rückblick in die Geschichte des geteilten Deutschlands. Die Figuren der Erzählung sind alle nicht ohne Schuld, aber bei der Darstellung gibt es nicht nur Schwarz und Weiß. Keine Person bleibt in Klischees verhaftet - alle bekommen die Chance, sich zu verändern und neue Wege zu gehen.
Der Roman weckt Emotionen ohne gefühlsduselig zu sein. Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.03.2022
Kaiserstuhl
Glaser, Brigitte

Kaiserstuhl


sehr gut

Henny Köpfer ist eine Weinhändlerin aus dem Schwarzwald. Paul Duringer ist ein Franzose aus dem Elsaß und zieht mit französischen Filmen durch Deutschland. Kaspar ist Hennys Ziehsohn, der bei ihrer Schwiegermutter Kätter in den Weinbergen aufgewachsen ist.
An diesen Hauptpersonen zeigt die Autorin auf, welche Wunden der zweite Weltkrieg auch nach 20 Jahren noch hinterlassen hat und welche persönliche Verstrickung auch diejenigen haben, die nicht nationalsozialistisch eingestellt waren. Eindringlich führt sie vor Augen, dass viele der ehemaligen NS-Größen wieder an entscheidende Positionen drängen und dabei auf ihre alten Netzwerke vertrauen können.
Auf der anderen Seite zeigt sie aber auch den Aufbruch der Jugend und die durch Adenauer und de Gaulle angestoßene Annäherung der ehemaligen Feinde in der Mitte Europas.
Von September 1962 bis in den Januar 1963 begleiten wir die Personen meist einzeln, erfahren in kleinen Rückblicken, was während des Krieges geschehen ist und mit welchen Schuldgefühlen und Verletzungen sie noch kämpfen.
Leider werden die Leser*innen ebenso unvermittelt aus der Geschichte gerissen wie sie am Anfang hineingeworfen wurden. Es bleiben Fragen offen - wie das Leben so ist.
Daher nur 4 Sterne für einen sorgfältig recherchierten historischen Roman.

Bewertung vom 05.02.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


ausgezeichnet

Molly ist eine naive junge Frau, die seit dem Tod ihrer Großmutter auf sich allein gestellt ist - Freund*innen hat sie keine. Ihr Lebensmittelpunkt ist das Regency Grand Hotel. Dort versetzt sie die Zimmer "in einen Zustand der Perfektion" zurück. Molly ist die einzige Erzählerin - wir erleben den Mord an einem Stammgast und die anschließenden Ermittlungen aus ihrer Sicht. Da sie Schwierigkeiten im sozialen Umgang hat (die Schilderung deutet auf eine Autistin hin), gerät sie durch die Fehlinterpretation von Aussagen selbst in das Visier der Polizei.
Das Cover des Buches, die Darstellung des Hotels und von Mollys Lebensweise sind sehr altmodisch - erst als ein Smartphone erwähnt wird, ist klar, dass die Geschichte in diesem Jahrhundert spielt.
Die Story umfasst im Wesentlichen eine Woche von Montag bis Freitag - dies wird durch schön gestaltete Seiten verdeutlicht.
Zart besaitete Liebhaber von Cosy-Crime sollten sich nicht durch den Prolog abschrecken lassen, der das Wissen der unsichtbaren Zimmermädchen hervorhebt und suggeriert, dass sie dieses zum Nachteil der Gäste ausnutzen könnten.
Dies hat wenig mit dem Verlauf der Geschichte zu tun, in der Molly alles versucht, das Verbrechen aufzuklären und ihre Unschuld zu beweisen. Dabei werden die Leserinnen und Leser immer wieder durch unerwartete Wendungen überrascht. Erst die letzten Seiten lösen den Fall auf.

Bewertung vom 28.01.2022
Unser kostbares Leben
Fuchs, Katharina

Unser kostbares Leben


gut

Katharina Fuchs schildert in diesem Roman mit autobiografischen Anklängen die Kindheit und Jugend in einer kleinen hessischen Stadt von 1972 bis 1983.

Im Mittelpunkt stehen dabei Caro - die Tochter des Schokoladenfabrikanten, Minka - die Tochter des Bürgermeisters und Claire, ein vietnamesisches Waisenkind, das von Caros Eltern adoptiert wird.

Zusätzlich zu deren Erwachsenwerden versucht das Buch aber auch sämtliche politische Verwirrungen dieser Zeit aufzugreifen: die feste Bindung der Menschen an eine Partei, der Klüngel in der Kleinstadt, der Umgang mit Umwelt und Tieren und der Beginn der Umweltschutzbewegung, die Integration von Flüchtlingen und die rechtliche Grauzone, die Pharmaexperimente an Heimkindern ermöglichte.

Außerdem lernt man noch, wie Schokolade hergestellt wird und welche Bretter in Sprunganlagen in Schwimmbädern verwendet werden dürfen.

Diese Erläuterungen und geschichtlichen Einordnungen sind teilweise sehr ermüdend und stören den Fluss der Geschichte. An mehreren Stellen werden auch Fäden später nicht wieder aufgenommen, so dass man als Leserin mit Fragen zurückbleibt.

Die Perspektive des Buches wechselt immer wieder - nicht nur zwischen den drei Mädchen, sondern auch zwischen Personen aus ihrem Umfeld (Väter, Mütter, eine Ärztin aus dem Heim, ...). Dadurch wird natürlich Spannung erzeugt, aber es erschwert auch den Zugang zu den Personen, so dass einem keine richtig ans Herz wächst.

Insgesamt drei Sterne für den sicher gut recherchierten historischen Roman, der einen mit der Erwähnung von Farben, Musik und Markennamen immer wieder in die Kindheit zurückversetzt.

Bewertung vom 16.01.2022
Helles Land
Garner, Mary E.

Helles Land


ausgezeichnet

Geschickt entführt uns die Autorin in eine magische Welt, in der die Menschen mit Pflanzen und Tieren sprechen können und im vollkommenen Einklang mit der Natur leben. Nach und nach erfahren wir aber, dass dies nur eine Art Reservat ist und Menschen in anderen Gebieten der Welt von der Hitze der zwei Sonnen bedroht sind.
Die einzige Rettung liegt in der Lichteiche, die durch Clay behütet wird. Doch die Harmonie ist bedroht und bis zur letzten Seit ist unklar, wem man trauen kann und wer zu den Feinden zählt.
Mit Anklängen an die magischen Welten von Avatar oder die unwirtlichen Planeten in Star Wars, gewürzt mit einigen Liebesgeschichten und voller Spannung hinterfragt der Roman aber gleichzeitig unseren heutigen Lebensstil.

Bewertung vom 22.11.2021
Die Klänge der Freiheit
Haigh, Tara

Die Klänge der Freiheit


ausgezeichnet

Im Jahr 1943 bricht die junge deutsche Rot-Kreuz-Schwester Inge zu ihrem ersten Einsatz auf. Entgegen ihrer Hoffnung wegen ihres hervorragenden Abschlusszeugnisses nach Afrika geschickt zu werden, landet sie an der hart umkämpften Ostfront. Ihr regimekritischer Vater sorgt sich daraufhin sehr um seine einzige Tochter.
Die Autorin schildert die Vorgänge in einem Kriegslazarett in aller Deutlichkeit und macht das Grauen spürbar.
Durch ihr Violinspiel erringt Inge die Aufmerksamkeit des Wehrmachtsoffiziers Preuß. Mit ihm gemeinsam wird sie nach Italien versetzt, wo dieser eine Verteidigungslinie in der Nähe der Abtei Montecassino aufbauen soll. Inge ist hin- und hergerissen in ihren Gefühlen zu diesem Mann, der gebildet und kultiviert ist und doch der nationalsozialistischen Ideologie anhängt.

Der historische Roman von Tara Haigh erzählt die Ereignisse der letzten Kriegsjahre aus der Sicht der jungen Frau. Immer wieder stellt sich die Frage nach Schuld und Verantwortung, nach Vernunft oder Liebe. Daneben bleibt aber auch Raum für die Darstellung des Alltags im Krieg an der Ostfront, im besetzten ländlichen Italien und in Nürnberg.
Das einzige Störende ist die schlechte Qualität des Buches: es ist ungewöhnlich weit bis an den Rand gedruckt und zudem so eng gebunden, dass es nur mit Gewalt offen gehalten werden kann.
Ich empfehle also das E-Book zu lesen!

Bewertung vom 14.11.2021
State of Terror
Rodham Clinton, Hillary;Penny, Louise

State of Terror


ausgezeichnet

Mit zahlreichen Verweisen auf das aktuelle politische Geschehen inszenieren Hillary Clinton und Louise Penny in diesem Polit-Thriller ein Bedrohungsszenario für die amerikanische Demokratie. Geschickt werden die typischen Elemente des Genres eingesetzt, so dass die Story ein echter Page-Turner ist. Aus verschiedenen Perspektiven werden die Entwicklungen verfolgt und eingeordnet. Bis zur letzten Seite ist nicht klar, welchen Personen aus ihrem Umfeld die Hauptakteurin - die amerikanische Außenministerin Ellen Adams - vertrauen kann. Die zahlreichen Seitenhiebe auf die Vorgängerregierung von Präsident Dunn sparen aber auch nicht mit Satire. An vielen Stellen bekommt man Einblicke in die innersten Zirkel der Regierung (leider wird aber nicht geklärt, wieviel davon reale Bezüge aus der Zeit der Außenministerin Clinton hat).
Die hohe Spannung ist aber niemals unangemessen hart oder mit Horrorelementen, was wir sicherlich der Co-Autorin Louise Penny zu verdanken haben, die mit ihren Krimis über Inspektor Gamache auch in Deutschland viele Fans gefunden hat.