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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1359 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2024
Always You / Die Adairs Bd.3
Young, Samantha

Always You / Die Adairs Bd.3


sehr gut

Das Schuldgefühl hindert uns daran, die Dinge klar zu sehen. - Doris May Lessing
Ausgerechnet in Mackennon Galbraith, den besten Freund ihres älteren Bruders Lachlan Adair und zudem Sicherheitschef des schottischen Exclusivclubs Ardnoch Estate, ist Arrochar Adair seit ihren Teenagerjahren unglücklich verliebt. Gerade der enge Bezug zu ihrem Bruder sowie ein Altersunterschied von 13 Jahren lassen eine Liebesbeziehung zwischen Arrochar und Mac unmöglich erscheinen. Doch Arrochar weiß nichts von den immer mehr gewachsenen Gefühlen, die auch Mac ihr entgegenbringt. Jedoch sieht er keine Zukunft für sie beide und verwirrt Arro mit seinem Verhalten, das ihr einerseits mehr als Freundschaft signalisiert, um sie dann von einem zum anderen Moment von sich wegzustoßen. Arro will das nicht mehr akzeptieren und zeigt Mac die kalte Schulter, auch wenn das bedeutet, auf ihre große Liebe verzichten zu müssen. Wird Mac daraus lernen???
Mit „Always You“ legt Samantha Young den dritten Teil ihrer unterhaltsamen Adair-Reihe vor und widmet sich diesmal der Adair-Schwester Arrochar sowie Robyns Vater Mackennon. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser sofort wieder in Ardnoch Estate einziehen, wo er über wechselnde Perspektiven sowohl Arrochar als auch Mac gut kennenlernt und Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt erhält. Arrochar ist Anfang Dreißig und hat als Forstingenieurin ihren Traumjob gefunden, der sie zeitweilig von ihrer unerfüllten heimlichen Liebe zu Mac ablenken kann. Um Mac ihre Gefühle zu signalisieren, nimmt sie all ihren Mut zusammen und bietet sich ihm praktisch auf dem Tablett dar, doch das endet in einer Katastrophe. Mac, der einerseits seine enge Freundschaft zu Lachlan nicht gefährden will, aber auch durch ein Ereignis in seiner Vergangenheit gefangen ist, stößt Arrochar immer wieder von sich, obwohl er eigentlich ganz anders fühlt und versetzt ihrem guten Verhältnis einen großen Dämpfer. Arrochar zieht sich zurück, obwohl sie seine Hilfe und Fürsorge gerade jetzt gut gebrauchen könnte, da ihr ein Unbekannter das Leben zur Hölle macht. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden ist ganz unterhaltsam, reicht aber leider nicht an die Vorgängerbände heran, was wahrscheinlich auch an den eingeflochtenen Rückblenden liegt. Mac, den der Leser schon durch die ersten beiden Teile ins Herz geschlossen hat, wirkt hier oftmals wie ein gefühlloser Klotz, was so gar nicht zu ihm passt. Auch der Spannungslevel in dieser Geschichte kann leider nicht so sehr überzeugen, wie die der Bände 1 und 2. Trotzdem entwickelt die Handlung ein gewisses Suchtpotential, dem sich der Leser kaum entziehen kann.
Die Charaktere sind sehr realistisch und lebendig in Szene gesetzt, so dass der Leser sich sofort mit ihnen wohlfühlt und sich an ihre Fersen heftet. Arrochar ist eine selbständige, patente Frau, die sich mit Hingabe um ihre Familie kümmert und ein großes Herz hat. Nach außen strahlt sie Stärke und Selbstwertgefühl aus, insgeheim ist sie aber auch sehr verletzlich. Mac ist ein starker, liebenswerter Mann, dessen Leben durch ein längst vergangenes schreckliches Ereignis maßgeblich geprägt ist und das bis heute sein Verhalten bestimmt. Er will diejenigen, die er liebt beschützen, und sich keine Fehler leisten. Auch Lachlan, Thane, Robyn, Regan, Erine, Brodan und Arran geben mit ihren Auftritten der Geschichte zusätzlich einen familiären Rahmen.
„Always you“ ist nicht nur eine komplizierte Liebesgeschichte, sondern nebenbei auch eine unterhaltsame Familiengeschichte mit einigen Geheimnissen und Spannungselementen, die beim Leser nicht nur das Gefühlsbarometer anheizen, sondern auch ein tolles Kopfkino in Gang bringen. Leider kann dieser Band nicht ganz so überzeugen wie seine Vorgänger, deshalb hier nur eine verdiente Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2024
Der Wind flüstert von Freiheit
Hedlund, Jody

Der Wind flüstert von Freiheit


sehr gut

Zeig mir deine Narben, damit ich weiß, wo ich dich am meisten lieben muss. - Unbekannt
1867 Colorado. Brody McQuaid, der durch seinen Einsatz im Bürgerkrieg körperliche und seelische Narben davon getragen hat, ist auf der Ranch seines Bruders Flynn untergekommen und hofft, sich ebenfalls etwas Eigenes aufzubauen. Besonders die wilden Mustangs haben es ihm angetan, um die er sich rührend kümmert und sie mit viel Einfühlungsvermögen zähmt. Die Begegnung mit der Tierärztin Savannah Marshall, die ebenfalls auf der Ranch Zuflucht vor einer arrangierten Ehe sucht, verändert nachhaltig das Leben von beiden…
Jody Hedlund hat mit „Der Wind flüstert von Freiheit“ den dritten Teil ihrer historischen Colorado-Reihe vorgelegt, der den Leser in den Wilden Westen des 19. Jahrhunderts einlädt, um dort das Schicksal von Brody und Savannah kennenzulernen. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil der Autorin macht das Eintauchen in die Handlung leicht, so dass der Leser sich schnell an der Seite von Brody bzw. Savannah wiederfindet. Während Brody die Kriegserlebnisse verarbeiten und seinem Leben eine neue Richtung geben muss, ist Savannah ihrem Herzen gefolgt und hat vor einer Hochzeit Reißaus genommen, die zwar ihre Eltern glücklich machen würde, sie selbst aber in ihrem Willen und in ihrer Freiheit beschneiden würde. Als die beiden sich begegnen, fügen sich zwei Scherben ineinander, denn sowohl Brody als auch Savannah betrachten Freiheit als höchstes erstrebenswertes Gut. Brody steht sich mit seiner immer wieder aufbrausenden Art selbst im Weg, nur seiner Nichte Flora gegenüber reißt er sich zusammen. Savannah nimmt zu sehr Rücksicht auf die Befindlichkeiten ihrer Eltern und deren Notlage, als dass sie endlich mal offen Verständnis einfordert für das, was ihr selbst wichtig ist. Die Arbeit mit den Tieren offenbart die Sehnsüchte von Savannah und Brody und schweißt die beiden immer mehr zusammen, jedoch werden ihnen immer wieder Steine in den Weg gelegt, die es ihnen schwer machen, endlich die gewünschte Richtung einzuschlagen. Der Auftritt von Savannahs Vater und ihrem Verlobten holt nicht nur Savannah jäh auf den Boden der Tatsachen zurück, verlangt aber nun ein offenes Wort und eine Entscheidung von ihr. Die Autorin versteht es sehr gut, den Leser mit ihren Geschichten in den Bann zu ziehen, doch dieser Band schwächelt gegenüber den Vorgängern etwas, da die Handlung insgesamt etwas oberflächlich wirkt. Auch der christliche Aspekt geht fast unter, der sich hauptsächlich mit Vergebung, Schuld und Gottvertrauen beschäftigt.
Die Charaktere besitzen menschliche Züge und wurden glaubwürdig in Szene gesetzt, so dass der Leser ihnen auf Schritt und Tritt folgt. Brody ist äußerlich und innerlich gezeichnet vom Krieg. Er ist ein Hitzkopf, der mit Fäusten seine Wut abreagiert. Doch insgeheim ist er ein weicher Kerl, was er durch seine Liebe und Hingabe zu den Mustangs beweist. Savannah ist eine freiheitsliebende Frau, die jedem Unterstützung gewährt und sich oftmals auch ein schlechtes Gewissen einreden lässt. Sie stellt ihre eigenen Wünsche ganz hinten an, dabei hat auch sie ein Recht auf ein eigenes Leben. Flora ist ein Goldstück, während Ivy einem den letzten Nerv kostet.
„Der Wind flüstert von Freiheit“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der alle begeistern wird, die Wild West-Atmosphäre sowie Liebesgeschichten lieben, aber auch die Spannung nicht missen möchten. Verdiente Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2024
Wenn wir unseren Träumen folgen
Mulligan, Ane

Wenn wir unseren Träumen folgen


ausgezeichnet

Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. – Robert Browning
1930er Jahre Georgia/USA. Das von ihren Eltern gepachtete Hotel im kleinen Örtchen Sweetgum ist das Zuhause der drei Taylor-Schwestern Janessa, Lillian und Annie. Jede von ihnen hat besondere Träume für ihr eigenes Leben: Lillian möchte so schnell wie möglich weg, Janessa ihren Tommy heiraten und Annie als Schauspielerin Karriere machen. Doch ein Anschlag in der örtlichen Baumwollspinnerei, die von dem reichen Mr. Spencer mit harter, grausamer Hand gewissenlos geführt wird und dem fast die ganze Stadt gehört, lassen ihre Zukunftspläne wie Seifenblasen zerplatzen. Ihr Vater stirbt bei dem Anschlag, so dass das Hotel eine neue Führung braucht, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Schnell muss sich Janessa in die Rolle der Hotelmanagerin einfinden und gemeinsam mit ihren Schwestern den Betrieb am Laufen halten…
Ane Mulligan hat mit „Wenn wir unseren Träumen folgen – die Frauen von Sweetgum“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der dem Leser nicht nur das vielseitige und arbeitssame Leben in einem Hotel näher bringt, sondern neben einer besonderen Familiengeschichte und deren Zusammenhalt auch mit den schlimmen Arbeitsbedingungen eines skrupellosen Geschäftsmannes aufwartet. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil lässt den Leser ins vergangene Jahrhundert reisen, wo er sich in einem kleinen Südstaatenörtchen wiederfindet, in dem jeder jeden kennt. An Janessas Seite erlebt der Leser die dramatischen Ereignisse vor Ort hautnah mit, die den Tod von Janessas Vater zur Folge hat und sie in eine Rolle hineindrängt, die sie für ihr eigenes Leben nicht geplant hatte. Doch der Familienzusammenhalt gibt ihr Rückendeckung, gemeinsam mit ihren Schwestern Lillian und Annie versucht sie, nicht nur ihren Gästen gerecht zu werden, sondern gleichzeitig den Familienunterhalt sowie den Erhalt des Hotels zu sichern. Die Zustände in der Spinnerei lassen dem Leser alle Haare zu Berge stehen. Kinderarbeit, entsetzliche Arbeitsbedingungen und die immer wieder auftretenden Unfälle sind an der Tagesordnung und werden selbst durch einen Streik der Bevölkerung nicht unterbunden aufgrund des großen Einflusses des Besitzers Mr. Spencer. Niemand fühlt sich in seinem Umfeld sicher. Mulligan beschreibt die Lage sehr plastisch und einfühlsam, so dass der Leser während der Lektüre durch eine Achterbahn der Gefühle rauscht, während die Spannung sich durch überraschende Wendungen immer mehr in die Höhe schraubt und das Kopfkino des Lesers auf Hochtouren laufen lässt. Der christliche Aspekt zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung und thematisiert das Vertrauen in Gott, der einem bei allen Höhen, Tiefen und täglichen Herausforderungen nicht allein lässt.
Die Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet und mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften versehen, die es dem Leser leicht machen, sich mit ihnen sofort wohl zu fühlen und sich ihnen an die Fersen zu heften. Janessa ist eine starke und mutige Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, auch wenn sich ihre eigentliche Lebensplanung extrem ändert. Auch ihre Schwestern Lillian und Annie sind herzensgute Frauen, die den Zusammenhalt innerhalb der Familie leben und sich alle drei gegenseitig unterstützen. Spencer ist ein Mann ohne Skrupel, er geht über Leichen, um seinen Profit zu maximieren, gleichzeitig genießt er seine Machtposition und nutzt diese auch aus, um seinen Willen zu bekommen.
„Wenn wir unseren Träumen folgen – die Frauen von Sweetgum“ ist ein wunderbarer, fesselnder Roman vor historischer Kulisse, der nicht nur eine spannende Handlung präsentiert, sondern auch mit einer Familiengeschichte, Liebe und Zusammenhalt punkten kann. Absolute Leseempfehlung für einen Roman mit Tiefgang!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2024
Die Blumentöchter Bd.1
Collins, Tessa

Die Blumentöchter Bd.1


sehr gut

Behalte immer mehr Träume in Deiner Seele, als die Wirklichkeit zerstören kann. - Indische Weisheit
Bloomington Hall ist das einzige Zuhause, das die 28-jährige Grafikdesignerin Dalia Carter kennt. Ihre ledige Mutter Camelia starb bei ihrer Geburt, deshalb wuchs Dalia bei ihren Großeltern in Cornwall auf, die eine Gärtnerei führten und sowohl ihr als auch ihren vier Cousinen eine unbeschwerte Kindheit bescherten. Kurz nach dem Tod ihrer Großmutter Rose wird in deren Nachlass ein alter Brief gefunden, der Dalia erstmals den Namen ihres Vaters offenbart, der aus Mexico stammt und den Dalia noch nie kennengelernt hat. Da Dalia sich momentan in einer Sinnkrise befindet, ist die Suche nach ihrem leiblichen Vater für sie ein willkommener Anlass, nicht nur ihn zu finden, sondern sich auch darüber klar zu werden, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Deshalb reist sie mit den wenigen Informationen, die sie hat, Hals über Kopf nach Mexico und wandelt auf den Spuren ihrer Mutter Camelia, um ihren Vater zu finden. Dabei kreuzt auch die Liebe ihren Weg…
Tessa Collins hat mit „Die Blumentöchter“ den ersten unterhaltsamen Roman ihrer Blumenkinder-Serie vorgestellt, der mit wechselnden Zeitebenen sowie zwei Liebesgeschichten vor der farbenprächtigen und geschichtsträchtigen Kulisse Mexicos den Leser zu fesseln weiß. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil pendelt zwischen Camelias Vergangenheit und Dalias Gegenwart. Der Leser steht sofort an Dalias Seite, wo er zuerst durch die vielen Namen ihrer großen Verwandtschaft völlig verwirrt wird, um dann gemeinsam mit ihr eine abenteuerliche Reise in das Land ihres leiblichen Vaters zu reisen und dort die sogenannte Nadel im Heuhaufen zu suchen. Die farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen sowie die eingeflochtenen Hintergrundinformationen der Mayakultur sind der Autorin gut gelungen, nehmen teilweise aber einen sehr großen Raum in der Handlung ein und lassen die eigentliche Geschichte von Dalia in den Hintergrund treten. Dalia selbst erfährt durch die mexikanische Bevölkerung viel Unterstützung für ein nahezu aussichtsloses Unterfangen, sie gewähren ihr nicht nur eine großzügige Gastfreundschaft, sondern laden sie direkt in ihr Leben ein. Die Spurensuche gestaltet somit sich einfacher als gedacht, obwohl alles schon 28 Jahre her ist. Doch die Autorin versteht es gut, alles plausibel miteinander zu verknüpfen. Die Handlung liest sich leicht und flüssig, erinnert an Romane von Lucinda Riley, wobei sie leider etwas Spannung vermissen lässt, um die Geschichte lebhafter zu machen.
Die Charaktere wurden liebevoll gestaltet und in Szene gesetzt, ihre menschlichen Ecken und Kanten können den Leser überzeugen, der sich als unsichtbarer Zaungast unter sie mischt, um keinen Moment zu verpassen. Dalia ist eine mutige Frau, die allerdings oftmals auch sehr blauäugig agiert. Das Gefühl, ihre Wurzeln zu suchen und kennenzulernen, ist gut nachvollziehbar. Pablo ist ein ehrlicher und liebenswerter Mann, für den Hilfsbereitschaft oberstes Gebot ist. Seine Mitbewohner sind ein fröhlicher Haufen, die gute Laune verbreiten. Ricardo ist ein ernsthafter Mann, der fast zu spät erkennt, was wirklich wichtig ist. Seine Mutter Fernanda nimmt den Leser mit ihrer Weitsicht, ihrer Großzügigkeit sowie ihrem riesigen Herzen sofort für sich ein.
„Die Blumentöchter“ bieten mit einem Mix aus Familiengeheimnis, Liebe, unterschiedlichen Zeitebenen sowie historischem Hintergrund gute Unterhaltung, die zwar nicht tiefsinnig ist, jedoch eine schöne Auszeit vom Alltag gewährt. Die Seiten segeln dem Leser regelrecht durch die Finger. Verdiente Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.04.2024
Ins Herz geprägt
Caudill, Crystal

Ins Herz geprägt


ausgezeichnet

Vertrauen heißt an Gott zu Glauben mitten in allem „Warum“. – Nancy Parker Brummett
1883. Theresa Plane, die mit dem betuchten Edward Greystone verlobt ist, lebt bei ihrem Großvater, dem eine Druckerei gehört. Leider hat dieser große Schulden angehäuft und sich deshalb mit zwielichtigen Gestalten eingelassen, für die er Gravurplatten herstellt, um Falschgeld zu produzieren. Als Theresas große Liebe und Ex-Verlobter Broderick Cosgrove, der als verdeckter Secret Service Ermittler an dem Falschgeldfall arbeitet, auf der Bildfläche erscheint, spielt Theresas Welt völlig verrückt. Während ihre alten Gefühle für Broderick an die Oberfläche drängen, muss sie sich gleichzeitig darum kümmern, wie sie die Schulden ihres Großvaters bezahlen kann. Als ihr Großvater ermordet wird und Theresa in den Fokus sowohl des Secret Service als auch der Fälscherbande gerät, versucht Broderick, sie mit allen Mitteln zu schützen. Dabei stehen ihm seine Gefühle im Weg und bringen ihn und Theresa in große Gefahr…
Crystal Caudill hat mit „Ins Herz geprägt“ einen sehr unterhaltsamen spannenden historischen Roman vorgelegt, der neben einer spannenden Kriminalgeschichte auch eine schöne Romanze für den Leser bereithält. Der flüssige, farbenfrohe und fesselnde Erzählstil lässt den Leser schnell in die Vergangenheit reisen, wo er sich an die Seite von Theresa heftet und mit ihr gemeinsam ein gefährliches Abenteuer erlebt. Theresa führt einen Kampf gegen Windmühlen, während sie einerseits ihre Integrität und den Namen ihrer Familie verteidigt, andererseits aber auch die Schulden ihres Großvaters begleichen muss. Sie hat kaum Zeit, um ihren ermordeten Großvater zu trauern, sondern muss sich gegen allerlei zwielichte Gestalten behaupten, die sie bedrohen und teilweise auch körperlich zusetzen. Broderick und Edward sind ihr die meiste Zeit keine große Hilfe, denn die beiden konzentrieren sich darauf, sich gegenseitig anzufeinden und Theresa als ihren Schutzschild zu benutzen, wobei Edward ganz deutlich hervorkehrt, wo der Platz der Frau zur damaligen Zeit zu sein hat. Die Autorin versteht es hervorragend, die Spannung von Seite zu Seite durch überraschende Wendungen in die Höhe zu schrauben und den Leser immer wieder vor Rätsel zu stellen, die es zu lösen gilt, um das Puzzle zu lösen. Während die Verwicklungen zunehmen, stehen auch die widerstreitenden Gefühle Theresas im Raum, die zwar mit Edward verlobt ist, deren Herz aber immer noch Broderick gehört, obwohl er sie vor 5 Jahren einfach hat sitzenlassen. Der Leser erlebt Theresas Gefühlsbarometer hautnah mit und kann dieses gut nachvollziehen. Der christliche Aspekt ist wunderbar mit der Handlung verwoben, dreht sich um Vergebung und Verzeihen, vor allem aber um Vertrauen in Gott, dass dieser niemanden im Stich lässt und Wächter über das eigene Handeln ist.
Die Charaktere sind liebevoll mit menschlichen Eigenschaften ausgestaltet, so dass der Leser sich schnell in ihrer Mitte wiederfindet. Theresa ist eine mutige, entschlossene Frau, der Ehrlichkeit, Familie und Freundschaft eine Menge bedeuten. Edward ist ein herrischer Mann, der unbedingt seinen Willen durchsetzen will und dem dafür jedes Mittel recht ist. Broderick ist ein vertrauenswürdiger und treuer Kerl, der zwischen zwei Stühlen sitzt und jedem gerecht werden will. Lydia ist Theresa eine wunderbare Freundin, die sie immer wieder daran erinnert, was wichtig ist. Aber auch Protagonisten wie Alexander, Nathaniel oder Cat spielen starke Rollen in dieser Geschichte.
„Ins Herz geprägt“ besticht nicht nur mit einer sehr spannenden Kriminalhandlung, sondern auch mit einer schönen Liebesgeschichte. Der Leser klebt ab der ersten Zeile an den Buchseiten und erlebt bei einer rasanten Handlung ein tolles Kopfkino, wobei auch die Gefühlsachterbahn in Schwung kommt. Absolute Leseempfehlung!!!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.04.2024
Hyazinthenschwestern
Eder, Rebekka

Hyazinthenschwestern


weniger gut

Wandlung ist notwendig wie die Erneuerung der Blätter im Frühling. – Vincent van Gogh
1848 Boxhagen/Berlin. Nach dem Tod der Eltern und des Bruders Heinrich sind die riesigen Hyazinthenfelder der Familie in den Besitz der fünf Sonntag-Schwestern Clara, Ludmila, Amalie, Alba und Ottilie übergegangen. Während die unverheiratete Alba sich liebevoll um die Blumenfelder kümmert und sich ansonsten sehr zurückzieht, sind ihre Schwestern alle verheiratet und leben mit ihren Familien auf dem großen Areal, hegen aber kaum Kontakt zu Alba, obwohl sie früher ein Herz und eine Seele waren. Seit dem Tod von Bruder Heinrich ist jedoch nichts mehr, wie es einmal war, ein großer Streit entzweit die Geschwister immer mehr, zumal auch der Verkauf der Hyzinthenfelder im Raum steht. Alba versucht mit allen Mitteln, sich mit ihren Schwestern wieder zu versöhnen und die Felder in Familienbesitz zu halten. Als eines Tages ein fremder Mann namens Kasimir auftaucht und sich als neuer Gärtner ausgibt, verliebt sich Alba Hals über Kopf in ihn und folgt ihm blindlings nach Berlin, ohne zu wissen, dass Kasimir insgeheim plant, einen Aufstand anzuzetteln…
Rebekka Eder hat mit „Hyazinthenschwestern“ einen historischen Roman vorgelegt, der zwar mit schön gemalten Bildern begeistert, aber mit einer recht düsteren Handlung dafür sorgt, dass die Lesefreude nur begrenzt ist. Nicht nur der blumige und teils recht umständliche Erzählstil ist sehr anstrengend zu lesen, auch die ständig wechselnden Protagonisten sowie die recht kryptischen Andeutungen zu Beginn verlangen dem Leser einiges ab, der Geschichte überhaupt folgen zu können. Die wechselnden Perspektiven der einzelnen Schwestern tun ihr Übriges dazu. Eigentlich ist es immer unterhaltsam, verdeckte Familiengeheimnisse aufzudecken und die „Leichen“ im Keller der einzelnen Charaktere zu finden, doch in dieser Handlung gibt es von allem zu viel davon. Während der historische Hintergrund um die Märzrevolution mit der Geschichte der Sonntag-Familie verwebt wird und auch einige Aufmerksamkeit verdient hat, wird der Leser von den zwischenmenschlichen Beziehungen der Schwestern untereinander regelrecht erschlagen. So erscheinen einem die Revolution in Berlin und das Miteinander der Schwestern wie ein Krieg auf unterschiedlichen Schlachtfeldern mit großen Parallelen. Die Auflösung, warum die Schwestern überhaupt im Clinch liegen, hat frustrierend lange gedauert und den Leser schon fast zur Aufgabe gezwungen. Damit sollte wohl Spannung erzeugt werden, hat aber leider nur das Gegenteil bewirkt. Hyazinthen stehen in der Blumensprache für Lebensfreude, Liebe und Feinfühligkeit – dies ist in der Geschichte kaum zu finden.
Die Charaktere sind gut skizziert und in Szene gesetzt, jedoch bleiben sie dem Leser fremd, so dass ihm nur die Position als Zaungast bleibt, die Geschichte zu verfolgen. Alba ist eine zurückhaltende Frau, die unter dem Verhalten ihrer Schwestern sowie unter Schuldgefühlen leidet. Clara ist eine gutmütige Person, die wie eine Vermittlerin wirkt. Ludmilla ist hart wie Kruppstahl, Ottilie unversöhnlich und abweisend. Auch Amalie verhält sich merkwürdig, wirkt teils wie ein verwöhntes Kind, um dann doch wieder Freiheitsdrang durchscheinen zu lassen.
„Hyazinthenschwestern“ ist ein historischer Roman mit einigen Geheimnissen, die der Leser während der Lektüre ans Tageslicht bringen soll. Dies gestaltet sich jedoch durch die ständigen Perspektivwechsel, die Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit sowie die durchweg düstere Atmosphäre der Geschichte als sehr schwierig. Die Blumensprache ist zwar ganz nett, doch gibt es darüber bereits unterhaltsamere Lektüre. Für dieses Buch ist Durchhaltevermögen gefragt, deshalb leider keine Empfehlung, das kann die Autorin eindeutig besser!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2024
Ich verspreche, dich zu finden
Dobson, Melanie

Ich verspreche, dich zu finden


ausgezeichnet

Wer oder was für Dich bestimmt ist, wird immer seinen Weg zu Dir finden. – Unbekannt
1940. Aus ihrem Baumhausversteck müssen der 13-jährige Dietmar und die 10-jährige Brigitte aus ihrem Spielversteck heimlich beobachten, wie ihre Eltern von den Nazis verhaftet werden und damit ihre unbeschwerte Kindheit abrupt beendet wird. Auf sich allein gestellt machen sich die beiden Kinder auf den Weg über Belgien nach England zu Dietmars Tante, doch kaum auf englischem Boden, werden die beiden getrennt. Doch Dietmar schwört, Brigitte wiederzufinden.
2017 recherchiert die erfolgreiche Investigativjournalistin Quenby Vaughn gerade in einem alten Spionagefall aus dem 2. Weltkrieg, als sie über den Anwalt Lucas Hough das Angebot seines Mandanten, dem Amerikaner Daniel Knight, erreicht, eine vermisste Frau ausfindig zu machen. Dem Auftrag kann Quenby aufgrund der Informationen einfach nicht widerstehen, zumal sie bald feststellen muss, dass es Verbindungen zwischen ihrem Spionagefall und der Suche nach der vermissten Frau gibt…
Melanie Dobson hat mit „Ich verspreche, Dich zu finden“ einen sehr berührenden, facettenreichen historischen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur in die Vergangenheit eintauchen lässt, sondern ihn gleichzeitig Protagonistin Quenby an die Seite stellt, um mit ihr die Rätsel der Vergangenheit aufzudecken und miteinander zu verknüpfen. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil lässt den Leser wechselweise in die Kriegstage des vergangenen Jahrhunderts sowie in die Gegenwart des Jahres 2017 reisen. Der Leser erlebt die beiden Kinderfreunde Brigitte und Dietmar bei ihrem gemeinsamen Spiel und beobachtet dann die Verhaftung der Eltern, die Flucht sowie die Trennung der beiden. Die starke Verbindung zwischen den beiden Kindern ist allgegenwärtig und durch nichts zu trennen. Gleichzeitig schaut der Leser Quenby bei ihren Recherchen über die Schulter, wobei er auch Quenbys eigenes Schicksal immer mehr kennenlernt. Die Autorin schafft es hervorragend, ihre Handlungsstränge nach und nach miteinander zu verknüpfen, so dass sich das Kaleidoskop der Geschichte langsam zusammenfügt. Dabei lässt sie nicht nur die Grausamkeiten der Kriegszeit im Kopf des Lesers lebendig werden, sondern berührt auch dessen Herz mit den einzigartigen Schicksalen ihrer Protagonisten, wobei sie es keine Minute an Spannung fehlen lässt. Die Handlung führt den Leser auf eine Achterbahn der Gefühle, immer in der Hoffnung, dass sich Dietmar und Brigitte endlich wiedersehen werden. Der christliche Aspekt, der sich mit Schuld, Verlust, Vergebung, Neuanfang und Vertrauen in Gott beschäftigt, hält sich in diesem Roman sehr im Hintergrund.
Die Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet und mit authentischen menschlichen Zügen ausgestattet. Der Leser hängt sich sofort an ihre Fersen, um keinen Augenblick der Ereignisse zu versäumen. Dietmar ist ein hilfsbereiter mutiger, starker Junge/Mann, der auch wenn ihn Jahrzehntelang Schuldgefühle plagen, immer zu dem Wort steht, das er einmal gegeben hat. Brigitte muss lange ein schwieriges Schicksal ertragen und sehnt sich doch insgeheim immer nach ihrem alten Freund Dietmar. Quenby hat selbst einiges auf ihren Schultern zu tragen, doch lässt sie sich davon nicht unterkriegen. Sie ist ehrlich, offen und sehr akribisch, wenn es um ihre Arbeit geht. Lucas ist ein integrer Mann mit einer guten Prise Humor, auf den man sich verlassen kann.
„Ich verspreche, Dich zu finden“ besticht nicht nur mit einer spannenden, berührenden historischen Handlung, sondern überzeugt vor allem mit den intensiven Schicksalen der Protagonisten, die den Leser mitten ins Herz treffen. Spannung, gut dosierte Wendungen sowie die Arbeit an der Zusammensetzung der Schicksalsfäden machen diesen Roman zur absoluten Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2024
The Fortunate Ones
Hokin, Catherine

The Fortunate Ones


ausgezeichnet

Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. – Seneca
1941-1956. Gerade erst 18 Jahre alt, ist die Zukunft der aus einer reichen Fabrikantenfamilie stammenden Inge Ackermann schon vorgezeichnet, denn ihr steht eine arrangierte Ehe mit dem 15 Jahre älteren Arzt Maximilian Eichel bevor, der noch dazu ein angesehenes Mitglied der NSDAP ist. Bevor Inge heiratet, lässt sie sich von ihrer Freundin Liesel zu einem nächtlichen Ausflug in ein Berliner Ballhaus überreden, wo sie auf den Druckerlehrling und Halbjuden Felix Thalberg trifft, der sofort ihr Herz erobert. Als die beiden sich trennen müssen, nennt Inge ihm zu ihrem eigenen Schutz einen falschen Namen, während Felix auf ein neues Treffen hofft. Inge sieht Felix erst im KZ Sachsenhausen wieder, wo sie mit ihrem Ehemann Max einen Rundgang macht. Die Begegnung ist nur kurz, denn Felix ist dort als Inhaftierter, während Inge die Ehefrau eines Lagerarztes ist. Doch sie reicht aus, um Felix das Leben fürs Erste zu retten und in der Druckerei des Lagers arbeiten zu lassen. Felix muss jeden Tag aufs Neue für sein Leben kämpfen, aber auch Inge muss eine harte Zeit überstehen. Werden sich Felix und Inge je wiedersehen?
Catherine Hokin hat mit „Alles Glück, das wir hatten“ einen sehr berührenden, historischen Roman vorgelegt, der dem Leser nicht nur das Schicksal zweier Menschen nahebringt, sondern auch in schonungsloser Art die Gräuel der Nazi-Zeit offenlegt. Der flüssige, bildgewaltige und emotionale Erzählstil bringt den Leser mitten in die Kriegsjahre des vergangenen Jahrhunderts, wo er abwechselnd mal an der Seite von Inge alias Helen, mal an der Seite von Felix steht und ihnen bei ihrem alltäglichen Leben über die Schulter sieht. Während man Inge dabei beobachtet, wie sie sich den Wünschen der gefühlskalten Eltern fügt und einen fast doppelt so alten Mann heiratet, der sie dann ebenfalls bevormundet und misshandelt, durchlebt der Leser bei Felix eine wahre Achterbahn der Gefühlswelt. Als Halbjude muss er nicht nur den Zusammenbruch seines Vaters und den Verlust seiner Eltern ertragen, er wird ebenfalls in ein KZ gesteckt, wo er Tag für Tag Folter über sich ergehen und ums Überleben kämpfen muss, bis er 1945 endlich von den Amerikanern befreit wird und sich ihm ein neues Leben eröffnet. Inge, die das wahre Gesicht ihres Ehemannes nur langsam erkennt sowie dessen unmenschlichen Behandlungsmethoden bei den Gefangenen herausfindet, sucht verzweifelt einen Ausweg, sich von Max zu befreien. Während der Leser Felix‘ schweren Weg emotional mitbegleitet, geht er zu Inge weitestgehend auf Distanz. Die Autorin schafft es sehr gut, beide Lebenswege mit dem historischen Hintergrund zu verknüpfen und viel Atmosphäre in die Geschichte zu bringen. Einige unvorhergesehene Wendungen bringen zudem Spannung hinein.
Die Charaktere sind realistisch ausgestaltet und besitzen glaubwürdige menschliche Eigenschaften. Der Leser hängt sich vor allem an Felix‘ Fersen, dessen Schicksal sehr zu Herzen geht. Felix ist ein liebenswerter, ehrlicher Mann, der mutig, stark und hilfsbereit ist, aber auch auf bestimmte Dinge sehr fixiert ist, die ihm den Blick auf anderes verstellen. Inge dagegen ist durchweg sehr naiv, wankelmütig und ohne jegliche Initiative. Erst in den letzten Kapiteln entwickelt sie sich zu einer starken Frau. Max Eichel ist ein manipulativer Widerling, der von der Nazi-Doktrin völlig verblendet ist und es genießt, andere klein zu halten und zu verletzen. Ebenso schrecklich sind Inges Eltern, wobei Mutter Gretes Kaltherzigkeit kaum zu überbieten ist.
„Alles Glück, das wir hatten“ ist ein sehr unterhaltsamer historischer Roman, der den Leser mit zwei Kriegsschicksalen durch eine wahre Gefühlsachterbahn schickt und ihn bis zum Ende an den Seiten kleben lässt. Absolute Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2024
Eddas Aufbruch
Rösler, Beate

Eddas Aufbruch


gut

Manchmal musst du dich von etwas Altem trennen, um etwas Neues zu beginnen. - Unbekannt
1968. Die 19-jährige Edda stammt aus wohlhabendem Hause. Ihre Eltern haben ihre Zukunft schon verplant, doch Edda sehnt sich nach Freiheit und reist nach Paris, um dort für einige Zeit als Au-Pair zu arbeiten. Schon bald hat sie sich eingelebt und neue Freunde gefunden. Student Marcel lässt ihr Herz höher schlagen, allerdings ist der junge Mann voller Zorn und Hass auf alles Deutsche, was die sich anbahnende Beziehung immer wieder schwierig macht und auch in Edda den Wunsch weckt, mehr über ihre Eltern und deren Einstellung zum Nationalsozialismus zu wissen. Bisher sind diese ihr bei Fragen immer wieder ausgewichen, vor allem ihr Vater. Zurück im heimischen Frankfurt entdeckt Edda alte Feldpostbriefe ihres Vaters an ihre Mutter, die in Edda immer größere Fragen und Zweifel hervorrufen und sie diesen nachgeht. Als Marcel sie in Frankfurt besucht und Edda ihm von ihren Entdeckungen erzählt, muss ihre Beziehung durch eine harte Belastungsprobe. Marcel sinnt auf Rache, aber auch Edda muss einige Entscheidungen treffen…
Beate Rösler hat mit „Eddas Aufbruch“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der in einer aufgeladenen Zeit in Deutschland verortet ist und sowohl die politischen motivierten Studentendemonstrationen als auch den von der jungen Generation gewünschten gesellschaftlichen Umbruch thematisiert. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schnell in die vergangene Zeit eintreten und sowohl die Demo gegen den Berliner Schah-Besuch als auch die Ermordung von Benno Ohnesorg hautnah miterleben. An der Seite von Edda reist der Leser mit nach Paris, beobachtet ihr Leben dort und vor allem die wachsende Beziehung zu Marcel, die Edda nachhaltig prägt. Marcels Hass auf alles Deutsche erklärt sich durch den Verlust der Mutter, die von den Nazis bei ihrer Arbeit im Widerstand ermordet wurde, was für Edda erst einen Kampf gegen Windmühlen bedeutet, aber dann zum eigenen Nachdenken und Hinterfragen zwingt. Die Sprachlosigkeit von Eddas Eltern verdeutlicht, wie sehr die damalige Generation eine Wand des Schweigens ob ihres eigenen Engagements in der Nazizeit aufbaute und die nachkommende Generation damit zusätzlich belastete, was die Gruppierung einer kriminellen Gruppe wie die RAF noch zusätzlich begünstigte. Die Autorin lässt den damaligen politischen Hintergrund gut in ihre Handlung einfließen, wenn diese auch teilweise recht langatmig sind und den Lesefluss etwas beeinträchtigen.
Die Charaktere sind mit menschlichen Ecken und Kanten versehen und wirken dadurch glaubwürdig und authentisch. Trotzdem kann der Leser keine richtige Nähe zu ihnen aufbauen und folgt ihnen als stiller Beobachter bei ihren Unternehmungen. Edda ist eine junge, sympathische Frau mit großem Freiheitsdrang hervorgerufen durch ihr sehr autoritäres Elternhaus. Sie ist gewitzt, aber oftmals auch sehr naiv, erst unter Marcels Einfluss stellt sie Dinge immer mehr in Frage. Marcel ist ein Mann voller Wut und Rachegedanken, die sich erst spät offenbaren und verdeutlichen, dass ihm die Gefühle anderer völlig egal sind. Eddas Ex-Freund Kai zeigt sich zu Beginn noch als ewiger Student, lustlos, nur auf sein Vergnügen bedacht, doch entwickelt er sich zu einem verlässlichen Mann.
„Eddas Aufbruch“ ist durchweg eine unterhaltsame Lektüre über eine Familiengeschichte mit gehütetem Geheimnis sowie der Generation der 60er Jahre mit gut recherchiertem historischem Hintergrund. Die sehr umfangreichen politischen Ausführungen führen leider oft zum Querlesen und zu einer eingeschränkten Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2024
Sturmmädchen
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen


ausgezeichnet

Den guten Steuermann lernt man erst im Sturme kennen. – Seneca
1933 Monschau/Eifel. Elli, Käthe und Margot kennen sich von klein auf. Sie sind enge Freundinnen, die alles miteinander teilen, vor allem ihre Lebensträume. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten allerdings bringt nicht nur ihre Freundschaft gefährlich ins Wanken, auch ihre jeweiligen Zukunftspläne sind davon bedroht. Käthe lässt sich schnell von der Nazi-Ideologie einfangen, während Margot mit ihrer Familie als Juden plötzlich von der Gesellschaft geächtet und verfolgt wird. Und für Elli, die aufgrund einer Gehbehinderung sowieso schon dem Gespött der Bevölkerung ausgesetzt ist, wird jeder Schritt zu einem Spießrutenlauf. Trotzdem setzt sich gerade Elli für die Schwächeren ein und möchte vor allem ihrer Freundin Margot und deren Familie helfen, die immer mehr unter der braunen Herrschaft zu leiden haben. Wird die Freundschaft der drei Frauen diese harte Zeit überstehen oder kommt es zum endgültigen Bruch?
Lilly Bernstein hat mit „Sturmmädchen“ einen sehr spannenden Roman vor historischer Kulisse vorgelegt, der den Leser nicht nur in die dunkelste Zeit deutscher Geschichte zurückführt, sondern auch die Veränderung innerhalb einer Freundschaft aufzeigt, wenn sich durch gefährliche politische Ideologie das menschliche Verhalten ändert. Der flüssige, bildhafte und fesselnde Erzählstil ermöglicht es dem Leser, unsichtbar in die Mitte der drei Freundinnen seinen Platz zu finden, um dort ihre jeweilige Lebenssituation sowie deren Gedanken- und Gefühlswelt zu erkunden. Margot stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, die nach der Machtübernahme der Nazis immer mehr Repressalien, Anfeindungen und ständiger Angst ausgesetzt ist, am Ende sogar um ihr Leben fürchten muss. Käthe und ihre Familie haben sich von der Nazi-Propaganda regelrecht einlullen lassen, weshalb sie sich vor allem von ihrer Freundin Margot distanziert. Elli lebt allein mit ihrer Mutter Alma, die als Hebamme arbeitet und ihre Tochter aufgrund deren Handikaps immer beschützen möchte. Während die Autorin mit wohlgesetzten Pinselstrichen die Landschaft sowie deren Bewohner für den Leser zeichnet, macht sie auch nicht vor deren Veränderungen halt, die durch die Nazis immer mehr zutage treten. Da werden Nachbarn und Freunde auf einmal zu Feinden, niemand weiß mehr, wem er noch trauen kann, die Gesellschaft scheint regelrecht vergiftet, denn jeder möchte in diesen Zeiten möglichst unsichtbar sein und vor allem überleben, koste es, was es wolle. Bernstein erzählt nicht nur eine auf wahren Tatsachen beruhende Geschichte, sondern kann dem Leser die unterschiedlichsten Emotionen wunderbar vermitteln, indem sie die gesamte Klaviatur des Gefühlsbarometers ausspielt. Von der Handlung dermaßen gefesselt, kann man sich von den Seiten kaum trennen.
Die Charaktere sind liebevoll mit menschlichen Ecken und Kanten ausgestattet und glaubwürdig in Szene gesetzt. Der Leser fühlt sich vor allem Elli schnell sehr verbunden und heftet sich an ihre Fersen, um keinen Augenblick zu verpassen. Margot strahlt zu Beginn noch Optimismus aus, ist liebenswert und hilfsbereit, doch verliert sie ihre positive Weltsicht immer mehr, je schlimmer sie und ihre Familie zu leiden haben. Hat man als Leser Käthe am Anfang noch als Teil der Freundinnen betrachtet, rückt dieser Eindruck immer mehr in den Hintergrund, je mehr sie die Nazi-Ideologie verinnerlicht. Eigentlich ist sie als junge Frau ein Opfer, denn sie hat womöglich nicht die Kraft, sich gegen ihre Familie aufzulehnen. Umso mehr muss man Elli lieben und bewundern für ihre Warmherzig- und Menschlichkeit, für ihren Mut und ihre Stärke, alles für diejenigen zu tun, die ihr am Herzen liegen.
„Sturmmädchen“ begeistert nicht nur mit einer spannenden Geschichte um den Wert der Freundschaft, sondern brilliert auch durch einen wunderbaren Erzählstil, der den Leser atemlos und emotional berührt zurücklässt, wenn die letzte Seite gelesen ist. Absolute Leseempfehlung!

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