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Benutzername: 
reimon
Wohnort: 
Vorarlberg

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2021
Auf Basidis Dach
Ameziane, Mona

Auf Basidis Dach


ausgezeichnet

Mona Ameziane fühlt sich in zwei Welten heimisch. Sie lebt in Deutschland mit deutscher Mutter und marokkanischem Vater und verbringt viele Urlaube in Marokko, auch bei der Familie. Sie nimmt uns mit auf eine Reise mit ihrem Vater und gibt uns Einblicke abseits jeder touristischen Erfahrungsmöglichkeit. „Basidi“ ist übrigens das marokkanische Wort für Großvater.
Als Journalistin gelingt ihr immer wieder ein objektiver Blick auf beide Gesellschaften, als „Zweiheimische“ erzählt sie sehr anschaulich von ihrer Gefühlswelt, vor allem bei Aufenthalten in Marokko. Sehr beeindruckt hat mich, wie sie ihr Gefühlschaos nach den Anschlägen und Übergriffen 2015 in Frankreich, Belgien und Deutschland beschreibt.
Die Reflexionen über den derzeit in Deutschland und Österreich durchgeführten konfessionellen Religionsunterricht, der so viele junge Menschen ausschließt, zeigen aus der Sicht der Betroffenen, wie wertvoll ein gemeinsamer Ethik- und Religionenunterricht für alle wäre.
Das Buch ist kein Roman, liest sich aber sehr spannend und oft auch vergnüglich – ohne kitschige Verklärung, aber mit ganzem Genuss am orientalischen Leben.
Besonderes Lob gebührt dem Verlag für das wunderschöne Cover.

Bewertung vom 27.09.2021
Das Buch der verschollenen Namen
Harmel, Kristin

Das Buch der verschollenen Namen


ausgezeichnet

Zeitgeschichte als persönliches Schicksal
Eine spannende Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht: Eva und ihre MitstreiterInnen, die in der französischen Résistance in einem kleinen Dorf in Südfrankreich ihre Talente zur Rettung vieler Menschen, vor allem Kinder genützt haben. Und das unter großer persönlicher Gefahr.
Das pastellige Cover hat mich vorerst nicht so angesprochen, der Roman begeistert mich aber sehr. Die Geschichte wird zum einen von der Ich-Erzählerin in der Gegenwart, zum anderen über sie in der Zeit der Nazi-Besetzung Frankreichs erzählt. Wie bei so manchem Krimi wird der Hauptgegenstand, eben das Buch, gleich am Beginn vorgestellt. Die Verwendung dieses alten Buchs als raffiniert verschlüsseltes Register der Geretteten war eine Meisterleistung.
Der Roman zeigt auf, wie kreative Ideen und persönlicher Mut sehr wohl auch im Kleinen gegen ein grausames Regime wirksam werden können. Trotz der tragischen Geschehnisse kommt es auch immer wieder zu schönen Begegnungen und Beziehungen.
Kristin Harmel schreibt mit viel Gespür für Details und Stimmungen, die Gewissenheitskonflikte, Schrecken und Ängste der DarstellerInnen sind gut nachvollziehbar.