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TochterAlice
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 1383 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2024
Der Schatten des Nordlichts / Hildur Bd.3
Rämö, Satu

Der Schatten des Nordlichts / Hildur Bd.3


sehr gut

Dieser Krimi ist der dritte Teil einer ungewöhnlichen Trilogie um die Kommissarin Hildur Rúnarsdóttir, die in den Westfjorden Islands, auf gut Deutsch am A... der Welt, ermittelt. Eigentlich leitet sie die Abteilung für vermisste Kinder, aber aufgrund der dünnen Besiedlung und der damit verbundenen ebenso dünnen Besetzung des Polizeireviers hat sie immer wieder in anderen Bereichen zu tun.

Mit ihrem Kollegen, dem Finnen Jakob versteht sie sich nach wie vor gut: sie vertrauen einander bedingungslos, was sich diesmal als besonders relevant erweist.

Diesmal wird zunächst eine Leiche in einem Fischernetz gefunden - die Ermittlungen bleiben jedoch nicht nur daran hängen. Nein, Hildur verschlägt es sogar nach Finnland - ihr Kollege Jakob droht in seiner Heimat in ernste Schwierigkeiten zu geraten.

Hildur ist eine sehr sympathische Figur, der ich gern weiter folgen würde, wenn diese Erzählungen nicht von vornherein als Trilogie ausgewiesen wären. An den recht verschachtelten und umständlich daher kommenden Stil habe ich mich inzwischen gewöhnt: auch im dritten Teil kommen wieder einige Erzählstränge und Informationen vor, sogar noch mehr als in den beiden vorherigen. Dennoch empfinde ich ihn als besonders spannungsreich.

Dies hängt vor allem mit der Familienhistorie von Hildur zusammen - ihre jüngeren Schwestern sind vor Jahrzehnten verschwunden, die Eltern verunglückt. Es gibt nur noch eine blinde Tante - die jüngere Schwester ihrer Mutter, bei der sie aufgewachsen ist. Und die hat neuerdings einen Freund, der bei Hildur alle Alarmglocken schrillen lässt. Zudem ist das Ende - wie es bei einer Trilogie sein sollte - ausgesprochen rund und bringt alle Themen zusammen. Dennoch würde ich mir wünschen, dass der Autorin Satu Rämo noch der ein oder andere Fall für Hildur und Jakob in den Sinn kommen würde, den sie ihren LeserInnen nicht vorenthalten möchte!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.10.2024
All die kleinen Vogelherzen
Lloyd-Barlow, Viktoria

All die kleinen Vogelherzen


ausgezeichnet

Autistin mit Familie
Das ist Sunday, die in einem kleinen englischen Dorf lebt und ihre Tochter Dolly allein großzieht - ihr ehemaliger Mann hat sich ob ihrer Eigenarten längst von ihr getrennt und auch die ehemaligen Schwiegereltern, Inhaber einer großen Gärtnerei, sehen sie eher als Arbeitskraft. Damit, dass ihre Tochter sie oft nicht versteht, hat sie sich längst arrangiert, obwohl ihr dies immer noch überaus schwerfällt.

Deswegen ist es für Sunday überraschend, dass ihre neue Nachbarin Vita den Kontakt förmlich sucht - nach kurzer Zeit schon werden Sunday und Dolly jeden Freitag bei ihr und ihrem Ehemann zum Dinner eingeladen. Mehr und mehr jedoch ist es Dolly, um die sich Vita kümmert, nach einiger Zeit verbringt sie dort ihre gesamten Wochenende. Mindestens. Es heißt, sie arbeitet für die beiden.

Sunday fühlt sich ausgegrenzt und versucht erfolglos, die Situation zu ändern. Dass es noch dicker kommen wird, kann sie nicht ahnen.

Ein wundervoller Roman, in dem es um das Anderssein geht - und zwar von innen heraus. Denn die britische Autorin Viktoria Lloyd-Barlow ist selbst Autistin und hat es mit diesem Roman 2023 auf die Longlist des Booker Prize geschafft. Was heißt geschafft: ich könnte mir vorstellen, dass die Juroren von der eigenwillig-bezaubernden Sprache der Autorin, ihrer Selbstverständlichkeit, bestimmte Angelegenheiten direkt anzusprechen, genauso verzaubert waren wie ich!

Bewertung vom 28.10.2024
So gehn wir denn hinab
Ward, Jesmyn

So gehn wir denn hinab


sehr gut

Eine riesengroße Qual ist das aktuelle Ereignis nicht nur für die junge Sklavin Annis, sondern auch für ihre Brüder und Schwestern: ihr Herr hat beschlossen, sie alle weit weg zu schicken, um sie dort lukrativ zu verkaufen. Der Herr - das ist gleichzeitig auch Annis`Vater bzw. der Vergewaltiger ihrer Mutter. Als Vater hat sie weder ihn noch jemand anderes bisher kennengelernt und da ihre Mutter zuvor bereits fortgeschickt wurde, ist sie nun ganz alleine.

Aneinandergekettet werden die Sklaven beiderlei Geschlechts über hunderte von Kilometern auf den Weg geschickt - barfuß natürlich und mannigfaltigen Prüfungen und Erniedrigungen preisgegeben. Annis versucht, das alles von sich fernzuhalten, was ihr nur durch Beschwörung fremder Mächte gelingt.

Lange Zeit später befindet sie sich in den Sümpfen der Südstaaten, wo sie von ihrer neuen Herrin wiederum erniedrigt und gequält wird, doch etwas hat sich geändert - nach und nach verliert diese die Macht über sie....

Ein Roman, der ungeheuer schmerzhaft zu lesen ist, aber auch Kraft gibt. Denn wenn Annis es schafft, sich zu befreien, nicht unterzugehen, dann müsste es mir doch auch möglich sein!

Bewertung vom 27.10.2024
Blue Sisters
Mellors, Coco

Blue Sisters


ausgezeichnet

Vier völlig unterschiedliche Schwestern, die sehr aneinander hängen. Deswegen ist jede einzelne der drei verbliebenen vollkommen verloren, als eine von ihnen plötzlich stirbt. Aufgrund ihrer Verschiedenheit drückt sich das recht unterschiedlich aus und führt zu Missverständnissen - untereinander, aber auch außerhalb dieses Schwestern-Teams.

Doch es passiert noch etwas anderes: jede einzelne der Schwestern hinterfragt sich und ihre engste Umgebung und lernt sich dadurch neu kennen, was zu einer Neudefinition ihrer selbst führt: Neue Wege sind zu beschreiten, weshalb alte nicht unbedingt abgeschnitten werden müssen.

Ich fühlte mich in diesem Buch direkt zu Hause und von der Autorin gut verstanden, für mich ist diese Geschichte mit all ihren Konsequenzen absolut rund.

Ein wundervolles Buch, das ich jedem ans Herz lege, der gerne intelligente und zugleich herzliche Familiengeschichten liest.

Bewertung vom 18.10.2024
Trinken wie ein Dichter

Trinken wie ein Dichter


sehr gut

Eher zum Blättern als zum Schmökern
Und natürlich zum zwischenzeitlichen Verkosten der hauptsächlich alkoholischen Getränke, die die Autoren bevorzugten. Zu den Vernünftigen zählten auf jeden Fall der Teeliebhaber George Orwell, der seine persönliche perfekte Teezeremonie ausführlich beschreibt und - man mag es kaum glauben - der scharfzüngige Thomas Bernhard, der es bei Most - und nur bei Most - beließ. Ebenso der Vegetarier Percy Shelley, der einen alkoholfreien Tee-Cocktail empfiehlt, für den er allerdings auch eine Variante mit ordentlich Bourbon bereithält.

Sie stehen in krassem Gegensatz zu schreibenden Schnapsnasen wie bspw. Sylvia Plath, einer Wodka-Martini-Liebhaberin oder auch - man mag es kaum glauben - Jane Austen, die einen Portwein-Cocktail liebt, bei dem es allerdings die Menge macht.

Ein sehr unterhaltsames Buch, das man häppchenweise genießen kann, das allerdings längst nicht so weit in die Tiefe geht, wie die Schriften der meisten hier vorstellten Trinkenden. Muss es angesichts der Thematik aber auch nicht!

Bewertung vom 10.10.2024
Genug gegrübelt, lieber Kopf!
Tempel, Katharina

Genug gegrübelt, lieber Kopf!


gut

Unter Kumpels ist man hier, denn die Autorin Dr. Katharina Tempel spricht ihre Leser auf lockere, kumpelhafte Weise an, indem sie diese duzt - da musste ich mich erstmal dran gewöhnen. Ansonsten sind ihre Vorschläge vielseitig und durchaus kreativ.

Nur leider gehen sie nicht allzusehr - ich würde sagen, eigentlich gar nicht - in die Tiefe. Es werden auch keine Hintergründe erläutert, so dass es als Leser:in schwerfällt (mir zumindest), die gesamte Vorgehensweise zu hinterfragen und damit auch in Gänze zu verstehen.

Daher muss ich leider feststellen, dass ich nicht das bekomme, was ich erwartet habe. In diese Richtung drängen auch die Abbildungen, die leider ähnlich nichtssagend und teilweise wie Werbefotos daher kommen.

Bewertung vom 05.10.2024
Das Wohlbefinden
Lenze, Ulla

Das Wohlbefinden


gut

Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, es kam mir von der Thematik her so unglaublich spannend vor. Als ich es in den Händen hielt, brannte ich förmlich darauf, zu beginnen und überlegte bereits, wie ich mich denn soweit zurückhalten könnte, um wirklich nur den jeweils vorgegebenen Abschnitt - ich las es im Rahmen einer Leserunde - zu genießen.

Nun, diese Befürchtung war vollkommen grundlos - leider, muss ich sagen, denn bereits der Einstieg bedeutete für mich den Start in ein ziemliches Wirrwarr und das, obwohl ich einst - zugegeben vor sehr langer Zeit - Geschichte studiert habe und leidenschaftlich gerne Romane über historische Themen lese. So war ich auch auf diesen gekommen: Er handelt von der Autorin Johanna,, die Anfang des 20. Jahrhunderts ein Buch über eine Heilanstalt schreiben wollte und nicht ihren Gatten, einen Arzt, sondern eine ehemalige Insassin dieser Einrichtung, die dem Vernehmen nach hellsichtige Anna zu Rate zog, die zum Verdruss des Gatten bei ihnen einzog.

Die zweite Erzählebene widmet sich Vanessa, der Urenkelin Johannas, die sich auf die Spuren ihrer Ahnin begibt.Und eigentlich gibt es auch noch eine dritte, nämlich Johanna selbst als alte Frau in den 1960er Jahren zur Zeit der Studentenunruhen. Was für tolle Themen!

Doch ach, wie verzwickt wird das alles dargestellt, ich fühlte mich von Beginn an nicht zum Weiterlesen ermuntert, sondern fand mich häufig verwirrt oder gelangweilt mitten in einem Leseabschnitt, von dem ich hoffte, er wäre doch bitte schon längst vorbei. Es fällt mir schwer, es zu beschreiben, aber ich konnte der Handlung oft nicht recht folgen, verlor den Faden , das Interesse oder gar beides.

Nun, ich bin enttäuscht, wobei ich nicht so recht sagen kann, ob von dem Buch oder von mir selbst. Kannte und mochte ich doch bereits einen Roman der Autorin Ulla Lenze, "Der Empfänger", den ich vollkommen anders empfunden habe als diesen hier. Aber es hilft alles nichts, besser kann ich ihn einfach nicht bewerten!

Bewertung vom 30.09.2024
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3


sehr gut

Diesmal hat es ausgerechnet Geoffrey Lushington, den allseits beliebten Bürgermeister von Marlow, erwischt und schnell ist klar, dass es sich um Mord handelt. Hatte er möglicherweise doch Dreck am Stecken?

Eigentlich kann das nicht sein und so gehen die drei Damen vom (innoffiziellen Mordclub der Judith Potts gleich in medias res - inzwischen allerdings als formal bevollmächtigte Unterstützung der lokalen Polizei mit entsprechenden Bevollmächtigungen, was so einiges an Befragungen erleichtert.

Ich habe das Buch wieder mit Begeisterung gelesen, habe aber beim inzwischen bereits (auch für mich) dritten Band schon bestimmte Vorlieben und auch Abneigungen entwickelt. Wenn es nach mir ginge, könnte die vorlaute und taktlose Suzie gerne ausgetauscht werden, die einfühlsame Becks hingegen, die diesmal wegen des Einzugs ihrer bankrotten Schwiegermutter besonders leidet, dürfte eine deutlich zentralere Position einnehmen - wenn es nach mir ginge, natürlich nur.

Der Tod ereilte den Würdenträger ausgerechnet in einer Stadtratssitzung, was den Kreis der Verdächtigen ziemlich einengt. Dennoch ist es nicht einfach für die Damen, weiterzukommen, aus unterschiedlichen Gründen.

Mir hat dieser ausgesprochen heitere Krimi wieder richtig gut gefallen und ich freue mich schon auf den nächsten Band!

Bewertung vom 29.09.2024
Die vergessenen Kinder
Gunnis, Emily

Die vergessenen Kinder


sehr gut

Auf der Suche nach der Wahrheit

Wir Leser:innen begleiten Superintendent Jo Hamilton durch die letzten Tage ihres Berufslebens - ausgerechnet da wird die Leiche eines jungen Mädchens entdeckt. Jo ist sich sicher, dass es sich um das Mädchen handelt, das sie selbst seit langen Jahren sucht und mit zu dem sie eine ganz besondere Bindung hat - durch ein Schlüsselereignis, das sich in den ersten Tagen ihres Berufsleben, also vor rund vierzig Jahren zutrug.

Doch wenn Sie meinen, dass diese beiden Punkte den Rahmen der Geschichte bilden, sind Sie auf dem Holzweg. Denn die Geschichte reicht viel, viel länger zurück, bis in die letzten Kriegsjahre, als Jos Mutter Olive sich auf eine weite Fahrt in einen anderen Teil des Landes aufmachte, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellte.

Emily Gunnis schreibt eindringlich und faszinierend und hat zudem sorgfältig recherchiert. Für alle, sie sich wie ich für Historisches interessieren, wird es besonders bereichernd sein, hier den ein oder anderen bisher unbekannten Umstand kennenzulernen - und das sind nicht gerade wenige.

Zudem erfährt man viel über die Lebensumstände von Frauen in früheren Zeiten, die eigentlich noch gar nicht so lange zurück liegen - ich war froh, dass so manches davon inzwischen Geschichte ist. Aber längst nicht alles!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.09.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


sehr gut

Die Vergangenheit ruht nicht
Das bekommen Polizeikommissarin Hanna und ihr Kollege Daniel in ihrem aktuellen Fall hautnah zu spüren. Diesmal ist das Mordopfer im auch zu Ostern tief verschneiten Nordschweden eine Investorin, die ein längst verlassenes Hotel neu aufbauen will. Und zwar eines, das sie aus ihrer Kindheit, aus den Urlauben mit ihren Eltern kennt. Das ist vielleicht nicht jedem in Are recht, aber ermorden und dazu noch besonders übel zurichten muss man deswegen doch niemanden.

Wer wie ich Hannas vorherige Fälle mit großem Genuss verfolgt hat, der darf sich freuen: es geht mindestens genauso spannend weiter. Ich empfand diesen Fall als besonders spannend: auch wenn einiges verdächtig erscheint, ist am Ende wenn auch nicht alles, so doch vieles ganz anders, als es scheint.

Auch einen Vermisstenfall - die Autorin scheint zumindest im Rahmen dieser Reihe eine Vorliebe dafür zu haben - gibt es im Zusammenhang mit dem Mord: Hanna und ihr Kollege Daniel haben wieder gut zu tun und wir lernen auch andere Kollegen des Teams besser kennen.

Viveca Sten schreibt wie gewohnt so fesselnd und mitreißend, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und die gut 500 Seiten in zwei Tagen durch hatte. Ich habe mich durch den Fall gefressen, muss ich sagen. Denn nicht nur der Stil der Autorin vermag zu begeistern, nein, mehr noch ist es der Inhalt. Diesmal hat mich besonders das Schicksal junger Frauen in früheren Jahren - lange vor Me Too und deren Hilflosigkeit in manchen Situationen berührt. Wie froh bin ich, in (zumindest etwas) gerechteren Zeiten leben zu dürfen! Wieder einmal hält die Autorin geschickt die Balance zwischen Zufällen und den Entwickungen der letzten Jahrzehnte. Das Einzige was mich ein wenig stört, sind die Liebesgeschicke der Ermittler:innen, die teilweise etwas zu sehr im Mittelpunkt stehen.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.