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TochterAlice
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 1330 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2024
Das Grab im Eis / Hildur Bd.2
Rämö, Satu

Das Grab im Eis / Hildur Bd.2


sehr gut

Dieser Krimi ist der zweite Teil einer ungewöhnlichen Trilogie um die Kommissarin Hildur Rúnarsdóttir, die in den Westfjorden Islands, auf gut Deutsch am A... der Welt, ermittelt. Eigentlich leitet sie die Abteilung für vermisste Kinder, aber aufgrund der dünnen Besiedlung und der damit verbundenen ebenso dünnen Besetzung des Polizeireviers hat sie immer wieder in anderen Bereichen zu tun.

Mit ihrem Kollegen, dem finnischen Praktikanten Jakob versteht sie sich nach wie vor gut, was bei den extrem brutalen Fällen, mit denen das Duo auch diesmal konfrontiert wird, sonst auch dramatisch wäre.

Diesmal wird sie aus einer Vertretung in der Hauptstadt zurück in ihren Heimatort beordert, wo ein zentraler Lokalpolitiker beim Skifahren erschossen wurde. Die Liste der Verdächtigen ist lang, da er denkbar unbeliebt war.


Hildur ist eine sehr sympathische Figur, der ich gern weiter folgen möchte. Allerdings kommt auch dieser zweite Teil noch ein wenig verschachtelt und umständlich daher, denn es sind so einige Erzählstränge und Informationen, die die Autorin Satu Rämö, selbst eine auf Island gestrandete Finnin, dort untergebracht hat.

Neben der Kriminalhandlung spielt die Familienhistorie von Hildur eine große Rolle - ihre jüngeren Schwestern sind vor Jahrzehnten verschwunden, die Eltern verunglückt. Es gibt nur noch eine blinde Tante - die jüngere Schwester ihrer Mutter, bei der sie aufgewachsen ist.

Die Handlung ist nicht frei von Brutalität - die Reihe ist nicht unbedingt etwas für zart besaitete Gemüter. Zudem hängt gerade in diesem zweiten Band alles, aber wirklich alles mit Sex zusammen. Mir jedenfalls war das deutlich zu viel.

Bewertung vom 04.05.2024
Die Tote in der Bibliothek / Agatha Christie Classics Bd.2
Christie, Agatha;Ziegler, Dominique

Die Tote in der Bibliothek / Agatha Christie Classics Bd.2


gut

Wird Agatha Christie leider nicht so ganz gerecht
Auch wenn diese Graphic Novel absolut nicht zu verachten ist - aber doch ein bisschen langweilig, insgebesondere angesichts der doch recht braven Miss Marple, die so gar nichts mit Margaret Rutherford, die ich so sehr aus den alten Filmen schätze, gemein hat.

Und auch sonst ist eine Menge weggebröckelt an Inhalten, was natürlich bei diesem Format nicht anders sein kann. Aber m.E. ist hier ziemlich unglücklich gekürzt worden - die Übergänge finden stellenweise quasi überhaupt nicht statt.

Und die Zeichnungen sind ein bisschen sehr langweilig und haben nichts mit den Charakterköpfen der genialen britischen Krimiautorin früherer Zeiten zu tun - zumindest in meinem Kopf waren diese alle bisland deutlich farbiger und bunter. Aus meiner Sicht sollten Graphic Novels inspirieren und nicht langweilen. Was hier leider gar nicht der Fall ist!

Bewertung vom 03.05.2024
High Level Zero
Schwarzwald, Oliver

High Level Zero


sehr gut

Für die, die mit 0 auskommen
Nämlich mit Null Prozent Alkohol. Aus welchem Grund auch immer! Aber feine Drinks lieben und auch weiterhin genießen wollen. Hier gibt es jede Menge Anregungen, die man sich hinter die Binde kippen kann, feinere oder auch nicht so feine.

Es werden alle möglichen interessanten Ingredienzien vorgestellt, die ich z.T. noch überhaupt nicht kannte. Ich muss sagen, ich hätte gerne ein paar mehr Rezepte mit einfacheren Zutaten gehabt. Außerdem kommt dann doch irgendwann mal Alkohol ins Spiel, was ich angesichts des Buchtitels total unfair finde.

Zudem ist es mit 40€ ganz schön hochpreisig!

Bewertung vom 03.05.2024
Nice to meet you, Istanbul!
Sander, Erol

Nice to meet you, Istanbul!


sehr gut

Ich habe schon mehrere Bände dieser Reihe lesen dürfen und ich muss sagen, es macht wirklich einen Unterschied, wenn der Protagonist eine lebenslange Bindung zur Stadt hat und diese regelmäßig und in allen Phasen seines Lebens eine Rolle darin eingenommen hat.

So wie das hier der Fall ist: wir treffen Erol Sander im Kreis seiner Verwandtschaft, in Ecken, die seiner Familie etwas bedeutet haben und in solchen, die er erst deutlich später frequeniert hat (oder auch im Rahmen dieser Publikation besuchen musste - wer weiß das schon?)

Auf jeden Fall ist eine solche Publikation eine tolle Idee, die sicher viele Leser und Fans findet!

Bewertung vom 03.05.2024
König von Albanien
Izquierdo, Andreas

König von Albanien


ausgezeichnet

Otto Witte traut sich was

Wir begegnen ihm zunächst in einer psychiatrischen Anstalt, damals nicht nur im Volksmund in einem Irrenhaus in Wien, wo er vom Doktoranden Alois Schilchegger, einem Mann mit fortschrittlichen Ideen als ausgesprochen ungewöhnlich und besonders wahrgenommen wird. Wir schreiben das Jahr 1913 und die Insassen solcher Einrichtungen werden nicht gerade rücksichtsvoll behandelt. Der junge Arzt findet das nicht richtig und bemüht sich um die Einführung eines anderen Umgangs, anderer Behandlungen: gegen den Willen vieler - genauer gesagt: der meisten Kollegen. Otto ist für ihn eine Art Mittler zwischen dem Personal und den Kranken. Schon bald finden sich die beiden abends in trauter Runde zusammen und Otto erzählt ihm seine Geschichte - er war nämlich für ganze fünf Tage König von Albanien.

Ein sehr ungewöhnlicher, ausgezeichnet recherchierter historischer Roman, in dem Otto - zumindest seinen Erzählungen nach - so manches Husarenstück gelingt. Der Autor erzählt von vergangenen Zeiten vor allem in Konstantinopel, als hätte er nie etwas anderes getan. Wie gut, dass dieser lange vergriffene Diamant von einem Roman endlich wieder neu aufgelegt wurde!

Bewertung vom 29.04.2024
Die Tage des Wals
O'Connor, Elizabeth

Die Tage des Wals


ausgezeichnet

Ein Roman über das harte Leben in Wales, der so zart und schroff zugleich verfasst ist, dass es mir die Schuhe auszieht!

Die Geschichte spielt in den ausklingenden 1930er Jahren. Die 18jährige Manod lebt mit Vater und Schwester auf einer kleinen Insel und muss schon seit vielen Jahren die Stelle der Mutter an ihrer jüngeren Schwester ausfüllen - in ihrer Familie blieb (bisher) nicht der Vater, ein Fischer ohne Schwimmkenntnisse auf dem Meer, sondern seine Frau. Manod ist intelligent und wissbegierig, sie spricht Englisch wie eine Muttersprachlerin - eine absolute Seltenheit. Ihr Traum - ein Studium auf dem Festland und ein Leben, das sie ihren Neigungen widmen kann. Statt dessen drohen ihr Heirat mit einem Fischer und im Extremfall baldige Witwenschaft mit einer Reihe von allein zu erziehenden Kindern.

Eines Tages strandet ein Wal auf der Insel und kurz nach ihm treffen zwei Engländer ein, die Sitten und Gebräuche der Insulaner erforschen wollen. Sie stellen Manod als Assistentin ein und ihr scheint es, als wären die Tore des Lebens auf einmal für sie weit geöffnet - es ist wirklich alles möglich!

Doch allmählich zeigt sich, dass die Gäste die Inselbewohner wie Tiere im Zoo betrachten und bestaunen. Nachdem Manod diese erniedrigende Erkenntnis verdaut hat, öffnet sich ihr ein ganz neuer Blick auf ihr eigenes Leben.

Ein eben so kluger wie emotionaler und sehr besonderer Roman, den ich allen empfehle, denen die Themen Würde und Achtung am Herzen liegen!

Bewertung vom 28.04.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


schlecht

Zurückgeblieben - unglücklich verliebt - ostisch von oben bis unten: das ist Heinz Labensky. Einer, über man den Kopf schüttelt oder sich lustig macht. Der im hohen Alter die alles entscheidende Reise wagt und während dieser seine Lebensgeschichte erzählt.

Mit allen Schlagwörtern, die so zum DDR-Universum dazu gehören! Nein, das war so gar nicht meins, der gute Heinz ist unglücklich als eine Witzfigur gezeichnet, die DDR eine Lachnummer, die man nur an irgendwelchen drolligen Begriffen, furchterregenden Personen und wenig einladenden Schauplätzen festmachen kann.

Ich bin wirklich schockiert, wie man diesem Land, das es nicht mehr gibt, dies antun kann. Die Menschen, die dort lebten, haben diese Art von Erinnerungskultur nun wirklich nicht verdient.

Nein, es ist niemandem damit gedient, die in diesem Buch festgehaltenen Klischees weiterzutragen, weswegen ich es nun dorthin verbringe, wohin es gehört - in die Tonne!

Bewertung vom 24.04.2024
Zuckerbrot
Balli, Kaur Jaswal

Zuckerbrot


sehr gut

Eine Camouflage für das Leben an sich

Die verpasst das Mädchen Pin ihrem Leben, indem sie Zucker über alles streut - naja, zumindest über die meisten Speisen, damit diese besser rutschen.

Dabei ist ihr Leben in Singapur doch gar nicht so schlecht: sie ist die einzige Tochter, gar das einzige Kind ihrer Eltern, die alles in allem eine gute Ehe führen und sich mögen, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Einzig das Glücksspiel des Vaters, von dem er nicht lassen kann, steht dem so manches Mal im Weg

Doch dann zieht ihre Großmutter zu ihnen und Pin kann so gar nicht begreifen, warum ihre Mutter sie überhaupt aufnimmt - sie ist lange nicht so lieb zu ihr wie es Pins eigene Mutter zu ihrer Tochter ist und zudem scheint sie ihr die Schuld an einem Todesfall vor vielen Jahren zu geben!

Allmählich spürt Pin, dass es mehrere Wahrheiten gibt und dass diejenige ihrer Mutter von deren Familie nicht vollständig angehört wird.

Eine warmherzige, nur gelegentlich nicht tief genug reichende Geschichte um Familie, Glauben und Gerechtigkeit - in der es definitiv durchgehend etwas zu essen gibt, und zwar nicht nur Zuckerbrot!

Bewertung vom 24.04.2024
Die Gabe der Lüge / Karen Pirie Bd.7
Mcdermid, Val

Die Gabe der Lüge / Karen Pirie Bd.7


ausgezeichnet

Ich habe lange nicht mehr so einen Krimi gelesen, in dem ich uneingeschränkt drin schwelgen, hin und her knobeln und raten kann. Auch nicht von der Autorin Val McDermid, an der mir durchaus viel liegt, auch wenn meine Begeisterung bislang stets durch etwas eingeschränkt war. Das lag möglicherweise daran, dass es nie um die Reihe mit Karen Pirie, der Zuständigen für Cold Cases ging, die gemeinsam mit ihren beiden Mitarbeitern Daisy und Jason mein Herz im Sturm erobern konnte.

Hier stimmt einfach alles - der flapsige Jargon, in dem die Vorgesetzte mit ihren Kollegen verkehrt (und umgekehrt), der spannende Fall, die erzählende Sprache, die Steine, die den Ermittlern in den Weg geschoben werden - alles passt exakt einander.

Mit Sicherheit werde ich noch einige - ach was, alle Fälle der Cold Cases Unit lesen und genießen und dann erst mache ich mich auf die Suche nach weiteren tollen Krimi

Bewertung vom 21.04.2024
Windstärke 17
Wahl, Caroline

Windstärke 17


sehr gut

Im zweiten Roman von Caroline Wahl entsteht der Eindruck, dass sie eine Reihe schreibt. Denn hier steht Ida im Mittelpunkt, die kleine Schwester von Tilda, mittlerweile selbst erwachsen. Auch aus ihr ist eine Schwimmerin geworden - eine, die ganz anders ist als Tilda und ihr Mann Viktor. Aber auch wieder nicht.

Im Gegensatz zu Tilda braucht Ida ganz viel Unterstützung, sie ist keine Einzelkämpferin. Auch wenn sie es versucht. In ihrem persönlichen Weltuntergang begibt sie sich in den Norden - und landet auf Rügen. Denn Ida braucht das Meer, auch wenn sie bisher noch nicht viel Berührung damit hatte.

Dort ist sie rasch wieder umringt von Menschen - von einer Art Beschützern: Kurt, Marianne, Leif. Denn Ida kann nicht ohne. Ida ist zu einer Person geworden, die Beschützer braucht - doch kann sie das zurückgeben?

Ein starker Roman - nicht nur, was die Qualität anbelangt, sondern auch in Bezug auf das Thema. Ida ist eigentlich schwach - jedenfalls fühlt sie sich so. Doch aus der Kraft des Meeres in unmittelbarer Nachbarschaft und den Menschen dort schöpft sie Energie.

Eine ganz andere Geschichte als die von Tilda, aber mindestens genauso eindringlich. Eine, die zeigt, dass es oft weitergeht, wenn man gar nicht (mehr) damit rechnet. Ich habe mich inzwischen schon sehr an die beiden Schwestern - auf eine sehr angenehme Art - und würde gerne mehr über sie erfahren! Ich hoffe, es gibt weiteres über sie oder über ihr Umfeld.