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Benutzername: 
vielleser18
Wohnort: 
Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 825 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2024
Alsensund
Sjørndahl, Per

Alsensund


ausgezeichnet

Alsensund ist ein Küstenkrimi, der in Dänemark und Deutschland spielt, mit einem dänischen Ermittler mit deutschen Wurzeln in der Hauptrolle, verschiedenen Schauplätzen auf beiden Seiten der Grenze und einer Mordserie an jungen Frauen. Eines gleich vorweg: Der Krimi hat für mich sehr viel Atmosphäre ausgestrahlt, man hat sich beim Lesen richtig hinein versetzt gefühlt. Das lag sicherlich auch aus der gekonnten Verquickung von Kriminalfällen und persönlichen Eindrücken/HIntergründen, die man über den Ermittler Sånbergen erfährt.

Den Klappentext brauche ich ja nicht zu wiederholen, daher nur kurz: es geht um eine Reihe ermordeter Frauen. Das Auffinden bzw. so, wie sie vom Mörder drapiert wurden, lässt die Ermittler schnell erkennen, dass es sich um eine Mordserie handelt. Doch was haben die Opfer gemeinsam? Gibt es überhaupt einen Zusammenhang zwischen ihnen? Können sie den Mörder überführen, bevor es ein weiteres Opfer gibt?


Kaum zu glauben also, dass dies ein Debütroman des Autors ist. Per Sjørndah ist ein sehr ausgefeilter, komplexer und vor allem auch spannender Krimi gelungen. Mir hat dieser Mix aus Spannung, persönlichen Hintergründen und detektivischer Ermittlungsarbeit sehr gut gefallen. Über 400 eng gedruckte Seiten, hier wurde ordentlich was reingepackt: fesselnde Handlungen, authentische Dialoge, actionreiche Szenen, interessante Figuren und Gedankenspiele, berührende Szenen, manch eine nicht „gesetzeskonforme“ Vorgehensweise der Ermittler, die alles versuchen, um weitere Morde zu verhindern und einer sich immer weiter herauskristallisierenden dunklen Vergangenheit. Hinzu kommen die eingefügten, kursiv, geschriebenen Abschnitte eines Tagebuchs, welches zudem das geheimnisvolle Ambiente steigert. Was ist damals geschehen? Wie hängt es mit den Morden zusammen? Wer muss noch alles sterben und die größte Frage natürlich, wer steckt hinter allem? Zum Schluss gab es noch ein fulminantes actionreiches Finale.

Ich hoffe, dass Per Sjørndahl noch weitere Bände mit Kommissar Sånbergen plant, denn der Debütroman hat bei mir auf alle Fälle Lust auf mehr (und Meer) geweckt!!

Bewertung vom 22.08.2024
Anna O.
Blake, Matthew

Anna O.


ausgezeichnet

Hab ich den Thriller gemocht oder nicht ? Hat er mich richtig gut gefesselt? Er hat mich auf alle Fälle gut unterhalten. Ich habe mir zudem viele Gedanken gemacht über Schlafwandeln, über Komapatienten und über das mysteriöse Resignation Syndrom, von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Manche Sachen habe ich auch nachgegoogelt und war überrascht, was es doch auf dem Gebiet für (reale) Fälle gibt.

Ich habe mich gefragt, ob ich irgendwelche Protagonisten mag in diesem Buch. Und nein, richtig sympathisch war mir irgendwie keiner. Aber es ist ja auch ein Thriller. Der Autor spielt auch damit, dass man sich fragt, wer steckt hinter allem, jeder scheint irgendwie verdächtig . Was ist hier die Wahrheit und was eine Lüge? Was ist wirklich vorgefallen? Was gab es überhaupt für Motive? Nach und nach kristallisierte sich immer mehr heraus und ich muss zugeben, der Autor hat es geschickt verstanden Spuren zu legen und vor allem falsche Fährten. Man wusste irgendwie lange nicht, auf was das Ganze hinausläuft. Wer ist Täter/Täterin, wer nur Opfer. Und am Ende wurde man mehrfach überrascht.

Ich fand hierbei die Spannung nicht besonders hoch, es passierte an Action nicht allzu viel, nachdem das (erste) Verbrechen ja von Anfang an klar war, gab es trotz allem noch zwei weitere spannende Situationen. Ich kann diesen Thriller eher als psychologisch als spannungsgeladen einstufen. Er konnte mich trotzdem fesseln, denn natürlich wollte man die Hintergründe und die Wahrheit herausfinden. Dazu war es auch wichtig, immer wieder in die Vergangenheit einzutauchen durch Annas Tagebücher . Am Ende, nachdem alles geklärt war, bleibt man irgendwie auch staunend zurück. Ich würde diesen Thriller nicht als PageTurner oder Jahres Highlight bezeichnen, aber ich fand ihn interessant und originell. Ich habe das Buch teilweise auch als Hörbuch gehört und fand die Erzählstimme zudem richtig passend.

Daher abschließend als Fazit: Ich bin irgendwie zwiegespalten. Es war nicht schlecht, gerade die Wendung am Ende fand ich richtig gut, aber es war zwischendrin auch langatmig.

Bewertung vom 20.07.2024
Die Kraft der Bücher / Die Glücksfrauen Bd.2
Claire, Anna

Die Kraft der Bücher / Die Glücksfrauen Bd.2


sehr gut

Die Wege der drei Freundinnen Luise, Anna und Maria trennen sich Ende der dreißiger Jahre in Berlin. Im ersten Band der Glücksfrauen (Der Geschmack der Freiheit) wird Luises Geschichte und das ihrer Enkelin June erzählt, in Kraft der Bücher nun die Geschichte der Jüdin Maria und ihrer Enkelin Sandra. Ich empfehle hier die Bücher in der Reihenfolge zu lesen, denn auch June spielt hier eine große Rolle im zweiten Band, denn ihre Aufgabe ist es, die Nachfahren der ehemaligen Freundinnen ihrer Großmutter zu finden und zu vereinen, um gemeinsam ein Erbe anzutreten.
Gemeinsam mit Sandra folgt sie nun den Spuren der Flucht, die deren Großmutter Maria mit ihrer Familie angetreten ist, um aus Deutschland zu fliehen, um ihr aller Leben zu retten. Hier möchte ich nicht allzu verraten, lest am besten selbst über die schwere Zeit, die der Familie alles abverlangt hat. Auch in diesem Band wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen erzählt.
Der historische Teil nahm immer mehr an Fahrt auf und konnte mich mit all seiner Dramatik sehr berühren. Marias Mann ist Buchhändler und Bücher spielen hier eine große Rolle. Im aktuellen Teil gab es manch eine Zufälligkeit und auch dramaturgisch zu sehr inszenierte Situation, dennoch hat dieser Teil zur Auflockerung beigetragen, unter anderem auch mit einer kleinen Liebesgeschichte. Sandras unkomplizierte Art, ein wenig chaotisch und unorganisiert, aber lebenslustig stellt dabei einen schönen Kontrast zu der etwas steif wirkenden June dar, die ihr Leben lieber durchorganisiert und weniger emotional ist.
Gefallen haben mir auch die Land- und Städtebeschreibungen, egal ob im historischen oder aktuellen Teil. Dadurch konnte man sich vieles sehr gut vorstellen.
Da im Januar nun der abschließende dritte Teile erscheint, gibt es natürlich am Ende einen schönen Cliffhanger. Daher warte ich nun gespannt auf das Erscheinen des Abschlussbandes, da ich natürlich jetzt natürlich unbedingt wissen muss, wie alles endet, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass zumindest Marias Geschichte hier in diesem Band vollständig erzählt worden wäre.

Bewertung vom 20.07.2024
Weiße Nächte, weites Land / Wolgasiedler Bd.1
Sahler, Martina

Weiße Nächte, weites Land / Wolgasiedler Bd.1


ausgezeichnet

Dieser Roman ist der Auftrag einer Trilogie (kann aber auch einzeln gelesen werden), der die Geschichte deutscher Kolonialisten erzählt, die Ende des 18. Jahrhunderts der Einladung der Zarin Katharina der Großen gefolgt sind, nach Russland an die Wolga zu ziehen, um dort ein neues Leben anzufangen. Mit großen Hoffnungen und Erwartungen sind sie gestartet, doch die Reise dorthin ist beschwerlich. Als die Gruppe am Ziel ankommt, ist sie erst mal entsetzt.

Diese Geschichte hat mich sehr gefesselt die Autorin hat es verstanden, sie sehr lebendig und abwechslungsreich zu erzählen. Martina Sahler hat Figuren erschaffen, die zwar fiktiv sind, aber einer historischen Geschichte Leben eingehaucht haben. Geschickt wurden historische Ereignisse und Personen mit fiktivem Geschehen und erdachten Figuren verknüpft und zwar so, dass die Historie dadurch emotional und fühlbar gemacht wurde. Es war die ganze Zeit spannend zu lesen, wie sich die Figuren entwickeln und was sie alles erleben. Es gibt viele emotionale Szenen, aber auch actionreiche Szenen. Es gab einiges an Dramatik, doch auch Liebe und Freundschaft mit all seinen Konflikten und Wirrungen kamen nicht zu kurz und vor allem auch die Chancen und Gefahren eines Neuanfangs finden sich in der packenden Geschichte. Es ist ein Roman über die Anfänge der „Russlanddeutschen“ . Für mich war das ein sehr interessantes Thema und neben all den fiktiven Handlungssträngen daher auch ein geschichtlich informatives. Es ist eine Geschichte, über die man auch nach dem Lesen des Romans noch nachdenken muss und bei der man auch zwischendrin immer mal selbst gerne recherchiert. Ich freue mich nun auf die Folgebände und bin gespannt, was die Figuren noch alles erleben in Russland werden.

Die Auswanderer Trilogie erschien bereits 2013, ist nun aber überarbeitet in 2024 neu erschienen!

Bewertung vom 20.07.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Was für eine berührende Geschichte. Was für ein komplexes Werk! 25 Jahre wurden gefüllt mit Leben, Spannung, aber vor allem mit Gefühlen und Leben. Feine Fäden wurden gesponnen, verwoben, verknotet und wenn am Ende der Knoten gelöst wird und nach und nach die ganzen Wahrheiten ans Licht kommen, staunt man, man hat Gänsehaut und mir standen aufgrund der ganzen Tragik, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, des Öfteren auch mal die Tränen in den Augen. Es sind gerade die liebenswerten Figuren im Roman, die über die größten Hürden springen , offen oder im geheimen die größten Kämpfe fechten und am meisten einstecken müssen. Ich habe es teilweise auch als Hörbuch gehört, aber meistens doch zum Buch gegriffen, denn die Feinheiten begreift man am besten beim Lesen. Gerade zum Schluss musste ich lesen, um die Raffinesse in all den vorab aufgebauten Hinweisen bei den Auflösungen zu begreifen. Ein außergewöhnliches Beziehungsgeflecht, es geht um Freundschaften und ein Miteinander, auch wenn ringsherum Tod und Grausamkeiten im Mittelpunkt stehen. Eines meiner Jahreshighlights!

Der 13jährihe Patch rettet eine Mitschülerin aus den Armen eines Entführers. Er wird dabei schwer verletzt und von dem Unbekannten mitgenommen. Seine beste Freundin Saint wird fortan keine Mühen scheuen, um ihn zu finden und nicht aufgeben zu suchen, auch wenn keiner mehr an seine Rettung glaubt. Patch wird währenddessen in einem dunklen Zimmer festgehalten. Immer wieder taucht ein Mädchen auf, das Grace heißt , ihm die Hand hält und ihm mit vielen Geschichten die Welt von draußen vor Augen führt und ihn so am Leben hält. Als Patch befreit wird, kann er Grace nicht vergessen. Er glaubt nicht wie andere, dass sie nur eine Illusion war, fortan gibt er nicht auf, um sie zu finden. Auch Saint sucht weiter, aber ganz anders als Patch. Aber es geht nicht nur um diese Suche, obwohl sie natürlich im Mittelpunkt steht, sondern auch um das (Über)Leben, um die Liebe, ob erfüllt oder unerfüllt, tragische Ereignisse, das Zusammenfinden von ganz unterschiedlichen Charakteren und um die Suche nach einem Mörder und seinen Opfern.

Ein intensives Leseerlebnis mit Figuren, die im Gedächtnis bleiben.

Bewertung vom 14.07.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


ausgezeichnet

Wieder einmal spannende Unterhaltung auf zwei Zeitebenen von Linus Geschke. Schon von der ersten Seite war ich gefesselt, und die Spannung blieb auch konstant bis zum Schluss. Nach 20 Jahren kehrt Goran nach Waldesroda zurück, nachdem seine ehemalige Jugendfreundin Norah verschiedene Drohbriefe bekommen hat, die sich in der Intensität von Brief zu Brief steigern, gemeinsam mit seinem damaligen Freund Rolaf versucht er, Norah dabei zu unterstützen herauszufinden, von wem diese Briefe stammen . Einst waren die drei Teil einer größeren Clique. Doch als damals die 17-jährige Norah sich David zum Freund genommen hatte, fingen die ersten Probleme an, denn David war besitzergreifend und hochgradig eifersüchtig. Norah hat allerdings eine Weile gebraucht, um hinter seine Fassade zu schauen und die Beziehung zu beenden. Als David dann kurz nach ihrer Trennung ein junges Liebespaar ermordet, zerbrach damals auch die Clique. Vieles, was damals geschah, wurde nie aufgearbeitet. Als nun die Freunde wieder aufeinandertreffen, müssten sie auch ehrlich miteinander sein, um herauszufinden, wer diese Briefe geschrieben hat, denn alles deutet auf David hin, doch der ist damals auf der Flucht ums Leben gekommen. Wer lügt, wer sagt die Wahrheit, wer verheimlicht etwas? Wenn alle offen miteinander umgehen, kann der Täter gefasst werden. Doch bis es soweit ist, ist es schon (fast) zu spät .
Durch die abwechselnden Zeitebenen wird erst nach und nach klar, was damals passiert ist. Die Spannung bleibt dadurch hoch. Auch die Sequenzen aus Sicht von "Er" erhöhten genau wie das etwas düstere Setting im Thüringer Wald die Bedrohungslage.

Sehr gefallen haben mir auch die immer wieder dazwischen geschobenen statistischen Informationen, die passend zu den Textstellen eingebaut wurden. Interessante Fakten! Der Thriller kommt auch ohne viel Blutvergießen aus. Dennoch gibt es auch so manch eine „härtere Szene“, bei denen man schon schlucken muss! Am Ende, dann wie gewohnt, ein Show-down und ein Ende, mit dem man nicht gerechnet hat!

Bewertung vom 14.07.2024
Quanten-Bullshit
Ferrie, Chris

Quanten-Bullshit


sehr gut

In der Schulzeit war mein Lieblingsfach damals Mathematik, auch Chemie und Physik habe ich mindestens zum Teil ganz gerne gemocht. Ich habe sogar in der 13 noch Physik belegt!! Allerdings liegt meine Schulzeit schon ziemlich lange zurück und seitdem habe ich mich gerade mit Chemie und Physik nicht mehr befasst.

Chris Ferrie richtet sich wirklich an alle, egal ob sie wenig oder mit etwas mehr Erfahrung im Bereich der Quantenphysik haben. Und ich denke, die meisten Leser, die nach diesem Buch greifen, werden eher wenige Kenntnisse haben. Er schildert alles in einem sehr humorvollen und absolut nicht trockenem Erzählstil und schafft es dabei auch noch vieles in einfachen Worte zu beschreiben. Ich hab zwar trotzdem nicht immer alles komplett verstanden und am Ende ist ist auch längst nicht alles hängen geblieben. Aber wer schon immer mal wissen wollte, was es mit Quanten auf sich hat, mit Schrödingers Katze oder mit Heisenbergs Unschärferelation und ein Erklärbuch sucht, dass zudem noch humorvoll ist. Allerdings konnte ich das Buch auch nicht in einem Stück lesen, ich brauchte es häppchenweise, um es "zu verdauen"), Aber allen, die mehr über Physik verstehen wollen, denen kann ich dieses Buch empfehlen.

Und ihr könnt es mir glauben: es gibt auch Quantenerklär-Bücher des Autors für Babys: Pappbilderbücher zum Vorlesen!

Bewertung vom 14.07.2024
Rebellin mit Herz
Büchle, Elisabeth

Rebellin mit Herz


ausgezeichnet

Ich habe beim Lesen dieses Buches oft geschmunzelt, viele verbale Auseinandersetzungen der Protagonisten waren sehr humorvoll und amüsant. Es gab zudem ausreichend Spannung, vor allem aber Tiefgang. Nächstenliebe und Mut sind zentrale Themen. Ausbrechen aus vorgegebenen Bahnen, Veränderungen bewirken, die Augen vor der Not anderer nicht verschließen. Der neue historische Roman von Elisabeth Büchle spielt 1811 in London. Während die edlen Damen und Herren des Hochadels sich auf Festen vergnügen, ihren Reichtum auf Bällen zur Schau stellen, während sich ihre unverheirateten Töchter in Szene werfen, um einen Ehemann zu finden, denn niemand will als "alte Jungfer" auf dem Abstellgleis landen und bemitleidet werden.
Lady Henrietta, inzwischen 50, musste leidvoll, erfahren, wie es ist unverheiratet geblieben zu sein. Sie hatte daher viele Jahre zurückgezogen gelebt. Nun aber hat sie die lebenslustige Gesellschafterin Lily Thomson engagiert, die nicht nur in ihr Leben wieder viel Wind bringt. Lily, die als Tochter eines Pfarrers abgeschieden in einem kleinen Dorf aufgewachsen ist, ist einerseits fasziniert von London, anderseits will sie aber auch die Schattenseiten der Großstadt sehen. Als sie dann die katastrophalen Zuständen der Menschen, die im Hafenviertel Londons leben, mit eigenen Augen sieht, versucht sie alles, um ihnen zu helfen. Doch Lilys Bitten um finanzielle Unterstützung stößt auf taube Ohren beim Hochadel. Die Not der Menschen lässt Lily aber nicht los, sie findet einen anderen Weg, um zu helfen. Doch der ist nicht nur unkonventionell, sondern auch gefährlich und Lily drohen hohe Strafen, falls sie entdeckt wird. Lily ist anders als andere Frauen ihrer Umgebung, und das fällt auch dem jungen Earl of Kantley auf. Mit ihm führt Lily so manch einen -für den Leser- sehr amüsanten Disput . Ihre Gefühle lassen sich nicht verleugnen, doch ihr Standesunterschied ist eine zu große Hürde.

Ein Roman, bei dem es Spaß gemacht hat ihn zu lesen, der berührt, der nachdenklich macht. Ein weiblicher Robin Hood trifft auf eine verknöcherte Gesellschaftsschicht und mischt dabei so einiges (zum Guten) auf.

Bewertung vom 20.06.2024
Tod im Chiemgau
Lehmann, Mathias

Tod im Chiemgau


sehr gut

10 Jahre nach dem Tod seines Freundes Hans kehrt Anton „Toni“ Hauser zur Beerdigung seines Vaters in seinem Heimatort Reit im Winkl zurück. Damals verunglückte Hans mit Tonis Auto, weil die Bremsen versagt hatten. Toni vermutete schon damals, dass sein Auto manipuliert worden sei, aber es gab keine Beweise. Um allen Vorwürfen und Anschuldigungen, die ihm gegenüber bestanden, aus dem Weg zu gehen, war er dem Ort jahrelang fern geblieben. Kaum zurück schlagen ihm nicht nur wieder Hass und Abwehr entgegen, sondern es passieren auch einige „Unfälle“, die nur eines bedeuten können: jemand trachtet nach seinem Leben. Zusammen mit seiner ehemaligen Schulkameradin und heutigen Kommissarin Roxy versucht er herauszufinden, wer hinter allem steckt.

Ein spannender Debütroman mit einigen überraschenden Wendungen, gut ausgearbeiteten Protagonisten, der Lust auf eine Fortsetzung macht. Der Autor hat es verstanden Spannung aufzubauen und dabei den Leser im Dunkeln tappen zu lassen. Der Krimi endet mit einem atemberaubenden Showdown und eine Auflösung, die man nicht erwartet hat, aber dennoch so logisch war. Abwechselnde Sichtweisen haben dazu beigetragen, dass es zudem nie langweilig wurde und man die Ereignisse, aber auch die Ermittlungen hautnah miterleben konnte. Die Protagonisten hatten Ecken und Kanten, waren mutig und gleichzeitig durch ihre Vergangenheit auch verletzlich. Ihre dadurch entstandene gefühlsmäßige Zerrissenheit wurde glaubhaft dargestellt. Einige ganz wenige Szenen waren für mein Empfinden ein klein wenig holprig, aber das hat den Gesamteindruck kaum geschmälert. Am Ende bleibt spannende Unterhaltung, eine gut konstruierte Geschichte und die Hoffnung, dass die ein oder andere Figur in einem zweiten Band wieder eine große Rolle spielt.

Bewertung vom 20.06.2024
Ein Ort für immer
Norton, Graham

Ein Ort für immer


ausgezeichnet

Ich mag die Art wie Graham Norton seine Geschichten erzählt. Ruhig, aber mit ausgesprochen viel Tiefgang und so einigen Abgründen. Auch seine Figuren haben mich hier wieder überzeugt,. Norton schafft es, dass ihre Probleme, ihre Gefühle und auch Verhaltensweisen lebendig und echt wirken. Es sind Menschen, wie es sie überall gibt. Sie sind irgendwie alltäglich, sie lieben, trauern, hoffen, leben. In ihrem Leben gibt es Höhen und Tiefen, aber manchmal auch ganz normales Leben. Graham Norton schafft es, ihnen Leben einzuhauchen.

Der Roman beginnt ruhig, aber überrascht wieder mit nicht erwarteten Wendungen. Ein Krimi, es gibt ja immerhin auch wieder eine Leiche, aber irgendwie mehr eine Gesellschaftsstudie über menschliche Beziehungen, Abhängigkeiten, Wünschen, Lebensplänen und charakterliche Stärken und Schwächen. Hier im Mittelpunkt stehen Familien in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen. Eltern und erwachsene Kinder, Eheleute, Patchworkfamilien. Es geht sehr viel um Gefühle und Wünsche, in all ihren Schattierungen. Für mich wunderbar erzählt, so dass ich eintauchen konnte und vor allem mitfühlen konnte. Es ist eine gelungene Mischung aus ernsthaften und hausgemachten Problemen (oder einer Mischung aus beiden), dennoch fehlt es auch nicht an einer guten Prise Humor, die gerade Carols Mutter mit ins Spiel bringt. Diese ist eher eine Nebenfigur, dennoch sie brilliert in meinen Augen durch Tatkraft, Energie und Witz.

Zum Inhalt: Carol, geschieden und Mutter eines erwachsenen Sohnes, verliebt sich noch einmal. Declan ist wesentlich älter. Seine beiden erwachsenen Kinder lehnen Carol ab, auch nach Jahren des Zusammenlebens der beiden. Sie setzen, als ihr Vater erkrankt, ihn in ein Pflegeheim und Carol vor die Tür. Das Haus wollen sie verkaufen. Carols Eltern wollen diese mit dem (heimlichen) Kauf des Hauses überraschen, doch sie ahnen nicht, was das für Folgen hat, denn das Haus birgt ein dunkles Geheimnis.

Fazit: Graham Norton hat ein ganz besonderen Stil, alles eher irgendwie unaufgeregt, dennoch sehr tiefgründig und auch mit einigem schwarzem Humor gewürzt, so dass der Roman eine kurzweilige Unterhaltung bietet.