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Benutzername: 
kerstin_aus_obernbeck
Wohnort: 
Ostwestfalen

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


ausgezeichnet

Kati Waldstein ist fast 40, Verwaltungsangestellte, geschieden und es hält sie nur wenig in dem Ort, in dem sie lebt. Ja, da sind Onkel Martin, der eigentlich Versicherungen verkauft, aber mehr Zeit und Enthusiasmus in sein Arktis-Museum steckt und Madame Catherine, Friseurin, Freundin, ein wenig Ersatz-Familie – aber das war’s dann auch irgendwie.
Kati möchte nicht feststecken, sie will weiterziehen und ein neues Leben beginnen. Ihr Vater hat über Jahre Butterbrotpapier für sie gesammelt und dieses nutzt sie nun, um per Brief Abschied zu nehmen und „Lebwohl“ zu sagen.
37 Briefe sind es, die sie per Hand oder mit der Schreibmaschine verfasst und dem jeweiligen Empfänger persönlich überbringt. Und mit jedem weiteren Brief rückt der Abschied näher.

Severin hat bereits sein altes Leben, die Familie und Arbeit als Klavierstimmer, hinter sich gelassen. Die Beiden begegnen sich und Severin ist überzeugt, dass er Kati nicht zufällig getroffen hat. Aber die Schatten ihrer Vergangenheiten und Katis fester Entschluss, einen Neubeginn zu wagen, sind wuchtige Steine, die ihnen das Schicksal in den Weg gelegt hat.

Was soll ich sagen? „Die Butterbrotbriefe“ ist einfach eine schöne Geschichte.

Kati, mit ihrem orangefarbenen Beetle, ihrer Sympathie für The Verve, Oasis und Blur und ihrem Engagement für Andere, resolut, emphatisch, verletzlich, ist eine tolle Protagonistin.
Severin ist ein Träumer, ein Mensch, der in Landschaften Musik sieht, ein Feingeist, dem es das Leben nicht leicht gemacht hat, dem es an Vertrauen und Hoffnung mangelt, der aber auch Mut hat und das Schöne erkennt.

Wenn Carsten Henn erzählt, dann ist das alles sehr bildhaft. Ich sehe das Museum samt Elch und Rentier, den Friseursalon und das Kino vor mir, höre Madame Catherine singen und Onkel Martin von der Arktis erzählen, erlebe eine Geschichte vom Suchen und Finden, von Abschied und Ankommen.

„Die Butterbrotbriefe“ ist ein wunderbarer Wohlfühl-Roman. Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.08.2023
Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
Mattera, Julia

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach


gut

Robert Walch, 51, ist ein Freak, ein Eigenbrötler und ein Sonderling (geklaut bei TBBT).
Mit seiner Schwester Elsa hat er nach dem Tod der Eltern den Bauernhof der Familie zu einer Auberge umgebaut. Elsa kümmert sich um die Gäste, Robert ist für die Küche zuständig.
Er legt großen Wert darauf, saisonal und regional zu kochen, einiges baut er selbst im eigenen Gemüsegarten an.
Das Lebensmotto von Robert ist „Hauptsache nix mit Menschen“, er muckelt einsam vor sich hin und die Versuche seiner Schwester, ihn mal unters Volk oder gar an die Frau zu bringen, scheitern kläglich. Derartige Aktionen werden maximal uncharmant abgeblockt, lediglich für seine Schwester und deren Kinder empfindet er eine gewisse Zuneigung.
 
Anstatt mit Menschen unterhält er sich lieber mit seinen Hühnern oder eben mit seinem Gemüse. Dieser tägliche Gedankenaustausch zwischen Mann und Federvieh & Grünzeugs wird jedoch jäh gestört, als zunächst Fatima und ihr Sohn Hassan auf den Hof kommen, um in der Saison zu unterstützen. Noch mehr Störung stellt jedoch Fatimas Freundin Maggie aus London da, die für eine Auszeit ins Elsass kommt und mit ihrer unbekümmerten Art Roberts Ruhe und seine Überzeugung, dass er im Prinzip ziemlich glücklich ist, ins Wanken bringt.
 
„Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach“ ist ein feelgood-Roman im allerbesten Sinne. Das Elsass sowie seine Küche werden von der Autorin mit viel Liebe beschrieben. Die Handlung ist zwar erahnbar, aber das Buch unterhält gut.
Okay, ich fand an der einen oder anderen Stelle die Zwiegespräche des Protagonisten mit Tomaten, Rhabarber und Auberginen etwas strange und Hühnern Gute-Nacht-Lieder zu singen ist für mich, die ich ja auch ein Dorfkind bin, irgendwie seltsam. Aber jeder so wie er mag.
 
Alles in bietet der Roman ganz nette Unterhaltung.

Bewertung vom 13.08.2023
Dickens und Prince
Hornby, Nick

Dickens und Prince


ausgezeichnet

Ich sag’s ja immer: nix geht über Bücher und Musik!
Ein Buch über Dickens und Prince, geschrieben von dem grandiosen Nick Hornby, ist quasi ein must-read!

Nick Hornby – der Mann, der der Welt „High Fidelity“ geschenkt hat. Ich liebe das Buch und den Film.

~ Rob: Books, records, films – these things matter.
Call me shallow but it’s the fuckin’ truth. ~

Nick Hornby lesen fühlt sich immer gut an, wie ein Gespräch mit einem Menschen, den man mag. Nun also ein Buch von ihm über einen brillanten Autor und einen begnadeten Musiker - eine schräge Kombi.

Charles John Huffam Dickens, * 7.2.1812; † 9.6.1870
Prince Rogers Nelson, * 7.6.1958; † 21.4.2016

Wie kommt man darauf, diese beiden Künstler, die augenscheinlich nichts verbindet, in einem Essay gemeinsam zu betrachten? Hornby lässt uns zu Beginn wissen, dass es viele Kunstschaffende gibt, die ihn inspiriert, zum Nachdenken angeregt und beeinflusst haben und er nennt sie „meine Leute“. Dazu gehören auch Dickens und Prince. Beide gehören außerdem zu der Kategorie Künstler, die mit einem einzigen Namen erkannt werden, darüber hinaus einen enormen Output an künstlerischem Schaffen vorweisen können – und deren Werk heute noch lebendig ist.

Und so taucht Hornby in seinem Buch tief in die Leben von Dickens und Prince ein, erzählt von ihrer Kindheit, ihren Frauen, ihrem Schaffen und ihrem Ende – und findet Gemeinsamkeiten. Genie und Obsession, eine Produktivität, die auch immer als eine Verpflichtung gegenüber dem Publikum verstanden wurde und der Wunsch nach künstlerischer Freiheit, die Dickens veranlasste, gerichtlich die Rechte an seinem geistigen Eigentum einzufordern und Prince in einen Feldzug gegen die mächtigen Plattenfirmen ziehen ließ.



Ein wunderbar erzählendes Buch voller interessanter Fakten und spannender Geschichten aus den Leben zweier Ausnahmekünstler. Ich bin begeistert, habe etwas gelernt und bin überrascht, wie ähnlich sie sich letztlich doch waren.

Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.08.2023
The Cure
Gittins, Ian

The Cure


ausgezeichnet

The Cure – Dunkelbunte Jahre / Ian Gittins
Übersetzung: Kirsten Borchardt
 
"Disintegration is the best album ever!"
 
Weise Worte von Kyle Broflovski.
Ich habe nichts hinzuzufügen.
 
…außer vielleicht, dass auch alle anderen Alben von The Cure sehr hörenswert sind und Lieder für die Ewigkeit beinhalten; Lieder, die lirumfröhlichlarumbunt oder dunkeltraurigdüsterschön sind.
Und ohne Frage ist Robert Smith der beste Robert Smith von allen. Ever!
 
In „The Cure – Dunkelbunte Jahre“ erzählt Ian Gittins die Geschichte der Band und ihrer Musik.
 
1976, Robert James Smith ist 17 Jahre alt. Die Vorstellung in der Zukunft einem geregelten Job nachzugehen ist für ihn eher weniger verlockend. Musik zu machen könnte eine Alternative sein und so gründet er mit Laurence Andrew „Lol“ Tolhurst eine Band.
Die erste Zeit rumpeln sie sich durch eine Phase mit wechselnden Bandnamen und -mitgliedern, aber so nach und nach findet sich alles und es entwickelt sich eine gewisse Popularität. Wegweisend ist ein Treffen mit Chris Parry, der das Label „Fiction Records“ gründet, die Band unter Vertrag nimmt und 1979 das erste Album „Three Imaginary Boys“ produziert. Dies ist der Beginn einer großen Karriere.
 
„Dunkelbunte Jahre“ erzählt die Geschichte von The Cure: von einem Postpunk-Märchen, von Alkohol & Drogen, von Freundschaft, Streit & Versöhnung und von einer grenzenlosen Liebe zu Musik. Das Buch beschreibt die Entstehung der 12 Studioalben, beginnend 1979 bis zu „4:13 Dream“ im Jahr 2008.
 
Wer Cure sagt muss auch Smith sagen und dieser kommt in dem Buch nicht zu kurz. Freundlich und schüchtern, aber ebenso bestimmend und perfektionistisch wird er beschrieben. Robert Smith hat ein Faible für Literatur, greift diese in Liedtexten auf. Es finden sich einige Buchtipps mit Hinweisen zu den jeweiligen Songs, dadurch ergibt sich noch einmal ein anderer Blickwinkel auf die Lieder. Mir hat gerade das sehr gut gefallen.
 
„Dunkelbunte Jahre“ ist eine fantastische, besondere Band-Biografie mit vielen Fotos und Informationen. 230 Seiten voller Liebe für die beste Band der Welt. 🖤

Bewertung vom 09.07.2023
The Big Bang Theory
Radloff, Jessica

The Big Bang Theory


ausgezeichnet

Ich weiß nicht, wann ich die allererste Folge von „The Big Bang Theory“ geguckt habe.
Ich weiß auch nicht, wie oft ich manche Folgen oder gar die komplette Serie geguckt habe.
Was ich sagen kann: ich bin ein großer Fan!

Das Buch ist eine Fundgrube voller Informationen rund um die Serie über Sheldon, Leonard, Howard und Raj – ein fabelhafter Blick hinter die Kulissen. Ich habe viele interessante Dinge erfahren und gucke die Serie nun mit anderen, den „ach, ja, da habe ich doch was gelesen“-Augen.

Auf 600 Seiten gibt es viele Fotos, (Farbe & s/w). Nicht nur offizielle Fotos, sondern auch Schnappschüsse aus privaten Alben. Und es kommen Menschen von vor und hinter der Kamera zu Wort: Hauptdarsteller, Nebendarsteller und das kreative Team drumherum. Das Buch vermittelt, wie viel Liebe und Enthusiasmus in dieser Serie stecken – von der ersten bis zur letzten Folge.

Sheldon würde es vermutlich chronologisch lesen … nee, nicht vermutlich, sondern bestimmt. Er ist ja schließlich kein Hippie.
Ich habe aber innerlich die Bongos rausgeholt und - auch wenn ich dafür auf „Sheldon Coopers’s Mortal Enemies List“ lande - das Buch kreuz und quer gelesen, geblättert, Fotos betrachtet, mich hier und da festgelesen, geschmunzelt, gestaunt und viel neues (zwar unnützes, aber egal) Wissen gesammelt.

Ich bin doch nicht die Einzige, die „Bazinga“ im täglichen Leben gebraucht und der die heilsame Wirkung eines warmen Getränkes für aufgebrachte Menschen bekannt ist?

Ein wunderbares, fabelhaftes Buch.

Bewertung vom 09.07.2023
Die Erinnerungsfotografen
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


ausgezeichnet

Hirasaka betreibt ein besonderes Fotostudio, es befindet sich im Grenzbereich zwischen Leben und Tod. Verstorbene machen hier einen Stopp und bekommen die Fotos ihres Lebens – eines für jeden Tag – vorgelegt. Sie wählen daraus je Jahr eines aus. Hirasaka baut aus den Fotos eine Drehlaterne, damit am Ende das Leben noch einmal wie ein Film vorbeizieht.

Manche Fotos sind verblasst. Dann besteht die Möglichkeit in die jeweilige Situation zurückzukehren, um diese erneut im Bild festzuhalten.
Hirasaka begleitet Hatsue Yagi in eine Zeit, in der sie mit viel Engagement und Liebe ihren Beruf ausgeübt und ihr ganz eigenes kleines Glück gelebt hat.
Mit Shohei Waniguchi reist er in ein Leben, das eigenen Gesetzen folgt, welche jedoch unerwartet durch einen speziellen jungen Mann auf den Kopf gestellt werden.
Mitsuru ist die 3. Besucherin des Fotostudios und Hirasaka nimmt sich ihrer in besonderer Weise an – und auf ihrer Reise zurück in der Zeit entsteht ein einzigartiges Foto.

Erneut hat mich ein Roman aus Japan begeistert. Sanaka Hiiragi erzählt ruhig und behutsam aus den Leben von Hatsue, Shohei, Mitsuru und Hirasaka. Sie beschreibt die Protagonisten sehr lebhaft. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, bei den jeweiligen Situationen dabei zu sein.

Ein Bild, ein Augenblick – das Augenmerk, den Fokus auf den kleinen, besonderen Glücksmoment - darauf macht das Buch aufmerksam. Es erzählt warmherzig von Glück, Mut und Freundlichkeit. Mir hat es sehr gut gefallen und ich war nach den knapp 180 Seiten traurig, das Fotostudio von Hirasaka wieder verlassen zu müssen.

Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


ausgezeichnet

„Waren es immer die Kinder, die einem Elternhaus das Ende bereiteten? Es als unpraktisch und für seine Bewohner nicht mehr als zeitgemäß erklärten? Die Kinder, die dann schon lange keine Kinder mehr waren und fortan damit leben mussten, ihren Eltern das Haus genommen zu haben. Und wie zur Strafe auch sich selbst das Elternhaus.“ (S299)

Das Buch erzählt von Sanne, Petra und Gitti – und von ihren Eltern und dem Elternhaus.
Das Haus, dass der Vater gebaut hat, mit dem Nussbaum im Garten. Das Haus, in dem sie aufgewachsen sind, mit dem sie viele schöne Erinnerungen verbinden. Aber diese Zeit ist lange vorbei. Die Schwestern sind inzwischen erwachsen. Gitti führt ein unkonventionelles Leben, Petra hat es beruflich in eine entfernte Stadt verschlagen, nur Sanne wohnt in der Nähe ihrer Eltern und führt ein Leben, von dem sie einst dachte, es würde ihren Wünschen und Vorstellungen entsprechen.

Der Kontakt der Geschwister untereinander ist dürftig. Gitti und Sanne haben sich zumindest noch ein wenig zu sagen. Petra ist außer Sichtweite und irgendwie auch aus dem Sinn. Sanne kümmert sich um die Eltern, denn diese sind nun in einem Alter, in dem sie bisweilen Unterstützung benötigen, die täglichen Aufgaben nicht mehr ganz allein bewältigt bekommen. Sanne unterstützt zunächst bestmöglich, beschließt dann aber, dass die Eltern das Haus aufgeben und in eine seniorengerechte Wohnung umziehen müssen. Von dieser Entscheidung sind jedoch nicht alle Beteiligten begeistert und jedes Familienmitglied geht unterschiedlich damit um.

„Elternhaus“ ist ein berührender Roman. Ute Mank versteht es hervorragend diese besondere Situation aufzugreifen und gefühlvoll zu beschreiben, wie die Familie die Veränderungen erlebt. Das Verhalten der handelnden Personen ist gut nachvollziehbar, sei es Sanne, die es „gut meint“, Petra, die den „Verlust“ des Elternhauses nicht versteht, aber auch die Eltern, die aus der vertrauten Umgebung herausgenommen werden.

Ein Buch zu einem nicht einfachen Thema. Gut erzählt und sehr gut lesbar.

Bewertung vom 07.06.2023
Halo
May, Kevin;McElroy, David

Halo


ausgezeichnet

halo – die Geschichte hinter Depeche Modes Albumklassiker Violator / Kevin May & David McElroy
 
29.8.1989 – zwei Tage vor meinem 18. Geburtstag bringen Depeche Mode ihre neue Single „Personal Jesus“ raus. Ich war zu der Zeit tief in der Gruft – schwarze Klamotten, schwarze Haare (gefärbt, sonderbar hochstehend, mit Unmengen von Haarlack in Form gebracht) - und auch wenn meine absoluten Helden eine Kapelle war/ist, die in dem Jahr mit „Pictures of You“ eines der schönsten Lieder aller Zeiten veröffentlicht hat, habe ich auch stets dem Quartett aus Basildon sehr viel abgewinnen können.
 
„Personal Jesus“ hat mich sofort begeistert, ein grandioser Vorbote auf das am 19.3.1990 veröffentlichte 7. Studioalbum „Violator“, auf dem sich mit „world in my eyes‘“, „enjoy the silence“ und „policy of truth“ zeitlose, geniale, immer wieder hörbare Lieder befinden. Ein Album, das einen Meilenstein in der Geschichte von Depeche Mode darstellt und von vielen Menschen als ihr bestes Album bezeichnet wird.
 
Das Buch „halo“ blickt hinter die Kulissen und erzählt, wie dieses grandiose Stück Musik geschaffen wurde. Auch wenn die Band sich selbst nicht äußerst, erfährt der Lesende von Wegbegleitern wie Produzenten, Aufnahmeassistenten, Toningenieuren & Co., wie dieses fabelhafte Album entstanden ist, wie es zu dem Kurswechsel im Sound von Depeche Mode kam und welche Einflüsse von außen oder direkt von der Band gekommen sind.
 
May und McElroy, beide große Fans der Band, lassen auch andere Fans zu Wort kommen. Sie beschreiben, warum sie dieser Band schon lange die Treue halten und was „Violator“ für sie bedeutet. Mir hat hier besonders der Blick in die damalige DDR gefallen, wo es eine große Fanbase für Depeche Mode gab. Seit der Gründung 1980 waren Depeche Mode immer da, haben sich kontinuierlich entwickelt und verändert und sind verdient eine der besten Bands der Welt.
 
Ein Buch von Fans für Fans, dass mir sehr gut gefallen hat. Es war ein wenig, als ob ich 1989 in den Studios dabei gewesen wäre und erlebt hätte, wie Dave Gahan, Martin Gore, Andrew Fletcher und Alan Wilder dieses Meisterwerk erschaffen.

Bewertung vom 06.06.2023
Ein Geist in der Kehle
Ní Ghríofa, Doireann

Ein Geist in der Kehle


gut

Ein Geist in der Kehle / Doireann Ní Ghríofa
 
„Dies ist ein weiblicher Text“ – immer wieder findet sich dieser Satz in der Geschichte, die Doireann Ní Ghríofa in ihrem Buch „Ein Geist in der Kehle“ erzählt. Zu Beginn, zum Abschluss, in den Kapiteln - immer wieder dieser Satz. Er sagt viel über das Buch aus.
 
Das „Caoineadh Airt Uí Laoghaire“ aus dem 18. Jh. erzählt von Eibhlín Dubh Ní Chonaill und Art Ó Laoghaire. Dieser wird ermordet, seine Frau trinkt sein Blut und verfasst in ihrer Trauer das Klagelied, von dem Doireann Ní Ghríofa schon seit ihrer Schulzeit fasziniert ist. Sie fühlt sich mit Eibhlín Dubh Ní Chonaill verbunden und möchte mehr über sie erfahren, ihre Geschichte erzählen – und verknüpft diese Erzählung eng mit dem eigenen Leben.
 
Doireann Ní Ghríofa ist verheiratet, Lehrerin und Mutter in Elternzeit. Im Roman werden Stolpersteine in ihrer Vergangenheit angedeutet und auch die Gegenwart verlangt ihr viel ab – sowie sie aber auch von sich selbst viel verlangt.
 
„Meine Monate füllen sich mit Milch und Wäsche und Geschirr, mit Kinderliedern und Gutenachtgeschichten, mit gerissenen Einkaufstüten, verbeulten Dosen, Geburtstagsfeiern, Katern und Rechnungen.“
 
Neben all dem sucht sie (obsessiv) nach Spuren von Eibhlín Dubh Ní Chonaill. Sie findet Hinweise und nutzt diese und ihre Fantasie, um mit wunderschönen Zeilen zu beschreiben, wie das Leben von Eibhlín Dubh Ní Chonaill gewesen sein könnte.
 
„Der Geist in der Kehle“ erzählt intensiv die Geschichte von zwei
Frauen und hat schöne Momente voller Poesie …
 
„Die seltsame Stille zwischen dem Abgang eines Briefes und seiner Zustellung, die sonderbare Zeit, nachdem die Worte erdacht und aufs Papier gebracht, aber noch nicht gelesen wurden.“
 
… und andere, die ich aufgrund wiederkehrender Längen als anstrengend empfunden habe. Ihr Fokus auf die Weiblichkeit des Textes passt völlig zu der Geschichte, jedoch enthält diese für meine Begriffe an manchen Stellen too much information.
 
Ohne Frage eine gewaltige Geschichte, die mich jedoch nicht so sehr angesprochen und begeistert hat.  

Bewertung vom 06.06.2023
Die Sekunde zwischen dir und mir
Steele, Emma

Die Sekunde zwischen dir und mir


sehr gut

Robbie aus der Fraktion „easy going“ arbeitet als Koch, macht gern Party und hat dank einer finanziellen Absicherung durch seine Eltern ein gar nicht mal so unfeines Leben.
Jenn ist Ärztin, als sie 13 war hat der Vater sie und ihre Mutter verlassen, goldene Löffel waren bei ihr nie an der Tagesordnung und sie hat sich alles hart erarbeiten müssen.
Die beiden lernen sich in einem Pub in Edinburgh kennen und es ist potzblitz Liebe auf den ersten Blick.
 
Der Roman beginnt mit einer Szene, in dem sie im Auto unterwegs sind und auf einen Lkw zusteuern – und dass zu einem Zeitpunkt, an dem sie gerade wieder nach einer Trennung zusammengekommen sind.
In Rückblicken erzählt der Roman nun Szenen aus der Vergangenheit und aus Jenns Erinnerungen. Robbie ist als eine Art Beobachter in ihren Erinnerungen dabei.
Es sind ebenso gemeinsame Momente, in denen sie glücklich waren, wie Situationen in Jenns Vergangenheit, bei denen Robbie eine semi-gelungene Rolle gespielt hat. Noch immer im Auto sitzend auf den Lkw zu rauschend erkennt Robbie nach und nach, warum die Beziehung zunächst nicht funktioniert hat, wie viel Jenn ihm bedeutet, wie glücklich er über die 2. Chance ist und er sucht nach einem Ausweg aus der sich anbahnenden Katastrophe.
 
Die Zeit- und „Ebenen“sprüngen in dem Roman waren für mich zunächst ziemlich verwirrend, denn mal wurde über die Vergangenheit von Robbie berichtet, dann über die Vergangenheit von Jenn, dann waren es Erinnerungen von Jenn und Robbie war Beobachter – im Buch wird es geteile Todeserfahrung gennant - und ich hab gebaucht, bis ich durchgefunden habe.
Es ist alles in allem eine Liebesgeschichte, aber kein schnulziges Herzscmerz-Ding, sondern tatsächlich ein berührender, irgendwie ehrlicher Roman – auch wenn mich diese Beobachtungsmomente an „Ghost – Nachricht von Sam“ erinnert haben.
Aber mal ganz ehrlich, wie kann man ein Buch, in dem ein Protagonist zu „There is a light that never goes out“ tanzt, nicht mögen?