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Benutzername: 
Aarany
Wohnort: 
Berlin
Über mich: 
Passionierte Leseratte

Bewertungen

Insgesamt 44 Bewertungen
Bewertung vom 27.09.2024
Silent Secrets / Mondia-Dilogie Bd.1
Flint, Alexandra

Silent Secrets / Mondia-Dilogie Bd.1


sehr gut

Der Kampfbibliothekar und das Blumenmädchen


Cover & Klappentext
Das Cover hebt sich deutlich vom Mainstream ab und ist damit ein absoluter Eyecatcher. Zudem passt es von der Farbgebung und der Aufmachung zum Buch. Der Klappentext wiederum hat mich recht neugierig gemacht, allerdings war ich mir nicht sicher, ob die Geschichte bei mir punkten wird. Geht es um Bibliotheken, völlig gleichgültig, dass ich eine passionierte Leserin bin, befürchte ich immer etwas Langatmiges, Verstaubtes. Schon seltsam, mit was man einige Worte assoziiert.


Meinung
Remy erfährt, dass sie die letzte Ripari ist. Mit den Weltenschreibern schützen diese die Weltenbibliothek Mondia, die wiederum die Welt im Gleichgewicht hält. All das erfährt sie, als ein Fremder in den Blumenladen ihrer Schwester kommt, in dessen Hinterzimmer sie kleinere Geräte repariert. Ab diesem Moment ändert sich für Remy ihr gesamtes Leben.

Obwohl ich anfangs etwas skeptisch war, hat das Buch beinahe komplett überzeugt. Aus der Sicht von Remy und Sim (größtenteils) wird man in das traumhafte Paris entführt, wo beide versuchen, die Mondia zu öffnen, während ihre Feinde ihnen immer einen Schritt voraus zu sein scheinen.
Mit ihrem lockeren Schreibstil schafft es die Autorin, einen sofort in ihre Welt zu ziehen, sodass man schnell mit den Hauptprotagonisten warm wird und ihnen um den halben Erdball folgt. Während man durch verschiedene Länder streift, bleibt die Spannung durchgehend erhalten, und man endet immer wieder in Paris. Kleine französische Ausdrücke runden das Ganze ab und sind verständlich, auch wenn man die Sprache nicht spricht.

Der Plot ist gut gelungen und hat mich wirklich fasziniert, aber mir fehlen mehr Informationen zur Mondia, die wichtig sind, um der Geschichte zu folgen. Meines Erachtens nach gibt es ein paar Ungenauigkeiten, die zumindest für mich nicht logisch sind. Die Autorin hat sich sehr bemüht, den Leser nach und nach an die Funktionsweise der Mondia heranzuführen, aber vieles blieb im Dunkeln. Ebenso die Motive der gegnerischen Seite, was hier aber gewollt war.
Während Remy und Sim die Helden der Story darstellen, gibt es noch ein paar Nebenfiguren, die teilweise greifbar und teilweise nicht einschätzbar sind. Gerade das hat mir gut gefallen. Damit ist es nicht nur der Hauptstrang der Geschichte, die den Leser fesselt, sondern auch die kleinen Unabwägbarkeiten.

Das Tempo variierte genau in dem richtigen Maß und der Schreibstil unterstreicht die Handlung. Durch die schon erwähnte Lockerheit hat man nicht das Gefühl, permanent unter Spannung zu stehen. Und spannend ist dieser erste Band der Dilogie. Man kann gar nicht anders, als sich mitziehen zu lassen, während man dabei ist, wie sich Remy und Sim langsam näherkommen. Ihre Gefühle zueinander, so ungünstig die Zeit dafür auch sein mag, wurden schön aufgebaut. Ganz gemächlich, was im krassen Widerspruch zu dem teilweise rasanten Tempo steht.

Alles in allem ist diese Geschichte ein kleines Meisterwerk, was, bis auf die Ungenauigkeiten zur Mondia, alles mitbringt, um zu unterhalten.


Fazit
So begeistert ich auch bin, kann ich leider nicht die vollen fünf Sterne geben, obwohl ich es gern würde. Aber unabhängig davon kann ich Silent Secrets nur empfehlen. Es ist ein rasantes Abenteuer mit überraschenden Wendungen und einer Prise Romantik sowie einem Hauch Magie. Ein Pageturner und ein kleines Highlight. Deswegen vergebe ich vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 27.09.2024
A thousand heartbeats - Der Ruf des Schicksals
Cass, Kiera

A thousand heartbeats - Der Ruf des Schicksals


sehr gut

Von Märchen, Liebe und Helden



Cover & Klappentext
Das Cover ist wunderschön und erinnert auch an andere Bücher von Kiera Cass. Es hat eine Art Wiedererkennungswert. Da ich andere Werke der Autorin kenne, hätte ich den Roman vermutlich auch gelesen, ohne den Klappentext zu kennen. Unabhängig davon spiegelt er die Geschichte gut wider und macht neugierig auf mehr.


Meinung
Ein überraschendes Werk, was jedoch die Erwartungen nicht komplett erfüllen konnte.

Prinzessin Annika und Soldat Lennox führen komplett unterschiedliche Leben. Sie ist privilegiert, er muss sich andauernd behaupten. Und doch wurden beide durch ihre Umstände nicht ausgezehrt.
Als beide aufeinandertreffen, entfalten sich trotz aller Widrigkeiten tiefe Gefühle zwischen ihnen. Doch die Zukunft ist ungewiss.

Die Sichtweise wird überwiegend von Annika und Lennox bestritten. Damit lernt man beide recht gut kennen und bekommt einen Zugang zu ihrer Gedankenwelt.
Annika war mir sofort sympathisch. Sie überrascht, da sie keineswegs das Klischee einer Prinzessin erfüllt. Lennox hingegen bleibt lange schwer einzuschätzen, was aber gewollt ist. Das ist ein Punkt unter vielen, der den Leser dranbleiben lässt, da man Lennox durchschauen möchte. Aber auch die erste Begegnung von Annika und Lennox birgt viel Potenzial.

Ich hatte keinerlei Probleme, in die Story zu finden. Der Plot ist schön und erinnert an Märchen, ist jedoch alles andere als seicht. Politische Verwicklungen, fehlerhafte Überlieferungen und Kriegshandlungen generieren einen ernsthaften Hintergrund. Die Geschichte verknüpft diverse Schwerpunkte, um eine breite Masse anzusprechen, was im Großen und Ganzen auch gut gelungen ist.

Der Schreibstil ist traumhaft. Die Autorin versteht es, mit Worten umzugehen. Ich assoziiere ihn mit einer Melodie, wobei es hier eher ein fließendes Gewässer ist, unterbrochen von ein paar Stromschnellen, kombiniert mit Farben. Dunkel, grau, überwiegend düster für Lennox und dem Ort, an dem er lebt. Aber bunt, einfach farbenfroh, für Annikas Königreich. Doch Farbe findet sich auch bei Lennox und eine gewisse Dunkelheit bei Annika.

Das Tempo ist mein Hauptkritikpunkt. Die Geschichte zog sich. Ich will nicht sagen, dass sie langweilig war, denn das entspräche nicht den Tatsachen, aber bis zur Hälfte erlebte ich alles mit angezogener Handbremse. Das ist schade, denn damit hatte ich ein wenig den Eindruck, ich wäre immer noch am Anfang. Dabei gab es Szenen, die deutlich mehr Tempo vertragen hätten. Erst in der zweiten Hälfte wurde man zeitweise mitgezogen. Jedoch fehlt mir hier der Überraschungseffekt. Ja, es gab spannende Momente, aber wenig überraschende Wendungen. Zudem kam das Ende meines Erachtens nach zu abrupt. Ich gehöre zu jenen, die sich nach einer langen Reise gern ein wenig von den Protagonisten verabschieden.

Die Entwicklung insbesondere von Lennox ist schön gelungen. Mit Annika matcht er unheimlich gut. Ihre Annäherung wurde gefühlvoll beschrieben, sodass man gern bei ihnen verweilt. Aber auch diverse Nebencharaktere stechen hervor, worin auch die Stärke des Romans liegt. Deshalb kann man auch ein paar schwammige Erklärungen zu Hintergründen verschmerzen, weil darauf einfach nicht der Fokus liegt.

Alles in allem wurde ich sehr gut unterhalten.


Fazit
Wer bereits Bücher der Autorin gelesen hat, der weiß, dass sie grandiose Geschichten zaubert. Obwohl diese meine Erwartungshaltung, die ich dementsprechend hatte, nicht ganz erfüllen konnte, vermag sie doch, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.09.2024
Nachtschwarze Worte / Liga Lexis Bd.1
Enders, Mo

Nachtschwarze Worte / Liga Lexis Bd.1


sehr gut

Die Magie der Bücher

Cover & Klappentext
Das Cover ist wirklich gelungen. Mir sagt es zu und macht das Buch zu einem Blickfang.
Der Klappentext hat mich nicht sofort überzeugt. Nicht, weil er nicht passend wäre, sondern weil ich, obwohl ich eine leidenschaftliche Fantasy-Liebhaberin bin, mit der Idee nicht so viel anfangen konnte. Es hat mich einfach nicht gepackt.

Meinung
Dennoch habe ich der Story eine Chance gegeben und es keineswegs bereut.
Als Annie erfährt, dass sie eine Migra (halb Mensch, halb Buchfigur) ist, wird ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Statt weiterhin in Berlin bei ihrer Mutter zu leben und eine normale Schule zu besuchen, landet sie in Irland auf Bookford Manor, einer Akademie für Wesen wie sie.
Ihre späte Entdeckung sowie ihre Herkunft schüren das Misstrauen unter den Migras. Besonders, als in der Buchwelt mysteriöse, besorgniserregende Dinge vor sich gehen und Caspian de Vries verschwindet, der damit beauftragt war, sie im Auge zu behalten.
Wie schon erwähnt, war ich anfangs ziemlich skeptisch, aber das hat sich schnell gegeben. Das Setting in Berlin und später in Irland anzulegen, hat mir zugesagt. Wobei hier auch Schottland gepasst hätte.
Die Autorin beginnt mit einem Prolog, der im Prinzip schon vorweggreift. Trotzdem kann das auch sinnvoll sein, um dem Leser gleich eine gewisse Spannung zu vermitteln. Bei mir ist das nicht wirklich gelungen, weil man den Prolog erst versteht, wenn man das Buch gelesen hat. Vorher wirkt er eher verwirrend.
Die Hauptprotagonistin ist schön angelegt. Zwar ist sie nicht besonders hervorstechend oder bringt eine Art mit, die sehr auffällt, aber genau das macht ihren Charme aus. Ich denke, jeder findet sich zum Teil in ihr wieder.
Der Schreibstil ist schön ausformuliert, scheint mir aber etwas gemächlich, was sich auf das Tempo innerhalb der Story auswirkt. Ich hätte es mir ein wenig peppiger gewünscht. Trotzdem gibt es keine langatmigen Szenen. Im Verlauf zieht das Tempo etwas an.
Die Idee, in Buchwelten zu reisen, ist eigentlich nicht schlecht. Normalerweise sollte man meinen, dass es sich jeder bei dem einen oder anderen Werk wünscht, die Hauptprotagonisten kennenzulernen, mit ihnen zu interagieren, die Handlung mitzuerleben. Umso seltsamer, dass ich anfangs zurückhaltend war.

Wer sich schon immer gefragt hat, was Buchfiguren machen, wenn man das Buch nicht liest, und was mit gestrichenen oder gestorbenen Protagonisten geschieht, der ist hier genau richtig. Hier findet man auch Antworten auf Fragen, die man sich bisher nicht gestellt hat.
Im Grunde ist diese Geschichte eine Aufforderung zum Lesen, wobei auch Werken eine Chance gegeben werden sollte, die es nicht auf die Bestsellerliste schaffen.

Fazit
Trotz kleiner Einstiegsschwierigkeiten konnte ich das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen. Ich wurde förmlich in dieses Buch gezogen, um in andere Buchwelten einzutauchen. Nebenbei entwickelt sich zusätzlich eine kleine Romanze, die mich aber nicht ganz überzeugen konnte, was jedoch in Band eins kaum Auswirkungen auf das Geschehen hat. In Band zwei könnte dies schon anders aussehen.
Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 24.09.2024
City of Dust and Shadows
Große, Lara

City of Dust and Shadows


sehr gut

Tourist Girl in den Schatten

Cover & Klappentext
Insbesondere weil das Cover recht düster ist, hat es mich angesprochen. Ich mag alles Geheimnisvolle und Nebulöse. Der Klappentext selbst klingt vielversprechend und interessant. Da konnte ich nicht widerstehen.

Meinung
Als Tess nach Paris reist, um ihre Schwester zu besuchen, ist diese unauffindbar. Lediglich eine kurze Nachricht und eine seltsame Münze sind ihr einziger Anhaltspunkt. Letztere führt sie zu einer Bar in einer Art magischen Schattenraum, wo sie nicht nur mit Monstern konfrontiert wird, sondern auch auf den mysteriösen Lucien trifft.
Das ist das Debüt der Autorin, die hier eine außergewöhnliche Geschichte erschaffen hat. Mir gefällt, dass es zur Abwechslung in Paris spielt, in der Stadt der Liebe, die hier aber auch mit erschreckenden Monstern und einer neuartigen, gefährlichen Droge aufwartet.
Das Buch ist komplett aus der Sicht von Tess geschrieben, die damit recht gut greifbar wird. Aber auch die anderen Protagonisten sind keineswegs farblos. Ganz im Gegenteil. Sie machen sich derart stark bemerkbar, dass Tess beinahe untergeht, wäre sie nicht diejenige, die der Story ihre Stimme gibt.
Die Kombination aus Fantasy, Romantik und Krimi ist wirklich gut gelungen, wenn man über ein paar Punkte hinwegsieht.
Ich für meinen Teil hatte gewisse Schwierigkeiten, in die Story zu finden. Was zum einen an den teilweise sehr ausschweifenden Erklärungen lag. Des Weiteren kamen gerade zu Beginn die Emotionen bei mir nicht an. Es reicht einfach nicht, zu betonen, dass die Hauptprotagonistin Angst hat, um diese zu transportieren. Aber das wurde mit dem Fortschreiten der Handlung deutlich besser, sodass ich irgendwann komplett von den Geschehnissen eingenommen wurde.
Der Plot selbst ist gut durchdacht, spiegelt teilweise die Abgründe der Menschheit wider und zeigt, dass Drogen keineswegs unterschätzt werden dürfen.
Der Schreibstil ist flüssig, verträgt aber noch einen gewissen Feinschliff, der sich aber mit der Zeit von selbst ergibt. Schließlich entwickelt man sich weiter. Auf jeden Fall bringt die Autorin ein gutes Maß an Talent mit. Auch wenn sie, die Handlung betreffend, extrem dem roten Faden gefolgt ist. Somit sind unvorhergesehene Wendungen beinahe unmöglich. Allerdings geht es in diesem Buch eher um das Miträtseln, wer der sogenannte Bösewicht ist. Und das ist wirklich gelungen, obwohl eine Eigenheit beinahe alles verrät. Ähnlich wie Tess wird der Leser hin und her geworfen. Dazu kommen natürlich die Einflüsse von Lucien, Jean und Zoe, die im Übrigen toll angelegt wurden. Einerseits hat man den Eindruck, sie kennenzulernen. Andererseits wird einem bewusst, wie wenig man doch von ihnen weiß. Und das ist ausschlaggebend, weil sonst das Rätsel viel zu schnell gelöst wäre.
Alles in allem wurde ich trotz des holprigen Starts und meines anfänglich fehlenden Zugangs zu Tess gut unterhalten. Ihre Weiterentwicklung, obwohl sie von den Zöpfen nicht lassen kann, und ihr Mut bringen die Geschichte voran. Das Tempo variiert an den passenden Stellen und die Spannung wurde gut aufrechterhalten. Die Romanze rundet alles ab.

Passend zum Buch noch ein Zitat von Ambrose Redmoon:
„Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern das Wissen, dass etwas wichtiger ist als die Angst.“


Fazit
Ich mag Bücher, in denen gewisse Einsichten in die Realität übertragen werden können. Sie machen das Ganze anschaulicher. Unabhängig davon, in welchem Genre sie geschrieben wurden.
Aufgrund der genannten Punkte vergebe ich dreieinhalb Sterne, runde aber auf vier auf, weil ich glaube, dass die Autorin uns noch überraschen wird.

Bewertung vom 17.09.2024
Blood Rival / Sangua-Clan Bd.2
Crimson, Darcy

Blood Rival / Sangua-Clan Bd.2


gut

Der Vampir und der Jäger

Cover & Klappentext
Das Cover ist wegen der Farbgebung ein Eyecatcher und passt auch zum ersten Band sowie zum Buch. Der Klappentext wiederum gibt recht viel preis, sodass man einen guten Eindruck von dem hat, was einen erwartet.


Meinung
Wenn man auf ein paar Hintergrundinfos verzichtet, ist es im Grunde nicht nötig, Teil 1 zu kennen, dennoch empfehle ich, ihn zu lesen.

Luc hat nie an den Motiven der Jäger gezweifelt, bis sie Cas gefangen nehmen. Der Sangua hat so gar nichts mit einer Bestie gemein. Da er dessen Wache übernommen hat, lernt er ihn recht gut kennen und entwickelt Gefühle für ihn. Doch reicht das aus, um all seine Grundsätze über Bord zu werfen?

Man wird sofort ins Geschehen geworfen, was ich immer bevorzuge, weil einen dann die Geschichte einfach mitreißt. Unabhängig davon, ob man schon Vorkenntnisse hat oder nicht. Sofort herrscht ein rasantes Tempo, was im Verlauf nicht so richtig nachlässt. Und das ist mein erster Kritikpunkt. Eine hohe Geschwindigkeit hat ihre Vor- und Nachteile. Es wird zwar nicht langweilig, aber man bekommt als Leser nicht die Möglichkeit, intensive Szenen mitzuerleben, sie zu verarbeiten, und Gefühle gehen verloren. Das war leider hier der Fall. Aus der Annäherung zwischen Luc und Cas hätte man sehr viel mehr herausholen können. So wirkt es für mich zu schnell. Dazu kommt auch der Konflikt mit Ambra. Während Luc und Cas sich annähern, zerbricht die Freundschaft zu seiner Kollegin, die ehrgeizige Ambitionen hat. Auch hier hätte ich mir mehr Intensität gewünscht. Die Autorin hat versucht, ihr altes Verhältnis durch Rückblenden deutlich zu machen, aber so richtig hat es mir nicht gereicht.

In der Story findet sich in erster Linie Lucs Sicht wieder, allerdings hat auch Cas den einen oder anderen kurzen Auftritt, der meiner Meinung nach nicht nötig war. Die Geschichte, um die es ging, war zwar wichtig, hätte aber erzählt werden können. Das betrifft auch seinen Background.

Die Idee hat mir sehr gefallen, obwohl sie keineswegs neu war. Das tut dem Ganzen aber keinen Abbruch. Punkten konnten besonders Cas und Luc. Ich habe die beiden schnell ins Herz geschlossen.
Das Setting ist toll gewählt, geht aber etwas unter, da der Großteil unterirdisch spielt. Dafür wurde man mit Italienisch verwöhnt. Hier hat die Autorin eine gute Mischung gefunden, sodass sich jeder zurechtfinden dürfte. Längere Sätze werden übersetzt, ohne diese hilflos in Klammern zu setzen, und einzelne Begriffe kennt man entweder oder kann sie übergehen.

Die Geschichte folgt einem roten Faden und weicht selten ab. Zum Großteil ist sie etwas vorhersehbar, hat aber einen größere überraschende Wendung, die für mich ein kleines Highlight war. Ansonsten rauscht man regelrecht durch das Geschehen, was auch am Schreibstil liegt. Die Autorin versuchte sich nicht an komplizierten Satzstrukturen, sondern hielt es einfach, was mir wiederum wirklich zusagt. So kommt man beim Lesen nicht ins Stocken und kann sich auf die Handlung konzentrieren.

Alles in allem wurde ich gut unterhalten, obwohl mir etwas Tiefe und Hintergrund fehlt.


Fazit
Eine rasante Story, die einen auf eine Reise durch Neapels Katakomben mitnimmt. Der Inhalt überzeugt durch seine Protagonisten, die gut gelungen sind, und besticht durch Spannung. Doch das gewisse Etwas fehlt hier leider. Ich vergebe drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 12.09.2024
Atlas, Elena und das Ende der Welt
Woltz, Anna

Atlas, Elena und das Ende der Welt


sehr gut

Von Sonnenstürmen und Eichhörnchenpuscheln

Cover & Klappentext
Obwohl das Cover recht einfach gehalten hat, spiegelt es das Buch sehr gut wider. Die Farbgebung sorgt für die nötige Aufmerksamkeit.
Der Klappentext macht neugierig, sodass ich nicht widerstehen konnte.


Meinung
Mit Jugendbüchern ist es so eine Sache. Normalerweise zähle ich im Grunde nicht zur Zielgruppe, aber das heißt nicht, dass ich mich in den Protagonisten nicht zum Teil wiederfinde. Ausschlaggebend ist das Alter. Mit 14 Jahren sind Elena und Atlas eigentlich für mich zu jung. Wären sie 16, hätte es für mich besser gepasst.
Nichtsdestotrotz wurde ich von der Geschichte gut abgeholt.

Elena muss den Sommer bei ihrer Tante verbringen, die sie nicht weiter kennt, und schon gar nicht deren Familie. Von der Stadt auf das Land trifft sie auf Atlas, ihren Nicht-Cousin, der in ihren Augen einfach nur creepy ist, aber das trifft im Grunde auf alles zu. Kurz vor ihrer Ankunft schneidet sie sich die Haare ab und entsorgt ihr Handy. Vielleicht erkennt sie so niemand. Aber als sie auf die Familie trifft, will sie nichts mehr, als ihre Geheimnisse zu erfahren. Sie weiß, sie sollte sich nicht einmischen, aber sie kann nicht aus ihrer Haut, auch wenn beim letzten Mal, als sie helfen wollte, alles schrecklich schiefgelaufen ist.

Die Story ist aus zwei Sichtweisen geschrieben. Elena und Atlas verleihen dem Ganzen ihre Stimmen. Der Schreibstil ist recht einfach gehalten und passt zu den jungen Hauptprotagonisten. Ich würde ihn als solide bezeichnen. Er besticht nicht durch komplizierte Satzstrukturen oder übermäßige Eigenheiten, was aber auch nicht nötig ist und dem Buch nur geschadet hätte. Immerhin geht es hier um zwei Teenager, die beide Furchtbares erlebt haben und sich von den Erwachsenen im Stich gelassen fühlen.
Die Autorin beschreibt einfühlsam, was in ihnen vorgeht, und schafft damit authentische Charaktere. Sie zeigt, dass Erwachsene für Kinder vielleicht ein Vorbild sein sollen, eine Stütze, aber eben auch nur Menschen sind und dementsprechend Fehler machen. Sie zeigt, dass Kinder ihre eigenen Problemlösungsstrategien entwickeln und einfach noch zugänglicher sind, obwohl sie schon gelernt haben eine Maske zu tragen. Eigentlich ist es traurig, wenn man es genau bedenkt.

Ich habe problemlos in die Geschichte gefunden. Das Tempo war mir zwar anfangs etwas zu rasant, was sich aber gegeben hat. Mein einziger richtiger Kritikpunkt ist die etwas abgeschwächte Tiefe. Man hätte mehr herausholen können. Hier muss ich aber sagen, dass der Roman für eine bestimmte Zielgruppe gedacht ist, die das mit Sicherheit anders wahrnehmen.

Alles in allem ist die Geschichte gelungen. Es geht um Freundschaft, die Überwindung von Problemen, die erste Liebe und das Leben.


Fazit
Ich für meinen Teil wurde toll unterhalten. Die Geschichte ist nicht allzu lang, trotzdem verliert man sich darin und schließt besonders die beiden Hauptprotagonisten in sein Herz. Das Ganze wird mit aktuellen Themen abgerundet. Von mir gibt es vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 11.09.2024
A Study in Drowning
Reid, Ava

A Study in Drowning


gut

Düster und akademisch

Cover & Klappentext
Das Cover ist mir aufgrund seiner Farbgebung aufgefallen, die auch gut zum Buch passt. Die Einzelheiten sind sehr gelungen.
Der Klappentext klingt interessant, obwohl ich schwer einschätzen konnte, was ich zu erwarten hatte.


Meinung
Im Großen und Ganzen bin ich ein Fan der Autorin. Zwar können mich nicht alle Geschichten überzeugen, aber Idee, Plot und Setting sind stets ziemlich ansprechend. Hier verhält es sich nicht viel anders, obwohl ich arge Schwierigkeiten hatte, in die Story zu finden.

Effys größter Traum ist es, Literatur zu studieren, was Frauen jedoch nicht gestattet ist, also nimmt sie mit Architektur vorlieb. Ein Highlight bildet die Möglichkeit, das Anwesen ihres Lieblingsschriftstellers zu erhalten, da es zunehmend vom Meer verschlungen wird. Gefangen in Geschichten über den Elfenkönig, ist sie gezwungen mit Preston, einem Student, der den Nachlass sichten soll, zusammenzuarbeiten, als es zunehmend mysteriös wird.

Effy verleiht der Story zum Großteil ihre Stimme. Sie ist die Protagonistin, um die sich alles dreht. Jedoch ist sie sehr zurückhaltend, was klar in ihren Erlebnissen begründet liegt. Jedoch mit dem schwierigen Einstieg, der mich ziemlich verwirrte, dazu die übermäßig vielen Vergleiche der Autorin, machten es mir beinahe unmöglich, mit ihr warm zu werden. Es dauerte verhältnismäßig lange, mich zurechtzufinden, und noch länger, zu begreifen, was die Autorin vorhatte. Das ist sehr schade, denn die Idee hat ihren Charme.

Der Schreibstil, wenn man von den gerade zu Beginn übermäßig genutzten Vergleichen absieht, ist, wie man es von der Autorin in der Regel kennt, wunderschön. Sie hat ein unnachahmliches Gespür für Worte, die sie zu einem harmonischen Cocktail spinnt, der Bilder lebendig wirken lässt. Das Tempo ist passend zu Effy gewählt, variiert aber auch im Verlauf.

Auf diesen Roman muss man sich einlassen und viel Geduld mitbringen. Ein Fakt, der mir normalerweise mühelos gelingt. Hier jedoch scheiterte ich. So schön er auch geschrieben ist, die Story konnte bei mir nicht richtig punkten, obwohl einige Szenen beinahe den schlechten Einstieg verschmerzen ließen. Positiv zu bemerken, sind aktuelle Themen, die angesprochen werden, wie zum Beispiel Frauenrechte.


Fazit
Wer es schafft, sich auf diese zugegebenermaßen außergewöhnliche Geschichte einzulassen, der wird mit einer zurückhaltenden Protagonistin belohnt, die eine erstaunliche innere Stärke mitbringt; mit Wissenschaft, Fantasie und einem erstaunlichen Setting, abgerundet mit einem einmaligen Schreibstil. Dennoch kann ich nur drei von fünf Sternen vergeben. Aber zum Glück sind Geschmäcker verschieden.

Bewertung vom 07.09.2024
Ich fürchte, Ihr habt Drachen
Beagle, Peter S.

Ich fürchte, Ihr habt Drachen


ausgezeichnet

Drachenherz

Cover & Klappentext
Ein interessantes Cover, was zur Story passt. Nicht nur wegen der Drachen, sondern auch aufgrund der Darstellung.
Der Klappentext war mir hier weniger wichtig, obwohl er wiedergibt, was man von dem Buch erwarten darf, denn allein das Wort Drache hat schon gereicht, um mich neugierig zu machen.

Meinung
Sicherlich kennt jeder „Das letzte Einhorn“, was mittlerweile ein Klassiker ist und von Peter S. Beagle stammt. Mit seinem neuen Werk hat er ein mindestens ebenso gutes Buch geschaffen, was umso beeindruckender ist, da der Autor schon im fortgeschrittenen Alter ist.
Aufgrund der Erzählweise wird das Leben nicht nur einer Person beleuchtet, sondern mehrerer, die innerhalb der Kapitel näher betrachtet werden.
Es geht in erster Linie um Gaius Aurelius Konstantin Heliogabalus Thrax, der sich selbst Robert nennt, die Prinzessin Cerise und Prinz Reginald. Sie bilden das Zentrum des Geschehens und haben alle eins gemeinsam. Sie sind mit dem Leben, in das sie hineingeboren wurden, und den damit einhergehenden Aufgaben, unzufrieden und wären gern jemand anders. Besonders bei Robert wird das deutlich, der von seinem Vater den Job als Drachenbekämpfer übernommen hat. Ob so klein wie Ungeziefer oder so groß wie Häuser, er nimmt sich ihrer an. Nur nicht auf die Art, auf die er es gern getan hätte. Prinz Reginald wiederum wird von seinem Vater, dem König des Nachbarreiches losgeschickt, um eine Heldentat zu vollbringen, obwohl er so gar keine Lust darauf hat und schon gar kein Held ist beziehungsweise sein will. Auf seinem Weg trifft er Prinzessin Cerise, die laut ihrer Eltern endlich unter die Haube soll. Nur hat Prinz Reginald überhaupt kein Interesse zu heiraten. Und diese drei so unterschiedlichen Personen machen sich auf, um einen Drachen zu erlegen. Einen von den großen, versteht sich.
Ich weiß nicht, was ich von dem Buch erwartet habe. Was es auch war, das war es nicht. Die Art der Sprache und Formulierungen, der Schreibstil, passen perfekt zu der Story. Der ein oder andere muss sich sicherlich darauf erst einlassen, weil man zu Beginn hin und wieder ins Stocken geraten könnte. Aber irgendwann steckt man drin, in diesem Abenteuer. Für mich steht besonders Robert im Fokus, der den Traum hat, Diener eines Prinzen zu werden. Dem aber immer wieder Drachen in die Quere kommen. Dazu seine Mutter, die der Meinung ist, er habe ein Drachenherz. Seine Wandlung war interessant mitzuerleben. Aber auch Prinz Reginald hat seine Momente. Von peinlich bis erstaunlich war alles dabei. Und Prinzessin Cerise benimmt sich nur dann wie eine Prinzessin, wenn es ihren Zielen dient. Ansonsten ist sie, zwar nicht immer, aber doch gelegentlich, einfach nur bezaubernd.
Die Entwicklung der Geschichte und das Setting sind großartig gelungen. Obwohl man aufgrund der Erzählweise außen vor steht, hat man nicht das Gefühl. Stattdessen wird mitgezogen. Man fiebert mit, schämt sich mit, freut sich mit. Einzig das Ende hat mich etwas unbefriedigt zurückgelassen, weil die Freunde von Robert, Ostvald und Elfrieda, obwohl sie zwischenzeitlich ihre eigenen Szenen hatten, etwas untergegangen sind. Aber ansonsten brilliert die Story mit erstaunlichen Satzkonstruktionen und einem erstaunlichen Schreibstil, der die Handlung zwar nicht überschattet, aber mit ihr gleichauf ist, und den Leser in eine andere Zeit und Welt entführt. Kurzum, der Autor weiß mit Worten umzugehen.

Fazit
Ein gelungenes Buch, das ich nur empfehlen kann. Überraschend, witzig, spannend, außergewöhnlich und mitreißend. Ich vergebe viereinhalb Sterne, runde aber auf fünf auf.

Bewertung vom 06.09.2024
The Tearsmith
Doom, Erin

The Tearsmith


sehr gut

Der Wolf und der Nachtfalter

Cover & Klappentext
Der funkelnde Schmetterling/Nachtfalter und der dunkle Hintergrund passen perfekt zur Geschichte. Es ist schlicht und besonders.
Der Klappentext hat mich neugierig gemacht, obwohl sich weit mehr hinter der Story verbirgt, als der kurze Text aussagt.

Meinung
Dieses Buch hat definitiv etwas Besonderes, was sich erst im Verlauf nach und nach entfaltet.
Nica kommt mit 5 Jahren ins Waisenhaus, weil ihre Eltern bei einem Unfall verstarben. Anstatt Geborgenheit und Schutz lauert dort Angst und Schrecken, verwoben mit der Geschichte des Tränenmachers. Für Nicas sanftes Wesen beinahe zu viel.
Mit 17 Jahren kommt sie zu einer Pflegefamilie, womit ihr größter Wunsch in Erfüllung geht. Wäre da nicht Rigel, jener Junge, der sie während der gesamten Zeit im Heim gepiesackt hat und ebenfalls von den Mulligans ausgewählt wird.
In dem Buch finden sich zwei Erzählperspektiven. Nica übernimmt dabei den Hauptanteil der Sichtweise als Ich-Erzähler und Rigel den restlichen Part in Form des personalen Erzählers.
Es war für mich anfangs ein wenig schwierig, einen Zugang zu Nica zu finden. Mit ihren 17 Jahren hat sie viel von ihrem kindlichen Wesen behalten, was auch gewollt war und begründet wurde. Ihre Andersartigkeit, die Naivität, das sanfte Wesen erschwerten mir den Zugang. Worin ich mich wiedererkannte, war ihre Liebe selbst zu den kleinsten Lebewesen. Auch als kleines Mädchen und sogar noch heute rette ich von der Wespe bis zum Spatzenküken oder Krähenaltvogel alles, was mir unterkommt. Ich kann nicht anders. Allerdings war ich nie so kopflos wie Nica. Ich habe mich dabei nie in Gefahr gebracht und wurde deswegen auch weder gestochen, gebissen noch gekratzt. Trotzdem ist ihr Charakter mit viel Liebe zum Detail gezeichnet worden. Sie wächst aufgrund ihres reinen Herzens selbst den Hartgesottensten ans Herz. Rigel hingegen ist anders. Wenn Nica das Licht ist, ist er die Dunkelheit. Von ihm geht immer eine gewisse Gefahr aus, was der Geschichte eine düstere Note verleiht, die sich aber nicht durch das ganze Buch zieht. Es zeigt sich immer wieder Licht in Form von Hoffnung. Diese Mischung hat mich gefesselt und gewissermaßen fasziniert.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, aber bei Weitem noch nicht ausgereift. Ich sehe da noch viel Potenzial nach oben. Aber das wichtigste Talent bringt die Autorin mit, und zwar Emotionen zu transportieren. Eine Geschichte kann noch so gut ausformuliert sein. Wenn die Gefühle fehlen, ist es nicht mehr als eine leere Hülle.
Im Verlauf gab es einige Szenen, die mich zutiefst berührt haben.
Das Tempo ist im Grunde recht gemächlich. Es wurde viel ins Detail gegangen. Doch auch das birgt einen gewissen Zauber, denn die Story wirkt keineswegs langatmig. So verliert man sich nach und nach in der Geschichte, ohne es richtig zu bemerken. Kombiniert mit kleinen Besonderheiten, den Nebencharakteren, die keineswegs farblos sind, schaut man nicht einfach nur von außen zu, sondern ist mittendrin.
So schön die Geschichte auch ist, gibt es doch einen Punkt, der mich persönlich etwas gestört hat. Und das war Rigels Sicht. Sie zeichnet sich durch viele Wiederholungen aus, was ich als überflüssig erachte. Seine Gedanken, um sein Wesen zu erfassen, waren zu einem Teil wichtig, aber viele ließen sich schon zuvor selbst einordnen und erkennen. Besonders gilt das für die Szene, in der alles, was zuvor passiert ist, im Schnelldurchlauf aus seiner Sicht erklärt wurde. Das brachte mir keine neuen Erkenntnisse.
Die Annäherung zwischen Nica und Rigel wiederum war besonders und hat mir sehr gefallen. In allen Situationen, in denen es etwas gab, was Nica viel bedeutete, sah man eine Stärke in ihr, die man ihr sonst nie zugetraut hätte. Und diese Stärke ist es auch, die ihr den Zugang zu Rigel gewährt. Einem jungen Mann, der sich derart abgeschottet hat, dass er bis auf Wut kaum etwas empfindet. Und so gebrochen die beiden auch sind, es geht keineswegs darum, dass sie sich ändern, um zu zusammenzufinden, sondern darum, den anderen so zu nehmen, wie er ist. Und ist das nicht das, was jeder sich für sich selbst erhofft? Den Einen zu finden, der alles an einem liebt? Jede Unzulänglichkeit, jeden Fehler, keine Eigenheit. Weil es das ist, was uns ausmacht.
Auszug aus The Tearsmith von Erin Doom:
Mit der Zeit werden unsere Unvollkommenheiten miteinander verschmelzen, und es wird etwas Schönes daraus entstehen.

Fazit
Ein Roman, der zeigt, dass die wahre Liebe auch Stärke erfordert. Ein Roman, der von seinen Emotionen lebt. Ein Roman, der mit Sicherheit jeden berührt und so besonders ist, dass er heraussticht. Emotional. Überraschend. Tiefgründig. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.09.2024
Das verratene Herz / Empire of Sins and Souls Bd.1
Kehribar, Beril

Das verratene Herz / Empire of Sins and Souls Bd.1


sehr gut

Bereue deine Sünden

Cover & Klappentext
Das Cover ist recht einfach gehalten, hat aber dennoch etwas. Mir gefällt es, obwohl es die Düsternis, die dieses Buch ausstrahlt, nicht wiedergibt. Von der Farbgebung passen die Cover der weiteren Bände besser. Vielleicht symbolisiert es aber auch die Veränderung der Hauptprotagonistin, die sich in Band zwei und drei weitere Sünden auferlegt. Das ist aber nur eine Vermutung.
Der Klappentext macht definitiv neugierig, keine Frage. Obwohl es diverse Bücher gibt, die sich in etwa mit dem Thema beschäftigen, kann es mich immer noch mitreißen. Zudem war es mein erstes Buch der Autorin, weshalb die Eindrücke variieren.

Meinung
Zoé Durand ist eine Sünderin, die nach ihrer Hinrichtung in Xanthia landet, dem Vorort vor den Toren der Hölle. Schafft sie es, für Graf Alexej drei Relikte zu beschaffen, darf sie auf die Erde zurückkehren. Nichts wünscht sich Zoé mehr, wäre da nicht die intensive Anziehung zu dem Grafen. Und was hat es mit Prinz Kaspar auf sich, vor dem sich alle zu fürchten scheinen?
Dank des Prologs wird man quasi mitten ins Geschehen geworfen und bekommt vorerst einen kleinen Eindruck der Hauptprotagonistin. Dennoch dauert es etwas, sie komplett einschätzen zu können. Zoé verleiht zumindest dem ersten Band ihre Stimme, bis auf ein kleines Kapitel. Die Autorin beschreibt sehr anschaulich und plastisch ihr Leben. Dabei wird nichts beschönigt, weshalb ich empfehle, die Triggerwarnung dringend zu beachten. Das Buch ist nichts für Zartbesaitete. Ich persönlich mag genau das, weil dadurch alles eindringlicher wirkt.
Die Story löst aufgrund ihrer Düsternis eine Schwere aus, die mir zeitweise etwas zu schaffen machte. Es war, als befände man sich in einem undurchdringlichen Nebel, der in der Schwärze der Nacht nur wenig Licht zuließ. Dennoch hat mich der Großteil gefesselt. Erst im Verlauf zog sich Zoés Leben in Xanthia gefühlt in die Länge, da sich vieles wiederholte. Insbesondere ihre Gefühle wurden meines Erachtens nach immer wieder gleich dargestellt, was nicht dazu betrug, sie zu empfinden. Manchmal sind es die Kleinigkeiten, die bewegen.
Zoé ist gut gelungen. Sie ist nicht die geborene Heldin. Ihr Leben war geprägt von Missbrauch und Gewalt. Schlimmeres erwartet sie, wenn sie es nicht schafft, die Relikte zu beschaffen. Deswegen und weil sie sich um ihre Mutter sorgt, geht sie auf den Pakt überhaupt ein. Ihr Ziel ist es, schnell aus Xanthia zu verschwinden, schließlich werden Kinder schon mit Horrorgeschichten über diesen Ort verängstigt. Wie im Leben lässt sie sich manipulieren. Erst zum Ende hin wird eine gewisse Entwicklung deutlich.
Die Autorin setzt weniger auf einen großen Höhepunkt, sondern auf kleine Spannungsspitzen, die sich durch die Story ziehen. Damit gelingt es ihr, den Leser zu fesseln und einen Ausgleich zu den langatmigen Szenen zu finden. Der Schreibstil gefällt mir ausnehmend gut. Er ist flüssig und trägt den Inhalt, anstatt ihn mit komplizierten Satzstrukturen zu überlagern.
Das Ende ist etwas unbefriedigend, was einen ungeduldiger Band zwei herbeisehnen lässt.


Fazit
Obwohl es mein erstes Buch der Autorin war und man dabei immer nicht so genau weiß, worauf man sich einlässt, hat sie in mir einen neuen Leser gewonnen. Die Story unterhält und versucht, eine enorme Tiefe zu generieren, die leider nicht immer gelingt. Vielleicht klappt das in den beiden Folgebänden besser. Dennoch wurde ich gefesselt. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.