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blei
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V.

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


sehr gut

Wer ohne Schuld ist, ...
Das Ruhrgebiet in der Nachkriegszeit: alles liegt in Schutt und Asche, die Menschen suchen nach Möglichkeiten, sich und ihre Angehörigen - auch unter größten Gefahren - durch diese schweren Zeiten zu bringen, viel Mitmenschliches bleibt z.T. auf der Strecke. Und bei all dem stellt sich an vielen Stellen heraus, dass alte, üble Seilschaften weiterhin Bestand haben und sich die „Täter“ aus Kriegszeiten ohne Skrupel decken und unterstützen. Aber auch die Westen der vermeintlich „Guten“ sind nicht immer weiß, wie der Kriminalbeamte Carl bei sich selbst und seinem Umfeld feststellen muss. Das führt nicht selten zu Konflikten zwischen seinem Berufsethos und den Beziehungen zu ihm lieb gewonnenen Personen. Immer wieder steht er vor einem neuen Dilemma, das eine Lösung erforderlich macht.
Die Nachkriegszeit in einem historischen Krimi wieder aufleben zu lassen, erweist sich als originell und geglückt. Dabei offenbart der Verlauf des Buches so manche unerwartete, überraschende Wendung, mit der nicht zu rechnen ist, wenngleich die eine oder andere Idee leicht überzogen erscheint. Auch die Beziehung zwischen Carl und Anne kommt an manchen Stellen ausführlich und umständlich daher, was das Tempo des Buches als Kriminalroman stellenweise ausbremst. Das alles kann jedoch die Verwunderung über die ungeahnte Auflösung am Ende des Buches nicht schmälern - allen vorausgehenden, möglichen Spekulationen zum Trotz.

Bewertung vom 11.06.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


sehr gut

Das einsame Leben eines Stars

Der große Leinwandstar Greta Garbo durchlebt Höhen und Tiefen, trotz ihrer Popularität, die ihr nie angenehm ist, bleibt sie Zeit ihres Lebens einsam mit unerfüllten Sehnsüchten nach Familie und Geborgenheit und immer durchdrungen von Selbstzweifeln und dem Getriebensein nach schauspielerischer Vollkommenheit. Ihren Ängsten und Hoffnungen ist ein Großteil des Buches gewidmet, die wenigen Menschen, zu denen sie im Laufe ihres Lebens eine innigere, intensivere Beziehung aufbauen kann, kann sie nicht halten und verschwinden zunehmend aus den unterschiedlichsten Gründen aus ihrem Radius.
Ein Buch, dass die Schattenseiten des doch angeblich so glamourösen Prominentseins ungeschminkt und schonungslos verdeutlicht: ein Star zu sein kostet seinen Preis, im persönlichen und privaten Bereich, ja sogar auf der beruflichen Ebene, die dem Menschen mehr abverlangt als dieser eigentlich zu geben bereit ist. Die Einsamkeit der Garbo durchzieht das ganze Buch und stellt den Wert der Publicity auch hier wieder einmal in Frage.

Bewertung vom 07.06.2023
Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1
Perbandt, Anna

Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1


gut

Im ausgehenden 19. Jhd. stehen die Zeichen der Zeit auch in Lübeck nicht mehr still - Frauen geben sich nicht mehr unbedingt mit ihrer traditionellen Rolle zufrieden. Die weibliche Hauptperson Gesche eckt dabei in ihrer ungewohnten, unkonventionellen Art als Lehrerin am Lübecker Mädchenpensionat an manchen Stellen an und ruft nicht selten genug Unverständnis hervor, trifft damit aber gerade bei ihren Schülerinnen auf Zustimmung und schafft es, ihnen eine Welt zu eröffnen, die ihnen bis dahin verschlossen war. Mit ihrem direkten, burschikosen Wesen weiß sie sich in einer immer noch Männer dominierten Welt zu behaupten und vermittelt dadurch den Eindruck, dass ein fester Wille vieles bewirken kann. Leider lässt sie die nicht Standes gemäße Liebesbeziehung zu dem Grafen Henry doch wieder recht weich und nachgiebig erscheinen in dem Wissen, dass die zeitbedingten Konventionen auch für sie immer noch Gültigkeit haben.

Alles in allem ein Buch, das das gesellschaftliche Leben der Oberklasse einerseits, aber auch der "kleinen Leute" als unvereinbar miteinander treffend und berührend widerspiegelt und Denkanstöße zu der Frage liefert: Was hat sich in unserer Gesellschaft eigentlich geändert?

Bewertung vom 04.03.2023
Jetzt ist Sense
Rath, Hans

Jetzt ist Sense


weniger gut

Wie originell: Thanatos - seines Zeichens griechischer Gott des Todes - steht eines Tages vor der Tür der Psychologin Olivia, u.a. mit dem Wunsch (oder ist dieser nur vorgeschoben???), sich angesichts seines Rollen- und Aufgabenkonflikts therapieren zu lassen. Damit erschöpft sich aber auch schon die Originalität. Der weitere Verlauf dehnt sich über seichte und triviale Gespräche mit immer wieder kehrenden, nichts sagenden Themen, einer Fülle von Paarproblemen und -problemchen, die sich - warum auch immer - um die Hauptperson Olivia ranken, in Selbstzweifel geratene Männer angesichts ihres nicht wertgeschätzten Egos, belehrende Exkurse über die Gestalten der griechischen Mythologie und am Ende ein Feuerwerk an mittelschweren Katastrophen, die es zu verhindern gilt.
Wie schön der Titel des Buches, wenn man ihn nach der letzten Seite entspannt, es endlich geschafft zu haben, über die Lippen bringen kann: Jetzt ist (endlich) Sense!