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Benutzername: 
meany
Wohnort: 
Seligenstadt

Bewertungen

Insgesamt 107 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2024
Nic Blake - Die Prophezeiung der leuchtenden Welt
Thomas, Angie

Nic Blake - Die Prophezeiung der leuchtenden Welt


ausgezeichnet

Irgendwo in Sicherheit

Gemeinsam mit ihrem magisch begabten Vater vagabundiert "Nic" Nichole Alexis in einer Tarnexistenz durch alle möglichen Städte der USA und fühlt sich in Jackson zum erstenmal daheim, auch weil sie dort ihren besten Freund JP kennenlernt. Ihr ist die ganze Zeit verwehrt worden, die Handhabung der "Gabe" zu erlernen, aber durch Zufall erfährt sie von ihren verwickelten Familienverhältnissen, im Zuge dessen sie ihrer Mutter, den Großeltern und sogar ihrem Zwillingsbruder begegnet.

Ein altes Orakel schickt sie zusammen mit JP und Alex auf ein rasantes Fantasyabenteuer, dessen Besonderheit darin besteht, dass die Zauberkraft eng mit der vor allem in den Südstaaten verbreiteten Sklaverei zusammenhängt. Die Wurzeln liegen in Afrika, und die daraus resultierende Power errettete so manche Opfer vor der Vernichtung. Eindrucksvoll verwebt die junge Autorin die aufregenden Geschehnisse der erzählten Gegenwart mit historischen Ereignissen und Personen. So reist das Trio mit der Underground Railroad in das von den PoC gelobte Land Uhuru, in dem es aber mit der politischen Gerechtigkeit auch nicht zum Besten steht, und trifft unterwegs auf Anklänge an den Ku Klux Clan.

Allerlei Fantasiegestalten kreuzen dabei ihren Weg, teilweise als Freunde, teilweise als Feinde. Die drei Jugendlichen verkörpern ganz unterschiedliche Typen: Nic, die draufgängerische Anführerin, Alex, der behütete, ängstliche Streber und JP, der besonnene und treue Gefährte. Auch Frömmigkeit und Gottvertrauen spielen eine Rolle.

Die temporeiche Handlung, die aber auch immer wieder durch logische Überlegungen vorangetrieben wird, liest sich spannend und transportiert dabei wichtiges Bewusstsein, ohne die Kontroversen der aktuellen Rassismusdiskussion auf die Spitze zu treiben. Ein würdiges Nachfolgebuch für das preisgekrönte "The hate u give".

Bewertung vom 20.03.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


ausgezeichnet

Ihr wisst, was zu tun ist. Cheers

In Neuseeland diskutiert eine Gruppe von Guerillagärtnern mit dem sprechenden Namen Birnam Wood, angeführt von Mira Bunting, ein verführerisches Angebot: Geschäftsleute wollen ihnen Land und Kapital zur Verfügung stellen, mit Hilfe derer sie ihr hehres Anliegen auf vervielfachter Basis in den Dienst der Allgemeinheit stellen können. Beim Käufer des betreffenden Grundstücks und dem mutmaßlichen Sponsor handelt es sich um Robert Lemoine, einen zwielichtigen Milliardär aus den USA. Werden sie damit ihre Seele verkaufen, handelt es sich um Greenwashing unter dem Deckmantel von Shared Economy oder gar um die Tarnung illegaler Unternehmungen?

Die kontroversen Positionen der beiden Protagonistinnen Mira Bunting und ihrer Freundin Shelley Noakes ergänzt noch der gerade von einem Auslandsaufenthalt zurückgekehrte Fundamentalist Tony Gallo - und so entfaltet sich der Fundi-Realo-Diskurs vor uns in all seinen Facetten mit interessanten logischen Schlüssen. Wie Catton Weltanschauliches herunterbricht auf einzelne Personen, erinnert mich an ähnliche Themen bei T.C. Boyle, zuletzt mit "Blue Skies". Dass der gedankliche Überbau nicht alles ist, zeigen die Gruppendynamik und die Liebesbeziehungen, die auch noch ihren Einfluss ausüben, gerade bei folgenschweren Entscheidungen.

Dem Idealismus der Umweltschützer steht der Zynismus Robert Lemoines gegenüber, des mächtigen Strippenziehers, der zu Höchstform aufläuft, als er nach der Katastrophe alle Beteiligten zu seinen Gunsten manipuliert. Seinen flexiblen Umgang mit der Wahrheit nennt er "das Narrativ ändern", und so verstricken sich alle Beteiligten in ein unentwirrbares Geflecht von Lügen.

"Der Wald" als ein Geflecht aus Organismen über und unter der Erde, sichtbar und unsichtbar vernetzt und abhängig von einander, Versteck und Lebensgrundlage, aber auch bedrohlich, angsteinflößend: das ist ein stimmiger Titel für diesen Roman.

Catton überzeugt von Anfang an durch die differenzierte Charakterisierung der Akteure anhand ihrer familiären Situation und Lebensgeschichte im Lichte feiner Ironie. In bester angelsächsischer Tradition besticht sie nicht durch stilistische Finessen, sondern lässt die Figuren für sich sprechen mit einem hohen Dialoganteil. Nach einem eher behäbigen Anfang entwickelt sich die Story gegen Ende zunehmend in einen Pageturner, den ich nicht mehr aus den Händen legen mochte, weil ich wissen wollte, wie es weiter- und schließlich ausgeht.

Bewertung vom 14.03.2024
Tremor
Cole, Teju

Tremor


sehr gut

Der Schatten eines fallenden Blattes

Dieses Buch ist kein Roman wie der, den ich als letztes von Teju Cole las (Jeder Tag gehört dem Dieb), stattdessen würde ich es als eine Art "Almanach" bezeichnen. In assoziativem Fortschreiten auf hohem intellektuellen Niveau bringt er ein Übermaß an interessanten Themen, wobei er aus einer Fülle des Bildungsguts sowohl der westlich als auch der afrikanisch geprägten Menschen schöpft. Die Fundgrube an Wissen gibt den Lesern jede Menge Anstöße, um sich weiter zu informieren.

Die Geschichten und Betrachtungen ranken sich um Schlüsselwörter wie z.B. "Schwarze Seife". Es braucht uns nicht zu verwundern, dass er immer wieder um Rassimus, kulturelle Aneignung und Benachteiligungen aller Art kreist, auch sehr aufschlussreich da, wo es uns oft nicht bewusst wird. So philosophiert er über Porträtzeichnungen eines inhaftierten Frauenmörders, über den Ursprung und die Entwicklung der Weltmusik, über Provenienzforschung und Restitution. Dabei beleuchtet er die Sachverhalte von allen möglichen Seiten. Ich finde es wohltuend in Zeiten scheinbar eindeutiger Positionierungen, dass er die Wokeness ad absurdum führt und eingeschliffene Denkgewohnheiten hinterfragt.

Das geschieht auf eine sanfte Art, die sich vom um sich greifenden Geschrei im Netz deutlich abhebt. Stilistisch differenziert er zwischen dem Reportagestil in der Rahmenhandlung und poetischen Passagen, in denen er sich mit Kunst im weitesten Sinne des Wortes befasst.

Manches ist wohl am besten Insidern zugänglich, ich habe nicht alles nachrecherchiert, besonders nicht das aus den anderen Kulturkreisen. Ich sah mich mit einem regelrechten Brainstorming konfrontiert, dessen innere Struktur sich mir nicht erschloss. Mit einer Kakophonie verschiedener Stimmen stellt er die Atmosphäre der Stadt Lagos meisterhaft dar, oszillierend zwischen den Geschlechtern, aber ich habe nicht herausgefunden, welche Personen er mit den Personalpronomen "ich" und "du" verknüpft.

Aus all diesen Gründen empfinde ich das Buch als ungeheuer fordernd, aber auch als überaus bereichernd, wenn man sich darauf einlässt.

Bewertung vom 10.03.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


weniger gut

Wir sollten Hilfe organisieren

Lange habe ich mich nicht mehr bei einem Buch so überwinden müssen weiterzulesen wie bei diesem mit dem doch so einladenden Titelbild. In keine der Hauptpersonen, ja in überhaupt keinen der Charaktere konnte ich mich einfühlen, obwohl Lana Lux deren Innenleben sehr anschaulich in inneren Monologen und tatsächlichen Dialogen beschreibt auf eine in sich logische Weise. Sympathisch ist keiner davon.

Schließlich habe ich es für mich als klinische Studie definiert, die aufzeigt, was hinter gewissen Zeitungsmeldungen steht, bei denen man sich fragt: wie konnte es dazu kommen?

Da haben sich zwei gesucht und gefunden - zwei Außenseiter mit völlig konträrem Profil, die nur eins vereint: Ihre Bindungsunfähigkeit. Das toxische Verhältnis hält ein Baby zusammen, das sie wohl beide auf ihre Art lieben, aber zunehmend dazu benutzen, um es gegeneinander auszuspielen.

Vom Stil her gut lesbar hat mich der ganze Psychoterror einfach nur angestrengt.

Bewertung vom 06.03.2024
Der Lärm des Lebens
Hartmann, Jörg

Der Lärm des Lebens


sehr gut

Ein Stück Kindheit in der Tasche

Die natürliche Affinität der Schauspieler zur Sprache haben schon Matschke, Meyerhoff, Selge und Berkel durch sehr erfolgreiche Bücher unter Beweis gestellt, nun folgt ihnen auch Jörg Hartmann, einer meiner Lieblingskommissare im Tatort.

In seiner Autobiografie, in der er die Namen seiner Angehörigen, aber nicht deren Konstellationen verfremdet, bildet der Spagat zwischen Selbstverwirklichung in der "großen weiten Welt" und immer wieder aufflammendem Heimweh den roten Faden. Die Reminiszenzen an seine Kindheit im Ruhrgebiet prägen liebevolle Erinnerungen, hier arbeitet keiner seine frühkindlichen Traumata auf. Den Werdegang als ambitionierter Nachwuchsschauspieler erzählt er anhand von Anekdoten, indem er häufig über sich selbst schmunzeln muss, und hält dabei das weit verbreitete "name dropping" in durchaus erträglichen Grenzen.

Dass dieser Mime, der den verschlossenen Ermittler so überzeugend darstellt, sich seinen Mitmenschen derart sympathisch zuwendet, hat mich positiv überrascht.

Nicht alle von ihm geschilderten Episoden haben mich in ihrer Aussagekraft überzeugt, aber wortgewandt verführt er einen immer wieder zum Weiterlesen dieses unterhaltsamen Einblicks in eine Künstlerseele.

Bewertung vom 05.03.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


ausgezeichnet

Die Wirtschafterinnen

Sieben vom Schicksal weniger begünstigte Frauen planen einen unglaublichen Coup. Es sieht zunächst wie eine Rache der Bediensteten in einem großartigen Herrenhaus aus, hat aber, wie es sich später herausstellt, auch noch einen familiären Hintergrund.

Wenn sie sich nur wenigstens untereinander einig wären, denn die Bedrohung von außen durch eine konkurrierende kriminelle Vereinigung setzt die durch gegenseitiges Misstrauen gestresste Gruppe, deren Mitglieder alle unter ganz akuten Geldproblemen leiden, noch zusätzlich unter zeitlichen Druck. Einstweilen lavieren sie sich alle auf ihre Weise durch die manipulativen Launen von Miss de Vries. Als die räuberische Gesellschaft das hochherrschaftliche Haus auf den Kopf stellt, dringen sie zu ganz anderen Abgründen vor.

Die sieben oder mit dem auserkorenen Opfer Miss de Vries insgesamt acht Protagonistinnen bilden alle Facetten der weiblichen Natur ab und ergänzen sich am Ende ideal, sodass mich die finale Auflösung dauerhaft zum Schmunzeln brachte.

Bewertung vom 19.02.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


ausgezeichnet

Das Maß meiner Tage

Von starken Frauengestalten lebt diese Familienchronik, die die anfangs höhere jüdische Tochter Rebecca aus ihrer ursprünglich luxuriösen Umgebung in Istanbul über Barcelona bis nach New York führt. Den widrigen Umständen der Diskriminierung an allen ihren Wohnorten, aber auch des frühen geschäftlichen Scheiterns ihres Vaters setzt sie selbstbewusst ihre Talente und ihre Lebenstüchtigkeit entgegen. In farbigen Bildern erschließt uns Graver die Welt der sephardischen Juden, die sich nicht nur durch ihre ladinische Sprache von den Ostjuden unterscheidet.

Nirgends so recht gelitten gelingt es Rebecca nach heftigen Schicksalsschlägen nicht nur jedes Mal selbst wieder auf die Füße zu kommen, sondern auch ihren Kindern eine tragfähige Lebensgrundlage aufzubauen. Ihre behindert geborene Ziehtochter bildet sie zu einer stolzen jungen Frau mit Beruf und Familie aus.

Voller Empathie charakterisiert Graver alle Personen anhand detailreich ausgedachter Szenen, denen sie Spannung verleiht mit einem Gespür für Pointen.

Wie diese bemerkenswerte Frau, neben der die Männer verblassen, all die Herausforderungen meistert, beschreibt die Autorin in einer durchweg optimistischen Geisteshaltung, die ich so selten erlebe und mir beim Lesen große Freude bereitete.

Bewertung vom 13.02.2024
Pilgrim / Oxen Bd.6
Jensen, Jens Henrik

Pilgrim / Oxen Bd.6


ausgezeichnet

Die Katze im Sack

Innerhalb des Genres "Krimis und Thriller" haben für mich die aus Skandinavien einen hohen Stellenwert. Trotzdem kannte ich J. H. Jensen bisher noch nicht, obwohl hier bereits der sechste Band einer erfolgreichen Rolle vorliegt.

Es war kein bisschen problematisch, den Handlungsfaden aufzugreifen, denn unaufdringlich und organisch knüpft Jensen an die dramatischen Geschehnisse aus der jüngeren Vergangenheit an, die im vorliegenden Fall weiterermittelt werden, wobei sich die Verwicklung in weitere Straftaten ergibt und sich daraus eine verwirrend komplexe Geschichte entwickelt.

Nüchtern und sachlich stellt er die Polizeiarbeit dar und lässt sich Zeit, die Umstände akribisch zu beschreiben, doch die 500 Seiten habe ich mühelos und flott gelesen. Ich rechne es ihm hoch an, dass er völlig auf unnötige Grausamkeiten verzichtet, die in Vorläuferbänden wohl durchaus Thema waren. Der Fokus liegt auf Nachforschungen, Vernehmungen und den logischen Schlüssen, die Niels, Margrethe und Sally daraus ziehen - alle einprägsam charakterisiert und glaubwürdig.

Irritiert hat es mich, dass er zu Beginn jedes Kapitels keine Namen nennt, sondern nur Personalpronomen - man muss sich zusammenreimen, wer da gerade agiert. Ob das die Spannung steigern soll?

Spannend bleibt es jedenfalls bis zum Schluss, denn manche Personen spielen eine zwielichtige Rolle und viele der gewonnenen Überzeugungen erweisen sich als doppelbödig.

Bewertung vom 06.02.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


sehr gut

Zweites Leben

Ein bemerkenswertes Gedankenkonstrukt spielt Leo in seinem jüngsten Roman durch. Schon mehrmals haben mich seine originellen Ansätze beeindruckt: im "Held vom Bahnhof Friedrichstraße" um einen unbeabsichtigt zum Widerstandskämpfer avancierten Straßenbahnfahrer und in "Frankie" um einen Kater, der mehrfach sein Herrchen vom Suizid abhält.

Im aktuellen Fall zeigt ein neuentwickeltes Herzmedikament in der Probephase die sensationelle Nebenwirkung, die Patienten zu verjüngen und von ihren Altersgebrechen zu heilen. Die individuellen Konsequenzen stellt er an vier sehr unterschiedlichen Personen dar: einem reichen alten Unternehmer mit Sterbeverlangen, einem pubertären Schüler mit kreativen Computerkenntnissen, einer Mittdreißigerin mit unerfülltem Kinderwunsch und einer ehemaligen Leistungssportlerin.

Kapitel für Kapitel fokussiert jeweils auf einen dieser Leute, das sorgt für eine aussagekräftige Basis, erschwert aber die Identifikation über die relativ schmalen 300 Seiten hinweg, die darüber hinaus auch die gesellschaftlichen Folgen andeuten. Trotz gelegentlicher philosophischer Betrachtungen einer Medizinethikerin bleibt es bei Denkanstößen, die eventuell im Gespräch weiterzuverfolgen dem interessierten Leser unbenommen bleibt.

Das Ganze lässt sich mühelos konsumieren, ohne seicht zu sein, denn Leo erspart uns konsequent unnötige sprachliche Manierismen. Wer solide Unterhaltung bei thematischer Seriosität sucht, kann getrost zu diesem Roman greifen.

Bewertung vom 01.02.2024
Eine Vorzeigefamilie
Hahn, Rochus

Eine Vorzeigefamilie


gut

Nichts für ungut, Jungs

Durch die Inhaltsangabe auf dem Umschlag war ich gefasst auf Abgründiges, Misshandlung und Gewalt, doch die ersten hundert Seiten erstaunten mich nur ob ihrer gähnenden Banalität. Den Vater hat es während seiner Kindheit und Jugend viel Mühe gekostet, seinen Status im Leben zu erarbeiten. Von seinem Hamsterrad aus gelingt es ihm nicht, ausreichend Empathie für die drei Söhne zu entwickeln, denen aus seiner Sicht alles in den Schoß fallen würde, wenn sie sich ihren Chancen nicht aus einer unverständlichen Trägheit heraus verschlössen. Ab und an eskaliert sein Frust dann in häuslicher Gewalt, die aufgrund ihrer Unberechenbarkeit umso mehr Angst und Schrecken verbreitet.

Aber an was sich Hahn auch alles erinnert! Meiner Ansicht nach sind die meisten Dinge typisch für die Nachkriegsgeneration, die von den 68er Rebellen als Spießer beschimpft wurde. Vielleicht liegt der Wert des Buchs aber auch gerade im Exemplarischen für die damalige Ödnis.

Bei all der Kritik am Vater nehme ich beim Sohn ungeniertes Anspruchsdenken wahr: wenn dieser ihm auch das versprochene Auto zum gerade so bestandenen Abi verwehrt, zahlt er ihm aber wenigstens den Führerschein und unterstützt ihn während seines Studium in München sehr großzügig.

Direkt tragisch erscheint mir das Buhlen um Anerkennung, die der Vater nicht in der Lage ist ihm entgegenzubringen. Mit dem Kapitel über seine Tätigkeit bei RTL dokumentiert der Autor dann seine späteren Erfolge im Leben, doch sie handeln ausführlich von Sendungen, die mich überhaupt nicht interessieren.

Niemals soll man den Tag vor dem Abend tadeln, und so beginnt der Umschwung meiner Akzeptanz mit der Versöhnungsbereitschaft Hahns. Daraus kann ich direkt eine Botschaft entnehmen - mit zunehmender Reife öffnen wir uns bisherigen Kontrahenten, die uns als Konsequenz daraus auch Schritt für Schritt entgegenkommen.

Die Erinnerungen an die Mutter mit ihrer bigotten Religiosität stellt einen eigenen Abschnitt dar, meines Erachtens zu wenig verflochten mit dem Rest.

Das Ganze liest sich flüssig und flott, da spürt man den Routinier, und manche ironischen Wendungen kommen dem Lesespaß zugute.

Ich denke, Hahn hat mit der Niederschrift dieser Erinnerungen therapeutische Zwecke verfolgt, wie man es schon den vorangestellten Dankesworten entnehmen kann. Das muss aber noch lange kein Grund sein für den Verlag, das zu drucken und zu publizieren, und erst recht nicht für mich, es zu lesen. Es gibt zu viele dieser Ergüsse.