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BücherändernLeben
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Alt Ruppin

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Insgesamt 60 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2024
Von Norden rollt ein Donner
Thielemann, Markus

Von Norden rollt ein Donner


ausgezeichnet

Meine heile Welt zerstört Markus Thielemann nicht, aber er erinnert mich daran, dass es sie vielleicht nie gab

Wer findet das malerische Bild eines Schafhirten inmitten seiner Herde nicht wunderschön? Der Bösewicht Markus Thielemann malt für mich dieses Bild und zeigt mir gleichzeitig, dass es diese heile Welt nicht mal in der wunderschönen Lüneburger Heide gibt und wohl auch nie gab.

Der Roman des jungen Autors hat mich sehr berührt, vielleicht weil ich Teilen meiner Kindheit in ihm begegne. Da ist Jannes, für mich der Held dieser Geschichte. Beinah täglich geht er mit der Herde seiner Eltern hinaus in die Heide. Sein Vater rutscht gerade hinein in die Demenz, sein Opa wohnt mit im Haus und lebt von seinen alten Geschichten und Jannes Mutter hält den ganzen Laden zusammen. Von heiler schöner Welt, egal auf welcher Ebene, ist nicht viel zu merken.

Die Themenvielfalt dieses Romans ist groß, aber sie ist nicht zu groß. Alle hier genannten Themen stören das malerische Bild des Schafhirten inmitten seiner Herde. Da geht es um ehemalige Zwangsarbeit während der NS-Zeit bei Rheinmetall, da geht es um Spannungen innerhalb der Familie und immer wieder auch um den in der Heide längst wieder heimisch gewordenen Wolf.

Markus Thielemann weiß seine Leser sehr genau anzusprechen. Aber er verschont mich auch nicht mit den aktuellen Problemen, die die Schäfer in der Gegenwart beschäftigen. Bleibt zu hoffen, dass es immer wieder neu junge Menschen gibt, die dieser herausfordernden Berufung folgen.

Bewertung vom 29.06.2024
Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging
Neufeld, Vivien

Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging


ausgezeichnet

"Er wird alle ihre Tränen abwischen."

Was Vivien Neufeld hier vorlegt, ist ihre Aufarbeitung ihrer Erlebnisse rund um die Flutkatastrophe im Ahrtal am 15. Juli 2021 und zugleich ist es auch ein sehr berührendes Glaubenszeugnis einer jungen Frau.

Sie berichtet, was in ihr vorging, als sie so nach und nach das gesamte Ausmaß der biblischen Katastrophe begriff. Das Haus ihrer Schwiegereltern war danach unbewohnbar. Ihre Schwiegereltern wurden vermisst, ebenso ihr Schwager.

Die Autorin stand plötzlich mit ihrem Kind, welches noch gestillt wurde, einem Chaos gegenüber, dessen Ausmaß noch niemand überblicken konnte. Sie selbst wohnte mit ihrer Familie in Bonn und war von der Flutkatastrophe nicht sichtbar betroffen.

Ihr Mann fuhr täglich zu seinem Elternhaus um nach seinem Bruder und seinen Eltern zu suchen, um das Haus zu räumen, um selbst zu begreifen was hier eigentlich geschehen war. Abends brachte er immer mehr Dokumente und Aktenordner mit nach Hause und Vivien befreite alles vom Dreck und Schlamm und hängte alles zum trocknen auf.

Beim Lesen bekam ich mehrmals feuchte Augen. Selbstverständlich hat wohl jeder von uns die schrecklichen Fernsehbilder von dieser Flutkatastrophe in Erinnerung, aber hier berichtet eine junge Frau und berührt mich mit ihren Einlassungen zutiefst. Bilder gibt es im Buch nicht und es braucht auch keine.

Vivien Neufeld ist Christin und übersteht die schlimmen Tage, Wochen und Monate im Wissen, dass Gott an ihrer Seite steht. Sie verschont Gott nicht mit ihren Fragen und ihrer Wut. Sie ist täglich neu ge- und oftmals auch überfordert, aber sie erfährt Hilfe und Zuspruch von Familienmitgliedern und Freunden. Der verlässlichste Freund ist ihr in diesen Tagen Gott. Ihre Beziehung zu ihm ist so intensiv, dass sie selbst Wut und Nicht-verstehen der Ereignisse überdauert.

Bewertung vom 27.06.2024
So rettet ihr das Klima nicht!
Freidel, Morten

So rettet ihr das Klima nicht!


ausgezeichnet

WIE retten wir das Klima ???

Morten Freidel legt hier ein Buch zum Thema vor. Wie wollen wir die weitere Erderwärmung stoppen? Was ist bislang schiefgelaufen? Die Einlassungen des Autors sind nachvollziehbar, sie zeigen aber auch wie ideologisch gefärbt diese Debatten geführt werden. Inzwischen ist es so, dass nicht mehr Wissenschaftler, sondern Politiker der jeweils regierenden Parteien wissen, wie Klimaschutz funktioniert.

Lese ich die neun Kapitel, kann ich oftmals nur zustimmend nicken und bin natürlich auch an den familiären Episoden des Schreibers interessiert, aber ich frage mich natürlich auch, was bringt dieses, ich weiß nicht wievieltes Buch zur Rettung unseres Planeten? Letztlich ganz sicher nichts. Diejenigen, die das Thema ernst nehmen, haben Kurskorrekturen in ihrem privaten Alltag längst eingeführt, ja und die Andren sind schon lange nicht mehr zu erreichen. Als Klimaleugner fühlen sie sich wohl.

Das eigentliche Problem beim Thema Klima ist doch, dass es zumindest für uns Deutsche längst kein wichtiges mehr ist. Andere Themen wie Kriegsgefahr und die elende und nicht aufhören wollende und ebenso schief laufende Migrationsdebatte, brennen den Deutschen viel mehr auf den Nägeln. Da kommt Morten Freidel zeitlich zum schlechtesten aller Termine.

Ich bin kein Klimaleugner, aber irgendwie kann ich nicht erkennen, wie uns dieses Buch beim Thema Klimarettung weiterbringt. Alle meinen es ernst, jeder hat seine Wahrheit und ich stehe in der Mitte und bin mehr denn je verunsichert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2024
Sex & Rage
Babitz, Eve

Sex & Rage


ausgezeichnet

Ein Roman aus längst vergangener Zeit.

Dieser eigentlich nur auf den ersten Blick so leicht und beschwingt daherkommende Roman von Eve Babitz hat rund 45 Jahre auf dem Puckel und er hat Tiefe.

Mit der Heldin Jacaranda lache und weine ich, auch wenn sie mich als Person nicht so recht zu faszinieren weiß, weil wir uns im realen Leben wohl hoffentlich nie begegnet wären. Jacaranda verkörpert in diesem Roman das Leben der damaligen Zeit an den Stränden von Los Angeles. Ihr Umgang mit dem Leben und mit den Männern die ihren Weg streifen hat es in sich und dennoch liest sich dieser Roman sehr leicht weg. Auch wenn das Buch nicht in der Ich-Form geschrieben ist, habe ich doch das Gefühl; Jacaranda erzählt mir beim Nachmittagskaffee aus ihrem Leben.

Der Autorin gelingt es mit Leichtigkeit mir etwas vom Lebensgefühl der Nachkriegsgeneration nach dem II. Weltkrieg zu vermitteln. Jacaranda nimmt schließlich ihr Leben selbst in die Hand und das ist gut so. Für mich war dieser Roman ein Ausflug in eine mir völlig fremde Welt in der ich nicht mal zu Besuch sein möchte.

Bewertung vom 24.06.2024
Über den Strom
Liksom, Rosa

Über den Strom


ausgezeichnet

Wenn der Krieg einem die Jugend raubt

Der Name der Protagonistin wird in diesem Roman nur ein mal genannt und ich habe ihn längst wieder vergessen. Ich habe so mit der 14jährigen Teenagerin mitgefiebert, dass ihr Name völlig bedeutungslos wurde, wie auch Kriegsereignisse oder Jahreszahlen in diesem Roman keine Rolle spielen.

Wochenlang zieht das Mädchen in einem Flüchtlingstreck mit den Kühen des eigenen Hofes Richtung Strom, weil die Kriegsentwicklung es so will. Von Mutter und Onkel ist das Mädchen getrennt und der Vater ist im Krieg. Immer wieder kam mir bei der Lektüre die Ukraine in den Sinn oder auch meine eigene Kindheit. Als kleiner Steppke hörte ich von meiner Mutter und meinen Großeltern spannende eigene Fluchtgeschichten. Den Ernst dieser Geschichten begriff ich erst Jahre später.

In diesem Roman erlebe ich mit, wie meine Protagonistin ihr Haus und ihr Dorf und auch ihr Heimatland zu Fuß verlassen muss. Die Kühe sind wichtig. Wenn das Mädchen großes Glück hat, macht der Flüchtlingstreck über Nacht in einem Dorf halt und sie bekommt eine lasche, warme Suppe und ein wenig Heu, in das sie sich in der Nacht in der Scheune einkuscheln darf.

Als Teenagerin wirklich alles zu verlieren und irgendwann nur noch mit den zerlumpten Klamotten dazustehen, die man gerade am Körper trägt und auf das völlig abgemagerte Vieh zu blicken, dass verlangt Kräfte, die so manch ein Erwachsener nicht hat. Und dann findet das Mädchen ihre Mutter und braucht noch mehr Kraft . . .

Eine Geschichte über eine starke Teenagerin und zugleich eine Kriegsgeschichte von einem Blickwinkel aus betrachtet, den nur wenige bisher beschrieben haben.

Bewertung vom 15.06.2024
Cuddy - Echo der Zeit
Myers, Benjamin

Cuddy - Echo der Zeit


ausgezeichnet

Ein historischer Roman, der mehr als ein Mal die Gegenwart streift

Um es gleich vorweg zu nehmen: Cuddy ist einer der außergewöhnlichsten Romane, die ich je gelesen habe und ich lese seit Jahrzehnten. In diesem Roman treffen sich Prosa, Romanfetzen, Zitate von Historikern, wunderschöne Poesie, ein kurzes Theaterstück und stellenweise wird dieser Roman sogar zum Krimi. Anfangs war ich wegen der Vielfalt der literarischen Gattungen skeptisch und hatte ein heilloses Durcheinander befürchtet, aber dies blieb aus und ich bekam eine wunderschöne literarische Komposition zur Lektüre.

Die Ich-Erzählerin ist zusammen mit ihren Begleitern und den Gebeinen des heiligen Cuthbert unterwegs. Sie suchen einen Ort, an dem sie Cuddy beisetzen können. Sie treffen auf die harten Realitäten des Alltags und plötzlich hat die Erzählerin eine Vision . . .

Aufhänger dieses Romans ist Cuthbert, er wurde 634 im heutigen Schottland geboren. Mit 17 Jahren trat er ins Kloster ein und Jahre später wurde er Prior dieses Klosters. Eine Zeit lang lebte er ganz allein auf einer kleinen Insel . . .

Cuddy wurde immer mehr vom Volk als heiliger Mann verehrt und Ediva sucht zusammen mit den müde werdenden Männern eine angemessene Ruhestätte für Cuddy. Als Leser begreife ich bald, dass dies die Ausgangssituation ist und ich noch viel mehr zu erfahren bekomme.

Benjamin Myers schafft es mit Leichtigkeit hier einen Wälzer vorzulegen, bei dem ich an keiner Stelle befürchten muss, mal den Faden zu verlieren und wenn dies doch mal geschieht, bin ich mit der nächsten Seite sofort wieder mitten drin im Geschehen.

Der Wälzer zählt 500 Buchseiten, man kommt aber dennoch sehr schnell voran, da wegen der oft wechselnden literarischen Gattungen viele Seiten nur halb bedruckt sind.

Am Ende der Lektüre ist Cuddy ein Symbol, vielleicht sogar eine zukunftsweisende Vision, die uns Trost und Hoffnung geben kann. Für mich war dieser Roman eins der schönsten Leseereignisse dieses Jahres.

Bewertung vom 11.06.2024
Bleib
Dieudonné, Adeline

Bleib


ausgezeichnet

Das sehr skurrile Ende einer Liebesgeschichte

Plötzlich liegt ihr Geliebter tot am See. Wie gewohnt wollte er eine Stunde in der Frühe schwimmen gehen. Jetzt liegt er tot am See und die Heldin dieser Story trägt ihn hinein in ihr Liebesnest. Auf keinen Fall will sie ihn seiner Frau und seinem Kind zurückgeben.

Die Heldin ist hier zugleich auch Ich-Erzählerin. Sie blickt auf die Beziehung zum Toten der nun vor ihr liegt. Nur flüchtig denkt sie daran einen Arzt oder die Polizei zu benachrichtigen. Jeden Handgriff beschreibt sie, den sie am toten Geliebten verrichtet. Sie will, dass er bleibt, sie will ihn keinesfalls entschwinden sehen.

Mich als Leser nimmt sie mit auf ihre Reise. Ich erfahre von den anderen Männern in ihrem Leben zuvor. Ich erfahre etwas von ihrer Schwester und ihrer Tochter. Ich erkenne ein wenig die Entwicklung die sie bis zu diesem Tag mitgemacht hat. Und dann legt sie ihren Geliebten auf die Rückbank des Autos und ihre mehrtägige Fahrt ins Ungewisse beginnt. Eine Trennung von ihrem Geliebten kann sie sich nicht vorstellen.

Keine einfache, aber dennoch lesenswerte Lektüre !!!

Bewertung vom 04.06.2024
Der Gewinner
Wayne, Teddy

Der Gewinner


sehr gut

Ein Sommerroman den ich im Herbst wieder vergessen habe.

Die Story spielt an einem Ort für Superreiche und zugleich im ersten Coronasommer. Conor O’Toole hat das große Glück ausgerechnet an diesem Ort der Reichen und Schönen einen Sommerjob ergattert zu haben. Er stammt aus recht armen Verhältnissen und steht kurz vor seiner Anwaltsprüfung. Hier an diesem Nobelort will er für seine Prüfung lernen und als Tennislehrer arbeiten um sein Leben und die Medikamente für seine Mutter bezahlen zu können.

Connor kümmert sich liebevoll seit Jahren um seine Mutter und nun, da sie wegen Corona auch noch ihre Stellung verloren hat, muss Connor noch mehr Geld auftreiben.

Aber Connor ist halt auch ein Schönling, der der Damenwelt sehr zugetan ist. Mit einer sehr reichen geschiedenen Frau beginnt er hier eine erotische Beziehung. Dabei ist sie es die die Spielregeln diktiert. Connor verkauft seinen Körper und hat gleichzeitig noch eine andere Beziehung. Die Geschichte ist brisant, nimmt immer mehr an Fahrt auf und gegen Ende verlässt sie sogar die seichten Gewässer.

Warum nur vier Sterne ?

Weil Teddy Wayne im ersten Drittel seiner Story doch ziemlich seicht rüberkommt und weil für meinen Geschmack die Sex-Szenen doch ein wenig zu ausführlich waren.

Bewertung vom 01.06.2024
Der Profi
Isaka, Kotaro

Der Profi


ausgezeichnet

Thriller und zugleich Familienroman

Kabuto ist der tragische Held dieser Geschichte. Er ist Ehemann und Vater eines Teenagers, der sich fleißig auf sein Studium vorbereitet. Aber Kabuto ist auch ein Profikiller und davon ahnt seine Familie nichts. Regelmäßig geht er zu seinem Arzt in die Sprechstunde um seinen neuen Auftrag anzunehmen.

Ein mal mehr schafft es Kotaro Isaka mit Leichtigkeit mich an seine Story zu binden, es gibt kein entrinnen mehr. Manchmal wechseln Ort und Zeit ein wenig Sprunghaft, aber daran habe ich mich schnell gewöhnt. Ich lese immer schneller, weil ich unbedingt die Auflösung der Geschichte wissen will. Mit dem Ende an sich bin ich dann nicht so ganz zufrieden, aber so ein Thriller ist eben auch kein Wunschkonzert.

Der vor seiner Ehefrau kuschende Kabuto tut mir manchmal leid, aber er ist halt auch eine Person voller Geheimnisse. Leider werden nicht alle Geheimnisse aufgelöst, dennoch sollten Krimifreunde sich diese Story nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 29.05.2024
Ihr wollt es dunkler
King, Stephen

Ihr wollt es dunkler


ausgezeichnet

Wer den Altmeister mag, wird diese Geschichtensammlung in ehren halten.

12 neue Geschichten von Stephen King verspricht das Cover und keinesfalls werde ich auf jede einzelne Geschichte hier eingehen. Nur so viel: Man darf sich darauf verlassen, der Autor spielt mal wieder mit den Nerven des ihm ausgelieferten Lesers.

Keine Geschichte gleicht der anderen und im Nachwort des Meisters verrät er, dass "Der Antwortmann" doch nicht so neu ist. Vor mehr als 30 Jahren bereits schrieb er die ersten Seiten. Sehr gut, dass sein Neffe die ersten sechs Seiten nun fand und King daran erinnerte, unbedingt etwas daraus zu machen. Ohne diese Geschichte wäre diese Erzählsammlung ärmer.

Tut mir leid, dass ich nichts zu meckern gefunden habe, aber als King-Fan bin ich selig mit diesem Buch und werde es garantiert in einigen Wochen noch einmal lesen.