Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
M.

Bewertungen

Insgesamt 358 Bewertungen
Bewertung vom 16.12.2023
Die gute Schwester (eBook, ePUB)
Bonner, Sarah

Die gute Schwester (eBook, ePUB)


gut

Zwischen gut und böse liegt manchmal nur eine Flasche Wein


Zwillinge! Schon immer eine Faszination für sich und ein Thema, um das sich Legenden und Mythen ranken. Und auch wenn mich der Klappentext zunächst an die kurzlebige Sarah Michelle Gellar-Serie „Ringer“ erinnerte, so kam hier doch alles ein bißchen anders.

Auch Autorin Sarah Bonner entschied sich für ihren Roman „Die gute Schwester“ ein eineiiges, aber doch durchaus ungleiches Zwillingsschwestern-Paar, zu ihren Hauptfiguren zu machen.
Ach ja, aber dann eine Schwester, die andere töten zu lassen.

In fünf Abschnitten, die aus der Sicht unterschiedlicher Personen erzählt werden, entspinnt sich so langsam nicht nur die dysfunktionale Geschichte zwischen den beiden Schwestern, die auch wenn sie gleich aussehen, kaum unterschiedlicher sein könnten, sondern auch die einer toxischen Ehe, Verrats, eines Mordkomplotts und jeder Menge Zufälle, Wendungen und an Niedertracht kaum zu überbietenden Psycho-Spielchen.

Während sich der erste (und längste) Abschnitt, aus Megans Sicht, für mich als ein Einstieg ins Buch, aufgrund des hektischen Erzähltempos zum Teil ein wenig schwierig war, so entfaltete sich mit jedem weiteren Abschnitt, also ungefähr ab der Hälfte des Buches, ein absoluter Sog, so daß ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mochte.

Auch wenn die beiden aus Männersicht erzählten Kapitel absolute Widerlinge zeichneten, so war das Kapitel aus Sicht des Ehemanns an bei mir ausgelösten Ekelgefühls kaum zu überbieten. Und gleichzeitig endet eben dieser Abschnitt mit einem der größten WTF?-Momente, die mir in jüngster Zeit in Geschichten untergekommen sind.

Insgesamt kommt „Die gute Schwester“ zwar ein wenig schwer in Fahrt, aber mit aufgenommenem Tempo erwartet einen, eine erstaunlich clevere Geschichte, die einige Überraschungen mit sich bringt und tatsächlich zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar ist.

Von mir 3,5 Sterne!

Bewertung vom 14.12.2023
Kein guter Mann (eBook, ePUB)
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann (eBook, ePUB)


sehr gut

(K)ein guter Mann? Auf jeden Fall ein gutes Buch!


Walter ist Briefträger mit Herz und Seele. Auch wenn Viele ihm ersteres eher absprechen wollen würden, denn Walter kann schon ein wenig pedantisch und miesepetrig auf Andere wirken, und macht sich so sein Leben vielleicht manchmal selbst ein wenig schwerer, als es sein müßte.
Als er im Postamt fürs Christkind landet, kommt ihm ein Brief an den lieben Gott in die Finger. Und entgegen aller Anweisungen, und seiner eigenen Art, antwortet er dem Schreiber: Ben – ein 10-jähriger dessen Leben alles andere, als leicht ist.

Man muß schon ein Auge zudrücken, um darüber hinwegzusehen, wie eigenwillig, ja, eigentlich schon merkwürdig die Buch-Prämisse ist, daß ein alter Mann einem kleinen Jungen helfen möchte und dabei zu merkwürdigen bis grenzwertigen Mitteln (wie zum Beispiel vorm Haus herumlungern und in die Fenster schielen) greift. Gerade weil man bei dieser Personen-Konstellation oftmals andere, böswilligere, Assoziationen hat.

Wenn man jedoch besagtes Auge zudrückt, dann erwartet einen eine Geschichte, die so ungewöhnlich ist, daß man sie selbst gelesen haben sollte.
Nicht nur weil Walter eigentlich jemand ist, dessen Handeln oftmals absolut nachvollziehbar ist (wie gesagt: Buch-Prämisse außen vor gelassen), sondern auch weil im Laufe des Buches durch Rückblenden erzählt und erklärt wird, warum Walter ist, wie er nun mal ist. Und der Buch-Titel vielleicht gar nicht so passend ist.

Dazu kommt, daß es gerade zum Ende des Buches hin zwei Momente gab, die mich so sehr überraschten, daß ich mir beim Lesen ein leises Fluchen nicht verkneifen konnte – und das ist eine gute Sache, da es mittlerweile nur noch wenige Bücher schaffen mich mit ihren Wendungen tatsächlich zu erstaunen.

Was dieses Buch außerdem geschafft hat, war mich zu Tränen zu rühren: gerade der Email-Verkehr (ja, selbst der alte Postler Walter ist irgendwann auf dieses neumodische Medium umgestiegen) zwischen Walter und Ben war so herzergreifend, daß ich nur noch zum Taschentuch greifen konnte.

Nur das Ende... Das war... Vermutlich hätte es nicht anders kommen können, aber dennoch, blieb ich ein wenig „unbefriedigt“ zurück.

Letzten Endes aber ist „Kein guter Mann“ eine (richtig gute) Geschichte über das Leben, die Liebe, Familie, Lügen und Wahrheiten, und daß all das sehr oft, sehr nah beieinander liegt, und oftmals auch einfach nur eine Frage der Perspektive ist.

Ein wirklich tolles Buch, das von mir 4,5 Sterne bekommt!

Bewertung vom 12.12.2023
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1 (eBook, ePUB)
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Krimi-Mittelmaß aus dem hohen Norden


Eine junge Frau rennt auf einen vermeintlich zugefrorenen See, bricht ein und stirbt. Sie wirkte gehetzt gibt eine Zeugin, eine alte Dame, zu Protokoll, die wie sich schnell zeigt, die Großmutter der Ermittlerin, Fredrika Storm, ist.

Und es ist nicht nur Fredrikas Großmutter die im Rahmen der Ermittlungen auftaucht. Nein, es scheint fast, als würde ihr gesamter Stammbaum (inklusive deren Bekanntschaften) zum einen oder anderen Zeitpunkt verdächtig.

Das mal dahingestellt, ist es zu Beginn schon ein bißchen schwierig bei der Masse an Namen den Überblick darüber zu behalten, wer eigentlich mit wem verwandt ist.

Und als wäre das alles nicht schon genug, ist Fredrika natürlich erst vor kurzem wieder aus der Großstadt zurück ins beschauliche und heimatliche Harlösa gezogen.
Warum? Um das zu klären muß man schon dreiviertel der fast 450 Seiten lesen. Wobei es eigentlich egal ist, da es heutzutage keine Ermittler gibt, die nicht irgendwelche Probleme haben. Und bei Fredrika ist es nicht nur dieses eine. Als „Bonus-Problem“ bringt Autorin Frida Skybäck auch noch eine in der Kindheit verschwundene Mutter mit ins Spiel.

Für mich wirkt das allerdings eher wie ein geplanter Schachzug, um einen kleinen Handlungsstrang über mehrere Bücher weiterspinnen zu können. Für wirklich Spannung hat er hier nämlich nicht gesorgt.

Aber das hat auch leider wenig der weiteren Handlung getan. Insgesamt wirkte „Schwarzvogel“ auf mich tatsächlich zu keinem Zeitpunkt wirklich spannend. Dazu waren die Ermittlungen zu behäbig, kamen die Hinweise zu spärlich und auch nur in Krumen-Form daher.
Was insofern verwunderlich war, da unsere Ermittlerin scheinbar keinen Feierabend kennt und beinahe rund um die Uhr arbeitet, dabei aber gern mal mit dem Kopf durch die Wand will oder unglaublich dumme Entscheidungen trifft.
Ganz im Gegenteil zu ihrem Kollegen Henry, der mit ihr ein Ermittler-Team bildet, bei dem für mich die Frage, ob zwischen den Beiden irgendwann etwas laufen wird, beinahe interessanter war, als der eigentlich zu klärende Fall.

Letztlich ist dieser Reihen-Auftakt daher für mich auch nur einer von vielen Krimis aus dem hohen Norden und eher im Mittelmaß zu verorten, als daß er wirklich begeistert hätte.
Aber wer weiß? Vielleicht wird der Folgeband besser. Es heißt ja nicht umsonst „Aller Anfang ist schwer.“

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2023
Skogen Dynasty / Crumbling Hearts Bd.1 (eBook, ePUB)
Wahl, Carolin

Skogen Dynasty / Crumbling Hearts Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Angenehmer Mittelmaß-Auftakt mit Luft nach oben


Mit „Skogen Dynasty“ beginnt die „Crumbling hearts“-Trilogie rund um die Geschwister Skogen von Autorin Carolin Wahl.
Im Auftakt steht der älteste Bruder Aleksander, genannt Sander, skandal-verfolgt und als Bad Boy verschrieen, im Vordergrund, der auf einer Trekking-Tour das erste Mal auf Norah trifft. Die ist, früh verwaist, in der Obhut der Großeltern aufgewachsen, deren kleines Familienunternehmen eben diese Touren anbietet.
Es scheint Liebe auf den ersten Blick zu sein. Gäbe es da nicht etliche Probleme.

Eines dieser Probleme ist durch Norahs Vergangenheit und den frühen Tod der Eltern bedingt: sie hat heftige Verlust-Ängste und geht daher größeren Gefühlen lieber aus dem Weg (oder rennt vor ihnen davon). Das wird zwar durchaus verständlich geschildert, aber sorgte gerade zum Ende des Buches hin schon für einiges Kopfschütteln.

Ein weiteres Problem: Sanders Familie. Die dortige Dynamik ist gerade im Hinblick auf den Skandal, der die beiden Protagonisten mehr oder weniger zusammenführt hat, doch arg merkwürdig und wirkte schon ein wenig an den Haaren herbeigezogen.

Über solche Dinge kann ich in dieser Art Buch (also Liebesgeschichten, die ziemlich vorhersehbar und sich lediglich durch Setting und Probleme der Protagonisten unterscheiden) eigentlich mehr oder weniger großzügig hinwegsehen.
Was mich hier aber störte, war das immer wieder angesprochen wurde, daß der Skandal eine Auswirkung auf Sanders Freund Henning gehabt haben soll. Mir konnte die Autorin aber zu keinem Zeitpunkt klarmachen, warum daß der Fall gewesen sein soll.

Auch sonst hat Carolin Wahl zwar einen angenehm flüssigen Schreibstil, aber an etlichen Stellen war mir die Sprache ein wenig zu übertrieben oder wirkte merkwürdig aufgesetzt. Ganz abgesehen von den ständig eingeworfenen norwegischen Vokabeln, die mich mit der Zeit eher nervten.

Letzten Endes war es dennoch ein ganz gut gelungener Reihen-Auftakt, der für ein paar angenehme Lese-Stunden gesorgt hat, aber mit seinem Mittelmaß aus dem Meer der New-Adult-Literatur nicht wirklich herausstechen konnte.

Bewertung vom 08.12.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


gut

Die Geschichte der Anti-Heldin geht weiter


Ich gestehe direkt zu Beginn: Ich habe tatsächlich nie „Mondscheintarif“ gelesen. Vermutlich war ich damals noch zu jung oder es entsprach nicht so wirklich meinem eigentlich Lese-Geschmack. Natürlich hab ich den Hype um das Buch und auch die Tatsache, daß der Name der Autorin in aller Munde war, dennoch mitbekommen.

Mehr oder weniger in Vorbereitung auf „Eine halbe Ewigkeit“ habe ich mir aber zumindest die Verfilmung von „Mondscheintarif“ angesehen und man merkte diesem doch schon sehr die inzwischen vergangene Zeit an. Immerhin erschien das Buch 1999, der Film 2001.

Nach fast 25 Jahren entschied sich Ildikó von Kürthy nun also die Geschichte rund um ihre Heldin (oder eigentlich doch eher Anti-Heldin) Cora Hübsch fortzusetzen; die Lücken dessen, was ihr zwischenzeitlich passierte, zu füllen.

Und das war gleichzeitig eine Menge und irgendwie nichts. Es ist, wie es ist: Das Leben geht nun mal weiter. Und so war es eben auch für Cora. Heirat, Kinder, und immer wieder Unsicherheit, was sie selbst anging. Egal, ob es um ihren Körper, ihre Einstellungen oder Meinungen ging. Alles stand ständig in Frage oder wurde noch viel lieber bemängelt und gegängelt. Und ich glaube, daß das genau das war, was es mir sehr schwer gemacht hat einen Zugang zu Cora zu finden. Vielleicht liegt es auch ein wenig an dem Altersunterschied, aber der ist mir in anderen Büchern nie so, na sagen wir unangenehm, aufgefallen.

Cora ist anstrengend. Manchmal zu Recht, viel zu oft, aber einfach „nur so“. Doch sie findet sich bald in einem neuen Freundeskreis wieder (erstaunlich wie schnell das ging), der ähnlich tickt. Bei dem Konglomerat an Namen nicht den Überblick zu verlieren, fiel mir zu Beginn ein wenig schwer. Und auch das Darüber-Hinwegsehen, wie stereotyp manche Charaktere gezeichnet werden, war nicht immer einfach. Ich denke hier war eher auf Humor ein Augenmerk gelegt worden, als auf Realitätsnähe. Nun gut.

Es ist nicht so, daß mir „Eine halbe Ewigkeit“ gar nicht gefallen hätte. Ich brauchte einfach ein wenig um ins Buch reinzukommen, aber als ich einmal im Lesefluß war, war der auch gut.
Und dennoch: Für mich war die Geschichte rund um eine Mitfünfzigerin, die scheinbar eine Art Midlife-Crisis durchmacht, schwer zu greifen. Dabei möchte ich noch nicht mal auf die eigenwillige Liebesgeschichte zu Doktor (!) Daniel Hoffmann eingehen – da muß sich jede*r eine eigene Meinung bilden. Für mich fand diese ein Ende, das anders nicht funktioniert hätte, aber wie gesagt: das muß jede*r selbst entscheiden. Sie stand einfach viel zu sehr im Vordergrund, gerade wenn man bedenkt, daß die eigentliche Geschichte dieses Buch, neben der Selbstfindung von Cora, die Geschichte Johannas, Coras bester Freundin, war. Und die hatte es echt in sich. Und war das, was mich in diesem Buch am Meisten bewegt hat. Zeigte sie doch, daß echte Freundschaft jede noch so große Liebe überdauert.
Während der Tagebuch-Aufzeichnungen zum Ende des Buches hin, die im Grunde Briefe an Johanna sind, habe ich beinahe durchgehend geweint. Von Kürthy hat es also zumindest in dieser Hinsicht geschafft mich zu überzeugen. (Aber mit Geschichten über Freundschaft bekommt man mich eben eigentlich immer.)
Der Rest des Buches ist dann vermutlich doch eher für eine andere Generation, die sich mit der Protagonistin besser identifizieren kann.

Von mir letzten Endes 3,5 Sterne!

Bewertung vom 06.12.2023
Verlogen / Mörderisches Island Bd.2 (eBook, ePUB)
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2 (eBook, ePUB)


gut

Besser, als der Auftakt und damit angenehmes Mittelmaß


Obwohl ich den Auftakt zu ihrer Serie rund um Ermittlerin Elma nicht wirklich überzeugend fand, habe ich dem zweiten Teil von Eva Björg Ægisdóttir eine Chance gegeben und bin tatsächlich positiv überrascht worden.

Auch wenn ich nicht vor lauter Spannung ans Buch gefesselt war, so las sich „Verlogen“ doch wesentlich schneller als sein Vorgänger. Die Geschichte an sich fand ich stimmiger und auch das Personen-Wirr-Warr hielt sich hier arg in Grenzen.

Es scheint als hätte Ægisdóttir ihren Groove gefunden und wüßte nun wo sie – vor allem mit ihrer Ermittlerin – hinwill. Deren Privatleben spielte hier zwar wieder eine Rolle, war aber angenehm hintergründig. Ähnlich den Ermittlungen, die hier immer ein wenig wie „nebenbei“ zu verlaufen schienen. Insgesamt machte es den Anschein, als würde auf Island alles ein wenig anders, ein wenig lockerer, laufen.

Was den Fall an sich, ein vermeintlicher Selbstmord bzw. eine Vermissten-Sache, die sich dann doch als Mord herausstellt, anging, so wurde – wieder einmal – auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt und damit gleichzeitig versucht die Leserschaft auf eine bestimmte Fährte zu führen. Da mag man drauf reinfallen. Oder eben nicht.
Letztlich hat das nicht unbedingt für Spannung, aber zumindest für eine gute Geschichte gesorgt. Und manchmal bin ich schon froh, wenn allein das der Fall ist.

Von mir gibt es dafür 3,5 Sterne und die Überzeugung auch Teil 3 lesen zu wollen.

Bewertung vom 04.12.2023
Kleine Probleme (eBook, ePUB)
Pollatschek, Nele

Kleine Probleme (eBook, ePUB)


weniger gut

Prokrastination Deluxe


Lars, 49, Vater zweier Kinder, und seines Zeichens Autor. Oder besser Möchtegern-Autor, denn wie scheinbar bei fast allem in seinem Leben hat es auch zum Schreiben des „besten Buchs der Welt“ (geschweige denn irgendeines Buches) nicht gereicht. Denn Lars hat ein Problem. Und entgegen des Titels ist es kein kleines Problem: Lars ist ein Prokrastinator Deluxe.

Und genau darum geht es in diesem Buch: Um Lars, der nichts auf die Reihe bekommt, weil er alles immer nur vor sich herschiebt. Dem klar ist, daß das so ist, aber es dennoch nicht (oder kaum) schafft irgendwas daran zu ändern.

All das in Ich-Erzählform, so daß man an jedem wirklich noch so abstrusen und abschweifenden Gedankengang, der ihm kommt, wenn immer es darum geht endlich mal was zu tun, zwangsweise teilhaben muß. Und auch wenn es gut geschrieben und durchdacht ist: Um Himmels Willen ist das anstrengend.

Ich hab mich sehr schnell gefragt, wie Lars' Familie das Leben mit ihm eigentlich aushält. Und im Laufe des Buches zeigt sich, daß das wohl tatsächlich nicht so einfach ist.

Was sich ebenfalls zeigt: Die Geschichte an sich wird auch nicht wirklich fertig.
Und so fragte ich mich am Ende des Buches, warum ich mir die Mühe gemacht habe, meine Zeit mit diesem wirklich anstrengenden Menschen zu verbringen.

Bewertung vom 03.12.2023
Ingenium (eBook, ePUB)
Trussoni, Danielle

Ingenium (eBook, ePUB)


weniger gut

Gute Idee, aber leider letztlich nur Zeitverschwendung


Ein Protagonist, der nach einem Sportunfall mit Schädelverletzung eine Insel-Begabung hat, die ihm dabei hilft Rätsel in Sekundenschnelle zu durchschauen, und eine stumme Mörderin, deren Verurteilung nach einem mysteriösen Verbrechen, fraglich erscheint und ihr Schweigen ausgerechnet gegenüber dem Rätstel-Meister brechen will – eigentlich ganz gute Voraussetzungen für einen gelungenen Thriller.

Nur leider schafft es Autorin Danielle Trussoni schon nicht die ach so spezielle Verbindung zwischen ihrer Hauptfigur Mike und der vermeintlichen Mörderin Jess, so darzustellen, daß sie glaubwürdig erscheint. Geschweige denn so, daß man für die Beiden mitfiebert.

Dazu kommt, daß sich Trussoni in einem bunten Genre-Mix, der bald selbst nicht mehr zu wissen scheint, was er eigentlich sein will, verliert. Nach meinem Dafürhalten ist „Ingenium“ jedenfalls kein Thriller.
Viel mehr wird das Ganze bald ein Konglomerat aus Fantasy- und Sci-Fi-Elementen, mit einer großen Portion religiöser Abhandlungen, einem Schwall Esoterik, und nur ganz vereinzelten Krimi-Sprenkeln.

Bei mir sorgte dieser Mischmasch (viel zu) schnell dazu, daß mein Interesse rapide nachließ und ich mich mehr oder weniger durch den Rest des Buches kämpfen mußte, weil es leider auch nicht besser wurde. Ganz im Gegenteil.

Für mich war dieses Buch somit nicht nur eine große Enttäuschung, sondern leider auch ziemliche Zeitverschwendung.

Bewertung vom 28.11.2023
Das Chaos eines Augenblicks (eBook, ePUB)
Hunter, Becky

Das Chaos eines Augenblicks (eBook, ePUB)


sehr gut

Das ganz große Gefühlskarussell


Scarlett und Evie sind seit Kindheitstagen miteinander befreundet. Dabei könnten sie kaum unterschiedlicher sein: Scarlett, mit ihrem Hang zur Selbstdarstellung, ist extrovertiert und hofft im Mode-Business Fuß zu fassen. Evie wiederum ist eher schüchtern, liebt die Musik, und muß selbst die aufgeben, als sie die Diagnose MS erhält. Und dennoch halten die Beiden zusammen wie Pech und Schwefel. Bis eines Tages ein Unglück passiert.

Denn „Das Chaos eines Augenblicks“ hadert nicht lange und macht von Anfang an klar, daß Scarlett dieses Buch, im Grunde nicht mal das erste Kapitel, überleben wird. Und gleichzeitig hat sich Autorin Becky Hunter im Gegensatz zu den Millionen „meet-cutes“, die die Buch- und Filmwelt hervorgebracht hat, eines der schlimmsten „meet-horribles“ – einen fürchterlichen Weg für zwei Menschen sich kennenzulernen – ersonnen, als Evie auf Nate trifft. Den Mann, der bei Scarletts Tod anwesend war.

Als wäre das nicht schon besonders genug, läßt Hunter Scarlett selbst als Tote noch zu Wort kommen. Als eine Art Geist oder vielleicht nur spirituelles Bewußtsein, kommentiert sie, immer wieder, in ganzen Kapiteln, das Leben von Evie und Anderen, die sie überlebt haben. Und das funktionierte – für mich – erstaunlich gut.

Ganz allgemein ist „Das Chaos eines Augenblicks“ eine der besten Geschichten, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Das mag zum Einen daran gelegen haben, daß ich Geschichten über Freundschaft liebe. Und die Freundschaft zwischen den beiden Frauen ist hier einer der großen Dreh- und Angelpunkte. Zeigt sich doch im Laufe des Buches, auch anhand von als Erinnerungen verkleideter Rückblenden, wie wichtig die Beiden schon immer für einander waren.
Dazu kommt die Liebesgeschichte zwischen Evie und Nate, die besonderer kaum sein könnte. Nicht nur wegen des speziellen Kennenlernens, sondern auch weil Beide so ihr eigenes Päckchen mit sich herumtragen. Und die Beschäftigung mit diesen Päckchen, die Darstellung vom Leben mit einer Krankheit wie MS, aber auch z.B. das (Über)leben mit Schuldgefühlen, gelingt ebenso realistisch, wie sensibel.

Es sind ganz viele kleine und größere Punkte, die hier für mich zusammenkamen und dieses Buch so besonders machten. Und ja, ich gebe zu, daß ich nahe am Wasser gebaut bin, dennoch kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel während des Lesens geweint habe. So besonders (und traurig, und dennoch schön) fand ich alles.

Nur was das Ende angeht bin ich zwiegespalten und weiß noch immer nicht, ob ich es liebe oder irgendwie doch fürchterlich finden soll. Vermutlich ist es eine Mischung aus Beidem.
Aber hier sollten sich geneigte Leser*innen selbst ein Bild machen, denn ganz unabhängig vom Ende, ist dieses Buch das Lesen allemal wert.

Bewertung vom 26.11.2023
Und wir tanzen, und wir fallen (eBook, ePUB)
Newman, Catherine

Und wir tanzen, und wir fallen (eBook, ePUB)


sehr gut

Bis daß der Tod sie scheidet


Edi und Ash sind Freundinnen seit Kindheitstagen. Daran ändert sich auch nichts, als Edi krank wird.

Man möchte meinen, daß ein Buch, in dem es ums Hospiz und (das Warten auf) den Tod geht, eine bedrückende, dunkle, vielleicht sogar deprimierende Grundstimmung hat. Ja, all das ist Teil von „Und wir tanzen, und wir fallen“, aber letzten Endes schafft es Autorin Catherine Newman durch eine ganz eigene Art von Humor (vermutlich sogar ihre ganz eigene Art von „Galgenhumor“) diesem Buch noch eine ganz andere, besondere Note zu geben.

Durch als Erinnerungen verkleidete Rückblenden geht es immer wieder eben nicht nur ums (Über)leben im Hospiz, sondern vor allem um die Freundschaft der beiden Frauen.

Ansonsten ist überraschenderweise Ash die Hauptfigur des Buches, die auch als Ich-Erzählerin fungiert, so daß man mehr in ihr Leben, als in Edis langsamen Sterben involviert ist.

Das ist gewagt, funktioniert im Gesamtspiel aber sehr gut.
Nicht jede*r mag Ashs Art und Weise, ihr Handeln und Denken nachvollziehen können, aber letztlich geht doch jede Person anders mit Trauer um. Und die tritt halt manchmal schon ein, selbst wenn der Tod „lediglich absehbar“ ist.

Anhand der persönlichen Anmerkungen der Autorin am Ende des Buches, gehe ich davon aus, daß zumindest ein Teil dieser Geschichte autobiographisch ist. Etwas, das ich mir aber anhand der Erzählweise und der vielen kleinen und größeren Details und Merkwürdigkeiten, in denen die Freundschaft zwischen Edi und Ash hier beschrieben wird, schon gedacht habe. Und so für mich diese Geschichte nur noch besonderer macht.

Als jemand mit einem Faible für Bücher über Freundschaft, nimmt dieses noch mal einen ganz speziellen Stellenwert ein, da die Freundschaft hier endet, weil jemand stirbt, nicht weil man sich freiwillig entschieden hat, sie zu beenden. Und doch ist es ein Buch über sehr viel mehr als „nur“ Freundschaft.

Denn alles in allem ist „Und wir tanzen, und wir fallen“, abgesehen vom merkwürdig gewählten deutschen Titel, zwar eine besondere Geschichte über Freundschaft, die definitiv zu berühren weiß, aber eben auch über den Tod, die Liebe, das Leben und vor allem über die Gefühle derjenigen, die „bleiben“.