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Benutzername: 
redcappy
Wohnort: 
Kelkheim

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2024
The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding
Green, Hank

The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding


sehr gut

Faszinierend phantastisch

"The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding" ist eine faszinierend phantastische Geschichte.
Zunächst beginnt sie wie eine Geschichte über soziale Medien und welchen Einfluß sie auf die Gesellschaft insgesamt und auch einzelne Personen im besonderen haben (können). Im Laufe der Zeit wird sie aber immer fantastischer und entfernt sich vom real Vorstellbaren.
April May, Absolventin einer Kunsthochschule, kommt mitten in der Nacht auf ihrem Heimweg an einer offensichtlich vorher nicht dagewesenen Roboterstatue vorbei, die sie so fasziniert, dass sie ihren Freund und ehemaligen Kommilitonen Andy aus dem Bett klingelt, damit er mitten in der Nacht noch ein Video von der Statue dreht. Das ist der Beginn einer steilen Social Media Karriere. Die gleiche Roboterstatue ist an 63 weiteren Orten auf der Welt aufgetaucht und keiner weiß, wer der Urheber ist. Das Video von April und Andy ist zwar nicht das einzige, erregt aber anscheinend die größte Aufmerksamkeit und so werden April und Andy im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht zu Medienstars und auch reich.
Hank Green beschreibt eindrücklich, wie die mediale Aufmerksamkeit süchtig machen kann. Aber auch, wie unbarmherzig und knallhart das Geschäft mit der Öffentlichkeit ist.
Die Charaktere sind vielschichtig dargestellt und man fiebert durchaus mit ihnen mit. Allerdings gibt es an der ein oder anderen Stelle auch Ungereimtheiten, die mich etwas irritiert haben.
Insbesondere das Ende kommt dann etwas überraschend und ist nicht wirklich eindeutig, so als ob der Autor sich nicht sicher war, ober er sich die Option einer Fortsetzung offen halten möchte, oder nicht.

Aber lest selbst. Insgesamt fand ich das Buch lesenswert und an keiner Stelle langweilig.

Bewertung vom 30.03.2024
Sylt im Getriebe
Thesenfitz, Claudia

Sylt im Getriebe


ausgezeichnet

Koumpounophobie!

Cover und Titel machen Lust auf eine literarische Auszeit an der Nordsee. Weißer, weicher Sand, Leuchtturm in den Dünen, strahlend blauer Himmel mit ein paar Schön-Wetter-Wölkchen, eine leichte Brise die durch die Haare der Frau weht, die dem Betrachter den Rücken zukehrt. Man hört die Möwen am Himmel regelrecht kreischen, riecht die salzige Meerluft.

Marina, eine Mittfünfzigerin, gefangen in einer lieblosen Ehe mit einem durch und durch patriarchalen Ehemann, der sie nicht mehr als Frau sondern eigentlich nur noch als nützliches Inventar seines Hauses sieht, erreicht der Hilferuf ihrer Cousine. Sabine betreibt einen e-bike-Verleih auf Sylt und braucht dringend kurzfristig eine Vertretung.
Marina ergreift die Chance, obwohl sie eigentlich panische Angst davor hat und bricht aus ihrem Alltag und vor allem aus dem Alltag ihres Ehemannes aus.

"Sylt im Getriebe" ist an keiner Stelle langweilig. Man will stets wissen, wie es mit Marina, dem Fahrradverleih und dem Schäfer Inger weitergeht. Es ist eine Geschichte darüber, dass in uns Frauen oftmals so viel mehr steckt, als wir und leider auch als viele Männer es uns zugestehen wollen. Und es ist eine Geschichte darüber, dass man mit Mitte 50 nochmal richtig durchstarten kann, auch wenn einen nur noch vielleicht 20-30 gute Sommer erwarten.

Herzhaft lachen musste ich bei der Erwähnung dieser seltsamen Angst, bzw. dem Ekel vor Knöpfen "Koumpounophobie", denn die kenne ich leider selbst nur zu gut, sonst normalerweise aber niemand.

Ein tolles mutmachendes Buch, vor allem für "Klima-Queens" und solche, die es werden wollen.

Bewertung vom 14.03.2024
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Berg, Sibylle

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter


ausgezeichnet

Das Cover hat mich gleich angelacht, obwohl es so schwarz ist, mit dem rosa-farbenen Titel als einzigem Farbtupfer. Lisa und Walter auf einem Meteoriten fliegen auf die Erde zu und haben Pizza als Proviant. Was in diesem Buch wohl drinsteckt.

Es geht um das Erdenmädchen Lisa, deren Eltern sich nach dem Verlust ihrer Arbeitsplätze nicht mehr wirklich für Lisa und die Welt um sie herum interessieren. Es ist kein Geld da, Lisa kümmert sich um alles und hat eigentlich nichts. Aber Lisa ist hochintelligent und in Bezug auf ihr Spezialwissen ihren Mitschülern weit überlegen. Aber sie macht sich klein, damit nicht auffällt, dass wie es in ihrem zuhause und in ihr aussieht. Das macht sie zur Aussenseiterin und zum Mobbingopfer. Dann kommt Walter auf die Erde und in ihr Leben.

Ein Comicroman zu einem Thema, das leider immer wichtiger wird in unserer Welt. Es stecken superviele Themen in diesem Buch und man muss es sicher mehrfach lesen, um immer wieder neue Facetten zu erkennen. Am Ende gibt es ein Happy End, dass ich jedem Opfer von Mobbingattacken wünsche.

Das Buch ist witzig gestaltet und obwohl alle Illustrationen schwarz-weiß sind, oder vielleicht gerade deshalb, ist man mitten drin und kann sich vorstellen, wie Lisa die verschiedenen Situationen erlebt.

Ich finde den Comicroman toll und würde ihn jederzeit empfehlen für Kinder ab der 3. Klasse, evtl. auch noch Anfang der weiterführenden Schule. Es regt an, über den Umgang miteinander nachzudenken.

Bewertung vom 06.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


sehr gut

Authentische Erzählung einer Fluchterfahrung.

Ein Mädchen im Kindergartenalter erzählt von der versuchten und gescheiterten Republikflucht der Eltern. Von Trennung im Osten und Wiedersehen im Westen. Vom Versuch zu verstehen, was in den Erwachsenen vor sich geht. Vom Dazugehören wollen. Aus dem Kindergartenkind wird ein Schulkind, dann ein rebellierender Teenager. Dann fällt die Mauer und plötzlich ist nichts mehr, wie es war, sind die ehemaligen Freunde von drüben jetzt "Ossis".

Die Welt steht Kopf für die Erzählerin, das drückt schon das sehr passend gewählte Titelbild eines Mädchens auf der Schaukel aus.

Der Erzählstil ist kühl und distanziert gleichzeitig wird der Leser mitgenommen in die Zerrissenheit der Protagonistin, wird emotional berührt, lebt mit ihr mit.

Ich fühlte mich zurückversetzt in meine Kindheit, meine Jugend, konnte die Zeit aus den Augen der Erzählerin mit einem ganz neuen Blick noch einmal rekapitulieren.

Irritierend war am Ende der Epilog, der inhaltlich nichts wirklich mit der Geschichte zu tun hatte, der eigentlich nicht dazugehörte. Aber vielleicht ist das ja der Punkt, so wie die Erzählerin in keiner der geschilderten Welten wirklich dazugehörte, so gehörte der Schluß nicht wirklich zur Geschichte.

Ich fand das Buch lesenswert, glaube aber, dass man die geschilderte Zeit aus eigener Anschauung kennen sollte, um die Geschichte nachvollziehen zu können.