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Anne Lay

Bewertungen

Insgesamt 157 Bewertungen
Bewertung vom 05.07.2022
Jahre im Wandel (eBook, ePUB)
Marienhagen, Elisabeth

Jahre im Wandel (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Beginnend mit dem Jahr 1924 begleite ich Magdalena, deren Geschichte ich noch nicht kenne - es war das erste Buch der Reihe für mich.

Das harte Leben auf dem Land mit viel Arbeit von früh bis spät, die auch durch Knechte und Mägde nur "so gerade" zu schaffen ist, beeindruckt mich. Ohne die vielen Kleinigkeiten, die unseren heutigen Alltag erleichtern, muss Magdalena auskommen und tagtäglich ihre Aufgaben meistern.

In diesem Band geht es um die Zeit, in die Hitlers Machtergreifung fällt. Erste Ereignisse, die ihn betreffen, aber noch als nebensächlich eingeschätzt werden, dann die Veränderungen in der Dorfgemeinschaft bis hin zum Krieg machen dieses Buch für mich zu einem Stück erlebbarer Geschichte. Dabei sind sowohl die Hauptcharaktere, wie auch die Nebenfiguren im Buch für mich sehr eindrücklich und liebevoll entworfen und gezeichnet. Ich leide mit ihnen, erlebe ihre Furcht und Sorgen und fühle mich an Erzählungen meiner Eltern erinnert, die - Jahrgang 20 - von früher erzählten, oder eben auch nicht erzählten, weil die Zeit für sie abgeschlossen war.

Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen, immer gespannt, was nun folgen wird. Dabei habe ich einiges über jüdische Lebensweisen erfahren und darüber, wie diese unselige Zeit ihren Anfang nahm. Gerade habe ich mit Band 1 begonnen, weil mir der Erzählstil, lebendig und bildhaft, so gut gefällt. Auch finde ich es wunderbar, mir aus der Sicht einer fiktiven Figur ein Bild früherer Zeiten zu machen. Weil mich das seit jeher bei historischen Romanen fasziniert: Was machen die "großen" Ereignisse früherer Zeiten mit den einfachen Menschen? Wie haben sie gelebt und gedacht?

Bewertung vom 01.07.2022
Dänische Brandung / Gitte Madsen Bd.4
Gronover, Frida

Dänische Brandung / Gitte Madsen Bd.4


ausgezeichnet

Gitte hat deutsche und dänische Wurzeln, so erfahre ich zu Beginn dieses Krimis, ist in Deutschland aufgewachsen, hat sich aber seit einigen Jahren ihrem dänischen Erbe zugewandt und lebt auf der Insel Falster. Sie hat eine Stelle als Bestatterin und in dieser Funktion entdeckt sie eine Auffälligkeit, nachdem ihr gleich mehrere Bekannte bestätigt haben, dass ... vollkommen überraschend so früh verstorben sei. Sie informiert die Behörden über ihren Verdacht und der Krimi beginnt.

Ich selbst liebe Dänemark und die Menschen dort, daher musste ich diesen Krimi lesen. Gitte ist in Deutschland aufgewachsen und damit ergibt sich eine nächste Parallele, nämlich ihre Herkunftsstadt Münster. Eine WestfälIn ermittelt in diesem Krimi und ich habe schon zwei Gründe, gespannt weiterzulesen.

Wie es sich gehört, gibt es Gute und Böse, scheibchenweise Hintergründe und Informationen zum Fall und zu Gittes Vergangenheit. Ich erfahre, dass Mads, ihr dänischer Vater, überraschend wieder aufgetaucht ist und erlebe mit ihr die Annäherung, das Fremdsein dieses Menschen, der vor Jahren aus ihrem Leben verschwunden ist.

Der Krimi ist spannend erzählt und es gibt einige unerwartete Wendungen für mich. Dies zu lesen, während ich in meinem Urlaub in Dänemark vor dem Ferienhäuschen sitze, hatte einen besonderen Reiz.

Schade fand ich, dass die Beschreibungen von Marielyst sehr sparsam gesetzt waren, da hätte ich mir noch etwas mehr dänische Lebensart und Landschaft gewünscht, auch um nach Unterschieden zwischen Nord- und Ostsee zu schauen - so es diese denn gibt. Auch nach zwanzig Dänemarkurlauben war ich noch nicht auf Falster. Auch das Knistern zwischen Ole, dem örtlichen Polizisten, und Gitte kam etwas kurz. Vielleicht war das in den vorangegangenen Bänden anders, das müsste ich dann einmal nachlesen. Denn "Dänische Brandung" war für mich der Einstieg in die Reihe um Gitte und ihre Umsiedlung nach Dänemark, aber sicher nicht das letzte Buch, das ich von der Autorin lesen werde.

Bewertung vom 20.06.2022
Arnulf. Der Herr der Elbe
Focken, Robert

Arnulf. Der Herr der Elbe


ausgezeichnet

Für mich war es der Einstieg in die Reihe über Arnulf, einen Krieger, der eine Burg am Lauf der Elbe errichtet hat und dort nun wie ein Fürst über die Seinen und das Land wacht.

In einem ausgewogenen Mix aus privatem und den Geschehnissen der Zeit, erlebe ich ein Stück Geschichte und tauche ein in längst vergangene Tage.

Arnulf, so erfahre ich, hat einst König Karl gedient. Inzwischen ist er sein eigener Herr und leitet umsichtig eine Schar von Kriegern und auch seine eigene Familie. Von zwei Söhnen und einer Tochter wird berichtet, die so unterschiedlich sind. Während der Erstgeborene Arthur sich als Krieger beweisen will und diesbezüglich einige Fähigkeiten und Erfahrungen hat, schlägt sein Bruder Grimbald in eine vollkommen andere Richtung. Er liest und schreibt an einer Saga, ein Fersari ... Roswith ist eine intelligente junge Frau, über die ich einiges über das damalige Leben, die Aufgaben in einem Haushalt und die Träume erfahre ...

In einem anderen Erzählstrang erlebe ich, was am Hof Karls des Großen beraten und beschlossen wird. Noch ist dieser "nur" König, doch am Ende des Buches zeichnet sich ab, wie er an die Kaiserkrone zu kommen hofft. Auch er hat Söhne, die seine Interessen im Reich vertreten, ihren Aufgaben nachkommen.

Was mich bei historischen Romanen fasziniert, ist eben diese Mischung aus Historie und Fiktion, die mir ermöglicht, mich in die Vergangenheit hineinzudenken und zu fühlen. Junge Menschen mit ihren Träumen zu erleben, anders als heute natürlich, aber auch ähnlich, wenn es um erste Beziehungen geht, um Zukunftsträume, eingeordnet in die "große Politik" jener Zeit. Intrigen und Ränke - ob am Hof Karls oder in der Heimat Arnulfs - oder das Streben nach tragfähigen Bündnissen mit den Nachbarn, Dänen und Slawen, haben mich gespannt weiterlesen lassen.

Ich habe großen Respekt vor den Recherchen, die hinter einem solchen Werk stehen. Wenn es dann noch gelingt, all das in einer gut verwobenen Geschichte zu erzählen, begeistert mich das so, dass ich nun beginnen werde, die anderen Teile der Reihe zu lesen. Schließlich muss ich wissen, was es mit der Irminsul - jener Himmelssäule der Sachsen - auf sich hat.

Bewertung vom 01.05.2022
Gretas Erbe / Die Winzerin Bd.1
Engel, Nora

Gretas Erbe / Die Winzerin Bd.1


ausgezeichnet

Greta wächst bei der Winzerfamilie Hellert auf, immer in dem Bewusstsein, dass sie nicht dazugehört. Das sei besser so, meint ihre Ziehmutter.

Alle müssen mit anpacken auf dem Weingut, ob nun der Hoferbe Johann, der frisch heimgekehrte Robert und auch Renate, wobei diese sich häufig erfolgreich um die Arbeit drückt, weil sie doch die Sekretärinnenschule besucht und so geschafft ist ... oder andere Gründe vorschützt. Der Vater wacht streng über Hof und Arbeit.

Mir gefällt dieser Einblick in eine Familie im Umbruch der Zeiten. Die Siebziger waren das Jahrzehnt, das auf die 68er-Bewegung folgte und in Politik und Gesellschaft viele Umbrüche verzeichnete. Diese sind in dem Roman angesprochen und werden von den Beteiligten erlebt. Dadurch werden sie in meiner Erinnerung wieder lebendig, wobei ich damals zu klein war, um mir Gedanken über die gesellschaftlichen Fragen zu machen.

Insofern war es für mich ein spannender Einblick in meine eigene Geschichte, bei dem ich erfahren konnte, was ich als Kind in den 70ern nicht so recht verstanden habe.

Die Schilderungen sind bunt und lebendig und haben mich eintauchen lassen in den harten Alltag der Winzerfamilie. Am Ende - da bleiben einige Fragen offen, die im zweiten Band erzählt werden, auf den ich mich schon freue.

Bewertung vom 13.03.2022
Zwischen Liebe und Berufung / Die Dorflehrerin Bd.1
Seidl, Bettina

Zwischen Liebe und Berufung / Die Dorflehrerin Bd.1


ausgezeichnet

Antonie Weber kommt als frischgebackene Lehrerin ins Berchtesgadener Land. Auf ihrem Fußweg hinauf ins Dorf gerät sie auf dem letzten Wegstück in ein Unwetter. Tropfnass stellt sie sich im Rathaus vor und trifft auf einen mehr als unwilligen Bürgermeister, der eigentlich einen Mann erwartet hatte.

Vorurteile und ein heruntergekommenes Schulhaus erwarten Antonie, doch die lässt sich nicht unterkriegen und schließt nach und nach Bekanntschaften im Dorf. Ihre Schüler scheinen mir manchmal fast zu brav, auch wenn ihre "neue" Art des Unterrichtens vielleicht sogar die Neugier der Kinder geweckt hat.

Ich hatte großen Spaß daran, mitzuverfolgen, wie es Antonie ergeht. Zum einen liebe ich historische Romane und das Thema "Lehrerin" um 1911, mit den Schwierigkeiten einer adäquaten Ausbildung, dem Lehrerinnenzölibat und eben mit der Akzeptanz einer fremden Dorfgemeinschaft hat mich gespannt weiterlesen lassen. Es passiert einiges, das ich hier nicht vorwegnehmen möchte. Auch der Revierförster kreuzt mehrfach Antonies Weg und ich war gespannt, wie das Buch ausgehen würde, um mich dann überraschen zu lassen.

Kurz: Es war für mich ein farbig und lebendig geschilderter Ausflug in vergangene Zeiten und in die fernen Berge. Vielleicht mit einem Hauch Kitsch, aber nie fand ich die Idylle zu dick aufgetragen, sondern habe gebannt weitergelesen.