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Benutzername: 
beastybabe
Wohnort: 
Ansbach

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 30.03.2023
Die marmornen Träume
Grangé, Jean-Christophe

Die marmornen Träume


ausgezeichnet

Das ist wieder mal ein Buch mit Nachhall, am Ende hätte ich mir noch einen kleinen Epilog gewünscht mit einem Blick in die Zukunft, aber im Großen und Ganzen wissen wir ja alle, wie es damals endete.

Der Autor erzählt uns die Geschichte dreier Menschen, die das Schicksal zusammenbringt und die trotz ihrer Unterschiede im Lauf der Zeit zu einem tollen Team werden.

Der Psychiater Simon Kraus, die Adelige Minna von Hassel und der Gestapo-Mann Franz Beewen versuchen gemeinsam, die Morde an mehreren Frauen aufzuklären. Die Opfer sind allesamt gut betuchte Damen mit Männern aus der Nazi-Oberschicht und gehören dem Wilhelmsklub im Hotel Adlon an. Brutal ausgeweidet werden sie gefunden und vom Täter fehlt lange jede Spur.

Die Ermittlungen führen zunächst in SS-Kreise, was die Sache für Franz nicht gerade einfacher macht. Wenn er versagt, kann das für ihn schlimme Konsequenzen haben. Er riskiert schon viel, indem er zwei Zivilisten mit einbezieht.

Das Buch startet etwas gemächlich, wir lernen zunächst Simon Kraus kennen. Er behandelt als Psychoanalytiker reiche Frauen, die ihm seine Alpträume anvertrauen.

Da eine seiner Klientinnen das erste Opfer der Mordserie ist, steht bald Franz Beewen vor seiner Tür. Die Männer trauen und mögen sich zunächst überhaupt nicht, stammen sie doch nicht zuletzt auch aus völlig unterschiedlichen Schichten der Gesellschaft.

Das Trio wird komplettiert von einer weiteren Psychiaterin: Minna von Hassel betreut in ihrem Institut den Vater von Franz und sie kennt Simon aus früheren Zeiten. Bald gehen sie gemeinsam auf Spurensuche - und begeben sich auch selbst in so manche Gefahr.

Besonders an diesem Buch ist nicht nur der Schreibstil. Grangé spielt mit den Worten, er setzt ungewöhnliche Metaphern ein, beschreibt seine Schauplätze immer sehr lebendig und anschaulich. Auch die Figuren sind extrem vielschichtig und facettenreich und entwickeln sich im Lauf der Geschichte in einer Art und Weise, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, die Übergänge scheinen oft fließend.

Zunächst spielt sich alles innerhalb eines recht kurzen Zeitraums ab im Jahr 1939, um dann Ende 1942 fortgesetzt zu werden. Wir werden Zeuge der besonderen Gräuel dieser Epoche, die der Autor in vielen Szenen eindrücklich und oft emotional schildert. Es wird auch mal sehr blutig und grausam, aber nicht nur physisch sondern auch psychisch ist es stellenweise schwer zu ertragen. Führt man sich vor Augen, dass es sich bei vielen Szenen um traurige Realität handelt, dann zieht einen diese Geschichte noch mehr in ihren Bann.

Was die Auflösung der Mordserie betrifft gibt es viele Irrwege, falsche Spuren und überraschende Wendungen. Trotz allem zieht sich ein roter Faden durch das Buch und alles wird am Ende stimmig aufgelöst.

Dass das Buch fast 700 Seiten umfasst, merkt man bald nicht mehr. Trotz der Schrecken der Story habe ich mich mit den Figuren irgendwann so wohl gefühlt, dass ich gerne noch weiter gelesen hätte.

Es ist kein ganz typischer Grangé, aber der tolle Schreibstil und die durchgehende (wenn auch oft unterschwellige) Spannung sind auf einem Niveau, wie man es kennt. Ein gelungener Thriller, der im Gedächtnis bleibt.

Bewertung vom 07.02.2023
Einfach schnell vegan
Romaniszyn, Anja

Einfach schnell vegan


ausgezeichnet

Vor einiger Zeit hatte ich schon einmal beschlossen, mich überwiegend vegan zu ernähren und war auf einem guten Weg. Leider habe ich mich dann vom Alltag und den Essgewohnheiten meiner Umgebung wieder etwas abbringen lassen davon. Als ich jetzt so durch dieses Kochbuch geblättert habe, wurde ich wieder an einige Gerichte erinnert, die ich damals auch schon zubereitet hatte. Auch einige Basics, wie Hefeschmelz finden sich im Buch.

Anja Romaniszyn verspricht einfache Gerichte, die in weniger als einer halben Stunde zubereitet sind. Dabei verwendet sie Zutaten, die man zumeist schon zu Hause hat. Das sind Voraussetzungen, die mir sehr entgegenkommen, denn Rezepte mit ellenlanger Zutatenliste und komplizierter Zubereitung schrecken mich immer sofort ab.

Nach einem kurzen Vorwort sind die Rezepte in sechs Kategorien eingeteilt: vom Frühstück über Pasta, Aufläufe und Fingerfood bis hin zu Kuchen und Desserts ist alles vertreten. Da findet sicher jeder was Passendes.

Oft verwende ich Kochbücher eher als grobe Anregung und variiere die Rezepte je nach Lust und Laune und dem, was der Vorrats- oder Kühlschrank gerade so hergibt. Dazu eignet ich das Buch auch wirklich toll.

Super finde ich auch die ansprechenden Fotos, die jedes Rezept begleiten. Das macht sofort Lust aufs Nachkochen.

Die Mengen- und Zeitangaben sind meistens ganz passend angegeben, also es funktioniert auch, wenn man streng nach Rezept kocht.

Einige Sachen habe ich bereits ausprobiert und es war für mich jetzt auch ein Ansporn, den Weg zur veganen Ernährung wieder verstärkt einzuschlagen! Dafür danke ich der Autorin und empfehle das Buch gerne weiter.

Bewertung vom 06.02.2023
Isengrim
Görg, Christoph

Isengrim


ausgezeichnet

Christoph Görg hat sich mit dieser Reihe etwas ganz Besonderes ausgedacht: er schickt einen jungen Mann aus dem Jahr 2017 direkt ins finsterste Mittelalter nach 1193.
Wie genau Niki (Nikolaus) Wolff dort landet, bleibt zwar technisch sein Geheimnis, aber dieser kleine Ausflug in die Science-Fiction oder Fantasy-Ecke macht auch nur einen geringen Teil der Reihe aus. Auch für den Protagonisten selbst ist das „Wie“ und „Warum“ irgendwie nie wirklich ein Thema, er entscheidet sich schnell ganz bewusst für das Leben in der Vergangenheit. In „Isengrim“ finden sich auch keine Szenen mehr aus seinem „modernen Leben“, alles spielt sich im Mittelalter ab.
Während er mit seinen neuen Freunden – und vor allem mit seiner Liebsten Engel(trud) – in den ersten beiden Bänden zahlreiche Abenteuer überstehen muss, findet Niki in Band 3 seine Bestimmung als kriminelle Spürnase.
Im Auftakt „Troubadour“ muss er sich erst einmal in seinem neuen „alten“ Leben zurechtfinden und wird dabei gleich mit niemandem Geringeren als Richard Löwenherz konfrontiert. Im Nachfolgeband „Reliquiae“ müssen Niki und seine Gefährten einen historischen Roadtrip überstehen und im fernen Konstantinopel nach einem außergewöhnlichen Mitbringsel suchen.
Beide Bücher habe ich mit Begeisterung gelesen und würde jedem raten, die Reihenfolge einzuhalten, da sich die Figuren schon sehr weiter entwickeln und man dann mehr Hintergrundwissen mitbringt. Natürlich könnte man aber grundsätzlich auch alle Bände getrennt voneinander verstehen, denn sie enthalten ja immer in sich abgeschlossene Geschichten.

In „Isengrim“ finden wir im Gegensatz zu den Vorgängern ein sehr komprimiertes Setting: wie der Untertitel besagt, spielt sich alles innerhalb von sieben Novembertagen des Jahres 1194 ab. Auch die Schauplätze sind nicht so vielfältig wie wir es von den ersten Bänden kennen.
Dank des sehr lebendigen und atmosphärischen Schreibstils kann man sich die Orte immer bestens vorstellen. Niki zieht auch oft Parallelen zur Gegenwart, so dass man sich die Schauplätze im heutigen Zustand auch selbst ansehen könnte.

Die Figuren sind durchweg vielschichtig und wirken sehr real; vor allem Niki, seine Engel und deren Bruder sind mir bereits sehr ans Leserherz gewachsen. Der Autor schließt alle Bereiche des Lebens mit ein, es gibt kaum Tabus und die Emotionen der Protagonisten machen das Gelesene noch greifbarer und lebendiger. Man kann mit den Figuren lachen, weinen und bangen – eine gelungene Mischung für uns Leser!
Natürlich gibt es auch weniger freundliche Zeitgenossen, die müssen auch sein für eine runde Story.

Das Buch beginnt mit einem grausamen Mord, dem ausgerechnet Engels sehr gute Freundin zum Opfer fällt. Ein Schuldiger ist schnell ausgemacht, doch Niki ist sicher, dass es sich dabei nur um einen Sündenbock handelt, damit die Stadtwache die Sache wieder zu den Akten legen kann. Er beschließt, den wahren Täter ausfindig zu machen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. Tatkräftige Unterstützung erhält er dabei von Engels Bruder und einigen anderen lieben Mitstreitern.
Super fand ich, dass Niki als Hauptfigur trotzdem nicht der unfehlbare Über-Held ist, sondern durchaus öfters nur die zweite Geige spielt, wenn es um die wichtigen Schlussfolgerungen bei der Aufklärung des Falles geht.
Die Geschichte ist spannend, fesselnd und geprägt von falschen Fährten und überraschenden Wendungen – eben ein richtiger Krimi. Die Auflösung fand ich sehr gelungen und stimmig. Ein bisschen Action gibt es auch mal zwischendurch, es wird nie langweilig beim Lesen.

Jetzt freue ich mich sehr auf den nächsten Teil, in dem Niki und Engel ganz neue Herausforderungen meistern müssen, aber ich will noch nicht zu viel verraten. Ich mag die Reihe und empfehle die Bücher gern weiter an Leser, die historische Romane und spannende Geschichten lieben.

Bewertung vom 22.01.2023
In tiefen Seen / Commissario Grauner Bd.8
Koppelstätter, Lenz

In tiefen Seen / Commissario Grauner Bd.8


ausgezeichnet

Die Südtirol-Krimireihe von Lenz Koppelstätter liebe ich sehr und habe bisher fast alle Bände gelesen. Es ist immer wieder toll, Neues von den lieb gewonnenen Figuren zu erfahren.

Im Mittelpunkt steht Kommissar Grauner, der im Herzen eher Kuhbauer als Polizist ist, der aber trotzdem jeden seiner Fälle mit vollem Einsatz löst. Dabei wird er tatkräftig unterstützt von seinem Kollegen Saltapepe, der aus dem sonnigen Sizilien ins beschauliche Südtirol versetzt wurde. Außerdem ist Grauners Assistentin Tappeiner noch mit von der Partie, die auch alles gibt, um Licht ins Dunkel zu bringen.

In diesem Buch haben sie es mit einem besonders grausamen Mordfall zu tun: ein Künstler wird auf offener Wiese getötet und schlimm zugerichtet. Die Dorfgemeinschaft schweigt, obwohl sie die Schreie des Opfers gehört haben müssen ... was steckt dahinter?

Die Ermittlungen führen bald in die Kunstszene und außerdem in die Vergangenheit. Grauner und sein Team knien sich so rein, dass sie bald selbst alle mehr oder weniger in Gefahr schweben. Es gibt viele Verdächtige und einige der Spuren führen ins Leere, zusätzlich sorgen überraschende Verbindungen in der Vergangenheit für fesselnde Leseunterhaltung.

Dank des lebendigen und atmosphärischen Schreibstils ist man immer mittendrin. Als Verfilmung könnte ich mir die Reihe auch super vorstellen. Die Charaktere sind liebenswürdig und wirken authentisch. Besonders gefällt mir auch der Humor, der in diesem Band nicht zu kurz kommt, manchmal nur unterschwellig, aber oft auch begründet durch die Eigenheiten der Figuren.

Ganz nebenbei konnte ich auch in diesem Band wieder ein bisschen Neues erfahren, diesmal über die Kriminalität in der Kunstszene.

Der Krimi ist ein kurzweiliges Lesevergnügen, bei dem man meist gar nicht merkt, wie schnell man die Seiten umblättert. Die Story ist fesselnd, bestens durchdacht und am Ende stimmig aufgelöst. Etwas Sorgen macht mir das Ende und ich hoffe nicht, dass es bedeutet, dass Grauner tatsächlich nun in den Ruhestand gehen möchte. Ich würde gern noch mehr von ihm lesen.

Bewertung vom 14.12.2022
Moorgrab
Silber, Eva-Maria

Moorgrab


ausgezeichnet

Inspiriert durch eine wahre Begebenheit hat sich Eva-Maria Silber hier wieder einmal einen tollen Krimi ausgedacht: in einem Moortümpel werden zwei alte Autos entdeckt, in denen mehrere Leichen liegen. Was hat es damit auf sich?

Dieses Rätsel muss die neu gegründete Cold Case - Truppe lösen, die letztendlich erst mal nur aus zwei Personen besteht: dem oft etwas miesepetrigen Kommissar Torben Montag und seiner jungen, asiatischen Kollegin Effi Lu. Im Laufe der Ermittlungen werden die beiden ein richtig gutes Team, das mir auch durchaus sympathisch war. Ich könnte mir auf jeden Fall noch mehr Fälle mit den beiden vorstellen, was ja am Ende auch angedeutet wird und auf Fortsetzung hoffen lässt ...

Der Schreibstil ist schnörkellos, sehr gut und flüssig lesbar mit oft knappen Sätzen und der gewissen Prise Humor, die oft im Detail steckt. Die Schriftgröße der Printausgabe ist angenehm und man kann das Buch eigentlich gut in einem Rutsch durchlesen.
Dafür sorgt auch die konstante Spannung, die sich durch die ganze Geschichte zieht. Als geübter Krimileser kann man zwar durchaus bald ahnen, in welche Richtung es geht, aber das Ende war dann trotzdem überraschend. Leider für mich persönlich nicht ganz schlüssig und glaubwürdig, aber die letzten Seiten gewichte ich mal nicht mehr als den Rest, so dass ich hier insgesamt nur einen halben Stern abziehen würde.

Die Figuren haben Ecken und Kanten, wie im richtigen Leben. Genauso mag man manche Leute, während einem andere mächtig auf die Nerven gehen ... das ist auch in diesem Buch eindrucksvoll der Fall. So eine Nerv-Figur war für mich die Ex-Freundin von Kommissar Montag, die einfach Beruf und Privatleben nicht trennen kann und leider für ordentlich Mobbing sorgt.
Montag selbst ist mal so, mal so: einerseits wirklich ein lieber Kerl mit lichten Momenten, andererseits oft auch ein launischer Kotzbrocken. Effi Lu dagegen erscheint oft reichlich naiv, hat aber eigentlich sehr viel Grips und noch ein kleines Durchsetzungsproblem. Ihre Versuche, nicht anzuecken und alles möglichst richtig zu machen, sorgen für manch lustige Szene.

Insgesamt empfand ich den Krimi als interessant, sehr gut lesbar, fesselnd und auch informativ, was die Ermittlungsmethoden (Gerichtsmedizin etc.) angeht. Ein rundum gelungenes Buch mit der richtigen Mischung aus Spannung, Emotionen, Privatleben und Ermittlungsarbeit, für mich lediglich etwas getrübt durch das Ende.

Bewertung vom 09.11.2022
Amissa. Die Überlebenden / Kantzius Bd.3
Kodiak, Frank

Amissa. Die Überlebenden / Kantzius Bd.3


ausgezeichnet

Das Buch ist der abschließende Teil einer Trilogie rund um die Organisation "Amissa", die sich der Suche nach verschwundenen Personen verschrieben hat.
Leider kannte ich die beiden Vorgängerbände nicht und ich hatte auch an vielen Stellen das Gefühl von Wissenslücken. Es wird zwar das Wichtigste wohl noch etwas wiederholt und erklärt, aber ich bin grundsätzlich immer ein absoluter Verfechter davon, Buchreihen auch wirklich komplett zu lesen. Das hat mich wieder bestätigt in meinen Grundsätzen.
Trotz allem ist das Buch gut zu lesen und absolut spannend und vor allem eindrücklich. Der Schreibstil ist wunderbar lebendig und mitreißend, man kann sich sowohl Schauplätze als auch die Figuren prima vorstellen.
Die Thematik ist realer als viele Leser es sich ausmalen wollen oder können: Menschenhandel, Mord, Vertuschung, Korruption bis in höchste Kreise. Das alles passiert täglich um uns herum und es gibt wirklich mutige Menschen, die sich diesem Sumpf entgegenstellen.
Der Autor führt uns in die Abgründe menschlichen Handelns, zeigt uns aber auch schöne, emotionale und tröstliche Momente, die am Ende Hoffnung geben. Es geht blutig zur Sache und nicht jede der sympathischen Figuren darf das Finale erleben.
Eine gute Mischung aus Spannung, Überraschungen, Emotionen und Einblicken in einen Teil dieser Welt, den man selbst nie erleben möchte.

Bewertung vom 05.11.2022
Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10
Föhr, Andreas

Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10


ausgezeichnet

Endlich wieder ein neuer Wallner-Kreuthner-Roman, ich liebe die Reihe sehr und wurde auch dieses Mal nicht enttäuscht.
Wobei er schon weniger leichtfüßig daherkommt wie manche seiner Vorgänger, finde ich. Es wird sehr familiär und auch irgendwie emotional, vor allem wenn es um Manfred geht, den inzwischen über 90-jährigen Opa von Kriminalhauptkommissar Wallner. Es schwingt da oft in den Dialogen etwas Melancholie mit; die Ahnung, dass die Zeit bald kommen wird, in der Clemens ohne seinen Opa auskommen muss.

Doch das ist nicht das Einzige, was im neuen Teil der Reihe in Richtung Familie und enge Beziehungen geht ... es ist auch für Leo Kreuthner dieses Mal nicht so leicht, denn auch ihn holen alte Bindungen ein.

Eine Premiere dürfen wir auch erleben: Kreuthner findet mal nicht die erste Leiche ... zumindest sieht es erst danach aus. Den Leser erwarten einige Überraschungen und Wendungen, die die Geschichte wieder sehr kurzweilig und spannend machen. Viele Verstrickungen, die teils lange zurückliegen inklusive zugehöriger Rückblenden sorgen für eine komplexe Kriminalstory, die mir viel Freude bereitet hat beim Lesen.
Der Schreibstil ist wie gewohnt lebendig und mitreißend, an manchen Stellen mit etwas Dialekt und jetzt schon mit etwas Weihnachtsstimmung für die kommende Zeit. Trotz der vielen privaten Einblicke kommt der Fall nicht zu kurz, ich mag das ausgewogene Verhältnis. Für Neuleser der Reihe könnte es vielleicht etwas viel Privates sein, aber ich empfehle sowieso immer, alle Bände zu lesen, dann entgeht einem auch nichts in der Entwicklung der Charaktere.
So richtig humorvolle Stellen, an denen man unweigerlich laut auflachen muss, gab es diesmal eher nicht, aber zum Schmunzeln gibt es immer was - meistens dank Leo Kreuthner.

Wieder ein schöner Teil der Reihe, die hoffentlich noch viele Fortsetzungen erfahren darf ... ich hoffe, auch noch lange mit Manfred.

Bewertung vom 24.05.2022
Provence & Côte d'Azur Reiseführer Michael Müller Verlag
Nestmeyer, Ralf

Provence & Côte d'Azur Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

In Zeiten von Corona ist es nicht mehr so leicht, Tipps im touristischen Bereich zu geben. Vieles ändert sich sehr kurzfristig: Gastronomie wird geschlossen, Preise werden erhöht, Veranstaltungen finden nicht statt ...
Trotzdem hat Ralf Nestmeyer den tollen Reiseführer wieder überarbeitet, aber gleich am Anfang einen entsprechenden Hinweis eingefügt. Auf der Webseite des Verlags kann man unter "Reisenews" viele aktuelle Hinweise auf Veranstaltungen etc. finden, ergänzend zum Buch.

Der Reiseführer ist mit fast 700 Seiten ein wirklich dicker Wälzer und sehr umfangreich. Trotzdem ist er durch die Unterteilung in sechs kartographische Bereiche (Haute-Provence, Alpes-Maritimes, Côte d´Azur, usw.) absolut übersichtlich und man findet sich darin gut zurecht.

Viele kleine Karten und eine große Faltkarte im Maßstab 1:200.000 helfen zum Beispiel bei der Planung von Ausflügen oder um sich in Innenstädten zurechtzufinden, auch bei der Parkplatzsuche.
Die wichtigsten Städte der Regionen werden ausführlich beschrieben, wobei der Schreibstil dabei immer sehr lebendig und unterhaltsam ist. Persönliche Anekdoten des Autors und Interessantes aus der Geschichte sorgen für echtes Lesevergnügen.

Persönlich würde ich mir immer noch mehr tolle Fotos wünschen, aber das würde den Rahmen des ohnehin schon dicken Buches dann leider sprengen. Die vorhandenen Farbfotos machen aber direkt Lust auf Urlaub und eigene Erkundungstouren.

Übersichtlich, ausführlich, etwas klein geschrieben, aber lesbar, wunderschön bebildert und vollgestopft mit nützlichen Informationen ... diesen Reiseführer kann man wirklich empfehlen!

Bewertung vom 30.03.2022
Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Der Name "Tsokos" steht für mich ja erfahrungsgemäß immer für beste Krimi- oder Thrillerunterhaltung, und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht.

Auffallend in letzter Zeit: immer mehr Spannungsromane haben Kindesmissbrauch oder Menschenhandel zum Thema ... und das finde ich sehr wichtig. Diese grausamen Verbrechen geschehen täglich um uns herum und die Menschen müssen noch viel mehr dafür sensibilisiert werden und sollten nicht denken, dass es so etwas Schlimmes nur in Büchern gibt.

Es ist traurige Realität, umso eindrücklicher finde ich Romane, die sich eines realen Hintergrunds bedienen. Das ist auch hier der Fall und wirklich kaum zu glauben, was unschuldigen Kindern da angetan wurde (und noch heute wird).

Die Figuren in diesem Krimi sind größtenteils sympathisch und vor allem recht authentisch. Mit ihren Ecken und Kanten wirken sie lebensecht und ich habe gern mit ihnen mitgefiebert.

Den Schreibstil mag ich sehr, denn er ist lebendig und auch die Schauplätze kann man sich immer bestens vorstellen.

Sehr eindrücklich und real wird beschrieben, wie sich mächtige Personen durch ihren Einfluss der Justiz beinahe entziehen können, ganz getreu dem alten Sprichwort "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen". Dies ist leider auch traurige Wahrheit. Die Leidtragenden sind die Kinder, deren Leben durch die Verbrechen nie mehr ganz normal verlaufen wird.

Auch diese Folgen werden im Buch eindrucksvoll beleuchtet. Am Ende der Geschichte wird der reale Hintergrund näher erläutert.

Das Buch ist insgesamt spannend mit kürzeren Phasen, in denen es etwas gemächlicher zugeht. Der enge Bezug zur Realität macht es noch fesselnder und erschreckender!

Bewertung vom 28.12.2021
Feuerbach
Markus Flexeder

Feuerbach


ausgezeichnet

Das Äußere dieses Buches ist recht harmlos und nichtssagend, wenn man bedenkt, was sich für eine Geschichte zwischen den Deckeln befindet.
Es ist keine Story für zartbesaitete Leser mit schwachem Magen, aber wer gerne fesselnde Geschichten mag, der wird mit diesem Buch sehr glücklich sein.

Ein junger Mann verlässt den elterlichen Einöd-Bauernhof, um in München seine Bestimmung zu finden ... was recht beschaulich beginnt, wird bald zu einem Krimi, der so eindrücklich und real daherkommt, dass man sich der Story nur schwer entziehen kann.
Durch den eher ruhigen Anfang habe ich schon einige Seiten benötigt, um so richtig mit den Figuren warm zu werden, aber dann konnte ich das Buch nur noch schwer aus der Hand legen. Das Tempo steigert sich rasant und die Morde kommen Schlag auf Schlag, so dass kaum noch Zeit zum Durchatmen bleibt.
Wir nehmen teil am Geschehen durch die lebendigen Erzählungen der Protagonisten selbst in Tagebuch- und Briefform. Das Ganze wird untermalt von diversen Zeitungs- oder Polizeiberichten Manche Schlagzeilen sind real und spiegeln die damalige Zeit sehr anschaulich wider.
So fühlt sich das Lesen an wie eine Zeitreise nach 1922/23 und wir bekommen einen kleinen Einblick in eine dunkle Ära von bitterer Armut, Inflation und Umsturz. Der Autor hat ausführlich recherchiert und das spürt man auch beim Lesen, da alles sehr authentisch wirkt. Diese Zeit "zwischen den Kriegen" war wirklich hart und meine eigenen Großeltern sind in diesen Jahren geboren. Manche Verhaltensweisen versteht man im Nachhinein vielleicht besser, wenn man sich näher mit der Historie befasst.

Die Geschichte ist mitreißend und oft auch sehr emotional. Wir dürfen an den Gefühlen und Gedanken der Handelnden teilhaben, so wird alles noch greifbarer. Die Jagd nach dem Mörder ist extrem spannend und von vielen Rückschlägen gezeichnet.
Das Ende fand ich so rührend, dass ich sogar einige Tränchen verdrückt habe, einfach nur schön und sehr gelungen.