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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1010 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2024
Wenn die Nacht verstummt / Kate Burkholder Bd.3
Castillo, Linda

Wenn die Nacht verstummt / Kate Burkholder Bd.3


ausgezeichnet

»Pickles und ich stoßen die Türen auf und laufen durch den Schneematsch zu dem Jungen, der mitten auf der Straße steht. Er wirkt verloren und verängstigt und trägt trotz der Kälte keine Jacke. Sein flachkrempiger Hut und die Hosenträger sagen mir, dass er amisch ist. … Er ist ungefähr zwölf Jahre alt, bis auf die Knochen nass und wird von einem Weinkrampf geschüttelt.«

Schon seit einiger Zeit häufen sich im beschaulichen Painters Mill die Hassdelikte gegen die Mitglieder einer kleinen Amisch-Gemeinde. Da werden Schafe abgeschlachtet, ein Buggy mit einer Schwangeren in den Graben gedrängt, ein junger Mann an ein Wagenrad gefesselt und verprügelt. Doch in dieser Nacht scheint eine neue Eskalationsstufe erreicht worden zu sein, in der Güllegrube eines Farmhauses liegen drei Tote, Vater, Mutter und ein Onkel. Vier Kinder sind nun Waisen. Zutiefst erschüttert nimmt Polizeichefin Kate Burkholder, unterstützt von John Tomasetti, die Ermittlungen auf…

Wow, war das spannend! Zum Glück las ich das Buch im Urlaub, denn ich mochte es nicht aus der Hand legen. Die Gewalttaten gegen die Amischen machen einfach sprachlos und wütend. Wer steckt hinter diesen Verbrechen? Und gehört der Mord an der Familie zu der Serie oder gibt es hier möglicherweise einen eigenen, unabhängigen Hintergrund?

Deutlich wird, wie groß die Kluft zwischen Amischen und den „Engländern“ ist. Auf beiden Seiten gibt es Vorurteile, es mangelt an Vertrauen. Dass die Amischen am liebsten unter sich bleiben und nicht einmal bereit sind, wegen eines an ihnen verübten Verbrechens Anzeige zu erstatten oder die Ermittlungen vernünftig zu unterstützen, erschwert die Arbeit von Kate und John zusätzlich.
Kate, die selber in ihrer Kindheit und Jugend amisch war, hat großes Verständnis und Einfühlungsvermögen, stößt aber regelmäßig an ihre Grenzen.

Der Fall hält Überraschungen bereit, ist spannend aufgebaut und wird schlüssig aufgelöst. Obwohl einem bei der Auflösung erneut die Haare zu Berge stehen können.

Fazit: Sehr spannend, dieser Fall lässt einen nicht kalt. Ich verfolge die Reihe auf jeden Fall weiter.

Bewertung vom 23.08.2024
Für eine schlechte Überraschung gut (eBook, ePUB)
Paasilinna, Arto

Für eine schlechte Überraschung gut (eBook, ePUB)


gut

»Du bleibst als Fallschirmjäger in Finnland, hältst Kontakt mit den Partisaneneinheiten, spionierst, agitierst … dürfte ja kein Problem für dich sein, du kannst gut Finnisch.«

Februar 1942. Zwei russische Soldaten sind mit klarem Auftrag unterwegs, der Pilot Savolenko soll den Fallschirmjäger Kunitsin an Bord eines Schlachtflugzeugs über die finnische Grenze bringen, damit dieser dort spionieren kann.
Natürlich geht einiges schief, die beiden müssen notlanden und sich abenteuerlich durch die Wildnis schlagen. Dabei kommt es zu manch überraschenden Begegnungen und Ereignissen, die – wie so oft bei Paasilinna – vor allem eins sind: sehr skurril.

Ich bin ein großer Fan des Autors und freute mich sehr, noch ein mir bislang unbekanntes Buch von ihm lesen zu können. Sämtliche anderen Bücher, die auf Deutsch übersetzt wurden, stehen bereits in meinem Regal. Dieses hier wird danebenstehen, obwohl es mich nicht so begeisterte, wie viele andere Werke von ihm. Möglicherweise lag das an dem doch sehr ernsten Hintergrund der Handlung.

Das Kriegsszenario ist wie erwartet düster, doch die skurrilen, oft sehr schwarz beschriebenen Situationen, haben trotzdem Unterhaltungswert. Deutlich werden aber einige Punkte betont, Besonderheiten, die (nicht nur) in Kriegszeiten gelten: Immer gibt es Menschen, die von den Notlagen anderer profitieren. Und es ist so viel leichter, aus dem Flugzeug heraus durch den Abwurf einer Bombe Menschen zu töten, als dies Auge in Auge und von Hand zu tun.

Die Protagonisten wirken mit all ihren Fehlern, Schwächen und guten Seiten sehr menschlich und gern habe ich sie bei ihrem Abenteuer begleitet.

Fazit: Skurril und schwarz wie immer bei Paasilinna, der ernste Hintergrund dämpfte bei mir den Unterhaltungswert.

»Die Räuber überleben den Krieg die Guten gehen drauf.«

Bewertung vom 23.08.2024
Muschelkäfer morden nicht
Wilkes, Johannes

Muschelkäfer morden nicht


sehr gut

»Das schätzte Mütze an dem Inselpolizisten. Wie allen Ostfriesen fehlte ihm jede Aufgeregtheit. Mütze war überzeugt, würde eine schwere Sturmflut angekündigt, der Sturm schon an allen Giebeln rütteln und die ersten Schindeln Richtung Festland fliegen, die Insulaner würden zunächst eine Kanne Tee aufsetzen.«

Ein Urlaub ohne Leiche sollte es diesmal werden, zwei Wochen einfach nur Entspannung auf der wunderschönen Insel Spiekeroog für Kommissar Mütze und seinen Freund Karl-Dieter. Es geht auch gut los, mit strahlendem Sommerwetter und guter Laune. Doch schon am ersten Tag wird ein Vogelkundler und Fotograf tot angespült, vermutlich bei einem Badeunfall ertrunken. Doch Mütze hat mal wieder so ein Bauchgefühl, dass irgendetwas mit dem vermeintlichen Unfall nicht stimmt.
Tatsächlich finden sich in Kürze Anhaltspunkte, die seinen Verdacht bestätigen und gemeinsam mit Inselpolizist Ahsen macht er sich an die Arbeit.

Währenddessen hat Karl-Dieter ebenfalls alle Hände voll zu tun. Er springt als Babysitter für eine junge Mutter in Nöten ein und hofft inständig, dass er Mütze dadurch endlich für ein Leben mit Kind begeistern kann.

Ich habe mich sehr gefreut, den nächsten Fall für Mütze und Karl-Dieter zu lesen. Umso mehr, als dieser Fall auch auf Spiekeroog spielt. Bei meinen Besuchen dort habe ich die Insel stets als Ort des Friedens empfunden, aber offenbar tobt das Verbrechen auch hier ;-)

Wie immer habe ich es genossen, bekannte Straßen, Orte, Cafés usw. im Buch anzutreffen. Der Autor muss die Insel sehr mögen, so liebevoll, wir er sie (völlig zutreffend) beschreibt.

Wie immer ist der Krimi cosy und die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten spielt eine große Rolle. Der Fall selbst ist ungewöhnlich und kreativ, das hat mir gefallen. Der Showdown wirkt ein bisschen zu dramatisch, aber aufgrund des Unterhaltungswerts kann ich darüber hinwegsehen.

Fazit: Inselfeeling, ein Baby und ein ungewöhnlicher Fall. Auch dieser Band gefiel mir sehr und gern verfolge ich die Reihe weiter.

Bewertung vom 23.08.2024
Strandkorb 513
Wilkes, Johannes

Strandkorb 513


sehr gut

»War nicht alles bloß reiner Zufall? Hatte der Strandkorbmann tatsächlich nur ein Nickerchen gehalten und Frau Nordersiel sich eigenhändig vom Acker gemacht? Oder gab es ein geheimes Band, eine Verbindung zwischen den beiden für Spiekeroog so untypischen Ereignissen?«

Eigentlich wollten Mütze und Karl-Dieter diesmal nur zwei Wochen Urlaub auf Spiekeroog verbringen. Während Karl-Dieter hofft, seinen Freund in dieser entspannten Situation endlich für seinen Kinderwunsch begeistern zu können, fängt der urlaubende Kommissar schon noch wenigen Tagen an, sich zu langweilen.
Bei dem Toten, den Karl-Dieter an einem stürmischen Tag im Strandkorb 513 entdeckt zu haben glaubt, konnte er sich noch zurückhalten. Schließlich war der Korb leer und ordnungsgemäß verschlossen, als er ihn sich ansehen wollte. Doch als kurz danach eine weitere Tote am Strand gefunden wird, meldet sich Mützes Bauchgefühl. Etwas ist nicht in Ordnung auf dieser malerischen Insel. Und da Inselpolizist Ahrens größte Leistung die Aufklärung eines Bollerwagen-Diebstahls gewesen ist, stürzt sich Mütze in die Arbeit. Natürlich und zu seinem Leidwesen unterstützt von seinem Freund und einigen rüstigen Seniorinnen aus Bottrop…

Ich mag diese Reihe, obwohl sie mehr Privates bringt, als ich normalerweise bei einem Krimi gern lese. Der Krimi ist wie erwartet cosy, aber trotzdem wird Spannung aufgebaut und der Fall gut gelöst. Den Schauplatz Spiekeroog liebe ich und freute mich über die häufigen detaillierten Beschreibungen der Örtlichkeiten, Lokale und Sehenswürdigkeiten. Und was die beiden Protagonisten angeht: die haben sich einfach in mein Herz geschlichen und obwohl Mütze gern den Coolen gibt, glaube ich, dass sich Karl-Dieter irgendwann durchsetzen wird. Vielleicht im nächsten Band? Ich lese weiter.

Fazit: Viel Privates, trotzdem ist der Krimi gelungen und die Spiekeroog-Atmosphäre einfach großartig!

P.S. Ich las diesen Krimi übrigens auf Spiekeroog. Natürlich habe ich auch Strandkorb 513 einer genauen Inspektion unterzogen ;-)

Bewertung vom 23.08.2024
Ein Zesel zieht ein / Grimm und Möhrchen Bd.1
Schneider, Stephanie

Ein Zesel zieht ein / Grimm und Möhrchen Bd.1


ausgezeichnet

»Ich bin ein Zesel. Ein bisschen Esel und ein bisschen Zebra. Von jedem etwas und von beiden das Beste.«

Buchhändler Grimm staunt nicht schlecht, als eines Tages plötzlich ein kleiner Zesel namens Möhrchen in seinem Laden steht. Der kleine Kerl wirbelt das Leben von Grimm gründlich durcheinander, aber der ist einfach nur glücklich, denn nun ist er nicht mehr allein. Und mit ansteckender Lebensfreude sorgt das gestreifte Grautierchen dafür, dass auch Grimms Lebens wieder wunderschön wird.

Was für ein wundervolles, warmherziges und lustiges Buch ist das! Jede einzelne Seite sprudelt nur so von zuckersüßen Einfällen, witzigen Wortspielen und liebevollen, farbenfrohen Illustrationen.

Die 13 Kapitel erzählen jeweils eine kleine Geschichte, da geht es mal um Freundschaft, mal um vergessene Worte, mal fliegen Grimm und Möhrchen mit einer selbstgebauten Rakete ins All oder sie erleben die verschiedenen Jahreszeiten.

Jedes Kapitel umfasst ca. 7-10 Seiten und eignet sich perfekt als Gutenachtgeschichte, zum Vor- und Selberlesen. Sehr süß fand ich auch die beiden Lesebändchen, eins weiß und eins schwarz, perfekt für ein Zeselbuch.

Fazit: Warmherzig, lustig und voller Wortwitz – ein wunderbares Buch. Ich möchte gern noch mehr darüber lesen, wie Grimm und Möhrchen Hand in Huf durchs Leben gehen.

Bewertung vom 02.08.2024
Schottensterben / Hebriden Krimi Bd.2
Tyrie, Gordon

Schottensterben / Hebriden Krimi Bd.2


sehr gut

»Heißt das, du hältst dicht? Keine Bullen?«
»Die haben hier nichts zu suchen. Außerdem wissen wir ja noch gar nicht, wie McKechnie überhaupt zu Tode kam. … Irgendwie finden wir das schon noch heraus.«

Gigha, eine kleine Hebrideninsel, nach einer stürmischen Nacht im Februar. Eine am Strand angespülte Leiche sorgt für Unruhe. Der Tote war keiner von ihnen, das ist den Inselbewohnern schnell klar, und ebenso klar ist, dass niemand die Polizei einschalten will. So etwas klärt man auf Gigha allein, die Polizei würde sonst nur merken, dass der ein oder andere der 160 Insulaner so seine Geheimnisse hat…

Zu Beginn tat ich mich mit dem Buch etwas schwer. Der Stil ist leicht und angenehm zu lesen, daran lag es nicht, aber ich bin eine recht konservative Krimi-Leserin und bevorzuge es normalerweise, wenn sich Ermittler (Profis oder Amateure) um eine ordentliche Aufklärung eines Verbrechens bemühen. Das ist hier aber eindeutig nicht der Fall.

Die Protagonisten haben alle etwas zu verbergen und jedem ist in erster Linie daran gelegen, dass sein jeweiliges Geheimnis nicht ans Licht kommt. Manche wirken dabei reichlich skurril, die meisten von ihnen machten auf mich trotzdem einen sympathischen Eindruck. Als Antagonistin kommt eine englische Touristin daher, wie ihr im Laufe der Handlung mitgespielt wird, verursachte bei mir mächtig Schadenfreude. Überhaupt ist das Buch reichlich schwarz, da gibt es keinen pietätvollen Umgang mit Toten und ein Auftragskiller im Ruhestand erfreute mich mit seiner selbstverfassten Typologie von Leichen.

Und dann ist da noch Thin Lizzy. Die schottische Hochlandkuh mag fast niemanden, ist eigentlich ein Eigenbrötler, im Lauf der Handlung jedoch schwer verliebt. Ihre Gedanken, die sich außer mit den eigenen Befindlichkeiten mit dem eigenartigen Benehmen der Menschen befassen, sind sehr unterhaltsam und einige ihrer Aktionen urkomisch.

Fazit: Nach kleinen Startschwierigkeiten entwickelte sich das Buch überraschend positiv. Mich hat dieser unkonventionelle, reichlich schwarze Krimi gut unterhalten. Und natürlich liebe ich Lizzy!

»Wer wollte dem Schicksal in Gestalt eines Hochlandrinds im Wege stehen?«

Bewertung vom 31.07.2024
Mord im Revue-Palast
Heuvel, Dick van den; Waal, Simon de

Mord im Revue-Palast


gut

»Van Ledden Hulsebosch dachte nach. Eigentlich bekamen sie eine ganz besondere Chance: in aller Ruhe an einem echten Mordfall zu arbeiten. In aller Ruhe, weil niemand wusste, womit sie sich gerade beschäftigten. Die ultimative Gelegenheit zu demonstrieren, wie eine kriminalistische Untersuchung eigentlich ablaufen musste.«

Amsterdam, 1928. Nur widerwillig begleitet Apotheker Van Ledden Hulsebosch seine Haushälterin zu einer Revue, viel lieber würde der selbsternannte Kriminalist seinen Forschungen zu modernen Ermittlungsmethoden nachgehen. Als jedoch während der Vorführung der Conférencier von einem plötzlich herabstürzenden Gerüst erschlagen wird, bedauert er seine Anwesenheit nicht mehr. Eindeutig hat jemand den Absturz herbeigeführt, eindeutig war das hier Mord, da ist sich der Hobby-Detektiv sicher! Und als die Polizei den Vorfall als bedauerlichen Unfall abtun will, sieht Van Ledden Hulsebosch seine große Chance zu beweisen, was mit fortschrittlichen Methoden erreicht werden kann. Gemeinsam mit dem jungen Inspektor Jonathan Saltet, der sich ebenfalls stetig über die Rückständigkeit seiner Vorgesetzten ärgert, macht er sich an die Arbeit…

An diesem Krimi reizten mich zwei Dinge besonders. Zum einen ist einer der Autoren vom Fach, selbst Kriminalkommissar in Amsterdam und bei niederländischen Film- und Fernsehproduktionen gern konsultierter Experte und zum anderen gab es den Protagonisten wirklich, C. J. van Ledden Hulsebosch war der erste forensische Spurenuntersucher der Niederlande, entwickelte moderne Techniken und wurde als Berater und Ausbilder der Polizei hinzugezogen. In der Presse nannte man ihn damals den „Sherlock Holmes von Amsterdam“.

Der Start ins Buch gefiel mir auch sehr, der eigenwillige Charakter des Van Ledden Hulsebosch entlockte mir mehr als einmal ein Schmunzeln und erinnerte auch mehrfach an den berühmtesten aller Detektive. Zudem finde ich es reizvoll zu lesen, wie man sich damals bemühte, neue Untersuchungsmethoden zu entwickeln, selbst Tatortfotos waren noch keine Selbstverständlichkeit.

Der Fall wird ebenfalls interessant aufgebaut, Spuren in verschiedene Richtungen verfolgt. Bis kurz vor Schluss fühlte ich mich sehr gut unterhalten, leider wirkte die Auflösung dann aber für mein Empfinden zu konstruiert. Könnte ich halbe Punkte vergeben, würde dieser Krimi von mir 3,5 Sterne erhalten.

Fazit: Der Start war klasse und sehr unterhaltsam, leider jedoch wirkte die Auflösung konstruiert.

Bewertung vom 26.07.2024
Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


sehr gut

»Wir haben also alle miteinander einem Mord beigewohnt. Was an sich schon mal fabelhaft ist.«

Sie sind wahrlich nicht mehr die Jüngsten, die Mitglieder des Donnerstagsmordclubs, aber zum alten Eisen gehören sie noch lange nicht. Und auch wenn das Leben in der Luxus-Seniorenresidenz einen angenehm ruhigen Lebensabend verspricht, kann man diesen noch mit Nützlichem füllen, wie zum Beispiel der Aufklärung von Morden.

Ganz ehrlich, als ich diesen ersten Band der Reihe um einen speziellen Ermittlerclub im Alter zwischen 75 und 80 Jahren begann, hatte ich mit einem eher gemütlichen Buch gerechnet. Tatsächlich sind die Senioren aber mächtig auf Zack und das schlägt sich auch im Stil nieder. Ich hatte schon nach wenigen Seiten Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim in mein Herz geschlossen und freute mich über ihr selbstbewusstes und cleveres Auftreten.

Sie haben auch ordentlich was zu tun. Eigentlich waren sie noch dabei, einen heimlich entwendeten Cold Case der Polizei durchzuarbeiten, als in ihrer unmittelbaren Umgebung ein Mord geschieht. Schwer begeistert machen sich die vier an die Arbeit, nicht immer zur Freude der Profis von der Polizei. Wobei ich sehr angenehm fand, dass diese hier nicht so minderbegabt rüberkommen, wie das bei anderen Büchern oft der Fall ist. Gewissermaßen liefern sich die Ermittlerteams einen Wettstreit, bei dem zwischendurch sogar ein Austausch stattfindet. Vor allem Elizabeth, die dank ihrer früheren Tätigkeit als Geheimagentin immer jemanden kennt, der jemanden kennt, der jemanden kennt, hat regelmäßig einen Wissensvorsprung.

Die Morde (es bleibt natürlich nicht bei einem) sind verzwickt, werden aber ordentlich aufgelöst. Es gab falsche Fährten, Bezüge zur Vergangenheit, Potential zum Mitermitteln und zusätzlich zu den Clubmitgliedern weitere interessante Charaktere. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und werde die Reihe weiterverfolgen.

Fazit: Diese Senioren haben es wirklich drauf. Sehr cool, sehr britisch und ein großes Krimivergnügen.

Bewertung vom 22.07.2024
Mord auf hoher See / Miss Merkel Bd.3
Safier, David

Mord auf hoher See / Miss Merkel Bd.3


gut

»Angela hatte in den ersten Monaten in Klein-Freudenstadt die Morde an dem Freiherrn von Baugenwitz, dessen Ehefrau, einem Friedhofsgärtner und einer Pole-Dancerin aufgeklärt. Doch seit über einem Jahr hatte es in dem kleinen Örtchen keine weiteren ungeklärten Todesfälle mehr gegeben. Eine Tatsache, die alle Bewohner des Dorfs erleichterte, nur Angela nicht.«

Nach ihren erfolgreichen Missionen als Detektivin ist bei Angela wieder Langeweile eingekehrt. Von der Krimi-Kreuzfahrt mit erfolgreichen Autoren, die sie zusammen mit ihrem Achim, Mops Pupsi, Bodyguard Mike und ihrer Freundin Marie samt Söhnchen angetreten hat, erhofft sie sich Abwechslung und Inspiration, denn im Geheimen hat sie begonnen, ebenfalls einen Kriminalroman zu schreiben.
Tatsächlich bringt die Kreuzfahrt wieder Schwung in ihr Leben, zum Leidwesen allerdings des Starautoren Florian Watzek, der bereits am ersten Abend ermordet wird. Und da der ebenfalls anwesende, Miss Merkel dank seiner Unfähigkeit gut im Gedächtnis gebliebene Chefermittler der Polizei, den Todesfall gleich wieder als Unfall abtun will, ist es mal wieder an Angela, den Täter zu ermitteln.

Die ersten beiden Bände der Reihe gefielen mir sehr, daher griff ich auch zu diesem hier. Die Story fand ich gelungen und die zahlreichen Bezüge zu den Klassikern des Krimigenres gefielen mir ebenfalls sehr. Auch an der sehr speziellen Ermittlerin hatte ich wieder meine Freude und amüsierte mich, wenn sie irgendwelche kniffligen Situationen meisterte, indem sie auf Erfahrungen aus ihrer Amtszeit zurückgriff.
Leider jedoch wurde der Unterhaltungswert diesmal durch ein für mein Empfinden Übermaß an Kalauern beeinträchtigt. Falls es eine weitere Fortsetzung gibt, hoffe ich sehr, dass das Witzelevel wieder auf das Niveau der ersten beiden Bände zurückgefahren wird.

Fazit: Schöne Idee und erneut unterhaltsam, die Menge der Kalauer war mir aber über weite Strecken zu hoch.

»Wenn die Deutschen das gewusst hätten, hätten Sie bei den Bundestagswahlen entweder zehn Prozent weniger bekommen, weil man Sie nicht ernst genommen hätte, oder zehn Prozent mehr, weil Sie menschlicher erschienen wären.«

Bewertung vom 18.07.2024
Totenstille im Watt / Dr. Sommerfeldt Bd.1
Wolf, Klaus-Peter

Totenstille im Watt / Dr. Sommerfeldt Bd.1


sehr gut

»Können Sie nicht mal mit ihm reden, Herr Doktor? (Keine Sorge, das werde ich!) Mein Mann, der ist gar nicht so. Der kann ein ganz herzensguter Mensch sein. Aber er hatte eine wirklich schwere Kindheit. Da sind ganz schreckliche Dinge passiert. Und er verträgt keinen klaren Schnaps…«

Jeder hat schon von solchen Fällen gehört oder kennt sie sogar aus dem Bekanntenkreis, der Nachbarschaft oder im schlimmsten Fall aus eigener Erfahrung. Diese toxischen Beziehungen, bei denen nicht selten einer der Partner und/oder die Kinder krankenhausreif geprügelt werden, gerne unter dem Einfluss von Alkohol, sich dies mit unschöner Regelmäßigkeit wiederholt und die Leidtragenden trotzdem nicht in der Lage sind, den Schläger zu verlassen, ihn sogar in Schutz nehmen und vor einer Strafverfolgung schützen.

Dr. Bernhard Sommerfeld, praktizierender Hausarzt in Norden, ist noch näher dran an den Opfern. Muss er sie doch regelmäßig verarzten, wenn sie mal wieder „die Treppe runtergestürzt“ sind. Doch Dr. Sommerfeld, der in Wirklichkeit nicht so heißt und trotz guter medizinischer Kenntnisse auch kein Arzt ist, hat seine eigene Art, mit solchen nicht vom Gesetz zur Rechenschaft gezogenen Übeltätern umzugehen…

Nachdem ich den guten Doktor kürzlich mit „Ein mörderisches Paar“ kennengelernt hatte, wollte ich nun seine Geschichte von Anfang an lesen. Das Interessante an dem Buch ist die Perspektive, denn alles wird komplett aus der Sicht des Killers erzählt. Die Bezeichnung Tagebuch passt auch, denn er schreibt all seine Erlebnisse nieder und reflektiert sie dabei. So erfährt man hier genau, wie er zu dem wurde, der er ist und auch, was vor und während der Taten in seinem Kopf vor sich geht. Die aufgrund der Morde natürlich aktiven Ermittler, Ann Kathrin Klaasen und ihr Team, treten nur am Rand auf und stets weiß man über sie und ihr Tun nicht mehr als das, was Sommerfeld weiß.
Bei aller Sympathie, die ich zu meinem Erstaunen für den charismatischen Charakter entwickelt habe, ist doch ganz klar, dass er ein Psychopath ist, geplagt von fürchterlichem Lärm in seinem Kopf, sobald er mit miesen Typen konfrontiert wird. Ein unerträglicher Lärm, der nur nachlässt, wenn er für Ordnung sorgt. Er selbst empfindet sich als guten Menschen, als Retter und Interessenvertreter der Schwachen und bei seinen Aktivitäten hält er sich strikt an selbstauferlegte Regeln. Ein wirklich faszinierender Charakter, dessen Werdegang ich weiterfolgen werde.

Fazit: Dieser Killer ist ein wirklich faszinierender und charismatischer Charakter, ich werde weiterlesen.

»Es muss Regeln geben. Selbst für Rachefeldzüge oder Mord. Man möchte doch ein zivilisierter Mensch bleiben.«