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Jessy1189

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2016
Mein Herz wird dich finden
Kirby, Jessi

Mein Herz wird dich finden


sehr gut

Inhalt
Vor 400 Tagen hat Mia ihre große Liebe Jacob durch einen Autounfall verloren. Seitdem steht sie neben sich und versinkt in Trauer und Lethargie über diesen Verlust. Etwas Kraft geben ihr die Kontakte zu den Organempfängern, die Jacobs Organe nach dessen Tod erhalten haben. Ihr gefällt das Gefühl zu wissen, dass diese Menschen ein Stück von Jacob in sich tragen und sie aufgrund seiner Spende ein neues, glückliches Leben führen können. Nur ein Empfänger antwortet nicht auf ihren Brief und lehnt einen Kontakt zu ihr ab. Mia kann diese Entscheidung jedoch nicht verstehen und beschließt in ihrer Verzweiflung sich auf die Suche nach ihm zu machen. Als sie Noah dann ausfindig macht, ist es Liebe auf den ersten Blick, doch Mia bringt es nicht übers Herz ihm zu erklären wer sie wirklich ist.

Meinung
Einem Liebesroman das Thema der Organspende aufzuerlegen finde ich sehr interessant.
Das Gesamtpaket aus der Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen, die Hoffnung und das Leid von Organempfängern und die einer aufkeimenden Liebesgeschichte fand ich sehr gelungen.
Es war spannend zu erfahren wie sich die Angehörigen von Organspendern fühlen, aber auch wie die Organempfänger damit umgehen. Mit einer OP ist der Start ins neue Leben nicht erledigt. Zur Freude über die neue Lebenschance kommen Gewissensbisse und Unsicherheiten hinzu. Ich finde es toll, dass sich die Autorin so viele Gedanken zu diesem Thema gemacht hat.

Die Zitate zu Beginn jedes Kapitels haben mir auch gut gefallen. Sie haben interessante Hintergrundinformationen zum Thema „Herz“ geliefert, aber auch versucht den Inhalt des folgenden Kapitels zu erklären. Am Anfang waren sie noch wissenschaftlicher Natur und gegen Ende wurden sie eher philosophisch. Je näher sich Mia und Noah im Verlauf des Romans kamen, desto gefühlvoller wurden die Zitate. Das hat mich angesprochen, jedoch fand ich es schade, dass vor vielen Zitaten eine leere Doppelseite eingefügt wurde. Das hat den Roman unnötig aufgebläht und ist auch Papierverschwendung.

Anfangs war ich sehr erstaunt, dass die Protagonistin erst 18 Jahre alt ist, weil ich zunächst nicht wusste, dass es sich um ein Jugendbuch handelt. Aufgrund des Klappentextes bin ich nicht auf die Idee gekommen und fürchtete zunächst, dass der Roman sehr klischeebehaftet sein könnte.
Ich muss zugeben, dass sich das auch teilweise bestätigt hat: Der erste Kuss auf dem Meer bei Feuerwerk und glitzernden Wasser oder das erste Mal bei Gewitter und prasselndem Regen im Bus…
Nichtsdestotrotz hat mich die Geschichte der beiden abgeholt. Die Handlungen und Gefühle der Beiden wurden glaubhaft geschildert und authentisch erzählt. Ich konnte mich in sie hineinversetzen und hatte sogar Bauchkribbeln beim Lesen:

„Plötzlich habe ich das Gefühl, in einem luftleeren Raum zu schweben. Ich habe keine Ahnung wie viele Tage seit Jacobs Tod vergangen sind. Ich weiß nicht, wann ich mit dem Zählen aufgehört habe, dieses Zählen der Tage, das mich jeden einzelnen Tag an ihn erinnert hat. Es war wie eine tägliche Entscheidung an Jacob, dass ich an jenem Morgen nicht mit ihm mitgegangen bin, dass ich nicht bei ihm auf der Straße war und dafür, dass wir uns nicht verabschieden konnten.“

Gegen Ende verlor die Autorin ihr Gefühl der ausführlichen und einfühlsamen Erzählweise etwas. Viele große Ereignisse wurden auf wenigen Seiten abgehandelt. Es erschien mir zwar immer noch glaubhaft und ich fand das Ende auch passend, aber trotzdem hätte die Autorin der Geschichte hier den letzten Schliff verpassen können.

Fazit
Ich finde, dass der Autorin ein gefühlvoller, aber auch interessanter Jugendroman gelungen ist. Trotz einiger klischeehafter Szenen ist die Liebesgeschichte glaubhaft inszeniert und hat mich gut unterhalten.

Bewertung vom 14.03.2016
Der Mann, der das Glück bringt
Florescu, Catalin Dorian

Der Mann, der das Glück bringt


sehr gut

Catalin Dorian Florescu eröffnet seinen Roman „Der Mann, der das Glück bringt“ mit dem Tod. Während man als Leser durch die Zeilen schwebt, bleibt er auch ein stetiger Begleiter. Manchmal ist er greifbar, manchmal wird er nur angedeutet und trotzdem ist er immer präsent.
„Der Fluss nahm die Toten sanft auf, als ob er wusste, dass es besondere Tote waren. Der East River, so ungestüm er sein konnte, lag in der Morgendämmerung wie ein breiter, bleierner Streifen. Er war geduldig, er wollte dem Menschen nicht ins Handwerk pfuschen. Er würde die Toten des Ghettos an diesem Tag nicht mehr kriegen, dafür aber andere. Das war so gut wie sicher.“
Er begleitet den kleinen Straßenjungen ohne Namen und ohne Herkunft durch die kalten, einsamen Straßen von New York des frühen 20. Jahrhunderts und er begleitet Elena aus dem Donaudelta durch ihr junges Leben, das durch eine schlimme Krankheit jäh zerbricht.

Florescu schildert die Schicksale seiner Protagonisten sehr bildgewaltig und detailliert. Er hat mich durch diese Lebensgeschichten gerührt, weil sie ergreifend und aufwühlend beschrieben wurden.
Obwohl ich sehr aufmerksam und konzentriert lesen musste, um alle Details und Zusammenhänge zu verstehen, hat er mich durch seinen Schreibstil überzeugt.

Die sorgfältigen Recherchen des Autors machen den Roman zu einem glaubhaften und interessanten Lesestoff. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen habe ich bei diesem oft nachrecherchiert, weil mich bestimmte Zusammenhänge interessiert haben. Dabei ist mir aufgefallen, wie nah Florescu an der Realität blieb. Man spürt die Leidenschaft, die er in diese Erzählungen steckte, indem er immer wieder seine Perspektiven und Erzählweisen verändert. Das macht den thematisch hartherzigen Roman auch sehr spannend. Unterstrichen wird dies vor allem durch die Vorgriffe, die der Autor immer wieder geschickt einbaut.

Während der Leser die Großeltern der erzählenden Figuren bis ins junge Erwachsenenleben begleitet, leitet der Autor mit einem plötzlichen Bruch die Gegenwart ein. Diese Wendung ging mir persönlich zu schnell, ich hätte mir gewünscht mehr über die Umstände zu erfahren. Im letzten Drittel des Romans lernen sich die beiden kennen und stehen von da an im Mittelpunkt. Leider wird diese „Liebesgeschichte“ viel zu schnell abgehandelt. Mir blieb als Leser keine Gelegenheit mehr mich in die Figuren hineinzuversetzen, sie blieben mir fremd.

Fazit
Der Autor nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit durch detailliert beschriebene Geschichten und Figuren mit hervorragend ausgearbeiteten Profilen. Sehr schade, dass diese Erzählweise gegen Ende an Kraft verloren hat. Durch den Verlust an Konsens wirkt der Roman gepresst und kann nicht abgerundet werden.

Bewertung vom 18.02.2016
Hinten sind Rezepte drin
Bauerfeind, Katrin

Hinten sind Rezepte drin


gut

Das neue Buch von Katrin Bauerfeind hat mich interessiert, weil ich sie als schlagfertige, humorvolle Moderatorin kenne, die kein Blatt vor den Mund nimmt.
Ich habe erwartet, dass sie die trockenen Themen wie Emanzipation oder Feminismus auf humorvolle Art präsentiert und die ewigen Unterschiede zwischen Mann und Frau durchleuchtet.

Das Buch war tatsächlich sehr witzig und ich habe an vielen Stellen gelacht, jedoch war nicht viel Neues dabei. Auch wurden meine Erwartungen an den Buchtitel nicht erfüllt: Sie verarbeitet viele Anekdoten und Geschehnisse aus ihrem Leben, aus denen aber keine neuen Erkenntnisse hervorgehen. Das Buch ist aufgebaut wie eine zusammenhanglose Kolumnensammlung.
Ungefähr zwei Absätze sind mir hängen geblieben, der Rest war unbedeutend und ich kann mich schon nicht mehr daran erinnern.

Leider werden auch Fakten und Behauptungen in den Raum gestellt, die das Buch unglaubhaft wirken lassen. Dass das Buch nicht mit richtigen „Fakten“ bestechen kann, ist der überspritzten Darstellung der Inhalte geschuldet. Das kann ich einerseits nachvollziehen, weil es ja primär humorvoll sein soll, aber andererseits sollte jedes Buch m. E. nach gut recherchiert sein. Mir ist durchaus bewusst, dass man ein Buch aus diesem Genre nicht zu ernst nehmen sollte, dennoch hat es sich die Autorin hier zu einfach gemacht.

Die meisten Kapitel sind witzig, kurz und prägnant geschrieben. Der kolumnenhafte Aufbau hat den Vorteil, dass die Autorin sehr zügig zum Punkt kommt, dafür verzichtet sie aber bewusst darauf bestimmte Themen tiefer zu beleuchten. Das finde ich aber schade, denn einige Kapitel scheitern dadurch an ihrer Oberflächlichkeit.

Ich denke, dass dieses Buch die perfekte, leichte Lektüre für den Urlaub am Strand darstellt, weil man es immer wieder unterbrechen kann, da die Kapitel nicht zusammenhängen und man sich gut unterhalten fühlt. Wer sich allerdings mehr Tiefgang wünscht sollte lieber die Finger davon lassen.

Bewertung vom 09.02.2016
Der goldene Sohn
Gowda, Shilpi Somaya

Der goldene Sohn


ausgezeichnet

In dem Buch „Der goldene Sohn“ von Shilpi Somaya Gowda geht es zum einen um Anil, der sein Glück als Assistenzarzt in Dallas sucht und zum anderen um seine Jugendliebe Leena, die in Indien zurückbleibt und dort verheiratet wird.

Die Autorin führt uns in ein sehr realistisch gezeichnetes Indien, fernab von Bollywood Kitsch oder Hollywood Romanzen. Sie zeigt ein Paar, das den Widrigkeiten des Lebens begegnet und schildert die Umstände sehr glaubhaft und bewegend.
Gowda wechselt von Kapitel zu Kapitel die Perspektive der agierenden Figuren und definiert die Protagonisten dabei detailgetreu ohne auszuschweifend zu werden.

Auch wenn der Klappentext eine Liebesromanze erwarten lässt, trifft dies nur teilweise zu. Im Vordergrund stehen vor allem die tragischen Lebensumstände, die die beiden größtenteils getrennt voneinander erleben. Trotzdem bin ich der Meinung, dass das dem Roman keinen Abbruch tut, da er eben sehr lebensnah und objektiv geschrieben wurde.

Ich möchte das Buch definitiv weiterempfehlen, weil es ihm Gegensatz zu vielen anderen Romanen, den Spagat geschafft hat zwischen gut recherchiertem Hintergrundwissen und einem bewegenden, gefühlvollen Liebesroman. Es ist ein bodenständiger Roman, der nichts von kitschigen Floskeln hält, sondern mitten im Leben seiner Protagonisten stattfindet.