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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Rita1972
Wohnort: 
Büchel

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2023
Der weiße Fels
Hope, Anna

Der weiße Fels


ausgezeichnet

Anna Hope schreibt ein Buch über verschiedene Menschen, die zu zu verschiedenen Zeiten zum weißen Fels kommen. Die Schriftstellerin, die mit ihrer Familie an den Fels reist, um für ihre Mutterschaft, die lange als nicht möglich galt, zu danken, da sie aufgrund eines Rituals doch schwanger wurde. Jim Morrison, der vor seinem Leben flieht und nach spirituellen Erfahrungen sucht. Zwei Schwestern, die ihrem indigenen Volk entrissen werden und überleben müssen. Ein spanischer Leutnant, der als Eroberer an den Felsen gelangt. Auf den ersten Blick verbindet nichts außer dem Felsen die Geschichten, die interessanterweise erst von jetzt in die Vergangenheit und dann wieder zurück erzählt werden. Auch der Erzählstil passt sich jeder Erzählung wunderbar an. Die Sprache ist poetisch, anrührend und faszinierend, für mich ist dieses Buch voller Weisheit und hat mich sehr zum Nachdenken über die Menschheit und ihre Rolle in und mit der Welt gebracht.

Bewertung vom 31.03.2023
Dalee
Gastmann, Dennis

Dalee


ausgezeichnet

Schon mit dem ersten Satz hatte mich das Buch gepackt. Dennis Gastmann erzählt die Geschichte des Jungen Bellini, der mit seiner Familie und ihrem Arbeitselefanten Dalee seine Heimat verlassen muss, da die Industrialisierung Indiens die Arbeitselefanten nach und nach überflüssig werden ließ. Sie besteigen ein Schiff Richtung Andamanen-Insel, um dort neu zu beginnen. Auch dort hat die Familie viele Schwierigkeiten zu bestehen, unter anderem wird es immer schwieriger mit Dalee, der im Alter verwirrt und schwerer zu händeln ist.
Ein ganz starker, bildgewatiger Roman, farbenfroh, man erfährt soviel über Indien, über Elefanten, über die Natur. Bellinis und Dalees Freundschaft fürs Leben ist berührend und packend, das Cover ist ebenfalls wunderschön gestaltet. Von mir gibt es in jeder Hinsicht eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.03.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


sehr gut

Julia verliert aufgrund eines Fehlers ihren Job als Krankenschwester. Sie ist außerdem gesundheitlich angeschlagen und muss ihre Dienstwohnung räumen. Also kehrt sie in ihr Elternhaus zurück, in dem ihr Vater alleine lebt, da die Mutter sich nach Italien abgesetzt hat, um dort ihr Glück zu finden. Im Dorf lernt sie Oskar, den Städter kennen, der für ein Jahr ein bedingungsloses Grundeinkommen erhält.
Außerdem gibt es noch Julias Bruder, der aufgrund einer Erkrankung geistig eingeschränkt ist und in einem Pflegeheim lebt. Der Roman beschäftigt sich mit vielen großen Fragen wie z.B.die Bedeutung von Arbeit, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, was macht ein bedingungsloses Grundeinkommen mit mir? Weil mich die Themen sehr interessieren, habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen, wenn auch die eine oder andere handelnde Person etwas blass bleibt.

Bewertung vom 15.02.2023
Gleißendes Licht
Sinan, Marc

Gleißendes Licht


sehr gut

Marc Sinan verarbeitet in seinem Debütroman den Völkermord an den Armeniern. Dabei fließen sicher auch autobiographische Elemente mit ein, denn Kaan, sein Protagonist, ist ebenso wie Sinan Komponist und hat ebenfalls türkische, deutsche und armenischen Wurzeln. Die Geschichte von Kaan und seiner Familie wird nicht chronologisch erzählt, sondern springt zwischen den zeitlichen Ebenen der Geschichte hin und her. Ich wusste wenig über den Völkermord und Sinan gelingt es in seinem Buch das Interesse an den Ereignissen zu wecken. Wenn man sich auf den, zugegebenermaßen, nicht ganz einfachen, aber poetischen Erzählfluß einlässt, wird man mit einem klugen, differenzierten Buch belohnt, dass einen einlädt, sich mit großen Fragen auch bezüglich der eigenen Identität auseinander zu setzen. Wer bin ich, wieviel von mir macht meine Herkunft aus? Vielleicht wäre ein bisschen weniger Poesie und magischer Realismus noch besser gewesen, aber auf jeden Fall ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 03.01.2023
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


gut

Vorab: das Thema des Buches hat mich sehr interessiert und die Geschichte des Dorfes Wollseifen ist sehr faszinierend. Es wird die Geschichte rund um Albert Lintermann und seiner Familie und Freunden in den Jahren 1919 bis 1949 erzählt. Den Anfang fand ich ganz stark, die Figuren werden liebevoll eingeführt und die Atmosphäre im Dorf wird gut geschildert. Dann aber hatte ich das Gefühl, dass die Autorin sich zuviel vorgenommen hat und zuviele Themen in zu kurzer Zeit abgehandelt. Dadurch bleiben die Themen und die Figuren zu sehr an der Oberfläche und leider auch etwas eindimensional. Trotzdem lässt sich das Buch gut lesen und hat mein Interesse an dem Schicksal des Dorfes Wollseifen und der Ordensburg Vogelsang geweckt, eine Wanderung im Nationalpark Eifel ist schon in Planung. Fazit: gut zu lesen und für Fans leichterer Lektüre mit historischem Bezug durchaus empfehlenswert.

Bewertung vom 03.11.2022
Für euch
Sayram, Iris

Für euch


sehr gut

Iris Sayram beschreibt in ihrem autobiographischen Roman ihre Kindheit und Jugend in den 80er und 90er Jahren in Köln. Ihr Augenmerk liegt dabei auf ihrer Mutter, für die sie sich früher geschämt hat. Als ihre Mutter im Alter auf ihre Hilfe angewiesen ist, schaut die Autorin zurück und schildert das harte, aufopfernde Leben ihrer Mutter, die in dritter Ehe mit einem türkischen Gastarbeiter verheiratet ist und mit ihm zusammen die geliebte Tochter Iris bekommt, für die die Eltern, vor allem die Mutter, alles tun. Die Mutter arbeitet hart unter anderem auch als Prostitutierte, um ihrer Familie ein gutes Leben zu ermöglichen.
Das Cover zeigt die Hauptperson vermutlich in den 80er. Ich finde, man sieht der Mutter ihre Stärke und Lebensfreude auf dem Foto an. Der Roman ist sehr beeindruckend, die schonungslose Sprache vermittelt eine sehr authentische Stimmung. Unglaublich, was die Mutter aber auch die Tochter geleistet haben, Iris Sayram ist mittlerweile eine erfolgreiche Anwältin und Journalistin. Jeder, der Interesse an Milieustudien und Mutter-Tochtet-Geschichten hat sollte dieses Buch unbedingt lesen.

Bewertung vom 01.11.2022
Erste Hilfe für die Erde
Maslin, Mark

Erste Hilfe für die Erde


ausgezeichnet

Das Cover verspricht, was das Buch für mich auch gehalten hat. Fakten, in kurze, prägnante Sätze und Abschnitte gefasst, Erkenntnisse werden rasch vermittelt und interessant aufbereitet. Das Buch ist ein Sachbuch, es ist nicht in einem Fließtext geschrieben, sondern reiht die Fakten aneinander, ohne ab zu schweifen. Wer sich intensiver mit einzelnen Themen beschäftigen möchte, findet in dem ausführlichen Quellenverzeichnis jede Menge Anregungen. Prof. Maslin ist es in gelungen, Wissenswertes modern gestaltet zu vermitteln. Besonders gut gefällt mir, daß dieses Buch Wege aufzeigt, wie wir der Klimakrise entgegen wirken können. Die Dringlichkeit zu handeln wird deutlich gemacht und gleichzeitig auch die entsprechenden Lösungen erklärt. Diesem Buch wünsche ich möglichst viele Leser*innen, jeder kann einen Beitrag zur Verbesserung unserer Lage beitragen, der erste Schritt dazu ist die Information.

Bewertung vom 19.10.2022
Die Welt kippt
Tschischwitz, Heiko von

Die Welt kippt


sehr gut

Ich bin eigentlich keine Thriller-Leserin, aber das Thema des Romans hat mich natürlich sofort angesprochen, weil es hoch aktuell sowohl auf politischer als auch persönlicher Ebene ist. Wie weit würde man selber gehen und inwieweit rechtfertigt der Zweck die Mittel? Das dunkelrote Cover passt hervorragend zur Thematik des Buches. Der Roman startet furios mit einer unglaublich packende Szene, bei der Umweltaktivist*innen sich vor dem Kanzleramt fest ketten. Danach wird es zunächst aufgrund der vielen Handlungsstränge etwas schwieriger, die Übersicht zu behalten, aber wenn man sich reingelesen hat, fällt es schwer, den Roman aus der Hand zu legen. Nebenher bekommt man auch noch richtig viel Wissen zum Thema Klimakatastrophe vermittelt. Einziger Kritikpunkt von mir: die handelnden Personen bleiben doch recht unscharf und unpersönlich, da hätte ich mir mehr Tiefe erwartet. Trotzdem eine klare Leseempfehlung, alleine schon, weil das Thema so wichtig ist.

Bewertung vom 04.10.2022
Die Stimme meiner Schwester
Vieira Junior, Itamar

Die Stimme meiner Schwester


ausgezeichnet

Dieses Buch war eine Überraschung für mich. Ganz anders als erwartet, aber unglaublich fesselnd. Das Cover ist wunderschön, bunt und passt sehr gut zu dem Roman. Die Geschichte beginnt mit einem Unfall, bei dem sich die Schwestern Bibiana und Belonisia mit einem Messer verletzen, eine der Beiden verliert ihre Zunge und somit ihre Stimme. Das Sprechen übernimmt daraufhin die Andere für sie. Das Buch ist in drei Teile gegliedert, erst am Ende des ersten Teiles erfährt man, welche Schwester die Zunge verloren hat. Das Buch zeigt das Leben der Nachfahren der Sklaven auf einer Fazenda. Schwarze und Indigene leben unter unfassbar harten Umständen zusammen, sie dürfen das Land bestellen, aber nicht besitzen. Ich wusste gar nichts über die Sklaverei und ihre langen Schatten in Brasilien, deshalb war dieses Buch eine absolute Bereicherung für mich. Itamar Vieira Junior ist ein großartiges Debüt gelungen. Ich habe es verschlungen, die Beschreibungen von Personen, Natur und vor allem der Spiritualität auf der Fazenda sind wundervoll und eindringlich. Besonders beeindruckt hat mich seine Empathie für das Schicksal der Frauen, die ihr Leben unter solchen Bedingungen bestreiten müssen.

Bewertung vom 21.09.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


ausgezeichnet

Das Cover des Buches ist auffällig, verrät aber wenig über den Inhalt. Daniela Dröscher ist zu Recht auf der Long List des deutschen Buchpreises. Für mich ist dieses Buch eines der Besten in diesem Jahr. Die Geschichte wird erzählt aus der Perspektive von Ela als Kind und in kurzen Einschüben als Erwachsene. Sie beschreibt ihre Kindheit in einem kleinen Dorf im Hunsrück, die Ehe ihrer Eltern ist toxisch, der Vater macht ihre Mutter für alles verantwortlich. In seinen Augen ist sie zu dick und deshalb nicht vorzeigbar. Die Mutter selbst empfindet sich nicht als zu dick, ist eine kluge und ehrgeizige Frau, die von ihrem Mann immer wieder gebremst und klein gehalten wird. Mich hat die Geschichte sehr aufgewühlt, der Autorin ist es gelungen, die Beziehung sehr eindringlich zu schildern. Gleichzeitig gelingt es ihr die dörflichen Umgebung mit all den engen Grenzen, die es in den 80er Jahren noch gab, hervorragend zu beschreiben. Ich bin ein wenig älter als die Autorin und in einem Dorf in den 80er aufgewachsen, ich habe vieles wieder erkannt. Dieses Buch ist großartig und war für mich ein absolutes Geschenk.