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MissGoWest

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 08.06.2023
Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2


ausgezeichnet

Gaunerkomödie unter der Sonne Südfrankreichs

„Die Unverbesserlichen – Die Revanche des Monsieur Lipaire“ von Volker Klüpfel und Michael Kobr ist der zweite Teil der Reihe rund um eine illustre Gruppe aus Kleinkaliber-Gaunern, die das Leben in der Küstenstadt Port Grimaud an der Côte d'Azur sehr schätzen und sich ihren Lebensstil erhalten wollen. Doch genau der gerät in Gefahr, als die Adelsfamilie Vicomte Änderungen einführt, die die Lebensweise der einfachen Bevölkerung massiv bedrohen. Keine Wassertaxis mehr und auch das Erscheinungsbild der Stadt soll nobler werden. Das können sich Guillaume Lipaire und seine Freunde nicht gefallen lassen. Charmant und clever versuchen sie, den Adligen Einhalt zu gebieten.

Wie schon vom ersten Teil wurde ich auch von dieser Geschichte und den Eigenheiten der Truppe um Monsieur Lipaire sehr gut unterhalten. Es macht einfach Spaß zu lesen, was sich die Freunde als Nächstes einfallen lassen. Ganz besonders schmunzeln musste ich wegen Louis Quatorze, dem Pudel der Grande Dame Lizzy; er erfährt nämlich ein Upgrade auf Louis Quinze.

Wer Regionalkrimis mit viel Humor und Augenzwinkern zu schätzen weiß, wird dieses Buch lieben. Ich hoffe auf noch viele Abenteuer der Gaunertruppe und vergebe verdiente 5 von 5 Gaunercoups.

Bewertung vom 20.05.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


sehr gut

Fankultur in Japan

Der Lebensmittelpunkt von Schülerin Akari ist ihr Idol Masaki, ein Mitglied der J-Pop-Gruppe Mazamaza. Online findet sie dank ihres akribisch geführten Blogs die Anerkennung anderer Fans, die ihr im richtigen Leben fehlt. Um Geld für Merchandise zu verdienen, arbeitet sie Teilzeit in einem ungeliebten Job, der ihr so schwerfällt wie das tägliche Leben, ihre Körperpflege oder die Schule zu meistern. Ihr einziger Lebensinhalt und Antrieb ist Masaki, doch dessen Verhalten führt zu einer Krise, die sich in Akaris Leben überträgt.

Im Roman fallen nie die Worte Depression, Magersucht, Lernschwäche oder dysfunktionale Familie. Dennoch stehen diese psychischen Probleme im Zentrum von Akaris Welt, die diese nur ausblenden kann, wenn sie stattdessen ihren Fankult um Masaki an die erste Stelle stellt. Dadurch wird der Pfad der Selbstzerstörung aber nur noch breiter. Auf der letzten Seite kann man einen Hoffnungsschimmer erahnen; ja, man wünscht Akari so sehr, dass sie ihr Leben auf die Reihe bekommt.

„Idol in Flammen“ ist ein faszinierender und verstörender Kurzroman über die Fankultur in Japan sowie das gestörte Leben einer Schülerin. Für mich hatte die Geschichte absolute Sogwirkung – ich war sofort mitten im Leben von Akari, das sich mehr als unbehaglich angefühlt hat. 4 von 5 Fanartikeln mit dem Hinweis darauf, dass „Idol in Flammen“ keine leichte Lektüre ist und viel Raum zum Nachdenken lässt.

Bewertung vom 16.05.2023
Happy Place
Henry, Emily

Happy Place


gut

Zu wenig Humor, zu viel Tragik

Harriet Kilpatrick ist angehende Gehirnchirurgin, steht vor den Scherben der Beziehung mit ihrem Verlobten Wyn und möchte ihrer Collegefreundin Sabrina dennoch einen wunderbaren Urlaub bereiten, da diese am letzten Tag ihren Freund Parth heiraten wird. So spielen Harriet und Wyn ihren besten Freunden Sabrina, Parth, Cleo und Kimmy vor, noch ein Paar zu sein.

Genau hier hatte ich schon mein erstes Problem mit der Geschichte. Harriet, Sabrina und Cleo sind beste Freundinnen seit dem College, aber Harriet kann nicht einmal ihren engen Vertrauten gegenüber ehrlich sein. Stattdessen wird auf Biegen und Brechen ein letzter „perfekter Urlaub“ zelebriert, weil das Ferienhaus in Maine verkauft werden soll. Alkohol fließt in Strömen und beim Gummibärchendrogenrausch auf dem Hummerfestival zuckte ich innerlich mehrmals vor Fremdscham zusammen. Ist man wirklich nur dann happy?

Meine Erwartungshaltung an „Happy Place – Urlaub mit dem Ex“ war ein locker-leichter RomCom-Roman mit viel Humor und (irr)witzigen Situationen -- schon allein wegen des fröhlichen, pinkfarbenen Covers mit glücklichen, badenden Menschen. Bekommen habe ich viele überzogene Szenen, in denen die weiblichen Charaktere gackern, kreischen, quieken, quaken und auf dem Boden herumtrampeln. Außerdem ein Paar, zwischen dem die Stimmung oft so ungut ist, dass ich mich dabei unwohl gefühlt habe.

Trotz der Ich-Erzählung aus Harriets Perspektive und dem Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit konnte ich mir erst in den letzten knapp 100 Seiten ein gutes Bild von Harriets Leben machen, in dem ernste Themen wie dysfunktionale Familien, Trauer, Depression, mangelndes Selbstvertrauen und dergleichen eine große Rolle spielen. Erst gegen Ende des Romans fiel es mir schwerer, das Buch aus der Hand zu legen. Somit überzeugte mich die RomCom nicht völlig, aber sie bekommt dennoch gute 3 von 5 Happy Places, weil das Ende versöhnt.

Bewertung vom 09.05.2023
Erinnere dich!
Reiter, Max

Erinnere dich!


ausgezeichnet

Wie zuverlässig sind Erinnerungen?

Arno Seitz hat sich sein Leben als Dozent in Berlin gut eingerichtet. Das spurlose Verschwinden seiner damaligen Freundin Maja auf einer Wanderung vor 20 Jahren spielt für ihn keine große Rolle mehr. Das ändert sich jäh, als Arno zum Abiturtreffen eingeladen wird. Zusammen mit seinen Schulfreunden Lukas und Ulrike stimmt er zu, die Wanderung von damals im Gedenken an Maja zu wiederholen. Stück für Stück erinnert sich Arno immer mehr, welche Erlebnisse er zusammen mit Maja hatte. Doch kann er seinen Erinnerungen trauen?

Schon allein das Cover mit den invertierten Farben und der Titel „Erinnere dich!“ weisen darauf hin, dass vielleicht mehr hinter den vermeintlichen Erinnerungen steckt. Ich habe den leisen Thriller von Max Reiter in kurzer Zeit verschlungen und konnte ihn gerade am Schluss kaum aus der Hand legen. Die Erzählweise aus Arnos Sicht, seine Gedankenwelt, seine Erinnerungsfetzen, seine Vermutungen, was damals wirklich geschah, haben meine Aufmerksamkeit nicht nur gehalten, sondern regelrecht eingefordert. In wieweit kann man sich auf seine Erinnerungen verlassen? Wie anfällig ist jeder in Bezug auf Manipulation?

Von mir gibt es wohlverdiente 5 von 5 Klassentreffen und eine Empfehlung für jeden, der leise Thriller zu schätzen weiß.

Bewertung vom 23.04.2023
Stealing Infinity / Gray Wolf Academy Bd.1
Noël, Alyson

Stealing Infinity / Gray Wolf Academy Bd.1


gut

Was wird wirklich auf der Gray Wolf Academy gelehrt?

Natasha Clarkes Leben ändert sich von einem Tag auf den anderen, nachdem sie mit ihrer beliebten Freundin Elodie in einen mysteriösen Club gegangen ist. Sie muss die Schule wechseln, verliert dadurch ihren besten Freund Mason und kommt an die Gray Wolf Academy, deren Stundenplan sich stark von ihrem vorherigen unterscheidet. Alles nur Zufall? Was macht diese neue Schule aus?

Das schwarze Cover und der Farbschnitt von „Stealing Infinity“ ist wunderschön mit einem geheimnisvollen, uhrähnlichen Mechanismus in Petrol, Gold und Silber. Ein wirklicher Hingucker, der neugierig auf die Geschichte macht, die aus der Perspektive von Natasha erzählt wird.

Protagonistin Natasha ist besessen von Markenkleidung, kennt sich dank ihres Vaters mit Tarotkarten und Numerologie aus, pocht auf Frauenpower und hat den Kunstkenntnisstand eines Universitätsabsolventen. Trotz allem wird sie zum hormongesteuerten Teenager – sie wird im Laufe des Buches ja auch erst 18 Jahre alt --, wenn sie sich ihrem Schwarm Braxton gegenübersieht. Der außergewöhnliche Unterricht an der Gray Wolf Academy und die damit verbundenen Herausforderungen dieser besonderen Lehranstalt scheinen sie weniger zu fordern als die Tatsache, dass sie wochenlang kein Teil der fortgeschrittenen Schülerschaft ist und daher alleine essen muss. Die ungewöhnlichen Lehrer und Lehrmethoden begeistern sie weniger als der Zugang zu High Fashion. Für mich ist Natasha ein schwer greifbarer Charakter voller Widersprüche, der sich mehr Sorgen um Oberflächlichkeiten als um wirklich wichtige, lebensverändernde Dinge macht.

Obwohl ich nur so durch die Seiten geflogen bin und mich dabei meistens sehr gut unterhalten gefühlt habe, erreicht der erste Band der „Stealing Infinity“-Reihe für mich durch die Widersprüchlichkeiten in Natashas Charakter und Verhalten sowie eine Trigger-Szene, die die eigentliche Geschichte nicht voranbringt und daher auch vermeidbar gewesen wäre, immerhin noch gute 3 von 5 Tarotkarten, wobei ich jedem, der Interesse am Genre Dark Academia und Science Fiction hat, wärmstens empfehle, sich selbst ein Bild von diesem Jugendbuch zu machen.

Bewertung vom 19.04.2023
Disney Adventure Journals: Mulan und der geheimnisvolle Palast
Disney, Walt;Cleary, Rhona

Disney Adventure Journals: Mulan und der geheimnisvolle Palast


ausgezeichnet

Mulan auf Geheimmission im kaiserlichen Palast

„Mulan und der geheimnisvolle Palast“ aus der Reihe „Disney Adventure Journals“ erzählt das nächste Abenteuer, das Mulan bestehen muss. Kaum zu Hause angekommen, bekommt sie eine Einladung vom Kaiser zum Palast zu kommen, um eine Verschwörung gegen ihn aufzudecken. Zusammen mit ihrer Großmutter und dem kleinen Drachen Mushu stellt sie sich der Herausforderung, fühlt sich aber bald vom Leben am kaiserlichen Hof stark eingeengt.

Ich finde es wunderbar, dass das nächste Kapitel in Mulans Leben in diesem hervorragend gestalteten Comic erzählt wird. Schon allein das Cover mit Mulan und Mushu, das durch die Farbgestaltung in rot und petrol richtig ins Auge sticht, hat es mir angetan. Neben dem üblichen Comicstil gibt es auch mehrere Seiten mit Tagebucheinträgen und Aquarellzeichnungen, die fabelhaft gestaltet sind. Abgerundet wird die Geschichte durch Hintergrundinformationen zu dem Spiel Go, dem chinesischen Frühjahrsfest, der Verbotenen Stadt und chinesischen Theatermasken.

Der Softcover Comic im A5 Format hat mich vollkommen überzeugt. Ich werde ihn bestimmt immer mal wieder zur Hand nehmen, da ich neben der gut durchdachten Geschichte besonders die Aquarellillustrationen von Ilaria Urbinati liebe. Mulan Fans jedes Alters werden ihre Freude an diesem neuen Abenteuer haben. Wohlverdiente 5 von 5 Verschwörern.

Bewertung vom 21.03.2023
Als das Böse kam
Menger, Ivar Leon

Als das Böse kam


sehr gut

Isoliert auf einer kleinen Insel

Die 16-jährige Juno und ihr 12-jähriger Bruder Boy leben ein einfaches Leben zusammen mit ihren Eltern auf einer kleinen Insel. Doch die vermeintliche Idylle hat einen großen Haken. Böse Fremde könnten kommen und der Familie etwas antun – das wird Juno und Boy immer wieder von ihren Eltern eingebläut und durch Testalarme zur Flucht in einen Schutzraum verdeutlicht. Eine Regel der Eltern lautet, dass der Postbote Ole die Kinder niemals sehen darf. Als Ole eines Tages doch Juno erblickt und sie ihn daraufhin heimlich anspricht, setzen sich Ereignisse in Gang, die das Leben aller verändern werden.

Der Thriller liest sich schnell und einfach. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, weil ich unbedingt wissen wollte, was es mit den vielen Regeln auf sich hat, die Junos Eltern für die Kinder aufgestellt haben, und wer diese bösen Fremden sind, die das Leben der Familie bedrohen. Dabei war mir von Anfang an klar, dass etwas faul sein muss – und so geht es bald auch Juno, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird.

Junos Verhalten war für mich nicht immer schlüssig, aber dennoch konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Auf dem Cover ist ein kleines Holzhaus vor dunklen Bäumen abgebildet, das die unheilvolle Atmosphäre unterstreicht. Wenn man mit dem Finger über den Einband streicht, fühlt er sich rau wie ein Felsen an. Somit ist das Cover optisch und haptisch ein Genuss.

„Als das Böse kam“ von Ivar Leon Menger unterhält bis zur letzten Seite und verdient 4 von 5 Holzhäusern auf einer kleinen Insel.

Bewertung vom 20.03.2023
Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod
McCulloch, Amy

Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod


sehr gut

Thriller in Nepals Bergwelt

Journalistin Cecily Wong bekommt nur ein Interview mit dem erfolgreichen Bergsteiger Charles McVeigh, wenn sie mit ihm und seiner Gruppe den Gipfel des Manaslu in Nepal bezwingt. Doch bereits im Basislager verunglückt ein erfahrener Extremtourengeher. War das wirklich ein Unfall?

Die Autorin Amy McCulloch bestieg selbst den Manaslu in Nepal. Sie weiß also genau, wie sie die Strapazen ihrer Protagonistin Cecily beschreiben muss, damit diese authentisch klingen. Ich bin mit Cecily Schritt für Schritt bergauf und bergab gegangen, habe gefroren, war zum Umfallen müde und habe intensive Schreckmomente überstanden. Das Bergsteigen, die Sorge um die berufliche Zukunft und die Angst vor dem Mörder, der sein Unwesen in den Bergen des Himalaya treibt – all das fühlt sich nah und unmittelbar an.

Ein paar Beschreibungen weniger und etwas mehr Straffung im Mittelteil hätten die Spannung konstanter gehalten. Dennoch hatte dieser Thriller in der atemberaubenden Berglandschaft eine Sogwirkung auf mich, und ich kann ihn auch denjenigen ans Herz legen, die sonst lieber den Lift zum Gipfel nehmen. Verdiente 4 von 5 Gipfelbesteigungen!

Bewertung vom 20.03.2023
Amulett der Tausend Wasser / StoryWorld Bd.1
Kirschner, Sabrina J.

Amulett der Tausend Wasser / StoryWorld Bd.1


sehr gut

Abenteuer in einer wundersamen Wasserwelt

Sascha und Chloe könnte eigentlich die Liebe zum Lesen verbinden, doch sie sind Konkurrentinnen beim Schullesewettbewerb. Die beiden Mädchen haben nicht viel gemeinsam, aber als Sascha überraschend den Wettbewerb und damit eine Reise zum neuen Freizeitpark StoryWorld gewinnt, wählt sie ausgerechnet Chloe als ihre Begleiterin. Zusammen mit ihren Tieren, dem Wellensittich Frodo und der kleinen Hündin Pearl, sowie ihrem Begleiter Henry mit seinem Falken Sirin reisen die Mädchen auf die Insel Neblund. Dort dürfen sie ein leeres Buch wählen, dessen Seiten laut des Besitzers Zoran Zelpetin durch das Erleben ihrer Abenteuer im Reich der tausend Wasser beschrieben werden.

„StoryWorld – Amulett der tausend Wasser“ von Sabrina J. Kirschner ist der Auftakt einer Fantasy-Reihe mit viel Action und einem ungleichen Mädchengespann, das sich erst zusammenraufen muss. Dadurch stehen Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt und Vertrauen im Mittelpunkt des abenteuerlichen Freizeitparkaufenthalts, der den Mädchen viel Mut und Entschlossenheit abverlangt. Die Wasserwelt unterhält mit Wasserfällen, Schiffwracks, einer Bootsfahrt und allerlei magischen Wasserwesen, die sowohl die Mädchen als auch die Leser*innen in Erstaunen versetzen. Ich konnte mir alles bildhaft vorstellen, wobei auch die wunderbaren Illustrationen von Melanie Korte beitrugen.

Die actionreiche Geschichte und das schöne Cover als richtiger Hingucker bekommen verdiente 4 von 5 magischen Amuletten. Ich bin schon gespannt, welche weiteren Abenteuer Sascha und Chloe erleben werden.

Bewertung vom 03.01.2023
Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern / Das schottische Bücherdorf Bd.1
Herzog, Katharina

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern / Das schottische Bücherdorf Bd.1


gut

Verliebt in ein schottisches Bücherdorf

Vicky hat eine Mission im schottischen Bücherdorf Swinton-on-Sea und stürzt sich deshalb in ein Netz aus selbstgesponnenen Lügen.

Die Karrierefrau Vicky aus München reist im Dezember in das verträumte schottische Dorf Swinton-on-Sea, dem elf Buchläden einen besonderen Charme verleihen. Als sie in „The Reading Fox“ für die Feiertagsaushilfe gehalten wird, stellt Vicky den Irrtum nicht klar, da sie einen Auftrag ihres Vaters im Hinterkopf hat, der den Inhaber Graham Erskine betrifft. Der Grundstein für ein Lügengerüst ist gelegt, das immer wackliger wird, je mehr Zeit verstreicht. Anfangs von den eigenwilligen Dorfbewohnern mehr amüsiert als angezogen, lernt Vicky im Laufe der Zeit die Herzlichkeit der Menschen zu schätzen, auch wenn sie in Gedanken immer noch gelegentlich über sie herzieht.

Das Cover von „Das kleine Bücherdorf – Winterglitzern“ ist ein Traum. Buchrücken an Buchrücken und dazwischen ein schmales, gemütliches Häuschen im Schnee. Auch die Karte von Swinton auf dem vorderen Buchumschlag ist bezaubernd. Ich habe mich schon auf den ersten Seiten in das schottische Bücherdorf mit seinen Dorfbewohnern verliebt, die alle das Herz auf dem rechten Fleck haben. Gerade die Kapitel, die aus ihrer Sicht geschrieben sind, gefielen mir am besten. Warum ist das Buch also nur gut (3/5) und nicht herausragend? Ganz einfach – ich wurde bis zum Schluss nicht mit Vicky warm. Schon wenn sie zum ersten Mal auf Menschen trifft oder nur von ihnen hört, fängt sie an, sie negativ zu beurteilen:

„Vor Vickys geistigen Augen tauchte das Bild eines schlanken, solariumgebräunten Playboys auf, aus dessen weit geöffnetem weißen Hemd dunkles Brusthaar quoll, auf dem ein Goldkettchen ruhte.“ (S. 50)

„Rosie! Seine Frau musste ja eine äußerst furchteinflößende Person sein, ein richtiger Drache. Sicher war sie einen Kopf größer als Reggie und hatte so breite Schultern wie ein Ringer.“ (S. 51)

„‘Shauna? Wie Shaun das Schaf?‘, konnte Vicky es sich nicht verkneifen nachzufragen. […] Vicky beschloss, sie Shona, die Ziege, zu nennen.“ (S. 117)

Dazu kommt, dass sie eine Lüge auf die andere häuft, und jede Gelegenheit zum Aufklären der Situation verstreichen lässt. Das Ende kam mir etwas zu schnell und glatt; die Geschichte an sich war vorhersehbar. Für meinen Geschmack waren zudem ein wenig zu viele Ausrufezeichen im Text, was mich regelrecht herausgerissen hat, wie zum Beispiel hier:

"Je eher sie dieses Dorf wieder verlassen konnte, desto besser! Anscheinend lebten nur Verrückte hier! […] Vielleicht war es doch gut, dass sie nicht in Jeans, Wachsjacke und Wanderstiefeln in Swinton aufgetaucht war!" (S. 53/54)

Dennoch liest sich der Roman leicht und einfach. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Im Frühjahr 2023 erscheint der zweite Teil „Frühlingsfunkeln“, der Shona in den Mittelpunkt der Geschichte rückt. Ich kann mir vorstellen, dass ich mit dem Wechsel der Hauptfigur gerne 5 von 5 Sternen vergeben werde. Wegen Miss Unsympathisch Viktoria Lambach wurden es leider nur 3 von 5 Sternen, aber ich kann dennoch allen Bücherbegeisterten dieses wunderbare Bücherdorf Swinton-on-Sea mit der besonderen Atmosphäre ans Herz legen.