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Top-Rezensenten Übersicht

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janina_el

Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2023
Lichte Tage
Winman, Sarah

Lichte Tage


ausgezeichnet

Geht ins Herz und bricht es dir

In Lichte Tage erlebt man die Geschichte von den Freunden Ellis und Michael und dem Auf und Ab, dem Auseinanderleben und Zusammenfinden ihrer Freundschaft – zumindest auf den ersten Blick. Während wir im Laufe des Buches zeitlich und örtlich durch ihre Leben navigieren, teils (und zuerst) aus der Sicht von Ellis und teils aus der von Michael, lernen wir, wie viel mehr hinter dieser besonderen Verbindung steckt, die erste große Liebe nämlich. Damit nicht genug, tragische Erlebnisse und ein Unfall ereignen sich und erwischen den/die Lesenden kalt. All das habe ich nicht erwartet, als ich mit dem Buch angefangen habe, da weder der Klappentext noch der Leseeindruck diese herzzerreißenden Themen gespoilert hat. Das fand ich unglaublich spannend und gleichzeitig hat es mich emotional wirklich ergriffen und traurig gemacht. Überhaupt nicht im schlechten Sinn, aber doch unerwartet. Obwohl ich das Buch innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe, hatte ich teilweise Schwierigkeiten damit, den zeitlichen Sprüngen zu folgen und mich an den Punkten der Lebensgeschichten zu orientieren. Vielleicht war ich auch einfach zu sehr emotional involviert, um der logisch folgen zu können ;)
Das Buchcover und die Haptik/Qualität des Buchs und seines Einbands selbst sind wunderschön und so feinfühlig, wie das Geschriebene und die Gestaltung der Charaktere selbst – einfach so wunderbar detailreich und unaufdringlich, dass man sich darin einfach verlieren kann. (auch hier wieder: im besten Sinne!)
Alles in allem hat mich das Buch von vorn bis hinten positiv überrascht und ist mir einfach direkt ins Herz gegangen.

Bewertung vom 23.02.2023
Ohne mich
Schüttpelz, Esther

Ohne mich


weniger gut

In „Ohne Mich“ folgen wir einer Jura-Absolventin während ihres Berufseinstiegs und, viel wichtiger, kurz nach der Trennung von ihrem Ehemann, den sie sehr jung und kurz geheiratet hat.
Der Erzählstil ist sehr besonders, gleichzeitig interessant aber auch kühl und sehr direkt – ein bisschen, wie die Protagonistin selbst. Während ich anfangs und zum Ende hin wirklich gespannt war, verlor ich schnell Sympathie und Interesse an ihr und ihrer Geschichte. Viele Geschehnisse und Teile des Erzählten konnte ich nicht nachvollziehen, waren mir zuwider oder haben mich schlichtweg gejuckt. Dadurch zog sich das Buch im Mittelteil für seine knapp nur 200 Seiten wirklich sehr. Ich nahm irgendwann eine so resignierte und entrückte Haltung der Protagonistin gegenüber ein, wie sie selbst im Buch gefühlt ihrem kompletten Umfeld gegenüber. In dieser Hinsicht hat die Erzählung also wirklich etwas vermittelt, allerdings nicht im besten Sinne. Anstatt mich zu unterhalten, zum Nachdenken zu bringen, Emotionen zu wecken oder irgendeine Regung hervorzurufen, las ich die Zeilen innerlich eher reglos und abgestumpft.
Viele der Probleme und Struggle konnte ich als junge Frau ja nachvollziehen und das Thema/die Prämisse fand ich sehr spannend, als ich das Buch begonnen habe, aber wieso sollte ich einer Figur folgen, die keinerlei Entwicklung oder Reflektion oder sonstiges aufweist. Mir fehlte wohl der Sinn der Geschichte.
Mich störte auch, dass so viele Fässer (zwischenmenschliche Beziehungen, Gefühle, Gedanken) aufgemacht wurden, dann aber nicht weiter verfolgt und lieblos wieder fallengelassen wurden. Manche davon hätten mein Interesse geweckt, wie sich gewisse Dinge weiterentwickeln oder was die Gefühle und Gedanken der Erzählerin dazu gewesen wären.
Ich möchte nicht sagen, dass ich das Buch durch und durch negativ fand, aber meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen und hätte es mehr Seiten gehabt, hätte ich es vermutlich nicht fertig gelesen.

Bewertung vom 25.01.2023
Bissle Spätzle, Habibi?
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


ausgezeichnet

Ich stehe Liebesgeschichten über alleinstehende Frauen, die in ihren frühen 30ern die große Liebe suchen, immer skeptisch gegenüber, da sie oft kitschig und nicht besonders originell sind. Anders ist es hier bei „Bussle Spätzle, Habibi“, weil es um so viel mehr geht. Man ist von Anfang an in der Welt von Amaya und versteht ihre inneren Konflikte und gleichzeitig sympathisiert man mit ihr und ihrer smarten und starken, sehr humorvollen und schlagfertig Art. Die Dynamik in ihrer Familie ist genauso fesselnd, wie ihr Liebesleben und ihre Freundschaft und Karriere. Vielmehr lernt man auch noch sehr viel über die Religion und Kultur und die Struggle, die für junge Muslim*innen oftmals Alltag sind. Neben Amaya sind auch fast alle anderen Charaktere sehr komplex und liebevoll gestaltet und erzählt, was mir sehr gut gefallen hat. Das und die geschickte Art, gegenwärtige und vergangene Geschehnisse zu erzählen, haben mich das Buch in kürzester Zeit verschlingen lassen. Was bleibt, ist eine schöne Liebesgeschichte, die Hoffnung schenkt, aber viel mehr noch die Erkenntnisse und alle interessanten Details über das Leben einer jungen, modernen Frau und ihrem Umgang mir ihrer Religion, dem Islam, und ihrer muslimischen Kultur.
Ich hätte gerne nicht schon durch den Titel gespoilert bekommen, worauf ihr Dating rausläuft. Dadurch hätte ich gespannter den Verlauf ihrer Dates verfolgt und wäre nicht so voreingenommen gegenüber all ihrer männlichen Begegnung gewesen, da ich ja wusste, mit wem ich mitzufiebern habe, aber das ist nur ein Kritikpunkt der mir in den ersten Kapiteln aufgefallen ist und schnell egal wurde :)
Das Buch war mehr, als ich erwartet habe und ich bin sehr angetan von der liebevollen Art und Weise, wie Abla Alaoui schreibt und erzählt.

Bewertung vom 22.09.2022
Falling in love was not the plan
Quach, Michelle

Falling in love was not the plan


sehr gut

Interessante Ideen und Gedanken süß verpackt.
Die zielstrebige Eliza möchte Chefredakteurin ihrer Schulzeitung werden und hat dafür schon während ihrer ganzen Schulzeit alles andere hintenangestellt – Freizeit und soziale Kontakte/Freundschaften inklusive. Als sie die Wahl gegen den frischen Redakteur und ehemaligen Star-Sportler Len verliert, verfasst sie wütend ein Manifest gegen das System, das seit jeher Führungspositionen in der Schule männlich besetzt, also einen Appell für den Feminismus und female Empowerment. Sie wollte es zwar nicht veröffentlichen, aber als der Artikel von jemand Unbekannten veröffentlicht wird, ist es ein Skandal, der einen großen Shitstorm gegen die eher unbeliebte Eliza nach sich zieht, aber auch den Anfang einer Feminismus-Bewegung an der Schule markiert. Gleichzeitig müssen der populäre Len und Eliza auf Anordnung des Rektors zusammenarbeiten und entgegen aller Erwartungen entwickelt sich eine Freundschaft und sogar noch mehr.
Diverse Ideen und Einstellungen zu Themen Feminismus, Gleichberechtigung, Herkunft, Identität, und viele weiterer, mit denen sich junge Leute zwangsläufig konfrontiert sehen, treffen in Form verschiedener Schüler aufeinander und werden so im Laufe der Geschichte diskutiert, infrage gestellt und aufgearbeitet. Dadurch ergeben sich tolle Gedankengänge, die auch den/die Leser*in zum Nach- und Überdenken anregen. Zumindest im besten Fall, nämlich dann, wenn man offen gegenüber den Gedanken ist und meiner Meinung nach hat die Autorin Michelle Quan eine super angenehme Art, diese Gedanken ausführlich zu vermitteln und das, ohne lehrhaft oder langatmig zu klingen. Ich denke, eine Menge junger Menschen könnten einige Anstöße aus dieser Geschichte ziehen.
Das Setting an sich ist recht generisch, z.B. die Schauplätze, die Entwicklung der Liebesgeschichte, die Figuren und Figurenkonstellationen sind eher standardmäßig, heteronormativ und altbekannte Tropen. Das stört mich dahingehend nicht, dass ich solche Coming-of-Age und YA Geschichten in Büchern, Filmen und Serien sehr liebe und nicht genug davon bekommen kann. Aber wirklich neu wurde das Rad hier nicht erfunden und die Erzählung bleibt, bis auf das Thema Feminismus, eher konservativ. Wen das nicht stört, so wie mich, wird das Buch sicher genießen und verschlingen.
Das Cover ist ganz süß, aber etwas zu kindlich, was der Story nicht gerecht wird, wie ich finde.

Bewertung vom 12.09.2022
Der schönste Zufall meines Lebens
Williams, Laura Jane

Der schönste Zufall meines Lebens


ausgezeichnet

Auch ein schöner Zufall: Entdeckung dieses Buches

Die Geschichte über die junge Köchin/Café-Besitzerin Penny, deren Leben durch diverse Schicksalsschläge guter und schlechter Natur in verschiedene Richtungen und Situationen gelenkt wird, hat mir unheimlich gut gefallen. Sie kämpft gleichzeitig mit den üblichen Problemen und Sorgen einer jungen Erwachsenen, die gerne Liebe finden würde, aber auch mit ganz speziellen Stolpersteinen in ihrem Leben, wie z.B. dem Verlust ihrer Mutter, dem eigenen besiegten Krebs und die dadurch bedingten Probleme beim Kinderwunsch.
Trotz allem Druck und schlechten Erfahrungen beweist sie Stärke beim Daten und der Suche nach dem richtigen Partner, da sie es nicht einsieht, sich für einen Mann und eine Beziehung zu verbiegen. Als sie schon aufgeben wollte, ergeben sich ganz unverhofft neue und wunderschöne Begegnungen, die einen als Leser fesseln, begeistern und selbst etwas Glaube an die Liebe zurückgewinnen lässt.
Ungewöhnlich, aber im besten Sinne, ist der Schreibstil, der sich ständig ändert, vor allem, was Erzähler und Perspektive angeht. Einmal an diese fehlende Stringenz gewöhnt, macht es Spaß und bleibt das ganze Buch hindurch erfrischend, Pennys Story zu folgen. Einzig die wörtlichen Reden wirken unnatürlich, steif und etwas aus der Zeit gefallen, was allerdings auch der Übersetzung und der üblichen Problematik beim Lesen Bücher in Nicht-Originalsprache geschuldet sein kann und worüber man auch gut hinwegsehen kann. Die Figuren sind so gut gezeichnet, dass man sich mit etwas Fantasie selbst einbilden kann, wie die Gespräche im echten Leben junger Menschen verlaufen und klingen würden :)
Ich bin froh, das Buch gewonnen zu haben und somit durch einen Zufall dieses wunderbare Werk gelesen habe. Allein dem Cover nach hätte ich mir das Buch nämlich eher nicht gekauft, da es mir ein bisschen zu sehr nach Kitsch und abgedroschener Liebesgeschichte aussieht. Das ist aber auch schon alles an Kritik, die ich zu äußern hätte und ja nur eine Nebensächlichkeit. :)

Bewertung vom 11.07.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


gut

Schmaler Grat zwischen feinfühlig und träge

Grundsätzlich hat mich das Thema und anfänglich auch die Charaktere sehr interessiert, aber wirklich gefesselt hat mich leider beides nicht und im Laufe der Erzählung sogar immer weniger. Ich konnte mich nicht wirklich in die Figuren, ihre Entscheidungen und Lebensrealitäten reinfühlen, was mir das Interesse daran, ihren Weg zu verfolgen, etwas erschwert hat. Im Großen und Ganzen war das Buch aber nett zu lesen, hatte schöne Momente. Die überwiegende Melancholie war vor allem an verregneten Sommerabenden eine passende Stimmung, hat mich allerdings für leichte oder warme Sommertage dann eher weniger zum Lesen motivieren können. Dementsprechend habe ich eine Weile und länger als gewohnt für die Lektüre gebraucht. Das Design vom Buchcover gefällt mir sehr gut und passt in seiner Ruhe und Unaufgeregtheit zum Inhalt.

Bewertung vom 06.05.2022
Verheizte Herzen
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen


ausgezeichnet

Packend und rasant

Die Protagonistin Ana ist Ehefrau, Familienmutter, Anwältin und – momentan am bestimmendsten für ihre Gedanken – die (ehemalige) Geliebte ihres kürzlich verstorbenen Klienten, selbst Ehemann und Vater. Dadurch treffen die gefühlte Witwe, Ana, und die eigentlich Witwe, Connors Ehefrau Rebecca, aufeinander. Der Versuch, die Trauer, die sie eigentlich nicht fühlen sollte und dürfte, zu überwinden wird dabei unweigerlich an ebendiese Frau geknüpft.
Verheizte Herzen von Sarah Crossan ist ein Buch, dessen Thema und Prämisse mich eigentlich nicht besonders anspricht, interessiert oder reizt. Umso überraschter war ich, wie schnell ich es durchgelesen hatte, weil es mich einfach von Anfang an gepackt und gefesselt hat. Ich kann gar nicht genau sagen, ob es der spezielle Schreibstil ist, der Gedanken, Dialoge und Situation so prägnant, gut nachvollziehbar und echt darstellt, dass man rasant Seite um Seite verschlingt und gar nicht anders kann, als dem schnellen und hoch getakteten Rhythmus zu folgen. Oder ob es die Protagonistin ist, die ebenso einnehmend und für mich begreiflich in ihrem Handeln war. Wahrscheinlich bedingen sich diese zwei Punkte, die die Verzweiflung, Verwirrtheit und Hilflosigkeit in dieser nicht öffentlich verarbeitbaren Trauer im Geheimen so nachfühlbar werden lässt, sodass eine mir so fremde Geschichte und Handlung doch direkt ins Herz und an die Nieren geht.
Was die ganze Leseerfahrung noch komplett rund macht, ist das großartige Cover, mit dieser speziellen Farbe und Textur, das alles und nichts sagt und dabei ganz einfach auch großartig aussieht. Genau nach meinem Geschmack, was das Design und die Gedanken dahinter angeht.

Wirklich tolles, überraschend packendes Werk, nachdem ich sofort Fan von Sarah Crossan und ihrer speziellen Art zu schreiben, wurde!

Bewertung vom 02.05.2022
Die Knochenleser
Ross, Jacob

Die Knochenleser


gut

Gewöhnungsbedarf auf vielen Ebenen – was nicht schlecht sein muss!

Der Protagonist Michael "Digger" Digson erzählt in der Ich-Form von seinem ungewöhnlichen Eintritt und Werdegang zum Polizisten und Ermittler in der Karibik. Die Arbeitsweisen und Handlungen der Polizei dort sind der erste gewöhnungsbedürftige Punkt für den „westlichen“ Leser, da sie bestimmt sind durch Korruption, Regelbruch, Gewalt und teils unnachvollziehbare Praktiken. Nichtsdestotrotz sind genau diese Punkte auch sehr spannend und bieten Einsicht in die Strukturen einer Kultur und eines fernen Landes, die man sonst selten erfährt. Eben ein Krimi in der Karibik mit all den dazugehörigen Grausamkeiten und Faszinationen.
Um direkt mit den nächsten Ungewöhnlichkeiten, an die sich der Leser zu gewöhnen hat, weiterzumachen: die Sprache und Wortwahl, vor allem in den Dialogen, ist sehr eigen und teils irritierend, da beispielsweise Silben oder Buchstaben ausgelassen werden. Dass man sich nur schwierig an diese Art der Darstellung von Dialekten oder Slangs gewöhnt und ich persönlich mehr als störend empfinde, mag allerdings auch an der Schwierigkeit der Übersetzung solcher Stilmittel liegen. Teils ist es auch interessant und herausfordernd im positiven Sinne, im Großen und Ganzen lenkt es aber leider auch von der eigentlichen Kriminalgeschichte ab.
Diese entpuppt sich als auch sehr grausam und schlimm, was für den ein oder anderen Leser auch nicht ganz ohne sein dürfte, ohne nun zu viel zu verraten oder gar zu spoilern.
Das Buch war wirklich fesselnd, gerade weil es sich um so ein rundum besonderes und – wie gesagt – gewöhnungsbedürftiges Werk handelt. Ob es den eigenen Geschmack trifft, muss jeder für sich selbst herausfinden. Wenn man aber Lust darauf hat, etwas Neues zu entdecken, gebe ich für „Die Knochenleser“ eine klare Empfehlung! Sollte einem das Buch dann nicht gefallen, hat man ja wenigstens immer noch einen echten Hingucker im Bücherregal stehen! ;)

Bewertung vom 25.04.2022
Die Sommerschwestern Bd.1
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


gut

"Für (werdende) Holland-Fans"
Die vier besagten Schwestern werden aus anfangs noch unklaren Gründen von ihrer Mutter nach Holland, das Urlaubsland aus Kindertagen, bestellt. Von Beginn an wird klar, dass es sich um grundverschiedene Frauen handelt, was nicht zuletzt eines der Grundthemen des Buches darstellt. Die Dynamiken innerhalb dieser Familie, die sich auch aufgrund der Unterschiede in Charakter und Lebensentwürfen, auseinandergelebt haben, sind interessant. Leider kamen mir die Dialoge und Charakterentwürfe sehr generisch vor und vor allem die Art zu reden, würde ich keinen jungen Frauen zwischen Ende 20 und Ende 30 zuschreiben. Was mich an der Gestaltung und Darstellung der Figuren nicht ganz überzeugt hat, hat wiederum bei Beschreibung der Landschaft ganz wunderbar funktioniert. Die niederländische Szenerie und liebevoll dargebotenen Details zum Schauplatz der Geschehnisse sind ganz wunderbar und machen wirklich Lust auf einen eigenen Trip dorthin. Alles in allem war das Buch eine passende Lektüre für einen Kurzurlaub, die eine ebenso kurzweilige Freude macht und leichte Kost für unterwegs darstellt.

Bewertung vom 26.03.2022
Via Torino
Leuthner, Aja

Via Torino


ausgezeichnet

Das Buch erzählt die Geschichten dreier Frauen dreier Generationen, deren Weg immer wieder nach/über Italien führt und ihren Lauf nehmen. Es springt zwischen den Protagonistinnen hin und her, aber behandelt auch sprunghaft Phasen in deren jeweiligen Lebenswegen und selbst innerhalb von Kapiteln, in denen solche Phasen behandelt werden, finden oftmals Zeitsprünge und Rückblenden oder Voraussichten statt. Es passiert also sehr viel, allerdings herrscht kein Chaos, vielmehr bekommt man ein Gefühl für das bewegte Leben der, jeweils auf ihre eigene Art, sehr starken Frauen. Dabei fiebert man mit jeder einzelnen Geschichte sowohl separat als auch später, wenn sie immer mehr miteinander verwoben werden, als Ganzes mit.
Sehr unterschiedlich sind die Leben der drei Frauen trotz ihrer engen Beziehung und Verwandtschaft sind, da Einflüsse, wie das Aufwachsen, die Familiensituation und das Ansehen / die Stellung in der Gesellschaft, sehr unterschiedlich von den Frauen erfahren werden. Ebenso spiegelt sich diese Unterschiedlichkeit in im Erzählerischen und in der Ausdrucksweise wider. Dadurch werden einem die Charaktere ganz subtil vermittelt. Solche und weitere stilistische Mittel führen unweigerlich zu einer Spannung und großem Interesse daran, in welche Richtung sie die Leben der Frauen entwickeln. Oder eher, wie sich der Weg dahin gestaltet, denn die Richtung und das Ergebnis dieser Wege sind schon sehr früh eindeutig. Allerdings trägt dieses vermeintliche Wissen eher zum eben erwähnten Interesse und der Spannung bei, anstatt diese zu mindern.
Neben den spannenden Lebensgeschichten behandelt die Erzählung zudem auf eine sehr persönliche und ergreifende Art und Weise (vorwiegend italienische) Zeitgeschichte, mit all seinen bewegenden Krisen, Facetten und Einflüssen auf die Kultur und Gesellschaft.
Einziger Kritikpunkt, der ab und an stört, sind die wörtlichen Reden, die oftmals sehr steif und gestelzt erscheinen, vor allem getätigt von jungen Charakteren. Solche wörtlichen Reden bilden jedoch nur einen kleinen Teil der Erzählung ab und der restliche Schreibstil ist so angenehm und von Zeit zu Zeit poetisch schön, sodass sich darüber okay hinweglesen lässt.
Alles in allem also eine wirklich bewegende Erzählung dreier sehr bewegter Leben rund um den Sehnsuchtsort Italien.