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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lu
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 152 Bewertungen
Bewertung vom 27.08.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


ausgezeichnet

Für mich hat sich der Roman, der eigentlich ein Familiendrama darstellt, wie ein Psychothriller gelesen. Ich fand ihn unheimlich spannend und atmosphärisch dicht geschrieben, da war kein Wort zu viel und trotzdem gab es immer wieder einfühlsame, kreative Sprachbilder und Beschreibungen.

Im Zentrum der Handlung stehen Pia und ihr Sohn Luca. Luca wird beschuldigt, ein Mädchen in der Grundschule bedrängt zu haben, schweigt jedoch beharrlich zu den Vorwürfen. Dieses Schweigen bringt Pia aus dem Gleichgewicht und lässt alte Wunden aus ihrer eigenen Kindheit wieder aufbrechen. Auch in Pias Kindheit wurde viel geschwiegen und gelogen. Die Erzählung entfaltet eine dichte Atmosphäre des Misstrauens und der Ungewissheit, was dazu führt, dass man sich als Leser:in immer wieder fragt: Was ist wirklich passiert? Besonders gelungen ist die Darstellung von Pias innerem Kampf als Mutter. Ihre wachsende Angst und das Misstrauen gegenüber ihrem eigenen Sohn haben mich selbst zunehmend unwohl werden lassen.

Der Roman wirft somit wichtige Fragen auf: Dreht sich die Spirale von Familientraumata immer weiter, weil diese von Generation zu Generation weitergegeben werden? Und wie geht man damit um, dass man nie genau wissen wird, was tatsächlich geschehen ist? In „Kleine Monster“ gibt es keine einfachen Antworten. Die Charaktere versuchen zu lernen, mit den eigenen Unsicherheiten und den Lücken in ihren Erinnerungen umzugehen, sich selbst und einander zu vertrauen. Bis zur letzten Seite bleibt es spannend, ob sie das schaffen oder ob die Familie dadurch auseinanderbrechen wird.

Bewertung vom 24.08.2024
Ex-Wife
Parrott, Ursula

Ex-Wife


ausgezeichnet

Klassikerin
Dieser Roman kam mir ein bisschen so vor wie die reiche, amerikanische große Schwester von „Das kunstseidene Mädchen“ von Irmgard Keun.
Patricia lebt als Ex-Frau unabhängig und berufstätig im New York Ende der 1920er-Jahre. Obwohl sie Halt bei einer guten Freundin und Spaß am New Yorker Nachtleben findet, trauert sie ihrem Mann und dem Leben als Ehefrau hinterher. Schließlich sind die Rollenerwartungen an Frauen klar: Sie soll möglichst gutaussehend, möglichst rein und möglichst verheiratet sein. Patricia versucht allerdings immer wieder sowohl Ablenkung durch Sex als auch eine neue Liebe zu finden. Dabei begegnen ihr neben Männern, die zu guten Freunden werden, auch immer wieder misogyne und gewalttätige Männer, sodass die Strukturen als sexistisch und ungerecht entlarvt werden.
An „Das kunstseidene Mädchen“ hat mich einerseits die Erzählweise erinnert, die mitunter gedankenstromartig ist, dann wieder raffend wie ein Tagebucheintrag. Zudem wird durch die Erzählweise deutlich, dass Patricia einige misogyne Strukturen selbst eher nicht hinterfragt, sondern vor allem versucht, mit deren negativen Folgen klarzukommen. Andererseits gibt es aus meiner Sicht auch inhaltliche Überschneidungen: Patricias Suche nach Glück, die Rolle von Mode und Äußerlichkeiten dabei, ihr ständiges Scheitern und Wiederaufstehen oder ihre Hilfsbereitschaft gegenüber anderen Frauen. Eines hat Patricia jedoch ihrer deutschen kleinen Schwester voraus: Durch Bildung und soziale Herkunft kann sie ihren Lebensunterhalt selbst finanzieren. Sie zeigt, dass Frauen ökonomisch nicht auf Männer angewiesen sein müssen.
Alles in allem habe ich den Roman sehr gerne gelesen - ich kann es Fans vom kunstseidenen Mädchen und/oder Sex and the City empfehlen. Aus meiner Sicht eignet sich der Roman durch die Erzählweise und den kulturhistorischen Hintergrund von Prohibition und der Lebensweise von bürgerlichen Frauen in den 1920ern auch sehr gut zur Klassikerin.

Bewertung vom 21.08.2024
Leming
Clausen, Murmel

Leming


weniger gut

TW: Suizid, Tod. Dieser Roman hatte mich mit der Ankündigung „Tschick trifft auf Nick Hornbys A Long way Down im Setting von The End of the F***ing World“ sehr neugierig gemacht, leider hat er mich jedoch überhaupt nicht berührt. Es scheint, als bemüht sich der Roman sehr, genau diese Vorgaben zu erfüllen, ohne jedoch eine eigene Sprache zu finden, sodass am Ende alles oberflächlich abgehandelt auf mich wirkte. Nur das Nachwort im Namen des Autoren hat mich schließlich emotional erreicht.
Es geht um drei Außenseiter, die nach Ungarn aufbrechen, um sich umzubringen. Der Roadtrip erinnert tatsächlich an Tschick, allerdings ohne dass die Nebencharaktere wirklich Tiefe bekommen. Erzählt wird in einer ähnlich derben Sprache, die auf mich jedoch oft aufgesetzt und unauthentisch wirkte - dort redet kein Teenager, sondern es schimmert ein Erwachsener durch, der versucht, wie ein Teenager zu schreiben. Während Wörter wie „behindert“ reflektiert werden, werden „bitch“ und „normal“ einfach verwendet, ohne dass das irgendwie ironisch gebrochen wird o.Ä. Auch Trauer und Verzweiflung wurden für mich weder ernst noch ironisch dargestellt, sodass die Darstellung vor allem oberflächlich und bemüht wirkt.
Positiv: Die Geschichte wird flüssig erzählt, ich habe sie trotz Genervtheit zwischendurch zügig weglesen können. Das Nachwort und die zur Verfügung gestellten Informationen zu Hilfsmöglichkeiten fand ich auch gelungen.

Bewertung vom 19.08.2024
Die Geschichten in uns
Wells, Benedict

Die Geschichten in uns


sehr gut

Dieses Sachbuch über das Schreiben (und eigentlich auch über das Lesen) habe ich vor allem nachts gelesen. Ich habe 2-3 Nächte im Monat, in denen ich aufwache und meistens direkt weiß, dass ich nicht schnell wieder einschlafen werde. In den Momenten fange ich gerne neue Bücher an - so hat sich das Wachliegen wenigstens gelohnt. Und wie passend war es dann bei diesem Sachbuch, dass der Autor laut eigenen Angaben selbst viele Nächte durchwacht?
Wells schreibt im ersten Teil über sein Aufwachsen und, wie er zum Schreiben kam, so packend, dass ich den Teil in einem Rutsch gelesen habe. Dass ich außerdem Vieles zum Entstehungsprozess von meinen Lieblingsbüchern „Hardland“ und „Fast genial“ erfahren habe, fühlte sich fast an, wie alte Bekannte wiederzusehen und endlich mehr über sie zu erfahren.
Der zweite und dritte Teil gehen dann auf Theorie und Praxis des Schreibens ein. Dieser Teil ist gespickt mit Zitaten und Beispielen berühmter Schriftsteller:innen sowie eigenen Textpassagen. Die Zitate und Weisheiten wirken manchmal plakativ, andererseits habe ich den Teil auch als gute Fundgrube für den Literaturunterricht empfunden. Sicherlich hätte hier einerseits die Auswahl der Beispiele noch diverser sein können, andererseits erhebt der Ratgeber nie Anspruch auf Vollständigkeit und Wells ist so selbstkritisch, dass ich selbst nachsichtiger wurde.
Alle Teile sind - typisch Wells - flüssig erzählt. Menschen, die gerne schreiben und/oder lesen, werden Freude an diesem Buch haben!

Bewertung vom 18.08.2024
Als wir Schwäne waren
Karim Khani, Behzad

Als wir Schwäne waren


ausgezeichnet

Dieser Roman ist definitiv das Highlight meiner Augustbücher. Khani beschreibt das Aufwachsen eines Jungen, der mit seinen Eltern aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen ist. Er lernt schnell, dass „Du bist hier Gast“ in Deutschland nicht herzlich und freundlich gemeint ist, dass er nie „dazu“ gehören wird, immer Beobachter bleiben wird. Außerdem lernt er, wie er sich in seinem Viertel, in dem es zwar viele Arten von Armut, aber nicht viele Chancen gibt, mit Gewalt Respekt verschaffen kann. Trotzdem spürt er, dass er mit seiner Wut seine eigentlichen Gefühle von Angst und fehlendem Selbstwertgefühl nur überdeckt. Seine Eltern, im Iran Akademiker, in Deutschland plötzlich ohne Abschluss, gehen mit der Fremdheit anders um, nichts davon taugt als Vorbild für die eigene Identität.
Viele Absätze habe ich zweimal gelesen, weil ich sie so dicht, schonungslos und ausdrucksstark fand. Der Roman ist geschrieben wie ein Gedicht - da ist kein Wort zu viel, alles ist präzise beobachtet, jedes Bild ist treffend. Selbst für die Beschreibung von Gewalt findet der Autor immer wieder poetische Bilder, die hinter die harten Fassaden des Jungen und seiner Freunde schauen lassen. Die Stimmung wechselt dabei mühelos von Nachdenklichkeit zu Kälte zu Witz zu Warmherzigkeit und zurück. Insgesamt gefällt mir „Als wir Schwäne waren“ daher sogar noch besser als Khanis Debütroman „Hund Wolf Schakal“.

Bewertung vom 13.08.2024
Ich komme nicht zurück
Khayat, Rasha

Ich komme nicht zurück


sehr gut

Mir hat an diesem Roman vor allem die Sprache gefallen: Man merkt auf jeder Seite eine unheimliche Freude, mit Intensität und Dichte zu spielen und Atmosphäre sowie Beziehungen darzustellen.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Hanna erzählt, die auf ihre Kindheit in den 80er Jahren zurückblickt, als sie zusammen mit Zeyna und Cem in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet aufwuchs. Infolge des 11. Septembers 2001 treten dann die Unterschiede zwischen Hanna sowie Zeyna und Cem als von Rassismus Betroffene aber immer deutlicher hervor. Die Freundschaft der drei kommt dagegen nicht an. Schließlich verschwindet Zeyna aus Hannas Leben. Dieser Teil der Geschichte hat mich sehr berührt und beschäftigt.

Jahre später kehrt Hanna, inzwischen einsam und allein ohne Familie, in ihre alte Heimat zurück und will Zeyna wiederfinden. Die Beschreibung von Hannas Depression, die sie dazu zwingt, in ihrem Leben zu erstarren und sich nur noch durch die Vergangenheit zu bewegen, fand ich sehr gut beschrieben. Das Ende des Romans kam für mich dann einerseits etwas unvermittelt, andererseits war es dadurch auch überraschend und ohne Klischees.

Es gibt allerdings noch einen Kritikpunkt, der mich wahrscheinlich wie eine Oberlehrerin aussehen lässt: Die Darstellung von Hannas Leben als Lehrerin während der Pandemie wirkt nicht ausreichend recherchiert. Dass sie ihre Wochenenden als freie Zeit wahrnimmt und davon ausgeht, in ihren Fächern müsse man nie aktuelles Material erstellen, mag ihrer Depression und Erstarrung geschuldet sein. Aber die Darstellung von Schulschließungen im Herbst, die es nie gab, und die Vorstellung, dass eine Lehrerin einfach in eine andere Stadt ziehen oder spontan Tage frei nehmen könnte, passen nicht zur Realität des Lehrberufs.

Insgesamt ist „Ich komme nicht zurück“ für mich jedoch wegen der intensiven Sprache und der Darstellung von Freundschaft ein lesenswerter Roman.

Bewertung vom 02.08.2024
Juli, August, September
Grjasnowa, Olga

Juli, August, September


sehr gut

„Juli, August, September“ ist ein Roman, der auf unterhaltsame und bissige Weise komplexe Themen wie Erinnerung und Identität behandelt. Die Geschichte dreht sich um die Protagonistin Lou, die mit den Eindrücken ihrer Tochter zu ihrer jüdischen Identität konfrontiert wird, obwohl Lou diese selbst gar nicht fassen kann. Lou beginnt, sich mit ihrer eigenen jüdischen Herkunft auseinanderzusetzen - eine Aufgabe, bei der ihr Ehemann, ein vielbeschäftigter Pianist mit ebenfalls jüdischen und sowjetischen Wurzeln, ihr keine Unterstützung bietet.

Der Roman entfaltet sich weiter, als Lou auf Gran Canaria ein Familientreffen besucht. Hier erfährt sie von ihrer Großtante eine völlig andere Version ihrer Familiengeschichte als die, die ihre verstorbene Großmutter ihr über das Überleben des Holocausts erzählt hat. Welche Variante stimmt? Und warum macht ihre Großtante das? Was bedeutet das für ihre eigene kleine Familie?Und warum ist Lou das auf einmal so wichtig? Ohne Antworten auf diese Fragen kann Lou nicht nach Hause fahren.

Der Schreibstil des Romans ist erfrischend und oft humorvoll, weshalb ich dieses Buch schnell beendet habe. Die Autorin schafft es, die komplexen Fragen auf eine leichte und zugängliche Weise zu präsentieren, ohne dabei ihre Tiefe zu verlieren. Ein kleines Manko des Buches liegt für mich im letzten Viertel, das im Vergleich zum Rest des Romans etwas an Dynamik verliert. Dennoch finde ich den Roman unbedingt lesenswert, vor allem die jüdische Perspektive auf Erinnerung fand ich sehr interessant.

Bewertung vom 27.07.2024
Eve
Towles, Amor

Eve


sehr gut

Der Roman „Eve“ hat mich positiv überrascht. Auf dem Cover und im Klappentext wird recht wenig über den Roman verraten, sodass ich mich ohne jegliche Erwartungen auf das Buch eingelassen habe. Ich wurde mit einer unterhaltsamen Mischung aus Gesellschaftsroman, Detektivgeschichte und Heist-Story belohnt!

Im Mittelpunkt der Handlung steht Eve, die im Hollywood der späten 1930er Jahre ankommt. Schnell durchschaut sie die frauenfeindlichen Strukturen der Filmindustrie und wird aktiv, als ihre Freundin und Schauspielerin Olivia wegen Nacktfotos erpresst wird. Die Story wird vor allem aus Sicht ihrer Freund:innen und Gegenspieler erzählt, sodass Eve selbst geheimnisvoll und unnahbar bleibt. In ihren eigenen wenigen Kapiteln wird Eves Hintergrund nur angedeutet, sodass ihr Charakter einerseits etwas blass wirkt, andererseits aber auch faszinierend.

Mir haben besonders die Schilderungen des alten Hollywoods am Ende der 1930er Jahre und die dazugehörigen Hintergrundgeschichten der anderen Figuren gut gefallen. Man taucht dabei ein in eine Welt voller Glamour, Intrigen, dunkler Machenschaften und Sexismus. Außerdem halten zahlreiche Twists and Turns die Spannung konstant hoch und zeigen immer wieder Eves Überlegenheit und Cleverness.

Insgesamt ist „Eve“ ein unterhaltsamer Roman, der geschickt verschiedene Genres miteinander verknüpft. Die Mischung aus historischem Flair und Spannung hat mir gut gefallen.

Bewertung vom 19.07.2024
Romantic Comedy
Sittenfeld, Curtis

Romantic Comedy


sehr gut

"Romantic Comedy" von Curtis Sittenfeld ist eine charmante Romcom, die nicht zu klischeehaft ist und mich gut unterhalten hat. Ich hatte jedoch mehr Biss und mehr Feminismus erwartet - es gibt jedoch deutlich weniger Kritik am Patriarchat als gedacht.

Das Buch gliedert sich in drei deutlich unterschiedliche Teile, die jeweils ihre eigene Atmosphäre und Erzählweise mitbringen. Der erste Teil sticht besonders hervor: Mit witzigen und kurzweiligen Dialogen hat er mich schnell in die Welt der Hauptfiguren gezogen: Man bekommt Einblicke hinter die Kulissen von Late Night Shows wie SNL (hier: TNO), wo die Protagonistin Sally als Autorin Sketche schreibt und sich während der Dreharbeiten in den Gaststar Noah verliebt. Aufgrund seiner Berühmtheit und seiner Attraktivität scheint er ihr jedoch unerreichbar zu sein. Der zweite Teil spielt dann während der Pandemie und erinnert ein wenig an den Filmklassiker "Email für dich". Die Charaktere kommunizieren über Emails, was einen intimen und persönlichen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle ermöglicht. Der dritte Teil ist dann vielleicht sogar ein bisschen cheesy (Achtung Insider). Hier wird es definitiv konventioneller und klischeehafter.

Insgesamt ist "Romantic Comedy" eine süße, wenn auch nicht überraschende Lektüre. Wer eine leichte, unterhaltsame Liebesgeschichte sucht, die sich durchaus bemüht, den typischen Klischees zu widersprechen oder sie zumindest zu thematisieren, wird hier fündig.

Bewertung vom 15.07.2024
Die schönste Version
Thomas, Ruth-Maria

Die schönste Version


ausgezeichnet

Was für ein Roman! Sprachlich mühelos intensiv und leicht zugleich, die Handlung packend und nebenbei inhaltlich unfassbar intelligent - kurz: Ich bin restlos überzeugt.

Im Zentrum der Geschichte steht die Beziehung zwischen Jella und Yannick, deren erste große Liebe damit endet, dass Yannick Jella fast erwürgt und diese zurück in ihr Kinderzimmer fliehen muss. Hier erinnert sie sich, wie ihr Aufwachsen sie zu diesem Punkt in ihrem Leben geführt hat: die Jugend in einer trostlosen Kleinstadt in der Lausitz, die ersten Erfahrungen, was es bedeutet, männlichem Begehren schutzlos ausgeliefert zu sein, die Rollen, die sie als Frau erfüllen soll, die Unsicherheit über eigene Bedürfnisse, kunstseidenes Verdecken dieser, aber auch Freundinnen, die zu ihr halten. Das klingt zwar nach schwerer, bedrückender Thematik, dennoch liest sich der Roman unglaublich leicht.

Für mich ist dieser Roman bereits jetzt ein moderner Klassiker und hat einen Ehrenplatz neben „Das kunstseidene Mädchen“ von Irmgard Keun verdient, auf die es zahlreiche Anspielungen gibt. Ich habe den Roman atemlos gelesen, zugeklappt und erst einmal geweint, so intensiv werden Jellas Gefühle transportiert. Durch die zugespitzte Schilderung von Jellas Leben als Frau, das immer wieder an alltäglichen Beispielen verdeutlicht wird, hat der Roman mir ermöglicht, auch eigene Verhaltensmuster in der Jugend und im Erwachsenenalter zu reflektieren, die zwar nicht so extrem waren, aber dennoch Züge der Muster aufwiesen, denen Jella ausgesetzt ist. Ich bin überzeugt, dass sich fast alle Frauen in den patriarchalen Strukturen, die Thomas so präzise beschreibt, wiedererkennen können. Gleichzeitig zeigt die Erzählerin, wie bedeutsam Solidarität von Freundinnen und Familie ist. Daher: Lest dieses Buch! Alle!