Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Kathitintenkleks
Wohnort: 
Lautertal

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2023
All die Frauen, die das hier überleben
Tschajkowska, Natalja

All die Frauen, die das hier überleben


ausgezeichnet

Titel, Cover und Klappentext weißen auf einen Roman hin, bei dem das Thema häusliche Gewalt beschrieben wird. Ich finde, der Autorin Natalja Tschaikowska gelingt es hervorragend, dieses Thema einfühlsam aufzuarbeiten.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Marta erzählt. Sie heiratet überstürzt Maksym, um ihrem Leben in ärmlichen Verhältnissen zu entfliehen. Es folgen fünf Jahre emotionalen Missbrauchs und Gewalt, die sich so weit steigert, dass Marta mehrfach von ihm verprügelt wird. Immer wieder wird Marta Hilfe von außen angeboten, die sie aber nicht annehmen möchte, um den Schein der guten Familie zu wahren. Letztendlich wünschte ich mir für Marta nur, dass sie irgendwie aus dieser Situation befreit wird. Durch die Schilderungen aus der Ich-Perspektive war ich sehr nah am Geschehen und konnte Martas Empfindungen sehr gut nachvollziehen.

Alles in allem finde ich, dass es sich um ein sehr gelungenes, emotionales Buch handelt, dass das Thema häusliche Gewalt nachvollziehbar aufarbeitet.

Bewertung vom 12.10.2023
Diamantnächte
Rød-Larsen, Hilde

Diamantnächte


gut

Das Cover zu Diamantnächte gefällt mir unglaublich gut. Die Farben verlaufen ineinander und sind doch klar abgetrennt. Während ein Diamant hell scheint, steht der zweite Teil des Titels "Nächte" im Kontrast dazu. Ähnlich ging es mir beim Lesen des Buches. Ich konnte schnell in die Geschichte eintauchen und hatte auf der anderen Seite das Gefühl, abgetrennt von den Begebenheiten zu sein. Das augenscheinlich fröhliche Cover birgt einen Roman über inneres zerbrochen sein, was bei genaueren Hinsehen zu den einzelnen Farbfragmenten passt.

Das Buch handelt von Agnete die als ihr Mann auf eine Geschäftsreise geht, über ihr Leben reflektiert. Ehrlich gesagt wurde für mich die Beziehung, die Agnete zu ihrem Mann hat, nicht klar. Erst dachte ich, sie möchte ihn auf Dauer verlassen, aber schlussendlich denke ich, dass diese Annahme nicht zutrifft und das Buch nicht viel über die Beziehung der beiden zueinander aussagt.

Die Kapitel haben einen flüssigen und bildhaften Schreibstil. Ich konnte die Erfahrungen, die Agnete gemacht hat, gut nachvollziehen. Allerdings bleiben viele Dinge nur angedeutet und ein Abschluss der angefangenen Episode fehlt. Beispielsweise berichtet Agnete von einer Reise in der Kindheit, bei der sie Fieber hatte, für mich bleibt allerdings komplett unklar, ob sie wirklich krank war oder sich das allein in ihrer Fantasie abgespielt hat.
Ich denke, für viele Leser*innen liegt hier der Reiz des Buches, da sehr viel Raum für eigene Fantasien gelassen wird. Mir persönlich ist es allerdings lieber, wenn Erzählstränge zu Ende geführt werden und ich sozusagen die Fakten präsentiert bekomme.
Weiterhin bleibt für mich unklar, weshalb Agnete die Haare ausfallen. Ich habe eine starke Vermutung, die sicherlich schlüssig wäre, aber ausgesprochen wird es nicht.
Und so besteht das ganze Buch aus vielen Andeutungen, die mich sehr unzufrieden zurück lassen.

Die einzelnen Kapitel springen in der Zeit, was wahrscheinlich sehr gut zu Agnetes Gemütszustand passt. Einige Handlungen ihrerseits konnte ich ab einem gewissen Punkt nicht mehr nachvollziehen und lassen mich schmerzhaft berührt zurück.

Ich bin mir daher sehr unschlüssig, wie ich das Buch bewerten möchte, da mir bewusst ist, dass es diesmal eine äußerst subjektive Bewertung ist, die dem Anspruch des Buches unter Umständen nicht gerecht wird. Ich persönlich finde, dass es sich um ein anspruchsvolles Buch handelt, das vieles bewusst nicht benennt. Auf der einen Seite ist dies, wie bereits betont die Stärke des Buches, die mich allerdings auf der anderen Seite unzufrieden zurück lässt. Darüber hinaus hätte ich mir bei diesem Buch eine deutlichere Triggerwarnung gewünscht, sodass es von mir 3 von 5 Sternen gibt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

"Kein guter Mann" handelt von dem knapp 60 jährigen Walter, der seit Jahren seinen Job als Postbote sehr genau nimmt. Aufgrund dessen kommt es zu einem Streit mit einem Kunden. Dieser Streit eskaliert so sehr, dass seine Chefin ihn in den Vorruhestand versetzen möchte. Doch das kann sich Walter nicht leisten, deshalb wird er vorläufig in die Christkindl Filiale der Post nach Engelskirchen versetzt. Dort fühlt sich Walter allerdings überhaupt nicht wohl, da er mit einer Flut an Briefen mit materiellen Wünschen konfrontiert wird. Besonders sauer stößt ihm auf, dass manche Kinder noch den Zusatz "und ich wünsche mir Frieden" äußern, um ihren materiellen Wünschen mehr Gewicht zu verleihen. Doch ein Brief ist anders. Der kleine Ben schreibt einen herzreißenden Brief an Gott. Und plötzlich sieht sich Walter in der Rolle von Gott und versucht alles, um dieser Rolle gerecht zu werden, obwohl er doch mit seinen ganz eigenen Problemen konfrontiert ist.

Durch den locker und lustigen Einstieg in den Streit mit dem Kunden war ich sofort auf Walters Seite. Ich musste über seine Art sofort schmunzeln und hatte die ganze Zeit das Gefühl, es mit einem ganz besonderen Menschen zu tun zu haben. Dieser Eindruck wird durch die weitere Erzählung verstärkt, da es immer wieder Rückblenden in Walters Leben gibt. Das Leben war nicht immer gut zu Walter, weshalb er von seiner Familie als eingebrödlerischen Egoisten gesehen wird. Doch nach und nach entfaltet sich Walters Persönlichkeit vor dem Hintergrund eines weihnachtlichen Settings.
Walters tiefe Loyalität hat mich sehr berührt und teilweise nachdenklich gemacht.
Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll. Trotz des emotionalen Themas war das Buch angenehm und schnell zu lesen.
Walter und Ben werden sehr facettenreich und mit viel Tiefgang beschrieben.
Der September scheint mir als Veröffentlichungsdatum etwas zu früh zu sein, handelt es sich doch um ein wunderschönes, vorweihnachtliches Buch.
Da mir das Buch außerordentlich gut gefallen hat, gibt es von mir fünf von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung für dieses wunderbare Buch.

Bewertung vom 10.09.2023
Henriette lächelt
Heinisch, Andrea

Henriette lächelt


sehr gut

Beim Cover dachte ich zunächst, dass das Muster zu einem Oberteil von Henriette passen könnte. Es stellt sich allerdings heraus, dass das Cover eine tiefere Bedeutung hat, die ich hier allerdings nicht vorwegnehmen mag.
Das Buch erzählt in kurzen Kapiteln Henriettes Geschichte. Henriette ist stark übergewichtig und die kurzen Kapiteln und der distanzierte Schreibstil hat dazu geführt, dass ich mir gut vorstellen konnte, wie Henriette sich von sich selbst distanziert hat. Henriette leidet nicht nur unter ihrem Gewicht, sie leidet auch darunter, dass ihre Mutter sich permanent in ihre Angelegenheiten einmischt. So eine Mutter wünscht sich niemand. Eigentlich sollten Mütter unterstützend sein, aber Henriettes Mutter zieht sie immer weiter runter und kritisiert sie. Allerdings verzichtet das Buch komplett auf direkte Rede, sodass das gesprochene bereits durch Henriette interpretiert wurde. Die gesamte Geschichte ist von ihrer Schwerfälligkeit gezeichnet und ich hatte die ganze Zeit das Bedürfnis, ihr einen kleinen Schubs zu geben.
Der Klappentext verspricht, dass Henriette sich öffnet, allerdings hatte ich mir eine stärkere Entwicklung gewünscht. Das bewusst sehr offen gehaltene Ende gefällt mir ebenfalls nicht, da ich so nicht das Gefühl habe, dass die Geschichte ordentlich abgeschlossen wurden.

Bewertung vom 28.08.2023
Heartbreak
Bagci, Tarkan

Heartbreak


gut

Das Cover zu Heartbreak gefällt mir sehr gut. Es erinnert mich an die Beleuchtung einer Autobahnraststätte und die Farben passen für mich in eine Großstadt.
Allerdings wurde dieser Eindruck nicht bestätigt. Das Buch handelt von Marie, die an Depressionen erkrankt ist. Dies wird sehr eindrucks-, aber auch gefühlvoll beschrieben. Ich konnte mich sehr gut in ihre Gefühlswelt hineinversetzen, da auch immer wieder Bezug auf ihre Vergangenheit genommen wurde.
Außerdem wird die Geschichte von Tom erzählt. Tom ist eigentlich Musiker, aber sein Manager verschafft ihm eine Rolle als Schauspieler. Damit ist er nicht besonders glücklich und dramatische Wendungen führen Marie und Tom zusammen.
Bis dahin gefällt mir die Geschichte gut. Ich konnte Toms Empfindungen ebenfalls nachvollziehen und war auf seiner Seite. Die Geschichte hat einige spannende Elemente und behandelt aktuelle Themen wie den Umgang mit Depressionen und Misserfolg. Allerdings fällt mir insgesamt der Tiefgang. Die Charaktere bleiben leider oberflächlich und gerade gegen Ende hatte ich nicht das Gefühl, die beiden gut zu kennen. Das offene Ende gefällt mir ebenfalls gar nicht.
Daher gibt es von mir drei Sterne für eine unterhaltsame Idee und gelungene Umsetzung. Ich finde, das Buch unterhält, hätte ich es nicht gelesen, hätte ich aber nichts verpasst.