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Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 13.02.2024
Weiße Wolken
Seck, Yandé

Weiße Wolken


sehr gut

Schwesterherz(en)

Yandé Seck schreibt über zwei Schwestern, die trotz unterschiedlicher Lebenskonzepte emotional eng miteinander verbunden sind. Während die berufstätige Dieo verheiratet ist und drei Kinder hat, hat sich die jüngere Zazie in ihrem Lebensstil noch nicht wirklich festgelegt und betreibt viel Aktivismus-Arbeit, u.a. gegen Rassismus und Sexismus. Ein tragisches Ereignis führt die beiden nach Senegal, das Heimatland ihres Vaters.
Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive der Schwestern und von Simon, dem Ehemann von Dieo, erzählt. Besonders gut fand ich die Figurenentwicklung und die Darstellung der Beziehungen der Personen untereinander.
Der Roman lässt sich durch den angenehmen Schreibstil der Autorin angenehm lesen, die Aktualität sowie der Realitätsbezug sind ebenfalls hervorzuheben. Auf jeden Fall lesenswert!

Bewertung vom 13.02.2024
Notizen zu einer Hinrichtung
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung


ausgezeichnet

Mitreißend!

Bereits das Cover mit dem Fuchs in der Mitte, dem gelben Schriftzug und der dunklen Hintergrundkulisse hat etwas Beängstigendes und zugleich Anziehendes.
Der Roman handelt von Ansel Packer, dessen Hinrichtung in zwölf Stunden bevorsteht. In Rückblenden werden dem Leser Einblicke aus seinem Lebensweg gewährt und die Hintergründe der Motivation ergründet. Hierbei kommen auch Frauen zu Wort, die für ihn eine Rolle gespielt haben und Einfluss auf ihn nahmen, aber auch von ihm und seinen Taten geprägt sind, wie die Mutter, seine Exfrau oder eine Polizistin. Danya Kukafka schildert das Wechselspiel zwischen den Frauen und Ansels Innenleben sehr gekonnt und geschickt, sodass man emotional in den Bann gezogen wird.

Die Autorin schafft es durch ihren Schreibstil tief in die Psyche der Protagonisten einzudringen und durch ihr Einfühlungsvermögen der Frage des Menschseins nachzugehen.

Bewertung vom 13.02.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


ausgezeichnet

Zeitlose Kurzgeschichten

„Nachbarn“ beinhaltet 14 Kurzgeschichten, die alltägliche Ereignisse unter Einfluss rassistischer Prägungen der 1960er Jahre in den Südstaaten Amerikas darstellen. Aus den Geschichten gehen Gefühle wie Angst oder Hoffnungslosigkeit der Betroffenen hervor und jede Biographie ist für sich sehr berührend und lebensecht. Sie werden durch äußere Umstände in ihrer Selbstbestimmtheit eingeschränkt und das wirkt sich in ganz unterschiedliche Bereiche des Lebens aus, von der medizinischen Behandlung bis hin zu akademischen Beziehungen.

Die Autorin Diane Oliver ist leider sehr jung verstorben und es ist umso bemerkenswerter, wie prägnant und realistisch sie Themen des Rassismus, der Armut und Gewalt schildert.
Die Zusammenstellung dieser zu ihren Lebzeiten unveröffentlichten Kurzgeschichten ist nur zu empfehlen und eine große Bereicherung!

Bewertung vom 05.11.2023
Tränen, Liebe, Lebensgier
Hagen, Kimberly

Tränen, Liebe, Lebensgier


gut

Der Preis der Liebe

Kimberly Hagen schreibt hier über ihren Trauerprozess, als ihr Mann unerwartet verstirbt. Tatsächlich hatte ich mich sehr über diese Lektüre gefreut, da ich ebenfalls eine solche Erfahrung durchleben musste. Umso trauriger war ich, dass ich im Laufe des Lesens keine richtige Bindung zur Autorin und ihrer Art des Trauerns aufbauen konnte. Jede*r trauert nun einmal unterschiedlich und hat andere Ressourcen, auf die zurückgegriffen werden kann. Diese Aspekte haben mir ein wenig gefehlt. Auch die Hervorhebung dessen, dass ihr Weg der Trauer sehr löblich ist und dies durch ihre Wegbegleiter bestätigt wird, freut mich für ihren Umgang mit der Trauer zwar, aber leider wird diese Unterstützung nicht allen Betroffenen zuteil.

Das Weiterleben mit dem Verlust von geliebten Menschen oder Tieren ist individuell und sehr wechselhaft. Hagen zeigt einen Einblick in ihre Art des Trauerns und erweist Mut über so ein schwieriges Thema zu schreiben...

Bewertung vom 23.10.2023
Die Wahrheiten meiner Mutter
Hjorth, Vigdis

Die Wahrheiten meiner Mutter


sehr gut

Spannungsverhältnis Mutter-Tochter

Vigdis Hjorth widmet sich in diesem Roman der spannungsgeladenen Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Die Protagonistin Johanna lässt ihre Familie und ihr vorheriges Leben vor etwa drei Jahrzehnten in Norwegen zurück und flieht in die USA. Nach dem Verlust ihres zweiten Mannes kommt sie zurück und muss sich mit dem Unausgesprochenem und dem Unverarbeitetem auseinandersetzen. Die Konfrontation mit der Vergangenheit geht einher mit den schwierigen Verhältnissen zu ihrer Mutter, die schwer zugänglich ist und somit eine Aussprache unmöglich scheint.
Der Roman gibt Einblick in die Gefühlswelt von Johanna und besteht zu einem großen Teil aus einem inneren Monolog. Ich empfand die Schilderungen aus der Kindheit und die Gedankengänge der Protagonistin sowie ihre Erkenntnisse bezüglich der Mutter als sehr intensiv.

Bewertung vom 23.10.2023
Henriette lächelt
Heinisch, Andrea

Henriette lächelt


ausgezeichnet

Befreiungsschlag mit 190 kg?!

In „Henriette lächelt“ bekommen wir Einblick in das Leben von Henriette. Sie ist Buchhalterin, 50 Jahre alt und wiegt 190 kg, die sich in ihrem Alltag bemerkbar machen. Ihre Mutter wohnt über ihr und kann es nicht sein lassen, sich in ihr Leben einzumischen oder ihre Meinung kundzutun.
Die zu Beginn sehr isolierte Henriette durchläuft im Laufe des Buches eine bemerkenswerte charakterliche Entwicklung und wird offener, sodass sie Bekanntschaften schließt und den Kontakt zu Mitmenschen sucht.
Das Buch ist in kurze Kapitel eingeteilt, die sprunghaft Erlebnisse und Ereignisse aus ihrem Leben widerspiegeln.

Ich beschäftige mich privat in letzter Zeit vermehrt mit den Themen Bodyshaming und Bodypositivity und den Einblick in die Gefühlswelt einer Betroffenen fand ich sehr bereichernd, zumal ich Henriette auch von Anfang an ins Herz schloss und die Schilderungen gut nachempfinden konnte.
Ich kann dieses Buch wirklich empfehlen, es war eine schöne Leseerfahrung!

Bewertung vom 11.09.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Die Suche nach Antworten

Elena Fischer schreibt in dieser Coming-of-Age-Geschichte über die 14-jährige Billie sowie ihre Mutter Marika. Beide leben unter schwierigen Lebensverhältnissen, trotz zweier Jobs reicht das Geld gegen Ende des Monats nicht aus. Dennoch haben beide den Umgang mit den Umständen durch ihre Kreativität und Lebensfreude gelernt. Doch plötzlich ändert sich alles mit dem Sommer, an welchem die ungarische Großmutter in beider Leben tritt, und Billie muss den Verlust ihrer Mutter erleben. Auch als Leser trifft der tragische Tod der Mutter einen sehr, obwohl der Roman bereits zu Beginn mit „Meine Mutter starb diesen Sommer“ beginnt. Billie trifft sodann die Entscheidung, ihren Fragen zur Vergangenheit sowie ihren Wurzeln nachzugehen, und begibt sich auf die Reise.
Elena Fischer hat einen sehr berührenden und wunderschönen Roman geschrieben, der gleichzeitig auch durch seinen eigenen Humor überzeugen kann.

Bewertung vom 15.08.2023
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
Knecht, Doris

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe


ausgezeichnet

Mutter im Umbruch

Doris Knecht schreibt in "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" von einer namenslosen Ich-Erzählerin, die sich auf Veränderungen in ihrem Leben einlassen muss, als der Auszug ihrer beiden Kinder nach ihren Schulabschlüssen bevorsteht. In kurzen Kapiteln bekommt der Leser Einblick in die Gedanken und Erinnerungen bezüglich vergangener Ereignisse sowie die familiären Strukturen. Die Ich-Erzählerin muss sich nunmehr neu finden und befindet sich in einem Umbruch.
Besonders gefallen hat mir, dass die Autorin authentisch und mitten aus dem Leben erzählt, wobei sie dies auf einer spannenden und humoristischen Art und Weise schafft. Ich habe mich gut in die Gefühlslage der Ich-Erzählerin einfinden können. Die jeweiligen Kapitel behandeln verschiedene Themen, wodurch die Geschichte lebendig wird.

Bewertung vom 13.08.2023
Wenn ein Satz dein Leben verändert
Pignitter, Melanie

Wenn ein Satz dein Leben verändert


ausgezeichnet

Inspiration pur! Absolute Empfehlung!!

Die Autorin Melanie Pignitter behandelt in diesem Sachbuch die Bedeutung von Worten, denn diese können sich sowohl negativ als auch negativ auf unser Gemüt auswirken. Zu Beginn wird uns Lesern der wissenschaftliche Hintergrund nähergebracht. Durch eine gute Mischung aus Text und Bild sowie die Hervorhebung zentraler Aussagen findet man relativ schnell und einfach in die Thematik rein. Im darauffolgenden Teil des Lexikons werden dann themenweise Überbegriffe mit entsprechenden Kapiteln gelistet.

Melanie Pignitter schafft es durch ihren lockeren und angenehmen Schreibstil das Interesse der Leser anzuregen und die hilfreichen Affirmationen verständlich und einfach zu vermitteln. Durch ihre sympathische Art steigt die Motivation zur Umsetzung in das alltägliche Leben. Ich werde sicherlich immer mal wieder in dem Buch blättern und mir Inspirationen einholen!

Bewertung vom 21.06.2023
Die Affäre Alaska Sanders
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


ausgezeichnet

Vielschichtig und gut durchdacht!

Die Affäre Alaska Sanders ist die Fortsetzung des Buches „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“, in welchem das Duo Sergeant Perry Gahalowood und Schriftsteller Marcus Goldman im Fall um Harry Quebert ermittelte. Der zweite Roman setzt im Juni 2010 an und handelt von einem Mordfall von vor elf Jahren im Jahre 1999. Dieser wurde damals schnell als abgeschlossen erklärt, doch ein neuer anonymer Hinweis bringt die Ermittlungen wieder ins Rollen.

Beim Lesen kommt es zu zeitlichen Sprüngen zwischen dem Jahr des Mordfalls und dem Jahr der neu aufgerollten Ermittlungen, in denen auch immer wieder Bezüge zu dem Vorgängerroman hergestellt werden. Hier schafft es der Autor Hintergrundinformationen sowie Rückblenden geschickt in die Handlung einzubinden, sodass die Lesenden den Faden nicht verlieren. Zudem gelingt es Joël Dicker bis zum Ende die Spannung aufrechtzuerhalten und alle Details gekonnt zusammenzufügen.